Schild, und für einen interessanten im Park Favorite erlegten Damschaufler den 4. Schild erhalten.

Leonberg, 27. Jan. Am letzten Sonntag stattete die Ortsgruppe Stuttgart des Deutschen Monistenbun- -es ihrem langjährigen Mitglied, dem 79jährigen Dich­ter Christian Wagner in Warmbronn, einen Besuch ab und teilte ihm seine Ernennung zum Ehrenmitglied der Ortsgr. Stuttgart des Deutschen Monistenbundes mit.

Ebersbach, 27. Jan. Auch die drei letzten Bürger, deren Unterschriften noch unter der an das Ministerium gerichteten Anfechtungsschrift gegen die Schultheißen- wahl stand, haben nunmehr die Unterschrift zurückge­zogen. Die Anfechtung ist dadurch gegenstandslos ge­worden. Der Einsetzung des neugewählten Schultheißen Reichert steht nun nichts mehr im Wege.

Ravensburg. 27. Jan. Der 28 Jahre alte Notariats­assistent Sch. hier, der am Samstag abend einen Mas­kenball besucht und wiederholt getanzt hat, ist beim Nachhausegehen von einem Schlaganfall ereilt worden. Er liegt bewußtlos und gelähmt darnieder.

A«s Welt -oit.

Zaberner Opfer.

Berlin, 27. Jan. Wie hier verlautet, ist der Rück­tritt des Grafen Wedel und des Staatssekretärs Zorn o. Bulach nicht mehr zu bezweifeln.

Der beste Kaisertrinkspruch.

Sachlich, männlich, von Herzen kommend, knapp wie ein Büchsenschuß, dabei von edler, wenn es sein kann eleganter Gestaltung, also darf man sich heute die Festrede zu Kaisers Geburtstag wünschen. Nicht aus dem Stegreif sei sie gesprochen, nicht genial aus dem Aermel geschüttelt, sondern wohl vorbereitet, die vollsaftige Frucht und reife Ernte klugen Sinnes. Dem rnonumentalen Kunstwerk sei sie gleich, von dem man uach Michelangelos Wort nichts hinwegnehmen, dem man nichts hinzufügen kann. Prunklos und schlicht trage der Redner sie vor, ohne aufdringliche Gebärde, ohne Energievergeudung irgendwelcher Art. So sprach im März 1871, an des alten Kaisers Geburtstag, auf französischem Boden zu den zum Festmahl vereinigten Offizieren eines preußischen und eines bayrischen Regi­ments der Führer der Bayern: Meine Herren, Blut kittet. Es lebe der Kaiser. Man darf wohl heute, just heute aus ganz besondern Grün­den, an diesen Trinkspruch von zwei Worten, an dieses Meisterstück der Redekunst, erinnern.

Ernennung zu Generalobersten.

Aus Anlaß des Geburtstages des Kaisers sind die Generalinspekteure v. Heeringen und v. Kluck, sowie der Chef des Großen Eeneralstabes, v. Moltke, zu General­obersten befördert worden.

Der lleberfall auf die Expedition Deininger.

Dem B. T. geht eine genaue Schilderung über den lleberfall der Expedition des Oberförsters Deininger in Neumecklenburg zu. Darnach brach Deininger am 11. Dezember in Begleitung des Forstassessors Kempf von der im Süden von Neumecklenburg gelegenen Regie­rungsstation Namatanai auf. Die Expedition war von 11 schwarzen Polizeisoldaten und 30 Trägern begleitet. Als sie das Waldgebirge erreichten, fiel auf, daß von den Eingeborenen unaufhörlich große Signaltrommeln gerührt wurden. Die Expedition hatte, da ihnen die Friedlichkeit der Bevölkerung außer Zweifel stand, keine besonderen Sicherheitsmaßregeln getroffen. Da erfolgte am 13. Dezember morgens 9 llhr unerwartet ein lleberfall. Die vier Polizeisoldaten an der Spitze wurden durch Speerwürfe sofort getötet. Der

