Nachahmungswerte Opferwilligkeit.

Dieser Tage kam zu einer hiesigen Sammel­stelle eine alte, von ihrer Hände Arbeit sich nährende Witwe und übergab unter Thränen und mit den herzlichsten Wünschen für gute Erfolge unserer im Felde stehenden Truppen eine goldene, aus 2. je 2'/, Dollargoldstücken gefaßte Brosche für das Rote Kreuz Sonst hatte sie nichts Wertvolles, dieses Schmuckstück aber, das sie von ihren Kindern in Amerika als Geschenk erhalten habe» wolle sie in dieser ernsten Zeit nicht mehr tragen und lege es deshalb gerne auf den Altar des Vaterlands. Hut ab vor solcher Opferwtlligkeit und Vaterlandsliebe!

Der Ausschuß der hiesigen Bürgergesellschaft hat beschlossen, von dem bescheidenen Eesellichafts- vermögen 200^ fürs Rote Kreuz und 200^ für Unterstützung der Familien Ausmarschierter zu ver­wenden. Denselben Zwecken führte der hiesige Turn­verein je 100^// aus seinem geringen Vermögen zu, während weitere 200 ^ zu Liebesgaben an die im Felde stehenden zahlreichen Vereinsangehörigen verwendet werden sollen.

Württ. Verlustliste Nr. 2.

Unsere wackeren 126 er in Straßburg, die die ersten iranzösischen Geschütze eroberten, füllen die ganze 2. württ. Verlustliste mit 336 Namen aus; aus Württemberg selbst stammen 21 Tote, 121 Ver­wundete, 98 Vermißte, 1 Gefangener und 13 Er­krankte und darf die Zahl der Toten als verhält­nismäßig gering bezeichnet werden. An den betr Verlusten sind 54 Oberamtsbezirke beteiligt und War hauptsächlich Freudenstadt, Horb, Oberndorf, Stuttgart-Stadt und Sulz; keine Verluste hatten die Bezirke Aalen, Ellwangen, Gerabronn, Laup- heiin. Marbach, Riedlingen, Ulm, Urach, Waiblingen und Wangen i. Allg.

Versorgung der Hinterbliebenen mit Pension.

Die Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern erhalten die gesetzlich zustehenden Pensions- und Versorgungsgebührnisse durch die zuständigen Stellen bewilligt, ohne daß es eines besonderen Antrags bedarf.

Ausnahmetarife für Brot, Getreide und Kartoffeln.

Aus Anlaß des Kriegsausbruchs ist vom heu­tigen Tage ab zur gleichmäßigen Versorgung Deutsch­lands mit Brot, Getreide und Kartoffeln ein für das ganze Reich gültiger Ausnahmetarif in Kraft getreten, der die Fracht für das Brot und Getreide auf Entfernungen über 400 Km, für frische Kartoffeln auf Entfernungen über 150 Km ermäßigt.

Rottweil, 25. Aug. Das Anwesen des Ehepaars Caspar und Maria Digeser in Böhringen ist auf dis jetzt noch nicht aufgeklärte Weise einem Brand zum Opfer gefallen. Der Schaden ist umsogrößer, als das abgebrannte Gebäude vor wenigen Wochen von dem Neuvermählten Paar einer Reparatur unterzogen wurde und die Anmeldung zur Feuer­versicherung noch nicht erfolgt ist. Die Aussteuer der jungen Frau konnte jedoch großen Teils geret­tet werden.

Stuttgart, 22. Aug. Das stellvertretende Ee- neralkomando gibt hiermit bekannt, daß aus mili­tärischen Gründen Briefsendungen an die im Felde befindlichen Truppen vor Mitte dieses Monats nicht bestellt werden konnten. Die Beförderung ist jedoch seit einigen Tagen im Gange und es besteht kein Zweifel, daß die Bestellung der Sendungen nun­mehr regelmäßig erfolgen wird.

