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Mgem. Anzeiger für die Bezirke Nagold, Calw u. Freudenstadt Amtsblatt für den Bezirk Nagold u. Altensteig-Stadt

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Nummer 24V

Altensteig, Samstag, den 14. Oktober 1933

Sk. Jahrgang

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EngliW-amerlkanWe Verstimmung - Noch keine Einigung

Paris, iS. Okt. Der Außenpolitiker öesEcho de Paris" Hai seinem Blatt folgendes Telegramm aus Genf übermittelt: Di« am Schluß des französischen Ministerrats erfolgte Veröffent- lichung des genauen Gegenstandes der Genfer Verhandlungen hat Norman Davis stark verstimmt Ihm mißfällt daß die Erörterungen so hingestellt werden, als wäre er geneigt, gegen Deutschland zusammen mit Frankreich und England Froni zu machen. Auch in englischen Kreisen ist man ziemlich betreten Infolgedessen ist es möglich, daß der Erklärungsentwurf die Form eines einfachen englischen Vorschlages erhält, der bei dem Büro der Abrüstungskonferenz in kürzester Zeit eingebracht würde.

Außenminister Paul Boncour kehrte am Freitag abend nach Genf zurück

Die französische Presse über die gemeinsame Erklärung

Die französische Presse begrüßt im großen und ganzen die Mitteilung, Laß der französische Ministerrat die angebliche ge­meinsame Erklärung, die von den drei Mächten England. Frank­reich und Amerika vorbereitet worden sei. gutgeheißen habe. Diese Erklärung werde, wie die Blätter wissen sollten. die we­sentlichen Grundsätze des neue» Abriistungsabkommensentwurfes präzisieren.

Der Genfer Berichterstatter desJournal" will erfahren haben, daß die der allgemein: Abrüstungskommission vorzulegenüege­meinsame" Erklärung nick/. länger als anderthalb Seiten in drei Artikel eingeteilt sei. Der erste dieser Artikel betreffe die Opposition gegen jedes Ausriisten Deutschlands, der zweite di« Frage der Probezeit und der dritte die Organisation der Kon­trolle. Die Ausführungsbestimmungen blieben allerdings noch zu präzisieren.

Die allgemeinen Grundsätze auf denen sich diese Erklärung angeblich aufbaue werden imPetit Journal" folgendermaßen umriffen:

1. Aufrechterhaltung der engen franzöfisch-englisch-amerikani- jchen Solidarität.

2. Entschlossenheit der drei Regierungen, auf keinen Fall in «ine Aufrüstung Deutschlands während der Probezeit einzuwilli- ge«. abgesehen von gewissen Rüjtungsmaßnahmen, die die Um­stellung der Reichswehr auf eine Miliz von 2Ü0VV0 Mann nok wendig machen könne und die sich nur auf die im Versailler Vertrag erlaubten Waffen erstrecken dürfen, wie Gewehre, Ma­schinengewehre und leichte Geschütze.

3. Beibehaltung der vorgesehenen Frist für die Probezeit; Sir John Simon habe dem französischen Standpunkt beigepflich­tet, daß sie vier Jahr« betragen solle.

4 Beibehaltung öes automatischen ständigen Charakters der Kontrolle, genaue Ausführung des Abkommens.

5. Aufschub der Herabsetzung des schweren Kriegsmaterials und der Ermächtigung für Deutschland, die Defensiowasseu zu besitzen, die alsdann allen Signataren des Abkommens bewilligt werden würden, bis zum Abschluß der vierjährigen Probezeit, falls diese sich als wirksam Herausstellen sollte.

Amerika und Natten hatten sich abseits

Genf, 13. Okt. Die Mitteilungen, die in englischen und fran­zösischen Kreisen über die Besprechungen der Großmächte zu er­langen sind, lauten allgemein übereinstimmend dahin, daß der Gedanke, einen gemeinsamen Entschließungsentwurf, der den deutschen Forderungen entgegnsesetzt werden sollte, aufgegeben worden ist. Es war beabsichtigt, daß ein Entschließungsentwurf mit dem Grundsatz der Nichtaufrüstung Deutschlands unmittel­bar dem Hauptausschuß vorgelegt und daß dort eine öffentliche Aussprache, in der keine Macht ihrer Verantwortung answei- chen könnte, erörtert würde. Eine Abstimmung, von der mau die Isolierung Deutschlands erwartet, sollte die Debatte ab­schließen. Sowohl Italien als auch die Vereinigte« Staaten haben die Beteiligung an diesem Vorgehen abgelehut.

