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Mgem. Anzeiger für die Bezirke Nagold» Calw u. Freudenstadt Amtsblatt für den Bezirk Nagold u. Altensteig-Stadt

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Nummer 177

Altensteig, Mittwoch, den 2. August 1933

SK. Jahrgang

Sühne für den AllonM Mutfoimtag

Berlin, 1. Aug Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt mit: In Altona sind am Dienstag morgen die vier Kommu­nisten Lütgens. Möller, Karl Wolfs und Bruno Tesch hiu- gerichtet worden, die das Sondergericht in Altona am 2. Juni 1933 wegen Ermordung der SA.-Männer Koch und Vüppig am tlltonaer Vlutsonntag zum Tode verurteilt hatte

Reichsbahn stellt FlugWge in Dienst

Die technische Entwicklung anderer Verkehrsmittel zwingt die Reichsbahn, ihr Augenmerk nicht nur auf die Schienenbahn, sondern auch auf Kraftwagen- und Luftverkehr zu lenken. Be­kannt ist der seit langer Zeit bestehende sogenannte Flei- und Fleiper-Verkehr, d. h. der kombinierte Transport Eisenbahn- Lust für Gepäck. Expreßgut und Personen teils auf der Schiene, teils in der Lust. Die Deutsche Reichsbahn und die Lufthansa waren für die Ausgestaltung dieses Flei- und Fleiper-Verkehrs führend für ganz Europa Der bedauerliche Verkehrsrückgang hat auf manchen Strecken zum Ausfall schnellfahrender Züge ge­führt. Die Klagen der betroffenen Landesteile haben den Ge­danken nahegelegt sich kleinerer Einheiten zu bedienen, als dies die jetzigen Züge sind. Da Triebwagen die hierzu be­sonders verwendbar wären noch nicht in genügender Zahl vorhanden sind, wurde ein Versuch mit Flugzeuge» erwogen. Die seit einiger Zeit zu diesem Zweck eingeleiteten Verhand­lungen der Reichsbahn und der Lufthansa sind in diesen Tagen zu einem Abschluß gekommen: Die Reichsbahn wird zunächst ver­suchsweise einige Strecken, auf denen ein besonders starker Anfall von Expreßgut besteht, einrichten und der Luft­hansa zum Betrieb übergeben Zum Einsatz kommen hierfür mehrmotorige Frachtflugzeuge, rnren Geschwindigkeit über dem Durchschnitt der heutigen Frachtflugzeuge liegt und von denen die ersten Muster der Firma Dornier, Friedrichshafen, in Auf­trag gegeben wurden

Damit ist die Deutsche Reichsbahn dem Beispiel der englischen Ereat Western Railways gefolgt die in diesem Frühjahr sich dem Flugverkehr zugewandt haben, jedoch gleichfalls nicht selbst den Betrieb durchführen, sondern der großen englischen Luft­verkehrsgesellschaftJmperal Airways" die Betriebsführung übertragen haben Während in England die Fluglinien der Western Railways vorwiegend dem Passagier-Verkehr dienen, legt die Deutsche Reichsbahn besonderen Wert auf die Einschal­tung von Frachtlinien zur Beförderung von besonders eiligen Ekpteßgütern. In den meisten Fällen werden diese Flug-Expreß- Strecken auch postalische Vorreile bringen und die Deutsche Reichspost hat dementsprechend bereits ihr Interesse für diese Strecken bekundet Zum Beispiel wird eine derartige Nachtstrecke zwischen Berlin und Königsberg eingerichtet werden, um den Ausfall des D-Zuges ab Friedrichstraße 19.31 Uhr nach Königs­berg, der der Königsberger Geschäftswelt die Berliner Post zur ersten Zustellung gebracht hatte, wieder auszugleichen, wo­mit auch den Wünschen der Königsberger Handelskammer Rech­nung getragen wird.

