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Nationales Nachrichten- und Anzeigenblatt für die Oberamtsbezirke Nagold, Calw, Freudenstadt und Neuenbürg

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Nummer 393

Altensteig, Freitag, den 29. Dezember 1933

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MrcnMg des Zuganges zu den Hochschulen

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Der Stellvertreter des Reichskanzlers.

In seinem erbitterten Kampfe gegen Hunger und Kälte ist das deutsche Volk allein auf sich selbst ange­wiesen. Von Sieg oder Niederlage hängt das Schicksal von 6 Millionen notleidender Volksgenossen ab. Der Sieg aber ist nur dann zu erringen, wenn wir ge­schlossen im Sinne echter Volksgemeinschaft bekennen: Keiner für sich Jeder für alle!" «nd im wahren Frontgeist danach Hand--?"

Der Reichsfinanzmiuistcr.

Im Kampf gegen Hunger und Kälte haben sich Bauern und Städter die Hand gereicht und stehen schicksalsverbunden in der gemeinsamen Opferfront. Möge auch in dem zweiten Abschnitt des Winterhilfs­werks. in den wir am Jahreswechsel eintreten, bei jedem deutschen Mann und jeder deutschen Frau der Wille lebendig bleiben, für hungernde und frierende Volksgenossen zu sorgen, auf daß wir auch im neuen Jahr dem Ziele näherkommen, das das deutsche Volk sich gesteckt hat: Aufwärts aus eigener Kraft!

Französische Denkschrift für Berlin

Eine amtliche Mitteilung

Paris, 28. Dez. Der französische Ministerrat tagte am Mitt­woch über dreieinhalb Stunden unter dem Vorsitz des Staats­präsidenten Er beschäftigte sich mit dem Eisenbahnunglück bei Lagny und den deutsch-französische« Besprechungen. Ueber die Verhandlung der letzteren vor dem Ministerrat besagt eine amt­liche Mitteilung lediglich, daß der Außenminister ausführlich iiber die verschiedenen Informationen berichtet habe, die er in der Frage der Abrüstung eingeholt habe. Paul Boncour habe dem Ministerrat die großen Linien einer Denkschrift unterbreitet; die er dem sranzöfischeu Botschafter in Berlin zugehen lasse» «olle. Der Ministerrat habe diesem Vorschlag und dem Inhalt der Denkschrift zugestimmt

Begleitmusik zum sranzöfischeu Memorandum

Paris, 28. Dezember. Die Ankunft des französischen Bot­schafters in Paris und die Besprechungen, die er bereits heute nachmittag mit dem Außenminister Paul-Voncour ausge­nommen hat, geben nach Ansicht der Pariser politischen Kreise dem gestrigen Beschluß des französischen Ministerrates eine be­sondere Note. Man erklärt, daß Francois Poncet in den ersten Januartagen dem Reichskanzler anhand des in Bearbeitung befindlichen Memorandums den französischen Standpunkt in der Äbriistungsfraae" erläutert werde, und man betont, daß schon der AusdruckAbrüstung" die Rüstung kennzeichne, in der die französischen Vorschläge sich bewegten.

Berlin, 28. Dez. Der Neichsmiiuster des Innern hat in An­wendung der Ziffer 2 der ersten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes gegen die Ueberfüllung deutscher Schulen und Hoch­schulen vom 25 April 1933 die Zahl der Abiturienten, denen im Jahre 1934 die Hochschulreife zuerkannt wird, aus 18 966 begrenzt.

Die Hochschulreife soll nur denjenigen Abiturienren zugespro­chen werden, die geeignet erscheinen, den besonderen durch di« Hochschule gestellten Anforderungen nach ihrer geistigen und kör­perlichen Reise, nach ihrem Lharakterwert und ihrer nationale» Zuverlässigkeit zu genügen.

Die Richtzahl von IS 096 verteilt sich auf die Länder wie folgt: Preußen 8984. Bayern 1679, Sachsen 1339, Württemberg 911, Bade» 574, Thüringen 399, Hessen 349, Hamburg 398, Mecklen­burg 172, Oldenburg 122 Braunschweig 122, Anhalt 87, Bremen 195, Lippe 49. Lübeck 34. Schaumburg-Lippe 12, zusammen 15 99L

Es bleibt dem einzelnen Lande überlasten, die ihm zugewiesene Zahl auf die einzelnen Anstalten entweder voll umzulegen oder den Prüfungskommistaren zu ermöglichen, den Ausgleich unter den einzelnen Anstalten durch Verfügung über einen ihnen vor­behaltenen Anteil an der Gesamtzahl herbeizuführen.

Diejenigen Länder, die ihre künftigen Volksschullehrer aus der Zahl der Abiturienten mit Hochschulreife entnehmen, können die ihnen Angewiesene Zahl um jo v.ele Abiturienten erhöhen, wie sie an Lanvesangehörlgen bezw. zur Wohnbevölkerung ihres Landes gehörenden im Jahre 1934 zu den Lehrerbildungsanstal­ten zulasten.

