Nationales Nachrichten- und Anzeigenblatt für die Oberamtsbezirke Nagold, Calw, Freudenstadt Md Neuenbürg
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Nummer 278
Altensteig, Mittwoch» den 29. November 1933
SK. Jahrga»,
Rede tls ReWMMMmWters
auf der Kundgebung «Kraft durch Freude-
Neuer beulfcher Schritt in Men
Berlin, 28. Nov. Der deutsche Gesandte in Wien ist, wie wir von maßgebender Seite erfahren, vom Reichsauhenminister angewiesen worden, angesichts der nunmehr abgeschlossenen Erhebungen über den Sre n zz w i s che n f a l l und mit Rücksicht aus die erfolgte Klarstellung bei der österreichischen Negierung »»zufragen, in welcher Weise sie gedenkt, den Fall weiter zu behandeln, und wann endlich Abhilfe geschaffen werden soll.
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Die österreichische Regierung
spricht ihr Bedauern aus
Berlin, 28. Nov. Der österreichische Bundeskanzler De. Dollfuß hat dem deutsche» Gesandten Dr. Rieth anläßlich des Zwischenfalles an der deutsch-österreichischen Grenze am 23. November, dem ein Angehöriger der Reichswehr zum Opfer fiel, sein Bedauern ausgesprochen. Der Bundeskanzler hat dabei mitgeteilt, eine schnelle und vollständige Aufklärung dieses schmerzlichen Vorkommnisses herbeizufiihren und hat sich Vorbehalten, zur Frage der Verantwortung Stellung z« nehme», sobald das Ergebnis der Untersuchung vorliegt.
Auch der Berliner österreichische Gesandte Tauschitz hat dem Reichsauhenminister das Bedauern seiner Regierung zum Ausdruck gebracht, wie er auch bereits den österreichischen Generalkonsul in Nürnberg angewiesen hatte, an dem Leichenbegängnis teilzunehmen und an der Bahre des Reichswehrmannes eine» Kranz niederzulegen.
Neue Eidesformel
Berlin. Z8. Nov. Das jetzt im Neichsgeletzbtatt veröffentlichte Ee,etz zur Einschränkung der Eide im Strafverfahren, das bekanntlich am 1. Januar 1934 in Kraft tritt, sieht auch eine neue Eidesformel vor. Während der Zeuge bisher die ganze Eidesformel nachjprechen muhte, wird die Vereidigung in Zukunft m der Weife erfolgen, dah der Richter an den Zeugen die Worte richtet: „Sie schwören bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, dah S'e nach bestem Wissen die reine Wahrheit geiagi und nichts verschwiegen haben", und der Zeuge hierauf die Worte spricht: „Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe" Wie bisher hat der Schwörende bei der Eidesleistung die rechte Hand zu erheben.
Stumme leisten den Eid m der Weise, daß sie die Worte: „Ich fchwore bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, dag ich nach beitem Wissen die reine Wahrheit gesagt und nichts verschwiegen habe" niederschr-iben und unterschreiben. Stumme, die «ich! schreiben können leisten den Lid mit Hilfe eines Dolmetschers durch Zeichen. Gibt ein Zeuge an. sah er Mitglied einer lieligionsge>ellschaft sei, der dos Ge'etz den Gebrauch gewisser keicuerungsiormeln anstatt des Eides gestattet, so steht eine lnier der Beteuerungsformel dieser Religionsgejellschaft ab- »egebene Erklärung der Eidesleistung aleick».
Berlin. 28. Nov. Auf der Kundgebung für „Kraft durch Freude" hielt der Reichswirtschaftsminister Schmitt folgende Rede:
Die heutige Kundgebung erscheint mir vom Standpunkt der deutschen Wirtschaft aus gesehen, von außerordentlicher Bedeutung. Ich bin tief durchdrungen von der Größe des Schrittes und der Wichtigkeit der demnächst vorzulegenden Gesetze. Die grohen Gedanken unseres Führers, die nationale, soziale und wirtschaftliche Wiedergeburt unseres Volkes sind wie ein göttlicher Funke von einer kleinen Schar von Menschen übergesprungen von Volksgenosse zu Volksgenosse, um schließlich das ganze deutsche Volk zu erfassen. In dem Bekenntnis vom 12. November ist dies zum Ausdruck gekommen in einer Weise, wie es niemand für möglich halten konnte und wie es vielleicht in der Weltgeschichte einzig dasteht.
