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Mqem. Anzeiger für die Bezirke Nagold, Calw u. Freiidenstadt Amtsblatt für den Bezirk Nagold u. Altensteia-Stadt

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Nummer 192

Altensteig» Samstag, den 19. August 1933

5 6. Zahrga«,

Frankreichs Mobilmachung gegen die Abrüstungskonferenz

Stimmungsmache gegen deutsche Gleichberechtigung in

der französischen und englischen Presse Italienische

Warnung vor drohendem Mißerfolg der Abrüstungs- Konferenz

Um den 12. September herum wollte Herr Henderson das Büro der Abrüstungskonferenz wieder in Genf versammeln und Mitte Oktober sollte der Hauptausschuß tagen. Da er­scheint es den Gegner der Abrüstung an der Zeit, die ersten Borpostengefech:-? zu liefern. Die Gruppierung der ßtreitkräfte ist schon seit einiger Zeit zu erkennen. Zn der französischen und bemerkenswerter Weife be­sonders eingehend auch in der e n a l i s che n Presse, tauchen seit Wochen Nachrichten über eine angeblich im Gange be­findlich« deutsche Aufrüstung auf. Daß sich vor wenigen Tagen auch ein Wiener Scnsationsblatt dazu hergab, alle diese Meldungen mit minutiöser Genauigkeit zusammenzu­pellen, sei als ein beionders eindrucksvolles Zeichen brüder­licher Gesinnung vermerkt.

Es kann kein Zweifel darüber sein, daß dieser Feldzug gegen die Abrüstung einheitlich von der Seine her geleitet wird. In England findet er bei dem hoffnungslos franko­philen Winston Churchill bereitwilligste Unterstützung. Er kann sich nicht genug darin tun, oas französische Heer als den Garanten des Weltfriedens hinzustellen und vor seiner Schwächung gegenüber den angeblich von Deutschland brühenden Gefahren zu warnen. Das ist überhaupt das Stichwort, das ausgegeben wurde: Deutschland gefährdet den Frieden, betreibt seine Aufrüstung ganz unverhllllt und will mit der Durchsetzung der Eleichberechtigungsforderung die völkerrechtliche Sanktion für »eine Absichten. Deshalb äußerste Vorsicht und keine Abrüstung, solange nichtSicher­heiten" gegen diese deutschen Pläne geschaffen sind.

Auf diesen Erundton ist ein programmatischer Artikel eingestellt, den soeben derTemps" veröffentlicht. Wenn in Genf vor der Vertagung der Konferenz die französische Sicherheitstheje unter dem Druck der von Mussolini mit dem Viererpakt betriebenen Beruhigungsaktion zeitweilig etwas in den Hintergrund trat, wird sie jetzt wieder hervorgeholt. Daneben hält man aber an dem neuen Gedanken, auf den man in Eens di« Diskussion zuletzt abzuschieben sich bemühte, dem einer mehrjährigen Konirollzeit vor der Einleitung praktischer Abrüstungsmaßnahmen, fest.

Die Schlußfolgerung, die derTemps" zieht, ist für ihn denn auch sehr naheliegend: Ob der neue Abschnitt der Ab­rüstungskonferenz zu irgend einemErfolg" führt, wird allein von der Haltung der Deutschen abhängen. Gemeint ist damit, daß Deutichland auf seine berechtigten Ansprüche verzichten und die unberechtigten Frankreichs anerkennen solle. In diesem Zusammenhang leistet sich die französische Zeitung einige Unfreundlichkeiten gegen Herrn Henderson, der es doch schließlich nickt verdient hat, gerade von Paris chlecht behandelt zu werden. Seine Anregung einer Zu- ammenkunft Hitler-Daladier man erinnert sich dieser damals sensationell wirkenden Ankündigung wird als «in taktischer Irrtum und außerhalb des Rahmens des ihm erteilten Auftrages liegend bezeichnet.

