Schwäbisch« Gedenktage. Am 25. Zan. 1605 wurde das Kloster Reichenbach der württembergischen Land­schaft einverleibt. Am 26. Jan. 1423 wurde die so­genannte Eeroldeck'sche Fehde infolge der Bemühungen des Pfalzgrafen Ludwig beendet. Am 27. Jan. 1804 ist in Leonberg geboren der Dichter Gustav Griesinger, zuletzt Pfarrer in Ehningen, gestorben 1888. Am

27. und 28. Januar 1645 wurde Weilderstadt vergeblich von den sächsisch-weimarischen Truppen belagert. Am

28. Jan. 1431 weilte der deutsche Kaiser Sigismund in Reutlingen. Am 29. Jan. 1525 versammelten sich in einem Wirtshaus zu Baltringen OA. Laupheim 20 Bauern und machten hier den ersten Anschlag zum Aufruhr. Der sogenannte Baltringische Bauernhaufen soll bis auf 18 000 Mann angewachsen sein. Am 31. Jan. 1301 verkaufte Konrad von Weinsberg Burg, Stadt und Herrschaft Neuffen an den Grafen Eberhard den Erlauchten von Württemberg.

Der AusdruckKurzschluß" wird sehr gerne und sehr häufig angewendet, wo in einem Raum oder Ge­bäude, in dem elektrisches Licht eingerichtet ist, ein Brand ausgebrochen ist, besten Ursache nicht klar er­gründet werden kann. Dieses Wort verliert aber seine Bedeutung völlig bei richtiger Verlegung der Leitungen und zweckmäßiger Anbringung der Sicherungen, nach den Vorschriften der in Deutschland arbeitenden Pri­vatfeuerversicherungsgesellschaften. Ein zutreffendes Urteil ist die Tatsache, daß die letztgenannten Gesell­schaften den Fabrikanten Prämien zahlen, wenn sie ihre Fabriken anstatt mit Gas mit elektrischem Licht ein­richten lasten und daß selbst behördlicherseits für be­stimmte Räumlichkeiten (Benzinkeller usw.) elektrisches Licht anstatt Gas eingerichtet werden muß. Wenn man heute auf die Ortschaften hinauskommt, so wird man finden, daß speziell auch die Oekonomen in Scheuern und Ställen der Feuersichcrheit wegen elektrisches Licht eingerichtet haben, trotzdem ihnen auch teilweise Gas zur Verfügung stand. Das Gas besitzt wohl den Vor­zug, daß nicht wie beim elektrischen Licht bei jeder Ge­legenheit mit dem WortKurzschluß" manövriert wer­den kann; aber Bände könnten geschrieben werden über die gesundheitlichen Schädigungen bei Easausströmun- gen, die durch undichte Leitungen und durch Rohrbrüche entstanden sind. Nicht zu vergessen ist, was das durch widerrechtlich geöffnete Eashahnen entströmende Gas schon angerichtet hat. Es liegt nicht in der Absicht des Einsenders, das Gas herabzusetzen, denn das Gas wie die Elektrizität sind beide bedeutende Faktoren für die Weiterentwicklung einer Stadt, alleinKurzschluß" ist weit seltener, als gemeinhin angenommen wird.

Vorsicht bei Brandwunden in der Küche. Unwissen­heit, ein gewisses nachlässiges Umgehen mit den Spi­ritusapparaten und dem Brennmaterial selbst, ebenso die Unkenntnis der Tatsache, daß schon Benzindämpfe Feuer und Explosionen verursachen können, tragen die Schuld, daß die Brandunglücksfälle in der Küche sehr zahlreich sind. Hat man sich verbrannt, ist eine vor­sichtige Behandlung der Brandwunde nötig. Als ein sofort anzuwendendes Gegenmittel istLeinöl in Ver­bindung mit Kalkwasser zu empfehlen. Diese bei­den Dinge sollten in keiner Küche fehlen. Sie müssen aber vor dem Gebrauch erst gemischt werden, weil beim langen Stehen eine Zersetzung eintritt. Auch eine Binde und Wundwatte sollte man unbedingt vorrätig haben, damit man die Brandwunde ordentlich verbinden kann. Ein solcher Verband kann meistens liegen bleiben, und

Der Wildfang.

12) Novelle von Adolf Schmitthenner.

Als wir Wieder in unsern Betten lagen, sagte Valentin: Morgen ist der Kurfürstin Geburtstag, und Feiertag auf herr­schaftlichen Befehl. Da gehn wir in der Frühe zu deinem Baume, Gerwig und schauen nach dem Tage.