Heilbronn, 26. Aug. Die Heilbronner Stadt­farben haben die jetzt unangenehme Eigenschaft, daß sie den gegnerischen Farben gleichen. Sie sind nämlich rot-weiß-blau. Aus diesen drei Farben setzen sich die Fahnen fast sämtlicher Feinde Deutsch­lands zusammen; nämlich Frankreich : blau-weiß-rot, Rußland: weiß-rot-blau, England: rot-weitz-blau, Serbien: rot-blau-weiß. Japan zeigt weiß-rot, Belgien: schwarz-gelb-rot. Man hat daher bei Be­legung nur ganz wenige Fahnen in den Stadt- strben gesehen. Die meisten bestanden aus den Reichs- und Landesfarben

Münsingen, 23. Aug. Gestern vormittag kamen auf dem hiesigen Bahnhof 80V französische Gefangene an und wurden unter militärischer Bedeckung ins Barakenlager transportiert. Weitere 1200 sind abends gefolgt. Eine große Anzahl Neugieriger von hier und den umliegenden Gemeinden hatte sich am Bahnhof und in der Hauptstraße der Stadt aufgestellt, um die ankommenden französischen Ee- fangenen, die nicht den besten Eindruck machten, lstch anzusehen.

Weitere Nachrichten.

Zur Papstwahl.

Rom, 24. Aug. Wie die Tribuns meldet, hat der Camerlengo die formelle Zusicherung gegeben, daß das Konklave nicht später als am 31. August zusammentreten wird. Man nimmt an, daß das Konklave kurz ist und der Papst am 3. oder 4. September gewählt sein müsse.

Deutschlands Außenhandel während des Krieges.

Berlin, 25. Aug. Die Nordd. Allgem. Zeitung schreibt: Eine der entscheidendsten Wirkungen des Weltkrieges ist die Unterbindung des Warenaus­tausches zwischen kriegführenden Staaten. Der ge­waltige Außenhandel Deutschlands mit den ihm im Kriege gegenüberstehenden Staaten beläuft sich auf viele Milliarden. Durch die plötzliche Lahmlegung der gegenseitigen Handelsbeziehungen leiden unsere Feinde zum Teil noch schwerer, als wir selbst, da sie ihren besten Kunden verloren haben. Doch auch wir werden hart betroffen. Umso mehr müssen wir da­rauf bedacht sein, den Handel mit dem neutralen Ausland aufrecht zu erhalten, nachdem der Eisen­bahnfrachtverkehr wieder ausgenommen worden ist. In manchen Kreisen scheint, soweit der überseeische Handel in Frage kommt, die veränderte Sachlage Ratlosigkeit erzeugt zu haben, da der altgewöhnte Warentransport über deutsche Häfen und mit deut­schen Schiffen ungangbar geworden ist, wenigstens für den außereuropäischen Verkehr. Diese Sorge entbehrt aber der Begründung. Es wird eben darauf ankom­men, Transportwege über neutrale Länder zu finden. Einige dieser Länder haben dem Bedürfnis der Zeit nach Errichtung neuer Schiffahrtslinien bereits Rech­nung getragen. So wird jeden Samstag in Rotter­dam ein Schiff nach Newyork abgefertigt. Auch in Schweden ist eine überseeische Schiffahrtsverbindung eröffnet worden, die von Gotenburg ausgeht. Der erste für Brasilien bestimmte Dampfer verläßt Eo- tenburg am 24. August und läuft Christiania am 27. August an. Auch steht der Weg über Genua offen. Ein weiterer Weg ist der über Kopenhagen, auf den ganz besonders aufmerksam gemacht wird. Auch Ber­gen, Christiania, Stockholm sind Ausgangspunkte überseeischer Dampferlinien. Es wird Sache unserer Industriellen sein, sich im einzelnen bei den Spedi­teuren darüber zu erkundigen, wie die neuen Ver­kehrswege nutzbar gemacht werden können. Es ist richtig, daß der Ausfuhr auch die aus Anlaß des Krieges notwendig gewordenen Ausfuhrverbote ihrem Wortlaut nach vielfach entgegenstehen. Es ist indessen in allen bezüglichen Anordnungen des Bun­desrates dem Reichskanzler die Ermächtigung gegeben worden, von dem Ausfuhrverbot Ausnahmen zu ge­statten. Wir haben guten Grund zu der Annahme, daß die Reichsleitung von dieser Ermächtigung den umfassendsten Gebrauch wachen wird, insoweit es nur mit den militärischen Interessen irgendwie vereinbar ist.. Bei dieser Sachlage kann unserer Exportindustrie nur dringend geraten werden, nicht die Hände in den Schoß zu legen, sondern alles daran zu seßen, die zur Aufrechterhaltung unserer Ausfuhr gebotenen Ge­legenheiten in vollem Umfang auszunützen.