Zn dieser völligen Vernebelung der wirklichen Tatsachen wirkt eine italienische Stimme, die gleichzeitig mit dem Artikel desTemps" erscheint, wie ein Lichtblick DerTe- vere" beschäftigt sich mit den in englischen und französischen Zeitungen gebrachten Meldungen über die angebliche deutsche Aufrüstung und charakterisiert sie richtig als tak­tische Vorbereitung der öffentlichen Meinung auf die im September zu erwartenden Genfer Debatten. Sie würden zweifellos zum Zusammenbruch der Abrüstungskonferenz führen, wenn sie unter diesem Vorzeichen stehen. Der jetzt erössnete Feldzug sei bestimmt, Mißtrauen und Gehässigkeit unter den Mächten zu säen, die immerhin die größte Mög­lichkeit zur Abrüstung hätten, und zerstöre die Hoffnung auch nur auf einen Teilerfolg. Das Problem laute nach wie vorAbrüstung", und das wolle gelöst, nicht aber noch mehr kompliziert werden.

Reichskanzler Adolf Hlller in Nürnberg

Nürnberg, 18. Aug. Als in Nürnberg bekannt wurde, daß der Reichskanzler Adolf Hitler nach Nürnberg kommen werde, um die für den Reichsparteitag der NSDAP, getroffenen Vorberei­tungen in Augenschein zu nehmen, sammelte sich sehr rasch eine größere Menschenmenge an, um dem Führer ihren Willkommens- gruß zu bringen. Gegen 12 Uhr trafen der stellvertretende Füh­rer der NSDAP, Rudolf Heß. der Stabschef der politischen Or­ganisation und Leiter der Deutschen Arbeitsfront Dr. Len, Ober­gruppenführer Schneidhuber als Leiter des SA.- und SS.-Auf- inarjches und Reichsmspekteur Schmeer als Leiter der Organi­sation für den Reichsparteirag ein. Man sah ferner den Fran­kenführer Gauleiter Streicher. Oberbürgermeister Liebe! den Polizeipräsidenten 6S.-Oberführer von Malsen-Ponicke: und sonstige bekannte Führer der NSDAP.

Sr. SMrls Entt »Ir FimkmMllimg IW

Ser Rundfunk die achte Großmacht

Berlin, 18 Aug. Unter der Schirmherrschaft des Reichsmini­sters für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Göbbels. ist die erste nationalsozialistische Funkausstellung unter starker Be­teiligung der Behörden und der Interessentenkreise feierlich er­öffnet worden. Die sechs riesigen Hallen um den Funkturm prangen in einem Meer von Fahnen des Dritten Reiches. Den großen offenen Pavillon davor har die Meisterhand Rothes ver­schwenderisch mn Btumen ausgestattet, in deren Mitte sich auf einem Sockel die von Professor Seger geschaffen« Büste des Volkskanzlers erhebt.

Lange vor Beginn des eigentlichen Festaktes marschierte als Ehrenwache der Horst-Wessel-Sturm auf. Die Spielleute und Mustkzüge der SA. sowie ein Trompeterkorps der Reichswehr ziehen ein. Dann erscheint unter den Klängen des Bayerischen Defiliermarsches Reichsministcr Dr. Göbbels, stürmisch begrüßt von der großen Schar. Plötzlich tiefes Schweigen. Im zartesten Pianissimo setzt der Trommelwirbel der Spielleute ein, der sich bis zum stärksten Fortissimo steigert. Dann grüßen die Stim­men aus den neun Standorten der deutschen Sender, denen ein von der SA. und NSBO gestellter Sprechchor mit dem Ruf: Hier ist Deutschland! antwortet. Nach dem Pausenzeichen des Deutschiandsenders:lleb immer Treu und Redlichkeit" ent- jpinnt sich ein Dialog zwischen Rufern und Chor. Der Bauer, der Arbeiter, der Soldat, der Dichter sprechen als Schaffende zu den Festteilnehmern und den Hunderttausenden, die an ihrem Nundfun kapparat der Feier lauschen. Der Chor gedenkt auch der deutschen Brüder im Auslande, die mit dem nationalsozialisti­schen Geist ihres Vaterlandes eng verbunden sind. Der Sprecher schließt Fremde und Heimat zusammen in den Ruf: So schwingt des Dritten Reiches Herzschlag durch den deutschen Raum. Ein kurzer Trommelwirbel leitet über zu der Eröffnungsrede des Neichsministers Dr Josef Göbbels.

