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Nationales Nachrichten- und Anzeigenblatt für die Oberamtsbezirbe Nagold, Calw, Freudenstadt und Neuenbürg

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Kummer 278

Alten steig, Donnerstag, den 29. November 1934

I »7- Jahr,»»«

Sie große Ai»trhaiiS-AM»ra»t

Erhöhung der brllisrhm Rüstungen - Lloyd George klagt an

Geniriit WiKiiu

BerNn, 28. Nov. Die Reichspressestelle der NSDAP, gibt be­kannt: In einigen Emigrantenblättern findet sich der Abdruck eines Rundschreibens, der angeblich vom Schatzamt der NSDAP, an die Gauamtsleiter ergangen sein soll. In diesem angeblichen Rundschreiben soll die NSDAP, verlangt haben, daß die Grund­stücke und Gebäudekomplexe der in den Gaubezirken sich befinden­den Ordens- und Missionsgesellschaften beider Konfessionen ge- nauestens zu vermessen seien. Im Einvernehmen mit dem Reichs- schatzmcister der NSDAP, wird sestgestellt, daß weder ein solches «och ein ähnliches Rundschreiben jemals ergangen ist. Dieser Fall zeigt neuerdings, mit welchen Mitteln die Emigrantenpresse ihren Kampf gegen den Nationalsozialismus führt. Es wird hiermit ausdrücklich erklärt, daß das angebliche Rundschreiben eine gemeine Fälschung darstellt.

SmizIgS Senat-Präsident gewählt

Danzig, Nov. Der Danziger Volkstag trat am Mittwoch nachmittag zu..mimen. um ven Nachfolger des zurückgetretenen kenaisoräsiseuren Dr. Nauichning zu wählen.

Zum ScnatspräsiSenten wurde mit 41 Stimmen der NSDAP, bei zwei Stimmenthaltungen der bisherige Senatsvlzepräsident «nd Innensenator Arthur Karl Greiser gewählt.

Die übrigen 2g Abgeordneten ver Oppositionsparteien beteilig­te» sich nicht an der Abstimmung. Der Landesbauernführer Lothar Rettelskv wurde zum unbesoldeten Senator gewählt. Beide nahmen die Wahl an. Die nationalsczialistische Mehrheit des Danziger Parlaments brachte auf den neuen Senatspräsi- benten und den Senator Rettelsky ein dreifaches Sieg-Heil aus.

Senatspräsidenr Greifer wird neben der auch bisher schon von ihm geleiteten Abteilung des Inneren auch die Führung der auswärtigen Angelegenheiten Danzigs übernehmen.

Die Regierungserklärung

In der anschließend anberaumten zweiten Sitzung des Volks­tages wurde Senator Rettelsky als neues Regierungsmitglied vom Präsidenten des Volkstages vereidigt.

Sodann gab Senatspräsident Greiser eine Regierungs­erklärung ab. Der neue Senatspräsident sprach zunächst sei­nem Vorgänger und Parteigenossen Dr. Rauschn'ng für die zum - Nutzen des deutschen Danzig geleistete schwere Arbeit den Dank des Senates aus. Die nationalsozialistische Bewegung in Dan­zig, zu der sich die Bevölkerung erst dieser Tage durch den über­wältigenden Wahlsieg bei den Kreistags- und Gemeindewahlen bekannt habe, werde in ihrem Kurs niemals durch einen einzel­nen Parteiführer oder Staatschef beeinflußt, sondern der als richtig erkannte Weg sei einzig und allein in der von der natio­nalsozialistischen Bewegung verkörperten Idee begründet. Er übernehme das Amt des Senatspräsidenten, gestützt auf Las Vertrauen der übergroßen Mehrheit der Danziger Bevölkerung, Die durch die nationalsozialistische Fraktion im Volkstage ver- ! treten sei. Am Schluß seiner Ausführungen bekannte sich Senats- ! Präsident Greiser mit besonderem Nachdruck zur Fortführung der freundschaftlichen Politik gegenüber Polen. An der bisherigen .Einstellung gegenüber Polen werde sich nichts ändern, sondern im Gegenteil würde die vom Nationalsozialismus getragene Danziger Regierung noch eine weitere Vervollkommnung dieser wechselseitigen Beziehungen anstreben.