Seine Denkmäler der Arbeit, ehe nlÄt der letzte Arbeitslose untergebracht ist

Berlin. 1. Aug. Das Presseamt der Deutschen Arbeitsfront teilt mit: Seit einiger Zeit sind in vielen deutschen Städten Pläne für ein zu schaffendes Denkmal der Arbeit aufgetaucht. Der Führer der Deutschen Arbeitsfront. Pg. Dr. Ley, sowie das Propagandaminifterrum machen darauf aufmerksam, daß solche Denkmäler zur Zert nicht erwünscht sind und ersuchen alle Dienststellen der Partei und der Deutschen Arbeitsfront, sich an der Errichtung derartiger Denkmäler nicht zu beteiligen und auch ähnlichen Plänen von anderer Seite entgegenzutreten. Die Zeit zum Vau eines Denkmales der Arbeit ist erst dann ge­kommen, wenn der letzte Arbeitslose wieder Arbeit erhalten hat. Zetzt sollten d,e für die Durchführung dieser Pläne notwendigen Gelder besser für Arbeitsbeschaffungszwecke verwandt werden.

hungernde Sstoberschlesier überschreiten -te Grenze

Hindenburg, 1. August. Rund 180 erwerbslose Män­ner und Frauen aus Nowawies (früher Neudorf bei Kat- towftz) überschritten am Dienstagmittag mit ihren Kin- dern die grüne Grenze bei Bahnhof Hindenburg Poremba. Sie hatten mit etwa 3000 anderen Erwerbs- wsen vor dem Rathaus in Nowawies gegen die beabsich- Ugte weitere Kürzung ihrer an sich schon kärglichen Unter­stützung protestiert und sind dabei in geschlossenem Zuge Zur Grenze marschiert. Als sie noch auf polnischem Boden Hungerrufe ausstießen, ging die Polizei gegen sie vor. darauf überschritten die Ostoberschlesier die Grenze. Sie wurden nach ihrem Eintreffen in Hindenburg-Zaborze

verpflegt.

AMU« 1S14

19 Jahre deutsche Revolution

Als am 2. August 1914 zwei Millionen Deutsche, Ar­beiter, Bauern und Studenten, freiwillig zu den Fahnen eilten, da fühlten sie in einer dumpfen, noch nicht bewußt gewordenen Ahnung, daß dieser große Krieg, der nun über Europa hereinbrach, mehr war als ein großer Waffengang um Erzbecken und Bergwerke. Sie sahen sich hineingestellt mitten in den Aufbruch einer neuen Generation, die die Gewehre schulterte und sich in Marsch setzte gegen eine alt gewordene Formel, einem neuen, erahnten und dunkel empfundenen, besseren Ideal entgegen. Alle fühlten es in dem klingenden Rhythmus der marschierenden grauen Front, und hier und da stand auch einer auf unter ihnen und gab der nur gefühlten Ahnung das erlösende Wort: die Umwertung aller Werte beginnt. Revolution ist im Anbruch. Wir nennen jenen 2. August 1914 die Eeburtsstunde der deutschen Revolution. Jener Revolution, die den deutschen Menschen aufrüttelte aus einem immer wind­schiefer werdenden Staatswesen, aus einer täglich mehr in den Materialismus gleitenden Anschauung, die Kongresse, internationale, blutswidrige Bindungen hinwegfegte wie Spreu, die sein ganzes Sein plötzlich groß machte, wieder hineinstellte in die Gemeinschaft und mit einem Schlage das schuf, was seit tausend Jahren, oft in Liedern herbei­sehnt, doch Chimäre geblieben war: die deutsche Nation.

Hier war's: ein Volk, ein Wille, ein Ziel: deutsch sein!

Vier Jahre voll Blut und Schmutz, Opfer und Entbeh­rung, Grauen und Verzweiflung vermochten es nicht, die­sem Aufmarsch der deutschen Jugend ein Halt zu gebieten. Und als am 9. November 1918 von denen, die da Vor­gaben, das Kommende zu wollen und die doch zum Ver­gangenen gehörten, die junge Republik aus der Taufe ge­hoben wurde, als an den schwankenden Masten die alte Kaiserstandarte sank und die neue Fahne hochging, da glaubte und hofft ein müdgewordenes Volk, daß nun das tausendjährige Reich angebrochen sei.