Reichsminister Dr. Göbbels

führte u. a. aus:

Auf Napoleon wird das Wort von derPresse als der sieben­ten Großmacht" zurückgesührt. Ihre Bedeutung wurde politisch sichtbar und eindrucksstark mit dem Beginn der großen franzö­sischen Revolution und sie hat diese dann für das ganze 19. Jahrhundert zu halten verstanden. Was die Presse für das 19., das wird der Rundfunk für das 29. Jahrhundert sein; man könnte, das Wort Napoleons var'ierend, den Rundfunk die achte Großmacht nennen Seine Erfindung und Ausgestaltung für das praktische Gemeinschaftsleben der Menschen ist von einer wahrhaft revolutionären Bedeutung. Das Novemberregime hat diese umfassende Bedeutung des Rundfunks in allen seinen Er­scheinungsformen auch nicht annähernd zu erkennen und ein» zuschätzen oermochr Bestenfalls war es eine bequeme Möglich­keit. die Menschen, denen es am täglichen Brot und Existenz­unterlagen gebrach, durch Spiel und Unterhaltung über die Schwere unseres national- und sozialpolitischen Lebens hinweg­zutäuschen. Wir vollzogen eine Revolution größten Ausmaßes, die nirgendwo Halt machte und das Leben unserer Nation in allen Beziehungen uns nach jeder Blickrichtung hin revolutionär umgestaltete. Dieser Vorgang, der sich im Verlauf der letzten sechs Monate auch für das Auge des Laien sichtbar im politi­schen Dasein unseres Volkes vollzogen hat, ist planmäßig orga­nisiert und vorbereitet worden. Sowohl die Eroberung als auch die Ausnutzung der Macht wäre ohne Rundfunk und Flugzeug in dieser Form gar nicht denkbar gewesen. Ja, man kann, ohne zu übertreiben, sagen, daß, hätte es kein Flugzeug und keinen Rundfunk gegeben, die deutsche Revolution sich mindestens nicht in den Formen, in denen sie sich abgespielt hat, hätte abspielen können. Es bedarf deshalb gar keiner Betonung mehr, daß die Regierung, die aus visier Revolution hervorgegangen ist, nicht weiterhin teilnahmslos am Rundfunk und seinen Wirkungsmög­lichkeiten Vorbeigehen kann, daß sie im Gegenteil entschlossen ist, ihn nun auch un weitesten Maße in die nationale Aufbau­arbeit, die vor uns liegt und die wir meistern müssen, einzuschal­ten. Das allerdings bedingt auf der anderen Seite eine Reihe von einschneidenden Reformen, die sich auf den Rundfunk in seiner geistigen uns organisatorischen Gesamtheit beziehen müssen. Es handelt sich darum, den Rundfunk aus der starren Leere seiner technischen Begrenztheit in die geistige Ueberfülle der aktiven Entwicklung unserer Zeit hineinzubeziehen. Der Rundfunk ist erster und einslußreichster Mittler zwischen geisti­ger Bewegung und Volk, zwischen Idee und Menschen. Das er­fordert eine klar erkannte und ebenso klar zum Ausdruck ge­brachte Tendenz Je großer seine Bedeutung sür die willens­bewußte Beeinflussung der breiten Volksmassen ist, um so stärker gilt dies und um so größer ist die Verantwortung, die er damit vor der Zukunft der Nation übernimmt

Das soll nicht bedeuten daß wir den Rundfunk zu einem willenlosen Diener unserer parteipolitischen Absichten herabwur» digen wollen. Die neue deutsche Politik liegt fernab jeder par­teimäßigen Begrenztheit. Sie erstreckt sich auf Volk und Nation in ihrer Gesamtheit und die Aufbauarbeit, die sie schon geleistet hat oder zu leisten sich eben aajchickt, geht alle an. die guten Willens find. Im Rahmen dieser großen Zielsetzung hat der

Rundfunk, um lebensfähig zu bleiben, seine eigenen künstleri­schen und geistigen Gesetzlichkeiten zu halten, zu pflegen und tatkräftig zu fördern. Der Rundfunk ist keineswegs Abart oon Bühne und Film, sondern wahrt auch in dieser Beziehung Eigen­art und erfordert in dieser Eigenart auch Eigenleben. Mehr noch ist er einer wachen Zeitnähe verpflichtet. Er schöpft aus den Aufgaben und Forderungen des Tages Er hat die Pflicht, sie in höhere Bedeutung hineinzuheben und ihnen einen über der Stunde stehenden Sinn und eine durch die Zeit hindurch wir­kende Betonung zu geben. Zeitnähe bedingt Volksnähe. Nicht umsonst nennt sich unsere Revolution eine völkische. Eie ist aus den tiefsten Urgründen des Volkes hervorgebrochen. Sie wurde vom Volt getragen, sie wurde für das Volk gemacht, sie hat den schrankenlosen Individualismus entthront und das Voll selbst wieder in das Werder, der Dinge hineingerückt.

