Gegründet 187?

Hegrün-et 1877

.Aus öen

Tannen

ME

M.^'

LMLL»^

,v^

Mgem. Anzeiger für die Bezirke Nagold. Calw u. Freudenstadt Amtsblatt für den Bezirk Nagold u. Altensteig-Stadt

»kr teleph. erteilte Aufträge übernehmen wir keine Gewähr. Radalt nach Tarif, der jedoch bei Bezugspreis: Monatl. durch Post 1.SI °K, durch Agent. 1.40 ^l, die Einzelnummer kostet 1« Pfa'

«richtl. Tintreib. od. Konkursen hinfällig wird. Erfüllungsort Altensteig. Gerichtsstand Nagold. Bei Nichterscheinen der Zeitung infolge höh. Gewalt od. Betriebsstörung besteht kein Anspruch auk

-»zelgenprei«: Die einspaltige Zeile oder deren Raum 18 Psg.. die Neklamezeile IS Psg. Lieferung der Zeitung / Psstscheck-Konto Stuttgart 8780 / Telegr.-Adr.:Tannenblatt" / Tel 321

Nummer 135

Altensteig. Mittwoch» den 14. Juni 1933

3«hr««»I

Außenminister Reihere von Neurath

auf -er WeltwirWaMonsereliz

Sie AcbellMenslvllichl ln Genf verboten

Eens. 13 Juni. Das technische Komitee des Effektivausschusses rer Abrüstungskonferenz hat seine Beratungen über die oor- Militärische und auhermilitärische Ausbildung mit der Annahme eines Berichtes abgeschlossen. In diesem Bericht wird u. a. ge­jagt daß das allgemeine Verbot der nachmilitärischen Ausbildung auf den von Deutschland eingeführten obligatorische« Arbeits­dienst auszudehnen sei. Der deutsche Vertreter hat hiergegen Verwahrung eingelegt.

ßd

Ein absurder Beschluß -es Effektivausschusses der Abrüstungskonferenz

Berlin» 13. Juni. Der gestrige Beschluß des Effektivaus- fchusses der Abrüstungskonferenz, in dem auf französischen An­trag ein Verbot der Arbeitsdienstpflicht gefordert wird, wird in Berliner politischen Kreisen als völlig absurd bezeichnet. Ein solcher Beschluß gegen die Möglichkeit von Arbeitsbeschaffung muß im Augenblick um so unsinniger wirken, in dem gleichzeitig in London die führenden Staatsmänner der Welt zusammen- ireten, um der nicht zuletzt durch die Arbeitslosigkeit entstan­denen Weltnotlage zu steuern.

In politischen Kreisen betrachtet man die durch diesen Be­schluß entstandene Situation durchaus ruhig und nüchtern und weist darauf hin, daß sich die Eeneralkommission noch einmal mit der ganzen Angelegenheit beschäftigen wird.

Die Einführung der Arbeitsdienstpflicht bedeutet für den neuen Staat ein dringendes Erfordernis, um die männliche deutsche Jugend für die Handarbeit zu erziehen. Die Dienst­pflicht ist darüber hinaus vor allem erforderlich, um der deut­schen Wirtschaft Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen insbesondere um durch vorteilhaftere Ausnutzung des Bodens die lebensnot­wendige Ernährungsbasis herzustellen, die der Versailler Ver­trag im Osten uns geraubt hat.

Mlhläge für den ständischen Ausbau de- Kaadwerkö

Berlin, 13. Juni. Reichswirtschaftsminister Dr. Hugen- berg hatte dem Generalsekretär des Deutschen Handwerks- und Eewerbekammerrages, Dr. Meusch (Hannover) den Auftrag erteilt, einen Entwurf über die Reichshandwerksordnung vor­zulegen. Nach dem nun vorliegenden Entwurf, zu dem die Re­gierung noch nicht Stellung genommen hat. soll der Aufbau der Etaiidesorganisatlon sich nach fachlicher Grundlage vollziehen. Die Berussgenossen des Handwerks auf der Seite der selbständi­gen Meister und Betriebe werden in Pflichtinnungen und die in den Betrieben beschäftigten Gesellen und sonstigen Arbeitnehmer in Pflichtgesellschaften zusammenge­schlossen

