ij
V
! !
det von Feinden da, fest wie der Fels im Meer. — Die „Deutsche Tageszeitung" führt aus: Treue, unbegrenzte Waffenbrüderschaft zur See wie zu Lande, das kennzeichnet unser Bündnis und unsere Freundschaft mit der Doppelmonarchie.
Aus Oesterreich.
Wien, 25. Aug. Die fortgesetzten lügenhaften Meldungen über Siege der serbischen Truppen bedürfen keines neuen Dementis. Äe sind durch den gestrigen Bericht hinreichend widerlegt. Der aus dem Äalkankrieg bereits hinlänglich bekannte Versuch, nunmehr auch der österreichisch-ungarischen Armee Verletzungen des Völkerrechts und sogar Grausamkeiten gegen Nichtkombattanten zuzuschieben, wird in der gesamten gesitteten Welt mit umso größerer Entrüstung zurllckgewiesen werden, als er nur ein plumper Versuch ist, die Aufmerksamkeit des Auslandes von dem unerhörten Vorgehen regulärer serbischer Truppen und Komitazzis gegen Verwundete, gegen Sanitätsambulanzen, ja selbst gegen die im Dienst stehenden Militärärzte abzulenken. Die wiederholt gemeldete Tatsache, daß selbst serbische Frauen aus dem Hinterhalt auf unsere Truppen geschossen und erschöpften Soldaten vergiftetes Wasser reichten, wird durch noch so schamlose Lügen nicht aus der Welt geschafft.
Wien, 25. Aug. Im Anschluß an die Mitteilungen des Wiener K. K. Korresp.-Bureaus über den Kleinen Kreuzer Zenta wird der Korrespondenz Wilhelm privat mitgeteilt: Vom Geist Tegetthofs beseelt, hat diese Nußschale gewagt, im offenen Meer sich mit vielleicht 50facher Uebermacht in einen Kamps einzulassen, bestrebt, dem Feinde, auch sicheren Untergang vor Augen, möglichst viel Schaden zuzufllgen. Dies scheint dem kleinen Kreuzer und seiner heldenhaften Besatzung auch gelungen zu sein. Die französischen Schiffe haben auch durch die wackere Zenta Schaden erlitten, wenn auch dessen Umfang sich nicht einmal annähernd feststellen läßt. Die etwa 150 Mann, die sich an die montenegrinische Küste retteten, werden wohl in Montenegro kriegsgefangen sein. Auch die französischen Schlachtschiffe werden wohl einen Teil der Bemannung der Zenta gerettet haben. Nach internationalem Übereinkommen müssen die Namen der Geretteten unserer Marine bald bekannt gegeben werden. Diese in der Geschichte unserer Flotte unvergängliche Tat zeigt, von welchem Geist die Marine beseelt ist.
Französisch-englische Schurkereien.
Berlin, 24. Ang. Laut einer aus Palermo eingetroffenen Drahtmeldung des kaiserlichen Geschäftsträgers in Tanger hat diesem die marokkanische Regierung am 19. August seine Pässe zugestellt und ihn mit dem gesamten Personal der Gesandtschaft überraschend und gewaltsam an Bord des französischen Kreuzers „Cassard" geschafft, um sie nach Palermo zu transportieren. — Dieser brutale Ueberfall in der Hauptstadt der internationalen Zone Marokkos, in der die diplomatischen Vertreter der Signatarmächte der Algeciras-Akte noch heute die Kontrolle der Regierung ausüben, bedeutet seitens Marokkos und Frankreichs einen derartigen unerhörten Bruch des Völkerrechts, wie er in der Geschichte kaum ärger vorgekommen sein dürfte. Daß dieser Eewaltstreich nur mit Zustimmung Englands möglich war, versteht sich bei der Lage Gibraltars von selbst, desselben England, das seine Kriegserklärung gegen uns mit seinem Eintreten für die Unverletzlichkeit internationaler Verträge beschönigte.
Gedrückte Stimmung in Paris.