Jede lleberorganisalion kann einer produktiven Leistung nur schädlich sein. Ueberorganisatlvn ist immer der Anfang der Kor­ruption. Sie verwischt die Verantwortlichkeiten und lädt damit charakterschwache Menjchen geradezu ein sich selbst an den öffent­lichen Mitteln gut zu tun und zu b-reichern. Das ist der Weg. den der deutsche Rundfunk m den verflossenen Jahren gegangen ist. Muß ich noch besonders betonen, daß die Regierung der na« nationalsozialistischen Revolution sich auch in dieser Beziehung durch niemand und nichts beirren läßt in dem festen Willen, hier Ordnung zu schaffen, die Ueberorganisation in kürzester Frist, das Prinzip einer spartanischen Einfachheit und Sparsam­keit auch in den Häusern des Rundfunks zur Durchführung z» bringen, dafür aber die Leistung auf allen Gebieten planmäßig zu erhöhen, die besten Kräfte der Nation um das Mikrophon, das heute die Welt bedeutet, zusammenzuziehen. Das Geld, das der Rundfunk einbringt, in der Hauptsache ihm selbst auch wieder zugute kommen. Werden Ueberschüsse dabei erzielt, so sollen diese dazu verwendet werden, dem geistigen und künstle­rischen Schaffen der ganzen Nation zu dienen. Gleichzeitig mit Beginn dieser Ausstellung soll, auf das ganze Reich verteilt, eine planmäßige Werbung neuer Runbsunkhörer einsetzen. Unser Ziel ist. die deutsch« Hörerschaft zu verdoppeln und damit für den Rundfunk eine Finanzbasts zu schaffen, die es uns ermög­licht. nicht nur ihn selbst auf die höchste Leistung zu bringen, sondern aus seiner, lleberschüssen das gesamte geistige und künst­lerische Leben der Nation, Bühne, Film, Musik und Buch gene- nell und stabil zu sanieren und auf eine feste, unerschütterliche Existenzgrundlage zu stellen.

Die diesjährige Funkausstellung erhält ihre entscheidende Note durch den Volksempfänger. In ihm ist die augenblicklich billigste Möglichkeit geichaffen, die breiten Massen wirksam in den Rund­sunk einzuschalten. Technik und Industrie haben getan, was sie tun konnten und er je: ihnen dafür der Dank der Regierung und damit der Dank des ganzen Volkes zum Ausdruck gebracht. Ls ist unser innigster Wunsch daß Technik, Industrie und gei­stige Leitung des deutschen Rundfunks von hier ab entschlossen den neuen Weg beschreiten, an dessen Ende unser aller gemein­sames großes Ziel steht: Ein Volk, ein Reich, ein Wille, und eine schönere deutsche Zukunft!

Nach der mit brausendem Beifall aufgenommenen Rede spra­chen der Chor noch ein flammendes Bekenntnis zu Führer, Volk und Reich. Das Horst-Wessel-Lied beendete die nationale Feier. Die Ausstellung ist bis zum 27. August geöffnet.

Botschafter Sr.Lulhcrübrr »asnativiiale Reformwerk Amerlkas mb DrMlands

Newyork, 18. August. Botschafter Dr. Luther ist heute mit dem DampferColumbus" wieder in Amerika ein­getroffen.

Zn einer Unterredung mit Pressevertretern entwarf der Botschafter ein Bild des neuen Deutschland. Er führte dabei u. a. aus: So grundverschieden die Lage in den Vereinigten Staaten und die in Deutschland ist, das, was ich seit dem Frühjahr dieses Jahres in beiden Ländern er­lebt habe, wird dennoch für immer zu den größten Ein­drücken meines Lebens zählen. Zuerst war ich als deut­scher Botschafter in diesem Lande Zeuge der gewaltigen nationalen Kraftanstrengung, die in der tatkräftigen Zu­sammenfassung der Regierungsgewalt in der starken Hand Ihres Präsidenten Roosevelt und in einem gesetzgeberischen Schaffen von größter Tragweite zum Ausdruck kam. Zm unmittelbaren Anschluß daran habe ich in Deutschland eine einzigartige Periode gesetzgeberischer und verwaltungs­mäßiger Reformen unter Leitung des Reichskanzlers Adolf