Nummer 175

Altensteig, Dienstag, den 31. Juli 1834.

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Das deutsche Km vvn M4

Zum 1. August 1834

Zum zwanzigsten Male jähren sich die Tage, in denen das deutsche Heer, unbestritten die erste Armee der Welt, hmauszog, um das Vaterland im entscheidenden Kampfe um die Machtstellung im Rate der Völker zu verteidigen. Heute kann sich mancher gar keinen Begriff mehr von der Stärke, Gliederung und Zusammensetzung dieses herrlichen Machtfaktors machen, der die deutschen Fluren vor feind­licher Verwüstung schützte, der in unvergleichlichem Sieges­zug tief in Feindesland eindrang, dem dann aber leider an der Marne, es mutet wie eine Schicksalsfügung an, durch eine Verkettung unseliger Umstände die wohlverdiente Palme des Endsieges entwunden wurde.

Das gesamte deutsche Heer zählte am 31. Juli 217 Jn- santerie-Regimenter mit 651 Bataillonen, 18 Jäger- und Schützen-Bataillone, 1 Lehr-Jnsanterie-Bataillon, 9 Un­teroffiziersschulen, 1 Jnfanterie-Schietz-Schule, 11 Maschi­nengewehrabteilungen (für Kavallerie-Divisionen be­stimmt), 234 Maschinengewehrkompagnien (bei den Jnf.- Regt. und Jäger-Batl.), 15 Festungs-Maschinengewehrab­teilungen, 110 Regimeter Kavallerie mit 547 Eskadrons, 100 Regimeter Feldartillerie mit zusammen 633 Batterien, 1 Feldartillerie-Schieß-Schule, 24 Regimenter Fußartillerie mit 48 Bataillonen und 30 Bespannungsabteilungen, 1 Fußartillerie-Schietz-Schule, 33 Bataillone Pioniere mit 26 Scheinwerferzügen, 8 Bataillone Eisenbahntruppen, 9 Telegraphen-Bataillone, 8 Festungs-Fernsprech-Kompag- nien, 5 Luftschifser-Bataillone, 5 Flieger-Bataillone, 1 Krastfahr-Bataillon, 1 Lust- und Kraftfahr-Bataillon (Bayern), 25 Train-Abteilungen. Die etatsmäßige Heeres­stärke betrug 800 675 Mann mit 160 092 Dienstpferden. Wohl eine stattliche Friedensmacht, aber dennoch bei weitem zu wenig, um die Aufgaben zu lösen, die diesem Heer in ei­nem Ernstfall bevorstanden. Ein kurzsichtiges Parlament hatte Jahre lang dem Heer verweigert, was des Heeres sein mußte, es sollte sich bitter rächen. Durch das ewige Bremsen und Sparen an der verkehrtesten Stelle, durch das ständige Nichtbeachten der Forderungen der Vertreter der Heeresinteressen, war die allgemeine Wehrpflicht in Deutsch­land illusorisch geworden. Daß trotz dieser Widerstände das deutsche Heer in den ersten Kriegswochen solch einzig dastehende Taten vollbracht hat. ist der beste Beweis dafür, aus welcher Höhe es sich befand.

Als nun an dem unvergeßlichen 1. August der Mobilma­chungsbefehl erlassen werden mußte, galt es das Heer in die Kriegsformation zu überführen. Die Stärke der deutschen Wehrmacht stieg damit auf 3 822 450 Köpfe. Diese setzten sich (einschließlich Offiziere) folgendermaßen zusammen: Höchste Kommandobehörden 3489, Festungsgouvernements- stäbe 9389, Feldtruppen 1328 526, Reservetruppen 586 639, Belagerungsformationen 7982, Eisenbahn-, Kraftfahr- und Etappenformationen 91739, Stellvertretende Behörden 76166, Mobile Landwehrtruppen 370 348, Immobile Land­wehrtruppen 82 003, Besondere immobile Formationen für die Festungen 27 933, Ersatztruppen 954110, Landsturm­truppen 384126. Von diesem Aufgebot entfielen auf das Königreich Preußen und di« kleineren Bundesstaaten

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Der neue Führer der SA.-Eruppe Berlin-Brandenburg. Obergruppenführer von Jagow, ist in der Reichshauplstadr eingetroffen.