Ein Bericht des „Daily Telegraph" aus Paris schildert die dumpfe Stimmung auf den Boulevards, wo keine patriotischen Kundgebungen, kein Verkauf von Karrikaturen mehr stattfindet. Die. Kaffeehäuser müssen um 8 Uhr, die Restaurants um halb 9 Uhr schließen. Alle Theater sind geschlossen, alle Straßen leer. Die Leute betonen den Unterschied gegen die Stimmung von 1870.
Die Züricher Blätter lassen sich aus Paris berichten, daß dortselbst noch über 3000 Deutsche in schmachvoller Gefangenschaft gehalten werden, daß unter den Gefangenen grenzenlose Not und Verzweiflung herrsche und daß die Pariser Behörden den Unglücklichen nicht das Allernotwendigste zum Leben geben lassen. Das Obdach der Deutschen seien geleerte Pferdeställe der Munizipalgarde. Und wie geht es den Franzosen bei uns?
Französische Kampfesweise.
Berlin, 26. Aug. Ueber die Kampfesweise der Franzosen äußert sich in einem Brief ein bayerischer Fliegeroffizier. Die Franzosen liegen fast immer in gut gedeckten Stellungen unsichtbar und geben auf unsere herankommenden Soldaten aus ziemlicher Nähe dann ein wütendes Salvenfeuer ab. Wenn unsere Leute dann nicht zurückgehen, sondern nach
kurzem Feuer mit dem Bajonett attackieren, laufen sie unter Zurücklassung des Tornisters, des Gewehrs und eventuell auch des Rocks davon, zuerst die Offiziere. Aus einem anderen Feldbrief geht hervor, daß die französische Artillerie recht schlecht schießt. 50—60°/» der Granaten sollen beim Aufschlagen überhaupt nicht zünden. Anscheinend handelt es sich dabei um das bekannte 8-Pulver.
Die Türkei und England.
Konstantinopel, 24. Aug. Eine Erklärung des englischen Botschafters betr. die eventuelle Rückgabe der Dreadnoughts Sultan Osman und Reschadie befriedigt die öffentliche Meinung nicht. Die türkische Regierung und die Presse erklärten einstimmig, daß England, wenn es die Schande der widerrechtlichen Beschlagnahme löschen und den in der muselmanischen Welt hervorgerufenen schlechten Eindruck verwischen wolle, die Schiffe sofort und nicht erst nach dem Krieg zurückgeben muffe. Ein Offizier, der gestern an Bord des Reschid Pascha hierher zurückgekehrt ist, hat einem Berichterstatter gegenüber erklärt, England habe die beiden Dreadnonghts beschlagnahmt, als der Krieg an Deutschland noch nicht erklärt worden war. Die Beschlagnahme sei daher in keiner Weise gerechtfertigt, insbesondere, da England kein anderes in Bau befindliches Kriegsschiff beschlagnahmt habe. Der Offizier sagte weiter. die Probefahrt des Sultan Osman habe eine Geschwindigkeit von mehr als 24 Knoten ergeben. Die Reschadie dürfte gegenwärtig vollständig fertig sein. Der Transportdampfer Reschid Pascha wurde während seiner Ueberfahrt dreimal von der englischen und der französischen Flotte angehalten, aber sofort wieder frei gelassen. Mit dem Dampfer Reschid ! Pascha sind mehrere ottomanische Untertanen und Studenten angekommen, die England hatten verlassen müssen. Sie schildern die innere Lage in England als schlecht. Da die öffentliche Meinung gegen den Krieg sei, wachse die Opposition täglich an und die Gefahr von Arbeiterrevolten drohe unmittelbar.
Wie die deutschen Barbaren in Brüssel Hausen!