Und nun soll dieses hohe Ziel der Erneuerung unserer Nation auch in den Einrichtungen und dem Aufbau unserer Wirtschaft seine Verwirklichuno finden. Es geht um die Herausstellung der schassenden deutschen Menschen, wie w r ihn zum Ausbau unseres Reiches und seiner Wirtschaft brauchen. Wir wissen heute und wollen es zum Gemeingut aller machen, dah der Kaufmann nicht ohne den Bauer, der Industrielle nicht ohne den Arbeiter, der Hausbesitzer nicht ohne den Mieter leben, dah nicht der eine den anderen bekämpfen kann, ionüern dah vielmehr dos große deutsche Schicksal sie alle verbunden hat. dah sie zusammen gehören, daß der eine den anderen braucht, dah nur der Wohlstand des einen den des anderen zur Folge haben kann. Wir wissen, dah in diesem Aufbauwerk kein Platz ist für Klassen- und Jnteressenten- gruppen, kein Raum für Haß und Neid, aber auch nicht für Zaghaftigkeit und Angst.
Das ist der Geist, der von unserem großen Führer gekommen ist und den wir wie einen grohen, tiefen Glauben weitenragen müssen, bis alle Volksgenossen ihn in sich ausgenommen haben. Das ist die grohe Aufgabe der Deutschen Arbeitsfront.
Je mehr und je tiefer der deutsche Mensch von diesen hohen Ideen erfüllt sein wird, desto mehr wird es uns gelingen, sie festen Kräfte frrizumachen und Leistungen zu entwickeln, die dem Einzelnen und der Volksgemeinschaft Nutzen bringen. In dieiem Ideengut liegt die Quelle für die wahre innere Zufriedenheit »iel ^ehr als in dem Besitz irdischer Güter. Aus ihr wird der Wille geweckt, vor allem anderen «einen Mann zu stehen und seine Pflicht zu tun. So werden wir Menschen der Wirtschaft und Arbeit mit wachsendem Vertrauen ans Werk gehen, mit Vertrauen auf die Führung, mit Vertrauen auf sie eigene Kraft. In diesem Geiste wird das deutsche Volk gern die nötigen Entbehrungen auf sich nehmen. Ls braucht keinen Fantastereien und Utopien nachzuhängen. Es wird >tark genug sein, sich den Ernst und die Schwierigkeiten seiner Lage vor Augen zu halten und auf dem Loden starker Rechtssicherheit den Kampf nicht nur für seine politische Zukunft, sondern auch für seine wirtschaftliche Wiedergesundung aufzunehmen. Schritt für Schritt, bis das Ziel erreicht ist. Hinter dem grohen Führer und Bannerträger des neuen Deutschland wird es den Weg finden aus aller Nor der Gegenwart, wirb seine Besten ohne Neid an die Spitze stellen, um eine bessere, stolzere Zukunft für seine Kinder sichelzustellen. Möge so uns eine neue glücklichere Zeit beschieden sein, nicht
nur uns, sondern der ganzen Welt. Wir wollen alle mitarver- ten. Verschieden sind die Menschen und unsere äußere Umgebung. Auch schon die Natur hat sie tausendfältig geformt und ausgestaltet. Ebenso mannigfach ist die Möglichkeit und Notwendigkeit der menschlichen Arbeit. Aber in einem können und wollen wir alle gleich sein: in der Liebe zu unserem Volke und in dem heißen Willen, uns ihm hinzugebe».
