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Nummer 278

Ziirken bekommen Famillemmmrn

Daß die moderne Türkei dank der tatkräftigen Initiative Kemal Paschas die völlige Angleichung an die westliche Zi­vilisation erstrebt, ist bekannt. Schon vor einigen Jahren wurde die bisherige türkische Schrift durch die lateinischen Buchstaben ersetzt. Eine Fülle weiterer Bestimmungen, die tief in das persönliche Leben des Osmanen eingriffen und Jahrhunderte alte Traditionen einfach über den Hausen warfen, haben diesen Verschmelzungsprozeß beschleunigt. Gewissermaßen die Krönung stellt nun das vom türkischen Parlament verabschiedete Gesetz über d>e Ansahme von Fa­miliennamen dar, dem bereits ein Erlaß des Innenmini­sters über die sofortige Einführung von Familiennamen bei Beamten gefolgt ist.

Damit treten nun auch die Türken in den Kreis der Völ­ker, die eigentliche Familiennamen zur Unterscheidung der Individuen führen. Familiennamen sind das besondere Kennzeichen der europäischen Völker. Sie haben in den Jahrhunderten der Kolonisation der Welt diese Gepflogen­heit überall hin verbreitet. Dennoch gibt es heute noch un­gezählte Millionen von Menschen aus Erden, die nur den individuellen Vornamen führen, aber nicht durch einen , Familiennamen sich geschlechterartig oder sonstwie von­einander abgrenzen.

Die Bekenner des Islams, zu denen die Türken zum al­lergrößten Teil zu rechnen sind, verwenden teils ererbte Namen, teils aus der Bibel entlehnte, teils künstliche Neu­bildungen, die in der Regel aus den Ueberschriften von Koransuren entnommen sind Zu diesen tritt der Name des Vaters, mit dem der Eigenname durch die Bezeichnung Jon gleich Sohn hergestellt wird. Allerdings ist es sehr häu­fig zu beobachten, dag diese Sohnesbezeichnung dann zum Hauptnamen wird. Umgekehrt kann dem Sohn wieder die Bezeichnung Abu gleich Vater beigelegt werden, iodag schließlich, wie sich begreifen läßt, allmählich ein fürchter­liches Namendurcheinänder entstanden ist. Die Beifügung des Heimatortes hat die Unterscheidung nicht allzusehr er­leichtert, weil es auch in der Türkei viele Ortschaften des gleichen Namens gibt. Die Mädchen führten neben dem ei­genen Namen bis zu ihrer Verheiratung den Namen des Vaters und dann den des Mannes.

Man hat sich bisher damit zu helfen gesucht, daß die Kin­der nach ihrem Eintreten in die Schule eine laufende Num­mer erhielten, die sie bis zum Schulabgang beibehielten, auch wenn die Zahl der Achmeds oder Omars sich inzwischen verändert hatte. Diese Schul-Zahl wurde in der Regel auch noch im späteren Leben verwendet, z. V beim Militärdienst oder Erkennungsdienst. Gerade hierbei kann übrigens der türkischen Polizei die Anerkennung nicht verjagt werden, daß ihr in verhältnismäßig wenigen Fällen die Ausfin­digmachung eines gesuchten Verbrechers nicht gelingt, ob- j wohl doch die Fülle der gleich gearteten Namen die Feststel­lung sehr erschwert.

. Es ist den Türken nicht vorgeschrieben worden, nach wel­chen Gesichtspunkten sie sich einen Familiennamen auszu­wählen haben. Sie können sich also frei entscheiden, ob sie ihren Familiennamen nach einem Ort oder nach dem Be­rus, den sie ausüben, erwählen wollen. Das sind nämlich die beiden Hauptquellen unserer Familiennamen über­haupt. Die deutsche Familiensorschung hat auf diesem Ge­biet geradezu vorbildliche Aufhellungsarbeit geleistet. Bis auf ganz wenige Ausnahmen ist heute die Herkunft aller deutscher Familiennamen geklärt, wobei es nicht umnter-

^ Ni. si-ortsetzung.i

Damit hatte vielleicht der Oberhofbauer sogar ins­geheim ein bißchen geliebüngelt. Denn er liebte da» Geld, wenn er cs auch nicht zu seinem Götzen machte. Er hätte nichts dagegen gehabt, wenn sich das so ge­troffen hätte. Aber er glaubte nicht recht daran. Denn Ernst wollte die Katharina nicht zur Frau, weil sie mit Ludwig Feiler, schon verlobt gewesen war, und der sie doch geküßt hatte. . . Fm dieser Beziehung glaubte der Oberhofbauer seinen Einzigen genau zu kennen.