Entscheidend ist aber nicht nur die Schaffung dieser beiden aus Pflichtzugehörigkeit der Mitglieder aufgebauten Säulen, son­dern die verbindende Gemeinschaftsarbeit in einer Gemeinschafts- Vertretung, die die BezeichnungAmt" erhalten soll. Etwaige Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern hat die Echlichterkammer bei der Handwerkskammer zu entscheiden. So­wohl das Amt als auch die Schlichterkammer werden gleichmäßig besetzt werden. Die Innung unterliegt der Aufsicht des Bezirks­fachverbandes. in der Beschwerdeinstanz der Handwerkskammer, der Bezirkssachverband unterliegt der Aufsicht des Reichssachver- bandes. in der Beschweröeinstanz dem Reichsstand des Deutschen Handwerks. Die berufsständische Vertretung liegt den Hand­werkskammern ob, die für ein bestimmtes Wirtschaftsgebiet (Wirtschastsprovinz) errichtet werden. Träger der Handwerks­kammern sind die im Wirtschaftsgebiet vorhandenen Bezirksfach- verbände und Bezirksgesellenschaften. Auf diesen Körper baut sich der Reichsstand des Deutschen Handwerks auf. Der Reichs­stand übernimmt die Verpflichtung gegen den Staat und die Reichsregrerung. die volkswirtschaftlichen und sozialwirtschaft- lichen Obliegenheiten des gesamten deutschen Handwerks in den ^rsamtrahmen der Wirtschaft und des Staates einzuordnen.

8rginn -er in London

London. 13. Juni. Die Verhandlungen über die deutschen Still- ^iiabkommen wurden heute in London mit einer allgemeinen Erörterung des deutschen Schuldenproblems erörtert. Der stärkste -Widerstund dürfte nach wie vor nicht so sehr von englischer Seite. ^Mnien als vielmehr von reiten der holländischen und schweize­rischen Vertreter. Die englischen Vertreter vertreten die Ansicht, baß es ,ni Interesse des deutschen Kredites vor allem notwendig s". den Zinsendienst aufrecht zu erhalten, wären andererseits zu "Handlungen über die Höhe des Zinsendienstes bereit

In der Nachmittagsfitzung der Weltwirtschastskonferenz hielt der deutsche Reichsaußenminister Freiherr von Neurath folgende, mit größter Aufmerksamkeit von den Delegationen angebörts Rede:

Wir stehen unter dem Eindruck der bedeutungsvollen Worte, die S. M. der König an uns zu richten geruhte Die deutsche Delegation entbietet Seiner Majestät ihren ehrerbietigsten Dank dafür und die Versicherung, daß die deutsche Delegation im Gei­sts seiner Worte an die Konferenzarbeiren berantreten wird.

Ich möchte diese erste Gelegenheit auch dazu benutzen, um der Erobbritannischen Regierung meiner Regierung Dank auszu- fprechen für die Initiative, die sie bei der Einberufung und der Vorbereitung dieser Konferenz ergriffen bat. und für die herz­liche Begrüßung, die der englische Ministerpräsident Macdonald, unser hochverehrter Präsident, uns gewidmet hat. Möge die Konferenz sich dieser großen Initiative durch einen erfolgreichen Verlauf wert erweisen.

Herr Präsident, ich folge Ihrem Beispiel und nehme wie Sie in der Generaldebatte Abstand davon, die Gründe zu untersu­chen. die zu der heutigen Zerrüttung der Weltwirtschaft geführt haben. In den Jahren, seitdem die Krise die Welt belastet, ist darüber außerordentlich viel gesprochen worden. Diese Gründe liegen ja nicht lediglich auf wirtschaftlichem Gebiet und es wird dadurch nicht leichter, daß einer den anderen zu einer veränder­ten Auffassung zu bekehren versucht, wir müssen die Aufgaben der Konferenz vielmehr mit Ihnen, Herr Präsident, darin er­blicken. praktische Arbeit für die Zukunft zu leiste«.

