Nr» 237. Arnis- und Anzeigeblctti für den Gberarnlsbezirk Lalw. 89. Jahrgang.
UrsHelnungSrvetse: 6 mal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im Oberamls- -ezirk Calw für die einspaltige BorgiSzeile 10 Pfg., außerhalb desselben 12 Pfg., Uellamen 25 Pfg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon S.
Samstag, den 1« Oktober
Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.25 vierteljährlich. Post* bczugspreis für den OrtS- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg.» ln Bayern und Reich 42 Pfg.
Amtlich« Sekairirtmachunge«,.
Kontrollversammlung
des unausgebildeten Landsturms
1. Aufgebots.
Die ausgehobenen Landsturmpflichtigen I. Aufgebots haben bei Vermeidung der im Gesetz angedrohten Strafen zu den Kontrollversammlungen zu erscheinen.
Die Kontrollversammlungen finden im Kont- rollbezirk Calw wie folgt statt:
1. Kontrollplatz Calw am 15. Oktober, 10 Uhr vormittags bei der Turnhalle für die Gemeinden:
Calw, Altburg, Althengstett, Alzenberg. Cech- ingen, Hirsau, Neuhengstett, Oberkollbach, Oberreichenbach, Ostelsheim, Ottenbronn, Rotenbach, Simmozheim, Sommenhardt, Zavelstein.
2. Kontrollplatz Calw am 15. Oktober, 2 Uhr nachmittags, bei der Turnhalle für die Gemeinden:
Altbulach, Emberg, Holzbronn, Liebelsberg, Neubulach, Oberhaugstett, Teinach, Agenbach, Bergorte, Breitenberg, Martinsmoos, Neuweiler, Ober-
kollwangen, Schmieh, Dachtel, Deckenpfronn, Mona kam, Unterhaugstett, Unterreicheiibach. Dennjächt, Ernstmühl, Liebenzell, Möttlingen, Stammheim, WllrzbM).
Die Mannschaften aus den Gemeinden: Aichhal- den, Hornberg, Zwerenberg haben zur Kontrollversammlung in Altensteig am 20. Oktober, vormittags 11,15 Uhr in der Turnhalle beim Stadtgarten zu erscheinen.
Es haben zu erscheinen: Sämtliche bei der Landsturm-Musterung sowie bei der außerterminlichen Musterung für tauglich erklärten Angehörigen des Landsturms I. Austzebots einschließlich der zurück- gestellten und der für unabkömmlich erklärten Mannschaften.
Hierzu wird bemerkt:
Von den Mannschaften sind die Militärpapiere mitzubringen.
Stöcke, Schirme, Zigarren u.s.w. sind vor Beginn der Kontrollversammlung abzulegen.
Unentschuldigtes Fehlen bei der Kontrollversammlung, sowie verspätetes Erscheinen wird streng bestraft.
Befreiungsgesuche werden nur in besonderen dringenden Fällen berücksichtigt und müssen 3 Tage
vor Beginn der betreffenden Kontrollversammlung beim Bezirkskommando Calw eingehen.
Calw, den 8. Oktober 1914.
König!. Bezirkskommando.
Die Octsvehörden
werden beauftragt, Vorstehendes in den Gemeinden wiederholt auf ortsübliche Weise bekannt zu geben. Calw, den 9. Oktober 1914.
K. Oberamt: Reg.-Rat Binder.
Die (Stadt-) Schultheitzenämter
werden ersucht, bis spätestens 1. November d. I. ein Verzeichnis der zum Heeresdienst einberufenen Ortsaugehörtgen anzulegen und eine Abschrift desselben dem Oderamt mitzuteilen.
Das Verzeichnis hätte folgende Spalten zu enthalten:
1) Namen und Vornamen,
2) Geburts-Tag und -Ort,
3) Beruf und Stand fob ledig oder verheiratet),
4) Genaue Bezeichnung des Truppenteils und militärischer Rang des Betreffenden,
5) Bemerkungen: — gefallen, verwundet, zurlickgekehrt etc.
Das Verzeichnis sollte alphabetisch geführt und auf dem Laufenden erhalten werden; die Ergänzungen wollen je auf den 1. jeden Monats hieher mitgeteilt werden.
Talw, den 9. Okt. 1914. K. Oberamt: Binder.
(W.T.V.) Grobes Hauptquartier. 8. Okt. Heute vormittag sind mehrere Forts der inneren Vefesti- gungslinie Antwerpens gefallen. Die Stadt ist seit heute nachmittag in deutschem Besitz. Kommandant und Besatzung haben den Festungsbereich verlassen. Nur einzelne Forts sind noch vom Feinde besetzt. Der Besitz von Antwerpen wird dadurch nicht beeinträchtigt.
Viktoria! Antwerpen ist unser!
Diese freudige Nachricht von ungeheurer Tragweite, die uns heute morgen der Draht brachte, wird jedes deutsche Herz mit jubelnder Freude erfüllen. Schon die Kunde von der in der Nacht vom 8. auf 9. Oktober beginnenden Beschießung der inneren Stadt ließ über den endgiltigen Erfolg der „planmäßigen" Operationen des deutschen Belagerungsheeres keinen Zweifel mehr. Die Ratten hatten bereits vorher das sinkende Schiff verlassen: Bevölkerung, Besatzung und Kommandant. In den letzten Tagen waren die Engländer fieberhaft mit dem Abtransport der eigenen und belgischen Truppen beschäftigt, denen sie ein ähnliches Schicksal, wie es im deutsch-französischen Krieg die Armee Bourbaki erlitt, ersparen wollten.