Die Republik hat es nicht verstanden, die zitternden Herzen, die noch einmal schneller schlugen, als ihre ersten Signale in das kriegskranke Europa hineinschmetterten, mit dem Rhythmus einer neuen Zeit aufs neue in Gang zu bringen. Der Soldat wandte sich ab von ihr, da sie ihm statt Dank nur Hohn und Spott gab und eine geschändete Ehre lachend vor die Füße warf. Der Arbeiter kehrte ihr den Rücken, da er in einem dumpfen Verstehen zu erkennen begann, daß i h r Sozialismus eine Phrase war, mit der sie das schaffende Volk zu ködern versuchte, solange sie sie gebrauchte, um ihr dann statt Freiheit und Brot Knecht­schaft und Schmach zu geben.

Aus der satten Bürgerlichkeit bes 19. Jahrhunderts begann eine Jugend aufzuerstehen. Sie kämpfte und starb mit einem Heroismus, den eben nur eine neue Idee in Antrieb setzen kann. Ein Volk begann zu ahnen, wo­rum es ging und wurde dann um gläubige Hoffnung und zitternde Ahnung schmählich betrogen. Der erste Akt der deutschen Revolution, die 1914 begann, endigte im Verrat, und der zweite, der 1918 seinen Anfang nahm, fing an im Chaos.

Mitten unter den Trümmern steht einer auf und reißt eine Fahne hoch. Eine Fahne von nie gesehenem leuchten­dem Dreiklang! Hinreißend in dem Willen, der von ihr ausgeht, mahnend und anspornend! Ein Aufruf zum Widerstand! Ter Eine steht noch einsam und hält die Fahne. Und bald sammeln sich Soldaten um ihn, um mit ihm das heilige Tuch zu schützen. Im Chaos bildet sich die erste Form. Noch ungeklärt, aber sicherer schon im Erkennen, kühner im Glauben, klarer im Wissen. Wäh­rend ringsum alles zerfällt, formt sich hier ein neuer Kern, eine werdende Bewußtheit.

Fanfaren schmettern! Die junge Front setzt sich in Be­wegung. Noch weiß sie nicht alles. Noch hängt sie mit einigen Fasern am liebgewordenen Alten. Noch ist sie nicht durchgebildet in den raffinierten Praktiken einer untergehenden liberalen Welt, noch schaudert sie davor zurück, alle Brücken hinter sich abzubrechen. Der junge Nationalismus marschiert noch neben der Reaktion, zwar im anderen Flügel, aber durch Tuchfühlung mit ihm ver­bunden. Eine Gruppe an der Spitze gibt das Tempo an. Je schärfer sie ausholt, desto größer wird der Abstand, der zwischen ihr und dem Patriotismus der Bürgerlichkeit klafft. Hier brechen zum ersten Mal die Risse aus, die die junge Front von der Bourgeoisie trennen. Sie werden hier zum ersten Male gesehen, erlebt, empfunden und ge­wußt. Noch ist es nicht so weit, daß man dem auch in der

Augli« i»zz

Von Walter Hagen

politischen Praxis Ausdruck gäbe. Zwei Fronten mar­schieren nebeneinander durch Abgründe vonein­ander getrennt! Am 9. November 1923 fällt die Entscheidung. Sie fällt so, wie sie fallen muß. Ein letztes Aufbegehren einer sinkenden bürgerlich-liberalen Eelt. Und unter den Salven der Reaktion wird die Avant­garde des erwachenden jungen Deutschland niederkartätscht.

Der Sozialismus wird vom Marxismus, der Nationalismus wird vom Liberalismus in einem ungleichen Waffengang zu Fall gebracht. Der Vor­hang sinkt. Der zweite Akt der deutschen Revolution ist zu Ende.

Wieder versinkt die Form im Chaos. Die Anfänge einer jungen Front der Bewußtheit enden in einem Ruinenfeld. Müde flattert die Fahne am schwankenden Mast. Ringsum nur Verzweiflung und Skepsis.