Positive Einstellung Amerikas zur Abriistungsfrage

Washington, 13. Oktober. Die amerikanische Regierung verfolgt die Genfer Besprechungen um Erzielung einer Einigung in der Abrüstungsfrage mit starker Anteilnahme, legt jedoch großen Wert darauf, daß keinerlei Druck auf Deutschland ausgeübt und nichts beschlossen wird, was mit berechtigten deutschen Wünschen in Widerspruch steht. Im Staatsdepartement wurde nachdrücklichst verneint, daß irgendwelche Nachrichten über eine deutsche Aufrüstung vorlägen.

Botschafter Dr. Luther hatte am Donnerstag und Frei­tag längere Unterredungen mit dem Außenminister Hüll über die Abrüstung und über deutsch-amerikanische Fragen.

Ev spricht ein prominenter Enstünder

Lloyd George fordert Gerechtigkeit für Deutschland

London, 13. Okt. In derDaily Mail" behandelt der frü- : Here Ministerpräsident Lloyd George die zeitgemäße Frage, was werden soll, wenn die Abrüstungskonferenz zusammenbricht. I» eindringlichen Worten fordert er zu gerechter und ehrlicher , Haudlungsweise gegenüber Deutschland auf.

Im einzelnen führt Lloyd George aus: Der europäische Frie­den hängt heute mehr denn je von britischer Staatskunst ab.

. Wir dürfen nicht sagen: Wir können Daladier gut leiden, und Hitler gefällt uns nicht, deshalb müssen wir erstereu unter- - stützen. Unser Urteil gegenüber der deutschen Abriistungsforde- ruug darf auch nicht dadurch geändert werden daß wir die deut­schen Regierungsmethoden im Innern verurteilen.

? Der Fall liest klar und einfach. Deutschland hat die demiiti- ! sende Aufgabe seiner eigenen Entwaffnung vor mehr als zehn Jahren durchgeführt. Die Siegermächte haben seither ihre mili­tärische Macht in jeder Richtung verstärkt. Das wehrlose Deutsch­land, all seinen Nachbarn auf Gnade und Ungnade vreissegeben, hat zehn Jahre lang die Mächte aufgefordert, das eindeutig« Versprechen das ihm gegeben worden ist, zu erfüllen. Die For­derung ist mit kalter Verachtung behandelt worden.

Deutschland hat das Gefühl daß es durch einen Trick wehrlos gemacht worden ist. Frankreich beabsichtigt, den Vertrag von Versailles ohne Zustimmung der anderen Seite durch weiteren Aufschub der Abrüstung außer Kraft zu setzen. Wenn Frankreich daraus beharrt, wird es eines vorsätzlichen Bruchs seines eigene» Vertrags schuldig sein. Deutschland wird darauf antworten: Ihr habt einen der Hauptteile des Vertrages von Versailles zu­nichte gemacht, somit könnt ihr nicht Klage führen wen» wir ihn nicht länger anwendbar betrachten.

Nachdem der Völkerbund zehn Jahre gezögert hat. während Frankreich, Polen und die Tschechoslowakei tatsächlich den Ver­trag brachen würde es unwürdig sein, wenn der Völkerbund jetzt auf die bloße Gefahr hin daß Deutschland dem «Beispiel der Mächte, die den Völkerbund beherrschen, folgen könnte, sich be­eilen würde kür den Vertrag einzutreten.

Das heutige Deutschland ist nicht das Deutschland von 1923. Ein passiver Widerstand wie im Ruhrgebiet würde bei dem na­tionalsozialistischen Geist von 1933 unmöglich sein.