dahinter marschierende Oberförster Deininger wurde, ehe er seine Browningpistole ziehen konnte, von zwei Eingeborenen festgehalten und mit einem Veilhieb auf den Kopf niedergeschlagen. Die Wunde war aber nicht gefährlich, da er nur von dem Beilstiel getroffen wurde. Einer der Angreifer war der erst vor einigen Monaten von der Regierung eingesetzte Dorfhäuptling. Es ge­lang Deininger, dem Häuptling einen so furchtbaren Fußtritt auf den Magen zu versetzen, daß er bewußt­los zusammenbrach. Der zweite Angreifer wurde von einem Polizeisoldaten erschossen. Forstassessor Kempf blieb unverletzt. Die Kunde von dem Ueber- fall gelangte am 13. Dezember nach der Pflanzung Hi- lalon. Der dort wohnende Pflanzer Rink sandte sofort eine Motorpinasse zur Regierungsstation in Nama­tanai. Der dortige Stationsleiter brach darauf mit sämtlichen verfügbaren Polizeisoldaten zur Hilfeleistung auf. Inzwischen hatten sich Deininger und Kemps in Hilalon eingefunden. Die Vorräte der Gewehre der Polizeisoldaten, ungefähr 300 Kugelpatronen und viel Schrotpatronen, waren alle verloren gegangen. Die Nachricht von dem lleberfall gelangte dann am 15. Dezember nach Rabaul. Die ganze Expeditionsgruppe, 125 Mann unter Hauptmann Prey, wurde am 18. De­zember nach Namatanai befördert, um die Ruhe wieder­herzustellen. Bisher ist bekannt geworden, daß acht schwarze P o l i z e i so ld a t e n getötet und gefressen worden sind. Die Mörder haben so­gar Leichenteile sorgsam in Vananenblätter gehüllt an befreundete Stämme verschenkt.

Der lleberfall hat in Neumecklenburg großes Auf­sehen erregt, da Neumecklenburg seit vielen Jahren als vollständig sicher galt. Die Station Namatanai kann im nächsten Jahr auf ein lOjähriges Bestehen zurllck- blicken.

Eine Karl-Maq-Stiftung.

Die Witwe des Schriftstellers Karl May, der vor zwei Jahren verstorben ist, hat eine Karl-May-Stif tung errichtet, der der gesamte Nachlaß Karl Mays nach ihrem Tode zufallen soll. Die Zinsen des Kapi­tals werden, sobald dieses eine bestimmte Höhe erreicht hat, an bedürftige junge Leute beiderlei Geschlechts zur weiteren Ausbildung für einen höheren Beruf (zu aka­demischen Studien) oder andernteils an in Not geratene Schriftsteller, Journalisten und Redakteure zur Vertei­lung gelangen, wobei Angehörige der Gemeinde Rade­beul, wo Karl May seine Villa hatte, in erster Linie berücksichtigt werden sollen.

Frauen als Pfarrer.

Es steht den Frauen nichts mehr im Wege, die Laufbahn der Theologinnen einzuschlagen, denn die evangelisch-theologische Fakultät der Universität Berlin hat den Entschluß gefaßt, die Satzungen über die Li­zentiatenpromotion auch auf die Frauen auszudehnen.

Elektrisierung der Eisenbahn.

Daily Chronicle meldet aus Chicago vom 26.: Die vierzig Eisenbahnen, die in die Stadt einlaufen, haben sich zusammengetan, um genossenschaftlich in den Per­sonen- und Güterverkehr in der Stadt und in den Jn- dustriebezirken der Umgebung den elektrischen Betrieb einzuführen. Nach den neuen Vereinbarungen soll keine Dampfmaschine mehr als zehn Meilen (16 Kilometer) an Chicago herankommen.

Neyrobi (Ostafrika), 27. Jan. Der Deutsche Fritz Schindler, Mitglied einer von Paul Rainey veranstal­teten kinematographischen Expedition, ist am Sams­tag, während er einen Löwen aufzunehmen versuchte,

von der Bestie angefallen worden und heute den da­bei erlittenen Verletzungen erlegen.

«Serichtssaal.

Graz, 27. Jan. Gegen den Diener des Grazer patho­logisch-anatomischen Instituts, Valentin Steinklauber, wurde von der Staatsanwaltschaft die Untersuchung eingeleitet, weil er nach einer Anzeige einen schwung­haften Handel mit Eoldzähnen treiben soll, die er Leichen entnimmt. Eine erst kürzlich ver­storbene Frau hatte zwei schöne Eoldzähne. Stein­klauber entnahm nach der Sektion der Leiche die Zähne und verkaufte sie einem Juwelier in Wien. Aber nicht nur mit Goldzähnen wurde Handel getrieben, sondern auch mit den Leichen abgeschnittenen Zöpfen. Bereits im Monat Oktober v. I. wurden im Eerichtssaal des Grazer Bezirksgerichts die Zustände im Grazer anato­mischen Institut enthüllt. Damals waren ein Jnstituts- diener und ein Friseur angeklagt, weil sie Frauenleichen Zöpfe abgeschnitten hätten; der Friseur wurde zu 14 Tagen strengem Arrest verurteilt, der Jnstitutsdiener sreigesprochen.