Vermischtes.

Jungfer Lüttich.

Melodie: Prinz Eugenius, der edle Ritter. Und das war der Herr von Emmich,

Dieser sprach:Die Festung nehm' ich,

Jungfer, mach den Laden auf.

Heißgeliebte Jungfer Lüttich,

Laß mich ein zu dir, ich bitt' dich,

Hochzeitsgäste warten drauf."

Doch die Fungier Lüttich süße,

Wollte nicht Herrn Emmichs Grüße.

Wollt' ein' andern Ehgemahl;

Einen andern, einen Franzen,

Wollt' nur mit dem Schranzen tanzen,

Der sich durch das Psörtlein stahl.

Aber sprach der Herr von Emmich:

Deine Hochzeitstüre stemm' ich",

Gab das Zeichen zu dem Tanz.

Und mit Fetzen und mit Scherben Tat er um die Fungfrau werben,

Schoß ihr ab den Hochzeitskranz.

Blümlein warf er an die Mauer,

Rosen blühten rot, mit Schauer Zuckten Hochzeitsfackeln auf.

Ja. das war ein herzhaft Schießen Und ein großes Blutvergießen Bei der Hochzeit und der Tauf'.

Herr von Emmich mag nicht spassen,

Tat sie um die Taille fassen:

Fräulein Lüttich schrie vor Lust,

Und sie hat sich ihm ergeben In dem Jahr, in dem wir leben,

An dem siebenten August.

?. Ansgar Pöllmann.

