Aus Stadt und Land.

Calw, den 26. August 1914.

Verlustliste.

Da aus Raummangel es unserem Blatte un­möglich ist, die gesamte Verlustliste des württemb. 13. Korps zu veröffentlichen, beschränken wir uns in Zukunft darauf, nur die Verluste der Kontingente der Oberämter: Calw, Neuenbürg, Herrenberg und Nagold zu bringen.

Infanterieregiment Nr. 126 in Straßburg.

Musketier Ernst Regelmann aus Birkenfeld, OA. Neuen­bürg, gefallen, Brustschuß. Musketier Georg Keppler aus Em» berg, OA. Calw, vermißt. Musketier Eugen Riexinger aus Neuenbiirg, vermißt. Musketier Otto Heilemann aus Birken- seld, OA. Neuenbürg, vermißt. Musketier Grüner II aus Bern­bach, OA. Neuenbürg, verwundet. Mustetier Friedrich Braun I aus Gültingen, OA. Nagold, vermißt Gefreiter d. R. Adolf Kunath aus Oberjesingen, OA. Herrenberg, gefallen. Musketier Jakob Bruckner aus Äondorf, OA. Herrenberg, schwer ver­wundet, L chub in die Hüfte, Reservelaz. I Ludwigsburg. Mus­ketier Karl Klumpp I aus Rebmiihle, Gde. Bergorte, OA. Calw, vermißt. Musketier Jakob Rentschler aus Ueberberg, OA. Nagold, gefallen, Kopfschuß. Gefreiter Karl Teufel aus Spiel­tag, OA. Nagold, gefallen, Brustschuß. Musketier Albert Hart­mann aus Nagold, vermißt. Musketier Friedrich Weidelich aus Simmersfeld, OA. Nagold, vermißt. Musketier Emil Renz III aus Haslach, OA. Herrenberg, leicht verwundet. Mus­ketier Karl Seyfried aus Calmbach, OA. Neuenbürg, leicht verwundet, Schuß ins Be n. Gefreiter August Zimmermann aus Berndach, OA. Neuenbürg, leicht verwundet. Musketier Wilhelm Schlecht aus Bernbach, OA. Neuenbürg, gefallen. Musketier Heinrich Stengel aus Loffenau OA. Neuenbürg, schwer verwundet am Kopf.

Füsilier-Regiment Nr. 40 in Rastatt.

Reservist Wilhelm Barth I aus Höfen OA. Neuenbürg, leichtverwundet.

Eine amtliche Stimme über die württembergischen Kriegstaten.

DerStaatsanzeiger" schreibt: In den Sieges­jubel, den gestern die großen Erfolge an der West­grenze über ganz Deutschland hintrugen, mischte sich für den Württemberger mit vollen Akkorden der heimatliche Stolz auf den hervorragenden, ruhm­vollen Anteil, der dem K. Armeekorps an diesen Kämpfen beschieden war. Schon die ersten Taten unserer 126er und 180er Haltens erkennen lassen, welcher Geist in unseren württembergischen Truppen lebt. Nun haben sie in größerem Maßstab und bei Operationen von weittragender Bedeutung sich das Zeugnis geholt, daß sie sichbewunderungswürdig" geschlagen haben, und daß es ein Stolz ist, sie zu führen. Es wird im Lande als eine ganz besondere Ehre und Auszeichnung empfunden werden, daß dieses hochehrende Zeugnis aus dem Munde des deut­schen Kronprinzen kommt. Mit freudigem Stolz hö­ren wir, daß ein großer Teil der Söhne des Landes unter dem Oberbefehl des deutschen Thronerben fechten darf, und die wärmsten Glückwünsche fliegen aus ganz Württemberg dem Kaisersohne zu, daß er in diesem gewaltigen Krieg um des Vaterlandes Existenz sich so herrliche Lorbeeren um die junge Stirne winden darf. Heller Jubel seiner Landes- kinder umbraust aber heute vor allem Seine Majestät den König, der von jeher die großen Erinnerungen an den deutschen Einigungskrieg in seinem Heere und bei seinem Volke aufs tunlichste gepflegt hat und nun nach langen Friedensjahren einer gesegneten Regie­rung die Freude erleben darf, daß seine Truvpen den Ruhm jener Tage mit gleich unvergänglichen Taten erneuern und zur Rettung des Reiches und insbe­sondere der dem Feinde so nahegelegenen Heimat vor dem Ansturm einer ganzen feindlichen Welt zur Neubefestigung und Erhöhung der Macht und Größe Deutschlands ihren vollen Anteil beitragen dürfen. Mit stolzer Genugtuung aber sieht man auch auf den Prinzen des Königlichen Hauses, der zuerst im Frie­den die höchsten militärischen Stellungen im großen Organismus des deutschen Heeres sich durch seine sol­datische Tüchtigkeit errungen und nun im Felde als Heerführer, als Oberbefehlshaber einer der großen Armeen, zu denen sich die deutschen Korps zusam­mengefügt haben, einer der ersten sein darf, die ins Feindesland einrücken. Auch S. K. Hoh. dem Herzog Albrecht wenden sich die freudigsten Glückwünsche zu; der Siegeskranz, der ihn schmücken darf, ehrt zugleich alle unsere tapferen Württemberger, die jeder ein­zelne des heißen Dankes und der Bewunderung ihrer Heimat gewiß sein dürfen!

