Nummer 266 ^
Woraus es Frankreich ankommt j
Das Saargebiet soll wirtschaftlich weiter ausgebeutet wer- j
den — Zahlen, die gegen Frankreichs Thesen sprechen
WPD. Die französische Negierung har sich und Frankreich ! in den Augen der Welt einen schlechten Dienst erwiesen, als sie unverhiillt durchblicken lieg, daß es Frankreich in der ^ Saarsrage lediglich aus die Verlängerung des nun endlich s am 13. Januar 1935 zu Ende gehenden wirtschaftlichen Aus- ! beutezustandes ankommt. Frankreich weitz heute schon, datz die Abstimmung niemals zu seinen Gunsten aussallen wird. Darum ist es bemüht, für die Beibehaltung des „Status ' quo" nach der Abstimmung jetzt Stimmung zu machen, da ! dieser ihm die wirtschaftliche Ausbeutung des Saargebietes : Weiterhin ermöglichen würde. ,
Bekanntlich hat das Comite des Forges, jener bekannte ' Zusammenschluß der sranzösischen Eisenhüttenindustrie, durch : den Mund seines Generalsekretärs Pinot bereits im Kriege : die Inbesitznahme des Saargebietes gefordert und zwar al- >, ileiu — das ist das Entscheidende — aus wirtschaftlichen ! Gründen. Wirtschaftliche Gründe sind es dann auch gewesen, ! die im Versailler Friedensdiktat Me fünfzehnjährige Uebergangsregelung brachten, deren Ende nun endlich be- oorsteht, und rein wirtschaftliche Aeberlegungen sind es auch heute, die die französische Saarpolitik bestimmen. Hinter diesen französischen Ministern und Diplomaten, die heute ^ für eine bereits verlorene Sache streiten müssen, stehen jene , uns schon aus der Kriegszeit her nur zu gut bekannten i französischen Erotzkapitalisten und Rüstungsgewaltlgen, die j zur Ergänzung und Untermauerung ihrer wirtschaftlichen - Macht eben das Saargebiet als wertvollen Wirtschaftsfak- ' tor brauchen. s
Wenn Frankreichs Regierung geglaubt hat, bereits die Frage der Saargruben anschneiden zu sollen, jo hat sie recht, ! wenn sie davon ausgeht, datz Artikel 36 des Saarstatuts in i Uebereinstimmung mit dem Diktat von Versailles den ! Zwang zum Rückkauf der Gruben zu einem in Gold zu zah- > lenden Preise durch Deutschland vorsieht. Fünfzehn Jahre : sind aber eine lange Zeit und in diesen fünfzehn Jahren s hat Frankreich diese Saargruben in einer Weise ausgebeutet, die man nur als R a u b b a u bezeichnen mutz. Dies allein berechtigt schon Deutschland, eine Eegenrechnung aufzumachen, die zum mindesten den Rückkauf in Gold vollkommen illusorisch machen sollte.
Ferner spricht, immer nur rein wirtschaftlich gesehen, alles. aber auch alles gegen die Beibehaltung des „Status quo" und für die Wiederangliederung an Deutschland.
Das Saargebiet kann als selbständiges Gebilde ohne Deutschland als Absatzmarkt und als Bezugsla..d nicht leben. Seine ganze Orientierung liegt seit dem Beginn seiner wirtschaftlichen Entwicklung ausschließlich in östlicher Richtung. Diese wirtschaftliche Entwicklung hat dazu geführt, datz das Saargebiet nicht als ein Teil des großen südwestdeutschen Wirtfchaftsraumes ist, dem es bis zu seiner gewaltsamen Ausgliederung organisch angehört hat und nach der Wiederangliederung auch als solcher sofort wieder angehören wird.
Es ist in diesem Zusammenhang aufschlußreich, festzustellen. wohin in erster Linie die saarländische Wirtschaft ihre Erzeugnisse sendet und woher sie das, was sie selbst braucht, bezieht. Nachstehende Sätze zeigen folgende Zahlen: Saar- Ausfuhr nach Deutschland 1932: 89 Mill. RM.. 1933: 116 Mill. RM., 1. Halbjahr 134: 75 Mill. RM. Saar-Einfuhr
Die Letzte vom Marhof
Von Waldemar Güls
Die Erbhofbäuerin des Marhofes war von den Bauernsöhnen viel umfreit. Margret Thiel, die Erbin des seit 1500 im Besitz des Geschlechts Thiel befindlichen Marhofs, konnte sich, obwohl unter den Freiern die bestgewachsensn und tüchtigsten Burschen aus alten Bauernsippen waren, nicht entschließen, einem von ihnen die Hand zum Lebens- dunde zu reichen. „Sie ist stolz und eingebildet", meinten einige der Freiersmlltter. Andere wußten: „Sie will keinen Bauern; sie will in die Stadt, sie weitz nicht, wie sie vom Marhof loskommen kann."