2 967 854, auf das Königreich Bayern 421507, auf das Königreich Sachsen 283 553 und auf das Königreich Würt­temberg 159 436 Köpfe. Betrachtet man nun diese Zahlen, so kann man schon ermessen, welch eine gewaltige Arbeit in diesen ersten Tagen zu leisten war. Sie wurde geleistet, und zwar mustergültig. Die Heeresmaschine hat 1914 mit genau der gleichen bewundernswerten Präzision gearbeitet wie in den großpn Tagen eines Moltke und Ronn.

Betrachten wir nun einmal kurz die einzelnen Truppen­gattungen. Die aktive Infanterie vermehrte sich um 1 Re­giment (Lehrregiment), stellte aber 113 Reserve-Regimen­ter mit zusammen 332 Bataillonen und 88 Maschinenge­wehr-Kompagnien, sowie 96 Landwehr-Regimenter mit 293 Bataillonen (dabei 21 Regimenter mit 74 Bataillonen zu­nächst immobil), 86 Vrigade-Ersatz-Bataillone und 334 Landsturm-Bataillone auf. Die Jäger und Schützen bildeten 18 Reserve-Bataillone (jedes aktive Bataillon eins). Dir Kavallerie rückte mit ihren 110 aktiven Regimentern aus, dazu kamen 33 Reserve-Kavallerie-Regimenter. 56 Land­wehr- und 74 Landsturm-Eskadrons, schließlich 19 Kaval- lerie-Ersatz-Abteilungen (für die mobilen Ersatzbrigaden). Die aktive Feldartillerie war durch das Lehr-Regiment und zwei neugebildete Earde-Feldartillerie-Regimenter ver­stärkt. Ihre Reserveformattonen bestanden aus 29 Reserve- Regimentern mit zusammen 183 Batterien, 13 Landwehr- uno 23 Landsturm-Batterien, sowie 40 je 2 Batterien star­ken Ersatzabteilungen für die mobilen Ersatzbrigaden.

Bei der Fußartillerie traten der Eigenart ihrer Ver­wendung entsprechend, einschneidende Veränderungen ein. Insgesamt zogen 26 den Armeekorps zugeteilte schwere Feldhaubitz-Bataillone, 14 den Armeeoberkommandos zu­geteilte Mörserbataillone und 1 10 Zentimeter Kanonen- Vataillon ins -eeld. Dem Vekatzunasbeer waren 16 Ba-

EroßeMstnen

Copyright: Prisma-Korrespondenz, Berlin-Schöneberg. b3. Fortsetzung. (Nachdruck verböte»)

So legt sie sich ruhig wieder schlafen.

Aus der Küche klingt gedämpftes Reden und Lachen, das datiert ein halbes Stündchen, dann wird alles ruhig, die Gäste verlassen das Haus und Brösicke legt sich schlafen.

Brösicke schläft am anderen Morgen etwas länger.

Frau Eveline trinkt allein Kaffee. Ein Seufzer entfährt ihr, als sie den Schritt der Mutter hört, die gefolgt von dem ABC eintritt.

Das Gesicht gleicht dem einer erzürnten Königin.

Guten Morgen! Ich muß unbedingt mit dir sprechen!"

Bitte, Mama! Nimm Platz!" sagt Eveline sehr ruhig.

Hier... Platz nehmen? In den Räumen deines Gatten, der betrunken nach Hause kommt!"

Mama, darüber können wir allein sprechen!"

Da legt das Trio los. Sie hätten ein Recht dazu, ihre Meinung kundzugeben, kein Auge hätten sie die Nacht Zugetan und es wäre unerhört, was ihnen hier geboten würde.

Das wird Eveline zu bunt.

Jetzt habe ichs satt! Ihr dummen Göhren, was bildet ihr euch denn ein! Ihr genießt hier die Gastfreundschaft meines Mannes, er sorgt für euch, nährt euch und kleidet euch und ihr führt euch so auf? Ihr seid eine ganz undank­bare, unverschämte Gesellschaft!"

^ Es ist zum ersten Male, daß Frau Eveline aufbegehrt. >3N vornehmer Ruhe mit Güte hat sie immer versucht zu vermitteln, aber jetzt ist das Maß voll.

Das sieht so aus, als wenn du deinen Mann noch 'verteidigst?" sagt Frau Lydia spitz.

Natürlich verteidige ich ihn! Schließlich ist es mein Mann! Und er ist ein anständiger, ehrenwerter Mann!"

Ah... so... anständig und ehrenwert! Und kommt ve­rtrunken... entsetzlich... betrunken nach Hause! Begleitet

von ein paar so ordinären Burschen! Diese Gesellschaft! Nein, mein Kind, das mache ich nicht mehr mit! Ich verlange, daß du dich jetzt von deinem Manne scheiden läßt."

