Nr. 2^^. Amts- und Anzeigeblcttt Br den Gberamtsbezirk Lalrv. 89. Jahrgang.

Ursch elnungSw eise: 6mal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im OberamtS- tezirr Ealw für die einspaltige Borgiszeile 10 Pfg., außerhalb desselben 12 Pfg., ßiellamen LS Pfg. Schluß für Inseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon S.

-«ir 19. Okt-ber 191H.

Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.25 vierteljährlich, Post- bezugspreis für den OrtS- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., in Bayern und Reich 42 Pfg.

AintUiH« Bekanntnra«th»ngen.

K. Oberamt Calw. Bekanntmachung,

betr. Gewalttütigkeiten gegen deutsche Zivil­personen im Feindesland.

Nach einer Anordnung des Stellvertreter; des Reichs­kanzlers sind die bisher auf die Feststellung belgischer Ge­walttätigkeiten beschränkten Ermittlungen (s. Calwer Tagblatt Nr. 197) auch auf die Gewalttätigkeiten auszudehnen, die in den übrigen feindlichen Ländern von Zivildchörden oder der Bevölkerung gegen deutsche Zivilpersonen verübt worden sind.

Gegebenenfalls werden auch Bekundungen über Ge­walttätigkeiten entgegengenommen, die gegen österreichisch-

ungarische Staatsangehörige im feindlichen Ausland rer- übt worden sind.

Der ausgestellte Reichskommissar Minist. Direktor a. D. Just führt jetzt die BezeichnungReichskommissar zur Er­örterung von Gewalttätigkeiten gegen deutsche Zivilpersonen tm Feindesland".

Den 17. Oktober 1914.

Regierungsrat Binder.

K. Oberamt Calw.

Bekanntmachung, betr. geologische Aufnahmen.

Im Auftrag des K. Württ. Statistischen Landcsamts hat der Landesgeologe Or. K. Regelmann geologische Auf- nahmen und Geländebegehungen im Oberamtsbezirk Calw während der zweiten Hälfte des Oktober auszuführen. Wir

ersuchen hierdurch alle staatlichen und Gemeindebehörden, dem Genannten tunlichste Förderung oei diesen Arbeiten zuteil werden zu lasten.

Den 17. Oktober 1914.

Regierungsrat Binder.

Versteigerung von Pferden.

Nach Mitteilungen des Kommandeurs des Etappentrains finden Pferdeversteigerungen am 22. d. Mts. vorm, 10 Uhr in St.Avold (Lothringen), am 23. d. Mts. vorm. 10 Uhr in Sargemünd

am 24. d. Mts. vorm. 10 Uhr in Zabern (Elsaß) statt.

Den 19. Oktober 1914.

Regierungsrat Binder.

WMWf Mserer Mine.

Lage im Westen. Rene Erfolge im Osten.

(W.T.B.) Grobes Hauptquartier, 17. Okt., vor­mittags. (Amtlich.) In Brügge wurden reiche Kriegsvorräte erbeutet, u. a. eine große Anzahl Zn- fanteriegewehre, Munition, 20V gebrauchsfähige Lo­komotiven.

Vom französischen Kriegsschauplatz sind wesent­liche Ereignisse nicht zu melden.

Im Gouvernement Suwalki verhielten sich die Russen in der Hauptsache ruhig. Die Zahl der bei Schirwindt eingetroffenen Gefangenen erhöhte sich auf 4000. Ebenso wurden noch einige Geschütze ge­nommen. Die Kämpfe bei und südlich von War­schau dauern fort.

(W.T.B.) Grobes Hauptquartier, 18. Olt. vor­mittags. Auf dem westlichen Kriegsschauplatz ver­lief der gestrige Tag im allgemeinen ruhig. Die Lage ist unverändert. Auf dem östlichen Kriegs­schauplatz gehen unsere Truppen in der Gegend von Lyck vor. Der Kampf bei und südlich Warschau dauert an.

