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Zweimonatsbilanz des Krieges.

Die Straßburger Post schreibt: Immer fester im Umriß, klarer, sicherer und zuverlässiger wird dieser Krieg. Zwei Monate: deren jeder ein bezeichnendes Antlitz hat. Der erste mar Vorbereitung und glanz­volle Verheißung; der zweite: Erfüllung und mühe­volles Einsetzen aller Kräfte. Vertrauender noch, der deutschen Sache gewisser, blicken wir heute auf das Ergebnis des ungeheuren Kampfes; gerade weil die Arbeit schwerer war, als um den Sedantag die Unkundigen glauben mochten. Wir hatten, wie un­sere Verbündeten, die ganze Macht unsrer Gegner vor uns, ihre äußersten Kampfmittel und ihre höchste Anspannung; und haben damit das zuverlässige Maß ihrer Widerstandsfähigkeit. Ueberwinden wir die­sen Widerstand jetzt, so haben wir ihn endgültig zer­brochen. Wir sind bei der Probe angelangt. Wie steht es?

Der erste Monat war das Versprechen; der zweite sollte die Einlösung bringen. Erinnern wir uns: Lüttich und Namur waren genommen, Belgien lei­stete keinen erheblichen Widerstand mehr, aus einer Vierhundertkilometerfront waren die deutschen Heere vorgebrochen, bis nahe vor Paris. .. Die französische Regierung bereitete sich zur Flucht. Und. die Krö­nung des Ganzen: in den letzten Augusttagen ver­nichtete Hindenburg ein russisches Heer in den ma­surischen Seen. All diese Erfolge waren beispiellos und unerhört. So blendend war ihr Glanz, daß es für das deutsche Volk gefährlich gewesen wäre, hätte es der Versuchung nachgegeben, den Kriegsverlauf nach diesem Auftakt zu beurteilen. Wir hätten ver­gessen können manche vergaßen es manchmal daß die wirklichen Entscheidungen voch bevorstanden. Auf allen Gebieten: Die Franzosen hatten noch nicht vermocht, sich zu kraftvollem Widerstand in zweck­mäßig gewählte Stellung zu sammeln, der Weg nach Paris schien, aber war nicht offen. Die Lage zur See war ein Abwarten unter allerhand wilden Vermu­tungen. Und rechnet man selbst, nach dem Kalender, den Sieg an den masurischen Seen dem ersten Kriegs­abschnitt zugute, so stand doch ein zweites, stärkeres Russenheer noch unerschllttert an der Memel. Läßt sich über den wirtschaftlichen Kampf nicht das Gleiche sagen? Die Volksvertretungen hatten die Kredite bewilligt, es standen, einstweilen, die Absichten zum Vergleich. Wie würde die Einlösung sein? Auch die fünf Milliarden, die der Reichstag einstimmig be­willigte, waren das eindrucksvollste Versprechen; aber ein Versprechen. Noch konnten unsere Gegner glauben (und glaubten es), die Anweisung, doch nicht das Geld werde da fein. ... Noch war alles im Un­gewissen.

Jetzt ist Klarheit geworden. Das zweite russi­sche Heer ist über die Grenze zurückgetrieben, die deut­schen Truppen dringen in Russisch-Polen vor. Frank­reich setzte ein, was es einzusetzen hatte: eine Vier­wochenschlacht, ein Ringen von drei Millionen Men­schen neigt sich dem Ende zu. Das verbündete öster­reichisch-ungarische Heer trotzt der Uebermacht der 34 russischen Armeekorps und steht als Wall vor dem deutschen Osten. Die englische Riesenflotte hat ge­zeigt, daß sie den Angriff nicht wagt; aber ihre Un­tätigkeit schützt sie nicht vor Verlusten, deren Maß nach der Tat des ll 9 noch gar nicht abzusehen ist. Maubeuge, Longwy, die Römerfeste vor Perdun und mehrere andere Forts sind gefallen; der Zu­sammenbruch des französischen Widerstands wird un­abwendbar. Furchtbar ist die Kampfarbeit des zwei­ten Monats gewesen: aber sie war die Erfüllung.