Nein nein, rief Gerwig hastig. Mein Baum wird keinem Menschen verraten. Aber ich will hinausgehn und dir die Kunde bringen.

Wenn ich noch acht Tage Zeit habe, ist alles gut, und so­viel ist es gewiß noch.

Und dann sagte er uns viel tausend Dank und wünschte uns gute Nacht. Nun Hab ich ein leichtes Herz, sagte er noch. Dann wurde es stille.

Ich lag noch eine Weile wach. Valentin war alsbald eingeschlafen. Man hörte seinen tiefen, ruhigen Atemzug. Gerwig lag unbeweglich, aber ich merkte wohl, daß er wache. Endlich schlief auch ich ein. »

Gegen Morgen wachte ich auf, von einem Traum er­schreckt. Um seiner los zu werden, richtete ich mich auf. Valentin lag auf dem Rücken und schlief ruhig. Ich sah nach dem andern Bett, und es überlief mich: Gerwig saß aufrecht und schaute zu Valentin herüber. Unsre Blicke begegneten sich. Da legte er sich zurück. Ich tat das gleiche und war bald wieder eingeschlafen.

Als ich erwachte, hatte Gerwig schon Lager und Zimmer verlassen. Valentin stand angekleidet am Tisch und zählte sein Geld. Aber zwischen hinein lachte er und sang und plau­derte mit den Gulden, sodaß er immer wieder von vorn an­fangen mußte. Endlich hatte er seine Barschaft beisammen: es waren zweihundertsiebzehn Gulden. Er band sie wieder in j

die Heilung geht auf diese Weise rascher vor sich. Bei allen Verbrennungen muß man darauf achten, daß das Hinzutreten der Luft möglichst vermieden wird. Hat man für einen Unglücksfall gar nicht vorgesorgt, so nehme man das zur Hand, was an Fetten vorrätig ist. Butter, Schmalz, Oel, auch Eiweiß oder Mehl, tun gute Dienste. Brandwunden können, wenn sie vernachläs­sigt werden, die schlimmsten Folgen nach sich ziehen.

Herrenberg, 28. Jan. In Oeschelbronn wurde vo­rige Woche die 39 Jahre alte Friederike Lhristein ver­mißt und darauf am Samstag von ihrem Dienstherrn in einem Heuschober, wo sie über 8 Tage sich ohne jede Nahrung sich aufgehalten hatte, wiedergefunden. Sie befand sich in so elendem Zustand, daß sie ins Bezirks­krankenhaus gebracht werden mußte, da beide Beine bis über die Knöchel vollständig erfroren sind und ab­genommen werden müssen. Das Mädchen scheint in einem Anfall von Schwermut gehandelt zu haben.

Württemberg

Wiirttembergischer Landtag.

Stuttgart, 28. Jan. Die Erste Kammer nahm heute ihre Sitzungen wieder auf. An Stelle Farnys war Oekonomierat Adlung als Vertreter der Land­wirtschaft in die Kammer berufen worden, der ver­eidigt wurde. Dann wurde in die Verhandlungen Uber den Bericht des Ausschusses für innere Verwaltung bzgl. des Entwurfs eines Eebäudebrandversiche- rungsgesetzes eingetreten. Referent ist Staats­minister a. D. Dr. v. Pischek.

Die Zweite Kammer nahm in ihrer heutigen Nach­mittagssitzung den Rechenschaftsbericht des Ständischen Ausschusses entgegen und verhandelete dann in stunden­langer Debatte über die Eisenbahneingaben, sowie die Denkschrift der Regierung wegen der Er­schließung der Heidenheimer Alb durch die Eisenbahn.

Eingreifen des Militärs in Württemberg.

Auf die Anfrage v. Gaußv. Kiene bezüglich des Eingreifens von Militär bei inneren Unruhen ist nun die Antwort der Regierung eingelaufen. In dem Ant­wortschreiben stellt sich die württ. Staatsregierung auf den Standpunkt, der imStaatsanzeiger" bereits ver­treten wurde. Darnach kann ein Eingreifen von Militär nur nach v o r h e r g e g a n g e- ner Aufforderung der Zivilbehörden erfolgen. Die württ. Staatsregierung steht auf dem Standpunkt, daß die preuß. Kabinettsordre vom Jahr 1820 bei uns in Württemberg durch die Militärkon­vention nicht zur Einführung gelangt ist. Schon vor Jahren wurde diese Frage von den beteiligten Mini­sterien daraufhin geprüft, ob eine Aenderung der württ. Gesetze infolge besonderer preuß. Verordnungen not­wendig werde; dabei hat sich ergeben, daß die Vorschrif­ten des Gesetzes vom 28. August 1849 unberührt bleiben durch die preuß. Verordnungen. Im Jahr 1893 sei be­reits eine Anweisung in diesem Sinn an die Kreis­regierungen und die Oberämter ergangen und dieselbe Instruktion sei auch im 13. (württ.) Armeekorps aus­gegeben worden.

