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Altensteig, Freitag, den 28. Oktober 1934
Englische Werbung in Skandinavien
Der Besuch Edens in Stockholm — Wirtschaftliche und politische Bestrebungen und das nordische Verteidigungsproblem Von Dr. Friedrich Meitzer.
Der englische Lordsiegelbervahrer Kapitän Anthony Eden wurde kürzlich in der schwedischen Hauptstadt mit offenen Armen empfangen. Er kam als Abgesandter seines Landes, um die Möglichkeit einer engeren Fühlungnahme politischer und wirtschaftlicher Art zwischen England und den drei skandinavischen Ländern mit schwedischen Regierungsvertretern näher zu untersuchen. Schon anläßlich seines jüngsten Besuches in Kopenhagen hatte Lord Eden das Gemeinsame zwischen seinem Vaterlande und den nordischen Ländern in der „insularen Lage" gekennzeichnet und damit der skandinavischen Presse sozusagen das Stichwort für die Würdigung seiner Nordlandreise gegeben. Denn es handelte es sich bei seinem Besuch der dänischen und norwegischen Hauptstadt nicht um eine reine Höslichkeitsvisite, sondern in erster Linie um den Ausbau der englisch-skandinavischen Handelsbeziehungen. Gewohnt, im Trüben zu fischen, hält die britische Wirtschaftspolitik es auch jetzt für angebracht, ihre Ersatzrolle für den durch Devisenschwierigkeiten in seiner Entfaltung im Auslande gehemmten deutschen Skandinavien-Exporteur zu spielen.
Verfolgt man die englische Tagespresse. >o erhellt aus ihren Bemerkungen zur Edenreise nach den skandinavischen Ländern vor allem die wirtschaftliche Seite dieser Diploma- teniahrt. Sie läßt sich kurz auf die Formel bringen: Schaffung einer wirtschaftlichen Interessengemeinschaft zwischen England und den nordischen Ländern. Mag man es im Foreign Office zur Zeit auch für richtig halten, nach außen hin den Eindruck zu erwecken, als handelte es sich bei dieser Reste des Lordsiegelbewahrers nur um eine rein privater Natur, so weiß doch die Oeffent- lichkeit Englands so gut wie die der skandinavischen Länder, daß Lord Eden, der vielbeschäftigte britische Unterhändler bei schwierigen diplomatischen Verhandlungen, nicht nach Kopenhagen oder Stockholm kam, um etwa verspätet der berühmten dänischen Hofschauspielerin Bodil Ipsen zu ihrer Jubelfeier oder dem Professor Olallo Morales zu seinem (»0. Geburtstag Artigkeiten zu sagen
Gehört Mister Eden auch noch zu den britischen „Ministern ohne Portefeuille", so zählt er dennoch zu den maßgeblichen Männern der heutigen Londoner Regierung. So ist es nicht weiter abwegig, wen man annimmt, daß der Reise des Lordsiegelbewährcrs auch noch eine politische Absicht zugrunde lag. Wie man weiß, ergaben sich bereits vor einiger Zeit gewisse übereinstimmende Auffassungen des schwedischen Außenministers Sandler und Lord Edens in der leidigen Abriistungsfrage. Man gehr deshalb wohl nicht fehl in der Annahme, daß zum mindesten in Stockholm eingehend über Englands Haltung zum skandinavischen Verteidigungsproblein der Gegenwart gesprochen worden und hier von der machtpolitischen Seite aus die natürliche Verbindung zwischen Deutschland und den nordischen Ländern unter eine englische Lupe genommen worden ist. Wer die Weitsichtigkeit der britischen Außenpolitik berücksichtigt, kommt unweigerlich zum Schluß, daß sowohl in Kopenhagen als auch in Stockholm die Frage erörtert worden sein muß, wie es möglich sein wird, das Ostseegebiet in bestimmte englische Zu- kunftskombinaiionen mitsinzubeziehen. Ob beispielsweise in Anwesenheit Lord Edens auch die sehr delikate Island
Panzerschiff „Deutschland" in Schottland
Der Kommandant der „Deutschland", Konteradmiral Earls, stattete mit seinen Offizieren dem Küstenkommandanten von Schottland, Admiral E. I. Hardmann-Johnes (rechts) in Rosith einen Besuch ab.