Heute ist es nicht mehr voreilig, das Ergebnis zu erraten. In den für sie günstigsten Teilen des Riesenkampfes waren unsere Gegner erfolglos, über­all sonst erlitten sie Niederlagen. Acht Wochen: und, in Deutschland und Oesterreich, viermalhundert­

tausend Gefangene. Mindestens die gleiche Anzahl aber (das französische Kriegsministerium gibt hun- drettausend Verwundete allein aus den Kämpfen an der Aisne zu) verloren unsere Gegner an Toten und Verwundeten. Jede Woche dieses Krieges kostete sie hunderttausend Mann ... der fünfte Teil ihrer Feld­heere, der französischen, englischen, belgischen, russi­schen, serbischen, war im Zeitraum von zwei Mona­ten vernichtet.

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Banditen.

Straßburg, 2. Okt. (Nicht amtlich.) Das Kriegs­gericht Neubreisach erläßt eine Beschlagnahmever­fügung über das Vermögen des Fabrikanten Johann Häffele, bisher in Gebweiler wohnhaft, zur Zeit ohne bekannten Wohn- und Aufenthaltsort. Es ist gegen ihn eine Untersuchung wegen Landesverrats im Gange. Häffele ist nach der Straßburger Post hinreichend verdächtig, sich dieses Verbrechens da­durch schuldig gemacht zu haben, daß er französischen Truppen in Gebweiler als Führer gedient und ihnen auf dem Postamt daselbst die Telephonapparate und Leitungen zum Zwecke der Zerstörung gezeigt hat. Wie dasselbe Blatt aus Basel berichtet, wurde der 63 Jahre alte Agent Adolf Reißer aus Sennheim (Oberelsaß) in der Berufungsinstanz vom Schweizer Gericht zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, weil man in seinem Besitz eine Pombe gesunden hatte. Er wollte damit im Interesse Frankreichs die Walds- huter Eisenbahnbrücke in die Luft sprengen. In der Hauptverhandlung wurde bekannt, daß ein noch unbekannter Täter anfangs September einen An­schlag auf die Schwarzwaldbahn bei der Station Ortenberg verübt hat.

Streichhölzer für Köln.

Brüssel, 2. Okt. (Nicht amtlich.) Nachstehender Brief des Grafen Georges d'Ursel, Leutnant im 28. belgischen Infanterieregiment, ist in die Hände deut­scher Behörden gelangt:Zels, 24. Sept. Geliebte Mama! Ich habe Deinen Brief erhalten, aber erst gestern. Werde zwei Briefe schreiben, einen durch diesen Kurier, den anderen auf dem von Dir ange­gebenen Wege. Uns beiden geht es sehr gut, aber wir sind betrübt über den Tod des armen Wolfy und des tapferen Henry. Ich hoffe, daß diese verdamm­ten Deutschen bald aus unserem Lande verjagt wer­den. Du wirst zugegen sein bei unserem Einzug in Brüssel. Welch ein Festtag! Alsdann sofort ein gro­ßer Vorrat von Streichhölzern und Feuer gelegt in

Köln und überall da, wo wir durchziehen. Von nun ab keine Verwundeten und keine Gefangenen mehr. Man tötet alles. Wir sind noch sehr reich und wir brauchen noch nicht die Einkünfte von Papa. Unsere Odyssee in Frankreich und unsere Rückkehr zu Schiff erzähle ich Dir, sobald ich Zeit dazu habe. Schreibt mir, wie es in Brüssel aussieht, womöglich durch den Kurier, und wenn Du Gelegenheit hast, dann be­suche uns hier. Eine Million Küsse für Euch alle und auf baldiges Wiedersehen, so Gott will! Georges."

Deutsche und französische Patente.

