gezogen wurden, machten sie eine Bewegung, als wenn sie die Hände abhacken wollten.

Ostpreußen seuchenfrei.

Berlin, 14. Sept. (Amtlich). Gegenüber dem hier aufretenden Gerücht in Königsberg und be­nachbarten Gebieten Ostpreußens sei die Cholera ausgebrochen, wird von zuständiger Seite festgestellt, daß bis jetzt weder in der Stadt noch im Regierungs­bezirk Königsberg Fälle von Cholera vorgekommen sind. Auch in den an den Kreis Memel angrenzen­den Bezirken herrscht keine Cholera.

Gefangennahme einer belgischen Division.

Hauptmann Pietsch, der Kriegsberichterstatter derMünch. N. N.", schreibt in seinem Blatt: Nach siegreichem Gefecht der 3. Armee am rechten Ufer der Maas bei Dinand erhielt der Major Richter, der Kommandeur des 2. sächsischen Fußartillerieregi­ments Nr. 23, den Befehl zur Verfolgung des Geg­ners bei Dinant, um dann die Meuse zu überschrei­ten und mit Abteilungsteilen die über Warnant auf Bioul angesetzte vorgehende rechte Flügelkolonne aufzusuchen und mit ihr vereint zu operieren. Da die Brücke bei Dinant nur mit einzelnen Geschützen in großen Zwischenräumen passierbar war, über­schritt Major Richter zunächst mit einer Batterie die Meuse, während er zwei Batterien zunächst noch auf dem rechten Ufer zurückließ. Beim weiteren Vor­gehen auf Warnant fand zwar Major Richter die rechte Kolonne nicht, aber die 3. Batterie des Fuß­artillerieregiments Nr. 23 und zwei Kompagnien (5. und 7.) des Fußartillerieregiments Nr. 101 unter Hauptmann Movas. Während nun die eine Kom­pagnie infolge der überaus großen Anstrengungen der letzten Tage eine einftündige Rast einlegen mußte, ging Major Richter in der Absicht, die rechte Kolonne möglichst rasch zu erreichen, ohne jeden Jn- fanterieschutz auf Bioul vor. Als er auf der etwa 1800 Meter östlich gelegenen Höhe ankam. meldete ihm der Führer einer sächsischen Husarenpatrouille vom Reserve-Husaren-Regiment, daß seine Patrouille mehrfach Feuer aus dem Ort bekommen habe.

Nach kurzer Orientierung stellte Major Richter die Richtigkeit der ihm gemachten Meldung fest und ließ daraufhin die 3. Batterie unter Oberleutnant Roeßler sofort in Stellung gehen und das Dorf Bioul unter Feuer nehmen. Nach wenigen Schüssen schon bemerkte der Stab des Majors Richter eine große Unruhe beim Feinde. Diesen Moment benutzte der Adjutant Leutnant Garte und ritt mit wenigen Reitern ohne weiteres Besinnen ins Dorf ein, wäh­rend eine der vorher erwähnten rastenden Kompag­nien gegen Bioul vorging. .Major Richter folgte seinem Adjutanten ins Dorf und hatte nun einen Anblick von überwältigender Tragik, indem sich die im Dorf befindlichen belgischen Truppen ohne Kampf den wenigen Reitern ergaben. Nach seinen eigenen Worten kamen zunächst hundert, dann tausende bel­gischer Soldaten, Offiziere, Unteroffiziere u. Mann­schaften mit hochgehobenen Armen und baten um Gnade:Wir ergeben uns, das deutsche Artillerie­feuer können wir nicht aushalten", riefen sie flehend. Die Zahl der Gefangenen wurde immer größer und schließlich stellte es sich heraus, daß es dem Major Richter gelungen war, die gesamte belgische Division durch tollkühne Ueberraschung zum Niederlegen der Waffen zu bringen. Das Endergebnis war ganz verblüffend. 8100 Gefangene, 60 nagelneue Krupp- Geschütze, ein Wagenpark von 500600 Wagen. 100 Autos und 200300 Pferde wurden erbeutet. Der Abtransport der Gefangenen begann bereits an dem­selben Tag (24. August) 6 Uhr abends und war am 25. August vormittags noch nicht zu Ende. Diese kühne Ueberraschung der belgischen 4. Division durch Majpr Richter hat überaus reiche Früchte getragen und die Teilnehmer an diesem waghalsigen Unter­nehmen verdienen für alle Zeiten in der Geschichte des sächsischen Fußartillerie-Regiments Nr. 23 ver­ewigt zu werden.

