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Altensteig, Dienstag, den 28. August 1934
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Leni Msenswhl
Eine Frau dreht Geschichte — Eine Künstlerin ganz großen Formats! — Der Mut zum Werl
Leni Riefenstahl, die Schöpferin des Parteitagfilms 1933 „Sieg des Glaubens" ist mit der künstlerischen und technischen Eefamtlettung des neuen Parteitagsfilms betraut worden. Leni Riesenstahl und ihr technischer Aufnahmestab haben sich dieser Tage nach Nürnberg begeben, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen.
Wer ist diese Frau eigentlich, die da so mutig und aufrecht inmitten der Männer steht, die zum Stabe jener Auserwählten zählt, von denen in Nürnberg die Geschichte und der Ablauf des Reichsparteitages gedreht wird? Wer ist Liese Leni Riefenstahl, der es als erste Frau gelungen ist, jo große Achtung vor ihrem Werke zu erzwingen, Lag man sie im vorigen Jahre an die verantwortlichste künstlerischste Stelle im Rahmen des Reichsparteitages stellte?
Leni Niefenstahl begann als Tänzerin. Schönheit und Harmonie der Körperbewegung schienen ihr angeboren. Es hatte sie lange Jahre der Ueberredungskunst gekostet, ehe sie von Hause aus überhaupt den Sprung auf die Bretter wagen konnte. Das „Theaterblut" aber lieh sich nicht verleugnen. Es setzte sich durch. Und Leni Riefenstahl tanzte...
Es hielt sie nicht lange in dieser immerhin doch begrenzten Form, dem inneren Erleben Ausdruck zu verleihen. Als sie das erste Mal in einem Film auftrat — und ihre erste Rolle war die einer Tänzerin — erkannten nicht nur die große Talente witternden Regisseure, dah in dieser Frau noch ungeahnte Möglichkeiten schlummerten; auch sie selbst spürte diesen Möglichkeiten nach und entdeckte ihr eigentliches Gebiet: den künstlerisch hochwertigen Sportfilm, der in Landschaften von zauberhaftem Reiz und naturhafter Gewalt das Sportabenteuer — oder die sportliche Leistung — in den Dienst der Wissenschaft stellte.
Diese Filme, die in einer Zeit herauskamen, in der der deutsche Film in seiner stärksten Krise besangen, mit Kitsch- und seichten Eesellschaftsthemen überlaufen war, diese ilme erregten von Anfang an die Aufmerksamkeit, ja, die egeisterung des Kinopuhlikums. Sogar Menschen, die der Oberflächlichkeit des durchschnittlichen Lichtspieltheaterprogramms wegen in dieser Zeit die Kinos mieden, wurden von der Begeisterung über die Eis- und Eletscherfilme der Leni Riesenstahl angesteckt und in den Bann dieser unvergleichlichen Frau gezogen. Und unvergleichlich war sie bestimmt. In einer Zeit, in der das „Girl", der in luxuriösen Eesellschaftstoiletten prunkende und protzende „Star", der männermordende „Vamp" und ähnliche Auswüchse einer verwirrten und lebensfernen Kinophantasie auf der flimmernden Leinwand triumphierten, geschah das beinahe Unglaubliche, dah diese Frau mit dem klaren, ernsten Gesicht, den großen, verträumten Augen, im Sportdreß auf den Plan trat und sich keineswegs damit begnügte, die damals üblichen (und auch heute noch nicht ganz ausgerotteten) verlogenen Liebesjzenen. die aus unmöglichen Filmmanuskripten oft entstanden, aus der Kraft ihrer starken und natürlich empfindenden Persönlichkeit heraus in künstlerisch, schauspielerisch und menschlich gekonnte und wesentliche umzuwandeln, sondern nebenbei auch noch sport- vollbrachte, die ihr jo schnell keine
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Deutsche Briefmarken zur Saarabstimmung Die Deutsche Reichspost gibt aus zwei Anlässen neue Briefmarken heraus: zum Reichsparteitag 1934 und zur Saarabstimmung am 13. Januar 1935. Die Marken werden in den Werten ö iu»> 12 Pfennig ausgegeben.
