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Schwarzwälder Tageszeit«»«

Nr. 134

üvr vertagt. Nach Wiederauinadme der Sitzung schlug Macdo­nald die Schaffung eines Büros vor. in dem je ein Vertreter von Deutschland. Argentinien. China. Tschechoslowakei, Frankreich, Ungarn, Italien, Japan. Mexiko, Holland, Spanien, Schweden. Sowjetunion. Canada und Amerika sitzt. Die Sitzung wurde daraufhin erneut vertagt, und zwar auf Dienstag vormittag 10.30 Ubr.

Die deutsche Delegation auf der Wcltwirtschaftskonierenz em­pfing im Dorchester-Hotel die deutschen Pressevertreter in Lon­don. Der Führer der deutschen Delegation, Reichsaubenminister Freiherr von Neurath, erklärte, es sei noch nicht bekannt, wann die deutsche Erklärung auf der Weltwirtschaftskonserenz abgege­ben werde, vermutlich aber am Dienstag.

Nurm-Men in SeitemlA

Die Weltwirtschaftskonserenz versammelt sich, wie allge­mein zugegeben wird, in einer politisch wenig günstigen Atmosphäre. Am Tage ihres Zusammentrittes sind nicht nur die meisten politischen und wirtschaftlichen Probleme noch völlig ungelöst, deren Regelung als Voraussetzung für den Erfolg der Konferenz betrachtet wurde, sondern es ha­ben sich auch neue bedenkliche Verwicklungen ergeben Im Augenblick stehen die österreichischen Dinge im Vordergrund des europäischen Interesses. Die Politik des System ^ Dollfuß hat in Oesterreich eine Lage geschaffen, die im­mer mehr in einen unversöhnlichen Kampf zweier Richtun­gen auszuarten droht. Die Anschläge in Innsbruck und Graz, deren Motive und Untergründe bisher nicht be­kannt sind, sind zweifellos Symptome der zunehmenden Ver­schärfung der Gegensätze und es ist zu befürchten, daß sie, noch ehe die Täter überführt sind, einen Vorwand zu neuen Ausnahmematzregeln geben werden, die zu allem anderen als zur Entspannung beitragen können. Die planmäßige Ausschaltung einer großen Bewegung vom politischen Leben und ihre hartnäckige Bekämpfung mit allen Mitteln der in­neren und leider auch der äußeren Politik hat schon lange aufgehört, eine innerösterreichische Angelegenheit zu sein. Der österreichische Bundeskanzler und seine Mitarbeiter ha­ben es verstanden, überall die Kräfte wieder aus den Plan zu rufen, die Oesterreich seiner deutschen Mission entfremden und zu einem Vorposten anderer Interessen machen sollen. Man hat den Eindruck, daß Oesterreich, um endlich die in Lausanne vereinbarte Anleihe zu erhalten, in dieser Richtung immer neue Zugeständnisse machen muß und daß auch die angekündigte Einführung des Mi­lizsystems weniger auf die Abrüstungskonferenz, als auf den Existenzkampf der Regierung Dollfuß zurückzuführen ist, die sich damit überdies mitten in der Krise der Abrü­stungskonferenz sichtbar von der deutschen Politik distanziert. Die Nervosität, die in Oesterreich zu wachsen scheint, muß für Deutschland ein Anlaß sein, mit umso größerer Ruhe die Entwicklung der Ereignisse zu.verfolaerr,

Schüsse und Bomben

In der Nacht zum Sonntag und am Sonntag sind in der Steiermark und in Tirol Anschläge gegen führende Anhänger des Kabinetts Dollfuß verübt worden. Der gefährlichere An­schlag richtete sich gegen den Tiroler Landesrat und Heimwehr­führer Dr. Steidle, der seinerzeit bei dem Putschversuch der Heimwehr eine führende Rolle gespielt bat. ' '

Der zweite Anschlag richtete sich anscheinend gegen den Lan­deshauptmann von Steiermark, Dr. Rintelen; er war bis vor kurzem Minister im Kabinett Dollfuß, trat aber zurück, weil das Anwachsen der nationalsozialistisch. Bewegung seine dauernde An­wesenheit in Steiermark ratsam erscheinen ließ.

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Sicher nicht den Nationalsozialisten in die Schuhe zu schieben find Zwischenfälle in Krems a. d. Donau: In Krems fand am Sonntag der seit langem groß angekündigte Heimwehrausmarsch statt. Die Bevölkerung der Stadt verhielt sich völlig ablehnend. An dem Aufmarsch beteiligten sich etwa 4000 Heimwehrleute. Fürst Starhemberg griff in einer Rede das Deutsche Reich außer­ordentlich heftig an und sagte u. a., das Dritte Reiche werde verschwinden und ein von Oesterreich ausgebautes Deutschland erstehen. An einigen Stellen ereigneten sich, obwohl der größte Teil der Bevölkerung die Stadt verlaßen hatte. Kundgebungen. Es kam zu Reibereien, wobei Gendarmerie mit gefälltem Bajo­nett eingrifs. Während hier der ganze Aufmarsch ziemlich rasch zu Ende war, ereigneten sich beim Abtransport der Heimwehren Zwischenfälle.

Sprengstosfanschlag auf ein Zuweliergeschäst in Wien Ein Toter, vier Verletzte

Me». 12. Juni. In das Geschäft des Juweliers Norbert Futterweit in der Meidlmger Hauptstraße wurde am Montag vormittag ein in Papier gehüllter Sprengkörper geworfen. Durch die Explosion wurde der Juwelier getötet; vier Personen erlitten Verletzungen. Futterweit verhandelte mit einer Kundin wegen eines Schmuckstücks. Er wollte den Explosionskörper schnell auf die Straße werfen. In diesem Augenblick erfolgte die Explo­sion. Sie riß dem Juwelier beide Hände ab und fügte ihm andere so schwere Verletzungen zu, daß er auf der Stelle tot war. .Bei den vier anderen Verletzten handelt es sich um die Ver­käuferin und um drei Passanten. Ihre Verletzungen find aber leichter Natur Bisher konnte noch nicht ermittelt werden, ob der Sprengstossüberfall zum Zwecke eines Raubes inszeniert worden war.