Ein blutiger Handel.

Biberach, 29. Jan. Gestern abend kurz von 7 Uhr wurde der 63jährige Möbelfabrikant und Altertums­händler Karl Baur in seinem Anwesen, innerhalb des Hofraumes, blutüberströmt aufgefunden. In der Nach­barschaft hatte man Hilferufe gehört, ärztliche Hilfe und der Geistliche waren bald zur Stelle. Baur

das Tuch und legte seinen Schatz in die Truhe. Dann kam er auf mich zu, schloß mich in die Arme und nannte mich seinen allerliebsten Bruder; und er lobte Gerwig als den treusten Freund. Er gönne mir von Herzen die schöne Schmiede mit der Margarete, und dem Gerwig alles gute Glück und das schönste Mädchen der Welt nach seiner Kuni­gunde. Er werde uns das geliehene Geld auf der kaiserlichen Post zurückschicken mit den schönsten Stücken aus seiner Werk­statt und mit polnischen Pelzen für unsre Frauen, und wir sollten es erleben, daß er dankbar fei.

Mitten in diesen Reden trat er auf einmal ans Fenster, drehte sich kurz um und sagte mit einem angstvollen Schein in den Augen: Nicht wahr, Johannes, es wird alles gut?

Als ich angekleidet war, gingen wir in die Stube hinun­ter. Der Meister war in der Nacht von Bischofsheim zurück­gekehrt und saß mit Margarete am Tisch.

Es war der erste Geburtstag der Kurfürstin, seit sie Königin von Böhmen war. Deshalb wurde auf Befehl der Herrschaft in der Stadt gefeiert. Um das gedrückte Gemüt des ! Volkes zu erquicken, veranstaltete der Rat des Nachmittags ^ auf dem Anger ein Armbrustschießen, das vor dem großen Krieg in Stadt und Land die liebste Lustbarkeit war. Der! Meister und Margarete beredeten gerade mit uns, wie wir den ! Tag zubringen sollten, als Gerwig eintrat. Er war vor dem ^ Frühstück ein wenig im Freien gewesen. Nachdem er den! Meister und Margarete begrüßt hatte, gab er Valentin und mir die Hand. Er war todesblaß, aber sein Blick war ehrlich und sicher. Als er Valentin die Hand drückte, sah er ihm fest und tief in die Augen. ^

Nach dem Frühstück verkündigte Valentin dem Meister und dessen Tochter, daß er mit Kunigunde versprochen sei. Margarete lachte über ihr ganzes Gesicht, aber der Meister I machte eine sauersüße Miene. Ich glaube, er hätte jeden von I

hatte 3 Schüsse und etwa 17 Messerstiche erhalten. Es war zu ihm der Holzbildhauer Herberts aus Eebratzhofen OA. Leutkirch gekommen, um 2 Alter­tümer Baur zum Kauf anzubieten. Als Baur den Kauf verweigerte, forderte Herberts Geld, und es kam zu einem Kampf zwischen den beiden. Baur wurde furchtbar zugerichtet, und er hatte noch die Geistesgegen­wart und die Kraft, das Haus zu schließen. Her­berts wurde im Hause in einem Sessel tot aufgefunden; er hatte seinem Leben durch einen Schuß in den Kopf ein Ende gemacht. Baur konnte, ehe er starb, im Krankenhaus noch gerichtlich vernommen werden.

Schwenningen, 28. Jan. In der Wohnung des Schreiners Karl Schmidt in der Zündholzstraße fiel das 1^ jährige Töchterchen Emma in einen Topf heißen Wassers und zog sich so schwere Brandwunden am Ge­säß zu, daß es gestern abend an den Folgen gestor­ben ist.

Göppingen, 29. Jan. Der Verleger der Eöppinger Zeitung, Gustav Löchner, wurde beim Festessen während der Kaisergeburtstagsrede von einem Schlaganfall.be­troffen, dem er nun erlegen ist.

A«» Aelt.

Rücktritt der reichsländischen Regierung.

