und den Russen auf dem östlichen Kriegsschauplätze, einen entscheidenden Sieg zu gewinnen, sind noch un­geheure Schwierigkeiten zu überwinden, die große Opfer kosten werden. Deutschland steht nach wie vor einig da. Seine Hilfsquellen sind reich, feine mili­tärischen Kräfte in der Hauptsache ungeschwächt, feine Areale und Werften fernerhin imstande. Heer und Flotte große Dienste zu leisten. Außerdem muß man damit rechnen, daß hinter den Stellungen an der Aisne mehrere ähnliche Verteidigungslinien errich­tet sind und der Krieg an der gewaltigen östlichen Front mehrere Monate dauern wird.

Was England sich alles erlaubt.

Kopenhagen, 6. Okt. (Nicht amtlich.) Dem BlattPolitiken" zufolge hat die amerikanische Re­gierung der englischen Regierung eine Klage zuge­stellt über die Zensurierung der Telegramme von Amerika nach neutralen Ländern wie Holland und Dänemark. Ganz harmlose Telegramme seien unter­drückt worden.

100 VÜO Indier in Aegypten.

Mailand, 6. Okt? Der hiesige Vertreter der Franks. Zeitung" hört von einem soeben aus Aegyp­ten zurllckgekehrten italienischen Eroßkaufmann, daß Großbritannien in Aegypten 1ÜVVÜÜ Mann, größ­tenteils Indier, zusammengezogen hat. Diese stehen an wenigen Punkten vereinigt marschbereit. Die britische Kolonie fürchtet, daß die Abwesenheit Kit- cheners die nationalistische Bewegung begünstigen wird.

Verbotene Zonen.

Konstantinopel, 6. Okt. In einer an die aus­wärtigen Missionen gerichteten Zirkularnote legt die Pforte dar, daß die Ausdehnung der ottomanischen Territorialgewässer vom militärischen Standpunkt aus in einer Entfernung von 6 Seemeilen von der Küste angenommenen Linie begrenzt werden. Das Marmarameer gehöre, da Binnensee, in seiner Ge­samtheit zu den Territorialgewässern. Bezüglich des anderen Eingangs in die Dardanellen und den Bos­porus werde die Kreisfläche mit einem Durchmesser von 6 Meilen, die ihren Mittelpunkt an der Linie Kumkalessi-Sedil-Bahr-Anadolifeuer und Rumeli- feuer habe, als absolut verbotene Zone erklärt. Die Note bezeichnet noch andere verbotene Zonen und erklärt, daß fremden Kriegsschiffen bei Tag und bei Nacht die Einfahrt in die Dardanellenzone formell untersagt sei.

Kaukasier, Perser und Russen.

Konstantinopel, 6. Okt.Tasvir-i-Efkiar" mel­det, daß die kaukasischen Behörden gegen die Musel­manen in der Umgegend von Batum, Adjora und Tschuruksu, die sich, nachdem sie sich weigerten, Mili­tärdienst zu tun, erhoben hatten, muselmanische Truppen entsandten, die nun mit den Aufständischen gemeinsame Sache machen. Die Behörden mußten Artillerie gegen sie entsenden und konnten so einiger­maßen ernstliche Zwischenfälle verhüten. Das Blatt erhielt aus Wan ein Telegramm, daß die persischen Stämme, die zwischen der türkischen Grenze und dem Urgasee wohnten, zu den Waffen greifen, um die dort befindlichen russischen Truppen zu ver­jagen. Die Perser griffen die Russen bei Nacht an, töteten mehrere und besetzten die bisher von den Russen innegehabten Gebiete.

Persiens Vorbereitungen für Rußland.

Konstantinopel, 5. Okt. Das hier erscheinende BlattHaver" (Orient) enthält folgende Meldung: Persien hat Rußland eine neuerliche Note über­reicht, bezüglich der noch Verhandlungen zwischen den beiden Regierungen schweben. Infolge der Schritte Persiens haben die Russen den Häuptling des Stammes Magu Jkbal es Saltaneh und dessen Sohn wieder freigegeben. Die beiden sind in Tehe­ran eingetroffen. Der hervorragende persische Ge­neral Sazah ed Dauleh ist mit einer Menge Waffen und Munition in der Grenzstadt Hasryschirin einge­troffen, um Rußland Verlegenheiten zu bereiten. Die persische Regierung hat den belgischen General­schatzmeister Mornard und alle anderen in persischen Diensten stehenden Belgier abgesetzt. Amtlichen Nachrichten zufolge hat der Kriegsminister den Pro­vinzbehörden und allen Stammeshäuptern befoh­len, eine beträchtliche Streitmacht zu sameln. Der Schah hat die schleunige Wiedereröffnung des Par­laments ungeordnet und eine Liste aller Beamten, die russische Parteigänger sind, abverlangt. Diese Beamten werden wahrscheinlich abgesetzt werden.