So hasse ich zuversichtlich, daß uns die Deutsche Arbeitsfront den deutschen Menschen schafft, den wir vor allen Dingen brauchen für die Lösung der sozialen Ausgaben, von denen sie sich selbst fernhalten sollen, dah sie uns herausbildet den wahrhaft nationalsozialistisch denkenden Menschen, der das Herz am rechten Fleck hat, gleichgültig, ob er hinter den Ambos, die Pflugschar oder den Schreibtisch gestellt ist.
Dr. Ley über deu Ausbau der Arbeitsfront
Berlin, 28. Nov. Der Führer der Deutschen Arbeitsfront Staatsrat Dr Ley sprach vor Vertretern der Presse über das zukünftige Wesen der Arbeitsfront. Er sagte u. a.. um die Einheit herzustellen, habe er auch die Verordnung erlassen, daß di« Verbände mit sofort'ger Wirkung keine Mitglieder mehr auf- nehruen sollen. Nunmehr gebe es nur noch einzelne Mitglieder: Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Sie mühten in der Riesenorganisation geordnet werden. Man werde sie am besten nach dem rinordnen, was den einzelnen Menschen und seine Entwicklung fördere, das sei der Beruf, die Fachschaft. Eine Ordnung nach Klassen, Ständen oder Schichten gebe es nicht mehr. Arbeitgeber und Arbeitnehmer gehörten zusammen. Die Dienststellen, die die Aufnahmen tätigten, seien die Dienststellen der Partei, d. ^ die NSBO.-Dienststellen des Landes, die gleichzeitig Dienststelle« für die Arbeitsfront seien, damit eine einheitliche Führung g«-> geben ist und der Geschäftsbetrieb einheitlich und verbilligt durch« geführt werden könne.
Aalerveymer und NSVO
Berkt«, 28. Nov Die Reichsamtsleitung der NS.-Hago teil! mit: Die Anordnungen der Deutschen Arbeitsfront sowie der In- halt einer Rede von Parteigenosse Walter Schumann haben zu Zweifeln geführt, ober neuerdings auch die dem Handwerk, Handel und Gewerbe angehörenden selbständigen Unternehmer durch die NSVO geworben und in die Deutsche Arbeitsfront eingegliedert werden sollen. Nach einer mit dem Führer der Deut« schen Arbeitsfront, Parteigenosse Dr. Ley, und dem Führer de» NSVO., Pg. Walter Schumann, gehabten Unterredung wurd« diese Frage dahingehend geklärt, daß die industriellen Unternehmer durch die NSBO. ersaht werden sollen, daß dagegen di« selbständigen Unternehmer des Handwerks, Handels nnd Gewerbes nach wie vor durch die NS.-Hago in den Eesamtoerbau» der Handwerker, Kausleute und Gewerbetreibenden in der Deutsche» Arbeitsfront geworben und organisiert werden.
gez. Dr. von Renteln.
StiftungPreußenhaus
Berlin. 28. Nov. Wie das VdZ.-Vüro meldet, hat das preußische Siaatsministenum ein Gesetz über die Errichtung der Stiftung „Preuhenhaus" verabschiedet. Danach wird zur Pflege des Reichsgedankens auf der Grundlage der nationalsozialistischen Wellanschauung „als sichtbares Zeichen der auf die Verwirklichung des einmütigen einigen Deutschlands gerichteten geschichtlichen Sendung Preußens und als bleibendes Denkmal seiner grohen Vergangenheit" unter dem Namen ..Preußenhaus" eine Stiftung mit dem Sitz in Berlin errichtet. In diese Stiftung werden die Grundstücke Prinz-Albrechtstraße 5. Leipziger Sliage 8 und 4 in Berlin eingebracht. Es handelt sich dabei um die Grundstücke des früheren Herrenhauses und des früheren Preuhischen Landtages, die zu Veranstaltungen. Tagungen und ähnlichen Zwecken des Retchs. öffentlich-rechtlicher Körperschaften und von Organisationen der NSDAP, bereitgehalten werden. Der Staat übernimmt die Verpflichtung, die auf den Grundstücken errichteten Baulichkeiten dauernd zu unterhalten und die Kosten der Verwaltung zur Verfügung zu stellen. Vorstand der Stiftung ist nach dem Gesetz der preußische Ministerpräsident. Er ernennt den geschäftsfiihrenden Stlftungsvorstand aus der Reihe der Staatsminister, der die Amtsbezeichnung „Prändent der Stiftung Preuhenhaus" trägt Das Gesetz kündigt dann Aus- führungsbestimmungen an. ^
Man kann daraus die Bestätigung entnehmen, daß durch Sie bevorstehende Reichsresorm die Landtage der Länder endgültig beseitigt werden.