Straßburg, 28. Jan. Der Straßburger Post zufolge erklärte in der heutigen Sitzung der Budgetkommission auf eine Anfrage des Abgeordneten Hauß der Staats­sekretär Zorn von Bulach, daß die Ereignisse von Za- bern und ihre Folgeerscheinungen für die elsaß-loth­ringische Regierung eine neue Lage geschaffen haben. Sie habe daraus ihre Folgerungen gezogen und ent­sprechende Anträge gestellt. Die Entscheidung werde voraussichtlich in wenigen Tagen fallen. Man kann diese Erklärung nur dahin verstehen, daß Statthalter und Ministerium solidarisch ihr Entlassungsgesuch ein­gereicht haben. Wahrscheinlich wird mit dem jetzigen Ministerium der Etat zu Ende beraten und dann die Session geschlossen.

Eine verhängnisvolle Mensur.

Aus München wird geschrieben: Einen tragischen Ausgang nahm eine am 15. September zwischen zwei hiesigen Studenten, einem Chemiker und einem Vete­rinärstudierenden, ausgefochtene Bestimmungsmensur auf Schläger. Der Veterinär erhielt dabei einen Hieb über den Kopf, der bis auf den Knochen ging, sich aber keineswegs gefährlich zeigte. Der Verletzte ging in den nächsten Tagen noch aus, bald darauf verschlimmerte sich sein Zustand jedoch derart, daß er sich in die Chirur­gische Klinik begeben mußte, wo er noch in der gleichen Nacht starb. Die Sektion der Leiche zeigte, daß die Stirnwunde infolge einer Infektion eiterig geworden war und sich zu einer akuten eiterigen Gehirnhaut­entzündung ausgebildet hatte. Der Eegenpaukant des Toten hatte sich nun vor dem Schwurgericht zu verant­worten. Die anwesenden drei Sachverständigen hielten es für ausgeschlossen, daß die bei der Mensur erlittene Verletzung die Todesursache des jungen Mannes gebil­det habe und führte sie auf eine Infektion bei Oeffnung eines Stirngeschwürs kurz vor der Mensur zurück, die erlittene Verletzung beschleunigte vermutlich nur den Krankheitsprozeß. Da die Geschworenen die Frage auf Zweikampf mit nachgefolgtem Tode bejahten, wurde der Studierende zur gesetzlichen Mindeststrafe von zwei Jah­ren Festungshaft verurteilt.

uns zwei andern der Kunigunde lieber gegönnt als den Valentin, den er wohl seiner eignen Tochter zugedacht hatte. Doch schluckte er den Aerger hinunter und wünschte Glück, wie es sich ziemt.

Als wir andern uns wieder um den Tisch gesetzt hatten, verließ uns Valentin, um zu seiner Braut zu gehn. Ich bleibe über Mittag auf dem Turm, sagte er. Dann holen wir euch ab und spazieren über den Rtesenstein, die Wolfs­schlucht hinunter nach dem Anger.

Was er befehlen gelernt hat! schmälte der Meister, halb im Ernst, halb im Scherz. Valentin aber Kat an Gerwig heran und sagte halblaut: Du bringst mir Nachricht? Gerwig nickte mit dem Kopf. Dann ging Valentin zur Tür hinaus.

Gleich nach dem Mittagessen machte sich Gerwig auf nach seinem Baume. Ich suche euch am Riensenstetn, sagte er. Seid ihr nicht mehr dort, so keffen wir uns auf dem Anger.

Eine Weile später kamen Valentin und Kunigunde, uns abzuholen. Der Meister schloß sich von der Gesellschaft aus; er wollte ein wenig auf die Zunftstube und dann auf dem bequemen Weg am Neckar hinab nach dem Anger. Wir viere spazierten langsam nach dem Klingenteiche zu.

Valentin und seine Braut waren ein wunderschönes Paar. Alle Köpfe wandten sich nach ihnen um, und die Leute, die an den offnen Fenstern saßen, standen auf und schauten ihnen nach. Margarete, die hinter Kunigunde und neben mir ging, wurde nicht müde, das stattliche Bmutpaar leise zu be­wundern. Immer wieder winkte sie mit den Augen nach ihnen hin und schaute mich darauf glückskahlend an. Meine selige Mutter und mein Vater waren auch ein stolzes Paar, sagte sie mir, als wir beide noch unter der Wölbung des Klingtentores gingen, während die zwei andem stolz und schön im Sonnen­schein vor uns den Berg htnanstiegen.

(Fortsetzung folgt.)