Christiania, 6. Okt. Offiziell wird bekannt ge­geben, daß der Kanal seit Sonnabend zwischen 61. und 52. Grad nördlicher Breite durch Minenlegung als gesperrt anzusehen ist.

Aus Stadt und Land.

Calw, 7. den Oktober 1914.

Verlustliste.

(Amtliche württembergische Verluste Nr. 33.

Iufanterie-Regiment Nr. 121, Ludwigsburg.

Res. Karl Hücker aus Gerlingen OA. Leonberg, verw. Gefr. Wilhelm Stähle aus Mönsheim OA. Leonberg, verw. Musk. Friedrich Ktrschner aus Wimsheim OA. Leonberg verm. Musk. Paul Käsmann aus Schöckingen OA. Leonberg, verm. Musk. Karl Dachtler aus Weil im Dorf OA. Leonberg, verm. Ldw. Ludwig Knöller aus Schwann OA. Neuenbürg, verm. Uoff. Gottlieb Ratsch aus Heimerdingen OA. Leonberg, verletzt, Musk. Gottlieb Klingel aus Wimsheim OA. Leonberg, verm Gesr. d. R. Paul Andreas Schmid aus Leonberg, verm. Res. Robert Aberle aus Eltingen OA. Leonberg. verm. Musk. Christian Jonathan Böhmler aus Eltingen OA. Leonberg, l. v. l. H. Musk. Rudolf Eiß aus Eltingen LA. Leonberg, verm. Musk. Martin Gauß aus Tailfingen OA. Herrenberg, verm. Res. Wilhelm Friedrich Jacher aus Heimerdingen OA. Leon- berg, verm. Res. Johannes Sanier aus Hemmingen OA. Leonberg. l. v. r. B. Res. Ernst Schäfer aus Hetmsheim OA. Leonberg, verm. Rer. Gottlieb Reule aus Emberg OA. Calw, verm. Musk. Paul Hartmann aus Ditzingen OA. Leonberg, v. r. Hüfte. Sergeant Hermann Rentschfer aus Ditzingen OA. Leonberg, verw. Must Wilhelm Nirk aus Weil im Dorf OA. Leonberg, verw. Musk. Eugen Renner aus Hirschlanden OA. Leonberg, verm. Musk. Hermann Wezler aus Weil im Dorf OA. Leonberg, verw. Gefr. d. R. Karl Biedemann aus Hildrizhausen OA. Herrenberg, verm. Res. Albert Gröninger aus Münchingen OA. Leonberg, verw. Res. Karl Krauter aus Leonberg, verm. Res. Karl Rockenbauch aus Weil im Dorf OA. Leonberg, verw. Res. Wilhelm Schnaufer aus Heimsheim OA. Leonberg, verw. Res. Gottlieb Rinderknecht aus Unter- jettingen OA. Herrenberg, verw. Res. Friedrich Feiger aus Höfingen OA. Leonberg, verm.

Grenadier Regiment Nr. 123. Ulm.

Grenadier Karl Schuhmacher a. Haiterbach OA. Nagold, gef. Uoff. d. R. Wilhelm Schmid aus Heminingen OA. Leonberg, verw.

Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 123.

Ldw. Georg Reichert aus Neusten OA. Herrenberg, l. v.

Infanterie-Regiment Nr. 128, Stroßburg.

San.-Gefr. d. R. Richardt Emil Walz aus Nagold, l. o. Bauch. Tambour Friedrich Fauth aus Feldrennach OA. Ni uen- bürg, gef. Gefr. d. R Julius Vetter aus Bondorf OA. Herrenberg, v. l. B. Gefr. Karl Müller aus Birkenfeld OA. Neuenbürg, v. l. A. Musk. Karl Ott aus Oberniebelsbach OA. Neuenbürg, verm. Musk. Friedrich Faas aus Grunbach OA. Neuenbürg, l. v. l. B. Gefr. Georg Dürr aus Weltenschwann OA. Calw, verm. Musk. Emil Großmann aus Höfen OA. Neuenbürg, verm. Musk. Adam Walz aus Rohrdorf OA. Nagold, l. v. r. A.

