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Gegründet 1877

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Nummer 17»

Altensteig, Dienstag, den 25. Zuli 1933

5K. Jahrgang

Arbritsmiilister Franz Seldte über »rutschen Sozialismus

Nürnberg» 24. Juli. Reichsarbeitsminister Franz Celdte erklärte in einer Unterredung mit dem Chef­redakteur desFränkischen Kurier" u. a.: Das stärkste innere Erlebnis des letzten halben Jahres, das deutsche Wunder, ist das Zusammenwachsen der Nation, ausgehend von dem Zusammenwachsen Hindenburgs und Hitlers, ist die Offenbarung des Führers vor der Nation, ist die freu­dige, restlos vertrauende Hingabe aller wirklichen Deut­schen an Adolf Hitler.

Meine Arbeit geht davon aus und zielt darauf hin, daß der Arbeiter nicht mehr klassenbewußt außerhalb des Volkes steht. In der Arbeitsbeschaffung wollen wir keine Umschichtung, sondern eine Umfassung. Wir werden allen Zweigen der sozialen Fürsorge ein umso tatkräftigeres Interesse zuwenden können, je mehr der Wirtschaftsprozeß wieder in Gang kommt. Ich verstehe unter Sozialismus nicht Wohltat, sondern harte Arbeit, die ihr Verdienst hat und ihren Verdienst findet.

Wir alten Frontsoldaten und die Geschlechter, die nach dem Kriege gewachsen und von uns erzogen worden sind das darf niemand vergessen haben drei Gesetze in uns: Autorität, das ist nicht Willkür, sondern Verantwortung, Disziplin, das ist unbedingte Einordnung, Liebe zum Volk, das ist sozialer Ausgleich. Mit diesen Gesetzen in uns und -der zu uns gehörenden Jugend werden wir Deutschland sein Schicksal und seine Zukunft erobern."

Ergebnisse der Kirchenwahlen

Der Sieg der Elaubensbewegung Deutsche Christen. Gesamtergebnisse der Kirchenwahlen in Groß-Berlin

Berlin, 24. Zuli. Aus den Erotz-Verliner Kirchengemeinden liegen bis jetzt die endgültigen Ergebnisse der Kirchenwahlen vor. In SS Gemeinden fanden keine Wahlen statt. 78 Graß- Berliner Gemeinden haben gewählt. Es erhielten die Deur- schen Christen 278 022 Stimmen, die Jungresormatorische Liste Evangelium und Kirche", der einige kleine Sonderlisten zu­zurechnen sind, 107122 Stimmen.

Die Kirchenwahle» in Sachse«. Bei den Kirchenwahlen, die durch eine starke Wahlbeteiligung gekennzeichnet waren, hat die ListeDeutsche Christen" etwa 80 Prozent aller Stimmen auf sich vereinigt. Die Wahlen zur Landessynode finden voraus­sichtlich am 6. August statt.

Pommern: Soweit es sich bisher übersehen Mt, find in der Provinz Pommern für die Kirchenwahlen in der weitaus über­wiegenden Mehrzahl der Gemeinden Einheitslisten ausgestellt worden, sodatz sich eine Wahl erübrigte.

Thüringen: Die Wahlen zum Landeskirchentag in Thüringen baden rolgendes vorläufiges Gesamtergebnis: Deutsche Christen 271 278, Christlicher Volksbund 20 439 und Einlgungsbund 11176 Stimmen. Es fehlen nur noch einige Ergebnisse aus kleineren Orten.

Rheinland: Die Kirchenwahl im Rheinland brachte den Deut­schen Christen einen groben Erfolg. In der erdrückenden Mehr­zahl der Gemeinden brauchte überbaust keine Wohl stattfinden, da nur eine Einheitsliste aufgestellt war. auf der die Deutschen Christen mH durchschnittlich 80 Prozent vertreten waren.