Die Zahl der Abiturientinnen, denen die Hochschulreife zuerkannt wird, ist nicht besonders bestimmt worden; jedoch darf der Anteil der Abiturientinnen an der Gesamtzahl der Hoch- schulberechtigen in keinem Lande 19 v. H. der zugewiesenen Zahl überschreiten Die Zuerkennung oder Versagung der Hochschul­reife darf nicht auf dem Reifezeugnis vermerkt werden. Ueber die Zuerkennung der Hochschulreife ist neben dem Reifezeugnis eine besondere Bescheinigung zu erteilen. Der Abiturient darf Sei der Bewerbung um einen praktischen Beruf von dieser Bescheini­gung keinen Gebrauch machen; die anstellende Stelle darf di« Vorlage der Bescheinigung nicht verlangen.

Die Begrenzung der Zahl der Hochschulreifenabiturisnten wird von nachhaltigen und wirksamen Bemühungen begleitet sein: die Abiturienten ohne Hochschulreife praktischen Berufe« rurufUüren. Diese Aufgabe ist der Reichsanstalt für Arbeitsver­

mittlung und Arbeitstmenoerncheruiig als der ge>etz»lckssigen Trägerin der öftentlickjen Berufsberatung und Lehrstellen»«» mittlung übertragen worden. Diese hat einen großzügigen Or» ganisationsplan aufgestellt Die dazu notwendigen Lehr- »nb Ausbildungsstellen sollen mit Unterstützung örtlicher Ausschüsse bei den Lanöesarbeitsämtern und Arbeitsämtern i» allen Bo» rufen des Handwerks, des Handels, der Industrie und der Land­wirtschaft sowie bei staatlichen und kommunalen Behörden durch planmäßige Werbung beschafft werden. An alle Kreise der Wirtschaft und die Personalstsllen der Behörden ergeht der Ruf. durch Bereitstellung von Lehr- und Ausbildungsstellen Sara» mitzuwirken, daß die im Frühjahr aus den höheren Schulen zur Entlastung kommenden wertvollen jungen Menschen zweckmäßig in das Wirtschaftsleben eingegliedert werden können.

Aus der Begründung

Die Zahl von 15 999 hochschulberechtigien Abiturienten er­scheint hoch angesichts der bereits vorhandenen Ueberfüllung und der kommenden Staulage. Die hohe Zulastungszahl ist nach de» Gesichtspunkt festgesetzt, Saß aus jedem Altersjahrgang so viel« Abiturienten die Hochichulreife erhalten sollen, wie dem Bedarf an akademisch vorgebildeten Bermsanwärtern in normaler Zeit entspricht Sie stellt sonach lediglich eine aus Gerechtigkeits­empfinden gegen den einzelnen Jahrgang dargebotene erhöhte Chance dar. Diejenigen Abiturienten, denen die Hochjchulreif» versagt wird, tollen damit keineswegs als allgemein minder- befähigt gekennzeichnet sein: sie find nur durch ihre Anlage auf Berufe verwiesen, für die es des theoretischen Studiumganger durch die Hochschule hindurch »«ihr bedarf Daraus ergibt sich daß es nicht angängig ist, bei der Zuertennung der Hochjchulreif «ine bereits bestehende Berufsabficht des Reifeprüslings zugrunde zu legen; ferner ergibt sich daraus, daß die Zulassung kein mühe­loser Vorgang ist, sondern daß e>n hohes Maß von Eigenverant­wortung von dem Hochschulberechtigien erwartet und gefordert Wird. In den folgenden Jahren wird eine von Jahr zu Jahr teilweise festzusetzende Senkung der Richtzahl eintreten. I» übrigen ist vorgesehen, durch neue Auslesebestimmungen die Zahl der Besucher der höheren Schulen, vor allem der Oberstufe, künftig so zu senken, daß ein Eingriff bei den Abiturienten bezw. heim Uebertritt in die Hochschule nicht mehr erforderlich ist.

Das Thema:Keine Aufrüstung Deutschlands, sondern all­gemeine Abrüstung im Genfer Rahmen" wird deshalb auch von der Abendpresse variiert, wobei einige Blätter, die auf an­geblichen Informationen des Quai d'Orsay fußen, feststcllen wollen, daß entgegen anderslautenden Mitteilungen von einer ziffernmäßigen Feststellung der neuen Verträge, die Frankreich etwa machen könnte, noch keine Rede sei.