Aus der preußischen Verlustliste Nr. 41.

2. Landsturm-Eskadron. II. Armeekorps, Hohenzollern.

11. Sept. Gefecht im Osten. Drcgoner August Glock aus Calw, verm.

Bon der Post.

Die von Deutschland im Interesse des deutschen Handels in der Türkei und zwar in Konstantinopel, Smyrna, Beyrut, Jaffa und Jerusalem errichteten Postanstalten sind bis auf weiteres geschlossen wor­den. Für die guten Beziehungen mit der Türkei spricht der Umstand, daß der Postanweisungs- und Nachnahmeverkehr mit den türkischen Postanstalten wieder ausgenommen wurde. Auch der Vriefverkehr mit der spanischen Einflußzone in Marokko (Deutsche Postanstalten in Alkassar, Arsila, Larasch und Te- tuan) ist unter Zugrundelegung der Portosätze des Weltpostvereins wieder ausgenommen worden. Die deutschen Postanstalten in der französischen Cinfluß- zone von Marokko bleiben geschlossen. Nach Persien können offene Briefsendungen ebenfalls wieder angenommen werden.

Gut abgelaufen.

Herrenberg. 5. Okt. Mit einem verwundeten Offizier ist ein Auto bei dem Keck'schen Sägewerk auf eine Telegraphenstange aufgefahren. Trotzdem der Anprall sehr heftig war, kamen die Jnsaßen mit dem Schrecken davon. Nur das Auto wurde schwer beschädigt.

Dank für Liebesgaben.

Stuttgart, 5. Okt. Den im Felde befindlichen Behörden und Truppenteilen des XIII. (K. W.) Armeekorps sind Liebesgaben in außerordentlich reichem Umfang zugegangen. Es drängt mich, den freundlichen Spendern den wärmsten Dank der in heißem Ringen stehenden und den größten Anstreng­ungen ausgesetzten Offiziere pp. und Mannschaften zum Ausdruck zu bringen und zu betonen, daß durch diese Gaben unseren tapferen Truppen große An­nehmlichkeiten und viele schöne Stunden geschaffen wurden. Diese Zeichen treuen Gedenkens und men­schenfreundlicher Fürsorge aus der Heimat werden in der jetzigen Zeit aufs dankbarste von allen geschätzt! Im Namen der Angehörigen des XIII. (K. W.) Ar­meekorps: Der kommandierende General v. Fabeck, General der Infanterie.

Warme Decken für unsere Soldaten.

Stuttgart, 6. Okt. Von den im Felde liegenden Truppen werden jetzt besonders warme Decken, so­wie auch Kakao gewünscht, auch vom Oberkommando der 5. Armee wird dieser Wunsch telegraphisch unter­stützt. Die Liebesgabenabteilung sandte gestern di­rekt durch drei Kraftwagen 1000 warme Decken und 500 Kilogramm Kakao an das 8. Armeekorps. Das Bedürfnis aber gerade nach Decken wird in der näch­

sten Zeit immer stärker sich geltend machen. Die Lie­besgabenabteilung bittet daher jeden, der Decken und Plaids entbehren kann, diese bei der Hauptan- nahmestelle einzuliefern; gerade auch gebrauchte und selbst alte Decken tun in den Schützengräben nachts die besten Dienste.

Calw, 6. Okt. (Voranzeige.) Wie in anderen Gemeinden des Landes so soll auch hier die Ku n st sich in den Dienst der großen Sache des Vaterlandes stellen. Unter Mitwirkung zweier Stuttgarter Künstler, Fra-u Tester, Kammersängerin, und Herrn Feuerlein, Konzertsänger, wird am kom­menden Sonntag abends 5 Uhr in der evang. Stadtkirche ein musikalischer Abendgot- t-esdienst gehalten werden. Er soll umfassen: Einzelne Gesänge, Orgelvorträge, Gemeindegesang, Schriftoerlesung und eine kurze Ansprache. Be­sucher sollen nicht unter 30 Pf. bezahlen; Eintritts­karten werden von Donnerstag an bei Mesner Rüd zu haben fein. Der Reinertrag der Gaben ist für das Rote Kreuz und die Familien unter- stützung bestimmt. Wir freuen uns auf diesen Kunstgenuß in ernster Zeit, dessen Vermittlung wir Herrn Stadtpfleger Dreher zu danken haben.