Im ersten Augenblick ist Eveline starr, dann aber muß sie lachen, lachen, daß ihr die Tränen kommen.

,Z)u findest das zum Lachen?"

Ja, Mama!" entgegnet Eveline.,Das ist auch nur zum Lachen! Ich mich scheiden lassen? Ich denke nicht daran! Wenn es dir nicht mehr paßt, dann steht es dir doch frei, meinen Mann zu verlassen."

Das sagt mir meine Tochter! Du... eine geborene Krantzewitzcn!"

Das war einmal! Jetzt bin ich eine Frau Eveline Brösicke und fühle mich ganz wohl dabei! Ich würde mich noch wohler fühlen, wenn du meinen Mann in Frieden ließest und ihn nicht immer kommandieren würdest! Das ist doch kein Zustand! Du kannst aus meinem Mann keinen Grand­seigneur machen! Das braucht er nicht zu sein! Er ist ehren­haft und anständig. Mehr kann ja ein Mann nicht sein, auch in den Kreisen der Aristokratie nicht."

Unsagbar verächtlich blickte Frau Lydia auf ihre Tochter.

O Gott, wie bürgerlich bist du geworden!"

Gottseidank, Mama!"

Kommt, Kinder! Mit Eveline ist heute nicht zu reden! Ich werde mir meinen Herrn Schwiegersohn einmal per­sönlich vornehmen! Das wäre doch schlimm, wenn...!"

Das Letzte hörte man nicht mehr, denn inzwischen , die Vier verschwunden.

*

Brösicke kam eine Viertelstunde später freudestrahlend an den Frühstückstisch, als das Mädchen eben abräumen wollte. Er war sauber gewaschen, gekämmt und rasiert.

Morjen, Evelinchen! Was machst du für ein sorgen­volles Gesicht? Biste mir böse, das ich heute Nacht so'n bißkcn geräuschvoll injetteten bin?"

Ach, was, lieber Mann! So schlimm war es doch nicht! Und das mit dem Schutzmann, der Fensterscheibe und dem verprügelten Schusterjungen... das stimmt dock nicht!"

Ach wo werd' ick! Nee, nee, Brösicke kann niemand wat zu Leide tun! Die Bengels haben sich een Jux mit deiner Mutter gemacht! Was muße auch immer so los- schkmpsen! Ich werd' doch wohl in mein Haus nach Hause

taillone zugeteilt, was eine Gesamtstärke von 198 Batterien Fußartillerie ergibt. An Reserve-Fußartillerie wurden .">0 Bataillone, an Landwehr-Fußartillerie 24 Bataillone aus­gestellt. Die Pionier-Bataillone wurden in Kompagnien aufgelöst, die zu den Divisionen traten. Jedes Bataillon stellte 2 Reservebrigaden auf. Außerdem waren 19 Ersatz­kompagnien für die mobilen Ersatzbrigaden, 44 Landwehr­und 40 Landsturm-Kompagnien gebildet. Die Eisenbabn- Regimenter wurden in die einzelnen Eisenbahn-Baukom- pagnien (zusammen 30) aufgelöst und stellten 26 Reserve-, 7 Landwehr- und 11 Festungs-Eisenbahn-Vaukompagnien auf. Die Telegraphen-Bataillone wurden verteilt, um die erforderlichen Telegraphen-Fernsprech- und Funkerforma- tionen zu bilden. Jede Kavallerie-Division erhielt eine Nach­richtenabteilung mit durchschnittlich 2 schweren und 2 leich­ten Funkenstationen, jedes AOK. erhielt eine Armee-Tele- graphen-Abteilung und 2 schwere Funkenstationen, jedes aktive und Reservekorps bekam eine Fernsprechabteilung.

Die Kraftfahrer bildeten 65 Etappen-Kraftwagenko on- nen. Außerdem erhielt jede Kavallerie-Division eine Ka­vallerie-Kraftwagenkolonne und jedes Jäger-Bataillon eine Jäger-Kraftwagenkolonne (Zu Mannschaftsbeförderung und Hebung der Beweglichkeit dieser die Kavallerie beglei­tenden Bataillons). Aus den Luftschiffer-Bataillonen wur­den die Besatzungen der Lenkluftschiffe (8 Luftschiffe) und die Luftschifftrupps (für Bedienung auf der Erde) here-us- gezogen, außerdem 9 Feldluftschifferabteilungen nebst Eos­kolonnen, sowie 18 Festungsluftschiffertrupps gebildet. An Fliegern hatte jedes AOK. und jedes aktive Korps (aler nur diese) eine Feldfliegerabteilung zu 6 Flugzeugen. Es waren also 33. Außerdem gab es 8 Festungs-Fliegerabtei- lungen.