Ein Erlaß des K. Generalkommandos.

Das Verbot der Aufnahme von Chiffreanzeigen fn den Zeitungen hat für diese große wirtschaftliche Nachteile im Gefolge gehabt. Auf Vorschlag des Ver­eins deutscher Zeitungsverleger wird dieses Verbot nach Anordnung des stellvertretenden Großen Ee- neralstabs in Berlin nunmehr wie folgt abgeändert.

1. Anzeigen, deren Text ganz öder teilweise chrffriert ist, dürfen nach wie vor nicht ausgenommen werden.

2. Bei Inseraten, die Angebote enthalten und Mit einer Chiffre unterzeichnet sind, wird diese Chiffre

von den Zeitungen durch andere von dem betreffenden Verlag bestimmte Zahlen und Buchstaben ersetzt.

Ein württ. Regimentskommandeur gefallen.

Noch am 22. ds. Mts. meldete der Staalsan­zeiger, daß der König am 19. ds. Mts. den Major Frhr. Wilhelm v. Eiiltlingen (Friedensstellung: Kommandeur des Ulanen-Regts. 19) zum Oberft- leutnannt befördert habe. Nun geht aus einer Traueranzeige hervor, daß dieser Offizier bei den siegreichen Kämpfen am 23. ds. Mts. fiel. Der Verstorbene, am 9. Jan. 1867 zu Ludwigsburg ge­boren, war auch Erbkämmerer in Württemberg.

Jur Feldpostbeförderung zugelafsene Privatsendungen.

Wiederholte Anfragen oeben der Generaldirektion Der» anlassung, daranf hinzuweisen, daß die Beförderung von Prioatpaketen an Militärpersonen im Felde vorerst nicht möglich ist; sobald sie zugelassen werden kann, wird dies besonders bekannt gegeben werden. Privatpakete nach Heeresteilen in festen Standorten (Garnisonen, Festungen, stehende Lazarette, Ersatztruppenteile usw.) im Inlande werden soweit nicht Ausnahmen bestehen bis auf weiteres noch gegen die sonst üblichen Portosätze angenommen: die Sendungen müssen frankiert sein.

Im übrigen befördert die Feldpost in Privatangelegen­heiten der Anaehöriqen des Heeres:

gewöhnliche Briefe bis zum Gewicht von 250 Gramm einschließlich.

gewöhnliche Postkarten,

Geldbriefe mit einem angegebenen Werte bis 1500

einschließlich und bis zum Gewicht von 250 Gramm einschließlich,

Postanweisungen über Beträge bis 800 einschließ, lich vom Feldheer nach der Heimat und bis 100 einschließlich an die Angehörigen des Feldheeres,

Zeitungea.

Bestellungen auf die in der Zeitungsprei-liste verzeich- neteten Zeitungen für Angehörige des Heeres werden sowohl von den Postanstalten in der Heimat als auch von den Feldpostanstalten (Feldpostämtern, Feldpostexpeditionen, und Feldpoststationen) angenommen. Erhoben wird das aewöhn- liche Zeitungsgeld (ohne Bestellgeld) und eine Gebühr für die Verpackung der Zeitung, die jedem Bezieher in beson­derem Briefumschlag übersandt wird.

Ausgeschlossen sind von der Beförderung durch die Feldpost in Privatangelegenheiten:

Einschreibsendungen.

Rachnamesendungen,

Postaufträge.

