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Beilage der Schwarzwälder TageszeitungAus den Tannen", Altensteig

Weihnacht

Don tiefster Sehnsucht in der Menschenbrust Hat Gottes großes Vaterherz gewußt.

Er gab Erfüllung, machtvoll, reich und lind,

Er schenkte segnend uns ein göttlich Kind:

Ein Kind, in dem sich Kraft und Holdheit paart, Stark, wie ein Held, wie eine Blume zart.

Noch ist des Wunders Köstlichkeit nicht tot In dieser Welt der Bitterkeit und Not.

O kommt, ihr Dürstenden, vom Kampfe matt,

Zum Weihnachtswunder kommt, und trinkt euch satt Beim Kinde, in Mariens Arm geschmiegt,

Rauscht uns der Segensstrom, der nie versiegt.

Anna Enders-Dix.

SMA Wrtlniacht

Eine Festbetrachtung von Walter v. Molo

Es gibt keinen Deutschen, d-em nicht das Wort Weih­nacht das Herz bewegte. Nicht einfach sind der Grund und der Ursprung zu finden. Doch deutlich spricht die Stimme des Blutes vom beglückenden Gefühle, das wir für dieses Fest von unserer Kindheit her in uns tragen. Weihnachten ist das Fest der Kinder, wir geben die freudige Stimmung -unserer Seele weiter an unsere Kinder, wie diese uns in ihr stärken, denn dieses Fest ist ein Fest für das ewige Kind in jedem einzelnen von uns.

Da wir geneigt sind, in allem zu fragen: warum, so fragen wir auch, warum das Wort Weihnacht über die Aussagen der zusammengebundenen geheimnisvollen Worte Weihe und Nacht hinaus so sehr auf unseren seeli­schen Zustand einwirkt, ihn so sehr stärkt. Wir finden: vielerlei ist hier in gemeinsamer Wirkung, das sich aus der Bindung unserer Rasse der ewig in unserem Blute lebenden Vorväter an das Christentum erklären läßt, soweit Geheimnisse zu erklären sind. Das christliche Fest der Geburt des Erlösers wurde auf die Zeit gelegt, da der Deutsche das Fest der Wintersonnenwende seit langem be­ging, das die kommende Erlösung von den harten Banden des Frostes und der kurzen Tage bedeutete. Doch es ist viel mehr Ursache noch dahinter und darunter . . .

Einst brannten an diesem Tage auf allen Höhen die Julfeier, die Hallen der Häuser waren mit dem Grün des Winters: der Eibe, der Nadelbäume, des Wacholders ge­schmückt. Das größte Festmahl des Jahres, das Fest der Wintersonnenwende galt auch den Toten, den Seelen der Abgeschiedenen. Jeder von uns gedenkt heute in der stil­len Weihnacht der Verschiedenen, die nicht mehr wie wir auf die Rückkehr des Sonnenlichtes warten.

Das ganze Sein und sein Urmythos, die ewig wieder- kehrende Spanne zwischen Wiege und Grab erhebt sich und mißt uns in der Weihnacht. Sie ist wahrhaft die Nacht aller Verbundenheiten.

Auch die Römer hatten in diesen Tagen die Hallen ihrer Häuser mit Grün geschmückt, und von einem arabischen Geographen ist der Glaube überliefert, daß sich alljährlich die Wunder der Märchennacht der Eottesgeburt wieder­holten. In der Christnacht sollen die Bäume im Walde grünen, blühen und Früchte tragen, und das Glück hängt davon ab, ob die Kirschbaumzweige in unserem Zimmer blühen, wie die heidnischen Römer aus Blättern und Blütenansatz in dieser Nacht weissagten.

Die Weihnacht ist die Nacht aller Nächte. Sie läßt ahnen den Urgrund, den Schoß allen Anfanges, sie ist das Sinnbild von der Absicht des Daseins: Friede den Men­schen auf Erden und allen Menschen ein Wohlgefallen.

Alles kommt aus Wurzeln und aus Erde, und alles hat an allem teil, nichts ist abgetrennt. Die Wurzel ist das Volk, dem man angehört, das Erdreich ist das Vaterland. Daher mahnt uns das Fest: zuerst Frieden allen Deutschen auf Erden, und dann allen Deutschen ein Wohlgefallen.