Die Vernichtung der zweiten englischen Kaoalleriebrigade.

Berlin, 16. Sept. In einem die Vernichtung der zweiten englischen Kavalleriebrigade am 24. August zwischen Mons und Valenciennes schildern­den Bericht der Daily Mail heißt es: Eine zeit­lang schien alles gut. Das deutsche Artilleriefeuer leerte nur wenige Sättel. Plötzlich kam die Tragödie. Direkt in die heranstürmende britische Kavallerie eröffneten die Deutschen ein mörderisches Feuer. Wenigstens 20 Maschinengewehre waren verborgen gewesen. Es regnete den Tod auf unsere Reiter auf eine Entfernung von 150 m. Niemand hatte eine Ahnung von diesen Maschinengewehren gehabt. Das Ergebnis war vernichtend.

Zeichnet

ISie Kriegsanleihen!

Me Serben «bernll znMMliW.

Wien. (W. T. B.) Die über die Save eingebrochenen serbischen Kräfte wnrden überall znriickgeschlagen. Sqrmien und das Banat sind vom Feind vollständig frei.

Stellvertretender Eeneralstabschef Hofer» Generalmajor.

Kaiser Franz Joseph guten Mutes.

Budapest, 14. Sept. Einem Mitarbeiter des Pesti Ujsag, der das Krankenhaus der Gräfin Lonyay auf Schloß Oreszwar besichtigte, sagte die Gräfin Lonyay: Ich war vor einigen Tagen bei Kaiser Franz Joseph in Privataudienz Majestät ließ durch mich seine Grüße allen den braven Kriegern übermitteln, die hier gepflegt werden. Der Monarch sieht blühend aus und steht mit voller Zuversicht der Zukunft entgegen.

Die Oesterreicher unverzagt.

Wien, 14. Sept. Der Kriegsberichterstatter des Morgen" meldet, die Schlacht bei Lemberg ist ab­gebrochen worden. Unsere Trupen werden nun zu­rückgezogen und in einem Abschnit versammelt, der für die Verteidigung die günstigsten Bedingungen bietet. Unser Plan, durch rasche, kühne Offensive die russische Armee zu zerschlagen, ist nicht wegen man­gelhafter Führung oder Inferiorität unserer Trup­pen gescheitert, im Gegenteil, Führung und Trup­pen haben übermenschliches geleistet. Aber der Hero­ismus unserer Truppen scheiterte an der großenUeber- macht des Feindes. Es ist festgestellt, daß die Ueber- macht der Russen viele Divisionen beträgt, wobei zu bedenken ist, daß die russische Division stärker ist, als die unsrige. Ferner sind die Russen der Mobilisie­rung weit voraus, da sie damit lange vor dem offi­ziellen Kriegsbeginn eingesetzt haben. Endlich haben wir fast die gesamte Hauptmacht der Russen gegen uns. Wenn man das bedenkt, kan man erst die Lei­stung unserer Truppen richtig abschätzen. In fast un­unterbrochenem dreiwöchigem Kampfe haben sie in fast fortwährender Offensive nicht nur überall dem Feind standgehalten, sondern ihm auch fast 60 000 Gefangene und dreihundert Geschütze abgenommen. Aber diese Teilerfolge, so groß sie auch waren, konn­ten nicht zu dem gewünschten Gesamtresultat ver­einigt werden, weil die Russen buchstäblich für jede geschlagene Division eine neue hereinwerfen konnten. Höhere strategische Rücksicht verlangt jetzt die Ver­sammlung unserer Truppen in einer Stellung, an der sich die Uebermacht der Russen brechen muß. Wir können jetzt ruhig den Angrif abwarten. Ich wieder­hole nochmals, unsere Truppen sind nicht geschlagen, fühlen sich auch nicht geschlagen. Die österreichisch­ungarische Armee bezieht eine Stellung, die so stark ist, daß sie jedem Feind Trotz bieten kann.