Briefe mit Postzustellunysurkunde.

Die Bezeichnungpostlagernd" und das Verlangen der Eilbestellung dürfen bei den durch die Feldpostanstalten auszvhändiqenden Sendungen nicht angewandt werden.

Bekleidungs- und Ausrüstunqsgegenstände für Truppen­teile und deren Angehörige bleiben von der Versendung durch die Feldpost unbedingt ausgeschlossen, da grundsätzlich diese Sendungen von den Ersotztruvpenteilen durch Vermin- lung der Etappenbehörden nach dem Kriegsschauplatz zu be. fördern sind,

Ueber die Anforderungen an die Beschaffenheit der Postsendungen und über die Portosätze geben die Postan» anstalten Auskunft.

Das Publikum wird bei diesem Anlaß ersucht, in seinem eigenen Interesse die Aufschrift der Feldpostsendungen recht deutlich und vollständig abzufaflen. Es empfiehlt sich, zu Postkarten und Briefumschlägen nur solche Formulare zu verwenden, die mit einem Vordruck für die Aufschrift und für die Angabe des Absenders versehen sind.

K. Generaldirektion der Posten und Telegraphen.

2 Der Gewerbe- und der Rabattsparverein wollen ebenfalls ihr Scherflein beitragen zu den Liebesgaben, deren Ausschüsse haben in gemein­schaftlicher Sitzung folgendes beschlossen: Der Ee- werbeverein überweist dem Roten Kreuz 100 Mark für seine Mitglieder im Felde und für bedürftige Angehörige zu Hause 200 Mark. Der Rabatt­sparverein setzt seine Verlosung pro 1914 aus und gibt dafür für das Rote Kreuz 200 Mark, zur Unterstützung von Familien Ausmarschierter 200 Mark. Die Auszahlung des von letzterem Verein bewilligten Beitrages soll zu einem späteren Zeit­raum erfolgen. _

Weilderstadt, 25. Auq. Marktbericht. Dem gestrigen Vieh, und Schweinemarkt waren zugeführt 210 Stück Vieh und zwar: Ochsen 36 Stück, Stiere 54 Stück. Kühe und Kal- binnen 92 Stück, Einstellrinder 28 Stück. Gehandelt wurde bei Ochsen 10501300 bei Stieren 760950 bei Milch- und Kälberkühen 400560 bei Mastrindern 340400 bei Einstellrindern 180310 ^ pro Stück. Die schwache Zufuhr ist größtenteils den dringenden Ernte- und Oehmdgeschäften zuzuschreiben Gesucht Fettvieh und Zugochsen. Marktlage: anziehend, fest. Dem Schweine- markt waren zugesiihrt 64 Stück Läufer und 1062 Stück Mtlchschweine. Gehandelt bei Läufer von 86116 bei Milchschweinen von 1532 pro Paar. Handel und Stimmung zu Gunsten der Käufer. Zufuhr nahezu geräumt.

Freudenstadt, 25. Aug. Das Oberamt teilt mit: Bei der Gerichtsbehörde ist ein Bäckermeister des Bezirks zur Anzeige gebracht worden, weil an einem von ihm verkauften Zweipfundbrot 135 Gramm fehlten. Die Bezirksangehörigen werden wiederholt gebeten, jeden Fall einer Uebervorteilung des Publi­

kums beim Einkauf von Lebensmitteln unverzüglich zur Kenntnis der Behörde zu bringen, damit so­fort Abhilfe getroffen werden kann. Die Verkäufer von Lebensmitteln werden daran erinnert, daß die Militärbehörden gegen jede Art von Lebensmittel­wucher rücksichtslos mit Schließung der Geschäfte, hohen Geldstrafen usw. Vorgehen lassen.

Zuffenhausen, 25. Aug. Auf dem Kelterplatz wurden die Rekruten und die Kriegsfreiwilligen des Ersatzbataillons, Regiment 126, vereidigt Nach einem allgemeinen Gesang sprach Stadtpfarrer Lauxmann, worauf Stadtpfarrer Umbrecht in einer Ansprache die Bedeutung desFahneneides hervorhob. Gemeinsamer Choral beendete den Feldgottesdienst. Im Anschluß daran nahm Oberst Frhr. v. Hügel die Vereidigung vor. Je in einer Abteilung traten die Württemberger, dann die Preußen, die Badener, Sachsen, Bayern und Elsaß-Lothringer an die Fahne heran und leisteten den Eid.