Aber Ernst war immer da, wenn die Iettloffs kamen, und das würde vielleicht Hoffnungen in Katharine er­wecken. War es doch möglich, daß sein Sohn Heirats­absichten hatte?

Was wurde dann aus Christel?

Der Oberhofbauer ging setzt schneller. Wild stürmten die Gedanken in ihm. Schon breitete sich der Hof wieder vor ihm aus, da hörte er hinter der Gartenmauer Christels Helles Lachen.

Seine Lippen preßten sich fest aufeinander.

Wenn Ernst Katharine heiratete und einstweilen mit hinüber auf den Iettlofshof ging vielleicht würde dann Christel ihn, den Oberhofbauern, doch nehmen?

Das kleine Tor in der Mauer ging auf, und Christa trat heraus. Sie hielt die Hand vor die Augen, um besser sehen zu können, und neben ihr blinzelte Karo in die Sonne.

Da erkannte sie ihn.

Vater!"

Wie ein Stich ging's durch den Oberhofbauer.

Vater!

Da zeigte sic >hm sa gleich felbst, was für vermessene Wünsche er in sich nährte. Er hatte ihr Vater zu sein.

Alienslei g, Freitag, den 30. November 1834

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essant ist, baß an der Nordseekuste erst im 18. Jahrhundert die letzten Familiennamen entstanden sind. Einzelne Na­men lassen sich bis ins 12. Jahrhundert zuruckveriolgen. Vielfach sind auch Ehrennamen und Spitznamen zum An­laß der Annahme und Weiterbildung von Familiennamen geworden. Ein weiterer Ast ist im Mittelalter angesetzt worden, als es zur Zeit des Humanismus üblich geworden war, daß die Gelehrten ihre Namen ins Lateinische oder Griechische übersetzten. Durch Sprachverschleisung sind dann Namen entstanden, die gegenwärtig fast das Gegenteil von der ursprünglichen Bedeutung bezeugen Die willkürlich ge­bildeten Namen stammen zumeist aus Oesterreich, wo zur Zeit Joseph des Zweiten den Juden gegen eine Taxe ein Familienname verliehen wurde. Zahlten sie gut, erhiel­ten sie normale Namen, zahlten sie wenig, erhielten sie jene lächerlichen Namen, die auch heute noch in den Witzblät­tern als typisch auitauchen.

Von diesen Lächerlichkeiten werden die Türken verschont bleiben. Vielleicht wird das Beispiel der Beamten vorbild­lich sein für die Namensannahme unter der nichtbeamteten Bevölkerung. Im übrigen sind die türkischen Behörden an­gewiesen worden, den Hilfeheischenden Vorschläge über neue Familiennamen zu machen, doch darf kein Türke gezwun­gen werden, einen Namen anzunehmen, der ihm nicht be- hagt. Bis zum Jahre 1940 spätestens wird dann jeder Türke ordnungsgemäß feinen Vor- und Zunamen tragen. Die Namen der Frauen richten sich ebenfalls nach den in Eu­ropa herrschenden Gepflogenheiten.

Evmbkt für daß WglerhMwrrk des brutschen Volkes Mi 3Z

vie er einst niese Pflicht übernommen. Wenn sie seine . evlen Wünsche ahnen tonnte, sic, die jung und wunder­schön sich jetzt in seinen Arm hängte!

Man tonnte sich nichts Reizenderes denken als dieses ;>mge Mädchen mit den großen, strahlenden, tiefblauen Augen, dem blonden, goldig schimmernden Haar und der graziösen, schlanken Gestalt.

Es war gut, daß sic nur in Begleitung des Vaters oder Bruders ausging. Die Burschen im Dorfe hätten sich gewiß mn jeden Bück des schönen Mädels wahre Schlachten geliefert.

Christel aber sehnte sich nicht fort vom schönen Ober- Hof. Namentlich seit Ernst jetzt immer da war . . .