Temps" erklärt, das Abrüstungsprodlem könne nur durch die Verständigung aller in Frage kommenden Regierungen ge­löst werden, d. h. man müsse nach Genf zurückkehren, wenn die Besprechungen zu Zweit beachtenswerte Ergebniste gezeitigt haben. Frankreich könne wohl von der deutschen Bereitschaft zur Annahme einer gegenseitigen wirksamen Kontrolle und zum Abschluß von Nichtangriffspakten mit seinen Nachbarn Kennt­nis nehmen, aber es müsse die deutschen Rüstungsforderungen als Grundlagen einer diplomatischen Verhandlung ablehnen. Frankreich werde, um seinen guten Willen zu beweisen, so fährt das Blatt fort, offiziell bekanntgeben, welche Opfer es noch bringen könne. Diese Vorschläge wären von den französischen Delegierten bereits im Oktober gemacht worden, wenn Deutsch­land damals nicht die Konferenz verlaßen hätte. Aber selbst­verständlich dürfe Frankreich kein weiteres Opfer bringen, wenn Deutschland nicht seine Unterschrift unter ein allgemeines, im Genfer Geist gehaltenes Abrüstungsabkommen setze. Sobald die deutschen Forderungen jede Verständigung unmöglich zu machen scheinen, muß man sich, meint derTemps", an die Ver­tragsbestimmungen halten und sie mit aller Schärfe anwenden.

Liberte" stellt fest, die neuen französischen Vorschläge seien kein Novum. Es handele sich um eine Neuauflage der Vor­schläge, die Sir John Simon am 14. Oktober in der General­rommission der Abrüstungskonferenz gemacht habe.

Journal des Debats" bedauert, daß Frankreich immer wie­der von Abrüstung spreche. Es sei zu befürchten, daß Deutschland seine eventuelle Rückkehr nach Genf sich mit neuen Konzessionen bezahlen lasten werde. Man habe eine mittlere Lösung gefun­den. Die Frage sei nur, ob diese die beste für Frankreich und Belgien, und ganz allgemein gesehen für den Frieden sei, da doch die Situation sich völlig geändert habe seit der Zeit, in der man sich noch Illusionen über die deutsche Politik machen konnte.

Jntrailligeant" schreibt, unsere Regierung hat recht, den deutschen Rüstungsforderungen Abrüstungsvorschläge entgegen­zuhalten. Aber man mutz höchst vorsichtig Vorgehen. Man darf nickt durch gewagte Konzessionen unsere Stärke vermindern. Andernfalls würden wir den Krieg beschleunigen, den wir doch hinausschieben wollen.

Vorbehaltlos zustimmend zu dem Beschluß der französischen Regierung äußert sichNotre Temps".

Auch die britische Regierung läßt ein aide Memoire überreichen?

Paris» 28. Dezember. Der hier weilende belgische Außenminister Hymans hatte heute eine Besprechung mit dem englischen Botschafter in Paris Lord Tyrrell. Nach einer aus belgischer Quelle stammenden Meldung soll die britische Regierung beabsichtigen, ebenso wie die franzö­sische Regierung ihre Auffassung über das Abrüstungs­problem in einem aide Memoire in Berlin zur Kenntnis bringen zu lassen.

London zv de« Beschlüssen des Pariser Minifterral»

London, 28. Dez. Die Londoner Presse beurteilt dir franzö­sische Stellungnahme zum Abrüstungsproblem im allgemeine» ziemlich pessimistisch und ist geneigt, in ihr nur ei» fran­zösisches Manöver zu erblicken, um die Verantwortlichkeit Frank- reichs für ein Totlaufen der unmittelbaren deutsch-französische, Aussprache von sich abzulenken und Zeit zur Festigung -er fran­zösischen Bündnisse mit den Trabantenstaaten in Südost- und Osteuropa zu gewinnen Die Pariser Berichte stimmen dahin überein, daß Frankreich die Vorschläge des Reiches nicht znr Grundlage für direkte Verhandlungen machen wolle, aber bereit fei. unter bestimmt«» Voraussetzungen die diplomatische» Ver­handlungen fortzusetzen. Die,c Bedingungen sind, wie Pertiuaz rmDaily Telegraph" meldet, folgende:

1. Frankreich könne keine Lösung der Abrüstungsfrage anneh­men, durch die nicht gleichzeitig die allgemeine Sicherheit ge­fördert werde

2. Frankreich bestehe daraus, daß die Verhandlungen im Rah­men des Völkerbundes oder, wos gleichbedeutend sei, im Rahme» der Abrüstungskonferenz ftattfänden.

3. Das Ziel einer allgemeinen Abrüftungsvereinbarung müsse die allgemeine Abrüstung fein, auf keinen Fall aber «ine Wie­deraufrüstung.

Die französische Regierung werde, so teilt Pertinax weiter mit, einen Plau für eine allgemeine Abrüstung vorlegeu, der die »o» S»r John Simon am 14. Oktober veröffentlichte» Forderungen in sich einschließe. Hierzu gehöre die Ungleichung aller enropiii- fchen Heere innerhalb von vier Jahre» nach der Unterzeichn»», der Vereinbarung bei gleichzeitiger Einrichtung eines aut»«»«-