Die Weihnacht ist das Fest der Gemeinschaft, also auch der Gemeinschaft unseres Volkes, aller Deutschen. Alle Deutschen, das find nicht nur die unserer Familie und Ver­wandtschaft oder unserer Bekanntschaft, das heißt alle Deutschen ohne Unterschied von Stand, Alter und Ver­mögen. Aus einem Gefühlstrom steigt spürbarer und er­sehnter als sonst die Gemeinschaft auf und erweist sich in Taten ein jeder von uns kann sich nur wahrhaft freuen durch vollzogene Pflicht, die er liebt, weil er sie sich selbst befiehlt. Jeder muß in sich gehen das ist der Anfang und in sich Frieden schließen, so kann jeder glücklich im Gewissen werden, froh wie ein Kind. Das will die Weih­nacht der All-Verbundenheit.

Die Nächte werden kürzer, und wir dürfen ganz auf Erlösung, auf Licht und Wärme hoffen, wenn wir. jeder

einzelne als Anfang, alles Finstere, Kalte und Harte, alles Dunkle aus uns hinaustun und von uns bannen. Nur dann leuchtet ein Weihnachtsbaum richtig, nur dann strahlt er aus uns zu allen, dann ist die Besinnung da, die große Liebe, die wir Weihnachtsstimmung heißen.

Die Weihnacht findet in uns allen das Sehnen, Frieden zu haben und zu erhalten. Dieser Friede wird sein, wenn wir die Weihnacht in uns ausbreiten, damit Rechthaberei, Selbstgefälligkeit, Wichtigtuerei und aller Dünkel, alles, was uns vom Glück der Gemeinschaft abtrennt, keinen Platz mehr in uns findet. Dann wenden wir uns der Sonne zu. i

Groß und geheimnisvoll sind die Wege der Vorsehung, s groß und geheimnisvoll ist das Wesen des Menschen, er- i haben leuchtet der Glaube, daß sittlicher Wille, der Berge > versetzen kann, jeder Schwierigkeit Herr wird. Unsere , Seelen bilden eine unbesiegliche Armee, wenn sie erfüllt j sind von gleichem reinen männlichen Wollen und Wünschen. :

Jede Not, jeder Streit entsteht nur . durch uns, jeder j Streit, jede Not stirbt nur durch uns. Gemeinsames edles Wollen wendet jede Not, dann sind die Seelen unserer Abgeschiedenen mit uns zufrieden, dann kann die Wärme wieder herrschen, dann wendet sich alles der Sonne zu aus dem Winter des Mißvergnügens und der Trübseligkeit.

Das lehrt unsere Weihnacht, die der Nacht unseres irdischen Seins durch selbsterkämpftes Licht die Weihe gibt, die wir als das Wunder feiern, das jeder in sich zu jeder Stunde vollziehen kann und soll, um der Gemeinschaft willen. Vom Himmel hoch, da komm ich her!

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Von Karl Heinz.

Die symbolische Beziehung des 25. Dezem! als des Ta­ges der Wintersonnenwende, auf das der Menschheit in Christus angebrochene geistige Licht liegt um so näher, als fast alle nordischen Völker die Wintersonnenwende als Be­ginn des erneuten Lebens der Natur zu bezeichnen pflegten.

Es ist bekannt, daß die Germanen zur Zeit der Winter­sonnenwende der Umkehr des feurigen Sonnenrades ge­weihtes Julfest feierten und mächtige Holzklötze als Sinn­bild der wiederkehrenden Kraft der Sonne in Brand setz­ten. Die Feuer sollten von den Höhen weit ins Land hin­einleuchten, damit die Götter von Wotan angeführt, ihren segnenden Umgang halten mögen. Obwohl nun die Sitte, ein mächtiges Feuer in dieser Zeit zu entfachen, so alt ist, so hat sich doch verhältnismäßig spät nach Einführung des Christentums der brennende Weihnachtsbaum, das Sinn­bild des Lichtes eingebürgert und zwar in Norddeutschland früher als in Sllddeutschland.