Stuttgart, 25. Aug. Heute vormittag, kurz vor */-9 Uhr sind 320 Amerikaner, die hier eine Gelegen­heit zur Heimreise abgewartet hatten, im Sonder­zug nach Rotterdam abgereist, wo ein Dampfer be­reit liegt. Der Abschied war herzlich. Die Ameri­kaner nahmen viel deutsches Zeitungsmaterial mit, um in ihrer Heimat den im Ausland verbreiteten Unwahrheiten über den Krieg entgegentreten zu können.

Stuttgart, 25. Aug. Im Neuen Tagblatt wurde das Beispiel des Kobuxg-Gothaischen Oberhofmeisters der sich seiner russischen, belgischen und englischen Or­den entledigt hat, erwähnt. Dieses Vorgehen hat auch hier Nachahmung gefunden: Th. Uhland, Dozent für neuere Sprachen, hier, hat dem Neuen Tagbl. heute seine französischen Orden überbvacht: Offizier de l'Academie und Officier de l'Jnstruktion Publique de l'Universite de France, und bestimmt, den Erlös dieser mit Brillanten und Rubinen besetzten Ehren­zeichen dem Roten Kreuz und dem Deutschen Flotten­verein je hälftig zukommen zu lassen. Zugleich hat er schon mit Beginn der französischen Feindseligkeiten die Streichung seiner französischen Titel beantragt und damit auch auf die Fortführung seines seit 27 Jahren innegehabten französischen Lehrauftrags für alle Zukunft verzichtet. Diese vaterländische Hand­lungsweise verdient alle Anerkennung und weitere Nachahmung.

Stuttgart, 25. Aug. Gestern vormittag wollte in Cannstatt in der Hofenerstraße eine 22 Jahre alte Nähterin in ihrer Küche im Herd Papier verbrennen. Hierbei haben ihre Kleider Feuer gefangen und sind ihr vollständig vom Leibe gebrannt, so daß der Tod der Nähterin sofort eintrat. Die Leiche wurde nach dem Leichenhaus des Staigfriedhofs verbracht.

Stuttgart, 26. Aug. Hier und in anderen Städ­ten Deutschlands hat ein etwa 38 Jahre alter Be­trüger mit norddeutscher Mundart und gewandtem, sicherem Auftreten durch Zeitungsinserate gewerbs­mäßig Heiratsschwindeleien verübt und sich hierbei alsChristian Lützen",Fritz Hansen",Fritz Wasch",Fritz Müller",Arthur Welljam",Fritz Hilbeck", Vertreter der (nicht existierenden) Firma Karl Fr. Maack u. Co., Trikotagenfabrik, Hamburg, bezw. Frankfurt a. M. nusgegeben.

Ulm, 25. Aug. Graf Zeppelin ist mit dem ersten Schnellzug, der wieder von hier abging nach Stuttgart gefahren. Auf dem Bahnhof war er seitens der Damen und Herren der Bahnhofpflege Gegenstand begeisterter Huldigungen. Es wurden ihm Blumen und die neuesten Siegesnachrichten überreicht. Der Held von 1870/71 erzählte, daß man ihnalten Kerl nicht mehr wolle". Er meinte aber, daß er sonst am Werk mitarbeite. Brausende Hochrufe gleiteten den Grafen bei der Abfahrt aus dem Bahnhof. _

Auf, Männer!

Auf, Männer, auf! Und schwingt das Schwert,

Das Vaterland zu schirmen!

Der böse Feind will unfern Herd,

Den Hort des Friedens stürmen.

Kein Feind soll seinen frechen Fuß

Auf unseren Boden setzen!

Nein, eher soll ein blut'ger Guß

Die schöne Erde netzen!

Das Recht, das Recht und unser Gott,

Sie sollen uns bewahren!

So laßt uns in des Sieges Not

Mit'starkem Herzen fahren!

_ Dr. G. Müller.

Letzte Nachricht.

GlSnzcider Siez Oesterreichs zezeil MWnd.

Wien Das Kriegsblatt meldet amtlich» die dreitägige Schlacht bei Krasnik endete gestern mit einem vollständigen Sieg unserer Truppen. Die Russen murden aus der ganzen» etrva Kilometer breiten Front geworfen und haben fluchtartig den Rückzug gegen Lub­lin angetreten. (W T. V.)