««ö Märkte.

Aus der Schlittschuhindustrie. Aus Remscheid wird der Frkf. Ztg. geschrieben:Das anhaltende Frostwetter ist der Schlittschuhindustrie Remscheids und der benachbarten Orte trotz des eben verflossenen Weihnachtsfestes sehr zustatten gekommen. Die Lä­ger waren infolge der milden Winter der letzten zwei Jahre überfüllt. Heber Nacht ist eine Wandlung ein­getreten. Von allen Seiten laufen so reiche Bestel­lungen ein, daß in allen Betrieben auf absehbare Zeit ausreichende Arbeit vorhanden ist."

Nagold, 27. Jan. Auf den gestrigen Viehmarkt waren zugeführt: 54 Stück Ochsen und Stiere, 78 Kühe, 50 Stück Jungvieh (Kalbinnen und Rinder) und 38 Kälber, was gegen letzten Markt bei den Ochsen und Stieren ein Mehr um 26 Stück, bei den Kühen ein Weniger um 20 Stück, bei dem Jungvieh ein Mehr um 41 Stück und bei den Kälbern ein Mehr um 12 Stück bedeutet. Es waren ziemlich viele Käufer am Platze. Der Verkauf ging lebhaft. Erlöst wurden für ein Paar Ochsen 10651240 -1k, für eine Kuh 280520 --st, für ein Stück Jungvieh 240500 -K und für ein Kalb 120 bis 190 --st. Auf dem Schweinemarkt waren zugesührt: 153 Läufer- und 192 Milchschweine. Erlöst wurden für ein Paar Läuferschweine 51114 -st und für ein Paar Milchschweine 2247 --st. Der Verkauf war gut. (Ges.)

FamrUion-NaeHrrcht««.

Geburten. Ravensburg: Fabrikant Heinrich Ster­ke! IS. Cannstatt: Max Heumann IS. Todes­fälle. Vaihingen a. E.: Amalie Eeeger, Witwe, 80 I. Stuttgart: Sophie Fischer geb. Weibel, 77 I. Brackenheim: Mina Köhler geb. Maurer, 28 I. Hall: Johanna Lebküchner, 76 I. Forst: Heinrich Münz, 29 I. Ludwigsburg: Hermann Schmell, Haus­meister a. D. Cannstatt: Anton Weizenegger, Post- rat a. D., 72 I. _ _

Konkurse in Württemberg. Karoline Göppinger, Kaufmanns-Ehefrau, Inhaberin einer Kolonialwaren­handlung in Stuttgart. Georg Sommer, Inhaber eines Baugeschäfts in Heidenheim. Figel, Fritz, Kaufmann in Altshausen, Alleininhaber der Firma F. A. Figel, gemischtes Warengeschäft in Altshausen.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

Sie will ja mit! jubelte Valentin. Habe ich noch acht Tage Zeit, so wird alles gut.

Dann richtete er sich auf, setzte sich auf des Bettes Rand und fuhr fort:

Liebe Brüder, ich bitte euch, daß ihr mir helfet. Hundert Gulden habe ich, und wenn mir jeder von euch noch fünfzig Gulden leiht auf deutsches Gesellenwort, dann reicht es für uns. Wir ziehn fort aus des Pfalzgrafen Jagdbann, fort von der Heimat meiner Mutter und über die Heimat meines Vaters hinaus. Ich weiß eine Stadt, weit von hier, wo es für einen Fremden leicht ist, Meister zu werden, wenn er nur ein Deutscher ist.

Was ist das für eine Stadt? fragte ich.

Auch das will ich euch verraten: Rosenberg in Schlesien, wo die Polen wohnen. Aber die Deutschen sind Herren, und die Polen find Knechte.

Und Kunigunde geht mit?

Die geht mit.

Und den lahmen Vater läßt sie zurück? fragte ich in­grimmig.

