Für und wider den Krieg in Italien.

Zürich, 31. Dez. Aus Mailand erfahrt dieNeue Züricher eZitung": Zn den Volksversammlungen, rvslche von den Jrredentisten und Revolutionären abgehalten werden, um für die Beteiligung Italiens am Kriege Stimmung zu machen, kommt es in der letzten Zeit regelmäßig zu argen Zusammenstößen mit den Freunden der Neutralität. So am Dienstag in Venedig und Bologna und gestern in Genua, wo überall die heftigen Krawalle sich auf den Straßen fortsetzten und die Polizei einschreiten mutzte.

Amerika und disenglische Kontrebandepoliiik.

(W.T.V.) Washington. 2. Zan. Der Senator Walsh sagte in einer Rede in Montana: 31 ameri­kanische Schiffe mit 19 350 Tonnen amerikanischen Kupfers wurden seit Beginn des Krieges festgehal- ren und die Ladungen beschlagnahmt. 9000 Tonnen Kupfer wurden in Gibraltar zurückgehalten. Der Redner sprach die Ueberzeugung aus. daß der Mei­nungsaustausch die Differenzen beseitigen werde.

Aufklärungsarbeit in Amerika.

London, 1. Jan. Zentral News melden aus New Pork: Hermann Ridder spricht in der Staats­zeitung die Hoffnung aus, bald eine deutschfreund­liche englische Tageszeitung herausgeben zu können, um dem Deutschenhaß wirkungsvoll entgegen zu treten.

Vermischte Nachrichten.

Eine Auszeichnung der deutschen Pioniere.

(W.T.V.) Berlin. 1. Jan. DieNordd. Allg. Zeitung" veröffentlicht folgenden Armeebefehl des Kronprinzen Wilhelm, der eine hohe Anerkennung für unsere Pioniere bedeutet: A.-H.-Qu., 21. Dez. 1914. Wiederholt mir in letzter Zeit erstattete Be­richte über die ausgezeichneten Leistungen der Pio­niere aller Armeekorps der Armee geben mir er- wünsche Veranlassung, dieser vorzüglichen Truppe meine Anerkennung auszusprechen. Der ständige Ruf aller Schwesterwaffen nach Pionieren kennzeichnet am besten deren ausschlaggebende Bedeutung in un­serem gegenwärtigen Stellung?- und Festungskampf gegen unsere pioniertechnisch höchst achtbaren Gegner. Ich ersuche die kommandierenden Generale, meine Anerkennung allen unterstellten Pionierkommandos zur Kenntnis zu bringen. Der Oberbefehlshaber: Wilhelm, Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen.

Gin Soh« des Reichskanzlers gefallen.

Brlin, 31'. Dez. Wie derLokalanzeiger" er­fährt, hat der Reichskanzler die Nachricht erhalten, daß sein ältester Sohn. Leutnant im Leibküvassier- Regiment, von dem es hieß, daß er verwundet in russische Gefangenschaft geraten sei. am 9. Dezember bet den Kämpfen in Polen gefallen ist.

Da« Garibalbische Freikorps.

Mailand, 31. Dez. DieDeutsche Tageszeitung" erhält die Mitteilung, daß, nach einem Berichte des Secolo", die Garibaldianer im Argonnenwalde da­zu kommandiert worden waren. Franzosen in einem Laufgraben abzulösen. Die Deutschen hatten aber die sich nähernden Truppen bemerkt und empfingen sie mit einem heftigen Feuer. Unter den ersten Gari- baldianern, die fielen, befand sich auch Bruno Gari­baldi, ein Enkel des bekannten Führers. Die Schar versuchte, weiter vorzudringen. Als sie dabei den ersten deutschen Laufgraben erreichte, fand sie ihn leer. Bei seiner Besetzung krachte jedoch eine Mine, durch die der größte Teil der Garibaldianer getötet und verwundet wurde.