Pfarrer Hossenfelder an den Reichspräsidenten und an den Reichskanzler

Berlin. 24. Juli. Der Leiter der Glaubensbewegung Deutscher Christen. Pfarrer Hossenfelder. hat dem Zeitungsdienst zufolge an Reichspräsident von Hindenburg in Neudeck folgendes Te­legramm gesandr:

In Ehrerbietung melde ich den entscheidenden Wahlersols der Elaubensbewegung Deutscher Christen. Damit ist die Grund­voraussetzung für das erstrebte Ziel geschaffen, daß. wie Volk und Staat so auch Volk und Kirche wieder eins werden"

An Reichskanzler Adolf Hitler:Es ist mir eine grobe Freude, den entscheidenden Wahlerfolg der Elaubensbewegung Deutscher Christen melden zu dürfen. Das evangelische Volk bat bekundet, das es seine Kirche aus den Grundkräften heraus neu gestaltet und auch von der Kirche aus am inneren Aufbau des national­sozialistischen Staates tatkräftig Mitarbeiten will".

Rücktritt zahlreicher Mitglieder des Oberkirchenrats in Berlin

^ Berlin, 25. Juli. DerVölkische Beobachter" teilt mit: In loyaler Würdigung der veränderten Lage find folgende Mitglieder des Evangelischen Oberkirchenrates in Berlin um Beurlaubung von ihren Aemtern eingekommen: Ge­heimer und Oberkonsistorialrat D. Dr. Karnatz, die Ober- konfistorialräte D. Dr. Jeremias und Professor D. Dr.

Ser Rückgang der ArbMWgkett

Heber zwei Millionen Neubeschäftigte seit der nationalen Erhebung

Berlin, 24. Juli. Nach den nunmehr veröffentlichten statistischen Zahlen über die Mitgliederbewegung bei den Krankenkassen ging auch aus diesen Zahlen der starke Rück­gang der Arbeitslosenziffern hervor. In letzter Zeit wurde regelmäßig festgestellt, daß die von den Krankenkassen er­faßten Beschäftigtenzahlen stärker zunehmen, als die Ar­beitslosenzahlen zurückgehen. Dies ist, wie bekannt, auf den Rückgang derunsichtbaren" Arbeitslosigkeit" zurück­zuführen.

Die letzte Krankenkassenstatistik schließt mit dem 31. Mai 1933. Seit der Regierungsübernahme durch Adolf Hitler ist bis Ende Mai die Zahl der Beschäftigten nach den Krankenkassenstatistiken um 1,7 Millionen gestie­gen. In der gleichen Zeit des Vorjahres (d. h. also von Ende Januar 1932 bis Ende Mai 1932) stieg die Zahl der Beschäftigten nur um 660 000. Aus dieser Differenz, die also mehr als 1 Million beträgt, ist ganz klar ersichtlich, daß es sich bei dem Zugang der Beschäftigten in diesem Jahre nicht um eine Saisonentwicklung handeln kann.

Bei den Arbeitsämtern ist in der Zeit vom 31. Mai bis 15. Juli 1933 weiter ein Rückgang der Arbeitslosen um

210VVV zu verzeichnen. Mit den bei den Krankenkassen gemeldeten Mehrbeschäftigten und dem eben erwähnten Arbeitslosenrückgang, der durch einen weiteren Rückgang der unsichtbaren Arbeitslosigkeit verstärkt wird, ergibt sich also, daß man mit einer Ziffer von über 2 Millionen Mehrbeschäftigten seit der Negierungsiibernahme durch die nationale Erhebung rechnen kann.

Wie groß der Rückgang bei den unsichtbaren Erwerbs­losen ist, kann auch daraus ersehen werden, daß, während die Zahl der Beschäftigten von Ende Januar bis Ende Mai 1933 um 1,7 Millionen stieg, in der gleichen Zeit die bei den Arbeitsämtern gemeldeten Arbeitslosen rund um 1009 000 zurückgegangen sind. Es ergibt sich also, daß 700 000 unsichtbare Erwerbslose Arbeit und Brot gefunden haben. Schließlich ist auch ein Vergleich der Entwicklung des Rückganges der Arbeitslosigkeit bei Männern und Frauen interessant. Gegenüber dem gleichen Zeitpunkt des Jahres 1932 war am 31. Mai 1933 die Zahl der be­schäftigten Frauen fast genau die gleiche geblieben. Der ganze Zuwachs der Beschäftigtenzahl war also den Män­nern als Familienernährern zugute gekommen.