Als Katrin Scholl, die Talhofbäuerin, eine Schwester des verstorbenen Wilhelm Thiel, des Vaters der Margret Thiel, dieses Gerede gewahr wurde, redete sie den Schwägerinnen der Nachbarschaft ordentlich ins Gewitzen. Ueber 300 Jahre süßen die Thiels auf dem Marhof, und Sie Margret wisi« wohl, was sie täte, wenn sie nicht den ersten besten Bauernburschen-zum Manne nähme. Margret Thiel, die dem Schicksal grollte, datz sie nicht als ein Junge geboren sei, wolle von den Burschen ringsum nichts Witzen , denn sie sei mir den meisten durch Heirat der Ahnen versippt. Der Marhof brauche einen Bauern, der ein Blutserbe spende, datz wieder unter den kommenden Geschlechtern mehr Manneserben geboren würden. Ihr Bruder Wilhelm fei unter vier Mädchen der einzige Junge gewesen und habe nur eine Tochter, die Margret, hinterlatzen. Ein starkes männliches Reis müsse auf den fruchlträgen Baum der Thiels gepflanzt werden. Einige Frauen wollten die Talhofbäuerin auslachen. „Ihr kennt doch die Geschichte von der Marhofbäuerin, die vor 400 Jahren das Reis der Thiele auf ihr Geschlecht pflanzte?" sagte die Talhofbäuerin. Da schwiegen die Schwätzerinnen, aber die Mär von dem Marhof wurde wieder lebendig...
Es war um 1500. Das Bauerngeschlecht Ser Dünnen auf dem Marhof war im Manneserbe erloschen. Es stand nur noch auf den beiden Augen der Margarete Dünnen. Um sie freiten die Bauernburschen. Sie wies sie ab. Die, deren Herz in Liebe zu der grotzgewachsenen, schlanken, blonden Jungbäuerm am heißesten entflammt war und als nachgeborene Bauernsöhne durch eine Heirat mit Margarete Dünnen zum Herrn e nes Hofes geworden wären, verdingen sich auf den Marhof als Knechte. Doch einer nach dem
Altensteig, Mittwoch, den 14. November 1834
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Die Kaiser-Pfalz zu Eoslar
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aus Deutschland 1932: 89 Mill. RM., 1933: 84 Mill. RM., 1. Halbjahr 1934: 39 Mill. RM.
Diese Zahlen, die wertmäßig ein klares Aktivum für das Saargebiet im Handel mit Deutschland zeigen, sind um so interessanter, als bekanntlich die französische Wirtschaftspolitik unter Zuhilfenahme erlaubter und unerlaubter Mittel konsequent daran gearbeitet hat, dem Saargebiet seine natürlichen deutschen Absatzmärkte zu nehmen und es jo nach Frankreich zu orientieren? Diesem Zweck allein diente die Einführung der Frankenwährung und die französisch-saarländische Zollunion. Man kann weiter aus vorstehenden Zahlen erkennen, von welcher lebenswichtigen Bedeutung der deutsch-saarländische Handelsverkehr ist. Die höchste Steigerung hat übrigens im letzten Halbjahr die Einfuhr von Fertigwaren aus dem Saargebiet nach Deutschland erfahren, die bekanntlich der Bevölkerung am umfangreichsten Arbeit gibt. Je stärker sich der deutsche Markt befestigt, um so aufnahmefähiger wird er, und zwar gerade auch für saarländische Erzeugnisse, was die deutsch-saarländischen Handelsbeziehungen nur vertiefen und ausbauen kann.
Während jo die Einfuhr aus dem Saargebiet nach Deutschland sich in stetig aufsteigender Linie bewegt, ist umgekehrt eine starke Hemmung durch die französische Zollschranke, die französischen Einfuhrkontingentierungen und sonstige willkürliche Maßnahmen eingetreten. Diese Zahlen beweisen in klarer Deutlichkeit, was es bedeutet, aus einem organisch durchgebildeten Wirtschaftsraum, wie es Suddeutschland ist. ein Stück willkürlich herauszujchneiden und einem Zollsystem zuzuteilen, das ihm innerlich und äußerlich fremd ist.