Geschichtlich verzeichnet finden wir ihn erst am Ende des 18. Jahrhunderts. DerWandsbecker Bote" schildert einen brennenden Baum als größte Neuheit zu einer Weihnachts­feier in Hamburg. 1799 scheint er in Leipzig noch ganz un­bekannt zu sein, denn in alten ausführlichen Schilderungen eines dortigen Weihnachtsmarktes wird uns von Christ­bäumen nichts gesagt, wohl aber die Pracht der ausgestell­ten Wachsstöcke geschildert, die bekanntlich in den früheren Zeiten zu den kunstvollsten Gebilden geformt und von der Gilde unter anderem den Oberhäuptern der städtischen Ge­meinden als eine Weihegabe zum Weihnachtsfest verehrt wurden.

Goethe und Schiller erwähnen den Christbaum mehrfach in Briefen. 1807 hält die Sitte der Weihnachtsbäume in Dresden ihren Einzug, 1815 in Danzig, 1816 in Berlin.

Die Märchen von Hofmann, die Weihnachtsmärchen von Cieck erwähnen rühmend diese Neuheit. Jedenfalls hielt sich die Sitte der Weihnachtsbäume lange Zeit hindurch als ein ausschließliches Vorrecht der höheren Kreise. Der für jene Zeiten unverhältnismäßig hohe Preis der Bäume verbot ihn schon von selbst den weniger bemittelten Ständen.

In alten Waldordnungen wird streng das Fällen der f Bäume für diesen Zweck verboten. Von Deutschland aus ! wandelte dann die schöne Sitte des Weihnachtsbaumes nach ! Frankreich und England. 2m Jahre 1840 wurde der Christ- ! bäum am französischen Hofe von Helene von Orleans, am englischen vom Prinz-Regenten Albert eingeführt. Jetzt fin­den wir den Weihnachtsbaum überall, in den Niederlan­den, Italien, Schweden, Rußland, selbst in Amerika, über­all. wo nur immer Deutsche das Weihnachtsfest begehen.

! Und wie in dem großen Völkerringen deutsche Soldaten am Weihnachtsheiligabend fern von der Heimat sich unter strahlendem Christbaum versammelten, um nach schweren Kämpfen in aller Stille der lieben Heimat zu gedenken, wie sie damit ganz unbeabsichtigt dem französischen Volke die schöne deutsche Weihnacht zeigten, so können wir über­all, wo jetzt der Weihnachtsbaum leuchtet, genau die Spu­ren deutscher Menschen verfolgen, die diese schöne Sitte ausbreiteten als ein Symbol des deutschen Gemüts, dieses charakteristischsten Zuges der deutschen Volksseele.

Ein Wrlhnachtkabrnd ln Drlhlkhem

Von Professor D. Dr. Jeremias in Greifswald.

Unter einer hochgewachsenen Pinie aus dem Garten, di» im Heiligen Lande den deutschen Tannebaum ersetzen muß, hatten wir im Jerusalemer Pfarrhaus Weihnachten ge­feiert. Der erste Feiertag war gekommen. Auf, zur Weih­nachtsstadt! war die Losung, welche die deutsche Gemeinde gegen Einbruch der Dunkelheit auf die Straße nach Bethle­hem versammelte. An den beiligen Stätten der Geburts­geschichte, zu denen Tausende und Abertausende aus der Christenheit der Erde in diesen Tagen sehnsüchtige Gedan­ken sandten, wollten wir noch einmal Weihnachten feiern.

Anderthalb Stunden haben wir zu gehen, dann führt uns der Weg in die stillen, engen Gassen von Bethlehem. Hoch oben aus der höchsten Stelle der Stadt liegt die deut­sche Weihnachtskirche, in der die Gottesdienste für die ara­bische Missionsgemeinde stattfinden. Ist es nicht etwas Ge­waltiges, daß heute die deutsche Mission (Jerusalem-Ver­ein) die einzige evangelische Mission ist, die in der Eeburts- stadt des Heilandes ihr Werk treibt, nachdem die schwedische Kirche während des Krieges ihre Arbeit hat einstellen müs­sen? Auf uns, den Gliedern der deutschen Christenheit, liegt die ganze Verantwortung dafür, daß heute in Bethle­hem das Evangelium gepredigt wird!