Der Korrespondent der „Times" in Brüssel meldet, daß der deutsche General von Arnim mit dem Bürgermeister Max folgendes vereinbart habe: Freien Durchzug der deutschen Truppen. 3000 Mann deutsche Besatzung bleiben in Brüssel, die Requisitionen werden in bar bezahlt, Privat- und öffentliches Eigentum wird geschont. Die Gemeindeverwaltung bleibt ohne deutsche Kontrolle. Der Bürgermeister behält die Oberleitung der Brüsseler Polizei. Die Deutschen stellten den Dienst der Straßenbahn, der Post und des Telephons wieder her, ebenso den Eisenbahndienst mit Lüttich und die Telegraphenverbindung mit Deutschland. Sie ließen die belgischen Fahnen ruhig am Rathaus und an den Privatbauten. Das Erscheinen der Zeitungen wurde eingestellt. Zahlreiche Deutsche fragen an, ob sie nach Brüssel zurückkehren können, wovon aber wegen der stattfindenden kriegerischen Operationen vorläufig abzuraten ist.
Ein holländisches Urteil über unsere Soldaten.
Ein gelegentlicher Mitarbeiter des Allgemeen Handelsblad schildert die Eindrücke auf einer Wanderung nach Lixhe und Vise. Er schreibt: Der erste Eindruck ist der: Wo kriegen die Deutschen in des Himmels Namen all die Soldaten her! Es ist, als ob es nimmer aufhört. Immer mehr werden aus Aachen herbeigeführt. Mit wunderbarer Schnelligkeit ziehen die Kerle durch, und die Sachen sind allemal so prächtig in Ordnung. Die Mannschaften sind glänzend versorgt und ausgerüstet. Kilometerlang fahren die Wagen und Trains ständig durch, ohne Gedränge, ohne Geschrei, in größtmöglicher Ruhe und Gelassenheit. Jedesmal wird es wieder deutlich, daß man nichts den Umständen oder dem Zufall überlassen hat. Da muß ein im voraus bis in alle Einzelheiten festgelegter Plan vorhanden sein, der nun ruhig und vollkommen sicher ausgefllhrt wird. Zum Schluß paßt alles ineinander wie der Deckel auf der Dose. Und doch weiß keiner das geringste von dem, was in der folgenden Stunde geschehen wird. Die Leute wissen nicht, wohin sie sogleich geschickt werden sollen, wo sie am Abend sein werden — sie arbeiten wie Maschinen, durchaus regelmäßig und sicher. Sie haben die Ueber- zeugung, daß der Feldzugsplan durchgeführt werden wird, weil er nun einmal so feststeht. Und letzten Endes sind es doch Kerle, vor denen man Achtung haben muß, vor Offizieren wie vor Soldaten. Sie gehen voran buchstäblich mit Todesverachtung, ohne doch deshalb gefühllos zu sein. Zu wiederholten Malen fragten sie mich, ob ich die Zahl der Toten und Verwundeten kenne, wie es den Verwundeten geht, ob sie gut verpflegt werden u.s.w. Und manchmal höre ich wohl auch etwas wie ein in einem Fluch ersticktes Schluchzen über all das entsetzliche Elend des Krieges.
Englische Proteste gegen England.
Lewis Hamilton, Dozent am Orientalischen Seminar der Berliner Universität, sendet der „Voss Zeitg." eine Zuschrift, in der er feststellt, daß die in Berlin lebenden Engländer mit der größten Zuvorkommenheit behandelt werden und gar nicht den Wunsch haben, Berlin zu verlassen, und in der er dann bekennt: „Jeder Brite, der Deutschland kennt seine Friedensliebe und seinen Wunsch nach Eerech tigkeit, ist empört über Englands Abenteurerpolitik Wäre es den Herren Politikern in Großbritannien vergönnt wie uns, Jahre lang hier im Lande zu sehen, wie Jungens von 15 und 16 Jahren stundenlang mit schwerem Gewehr unter den Brücken stehen um auch ihr Teil zum Schutze des Landes beizutragen, wie weißhaarige Männer sich in Uniform werfen, um ihr Land bis aufs letzte zu verteidigen dann würden sie wissen, daß hier die Stimme der berechtigten Empörung gegen einen schamlosen Ueberfall spricht. Daß Germanen — denn das sind wir Engländer — mit Franzosen, Slawen und Mongolen gegen ihre Blutsverwandten kämpfen, das hätte kein Brite, welcher hier in Frieden und Ruhe gelebt hat, sich träumen lassen. Ich kann nur die Worte eines bekannten Engländers hier in Berlin wiederholen, welcher mir sagte: „Das ist nicht mehr das England, welches wir in unserer Jugend kannten!" Hoffentlich wird man bald in England die Wahrheit kennen lernen, wie Deutschland seine „Feinde" behandelt. Ich schreibe „Feinde" in Anführungsstrichen, denn kein ansässiger Brite in Deutschland ist ein Feind Deutschlands sondern ein dankbarer Mitbürger."