rau der Welt nachmachen dürste. Mehr als einmal setzte eni Riefenstahl bei gewagten Bergbesteigungen, Gletscher- Überquerungen, bei Aufnahmen in Schnee und Eis ihr Leben auf's Spiel. Und das war ja das Bezwingende, das Ueberwältigende: daß aus einer Schar spielerischer, künstlich hochgezüchteter Stare plötzlich ein Mensch auftauchte, der ein klares Gesicht und einen reinen Willen mitbrachte, einen MutzumWerk, dem er sich selbst unterordnete.
Die Berg- und Eisfilme Leni Riefenstahls sind ja bekannt. „Der weiße Rausch" und „Das blaue Licht", „Die Hölle vom Piz Palü", „Stürme über dem Montblanc" und „SOS-Eisberg!" Einen von diesen Filmen hat sie selbst gedreht und dabei, monatelang in Einsamkeit unter bäuerlichen Menschen lebend, ihr Regieta 1 ent, ihre Einsatzbereitschaft, ihre Ausdauer und ihren Mut unter untrüglichen Beweis gestellt. Den Eskimo- und Erönlandfilm „SOS-Eisberg!" schuf sie zusammen mit Dr. Arnold Fanck. Nach diesen ihren filmtechnischen und künstlerischen Höchstleistungen wurde Leni Riefenstahl im vergangenen Jahre der ehrenvolle Auftrag, den ersten Retchspartei- 1 agsfilmzu drehen. Leni Riefenstahl zeigte sich als Aufnahmeleiterin dem schwierigen Werke, Geschichte zu drehen, voll gewachsen. Geistesgegenwart in jeder Situation, Gewandtheit, Ueberblick über das gewaltige Ganze, eine ordnende, rasche und geschickte Hand, blitzschnelles Handeln und eine meisterhafte Organisation, eine neue Wege gehende und neue Wege weisende künstlerische Auffassung, — das alles, in einem Menschen vereint, trug zum Gelingen des Werkes bei.
„Der Sieg des Glaubens" wurde zu einem Siege Leni Riefenstahls, die bewiesen hatte, was eine Frau, eingesetzt an der richtigen Stelle, alles vermag.
lieber ihre damaligen Ausgaben als Ausnahmeleiteri« hinaus ist Leni Riefenstahl für den diesjährigen Reichs- parteitag mit der gesamten Oberleitung in künstlerischer und technischer Hinsicht zur Herstellung des neuen Reichsparleitagsfilms beauftragt worden. Ihre engsten Mitarbeiter sind der Regisseur Walter Ruttmann und der Operateur Sepp Allgeier. Der Mittelpunkt des diesjährigen Films soll die Geschichte der nationalsozialistischen Freiheitsbewegung sein, um die herum sich das Iteue Geschehen von Nürnberg ranken wird.
MsenairsmarM der WeMen Arbeitsfront
Breslau, 27. Aug. Am Sonntag herrschte auf den Breslauer Bahnhöfen ein Riesenbetrieb. Bis in den Nachmittag hinein trafen über 300 Sonderzüge aus ganz Schlesien ein. Die Kolonnen marschierten nach dem großen Aufmarschgelände, dem Exerzierplatz, wo 709 WO schlesische Arbeitskameraden die Rede des Führers der Deutschen Arbeitsfront hören wollten. In ferner Ansprache wies der Führer der DAF., Dr. Ley. darauf hin, Latz am gleichen Tag« am Rhein eine halbe Million zusammen- gekommen seien, daß ferner in Tannenberg und Niedersachsen am gleichen Tage große Kundgebungen stattfinden. Der Tag habe aber auch weiter bewiesen, Satz das Herz eines Volkes an den Grenzen liege. Wir haben erkennen müssen, daß die Macht eines Volkes und seine Bedeutung abhängt von dem Willen zur Einheit. Dieje machtvollste Kundgebung, so fuhr Dr. Ley fort, die die Welt je gesehen habe, erscheine als Wunderwerk, daß so etwas überhaupt möglich ist. Man müsse sich einmal vorstellen. man hätte vor zwei Jahren 750 000 Menschen vereinigen können Man stelle sich einmal die Folgen vor: Mord und Totschlag wären damals die Folgen gewesen. Heute steht der Führer und Wirtschaftssührer an der Spitze der Gefolgschaft, alle beseelt von dem einen Gedanken, es dem anderen im Einsatz und im Opfern, vorauszulun. Wenn man sage, es sei noch vieles faul, da und dort ein marxistischer Hetzer, ein profitgieriger Unternehmer, dann antworte er: Ein Volk ohne Mangel werden wir niemals werden, und man könne auch nicht verlangen, daß nach noch nicht zwei Jahren dieses Volk nun schon so zusammengeschweitzr sei. wie es zu wünschen wäre.