(W.T.B.) Berlin, 18. Oktober. (Amtlich.) Am 17. Okt. nachmittags gerieten unsere Torpedo­boote 8 115, 8 147» 8 118 und 8 119 unweit der holländischen Küste im Kampf mit dem englischen KreuzerUntaundet" und 4 englischen Zerstörern. Nach amtlichen englischen Nachrichten wurden die deutschen Torpedobote zum Sinken gebracht. Von der Besatzung wurden 31 Mann in England gelandet.

Stellvertr. Chef des Admiralstabes Behnke.

(Es bleiben noch die näheren Ausführungen abzuwarten.) (Die Red.)

Daß unsere

Lage im Westen

sehr gut steht, kennzeichnet der Bericht der Berlingske Tidende in Kopenhagen. Sie meldet aus London: Seit Donnerstag steht ein verzweifelter Kampf in der Umgegend von Ypern und Lourlrai, wo die deutschen Abteilungen von Antwerpen mit größier Heftigkeit auf den äußersten linken Flügel der Franzosen drücken, um eine Verbindung zwischen dem deutschen westlichen Flügel in Belgien und dem deutschen rechten Flügel in Frankreich herzustellen. Die An­strengungen waren bisher erfolglos. Sie werden mit unverminderter Gewalt fortgesetzt. Gleichzeitig griff ein starkes, gemischtes deutsches Korps die englische und französische Besatzung von Oftende und die französischen Marinesoldaten an, die den Rück­zug der Belgier nach Dunnkirchen deckten und eine verschanzte Stellung zwischen Dixmuiden und Roulers vorbereiteten. Der Ausgang des Kampfes ist nicht bekannt, doch wird nicht geglaubt, daß die Ver­bündeten ihre Stellung halten werden. Die Be­wegung des Heeres ist durch die flüchtende belgische Bevölkerung gehemmt. Der nächste große Kampf wird bet Dünnkirchen erwartet, wo die Franzosen und die Engländer starke Feldbefestigungen um die

Stadt angelegt und große Ueberschwemmungen her- oorgerufen haben. Hier das Vorrücken der Deutschen zu verhindern, ist von allergrößter Bedeutung, da es dem linken Flügel der Verbrndeten gilt.

Nach amtlicher Meldung von französischer Seite wird mitgeteilt: Auf unserer Linken dauert heftiger Kampf an. In Ypern halten wir uns. An ge­wissen Stellen gewannen wir Boden und besetzten namentlich Laventie, östlich Estaires in Richtung Lille. Von den übrigen Frontteilen ist kein nen­nenswerter Zwischenfall zu melden, sußrr einem fruchtlosen Angriff der Deutschen im Gebiet von Malancourt nordwestlich Verdun.

Deutsche Mörser vor Belfort.

(S.C.V.) Berlin. Eine Züricher Depesche der Köln. Zeitung" will versichern können, daß gegen die von den Franzosen östlich von Belfort bis ins El­saß vorgeschobenen Stellungen bereits am Dienstag schwere deutsche Mörser angesetzt worden sind. Die Kämpfe seien sehr heftig. Die deutschen Truppen ge­wännen Boden, wenn auch nur schrittweise. Noch mehr wie Zukunftsmusik klingt es, wenn dieKöln. Zeitung" ein Wiener Telegramm veröffentlicht, das nach der neuesten russischen Schlappe die Einschließung Warschaus als nahe bevorstehend bezeichnet.

Die Inder in Frankreich.

(W.T.B.) Zürich, 16. Okt. DieNeue Zur. Ztg." bespricht nach dem Temps die Landung der indischen Truppen in Marseille und führt dabei u. a. aus: Die Inder sind mit Stolz gegen die Deutschen geführt worden und haben erklärt, daß sie lieber sterben, als unterliegen wollen. Dann, so erzählt der Bericht­erstatter des Temps, lesen sie bei ihrer Ankunft die in den Zeitungen veröffentlichten Briefe englischer Offiziere, daß die deutschen Soldaten den Frauen die Brüste abschneiden. Dazu bemerkt die Neue Zur. Zeitung: Mit solchen Mitteln werden also die tap­feren Inder gegen ein europäisches Kulturvolk auf­gestachelt. Oder, sollte es in Frankreich wirklich Leute geben, die derartigen Märchen Glauben schenken? Das wäre der edlen französischen Nation unwürdig. Was für einen Grad wüsten Hasses müssen die Ge­fühle Frankreichs erreicht haben, wenn selbst der Temps, der immer für das vornehmste Blatt in Pa­ris galt, diesen niedrigen Beschuldigungen Raum gibt! Unter diesen Umständen müssen wir die Hoff­nung aufgeben, daß sich ernsthafte Vertreter Frank­reichs für die Würde des Feindes einsetzen. Wir Schweizer wollen aber zusammen zu verhindern, suchen, daß alle Brücken der geistigen Brüderschaft abgebrochen werden.