Die Russen zur Zeit voll Menschlichkeit gegen Polen und Juden.
Das „Fremdenblatt" schreibt in Besprechung des Erlasses des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch an die Polen: Die Rolle des Großfürsten, der als Befreier der Polen nicht nur innerhalb der Grenzen Rußlands, sondern auch derjenigen Oesterreichs und Preußens auftritt, ist die blutigste Satire auf alles, was Rußland seit 150 Jahren getan hat, und llber- bietet alles, was jemals an politischer Heuchelei und Verdrehung der Tatsachen in ihr Gegenteil geleistet worden ist. Wenn der Großfürst den Polen zuruft, daß das russische Heer ihnen die glückliche Nachricht von der Versöhnung mit Rußland bringe, auf die sie so lange gehofft hätten, woher kommt es, daß die russische Regierung nicht schon längst im eigenen Haus mit der Befreiung angefangen hat? Erst die Proklamation der österreichisch-ungarischen und preußischen Armee, die den Polen die Befreiung von moskowi- tischem Joch angekündigt haben, haben das großmütige Gefühl des russischen Großfürsten geweck. Jahrzehntelang waren die Polen ein fremdes Volk wie die Ukrainer, Finnländer. Deutsch-Russen, Juden, Armenier, Kaukasier. Mit einem Schlag sind sie liebe Brüder geworden, die unter dem Szepter des Zaren frei aufleben werden. Der russische Oberbefehlshaber muß sich sehr wenig sicher fühlen, wenn er mit einer Kundgebung hervortritt, die kein ehrlicher Russe lesen kann, ohne zu erröten. Seine kühne Behauptung, daß die russischen Heere im Vorrücken sind, sind der Proklamation würdig. Die russischen Truppen sind in ihrer großen Mehrheit auf dem Rückzug begriffen, und nach dem Zeugnis des Großfürsten ist ebenso die russische Politik im Innern auf dem Rückzug begriffen, auf einem Rückzug in vollster Panik.
Karlsruhe. 25. Aug. Auf dem Schloßplatz wurden gestern 12 französische Kanonen mit den dazugehörigen Munitionswagen und Protzen, die von badischen Truppen erbeutet worden waren, aufgestellt.
Straßburg, 26. Aug. Vor dem Kaiserpalast stehen nunmehr insgesamt 9 erbeutete französische Geschütze, nachdem die zuerst eingebrachten, bei Mühlhausen dem Feind abgenommenen vier Feldgeschütze seit gestern um weitere aus den Kämpfen im Weilertal herrührende Kanonen vermehrt worden sind. Die Bayern haben vergangene Nacht ein französisches Feldzeichen hier eingebracht, das zunächst im Gouvernement aufbewahrt ist.
Sofia, 22. Aug. Die Direktion der Oefftstd lichen Schuld erläßt folgende Erklärung: Mit Rücksicht auf den europäischen Krieg, welcher die Post- Verbindungen unterbrochen und jeden internatro- nalen Eeldverkehr unmöglich gemacht hat, teilt die Direktion der öffentlichen bulgarischen Schuld den Besitzern bulgarischer Schatzscheine, die im Ausland bei der Banque de Paris und des Pays-Bas oder in anderen Banken zahlbar sind, mit, daß sie von heute ab bis zur anderweitigen Regelung bei der Nationalbank in Sofia den Betrag der fälligen Schatzscheine zu ihrer Verfügung hält, welchen dre Interessenten jederzeit gegen Rückgabe der Schatzscheine abheben können.