Nach der Rede von Dr. Ley gab Gauleiter und Oberpräsiüent Hellmuth Brückner bekannt, daß von Breslau nach Koblenz an den Führer ein Telegramm gesandt worden sei. Hierauf folgte der Große Zapfenstreich und gemeinsam sangen die Anwesenden das Deutschland- und das Horst-Wessel-Lied
Eröffnung der Leipziger Herbstmesse
Dr. Schacht über das Außenhandels-Problem — Vielversprechender Geschäftsbegin«
Leipzig, 27. Aug. Leipzig bot am Tage der Eröffnung seiner Herbstmesse wie stets in den letzten Jahren das gewohnte lebhafte Bild. Man hatte in diesem Jahre davon abgesehen, eine besondere Eröffnungsfeier zu veranstalten. Reichsbankpräsident Dr. Schacht sprach in einer groß angelegten Rede über die Notwendigkeit der deutschen Außenwirtschaft. Die energischen Worte, die Dr. Schacht, über das Außenhandelsproblem fand und die Ankündigung, daß nun Deutschland von sich aus selbständig dieses Problem mit starker Hand anvacken werde, mackte sicktlicken Ein-
Urheberschutz E. Ackermann, Romanzentrale Stuttgart
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Margaret mußte sich wohl oder übel fügen in d< und manches andere. Sie schlief mit Listka im selb« Zimmer und hatte keine Stunde für sich. Lisika war b ständig für's Ausgehen, machte dazu große Toilet und zwang Margaret, mitzugehen.
„Ich bin so stolz auf dich! Ich will, daß alle meii Bekannten dich kennen lernen, und du sie!"
Die Bekannten bestanden meistens aus Herren, ur alle waren Slowenen. Margaret fühlte sich fremd, ve lassen, gedrückt unter ihnen.
Und Wladko kam noch immer nicht, obwohl sie mi schon den dritten Tag bei Lisika war!
Endlich am vierten, als sie von einem Ausgar helmkameN' war er da. Die Frau des Flickschusters, d ^"^chlussel zu Lisikas Wohnung besaß, hatte ihn eil gelassen. Mit einem wilden Jauchzer riß er Margar an sich.
konnte nicht eher abkommen vo Aber nun Hab ich acht Tage Urlaub, und in dr
Weib! Morgen werden wir au ^er Weg war nämlich zunt Pfarr, Er A em Verwandter. Es ist alles geordne ^eust du dich, Ljublca? Bist du glücklich?"
Aufschluchzend sank Margaret an seine Brust Sei Kommen war nicht bloß Glück, es war — Erlösung!
4. Kapitel
Margaret Jeglic stand wartend am Fenster de Eßzimmers und spähte ungeduldig durch die Scheibe hinaus auf die Straße, die sich staubig gegen die Stak
huizog.
Denn sie wohnten außerhalb, und Wladko hatte täglich von und zum Amt ein hübsches Stück Wegs zu gehen. Als sie damals vor einem halben Jahr als Neuvermählte nach Laibach kamen, hatte dort eine solche Wohnungsnot geherrscht, daß sie durchaus nichts Passendes fanden und so wochenlang im Hotel bleiben mußten.