frage, die neuerdings für die britische Admiralität ein besonderes Interesse erhalten hat, in Kopenhagen berührt worden ist, entzieht sich der Kenntnis der dänischen Oeffent- lichkeit. Daß jedenfalls über skandinavische Verteidigungsfragen anläßlich des Besuches Lord Edens ausführlich verhandelt worden ist, geht unter anderem aus den lebhaften Diskussionen der dänischen, schwedischen und finnischen Tageszeitungen hervor, die sich besonders eifrig mit der Frage der Wiederbefestigung der Alandsinseln und der Möglichkeit, den Sund militärisch zu sperren, beschäftigten.
Soweit bisher verlautet, hat angeblich die schwedische Regierung die Gelegenheit noch nicht wahrgenommen, amtlich zu dieser Frage Stellung zu nehmen und ihren Standpunkt in der Öffentlichkeit des Landes zu vertreten. Was insbesondere die Streitfrage der Wiederbefestigung der Alands- injeln betrifft, die seinerzeit von den Russen gegen etwaige deutsche Flottenangriffe verhältnismäßig stark befestigt, später aber planmäßig zerstört wurden (auf Grund eines internationalen Abkommens vom Jahre 1921), so wird heute das Fehlen jeglicher Verteidigungsmöglichkeiten auf dieser Inselgruppe sowohl von Schweden als auch dem sich ständig von der Sowjetunion bedroht fühlenden Finnland sehr offenherzig bedauert. Hinzu kommt die für gesamtskandinavische Interessen abträgliche Stellung der marxistisch geführten dänischen Staatsregierung, die bisher der Bildung einer gemeinsamen skandinavischen Verteidigungsfront hindernd im Wege gestanden hat.
Alles in allem gewinnt man den Eindruck, daß die Reise des Lordsiegelbewahrers Eden vom Standpunkt britischer Außenpolitik nicht vergeblich gewesen zu sein scheint.
RatloimIsoziaWsche Skimvolitik
lieber die nationalsozialistische Steuerpolitik schreibt die R-K. u. a.:
Es ist das unbestreitbare Verdienst des Nationalsozialismus, zum ersten Male nach Beendigung des Krieges mit einer umfassenden Steuerreform und vor allem mit umfassenden Steuererleichterungen vor das deutsche Volk getreten zu sein. Obwohl an den verschiedensten Stellen die Steuerschraube bereits merklich gelockert worden ist, sind die Einkünfte, die Reich und Gemeinden aus den Steuern und steuerähnlichen Abgaben ziehen, fast nnt jedem Monat größer geworden. Die Einkünfte des Reiches un 3. Vierteljahr 1934 sind bereits 16,8 v. H. höher als um die gleiche Zeit von 1933 (gegen 1932 ergibt sich sogar eine Steigerung um rund 24 Prozent). Die bisher bereits durch- gefllhrten Erleichterungen in der Einkommensteuer haben dem Staat einen Ausfall von schätzungsweise von 6 bis 7 Millionen RM. je Monat verursacht. Trotzdem ober ist das Aufkommen in den Monaten Juli und August um 41,7 Prozent größer gewesen als in derselben Zeit im Vorjahre. Auch bei der Umsatzsteuer sind schon verschiedene Erleichterungen in den letzten eineinhalb Jahren geschaffen worden und trotzdem ist die Ertragskurve ständig aufwärts gerichtet. So haben die ersten fünf Monate des Steuerjahres 1934 bis 1935 gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme von 25 Prozent für den Staatsbeutel ergeben. Das große Verdienst der nationalsozialistischen Steuerpolitik liegt darin, daß kraft der an vielen Punkten angesetzten sozialen Steuerermäßigungen die Steuereinnahmen des Staates ständig steigen. Dadurch ist es möglich, langsam die Auswirkungen der ungesunden Finanz- und Schuldenpolitik des Reiches und der Länder, wie sie über ein Jahrzehnt betrieben wurde, zu beseitigen.