Als Vertreter der deutschen Regierung sehe ich deshalb auch ganz davon ab, über die besondere Notlage Deutschlands Ausführungen zu machen. Ich werde mich vielmehr Kur auf ei­nige allgemeine Bemerkungen über die deutsche Haltung zu den die Konferenz beschäftigenden Problemen beschränken. Wir er­blicken in der Zusammenkunft der Regierungen aller Staaten der Erde gerade den Vorteil, bei vorbehaltloser Darlegung der großen Schwierigkeiten für sie Verständnis zu wecken. So wird man auf der Grundlage der wieder in Ordnung gebrachten Na­tionalwirtschaft die Bausteine für die Verbindung mit den übri­gen Völkern der Welt schaffen. Wir müssen uns ebenfalls auf den Standpunkt stellen, daß nur die richtige Einsicht in die Lage des um Wiedcrgesundnng im eigenen Saus ringenden deutschen Volkes die zutreffende Einstellung kür die Wahl der Mittel ge­ben kann, die erforderlich sind, um die Notlage bei uns zu mei­stern. Es wird in unseren Beratungen noch genügend Raum ge­geben sein, im Einzelnen die Materie ausführlich zu behandeln. Für die Generaldebatte möchte ich den allgemein anerkannten und auch in dem Bericht der Experten aufgenommenen volks­wirtschaftlichen Grundsatz erneut betonen, daß internationale Schulden letzten Endes nur durch Waren und Dienstleistungen abgetragen werden können. Dieser Grundsatz wird für uns bei der heutigen Lage der deutschen Wirtschaft den Ausgangspunkt bilden müssen.

Es ist klar, daß zwischen den die Konferenz beschäftigten fi­nanziellen und wirtschaftliche« Problemen eine innere Verbin­dung besteht. Immerhin liegt mir daran, schon beute mit aller Deutlichkeit auf folgendes zu verweisen:

Nach unserer Auffassung werden die wirtschaftlichen und ins­besondere die handelspolitischen Probleme erst dann der Lösung zugeführt werden können, wenn man sich zuerst Uber die funda­mentalen Grundsätze der Kredit- und Finanzfragen befriedigend verständigt hat. Die Welt bat bisher angenommen, daß bei allen diesen Problemen die Interessen der hier vertretene« Staaten nicht gleich liegen. In der Tat scheinen, wenn wir jedes der Probleme für sich anseben, die Interessen gegensätzlich zu sein. Die Staaten mit landwirtschaftlichem Export haben scheinbar andere Interessen, wie die Länder, die landwirtschaftlich nicht selbst genügend oder wenigstens nur einen Teil ihres Bedarfes im eigenen Lande produzieren. Die Gläubigerländer haben scheinbar andere Interessen wie die Schuldner, und die Länder mit Goldwährung andere als die Länder, die den Goldstandard verlaßen haben, oder ihre Währung durch Devisenregelung schützen müssen. Aber diese Konferenz in ihrem überwältigenden Willen zur Erkenntnis der gemeinsamen Interessen ist der schlagende Beweis dafür, daß es sich bei allen diesen Gegensätzen nur um scheinbare Gegensätze handelt. Die Industrie kann nicht leben, wenn die Landwirtschaft nicht lebt und umgekehrt. Der Gläubiger kann nicht leben, wenn der Schuldner nicht lebt. Die Goldwährung hat keinen Sinn, wenn die Freizügigkeit des Gol­des nicht gewährleistet ist. Nachdem diese Konferenz der leben­dige Ausdruck dieser Einsicht ist, werden wir auch den Mut auk- bringen müssen, die sich daraus ergebenden Lösungen durchzu- kiihren. Freilich werden die Völker und Regierungen sich dazu nur durchringen, wenn das Vertrauen und ein friedliches und

verständnisvolles Zusammenleben der Völker wieder bergestellb wird, wenn die großen politischen Aufgaben geregelt werde«, die immer noch der Lösung harren. Der Herr Präsident hat auf dies« politische« Aufgaben hingewiesen. Daß das andere große politi­sche Problem, um dessen Lösung wir seit Jahren ringen, vor dieser Konferenz nicht mehr gelöst werden konnte, war eine harte Enttäuschung.