Lloyd George beschuldigt Sann Frankreich einen Bruch des Versailler Vertrages zu begehen .wenn es ohne Zustimmung Deutschlands die Abrüstungsveriode weiter ausdehnen sollte. Deutschland könne darauf erwidern:Ihr habt den Versailler Vertrag in einem sehr lebenswichtigen Teile zerstört. Ihr könnt Euch daher nicht beklagen, wenn wir annehmeu. daß er nicht mehr in Kraft ist". Lloyd George warnt davor in Genf über­stürzt zu handeln. Es sei kein Grund dafür vorhanden. Deutsch­land sei nicht in der Lage, den schwächsten seiner Nachbarn au- rugreifen. Die Behauptungen von einer geheimen Wiederauf­rüstung Deutschlands seien unrichtig.

Jas Handwerk ruft!

Ein Nus erklingt an alle Volksgenossen E«n Aufschrei ist's, der alles übertönt:

Wir kämpfen seit Jahrzehnten unverdrossen Wie nur ein Stand! Wir sind den Kamps gewöhnt.

Wir hielten durch im Schlimmen wie im Guten Doch heute rufen wir den Brüdern zu:

Nun helfet mit und laßt uns nicht verbluten Denn wir sind alle Deutsche. ,ch und du.

Groß ist öle Notdoch größer sei die Liebe And die Bereitschaft, helfend Seizustehn.

Hilft jeder mit. dann wird auch das Getriebe Der deutschen Wirtschaft nicht mehr ftillestehn.

Biel gab's der Nöte in den deutschen Landen Biel gibt's noch heute, jeder denke dran.

Der neue Geist macht viele schon zuschanden Ihn rufen wir fürs Handwerk auf de» Plan.

Denn heute gilt s, das Unkraut auszurodeu,

Bon dem das deutsche Handwerk ist bedroht.

Das Handwerk, einstmals noch auf goldnem Boden Heut steht's im Kamps und wehrt sich seiner Not.

Laßt nicht umsonst den Meister auf Euch bauen Gebt Arbeit ihm, ein jeder wie er kann.

Und damit gebt Ihr ihm aufs «eu Vertraue«, Zerstöret Sorge, schlagt die Not iu Bauu.

Christoph Simon, Aale».

Bereinigung beider Mecklenburg

Der Strelitzer Landtag stimmt zu

Rostock, 13. Okt. Landtagspräsidenr Schernau eröffnet« die Sitzung des ordentlichen Mecklenburg-Strelitzer Landtages und führte u. a. aus. daß es der Initiative des Reichsstatthalters Hildebrandt zu verdanken sei, wenn in richtiger Wertung der Lage der Zusammenschluß beider Mecklenburg vollzogen würde. Strelitz gelte als ein leuchtendes Beispiel zur Verwirklichung der Einigung Deutschlands. Dann wurde das von der Staats­regierung eingebrachte Gesetz verlesen, worauf zur Begründung Staatsminister Stichtenot das Wort ergriff. Der einzige und wichtigste Punkt der nationalsozialistischen Weltanschauung be­sage: Gemeinnutz geht vor Eigennutz! Auch bei dem heutigen Werk müßten Einzelwünsche vor Volk und Reich zurückstehen. Das Gesetz wurde in allen drei Lesungen einstimmig angenom­men, was die Abgeordneten zweimal durch Erheben von ihren Plätzen bekundeten.

Auch der Schweriner Landtag stimmt zu

Gegen 10 llhr trat im Stadtverordneten-Saal des Rathauses der Landtag von Mecklenburg-Schwerin zusammen. Ministerprä­sident En gell betonte, die Regierung glaube in Anbetracht dieser denkwürdigen Stunde auf eine Begründung dieses Gesetzes verzichten zu können. Er fordere die Abgeordneten auf, in di« dargereichte Hand einzuschlagen. Die drei Lesungen wurden ge­schlossen behandelt und das Gesetz einstimmig angenommen.