Beisetzung der beiden ermordeten Deutschen in Granden;
Ungeheuere Beteiligung der deutschen Bevölkerung
Graudenz, 28. November. Unter ungeheurer Teilnahme der deutschen Bevölkerung fand heute nachmittag in Erau- denz die Beisetzung der in der vergangenen Woche ermordeten deutschen Bürger, des Schmiedemeisters . P r u m m und des Installateurs Riebold statt.
Die völlig überfüllte deutsche evangelische Kirche mutzte gbgesperrt werden, so datz mehrere Tausend Menschen keinen Einlatz mehr fanden. Die beiden Särge waren vor dem Altar aufgebahrt. Pfarrer Dibell hielt die Trauerpredigt, in der er u. a. ausführte, daß die beiden Toten als aufrechte Männer ihr Leben für ihre Brüder gelassen hätten. Nicht Hatz solle aus dem Blute der beiden Märtyrer erwachsen, sondern der Wille zum geschlossenen Zusammenstehen für die Freiheit des Glaubens und des Volkstums.
Der Trauerzug von der Kirche zum Friedhof wurde zu einer Kundgebung, wie sie Graudenz seit der Abtretung vom Reiche noch nicht erlebt hat. Der Zug war über einen Kilometer lang und Tausende umsäumten in ehrfurchtsvollem Schweigen die Straßen. Insgesamt nahmen wohl annähernd 10 000 Deutsche teil. Es mutz anerkannt werden, datz die polnische Polizei nach den Vorgängen der ver- gangenen Woche alle Vorkehrungen getrosfen hatte, um -
durch umfassende Absperrungen einen würdigen Verlauf der Trauerfeierlichkeiten zu sichern.
Aufs tiefste erschütternd war die Feier, bei der Pfarrer , Gürtler die feierlich ergriffene Menge an die Vergangenheit der Stadt Graudenz erinnerte und ste zur Opferbereitschaft ermahnte. Herr v. Witzleben legte dann den Schwur ab, datz die deutsche Minderheit für die H.nterbliebenen der Toten sorgen werde.
Mit dem Gesang der drei Strophen des Liedes „Ich hatt' einen Kameraden" wurde die Trauerfeier bei Einbruch der Dunkelheit beendet.
Die polnischen Behörden haben inzwischen die Untersuchung ausgenommen und 16 der Mitwirkung an den Ueberfällen verdächtige Personen verhaftet.
Antifaschistische Brandstifter in Padva
Mailand, 28. Nov Gleichzeitig mit der Verbreitung antifaschistischer Flugblätter waren in zwei Kirchen Paduas im letzten Sommer wiederholt Branditiftungsversuche festgestellt worden Der Polizeipräsident der Stadt lieh daher einen ver» stärkten Wachdienst einrichten. dem es in der Nacht gelang, zwei Männer testzunehmen, als sie gerade sie Hintere Pforte des Domes mit Benzin in Brand geheckt hatten. Es handelt sich um einen sizilianischen Handelsreisenden und einen Mittelschul- jchüler. die beide eine umfassendes Geständnis abgelegt haben und sich als Urheber auch der früheren Brandstiftungen und der Verbreitung von Flugblättern bekannten.