Ser Präsident von Bolivien gefangen genommen

London, 28. November. Reuter meldet aus New- york: Der Präsident von Bolivien, Sala- manca, wurde von Truppen in der Gegend von Chaco Boreal gefangen genommen» wie von amtlicher Ceite in La Paz mitgeteilt wird. Salamanca hatte sich ins Chaco-Gebiet begeben, um wegen der kürzlichen Niederlage der bolivianischen Armee gegen die Paraguayer einen Wech­sel im Oberkommando der Armee vorzunehmen.

Weitere Gefangennahmen im Chaco-Gebiet London, 29. November. Nach einer weiteren Reuter­meldung wurden im Chaco-Gebiet außer dem jetzigen boli­vianischen Präsidenten Salamanca auch der neugewählte Präsident Tamayo und zwei Töchter Salamancas sowie ver Kriegsminister gefangen genommen.

«Malin- zur Rede des SleUoerlrelers des Führers

Paris, 28. Nov. Die Rede, die der Stellvertreter des Führers mim Jahrestag der Gründung der OrganisationKraft durch Freude" in Berlin gehalten hat. wird von vielen Blättern wie- dergegebcn. DerMatin" hebt im Textdruck den Satz hervor: ^Wir wollen nicht den Krieg. Wir werden alles für die Er­haltung des Friedens tun" und wählt als Ueberschrift über die dieldung:Der rechte Arm des Führers hat «ine neue Friedensrede gehalten."

London, 28. Nov. Das Unterhaus war am Mittwoch in Er­wartung der großen Aussprache über Churchills Antrag auf Erhöhung der britischen Rüstungen, insbeson­dere der Luftstrettkräfte, dicht besetzt. Daß sich das Kabinett auf seiner heutigen Sitzung mit der endgültigen Fassung beschäftigt hatte, die den Reden Valdwins und Sir John Simons gegeben wurde, war bald in Len Wandelgängen des Parlaments bekannt und verstärkte die Ansicht, daß die heutige Erörterung von beson­derer Bedeutung sei. Bevor Churchill seinen Antrag einbringen konnte, mußten noch die üblichen kleinen Anfragen erledigt wer­den. llnrer anderem wurde Auekunst verlang! über die Zahl unterirdischer bombensicherer Fahrzeugschuppen in Deutschland und in England. Unterstaatssekretär Sassoon erwiderte daraus, es würde nicht im öffentlichen Interesse liegen, irgend welche Mitteilungen in dieser Frage zu geben. Der Sekretär des Ueber- seehandelsamts, Colville. teilte mit. daß das engliich- deutsche Transferabkommen vom 4. Juli befriedigend arbeite. Das konservative Mitglied Oberst Moore fragte hierauf, ob Colville bekannt sei, daß augenblicklich eine sogenannte in­ternationale Konferenz in London tage, um einen Feldzug einzuleiten, der einen wirtschaftlichen Boykottgegen Deutschland zum Ziele habe. Colville erwiderte, daß die erwähnte Boykott-Konferenz vollkommen nichtamtlich sei, jede Stellungnahme von seilen der Regierung würde zum Ausdruck bringen, daß der Tätigkeit dieser Konferenz zu viel Wichtigkeit beigemessen werde. Eden gab di« Zahl der während der am 81. Oktober zu Ende gegangenen zehn Monate aus England nach Deutschland eingeführten Flugzeugmotoren mit 96 an.

Churchill und Baldwin vor dem Unterhaus

Churchill begann seine Darlegungen im Unterhaus mit der Feststellung, daß er einen Krieg nicht für unmittelbar bevor­stehend oder unvermeidlich erachte. Aber es scheine ihm sehr schwierig, die Schlußfolgerung zu umgehen, daß Großbritan­nien unverzüglich für seine Sicherheit sorgen müsse, weil sie andernfalls bald außerhalb seiner Macht liegen würde. Die großeneueTatsache, diedie Aufmerksamkeit des Landes, Europas und der Welt in Anspruch nehme, sei, daß Deutschland wieder aufrüste. Diese Tatsache dränge fast alles andere in den Hintergrund. Deutschland rüste auf zu Land, in gewissem Maße zur See und was Großbritannien am meisten berühre, in der Luft.