E ' ' in diesem Zusammenhang erwähnt, daß nicht nur die L...rten Besitz- und Verkehrssteuern unter nationalsozialistischer Staatsführung steigende Tendenz aufweisen, sondern auch die Verbrauchssteuern haben höhere Erträgnisse gebracht. ^aksteuer, Zuckersteuer, Biersteuer usw. sind im Jahre 1ua4—35 mit erheblich größeren Eingängen im steuerlichen Einkommen des Reiches vertreten als vor einem Jahr. Sogar die Zolleinnahmen liegen noch etwas über den vorjährigen Ergebnissen. Insgesamt sind an Zöllen und Verbrauchssteuern im Zeitraum April bis Juni 1934 18,8 Prozent mehr aufgelommen als zur gleichen Zeit im Vorjahr in den Monaten Juli und August, 13,4 Prozent mehr als in den gleichen Monaten des Jahres 1933. Dadurch, daß es dem nationalsozialistischen Staat gelungen ist, nahezu zwei Drittel des Arbeitslosen-' Heeres aufzulösen und die Beschäftigtenzahl um rund vier Millionen Köpfe zu vermehren, hat sich auch eine schwere Last, die auf dem Staatshaushalt bisher ruhte, neuerdings wesentlich verringert. Die Aufwendungen für die Arbeitslosenunterstützung bezifferten sich in der Zeit April bis August 1933 noch auf 900 Milk. NM. und sind in der gleichen Zeit 1934 auf 480 Mill. RM. zurückgegangen. Sie sind also auf die Hälfte gesunken.
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2a, dort_! Nein, nicht denken, nicht denken ...
Sie warf einen Blick aus die Uhr. Schon bald fünf Uhr! Da waren Jella und Sofie gewiß schon drüben, und die Brüder, die heute früher heimkommen wollten, wohl auch schon da. Und vielleicht wartete man bereits mit dem Kaffee auf sie. Margaret verschloß das fertige Taschentuch in ihrem Schrank und ging hinüber nach dem Wohnzimmer, aus dem ihr lebhaftes Sprechen entgegenklang. Sie waren wirklich schon alle da. die Bräute und die Brüder, und am Tisch stand Mama, schänden Kaffee in die Tassen gießend.
Bei Margarets Eintritt verstummte das Gespräch plötzlich, und einen Augenblick herrschte verlegenes Schweigen.
Peinlich berührt sah Margaret von einem zum andern. Dann versuchte sie zu scherzen.
„Ihr habt wohl gerade über mich losgezogen?"
„Aber durchaus nicht," beeilte sich Otto zu versichern. „Wie kommst du nur auf die Idee? Wir sprachen von ganz gleichgültigen Dingen_wirklich!"
„2a, von der Hochzeit_" nickte Frau Halmen-
schlag. „Und was.es noch alles zu tun gibt vorher!"
Nur Hermann runzelte mißbilligend die Stirn.
„Ich sehe wirklich nicht ein, wozu wir Margaret belügen sollen. Schließlich geht es sie ja doch auch an und wird sie interessieren. Wir sprachen nämlich von der Familie Jeglic," wandte er sich an die Schwester, „und daß du Gott danken kannst, dich beizeiten von ihr losgemacht zu haben! Sonst wärst du jetzt auch mitten drin im Skandal."
„Ein Skandal_? In der Familie Jeglic?" stam
melte Margaret erblassend. „Was ist denn geschehen?"