Sellin, Feldprobst der Armee D. Schlegel, Hanselmann, D. Fischer, ferner Lic. D. Söhngen und Dr. Böhm.

Ebenso wird Eeneralsuperintendent D. Dr. Dibelius sein Urlaubsgesuch einreichen. Damit ist zugleich der durch den Ausfall der gestrigen Kirchenwahlen geforderten Neu­ordnung in der Altpreußischen Landeskirche, der die Ge­nannten in treuer Erfüllung ihrer Beamtenpflichten bisher gedient haben, völlige Freiheit gelassen.

Irr Jank des deutschen Episkopats

Brief des Kardinals Bertram an den Reichskanzler

Berlin, 24. Juli. Der Vorsitzende der Fuldaer Bischoiskome- renzen Kardinalerzbischoi Bertram har an den Reichskanzler folgendes Schreiben gerichtet:

Hochzuveredrender Herr Reichskanzler! Anerkennung und Dank aus Anlaß des Abschlusses des Reichskonkordats namens der in der Fuldaer Bischosskonferenz vereinigten Oberhirten auszusorechen, ist der Zweck dieser Zeilen. Der Eoiscovai aller Diözesen Deutschlands bat. wie die öffentlichen Kundgebungen erwiesen, sobald es nach der Neugestaltung der ootttischen Ver­hältnisse durch Ew. Exzellenz Erklärungen ermöglicht wurde, sogleich die aufrichtige und freudige Bereitwilligkeit ausge­sprochen. nach bestem Können zusammenzuardeiten mu der jetzt waltenden Regierung, die die Gewährleistung von christlicher Volkserziebung. die Abwehr von Gottlosigkeit und Unsittlichken. den Ooferssnn für das Eemeinwobl and den Schutz der Rechte der Kirche als Leitsterne ibres Wirkens ausgestellt bat. Dab die barmonische Zusammenarbeit von Kirche und Staat zur Errei­chung dieser hohen Ziele im Reichskonkordat einen feierlichen Ausdruck und feste, klare Grundlinien gefunden har. ist insbe­sondere. nächst der Weisheit des Heiligen Stuhles dem staats- männischen Weitblick und der Tatkraft der Reichsregierung zu verdanken. Mit dem tieien und herzlichen Dank iür die rasche Verwirklichung dieser Vereinigung der höchsten Gewalten ver­bindet der Eviscovat den dringenden Wunsch, daß auch in der Ausführung und Auswirkung ein herzliches und aufrichtiges Entgegenkommen herrschen möge, damit es der Kirche umso leichter werde, die Koben Kräfte unserer heiligen Religion in Förderung von Gottesglauben. Sittlichkeit und treuem Gehor­sam gegen die leitenden Autoritäten siegreich zum Woble von Volk und Vaterland zu entfalten.

In tiefer Verehrung Lw. Exzellenz ganz ergebener

(gez) A. Card. Bertram.

Richtlinien zor Arbeitsbeschaffung

Für alte Parteigenossen der NSDAP.

München, 24. Juli. DerVölkische Beobachter" enthält am üntag die folgende Verfügung des Stellvertreters des Führers udolf Heß:

Alle Nationalsozialisten, gleichgültig, ob sie sich in partei- atlicher, staatlicher oder privater Stellung von entsprechendem nfluß befinden, haben nach bestem Können Sorge zu tragen, ß noch arbeitslose Mitglieder der NSDAP., deren Eintritts- tum vor dem 30. Januar 1933 liegt, bevorzugt in Arbeit kam­en. Die Bevorzugung soll ein Ausgleich dasöt sein, daß ationalsozialisten, die sich vor dem 39. Januar öffentlich zur SDAP bekannten, während des Wirkens des alten Systems vieler Hinsicht schwere Nachteile erfuhren und teils ihre Ar- itsplätze verloren, teils bei der Vergebung von Arbeitsplätzen

Unter denAltparteigenossen" sind besonders aktive Kampfer zu bevorzugen, die sich vor der Oeffentlichkeit tu hervorragender

Weise als Nationalsozialisten zeigten (SA.- und SS.-Ange- hörige) und älteste Mitglieder, welche die längste Zeit Leiden und Benachteiligungen auf sich nahmen.