Mit Bruno Garibaldi ist also auch der Organi­sator des italienischen Freikorps umgekommen, des­sen Eintreten für den Dreiverband beim größten Teil des italienischen Volkes nicht gerade sympa­thisch ausgenommen wurde.

An einen Neurastheniker".

Berlin, 31. Dez. Aus Basel meldet dasVerl. Tageblatt": Gustav HervL veröffentlicht unter die­ser Ueberschrift in seinem BlattGuerre Sociale" einen Leitartikel, der mit verblüffender Offenheit die gedrückte Stimmung des französischen Volles kennzeichnet.Glauben Sie, daß man so leicht ein Volk von 70 Millionen, das mit einem Volk von 50 Millionen verbündet ist, vernichtet, zumal, wenn es eine so mächtig ausgestattete Metallindustrie besitzt? Haben Sie etwa die Geschichten geglaubt von der ruffischen Dampfwalze, die mit voller Schnelligkeit in Berlin anlangt und von den zwölf Millionen, die Rußland ins Feld stellen könnte? Die ruffische Armee ist keine Offenfivarmee, sondern hauptsäch­lich eine Defensivarmee. England könne unmöglich

K. Oberamt Calw.

Die Herren Ortsoorsteher wollen gemäß der im Staatsanzeiger Nr. 211 erschienenen Verfügung des K. Ministerium des Innern vom 3. ds. Mts.,

betr. den Handel mit kriegsbrauchbaren Pferden,

Nachstehendes in ortsüblicher Weise wiederholt bekannt geben:

Zur Deckung des Bedarfs der Heeresverwal­tung an kriegsdrauchbaren Pferden und um eine geordnete Aushebung zu gewährleisten und Ver­schiebungen im Pferdebestand des Landes möglichst einzuschränken, hat das K. stellv. Generalkommando am 2. September d. I. verfügt, daß bis aus weiteres der Verkauf der als kriegsbrauchbar erklärten Pferde innerhalb Württembergs vor Ablieferung der Pferde den K. Oberämtern anzuzeigen und nach Gebietern außerhalb Württembergs überhaupt ver­boten ist. Diese Verfügung bezieht sich jedoch nicht auf solche Pferdekäufe, bei denen der bisherige und der neue Pferdebesttzer Angehörige derselben Ge­meinde sind.

Den 13. Oktober 1914.

Reg.-Rat Binder.

Insbesondere wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß auch der Aufkauf von Pferden durch badische und bayerische Händler, soweit zu ver­muten ist. daß sie die Pferde nach Orten außerhalb Württembergs auszuführen beabsichtigen, selbst wenn sie behaupten, die Pferde für die Militär­verwaltung aufzukaufen, verboten ist.

Uebertretungen dieser Verfügung haben strenge Bestrafung zur Folge.

Calw, den 31. Dezember 1914.

Regierungsrat Binder.

in drei bis vier Monaten Millionen herschaffen. Man solle den Februar und März abwarten. Weiter heißt es wörtlich: Auch Vater Joffres Schützengra­benkrieg hat nicht das Glück, Ihnen zu gefallen. Sie behaupten, daß der Krieg Zahre dauern werde, wenn die Deutschen nur meterweise zurückgehen?"

Wie die Engländer Schiffe kapern.

Kopenhaen, 1. Jan. Mehrere Schiffe, die in den Häfen des Suez-Kanals Zuflucht genommen hatten, erhielten von den KanalhehöÄen die Wei­sung, das Kanalgebiet innerhalb 24 Stunden zu verlassen. Sie wurden alsdann gekapert und nach Alexandria gebracht. Unter diesen Schiffen, 14 an der Zahl, befinden sich die deutschen Lloyddampfer Derfflinger" undLützow". So achtel England den internationalen Charakter des Suezkänals. Wenn die Neutralen glauben, daß die Türkei ihnen zu nahe trete, dann gibt es ein furchtbares Säbel­raffeln, England darf aber ruhig die internatio­nalen Rechte verletzen, ohne daß man ein Wort zu sagen wagt.

Aus Stadl und Land.

Cal», den 2. Januar 1916.