Endlich war es Wladko gelungen, dieses Häuschen ausfindig zu machen, das einer deutschen Baronin gehörte, die in Wien lebte. Sie war alljährlich im Frühjahr für ein paar Monate hierher gekommen, um ihre in Laibach verheiratete Tochter zu sehen. Aber in den Tagen des Umsturzes hatte die Tochter flüchten müssen, und niemand konnte wissen, ob sie je wieder nach Laibach zurückkehren würde. Da hatte die Baronin das Häuschen, eingerichtet wie es war, einstweilen vermieten lasten.
Im Sommer brannte die Sonne unbarmherzig darauf nieder. Jetzt im Herbst machten sich die nahen Sümpfe unangenehm bemerkbar. Aber weder Margaret noch Wladko achteten darauf.
Noch trieben sie in der Hochflut der Liebe, und ihre vier kleinen behaglich möblierten Zimmer mit dem weinumrankten Balkon und dem kleinen Gärtchen darunter dünkten ihnen das Paradies auf Erden.
Autzerdem war es Wladko ganz lieb, hier draußen zu wohnen. Denn erstens war man da dem Gerede und der Beobachtung entrückt, zweitens fiel es weniger auf, daß seine Verwandten — der Onkel Stadtkommandant und Matija, der vielbeschäftigte Arzt — bisher noch keine Notiz von seiner Frau genommen hatten. Auch die Bekannten, die Kollegen im Amt und seine Vorgesetzten schienen gar nicht zu wissen, daß er verheiratet war. Niemand fragte jemals nach seiner Frau.
Er wußte wohl alle sie nahmen insgeheim Anstoß an „der Deutschen". So tüchtig und beliebt er sonst war, so eifrig und anerkannt sein Patriotismus — seine Heirat blieb in den Augen aller ein Makel, den ma«
ihm nicht verzieh.
Manchmal ärgerte ihn das sehr. Wenn er aber dann im rebenumsponnenen Häuschen bei Margaret war. vergaß er alles in verliebter Glückseligkeit.
Selbst die Vorsätze, die er sich drin im Amt zurecht- gelegt hatte, z. V. daß er darauf bestehen wolle, Margaret sollte endlich auch mit ihm nur slowenisch sprechen, sollte sich nicht fortwährend deutsche Bücher aus Graz verschreiben und möge endlich anfangen, sich als Frau eines slowenischen Patrioten zu fühlen und...zu benehmen ...
Wenn er daheim einmal davon anfing, dann lachte Margaret einfach dazu. „Was willst du denn, ich bin doch eine Deutsche! Es wäre ja gerade, als ob du plötzlich verlangtest, ich solle mir ein anderes Gesicht an- schaffen oder schwarze Haare anstatt der londen! Und ich verlange M doch auch nicht, daß d u aufhörst, ein Jugoslawe zu sein, weil deine Frau eine Deutsche ist!"
Und sie setzte sich auf seinen Schoß und liebkoste ihn und begann von dem Kind zu reden, das in wenigen Monaten da sein werde und auf das sich beide schon so närrisch freuten...
Und dann überraschte sie ihn manchmal wieder, indem sie unaufgefordert sich ans Klavier setzte und mit ihrer weichen klangvollen Altstimme irgend ein slowenisches Volkslied sang, das sie heimlich für ihn einstudiert hatte.
Dann war er ganz gerührt und wäre sich als ein Barbar vorgekommen, wenn er noch mehr hätte verlangen wollen...
Man mußte ihr eben Zeit lasten. Es würde schon alles von selber kommen. Im Handumdrehen konnte eine Deutsche doch nicht zur Slawin werden!
Heute aber, als er seinem Heim zuschritt, gingen ihm diese Dinge stärker im Kopf herum als sonst. Und nun
mußte er wirklich ernstlich mit Margaret reden.
_ (Fortsetzung solgtZ