Die Russen überall siegreich.

Wien, 14. Sept. (Nichtamtlich). Der russische Eeneralstab hat ausführliche Berichte über die Kämpfe in Galizien verbreitet, die von ununter­brochenen Siegen der russischen Truppen gegenüber den österreichisch-ungarischen und deutschen Armeen sprechen. Es genügt, die kurzen, aber inhaltsreichen Meldungen des österreichischen Eeneralstabs diesen umfangreichen Berichten entgegenzusetzen, in denen übrigens die Erfolge der Armeen Dank! und Auffen- berg zugegeben werden. Die Tatsache, daß in diesen Scharmützeln 20000 Gefangene und etwa 200 Ge­schütze erbeutet wurden, beweist hinreichend, welchen Anspruch auf Wahrheit die Berichte des russischen Eeneralstabes erheben dürfen.

Wie England sich verbaust.

Amsterdam, 15. Sept. DasAllgemeine Han- delsblad" meldet: Eine amtliche Kundmachung der deutschen Gesandtschaft im Haag besagt: Die eng­lische Gesandtschaft in Peking teilt amtlich mit: Ja­pan bestätigt offiziell der englischen Regierung den Ausbruch einer Revolution in Indien. England habe Japan um militärischen Beistand ge­gen Indien ersucht, das Hilfe zusagte, aber unter schweren Bedingungen: freie Einwanderung in den britischen Besitzungen im Stillen Ozean, eine An­leihe von 200 Millionen Dollar und freie Hand in China. England hat diese Bedingungen ange­nommen.

Der Khedive ausgefperrt.

Wien, 14. Sept. (Nicht amtlich). Die Wiener Sonn- und Montagszeitung meldet aus Konstan­tinopel: Hier verlautet, daß die englische Regierung die Absicht habe, den Khediven, der sich gegenwärtig in Konstantinopel befinde, während des Krieges an der Rückkehr nach Aegypten zu verhindern.

Aus Stadt und Land. ;

Calw, den 16. September 1914. ;

Verlustliste. c

Die Verlustliste Nr. 17 des Staas-Anzeigers das

Reserve-Infanterte-Regimeut Nr. 120 i

betreffend enthält nur Namen ohne Heimatsangabe, so daß es I

uns unmöglich ist, festzustellen, ob auch Angehörige des hiesige« j

Militär-Bezirkes darin figurieren. ^

Außergerichtliche Bewilligung von Zahlung?- >

fristen für Handwerker.

Schuldnern, die durch den Krieg in schwierige ^

Lage gekommen, ist bekanntlich die Möglichkeit ge­geben, sich vom Gericht eine Zahlungsfrist bewil­ligen zu lassen. Zur Erlangung von Zeugnissen zur Erwirkung gerichtlicher Zahlungsaufschubs sind die Prüfungsstellen bei den Oberämtern ins Leben gerufen worden. Da die Bewilligung von Zahlungs­fristen durch die Gerichte jedoch nur durch Gerichts­urteil geschehen kann, dem sich die Handwerker, wie leicht verständlich, nicht gerne unterwerfen, so macht die Handwerkskammer Stuttgart darauf aufmerksam, daß sie bereit ist, auf Ansuchen fijr Handwerk ihres Bezirks, und zwar der Gläubiger wie Schuldner auf eine außergerichtliche Bewilligung annehmbarer Zahlungsfristen für die Schuldner hinzuwirken. Gleichzeitig wird an die Lieferanten der Handwerker das dringende Ersuchen gerichtet, den Handwerkern bei Regulierung ihrer Verpflich­tungen mehr Entgegenkommen zu zeigen, als es bisher teilweise der Fall gewesen ist und vor In­anspruchnahme der Gerichte die Kammer als Ver­mittlungsstelle zu benutzen.