Das Neue Fahr.

" Mit einer der ernsten, schweren Zeit würdi­gen Stille sind wir diesmal ins neue Jahr überge­treten. Ruhig und beinahe menschenleer lag unsere Stadt, als der Glockenschlag die ernste Schicksals­stunde verkündete. Selbst die auf dem Markplatz angesammelte männliche Jugend verhielt sich, wohl auch durch eine paffende Ansprache des Herrn Wacht­meisters in dem schon vorher gefaßten guten Willen bestärkt, wirklich geordnet, so daß das vom Turm ge­blasene KirchenliedAch wiederum ein Jahr ver­schwunden" seine weihevolle Wirkung nicht verfehlte.

So wollen wir jetzt in Gottes Namen dem neuen Jahr mutig und mit frischer Hoffnung ent­gegensetzen, das alte Leid so gut wie möglich Nieder­kämpfen, und sowohl im engeren Kreise der Familie als auch im Hinblick auf den schilleren Lebenskampf unseres Volkes frohe Zuversicht, aber auch zähe Aus­dauer gewinnen, damit unser inneres wie äußeres Leben sich nach dem gewaltigen Ringen der Völker wieder zu neuer Blüte entwickeln möge. In diesem Sinne mögen heute unsere herzlich gemeinten Wünsche zum Neuen Jahre aufgefaßt werden.

Weihnachten auf dem Hauptbahnhof Stuttgart.

Um den einzeln reisenden Soldaten und den vom Kriegsschauplatz zuriickkehrenden Verwundeten, die die Weihnachtsfeiertage auf der Eisenbahn ver­bringen mußten, einen Ersatz für die Christbesche­rung, die sie in diesem Jahr nicht im eigenen Heim erleben durften, zu bieten, haben die Damen und Herren der hiesigen Verband- und Erfrischungsstelle unter Mitwirkung der Abteilung VI des Roten Kreuzes in dem der Erfrischungsstelle eingeräumten

Wartsaal 2. Klasse einen schönen Christbaum aufgr« stellt, der von Frau Generalleutnant Baronin v. So­den reichlich ausgeschmückt, von Direktor Honold in Firma Bosch mit elektrischen Glühkörpern beleuchtet wurde und an dessen Fuß von Architekt Feil eine große Krippe aufgebaut war. Unter diesem Christ­baum wurde den durchkommenden Truppen ein gutes, warmes Abendessen und von den Damen be­reiteter Glühwein geboten. Am Schluß des Essens überraschten die Herren die Krieger mit Liebes­gabenpaketen, ferner mit Zigarren und anderen kleinen Geschenken, die auf einem Gabentisch bereit lagen, während die Damen Backwerk anboten. Bei den Klängen eines Musikwerks konnten so die Krie­ger inmitten des Lärms und Trubels des hauptstädt­ischen Bahnhofs eine gemütliche Stunde in den Weihnachtstaqen verbringen, was auch von ihnen allen mit Dank ausgenommen wurde.

Verlustliste de« Oberanttsbeztrks Talw.

(Aua der preußischen Verlustliste Nr. 94 und 95.)

Jnfanterie-Regiment Nr. 142.

Musk. Otto Walker, Dachtel, vermißt. Reserve-Fuß-Artillerie-Regiment Nr. 14, Straßburg i. E.

Obgefr. Joh. Bolz, Zave stein, l. verw.

Infanterie-Regiment Nr. 148, Schneidemiihl.

Krgsfr. Johannes Ham berger, Breitenberg, gefallen.

Maßnahmen gegen unnötigen Mehlverbrauch.