Den nehmen wir auch mit! erwiderte Valentin. Wir kaufen ein Kütschlein und zwei Pferde. Hab und Gut machen sie zu Geld, dann haben wir noch einmal hundert Gulden. So fahren sie gemächlich, und ich reite daneben. Irgendwo unter­wegs, wo die Herberge gut ist, und die Vögel am schönsten fingen, halten wir Hochzeit.

, . Die Vögel singen nirgendwo um diese Jahreszeit, sagte Gerwig trocken. -

Ich aber rief: Und das alles habt ihr miteinander aus­gemacht, das schwarz« Seil in den Händen?

Das und noch »1A mehr, r

Das ist ein unheimliche Brrspruch. ! ^

Wir haben das schwarze Seil regiert und dem Tod kommandiert, sagte Valentin.

Oder ihr habt ihn herbeigeläutet!

Valentin legte sich auf sein Bett zurück. Es war wieder still im Gemach.

Geht denn Kunigunde gern so weit hinweg zu den frem­den Menschen? fragte ich, um das unheimliche Schweigen zu brechen.

Ja, sie geht gern. Denn die Meistersfrauen gelten dort geradesoviel wie die Edelfrauen bei uns. Und sie braucht dort keine gemeine Arbeit zu tun. Sie kann so viel Knechte und Mägde haben, als sie nur will, lauter Polacken.

Weiß Kunigunde von deiner unehrlichen Herkunst? fragte jetzt Gerwig, der lange geschwiegen hatte.

Nie darf sie davon erfahren! rief Valentin. Ihr kennt sie ja, wie sie so stolz ist! Nicht umsonst heißt sie die Pfalz­gräfin. Wenn sie je erführe, was ich bin, und was sie durch mich geworden ist, das könnte sie nimmermehr ertragen! Sie ist des Glaubens, daß ich auswandern will, weil ich dort rascher Meister werde, als sonst irgendwo, und weil sie es dort bester bekommt, als hierzulande.

Aber wenn du nicht mehr so viel Zeit hast, ^wie du meinst, und auf heute oder morgen entrinnen mußt?

Das ist nicht möglich. Ich habe gewiß noch vierzehn Tage Zeit.

Aber gesetzt den Fall?

Dann stell ich etwas an, daß ich fliehen muß. Ich schleich mich vor der Vesperzeit, wo Kunigunde in der Schmiede ist, durch die Gärten auf die Kanzlei und schlage dem Schreiber, der unfern Kameraden, den Herbold, verraten hat, die Zähne in den Hals. Dann schließ ich die Kanzlei­stube zu und nehme den Schlüffe! mit und springe durch das

Fenster in den Winkel und durch die Gärten hierher. Ich sag der Kunigunde: Ich habe mit dem Schreiber Händel bekom­men und Hab ihm das und das' getan, ich muß außer Landes fliehen, gehst du mit? Ich weiß, sie geht mit. Denn sie liebt mich; und Gefahren schrecken sie nicht, die locken sie an. Sie vertraut darauf, daß ihr und Margarete ihren versorgen werde. Ihr habt mir derweilen ein Pferd verschafft und zu deinem Oheim, Johannes, dem Gärtner im Klingenteich in den Stall gestellt. Dort treffen wir uns auf verschleimen Wegen und reiten den Klingenteich hinauf nach Waldhilsbach zu und weiter nach einer Reichsstadt, wo man die Pfälzer nicht mag, nach Wimpfen oder Heilbronn. Dort sind wir vorerst sicher. So Hab ich mir alles ausgedacht, und ich ver­trau dabei auf euch. Und nun, liebe Herzbrüder, wollt ihr mir helfen?

Ja, erwiderten wir, zuerst ich, dann Gerwig.

Gerwig fügte hinzu: Ich weiß ein gutes Pferd in der Vorstadt, das ist feil.

Valentin überhörte dies und sagte:

Schwöret mir jetzt, daß ihr weder meiner Braut noch sonst irgend einem Menschen sagt, was ihr von meiner Her­kunft wißt.

Wir richteten uns auf.

Ich schwörs bei meiner Seligkeit! sagte ich, und Gerwig tat den gleichen Schwur.

Dann schlug Gerwig Feuer und entzündete die Ampel. Er und ich stiegen aus unfern Betten, und jeder holte aus seiner Truhe fünfzig Gulden, die er dem Valentin auf die Bettdecke zählte. Der wickelte das Geld in ein Tuch und schob es unter sein Kiffen.

(Fortsetzung folgt.) ,,