„Ja, denke dir nur: der alte Jeglic wurde verhaftet wegen Betrugs und schmutzigen Spekulationen! Er hat den Bauern unter allerhand Vorspiegelungen ihr Getreide zu Schundpreisen abgekauft und wollte es dann um das Fünffache nach Deutschösterreich verkaufen. Er — der große Patriot und Deutschenfresser!"
„Mein Schwiegervater? Nicht möglich!"
„Ja, dein einstiger Schwiegervater! Man sieht: beim Geldbeutel hört sein Patriotismus auf! Außerdem unterschlug er Gelder, die durch ihn zu nationalen Zwecken gesammelt worden waren. Man spricht von sehr bedeutenden Summen. Und wie eine Sache dann stets noch andere nach sich zieht, so kam Lei dieser Gelegenheit die ganze Paschawirtschaft auf, die er als Bürgermeister getrieben: Bestechungen, falsche Berichte, die er nach Laibach schickte, Ungerechtigkeiten usw. So erkennt man jetzt in Laibach endlich auch, daß nur e r an der Friederauer Affaire schuld war und daß die Friederauer nur ihr gutes Recht verfochten, bas ihnen von der jugoslawischen Regierung einst feierlich zugesichert wurde, das aber Jeglic aus eigener Machtvollkommenheit dann mit Füßen trat. Die in Laibach glaubten eben seinen Brandberichten blindlings. Erst die Untersuchungskommission, die wegen des Getreide- Handels nach Spillersdorf kam, deckte auch dies auf."
Hermann rieb sich die Hände und fuhr im Zimmer auf- und abgehend befriedigt fort: „Eine kleine Genugtuung ist es ja für uns, daß dies nun alles ans Tageslicht kommt und besonders, daß dieser alte Gauner so glänzend entlarvt wurde! Deine Schwägerin — die Serbin, Matijas Frau, zog auch gleich die Konsequenzen: sie brannte ihrem Mann am selben Tag, als der Skandal ruchbar wurde, mit einem serbischen Offizier durch_"
..Um Eotteswillen_Mila?"
„Jawohl, Frau Mila Jeglic, geb. Brankovic! Sie hat die Scheidung bereits eingeleitet und will ihren Liebhaber, den berüchtigten Jure Dragotic, heiraten. Eine feine Familie, das muß man sagen! Ich hoffe, du ziehst nun aber auch deine Konsequenzen, Margaret, und läßt dich endlich von deinem Mann scheiden! Es ist wahrlich keine Ehre für Dich, den Namen Jeglic immer noch zu tragen!"
Margaret antwortete nicht. Sie hatte auf Hermanns letzte Worte gar nicht geachtet. Sie dachte nur an Wladko. Wie würde er all dies Schreckliche tragen? Sein Vater, auf den er so große Stücke gehalten, ein Verbrecher, der ins Zuchthaus gehörte!
Es mußte ihn völlig niederschmettern. Es mußte auch seine Stellung erschüttern, seine Karriere, auf die er so viel Hoffnungen gesetzt, gefährden...
Und niemand würde ihm dies tragen helfen! Allein! Allein mußte er damit fertig werden...
„Woher weißt du dies alles?" fragte sie nach einer Pause beklommen.
„Ich las es in der Zeitung. ,Slowenski Narod bringt einen ganz langen Artikel darüber!"
„Von_von Wladko steht nichts darin?"
„N°in," antwortete Hermann rasch, einen Blick mit Otto wechselnd.
„Hast du das Blatt? Kann ich es sehen?" fragte Margaret. Ihr Bruder tat, als suche er in seinen Rocktaschen danach.
„Ja, wo Hab ich es denn, zum Kuckuck? Ich steckte er doch zu mir! Zu dumm! Nun muß ich's verloren haben? Aber es steht ja auch weiter nichts darin, als was ich bereits erzählte."
„Von welchem Datum ist es denn?"
„Das weiß ich wirklich nicht. Ich habe darauf gar^ nicht geachtet. Es ist ja auch gleichgültig."
„Du hast recht — es ist gleichgültig."
- (Fortsetzung folgt.) ^