Neuenbürg, 6. Okt. (Schlechte Jugend.) In Eräfenhausen haben einige Burschen eine Frau in roher Weise traktiert und sie dann mißbraucht. Zwei der Täter sind in Haft.

Weitere Nachrichten.

Warum die Entscheidungsschlacht so lange dauert,

das legt überzeugend dieZüricher Post" dar: Der erste Teil des Krieges stellte sich als eine Reihe von Begegnungsgefechten dar, die verhältnismäßig schnell vrliefen, da beide Teile offensiv waren. Es ist das diejenige Kampfesart, die in der deutschen Armee am meisten bevorzugt und im Frieden am meisten geübt wird. Und wo ein Teil des Feindes eine Ver­teidigungsstellung eingenommen hatte und sich hart­näckig hielt, wurde die Stellung in irgend einer Flanke umfaßt und damit der frontale Widerstand gebrochen. Einen ganz anderen Charakter tragen die Kämpfe, die sich jetzt zwischen Oise und Marne ab­spielen. Es sind reine Stellungskämpfe, Angriff und Verteidigung -einer feldmäßig ausgebauten Stel­lung. Das Charakteristische eines derartigen An­griffs liegt in dem schrittweisen Vorgehen, in dem < allmählichen frontalen Niederringen des Gegners, der sich mit allen Mitteln gegen die Waffenwirkung des Angreifers zu sichern sucht und dessen Vorgehen erschwert. Deshalb gräbt sich der Verteidiger tief ein, schützt sich gegen die von oben kommenden Schrapnellkugeln durch besondere Eindeckungen, ver­birgt seine Reserven und Unterstützungstrupps in tief eingeschnittenen und eingedeckten Deckungsgrä­ben. Das Vorgehen des Angreifers wird durch An­lage von Hindernissen der verschiedensten Arten er­schwert. Am wirksamsten hat sich, bisher immer noch das Drahthindernis erwiesen, weil es leicht herzustellen und nur schwer durch Artilleriefeuer aus der Ferne zu zerstören ist. Auch Wolfsgräben, Flat­terminen und anderes mehr finden Verwendung. Alle Mittel der Technik werden verwendet. Die vor­derste Linie der Schützengräben ist mit den Reserven und Unterstützungstrupps telephonisch verbunden, damit diese im Bedarfsfälle schnell herangeholt wer­den können. Diese an und über das Hindernis vor­geschobenen Posten stehen durch elektrische Klingel­züge mit den Schützengräben in Verbindung, um diese sofort von der Annäherung des Feindes zu be­nachrichtigen. Scheinwerfer sind eingebaut, die Pat­rouillen und Posten mit Leuchtfackeln, Leuchtpistolen und Leuchtraketen ausgerüstet, um in der Nacht das Vorgelände zu erleuchten und das Vorgehen des Geg­ners rechtzeitig zu erkennen. Gegen eine derartig ausgebaute und von einem wachsamen Verteidiger besetzte Stellung kann der Angreifer nicht wie bei der Begegnungsschlacht Vorgehen. Er würde dann bald unter dem größten Verlust blutig abgewiesen werden. Außerhalb des feindlich enFeuers muß er sich entwickeln und vorsichtig die vorderen Siche­rungstruppen vorschieben, die sich an günstigen Stel­len im Gelände eingraben und festsetzen. Auch der Angreifer ist immer bestrebt, sich Deckungen zu ver­schaffen gegen das feindliche Volk und Stützpunkte auszubauen, in denen ein Angriff und Vorstoß des Gegners abgewiesen werden kann. Unter dem Schutz dieser ersten Schutzstellung fährt die Artillerie aus. Namentlich die Schnellfeuergeschütze sind wichtig, so­wohl die leichten wie die schweren Feldhaubitzen. Planmäßig wird von ihnen die ganze Stellung unter Feuer genommen. Es kommt darauf an. in erster Linie die feindliche Artillerie niederzukämpfen, in zweiter die Stellung sturmreif zu gestalten; hierzu gehört namentlich das Zerstören der Unterstände und Stützpunkte. Während dieses Feuers schiebt sich die Infanterie immer näher an die feindliche Stellung