Mit angstvoll klopfendem Herzen sah Christa jedem Besuch der Iettloffs entgegen.

Wollte Ernst die Katharine heiraten?

Und wenn? Was ging es sie an? Sie war und blieb das arme Waisenkind, das man einst aus Mitleid nach dein Oberhof genommen hatte.

Mit flackerndem Blick sah der Oberhofbauer aut Christas Blondkopf. Und er dachte: Wenn Ernst die Katharine nimmt, dann will ich Christa doch fragen. Sie darf nicht wieder heimatlos werden.

Christa sah noch einmal nach der großen Wiese hin­über, wo sich Ernsts hohe Gestatt aus dem Gewühl der dort Arbeitenden hervorhob.

Der Oberhofbaner sah diesen heimlichen, sehnsüchtigen Blick, und Eiseskälte kroch ihm ans Herz.

Liebte Christa seinen Sohn? Wenn der eine andere nahm, dann würde sie wohl fortgehen aus dem Overhof, denn sie war ja mündig. Sie hatte ja schon gehen wollen. Hatte gesagt, sie dürfe nicht mehr zur Last fallen, jetzt, wo sie sich bereits selbst ihr Brot verdienen könne.

Und er, der Oberhofbauer, hatte erwidert:Du bist so gut wie eine Tochter auf dem Oberhof. Du wirst dir dein Brot nicht bei fremden Leuten verdienen. Bleibe! Du machst dich nützlich genug."

So war sie geblieben bis heute. Und war glücklich, daß sie hatte bleiben dürfen, denn schon die Nähe Ernst Oberhofs bedeutete ein riesengroßes Glück für sie . . .

Wenn Ernst wüßte, daß sie ihn liebte! Daß schon allein der Gedanke, er könne sich eines Tages mit einer ande­ren verheiraten, sie elend machte.

Jahr,«»»

NimltS Allerlei

Diplomierte" Ehefraue»

Vor zwei Jahren hat Japan in Tokio, Naxafor« und -«ko- hama staatliche Ehehochjchulen gegründet, in denen junge Mäd­chen sechs Monate hindurch gründlich in allen hausfraulichen Tu­genden unterrichtet werden. Den Abschluß der Ausbildung bildet eineRciseprüiung". auf Grund deren Diplom« sür di« zukünf­tigen Hausfrauen ausgestellt werden. Jetzt haben wieder 2000 Heiratskanüldatinnen die Hochschulen verlaßen und stno bereits nach Mandschukuo unterwegs, wo sie von ihren zukünftigen Lat­ten, die sie allerdings noch nie gesehen haben, erwaner werde«. Noch während ihrer Ausbildungszeit sie lernen Kochen, Nähen, Schneidern, Waschen, Kinderpflege ufrv. hatte der Staat bereits zur Eheanbahnung ihre Photographien an seine neuen Staatsbeamten in der Mandschurei versandt. Nach einem kurzen Briefwechsel gaben sich die beiden Partner das Jawort fürs Leben, und der formellen Eheschließung beider Teile steht nun nicht- mehr im Wege. Bereits vor einem halben Jahr und vor einem ganzen Jahr halte der Staar 50Ü0 heiratsfähige Mäd­chen nach Mandschukuo vermittelt. Ein praktisches Verfahren, das vielleicht nur etwas zu fachlich ist. Bei der weniger selb­ständigen Stellung der asiatischen Frau »pielt das Risiko diese- ohne persönliche Bekanntschaft geschlossenen Ehen allerdings nicht die Rolle, die es bei einer weißen Frau ausmachen würde.

Kaninchenüberfall ans ein Dorf

Vor mehr als hundert Jahren hat man auf dem australische» Kontinent Kaninchen ausgesetzt, um die damals dürftige Tier­welt zu bereichern. Be, der sprichwörtlichen Fruchtbarkeit dieses Nagetieres haben sich im Laufe der Jahrzehnte die Tier« derart vermehrt, daß sie jetzt eine Landplage bilden und jährlich «m- fangreiä>e Kaninchenjagden veranstaltet werden müssen. Man sagt, daß auf den Kops der Bevölkerung ungefähr tausend Kanin- cifen entfallen sollen. In großen Scharen dringen sie sogar, von Hunger getrieben, bis in die menschlichen Siedlungen vor. Vor einiger Zeit wachten nachts di« Farmer einer Dorfsiedlung in der Nähe von St. Georges in Queensland Lurch merkwürdige Geräusche auf. Ein Wanderzug von Kaninchen hatte die um­liegenden Felder kahlgefresfen und passierte nun das Dorf. Die Tiere drangen bis in die Stallungen ein, und erst als die Bauers Hunderte von ihnen getötet hatten, zog der riesige Zug in an­derer Richtung weiter.