Paris, 2. Okt. Der Generalrat des Departe­ments Bauches du Rhone hatte in einem Schreiben die Regierung aufgefordert, den Rechtsschutz deut­scher Patente und Fabrikmarken in Frankreich auf­zugehen. Eine Anzahl Industrieller Südostfrank- reichs richtete daraufhin eine Mitteilung an den Temps, in der erklärt wird, daß ein derartiger Be­schluß der Regierung zu ähnlichen Maßnahmen der deutschen Regierung französischen Patenten gegen­über führen könnte. Dies habe große Bedeutung, da die von Deutschen und Oesterreichern in Frankreich erworbenen Patente nur den Wert besäßen, den Zeitpunkt der Einreichung festzustellen und die Pa­tente zumeist nicht ausgenutzt würden. Die von Franzosen in Deutschland und Oesterreich erworbe­nen Patente besäßen hingegen großen Wert und würden von den Industrien ausgenützt, die durch den Verfall des Patents in Deutschland und Oester­reich in kurzer Zeit zugrundegerichtet werden könn­ten. Eine Aenderung in der Patentschutzgesetzgebung müsse deshalb zuvor von fachmännischer Seite reich­lich erwogen werden.

Landwirtschaftliches.

Stuttgart, 3. Okt. (Zentraloermittlunysstelle für Obst- verwertung.) In M osto b st waren heute auf dem Wilhelms- plotz 500 Ztr. zugesührt, 6,00-6,20 Mk. per 50 Kilogramm. Im Monat September betrug die Gesamtzufuhr auf dem Nordbahnhof 26 Wagen aus Württemberg, 4 Wagen aus Bayern. 20 Wagen aus der Schweiz, zus. 50 Wagen, die in der Hauptsache auf den kleinen Markt auf dem Wilhelms platz in Stuttgart zugeführt und dort detailliert wurde. Ver­mittlung und Auskunft kostenlos.

Denksprüche.

Es ist noch nie klug und praktisch gewesen, sich über die ewigen Sittengesetze der Gerechtigkeit und der Ehrlichkeit hinwegzusetzen. Mag es auch für einen Augenblick, ja für viele Augenblicke scheinen, als sei eine Politik rücksichtsloser Selbstsucht die beste Poli­tik, Gottes Mühlen mahlen langsam ...." das meinte einst der alte Blücher, als er angesichts aller Erfolge Napoleons I das Wort wagte:Und er ist doch ein dummer Kerl!" Und die Geschichte hat ihm recht gegeben. Dr. A. Trepte.

Ganz unverkennbar ist alles, was geschehen ist und geschieht, nur die Bahnung des Wegs zu einem besseren Ziel hin. Ist doch alles in der Welt nur Uebergang. Wir müssen durch! Sorgen wir nur dafür, daß wir mit jedem Tage reifer und besser werden! Königin Luise.

Kriegsfahrplan. Der neueste Taschen-Fahrplan der Personenzüge in Württemberg und der über Württemberg verkehrenden Schnellzüge, bearbeitet im Fahrdienstbüro der Kgl. Württ. Staatseisenbahnen, ist im Format des bekannten Taschen-Fahrplans soeben erschienen und bei allen Verkaufs­stellen zu haben. Preis 15 Pfg.

Für die Schrift!, verantwortlich: I. V. vr. P. Nadi g. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei

Teinach, den 3. Oktober 1914.

ToSLs-klnzelge.

Unser innigstgeliebter Sohn und Bruder

Mißt VlW.

Student der Theologie. Vizefeldwebel der Reserve, ist in seinem 22. Lebensjahr am 24. September bei Varennes gefallen.

In tiefem Schmerz:

Theodor Bayha. Pfarrer und Frau Julie, geb. Bezner, mit Kindern.

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Einer verehrten Einwohnerschaft und seitherigen Kund­schaft von hier und Umgebung, mache ich die ergebene Mit­teilung, daß ich das mir durch meinen in Frankreich gefalle­nen Mann hinterlassene Geschäft,

Flaschner«) mit Laden

wie seither weiterbetreibe und dafür eine tüchtige selbständige Arbeitskraft eingestellt habe.

Ich bitte, das meinem Manne geschenkte Wohlwollen, auch mir übertragen zu wollen.

M» WliWioe Zkmeikh.