Die deutsche Regierung kann vor» sich sagen, daß sie ihr Teil dazu beigetragen hat, das Vertrauen wieder herzustellen. Selten wohl ist eine Regierungserklärung in der Welt mit mehr Span­nung erwartet worden, wie die kürzliche Erklärung des Reichs­kanzlers Hitler vor dem deutschen Reichstag. Selten wohl ist eine Regierungserklärung mehr geeignet als diese, Beruhigung zu schaffen und der Wiederkehr des Vertrauens die Wege zu ebnen. Der Wert dieser Regierungserklärung kann nicht dadurch gemildert werden, daß gesagt wird, das find Worte, wir wollen die Handlungen abwarten. Die deutsche Negierung hat gehan­delt. Sie hat ihren vollen Teil dazu beigetragen, um die große von staatsmännischer Weisheit eingegebene Initiative des ita­lienischen Regierungschefs zu verwirklichen und de« Pakt von Rom zu schaffe». Sie hat der Völkerbundskonserenz in Genf ei­nen neuen Antrieb gegeben, indem sie den Plan des Herrn Mac­donald als Grundsatz bei der zukünftigen Konvention angenom­men hat. Sic hat das getan, obwohl die Erfüllung der Verspre­chungen, auf die Deutschland einen Anspruch hat, noch nicht sicht­bar ist. Vergessen wir nicht, daß ohne eine Lösung der größte« schwebenden politischen Fragen die Beratungen dieser Konfe­renz zu keinem befriedigende« Ergebnis führen können.

Reden des französische« und des italienischen Delegatioas- fiihrers auf der Weltwirtschaftskonferenz

London, 13. Juni. Im Verlauf der Sitzung der Weltwirt- schaftskonserenz legte der französische Ministerpräsident Daladier die Ansichten der französischen Regierung zu den Problemen der Weltwirtschaft dar. Er erinnerte daran, daß es auf der Welt mehr als 30 Millionen Arbeitslose gebe Ueber die Weltwirt­schaftskrise sei schon sehr viel geschrieben worden, daß selbst die riesigen Räume des Geologischen Museums in denen die Kon­ferenz stattfindet, nicht ausreichten, um alle diese Abhandlungen unterzubringen. Man müsse wieder den Menschen zum Herrn über die Maschine machen und dürfe nicht zulassen, daß die Ma­schine den Menschen beherrsche. Dazu sei es aber notwendig, die Probleme, die sich auf dem Gebiete des Weitwesens und der Pro­duktion ergeben hätten, zu löien Um internationale Handels­übereinkommen von Dauer und Abmachungen über die Regelung der Produktion abschließen zu können sei es notwendig, den internationalen Eeldverkehr in Ordnung zu bringen. Besonders notwendig sei die Vergebung großer öffentlicher Aufträge, um die Arbeitslosen in den Wirtschaftsprozeß wieder einzugliedern.

Daladier erklärte, man müsse die Freizügigkeit des Goldes wie­der Herstellen denn nur so könne man die Kämpfe auf dem Ge­biete des internationalen Geldwesens beenden. Eine Entlastung des Arbeitsmarkts könne herbeigeführt werden, wenn die Vierzig­stundenwoche international angenommen würde

Der italienische Delegierte Jung betonte, daß erst das inter­nationale Schuldenproblem gelöst werden müsse, ehe man an eine Erhöhung des internationalen Preisniveaus und an eine Begrenzung der Zollschranken Herangehen könne. Die Erhöhung des Preisniveaus dürfe lediglich im Zusammenhang mit dem Währungsproblem verhandelt werden. Eine Besserung der inter­nationalen Wirtschaftsoerhältnisse könne nur durch eine tatsäch­liche Stabilisierung der Währungen erzielt werden.

O

Erklärungen des polnischen Vertreters aus der Weltwirtschaftskonferenz

London, 13. Juni. Der Vertreter Polens, der in der heutige« Nachmittagssitzung der Weltwirtschastskonferenr das Wort er­griff, erklärte, es sei verfehlt, zu große Hoffnungen auf eine Besserung der Preise zu machen. Man müsse den Versuch machen, die Konsumkraft der Welt wieder berzustellen.

»

Zur Rede des Neichsaußenministers

London, 13. Juni. Die Rede des Reichsaußenministers wurde von der Weltwirtschastskonferenr mit großem Beifall ausgenom­men. Bei einem Empfang der deutschen Pressevertreter erklärte Ministerialdirektor Ritter, der Reichsaubenminister habe in seiner Rede vor der Weltwirtschastskonferenr infolge der Be­schränkung der Redezeit auf 15 Minuten lediglich die allgemei­nen Fragen kurz andeuten können. Die Behandlung der einzel­nen Fragen soll bis zu den Svezialdebarten verschoben werden. Der Reichsaubenminister legte vor allem Wert auf die Betonung der Bedeutung der politischen Fragen für den Erfolg der Welt- rvirtschaftskonfereiu.