Gewaltig war das Aufgebot an Munitionskolonnen und Trains. Jede Abteilung der Feldartillerie und jedes Ba­taillon der Fußartillerie erhielt eine leichte Munitio. s- kolonne. Außerdem hatte jedes Korps zwei Munitionsni- lonnen-Abteilungen mit zusammen 4 Infanterie- und 9 Artillerie-Munitionskolonnen. Das waren im Ganzen al'o allein 336 Munitionskolonnen (ohne die leichten). Dazu kam für jedes Bataillon Fußartillerie noch eine eigene Munitions-Kolonne-Abteilung mit zusammen 272 Kolon­nen. Hierzu traten noch die Munitionskolonnen für die Re­serve-Formationen, abermals 110 Kolonnen, und schließlich 57 Etappen-Munittons-Kolonnen. An TrOins hatte jedes aktive Korps: den Korps-Vrücken-Train, zwei Divisions- Brücken-Trains und drei Sanitätskompagnien, ferner 6 Proviant- und 7 Fuhrpark-Kolonnen, 2 Feldbäckerei-Kol on- nen, 2 Pferdedepots und 12 Feldlazarette, das waren zu­sammen über 900 Einheiten. Bei den Reservetruppen r,-ir die Ausstattung etwas geringer, belief sich aber auch im­merhin auf ungefähr 300 Einheiten. Schließlich hatten die Etappeninspektionen 83 Etappenfuhrparkkolonnen, 99 Traineskadrons, die die Magazinfuhrparks formierten, 9 Etappenbäckereikolonnen und 31 Etappen-Hilfsbäckereilo- lonnen.

Unser Heer gliederte sich beim Ausmarsch ins Feld in 11 Kavallerie-Divisionen, sie 4 Höhere Kavallerie-Komman­dos und 1 selbständige Division (Osten) bildeten in 25 ak- > tiven Armeekorps. 14 Reservekorps, eine selbständige Re-

kornr..' ..lesen, wann ich... und meine Frau es will! Nickt wahr, Evelinchen! Und det kann ich dir sagen... wenn wir hier alleine wären... der Skat würde zu Hause gespielt! Das sind alles so nette Menschen!"

Ich glaube dir's! Es war ja alles nicht schlimm! Abc, Mama hat mir eine Szene gemacht! Ich bin zum erster, Male... aufgetaut!"

Aufgetaut, du Evelinchen... wenn du sagst aufgetau., dann ist das schon allerhand."

Ja, August... es muß etwas geschehen! Diesen Zu­stand halte ich so nicht mehr länger aus!"

Die Olle muß rücken!" sagte Brösicke fest.Ver­zeihung, Evelinchen, aba es ist mir so raus je rutscht."

Wenn Mama nur einsehen wollte, daß es das Beste wäre, wenn sie mit meinen Schwestern wo anders lebte. Ich weiß, daß du die Meinen dann noch viel lieber unter­stützen würdest!"

Aber natürlich, Evelinchen! Würde ick! Aber so jerne!"

Sie tauschten sich noch lange aus, aber sie kamen zu keinem Resultat.

Weißte, Evelinchen," sagte Brösicke zum Schluß.Ich glaube... es gibt nur een Mittel... rausschmeißen! Aber det möchte ich dir doch nich' antun."

*

-m Nachmittag stellte Frau Lydia ihren Schwiegersohn.

Herr Schwiegersohn, ich habe mit Ihnen zu reden!"

Wet jibt's denn!" versuchte Brösicke möglichst un­befangen zu sagen.

Sie sind diese Nacht betrunken nach Hause gekommen?"

Es war nur een janz kleena Spitz!"

Brösicke fand einen Spaß dran, sie dabei zu lassen.

Pfui... diese Kutschersprache! Nein, und in was für einer Gesellschaft Sie waren... die sich für Sie nicht schickt. Und einen Schutzmann haben Sie geprügelt!"

Det is möjlichl"

Um Gotteöwillen! Man wird Sie einsperren!"

Det kommt in die feinsten Familien vor!"

Herr Schwiegersohn... ich mache Sic oaiauf auf­merksam, wenn das eintritt, dann wird sich meine Tocktcr sofort von Ihnen scheiden lassen."

Fortsetzung folgt!