Das W.T.V. schreibt: Da in den Wethnachts- tagen die Beobachtung gemacht werden konnte, daß die an die Bevölkerung gerichtete Mahnung, den Verbrauch an Backwaren zu beschränken, nicht die pebührende Beachtung gefunden hat, so sollen die bisher getroffenen Maßnahmen zur sog. Streckung unserer Eetrridevorräte, wie wir hören, eine Ver­schärfung erfahren, insbesondere sowohl hinsichtlich des Zusatzes von Roggen- bezw. Kartoffelmehle» zu Backwaren als auch hinsichtlich der starke« Aus­mahlung des Mehles. Unbedingt erforderlich er­scheint es aber außerdem, daß jedermann sich sttengste Sparsamkeit mit dem Brot zur Gewohnheit macht und namentlich seinen Verbrauch an Weißbrot und Kuchen etnschränkt oder ganz darauf verzichtet.

Neue Darlehenskasseuscheine. Im Hinblick auf den starken Bedarf des Pubikums an Zahlungs­mitteln zu 20 Mark ist auch jetzt mit der Veraus­gabung von Darlehnskassenscheinen zu 20 Mark begonnen Worden.

S T B. Hall, 30. Dez. In vergangener Woche hat ein Kraftwagen mit der Leiche des in Raßlaich gefallenen Sohnes des Reichs- und Landtagsabge­ordneten Liesching die Stadt passiert. Der Haller Landsturm zwang, wie die Schwäb. Tagwacht schreibt, den Kraftwagen zum Anhalten, gab ihn aber trotz der Legitimationen des Abgeordneten Liesching, d« die Leiche selbst begleitete, zur Weiterfahrt nicht frei. In kurzer Zeit gab es eine große Menschen!- ansammlung. Die Sache hätte einen bedrohlichen Tbarakter angenommen, wenn nicht Liesching z» seiner weiteren Legitimation den Stkdtschullheißen Hauber betufen hätte. Die Angelegenheit ist zwei­fellos auf ein Versehen zurückzuführen, da in letztet Zeit Gerüchte im Umlauf waren, daß im Lande ein feindliches Automobil ftch befinde, das mit al» bayrische Offiziere verkleideten Spionen besetzt sei.

Sprechfaul.

(Für Einsendungen unter dieser Rubrik übernimmt di« Redaktion nur die preßgesrhltche Verantwortung.)

Für Beileidsbesuche wird herzlich gedankt."

Diese dringende, vo» den Hinterbliebenen an uns er­gehende Bitte wird u. Er. viel zu wenig beachtet. Ist es doch zur Sitte geworden, daß bei einem eingetretenen Todes­sall der ganze Kreis der Bekannten, sobald er nur die Trauer- Kunde erfahren hat, sich auf den Weg macht, um im Trauer- Hause periöntich vorzusprechen. Diese Sitte, oder viel mehr Unsitte, könnte füglich abgeschafft werden. Denken wir uu« doch in den Seelenzustand der Hinterbliebenen hinein. Die Zurückgebliebenen wollen doch gewiß lieber mit ihrem Schmerz allein sein, als mehrere Stunden des Tages mit NSHer- stehenden und solchen, die es zu sein meinen, im Besuchs­zimmer zu verbringen und so und so oft die letzten Leidens­lage und Leidensftunden den Besuchern zu schildern. Es würde gewiß, auch wenn der Dank für Beileidsbesuche nicht ausdrücklich ausgesprochen ist, dem Empfinden der Hinter­bliebenen eher Rechnung getragen, wenn die erste Teilnahme schriftlich au? gesprochen würde und es ihnen gegönnt würde, die erste Zeit nach dem Tode ein-'s ihrer Lieben in der Stille, getröstet von den allernächsten Verwandten, zubringen zu dürfen. Betuche können ja noch nach Wochen gemacht werden und fallen dann noch auf fruchtbareren Boden. Wen» für Besuche oder auch für Blnmenspenden gedankt wird, so ist diese Bitte ernst zu nehmen.

Konfirmanden-Anmeldung.

Donnerstag, 7. Januar. 2 Uhr nachmitta's: Knaben, 3 Uhr: M ädchen. Der Unterricht wird am Samstag, S. Jan. beginnen.

Für die Sckriftleitung verantwortl.: Otto Seitmann, Cal« Druck und Verlag der A. Oelschlllger'schrn Buchdruckerei, Tal».