Gefangene Franzosen und deutsche Dämchen

Ist es Neugierde, ist es Eitelkeit, ist es Dumm­heit? Wohl alle dreiTugenden" zusammen, ver­bunden mit entehrender Schamlosigkeit und erbärm­licher Charakterlosigkeit, wenn deutsche Frauen und deutsche Mädchen in ihrer so falsch angebrachten Hu- manitätsduselei sich soweit vergessen, französische Kriegsgefangene mit allerlei Leckerbissen und Lie­besgaben zu verhätscheln, während unsere Söhne, Väter und Brüder ihr Herzblut für uns und unser deutsches Vaterland dahingeben. So gestern gesche­hen im Evangelischen Vereinshaus in der Furtbach- straße, wo eine Anzahl der Erbfeinde unseres Vater­landes untergebracht sind. Schon wiederholen sich jene schmachvollen Vorgänge des Jahres 1870, wo deutsche Mädchen zu uns gekommene gefangene Fran­zosen gegenüber den eigenen Landsleuten in aller möglichen Weise bevorzugt haben. Dieses an Bater- landsverrat grenzende Verhalten gewissenloser Frauenspersonen hat auch bereits eine Flut von Zu­schriften, meist von Seiten der eigenen Geschlechts­genossinnen, an die hiesige gesamte Tagespresse zur Folge gehabt, die alle in der schärfsten Verurteilung dieses unedlen Gebahrens übereinstimmen. Daß ein energischer Protest dagegen notwendig ist, zeigt eine Mitteilung aus dem Neuen Tagblatt: Auf dem Bal­kon des Wilhelmsbaus standen am Donnerstag zahl­reiche Gäste, die den die Königsstraße heraufkom­menden Transport der Verwundeten erwarteten. ZweiDamen" in hochgradiger Aufregung:Ach, jetzt kommen die Franzosen!", als keine dabei ent­deckt wurden, lautete der enttäuschte Ausruf:Ach, es sind nur Unsere!". Eine Dame hatte die Dreistig­keit im Vereinshaus telephonisch anzufragen, ob es gestattet sei, den Franzosen Rosen zu bringen. Sie mußte sich aber mit einer entsprechenden Rückant­wort zufrieden geben. Nach der Ankunft der Gefan­genen standen vor dem Vereinshaus junge Mädchen mit Blumen und Süßigkeiten für dieritterlichen Franzosen". Haben denn diese Damen kein Verständ­nis dafür, wie erniedrigend, wie ekelerreaend, wie gemein ihr Betragen in den Augen jedes Deutschen ist? Denken sie nicht daran, wie unsere deutschen Brü­der, die für unser heißgeliebtes, stark bedrängtes Vaterland, für ihre heimatliche Scholle, sich den Franzosenkugeln aussetzen, gerade in den letzten Ta­gen der unstillbaren Rachsucht unserer Feinde in Frankreich und Belgien preisgegeben waren. Man sollte meinen, gerade aus den schauerlichen Erleb­nissen der letzten Woche, wo sogar Frauen heimtück­ischer Weise Kübel siedenden Wassers auf unsere bra­ven Truppen gegossen haben, sollten unsere deutschen Mitschwestern umgelernt und ihre unangebrachte französische Verehrung aufgegeben haben. Soll nicht in erster Linie ihnen, die gerne bereit sind, für unser bedrohtes Vaterland ihr Blut zu verspritzen, unsere Fürsorge und Pflege Vorbehalten sein; glaubt da im Ernst jemand, daß unseren verwundeten Soldaten irgendwo im Feindesland ebenso gehuldigt wird. Scham und Zornröte soll jeder deutschen Frau ins Gesicht steigen, wenn sie von solchen Liebesbeweisen hört. Man sollte jetzt endlich erwarten können, daß der so plötzlich über uns gekommene Krieg auch denen endlich die Augen öffnet, die sich seither in der Be­wunderung alldessen, was vom Ausland kam, nicht genug tun konnten. Das Benehmen dieser Frauen ist keine christliche Nächstenliebe; zeigen wir sie lieber in der Pflege armer Kinder von kinderreichen Fami­lien, die zum Teil schon jetzt ihren Ernährer verloren haben. Wie wäre es, wenn die Behörden hier ein- schreiten und diesen Frauen die nationale Würde Selbstachtung wieder in Erinnerung bringen wür­den, wenn anders sie nicht haben wollen, daß als Vaterlands-Verleugner ihre Namen öffentlich an den Pranger gestellt werden. Sind denn dies« Kriegs­gefangenen für uns angenehme und willkommene Gäste? Wir dürfen übrigens überzeugt sein, daß di« Heeresverwaltung ihnen in ihrem Gewahrsam keine unwürdige Behandlung zuteil werden laßt, wie das vielfach unseren Soldaten im Feindesland beoor- stehen dürft«; aber die Gefangenschaft darf kein Er­holungsaufenthalt sein, mit allen möglichen Genüs­sen und Bequemlichkeit. Also fort mit diesem scham­losen Treiben, das im Keim erstickt werden muß, da­mit wir nicht die Verachtung der ganzen kultivierten Welt au f uns laden ._

Für die Schriftl. verantwortlich: I. V. vr. P. Nadig. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei

Das Kasein der Kuhmilch gerinnt in schwer ver­dauliche Klumpen, die der Säuglingsmagen zu be­wältigen kaum imstande ist. Tritt zu diesem Nachteil noch der Umstand, daß die Milch im Sommer leicht säuert, so rückt die Gefahr der Magen- und Darm­krankheiten immer näher. Die in Nestle's Kinder­mehl enthaltene Milch der gesunden Alpenkühe ist bei der Fabrikation so behandelt, daß sie feinflockig ge­rinnt, derartige Krankheiten verhütet, vom zartesten Säuglingsmagen vollständig verdaut und vertragen wird.

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