Das Rückgrat der Saarwirtschaft ist der K o h I e n b e r g- b a u, der in normalen Zeiten etwa 75 000 deutschen Menschen Brot gab. Inzwischen ist diese Zahl um etwa 35 Prozent gesunken^ auch ein Erfolg der französischen Ausbeu-
andern verließ noch vor dem Lostag. an dem das Gedinge endete, den Marhof, sie erzählten Schreckliches von dem Hofe Ton Hause eine Mar. Nächtens ginge es um. ietze sich den schlafenden Knechten auf die Brust, würge sie bis zum Ersticken Von Mardrücken erwacht, habe jeder der Knechte, d-e es ängstigte, das Mar noch in Gestalt einer großen Frau in der Kammenür entschwinden sehen. Einem nach dem andern der Bauernburschen, die sich auf den Marhof verdingt hatten, um die Hand der Jungbäuerin zu gewinnen, erschien das Mar: keiner hielt es lange aus. und Mer verließ in Furcht und Schrecken den Hof. Jedesmal, wenn einer der Knechte das Mardrücken als Grund seines Wegganges angab, lachte ihn die Jungbäuerin aus und nannte ihn einen Angsthasen, der sich in der Nacht vor einem Weibe fürchte. Solche Männer hätten auf dem Marhof nichts zu suchen. Nach ein paar Jahren wollte sich kein Bursche mehr aus den Marhof verdingen. Die Jungbäuerin aber blühte und war schön anzuschauen wie ein Rose in des Königs Garten...
Da kam in einem Jahre um die Zeit der Zwölf Nächte, da hierzulande seit alters die Tage des Verdings liegen, ein großer, starker, blonder Bursch auf den Marhof. Van weit her ie: er: ein drittgeborener Bauernsohn, der sein Glück als Reiterknecht in des Königs Heer vergeblich versucht habe, aber lieber den Pflug als das Schwert führen wolle. Ob man ihn als Knecht möge? Tie Bäuerin sagte ;a, froh, so zu einem Knecht gekommen zu sein: sie hatte nicht gewußt, woher sie sonst einen nehmen sollte.
Die Knechte auf den Nachbarhöfen warnten den Fremdling vor dem Marhof. Der lachte, vor einem Weibe fürchte er sich nicht. Und das Mar drückte ihn nicht. Bis in der Walpurgisnacht, da erschien es ihm mitten im festen Schlaf und drückte ihm fast die Kehle zu. Dieter Thiel, so hieß der Knecht, blieb standhaft. Er erzählte niemand, datz ihn das Mar gewürgt hätte. Auch als die Bäuerin Margarete ihn fragte, ob er gut geschlafen habe, ließ er sich nichts merken.
In der Johannisnacht kam das Mar wieder zu ihm. Aber Dieter Thiel empfing es, eine Axt auf seine Brust gelegt, die scharfe Schneide nach oben, dem Mar entgegen- gerichtet. Mit einem Wehschrei fuhr es davon. Dieter Thiel sprang auf und packle es. Und was er da in seinen Armen hielt, war die Jungbäuerin Margarete Dünnen. „Du Mu- riger". flüsterte sie. „In die Brust ist mir die Schneid' ge-
rungspoittik! So steht es allgemein mit den „Erfolgen" der Franzosen. Die Rohstahlgewinnung ist zuriickgegangen aus 74 Prozent, die Tafelglasproduktion auf 59 Prozent und die von Schamotte auf 70 Prozent.
Damit ist für die Saarländer der Beweis erbracht, datz ihr zukünftiges Schicksal nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Ueberlegungen heraus, die Frankreich augenblicklich wieder in den Vordergrund seiner gesamten Saarpolitik zu stellen bemüht ist, um der Welt Sand in die Augen zu streuen, sich nur an der Seite Deutschlands und mit dessen Wirtschaft l^ sen läßt.
Buntes Allerlei
Die Berlobungsfahrt nach Marburg
Jüngst ging durch die deutsche Presse die Mitteilung, datz di» Stadt Marburg für alle Teilnehmer, die sich auf der Weihnacht»- fahrt der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" nach Marburg dortselbst verlobten, als Hochzeitsgeschenk ein achttägiger freier Aufenthalt in der schönen Stadt an der Lahn gewährt würde. Die Nachricht, die offenbar von einem Witzbold stammt, hatte offiziösen Anstrich, und kam so tatsächlich in die Presse. Nunmehr hat die Stadt Marburg, die durch zahlreiche Anfragen usw. erst davon Kenntnis erhielt und gleichzeitig sah, welch großartige Verkehrswerbung diese Stiftung bedeuten würde, nach einer Besprechung mit dem Oberbürgermeister und den Gaststättenbesitzern beschlossen, die Ankündigung des Witzboldes tatsächlich üurchzu- sühren Damit hat der Anreger der ganzen Angelegenheit einen Erfolg erzielt, den er sich sicher nicht hat träumen lasse«. Und unser Ruf lautet weiter: „Junggesellen vor!"