Bei Bewerbern um Arbeit sind bei gleicher Befähigung grundsätzlichAltparteigenossen" zu bevorzugen. Darüber hin­aus ist zu berücksichtigen, daß selbst etwas geringere Befähigung bei demAltparteigenossen^ oft ausgeglichen wird durch er­höhten Arbeits- und Aufbauwillen zugunsten seines national­sozialistischen Staates.

Altparteigenossen" in Handel und Gewerbe sind beim Ein­kauf und bei der Vergebung von Aufträgen stets zu bevor­zugen, wiederum als Ausgleich für Benachteiligungen und Boy­kottierungen unter dem alten System.

Die Beitrittserklärung nach dem 39. Januar 1933, also zu einer Zeit, da die Mitgliedschaft zur NSDAP, nur Vorteile in Aussicht stellte, darf grundsätzlich nicht von ausschlaggebender Bedeutung in der Beurteilung und Verwendung der Bei­getretenen sein.

Demgemäß^ kann die neue Mitgliedschaft insbesondere bei Beamten nicht zu einer Bevorzugung in der Beurteilung durch Nationalsozialisten führen. Ausschlaggebend bei Beamten kann nur die Tüchtigkeit und die Eignung für ihr Amt sein. Eine Abweichung von dieser Regel ist lediglich die eventuelle Heran­ziehung der verhältnismäßig wenigen Altparteigenossen unter den Beamten für besondere Vertrauensstellungen und die Hint­ansetzung von Beamten, welche unter dem alten System sich in der Bekämpfung des Nationalsozialismus hervorgetan haben.

Ueber allen Einzelinteressen steht das Interesse der Gesamt­heit. Das Interesse der Gesamtheit erfordert den Einsatz aller befähigten Kräfte für den Aufbau unseres nationalsozialistischen Staates. Je schneller dieser Aufbau, desto eher die Rückwirkung für den einzelnen.

Professor Max von Schillings t

Berlin. 24. Juli. Professor Max von Schillings, ver Intendant der Berliner Städtischen Over, ist an einer Embolie gestorben.

Mir Max von Schillings bat Deutschland einen seiner fähig­sten Dirigenten und Komponisten verloren. Bereits mit 24 Jah­ren war Professor von Schillings als Repetitor in Bayreutb tätig, nachdem er zuerst Rechtswissenschaft studiert, sich aber dann seiner eigenen inneren Beruiung folgend, der Musik zugewandr batte. 1899. also mit 3l Jahren trat er mu der OverPieiier- tanz" an die Oeffentlichkeit. 1905 wurde er als Generalmusik­direktor nach Stuttgart berufen und 1912 durch Verleihung des persönlichen Adels ausgezeichnet, nachdem ibn die Universi­tät Heidelberg schon vorder zum Ehrendoktor gemacht vatre. 1918 erlebte dann in Stuttgart sein bekanntestes Werk, dre ..Mona Lisa", die Uraufführung. Von 1919 bis 1928 wurde Max von Schillings an die Siaatsoper Berlin anstelle von Richard Straub beruien Das damalige oreubische Kultusmi­nisterium bat dann dem Künstler fristlos gekündigt Erst 1929 erschien Professor Schillings wieder als Gast am Dirigeinen- pult der Berliner Staatsoper. Nach dem großen politischen Umschwung wurde ibm die Intendanz der Städtischen Over über­tragen. Schillings war mit der bekannten Sängerin Barbara Kemp verheiratet. Er ist 68 Jahre alt geworden.

Beileid des Reichspräsidenten an die Gattin

Zum Ableben Ihres Herrn Gemahls bitte ich Sie, meine herzlichste Teilnahme entgegenzunehmen. Die hohen Verdienste des hervorragenden Künstlers und Menschen, dessen Heimgang die deutsche Kunstwelt mit tiefem Schmerz empfinden wird, sichern ihm ein bleibendes, ehrendes Andenken, (gez.) von Hindenburg, Reichspräsident."