Deutschland ist saniert. Das deutsche Volk hat keine Zeit zu Revolutionen. Das deutsche Arbeitertum muß schuften für seine Unterdrücker. Die Partei, die uns den sozialistischen Staat bringen wollte, unterschreibt eine blutige Ironie des Schicksals den Dawespakt, den Poungplan, alle jene teuflischen Diktate der Weltfinanz, die allem Sozialismusein Ende machen mußten.

Deutschland sinkt aufs neue in schweigende Lethargie. Die große Pause beginnt, zwischen den Akten. Das Zu­schauerparkett ergeht sich in den mit falschen Kulissen er­richteten Säulengängen vonRuhe und Ordnung". Ader schon schmettern erneut Signale. Der dritte, der letzte Akt beginnt. Die Revolution erwacht aufs neue.

Ihre Gegner sind die gleichen geblieben: die Trümmer einer sterbenden bürgerlichen Welt und die seelenlosen Organismen einer marxistischen Konstruktion stehen hin­dernd auf ihrem Wege.

Doch mehr und mehr wird das unklare Gefühl der jungen Deutschen in allen Lagern zu der klaren Erkennt­nis, daß der Wirrwarr, der Zufall der bisherigen politi­schen, wirtschaftlichen und kulturellenOrdnung" nur ein sichtbarer Ausdruck einer tiefgehenden Umge­staltung ist, die revolutionären Wehen einer neuen Weltanschauung. Mehr und mehr wird es das Wissen größerer Kreise, was das Fühlen der Massen des deutschen Volkes längst schon ist, daß jene Versuche, die alteRuhe und Ordnung" des 31. Juli 1914 wieder einzuführen, teils dumme, teils verbrecherische, in jedem Fall aber vergeb­liche Reaktion ist, da mit dem 1. August 1914 eine Revo­lution ausbrach, die in schwersten Erschütterungen und Kämpfen davon der Weltkrieg nur ein notwendiger Anfang war nach jenem ewigen Gesetz des Werdens und Vergehens eine neue Welt erstehen läßt, die jene durch die französische Revolution geschaffene Welt nach ISOjährigem Bestehen ablöst.

Aus Ahnung ist Erkenntnis, aus Erkenntnis ist Be­wußtheit geworden. Oft mißbraucht und viel miß­handelt sammelt sich die junge Front zum letzten verzwei­felten Versuch. In schwerer Arbeit stampfen einige Hun­dert Männer Hunderttausende von Menschen aus der Erde. Bewußte Deutsche! Formen sie neu, rich­ten sie, stellen ihr Auge ein aus andere Blickweite und dann geht die Front wieder in Stellung.

Bewußt getrennt von Marxismus und Reaktion sam­melt sich das deutschgebliebene junge Deutschland unter den Fahnen des Nationalsozialismus. Hier mar­schiert der erwachende deutsche Sozialismus neben dem wiedererstandenen deutschen Nationalismus. Hier findet das 20. Jahrhundert seinen letzten Sinn, seine endgültige Deutung, seine programmatische Klarheit. Der dritte Akt der deutschen Revolution hat zum Siege ge­führt! Wir stehen wieder auf der Bühne des Lebens.

Das Chaos läuft aus in unserer Form. Wir geben dem Jahrhundert die sinnvolle Gestalt. Es finkt der Unwert, tödlich getroffen vom Schwertschlag einer neuen Wertung.

Aus dem Widersinn der Vergangenheit wird der Sinn der Gegenwart und Zukunft.

Die deutsche Revolution ist zu Ende. Der National­sozialismus hat gesiegt.

Ueber Deutschland flattern unsere Fahnen!

So fühlten wir Jungen den Herzschlag der deutschen Revolution pochen. Und empfinden demütig-stolz die Auserwähltheit, daß wir mitkämpfen, mitsiegen durften den Kampf des 20. Jahrhunderts und heute handelnd sich erfüllen sehen den Sinn des Krieges und unseres Kampfes: das dritte Reich.