Die englischen und belgischen Truppen hätten, wenn anders sie sich nicht gefangen geben wollten, keine andere Wahl gehabt, als auf neutrales, Holl- ländisches Gebiet überzutreten und sich dort entwaffnen und internieren zu lassen.
Jedenfalls sollen die geflüchteten Besatzungsreste nunmehr über Calais und Voulogne auf den französischen Kriegsschauplatz abgeschoben werden. Ob sie freilich dort einen besonders bedeutsamen Fak- Gr bilden werden, erscheint mehr als zweifelhaft. Daß die Engländer vor ihrem Exodus aus Antwerpen noch skrupellos den größten Teil der im Antwerpens! Hafen bei Kriegsausbruch zurückgehaltenen fremden Handelsschiffe in die Luft sprengten, wurde bereits durch Extrablatt gemeldet.
Der Fall Antwerpens ist von
gewaltiger militärischer Bedeutung .
Belgien verliert in ihm seinen letzten Stützpunkt, von dem aus es einen verzweifelten Widerstand ge-
! — SiMiche KWe kr LeslcnWr!
gen die Deutschen militärisch, materiell und moralisch organisieren und, im Verein mit den Engländern, die deutschen Verbindungslinien bedrohen konnte. i R k' UW
Belgien ist nunmehr tatsächlich aus der Reihe der gegen uns kriegführenden Staaten ausgeschieden, sein Widerstand vollständig zusammengebrochen.
Die Rückwirkung auf den französischen Kriegsschauplatz wird sich alsbald zeigen. Schon äußerlich insofern, als nun große Teile unserer Belagerungsarmee disloziert werd enkönnen. Außerdem aber wird
der rechte deutsche Flügel entlastet werden, da jetzt einer der Hauptantriebsgründe für die fortgesetzten französischen Umfassungsversuche, nämlich die Entsetzung Antwerpens und die Kooperation mit den Resten der belgischen Armee fortgefallen ist. Schon die nächste Zeit dürfte an der Aisne und Oise eine allgemeine deutsche Offensive bringen, die Aufgabe eines Deckungskampfes, hinter dem sich ungestört Belagerung und Fall von Antwerpen vollziehen konnten, ist erfüllt. Der schon seit längerer Zeit angekündigte Entscheidungs- kampfsteht nun wirklich bevor.
England aber hat mit Antwerpen sein wichtigstes Einfallstor nach demKontinent verloren. Welchen Einfluß der Fall Antwerpens auf die Aktionen gegen England zur See haben wird, kann zur Zeit kaum gesagt werden. Unser Eeneral- und Admiralstab werden es schon wissen!
So dürfen wir voll Vertrauen und Siegeszuversicht den kommenden Tagen entgegensetzen, zumal auch
die Kämpfe unserer Verbündeten gegen Rußland siegreich sind.
To war bereits gestern aus Wien amtlich gemeldet worden: Im weiteren Vordringen unserer Truppen wurde gestern der Feind an der Chaussee nach Przemysl bei Varycz, westlich Dynow, geworfen und auch Rzeszow wurde wieder genommen, wo Geschütze erbeutet wurden. Im Weichselsandwinkel nah
men wir den flüchtenden Russen viele Gefangene und Fuhrwerke ab. Erneute kräftige Angriffe auf Przemysl wurden glänzend abgeschlagen. Der Feind hatte viele tausend Tote und Verwundete. In den siegreichen Kämpfen bei Marmaros-Sziget wetteiferten ostgalizischer Landsturm, sowie die polnischen Legionäre in Tapferkeit.
Nach den heutigen Wiener amtlichen Verlautbarungen sind die russischen Angriffe auf den Waffenplatz Przemysl blutig zusammengebrochen und auch in den Karpathen steht die österreichische Sache vorzüglich. Es wird gemeldet:
(W.T.V.) Wien, 9. Okt. Unser Vorrücken zwang die Russen in ihren vergeblichen Anstrengungen gegen Przemysl, die in der Nacht auf 8. Oktober ihren Höhepunkt erreichten und den Stürmenden ungeheure Opfer kosteten, nachzulassen. Gestern nachmittag wurde das Artilleriefeuer gegen die Festung schwächer. Der Angreifer begann Teile seiner Kräfte zurückzunehmen. Bei Lancut stellte sich unseren vorliegenden Kolonnen starker Feind zum Kampf, der noch andauert. Aus Roßwadow sind die Russen bereits vertrieben. Auch in den Karpaten steht es gut. Der Rückzug der Russen aus dem Komitat Mar- marosc artet in Flucht aus.
Lancut liegt in Galizien an der Krakau-Lem- berger Bahn. Das Komitat Marmarosc liegt in den Karpathen und wird von Galizien. Siebenbürgen und der Bukowina umschlossen.
Daß auch in Serbien der eiserne Besen von Oesterreich kräftig gehandhabt wird, beweist folgende amtliche Mitteilung:
Wien, 8. Okt. Die Säuberungsaktion in B o s- nien macht weiter Fortschritte. Zu den bereits gemeldeten, gegen die montenegrinischen Truppen erzielten Erfolgen gesellt sich nun ein entscheidender Schlag gegen die in Visegrad kampflos eingedrungenen serbischen Kräfte. Deren nördliche Kolonne ist von Srebrenica gegen Bajna-Basta bereits über die Drina zurückgeworfen, wobei ihr der Train, sowie die Mumtionskolonne abgenommen wurde. Die auf die Romania Planina vorgedrungene Haupt-