Die Abgeordnete", beider Landtage begaben sich sodann zum Ständehaus zum feierlichen Staatsakt. Vor dem Ständehaus hatten Ehrenkompagnien der Reichswehr, der Landespolizei, der SA. und SS. Aufstellung genommen. Eine unübersehbare Men­schenmenge hatte sich um das Ständehaus eingefunden.

Der feierliche Staatsatt

. Kurz vor 11 Uhr erschien Reichsstatthalter Friedrich Hilde­brand, stürmisch begrüßt von der Menschenmenge um das Ständehaus. Unter den Ehrengästen bemerkte man neben den Angehörigen der Regierungen und den Spitzen der Behörden ». a. noch Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin und Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg. Reichsstatthaltei Hildebrand wies auf die Bedeutung dieser geschichtlichen Stunde hin, die bestimmt sei. die Vereinigung von Mecklen­burg-Schwerin und Mecklenburg Strelitz feierlich zu verkünden. Dabei zieme es sich wohl, einen Rückblick zu werfen auf di« Jahrhunderte, die beide Länder gemeinsam durchmessen haben, bald staatsrechtlich zusammengefaßt, bald getrennt und dennoch immer ein Mecklenburg bildend. In breiten Ausführungen be­handelte er die Geschichte Mecklenburgs, von seinen Uranfängen beginnend mit allen ihren Kämpfen. Ich kann meine Betrach­tungen schließen, jo erklärte der Reichsstalthalter. indem ich jum Ausdruck bringe: Unserem Volke nt ein großer Führer ent­banden, ein Baumeister, wie ihn sie Weltgeschichte bisher nicht gesehen hat. Stehen alle Stände, alle Menschen deutschen Blutes unseren Stämmen fest und einmütig hinter diesem Mann, bann wird aus der Nacht der letzten Jahre ein leuchtendes, stolzes Deutschland erstehen. Ich für meine Person und mit mir olle Nationalsozialisten bekennen fteudig und offen, wir wollen "> unermüdlichem Fleiß und steter Aufopferung unsere Pflicht tun unter der Führung Adolf Hitlers für Volk und Vaterland.

Kommunistischer AnWag

gegen die deutsche Gesandtschaft iu Bukarest

«Bukarest, 13. Okt. Gegen die deutsche Gesandtschaft wurde Freitag mittag von Kommunisten eiu Anschlag verübt. Vier junge Burschen, die sich vor der Gesandtschaft aufgestellt hatten, warfen iu rote Tücher gewickelte Steine gegen die Fenster der Gesandtschaft und zwar besonders gegen das Fenster des Ar­beitszimmers, in dem sich der deutsche Geschäftsträger Dr. Kirch- boltes befand. Der Geschäftsträger wurde jedoch nicht getroffen. Weiter warfen die Burschen mit Flaschen, in denen sich eine rote Flüssigkeit befand, gegen das Gesandtschaftswavven. Zwei der Attentäter konnten festgenommen werden. Der deutsche Ge­schäftsträger Dr. Kirchboltes wurde unmittelbar nach dem At­tentat im rumänischen Außenministerium vorstellig.

Deutscher Lutkertag

Berlin, 13. Ott. Wie das VDZ.-Büro meldet, hat jetzt der Groß-Berliner Arbeitsausschuß des Deutschen Luthertages in ei­nem Aulruf zur einheitlichen Feier des 450. Geburtstages Dr. Martin Luthers am 10. November d. I. aufgeforderi. Danach sind von 89 Uhr in sämtlichen evangelischen Kirchen Schulgot­tesdienste geplant. Von 910 Uhr ist in der Kaiser Wilbelm- Eedächtnis-Kirche ein Festgottesdienst angesetzt, der über alle deutschen Sender übertragen wird und bei dem Reichsbischof Müller die Festrede halten wird. Weiter ist u. a. um 1 Ubr nachmittags ein öffentlicher Bekenntnisakt im Lustgarten vor­gesehen, wobei als Redner Reichsbrschof Müller, preußischer Kultusminister Rust und Bischof Hossenfelder sich zur Verfü­gung gestellt haben. Nachmittags 5 Ubr wird ein großer Fest­akt in der Philharmonie durchgeffihrt.