Belgien ein geographischer Begriff.

(S.C.V.) Berlin. In einem Bericht desBerl. Tagebl." aus dem Großen Hauptquartier wird ge­sagt: In der jetzigen Lage ist Belgien nur noch ein

geographischer Bericht. England soll aber für Belgien ein neues Territorium geschaffen und der belgischen Regierung die Insel Guernesey für die Dauer des Krieges abgetreten haben. Der König selbst soll nach London geflohen sein.

Bon Antwerpen.

(W.T.B.) Rotterdam, 17. Okt. DerNieuws Rotterdamsche Courant" meldet aus Roosendaal: Der Stab der 3. Division ist bemüht, im Einverneh­men mit den deutschen Behörden die Rückkehr der Flüchtlinge möglichst gut zu regeln. Ein Stabskapi­tän hatte deshalb gestern eine Besprechung mit Ver­tretern der unteren belgischen Bahnbeamten (Maschi­nisten, Heizer, Weichensteller, Schaffner u. s. w.), die in großer Zahl in Güterwagen wohnen. Diese stell­ten Bedingungen, unter denen sie bereit wären, den Dienst in Antwerpen herzustellen. Die Bedingungen wurden von der deutschen Kommandantur geneh­migt, doch wollte die Mehrheit der Beamten die Ar­beit schließlich nur aufnehmen, wenn die Regierung in Le Havre die Bedingungen bestätige.

(W.T.B.) Haag, 17. Okt. Halbamtlich wird ge­meldet: Ein Meinungsaustausch zwischen der Regie­rung und der deutschen Verwaltung über die Rück­kehr belgischer Flüchtlinge hat zu dem Ergebnis ge­führt, daß die Rückkehr den Flüchtlingen nicht allein nach Antwerpen und dessen nächste Umgebung, son­dern nach ganz Belgien gestattet wird. Eine Prokla­mation, die die holländische Regierung anfänglich plante, wird nicht erlassen werden. Die Bürger­meister sollen aufgefordert werden, baldmöglichst die Personen, die nach Belgien zurückzukehren wünschen, anzugeben, damit sie auf dem Verwaltungsweg dort­hin befördert werden können. Nur Dienstpflichtige sind von dieser Vergünstigung ausgeschlossen, da die deutsche Regierung mitteilt, daß sie nach ihrer Rück­kehr nach Belgien zu Kriegsgefangenen gemacht wer­den würden. Der Minister des Inneren hat den Flüchtlingen, die sich bei Dordrecht aufhalten, die sofortige Rückkehr nach Antwerpen gestattet. Auch wurde der Kgl. Kommissar in Seeland ermächtigt, morgen oder übermorgen einige tausend Flüchtlinge zurückzusenden.

Der gesunkene englische Kreuzer.

(W.T.B.) London, 17. Okt. Ein Telegramm des Evening Standart aus Aberdeen meldet: 48 Ueberlebende von der Hawke sind heute früh durch einen Fischdampfer hier an Land gesetzt worden. Der Kreuzer wurde gestern von einem Torpedo getroffen und sank in fünf Minuten. Der Kapitän des Fischdampfers berichtet, daß er den Kapitän und die Ueberlebenden gestern nacht von einem norwegischen Dampfer übernommen habe. Sie seien in einem überfüllten Boot geflüchtet, aber nichts habe getan werden können, um diejenigen zu retten,