Churchill behandelte im einzelnen die Fragen des Angriffes und wandte sich dann der Frage der Abhilfe zu. Die einzige prak­tische und sichere Verteidigung sei, dem Feind ebenso viel Schaden ! zuzufügen, wie er England zufügen könne. Dies Verfahren könnte ! in der Praxis völlig Schutz bieten. Wenn dies erreicht werden könne, was bedeuten ihm gegenüber SV oder 1VV Millionen Pfund Sterling, die durch Ablösung oder durch eine Anleihe aufgebracht werden. Großbritannien müsse jetzt beschließen, koste es was es wolle, in den nächsten zehn Jahren eine Lnststrettmacht zn unter­halten, die wesentlich stärker ist als die Deutschlands. Churchill streifte dann die Frage, ob es nützlich sei, durch den Völkerbund die Schasfung von Schutzvorposten auf dem Kontinent zu betrei­ben und fuhr fort, es bestehe kein Grund zu der Annahme, daß Deutschland Großbritannien angreifen würde. Aber es könnte bald in der Macht der deutschen Regierung liegen, dies zu tun, wenn Großbritannien nicht handle. Alles was bei der Organi­sation der deutschen Regierung notwendig sei, um ohne Ankün­digung einen Angriff vom Stapel zu lassen, sei der Beschluß einer Hand voll Männer. Es sei eine Gefahr für ganz Europa, daß England sich in dieser Stellung befinde. Die Gefahr würde Großbritannien in sehr kurzer Zeit heimsuchen, wenn es nicht sofort handle. Das Geheimnis der deutschen Rüstungen müsse ge­klärt werden. Deutschland rüste in Verletzung des Vertrages aus. Heute habe Deutschland seine militärischen Luftstreitkräfte mit Len notwendigen Ergänzungsdiensten auf dem Erdboden, mit Re­serven und ausgebildetem Personal und Material. Dies alles warte nur auf einen Befehl, um zusammengefaßt zu werden. Diese ungesetzlichen Luftstreitkräfte erreichten rasch denselben Stand wie die britischen. Nächstes Jahr um dieselbe Zeit wür­den. wenn Deutschland und Großbritannien sich an ihre Pro­gramme halten, die deutschen militärischen Streitkräfte minde- > stens so stark sein wie die britischen. Ende des Jahres 1936 werde die deutsche Militärluftstreitkraft fast 50 Prozent stärker sein und > im Jahre 1937 die doppelte Stärke der großbritannischen erreicht haben.

Churchill erntete lauten Beifall von seilen der Regierungs­bänke.

Nach ihm erhob sich Baldwin für die Regierung. Er er­klärte, dies ,ei eine der schwierigsten und wichtigsten Fragen, die das Haus erörtern könnte. Es sei eine Frage, die von der Regie­rung auf jeden Fall binnen kurzem dem Parlament hätte unter­breitet werden müssen.

Baldwin bemerkte, er werde nicht Deutschlands neues Regime kritisieren. Jede Regierung müsse tun, was es bezüglich seines Landes für aut anfiebt, Lieraui b»-

laßte sich Baldwin mit denseit dem Umschwung in Deutjchlanr eingetretenen Ereignissen", der Stärkung der Kleinen Entente, der großen Beunruhigung in Oesterreich, Len Erklärungen i» Italien, Polen usw. Er bemerkte, es sei ein Zustand Ser Nervo­sität entstanden, der von einem Land in das ander« übergreife und ein böses Vorzeichen für den Frieden Europas und für eine Le» Frieden azifrechterhaltende Eeisteshaltung sei. Baldwin be­merkte. er werde eine Anzahl von Zahlen angeben, aber infolge der Tatsache daß Deutschland eindunkler Kontinent" sei, könne er keine Gewähr für die Ziffern übernehmen. Nach einer Bezugnahme auf das deutsche Heer erklärte Baldwin, die Deutschen schafften sich eine Luftstreitmacht; er glaube jedoch, daß die meisten der Berichte in der englischen Presse stark über­trieben seien. E- gebe im gegenwärtigen Augenblick keinen Grund für unangebrachte Besorgnisse und noch weniger für Pa­nik. Weder England noch irgend jemand in Europa stehe augen- bl.ülich vor irgend einer unmittelbaren Bedrohung. Es herrsch« kein tatsächlicher Notzustand, aber Großbritannien müsse voraus- schauen und es bestehe Grund zu sehr ernster Besorgnis. Aue diesem Grunde habe die Regierung die Lage seit vielen Monate» beobachtet, beobachte sie noch und werde sie weiter beobachten. Baldwin stellte naAdriicklich in Abrede, daß Großbritannien all­gemein in der Luft nachhinke. In Erwiderung der Erklärung Churchills erklärte er, es treffe nicht zu, daß sich Deutschland rasch dem Stande Großbritanniens nähere. Deutschland befasse sich tat- scichlick aktiv mit der Herstellung von Militärflugzeugen, aber seine wirkliche Stärke betrage nicht SV Prozent Ser heutigen stärke Großbritanniens.