Anekdoten und Schnurren

Friedrich der Große ironisierte gern die Spitzfindigkeit der Gelehrten und legte darum auch einmal der Akademie der Wil- jenschasten die, Frage vor, warum eigentlich ein mit Champagner gefülltes Glas einen reineren Klang gäbe als ein mit Bur­gunder gefülltes. Die Professorenschait zeigte sich der Gegner­schaft Friedrichs durchaus gewachsen, und in ihrem Namen be­antwortete der Professor Sulzer die Frage folgendermaßen: Majestät, leider sind die Mitglieder der Akademie bei ihrer geringen Besoldung nicht in der Lage, so kostbare Versuche anzustellen."

*

Hugo Wolf, der bekannte Musiker, wurde kurz vor feinem Tode von einer Musikzeitung gebeten, eine kurze Autobiographie und sein Bild einzuschicken. Auf einer Postkarte antwortete Wolf kurz und bündig:Ich heiße Hugo Wolf, bin am 13. März 18SV in Windischgrätz geboren, und noch am Leben. So viel genügt als Biographie. Die blöde Fratze tut nichts zur Sache."

Druck und Verlag: W. Rieker'fche Buchdrucker«, in Altensteig. Hauptschristleitung: L. Lauk. Anzeigenleitung: Gust. Wohnlich.

Altensteig. D--A. d. l. M.: 2lÜ0

Wenn der Vater ahnte, wie sie seine Güte lohnte! Daß sie ihre Augen zu seinem einzigen Sohne erhoben hatte.

Und als sie dies dachte, schmiegte sich Christa wie schntzsnchend an den Oberhofbaner.

Christa spürte dieses Zucken, und sie sah den Pflege­vater an. Und da kam ihr auf einmal der Gedanke: Wir ähnlich sich doch die beiden Oberhofs sind! Der Vater sieht auch noch so jung und stattlich aus, und er ist nu« schon so lange allein. Warum hat er eigentlich nicht wieder geheiratet?

Der zuckte zusammen.

Da trat Bertha Oberhof ihnen entgegen.

Denke dir, Andreas, zwei vornehme Sommergäste sind angekommen. Krau Bankier Heiden mit Tochter. Professor Mansaner hatte ihnen unsere Sommerfrische empfohlen. Sie haben gleich alle vier Zimmer gemietet."

Hm! Und da freust du sparsame Seele dich, wen» 0n wieder einige Mark nebenbei verdienen kannst. Eigentlich Hütten wir diese Vermieterin nicht nötig, un- wir wollten uns doch nicht mehr damit befassen."

Das ist ja richtig, Andreas, aber sie waren nun ein­mal hierher empfohlen, und die Zimmer drüben im AuS- zugshanse stehen immer leer und sind doch so nett eir»- gerichtet. Die Damen sitzen jetzt in unserem Wohn­zimmer und frühstücken. Inzwischen machen die Mädels die Zimmer zurecht. Ich will nur noch schnell frisch« Wäsche Herausgebern"

Bertha Oberhof war in ihrem Element. Eie hatte es gern, wenn Sommergäste aus der Stadt kamen. Man erfuhr durch sie doch mal etwas von allerlei Gescheh­nissen. Und manchmal waren ja recht nette Leute dage- wcsen. bei denen es einem dann wirklich leid tat, wenn sie wieder abreisten. Die zwei Damen, die heute ge­kommen waren, schienen zwar reichlich hochmütig zu sein. Das war nun ein bißchen schade, aber vielleicht tanken sie nach und nach auf. Professor Mansaner, -er im vorigen Jahr mit ferner Familie chrer gewesen waH hatte die Damen hergeschickt. Und MansauerS waren doch so nette, freundliche Menschen gewesen.

(Fortsetzung sotgL)