Schüler als Redakteure
Unter den Schülern von Neuyork gibt es einige, die einmal gute Journalisten zu werden versprechen, bezw. es jetzt schon sind. Sie redigieren die in Neuyork erscheinende Schülerzeitung „Pouch and School" jo glänzend, daß nicht nur Schüler sämtlicher Schulen der Vereinigten Staaten, sondern auch viele tausend Erwach- >ene ihre Abonnenten sind. Die Bezieherzahl hat jetzt eine Million erreicht. Die beträchtlichen Ueberschüsse dieses eingenartigeu Zeitungsunternehmens werden für arme Schüler verwandt.
Die neueste Modetorheit: leuchtende Damenschuhe
Einen ganz neuen Schlager bringt eine Schuhfabrik in Philadelphia auf den Markt: Damenschuhe aus Leder, das mit einer „raüiumhaltigen" Matze imprägniert ist. werden angeboren. In den ausgesandten Prospekten wird behauptet, daß diese Schuhe bei Tag ganz normal wirken, bei Eintritt der Dunkelheit aber zu leuchten beginnen. Für die verschiedenen Stimmungen werden dabei wundervolle Nuancierungen im Farbton angepriesen: Zartrosa, sanftes Grün, schmeichelndes Lila, Opalblau, knalliges Not usw Nun haben.wenigstens auch sonst unbekannte Größe- endlich Gelegenheit, ihr Licht leuchten zu lassen.
Spater Kindersegen
Genau am Tage ihrer silbernen Hochzeit schenkte jetzt in Florenz eine Frau Drillingen das Leben. Dieser Fall ist ums« erstaunlicher, als das glückliche Elternpaar während seiner LSjähri- gen Ehe nur mit einem einzigen Kinde, einem Buben, beschenkt worden war. Die zur Silberhochzeit geladenen Gäste waren nicht wenig erstaunt, als sie von dem glücklichen Vater, eruem italienischen Arbeiter, die freudige Nachricht erfuhren. Die Mutter ist heute 42 Jahre alt, die Drillinge befinden sich äußerst wohl. Ein später, aber umso reicherer Kindersegen.
drungen. ^.m Herbst ist unsere Hochzeit. Tu bist ein Mann." Und io geichah's. So kam das Geschlecht der Thiele auf den Marhof...
Margret Thiel, die Erbin des Marhofs, wußte um das Geheimnis ihrer Ahne. Sie heiratete keinen Burschen von den Nachbarhöfen. Unter den Landhelfern war ein großer, starker Blonder, Hein Grimm hieß er, drittgeborener Sohn eines Marschbauern. Der rettete beim Brand im Talhof die beiden Nichten Margret Thiels; den erwählte Margret Thiel zu ihrem Manne.
Lustige Anekdoten
Die Geschichte mit dem Kriegsgefangene«
Im Jahre 1833 war zwischen der Stadt Basel und dem Bairt- Laud eine große Fehde ausgebrochen. Die sonst so friedlichen Bürger und Lauern stellten Heere auf und in kürzester Zeit robie ein regelrechter Krieg.
Am einem ihrer Streiszüge hatten nun die Baseler einen Gewogenen gemacht. Der Korporal — sonst ehrsamer und zünftiger Barbier — sollte mit sechs anderen Musikanten, die ebea- iolche Minusfoldaten waren, den Kriegsgefangenen nach Basel dringen.
Bevor diese Garde abmarfchierte, ließ der Korporal „Seite», geweht aufpflanzen", wobei jeder sein Taschenmetzer mit Pate« in den Lam der Schrolspritze steckte. Dann wurde der Gefangene in die Mitte genommen, und die Reise ging los.
Auf dem Marsche untersuchte der eifrige Korporal den Bauer« aui Briefiachen und anderes Verdächtig«, fand aber nichts. Dagegen sagte der oiiffige Bauer. Briefe hätte er wohl gehabt, die lägen von drüben, jenseits des Grabens, unter einem Stei».
Zu einem Sprung über den gefährlichen Graden Hanen di« Baseler keine Luit oder andere gute Gründe bewogen fie. de» Bauern allen. . .»überspringen zu lassen, um di« Papiere z» holen.
Kaum war der Bauer über den Graben, da lief er. »as « laufen konnte
„Schießen — jch'eßen — schießen!" kommandierte »er Laset»« Korporal.
„Dar geil nir!" riefen feine Helden unisono, „mcr ß«»r j» die Bajoneners orufsl"