D>e*-britische Regierung ist entschlossen, unter kernen Be­dingungen irgend eine Unterlegenheit in bezug aus irgend eine Streitkraft hinzunehmen."

Deutschland hänge bei seiner geographischen Lage sehr von der Freundschaft und den Handelsbeziehungen mir »einen Nachbar« ab. Wann werde der Tag kommen, wo Deutschland dies erkenne» werde? Solange Deutschland sich zurückhalte und keine unmittel­bare Verbindung mit anderen Staatsmännern in Europa habe, werde mehr uud mehr der Argwohn wachsen und es könne sein, daß auch Deutschlands eigene Schwierigkeiten immer weiter wachsen werden.

Baldwin schloß. Ich hoffe, daß diese Aussprache, die mit einem aufrichtrgen und berechtigte» Wunsch eingeleitet worden ist, d i e Wahrheit in Europa kennenzulernen, größere und bessere Folgen haben wird als irgend jemand von uns für möglich ge­halten hat. Vielleicht ist dadurch Gelegenheit für einen erste» Schritt geschaffen worden, von neuem die Nationen Euro­pas zusammenzubringen und vielleicht wird, nachdem man aus der Verschlechterung der Lage Europas in den letzten zwei Jahren etwas gelernt hat. die Stimme des Friedens sich doch noch gellend machen

Lloyd Seorge klagt an

Der Abg. Morgan Jones, der für Die Arbeiteroppo- ! sition das Wort ergriff, kritisierte dendeutlichen und be­wußten Persuch", die Verantwortung für eine Kriegsstim­mung den Pazifisten aufzubürden. Er bemerkte, die Leute, die für diese Kriegsstimmung verantwortlich sind, seien die Mitglieder der Regierung und ihre Anhänger. Er glaube nicht, daß man eine Einigung Europas erreichen kann durch ein System von Bündnissen großer Mächte, die gegeneinan­der rüsten, wie sie dies in den Tagen vor dem Weltkrieg taten.

Zur allgemeinen Ueberraschnng ergrifs auch Lloyd George das Wort, der Baldwin für die sehr klare und beruhigende Erklärung über die von der Regierung unter­nommene Schritte dankte. Vom militärischen Standpunkt, so fuhr er fort, bestehe kein Zweifel, daß Deutschland unend­lich stärker für seine Verteidigung fei als vor einem Jahre. Aber es sei ein großer Unterschied zwischen einem Heer, das vorbereitet für die Verteidigung fei, und einem Heer, das aus den eigenen Befestigungen in ein anderes Land ein­brechen könne. Lloyd George erklärte:

Ich habe keinen Zweifel, daß Deutschland in einer star­ken Stellung -ist, wenn es angegriffen wird. Aber es ist etwas anderes, wenn man glauben wollte, daß Deutschland die mächtigen Festungen durchbrechen könnte, die die Fran­zosen errichtet haben, Festungen, die, wenn sie im Jahre 1914 vorhanden gewesen wären, bedeutet hätten, daß man niemals verwüstete Gebiete erlebt hätte. Es gebe, so fuhr Lloyd George fort, keine Beweise irgendwelcher Art, daß Deutschland schwere Geschütze hergestellt habe. Deutschland brauche sehr lange Zeit, Ausrüstungen dieser Art herzustel­len. Man brauche sich nur den deutschen Haushalt anzu­sehen. Er betrage weniger als die Hälfte des französischen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Deutschland uns mutwil­lig angreift. Um was zu gewinnen? Was die Geheim­tuerei anbetrifft, so bemerkte Lloyd George, glaub« ich, daß

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