An jenem Weihnachtsabend aber hatten wir ein anderes Ziel als das Weihnachtskirchlein, das wir zur Rechten lie­gen ließen. Wenige Schritte, und wir standen vor dem Ein­gang der Eeburtskirche, deren älteste Teiley bis in das Jahr 326 zurückreichen. Dieser ehrwürdige Raum, in dessen Besitz sich die römische, griechische und armenische Kir­che teilen, birgt in seinem Inneren die Krypta, die der Tra­dition als die Stätte der Geburt Christi gilt. Ein mächtiges, von Säulen getragenes Langhaus mußten wir durchschrei­ten und dann am anderen Ende eine dunkle Treppe, die sich in einer Windung unter die Erde hinabzieht, hinabsteigen. Da das flackernde Licht einiger ewigen Lämpchen leuch­tet uns aus einer seitlichen Flsenhöhle entgegen. Wir ste­hen in der Krypta der Kirche. Wenn sich das Auge an dis Dunkelheit gewöhnt hat, so vermag es zwei Nischen zu er­kennen, die zu ebener Erde in die Wand und den Boden der Höhleeingehauen sind. In der einen ist ein silberner Stern in den Boden eingelassen zur Erinnerung an den Stern der Weisen, in der anderen sieht man eine Nachbil­dung der Krippe und eine kurze lateinische Inschrift, dis besagt, daß wir an der Stätte der Geburt des Heilandes stehen. Wie wird durch die schlichte Wirklichkeit der heiligen, Stätten das Verständnis der Weihnachtsgeschichte leben« dig Zwar läßt sich ein zwingender Beweis für die Echtheit, der Stätte nicht führen, aber die Tatsache, daß die Tradition bis in den Beginn des 2. nachstristlichen Jahrhunderts zu» rück verfolgbar ist, schon Justin dem Märtyrer lag st« vor ist für die Echtheitsfrage bedeutsam. Vor allem aber, ist festzustellen, daß die Felsenhöhle durchaus den Angaben der Weihnachtsgeschichte entspricht. Wer Palästina kennt, weiß, daß es dort das liebliche ist, Felsenhöhlen als Stal­lung für die Herden zu benützen, daß es nichts Seltenes ist, daß in den Boden gehauene Nischen als Krippe dienen. Sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge", darum mußten Maria und Joseph in einem Höhlenstall ihre Zu­flucht nehmen, als die Stunde der Geburt nahte und darum mußte das Christuskind in der Felsenhöhle geboren wer­den und in einer kalten Felsennische, die sonst als Krippe diente, liegen.

Aber nicht lange blieben wir in der Krypt a. Wir wa­ren nicht die einzigen Besucher,- bald zog eine Prozession durch den enge, halbdunklen Raum, Pilger der verschiede­nen Konfessionen kamen, um ehrfürchtig ihre Gebete zu verrichten: es war ein ständiges Kommen und Gehen. Es fehlte die Stille, um sich ungestört in Andacht sammeln zu können. So verließen wir die Eeburtsgrotte und die Kir­che. Eine lange Treppe führte aus der Stadt hinaus und ein enger, steiniger Pfad leitete uns den Hügel der Berg­stadt hinab zu einem Talgrunde im Osten von Bethlehem. Es war ein mühsamer Weg und es galt, auf Felsen und Steine zu achten. Nach einer halben Stunde mündete der Weg auf eine fruchtbare, kleine Ebene. Wir waren am Ziel, dem Hirtenfeld bei Bethlehem. Wer könnte sich eine schö­nere Weihnachtskirche denken, als das schweigende Feld der Hirten? Ringsum die dunklen Schatten der Oelbäume, in der Ferne die Umrisse der Berge des Gebirges Juda und über uns der sternenklare morgenländische Himmel in stil­ler Pracht. Heute wurde die Klarheit der Nacht rings um- uns nicht plötzlich überstrahlt von dem Glanz der himmli-, schen Heerscharen, aber ein anderer Glanz leuchtete auch! uns. Es war das alte traute Weihnachtc vangelium von der Schätzung unter Augustus, von dem Kind in der Krippe, von der Botschaft der Engel. Wie anders klangen die altbe­kannten Worte an dieser Stätte, die selbst ein Zeuge der allerersten Weihnachtsfeier gewesen war.