Was unsere Soldaten im Felde brauchen.

Von den zuständigen Stellen der Heeresverwal- , tung wird neuerdings auf verschiedene Anfragen , hin bekannt gegeben, was nach den bisherigen Er- ^ fahrungen am besten als Liebesgaben unseren bia- ;

ven Soldaten im Felde geschickt werden sollte, lln- <

sere Soldaten, besonders die Fußtruppen, müssen ? zunächst vor dem Wundlaufen bewahrt werden. Man s verschaffe unseren Soldaten daher weiche, dünne ^ Einlagesohlen: die auch verhindern, daß die Socken allzurasch durchgescheuert werden. Fußlappen sind sehr erwünscht, da sie von den Mannschaften unter Umständen nicht nur als Fußbekleidung, sondern auch als Taschen- und Putztücher verwendet werden können. Taschentücher werden überhaupt immer mit Freuden angenommen. Dringend erbeten werden alle Arten Tabak und kleine Tabakpfeifen, auch dürre Zwetschgen und anderes getrocknetes Stein­obst, ferner Schokolade und Erfrischungszuckerwaren Ein Wunsch, dessen Erfüllung von den Truppen­ärzten sehr befürwortet wird, verdient noch neben­bei Erwähnung. Es ist dies geschnittenes, zu etwa 25 Blatt zusammengeheftetes Abortpapier, das aus hygienischen Gründen oft schwer vermißt wird. Möch­ten recht viele wohltätige Vaterlandsfreunde allent­halben den hier ausgesprochenen dringenden. Wün­schen unserer Soldaten durch Sammlung und Spen­den Rechnung tragen und unsere Truppen recht bald in genannter Richtung versorgen.

Von der Spöhrer'schen Höheren Handelsschule Bei dem soeben beendeten Examen bei der König!. Prüfungskommission für Einjährig-Freiwillige haben 33 Schüler der 6. Realklasse der Spöhrer'schen Höheren Handelsschule bestanden.

O Von der freiwilligen Sanitätskolonne Calw.

Letzten Samstag kamen hier wieder 163 Verwundete durch, welche durch Kolonnenmitglieder weiterbe­gleitet wurden nach Teinach und Nagold. Infolge Ueberfllllung des Bezirkskrankenhauses konnten M , vier Verwundete dahin verbracht werden. SO zusammengeschmolzen ist unsere Kolonne, da gle'ckj > bei Beginn des Krieges 21 Mitglieder zu den Ml fen gerufen wurden. Eine würdige Abschiedsfeitt bereitete die Kolonne ihren 5 Mitgliedern Bast Dorn, Günther, G. Kirchherr u. K. K i rH Herr, welche als die ersten gestern ins Etappengebiet gesandt wurden. Amtm. Ri pp mann und Kolon­nenführer Pfizenmaier richteten warme u. her^ liche Abschiedsworte an die Scheidenden, die sich E anschickten, ihre nicht leichte, aber segensvolle Arven in Feindesland hinter der Eefechtslinie zu tun uno den verwundeten Kriegern hilfreich beizustehen. Eesangsvorträge umrahmten die schlichte Feier,

Kolonne besteht jetzt nur noch aus 11 Mitgliedern, wozu noch einige neu ausgebildete Hilfsmann­schaften kommen. Wie wir hören, sendet das Wur - Rote Kreuz am Mittwoch und kommenden Samsr g wieder je 100 Man ins Etappengebiet.