Bundesminister Fey für strengste Fahndung der politischen Anschläge

Wien, 12. Juni. Bundesminister Fey äußerte sich zu einem Vertreter der Politischen Korrespondenz über die Anschläge am Samstag und Sonntag. Er erklärte u. a.: Die Schuldigen wer­den der strengsten Bestrafung zugeführt werden. Darüber hin­aus aber werde ich mit aller Energie und Rücksichtslosigkeit dafür sorgen, daß sich solche Wildwestsitten m unserem Kulturlands nicht einbürgern. Ich erkläre hiermit ur aller Öffentlichkeit, daß wir in Oesterreich radikal aufräumen und allen Unruhestiftern das Handwerk gründlich legen werden.

Regrerungsfeindliche Kundgebungen in Wien

Wien. 12. Juni. An verschiedenen Stellen der Stadt, insbeson­dere vor der Universität, dem Rathaus, in der Stadiongasse, wo Knallfrösche geworfen wurden, und im Zeitungsviertel wurden am Montag vormittag Kundgebungen gegen die Regierung ver­anstaltet. Die Polizei, die rasch die Ruhe wieder herstellte, nahm 24 Personen fest.

Politischer Zusammenstoß in Salzburg Salzburg, 12. Juni. Anläßlich eines Treffens der katholischen Kesellenvereine Oesterreichs kam es wiederholt an verschiedenen Stellen der Stadt zu Zusammenstößen mit Angehörigen der na­tionalsozialistischen Partei, wobei zwei Mitglieder eines Ee- sellenvereins verletzt wurden

Studentenkundgebungen m Graz Graz (Steiermark), 12. Juni. Die Wiedereröffnung der Uni­versität gab erneut Anlaß zu Kundgebungen freiheitlicher Stu­denten in der Nähe der Burg und im Inneren der Hochschule. Sie schlugen Plakate mit Inschriften gegen die Regierung an und verlangten, daß die für heute festgesetzte Vereidigung der Professoren nicht vorgenommen werde. Auf dem Dache der Universität wurde eine Hakenkreuzfahne gehißt. Die Eingänge der Universität wurden mit Bänken und Tischen versperrt. Stu­denten der Theologie wurden in einem Hörsaal eingeschlossen und in eine Art Schutzhaft genommen.

Erklärung der österreichischen Nationalsozialisten

zu de« Attentaten

Berlin, 12. Juni. DerAngriff" veröffentlicht folgende Er­klärung der österreichischen Landespressestelle der NSDAP.:

Die Landesleitung Oesterreich der NSDAP, erklärt zu den Attentaten auf den Sicherheitskommisfar Tirols, Dr. Steidle. und den Landeshauptmann von Steiermark, Dr. Rintelen. - die NSDAP, selbstverständlich den Anschlägen vollkommen fern steht und weder die Urheber noch die Täter selbst kennt. Sie mißbilligt, getreu ihrer seit Jahren betonten legalen Ein­stellung, derartige Attentate gleichviel von wem sie aus­gehe« auf das schärfste, steht sich aber andererseits zu der Fest­stellung gezwungen, daß diese Attentate durch die Terrormaßnah- «rn der höchste« Stelle» direkt provoziert und herausbeschwore» werden.

Besetzung des Braune« Hauses in Wien

Wien, 12. Juni. Die Bundespolizei hat das Braune Haus i» Wien beseht und geschloffen. Gleichzeitig wurden sämtliche Be- zirksbeime der Nationalsozialisten in Wien besetzt und geschlos­sen.

Höllenmaschine in einem Wiener Cafe

Wien, 12 . Juni. Im Cafe Produktenbörse wurde am Montag- mitrag ein Koffer gefunden, in dem sich eine mit Drähten und Zündschnüren versehene Büchse befand. Die genaue Untersuchung ist noch im Gange.

Der Bombenanschlag auf das Juweliergeschäft in dem Wiener Vorort Meidling bat noch «i« -wette» Todesopfer gefordert.

Vor neuen Unterdrückungsmahnahmen gegen die NSDAP, in Oesterreich

München, 12. Juni. Nach einer Meldung der Politische« Korrespondenz wird die Bundesregierung angesichts der gestri­gen Vorgänge in Tirol und Steiermark und der heutigen Vor­kommnisse in Wien bestimmte noch nicht näher bezeichnete Maß­nahmen tressen, als deren erste ein Verbot des Deutschen Sol­datenbundes und die Ausweisung ausländischer Personen, die bei der Nationalsozialistischen Partei Oesterreichs tätig find, zu erwarten seien. Die beabsichtigten Maßnahmen sollen aufgrund eingehender telefonischer Unterredungen des in London weilen­den Bundeskanzlers mit seinen Wiener Kabinettskollegen be­schlossen worden sein.

Durch Erlaß des Heeresministeriums ist bereits allen Heeres­angehörigen Mitgliedschaft und Betätigung bei der National­sozialistischen Partei verboten worden.

4V Verhaftungen in Innsbruck

Wien, 12. Juni. Wie aus Innsbruck gemeldet wird, sind dort im ganzen 40 Nationalsozialisten, darunter alle national­sozialistischen Eemeinderäte, verhaftet worden. Abgesehen von diesen bekannten Gemeinderäten werden die Namen der Ver­hafteten nicht verlautbart.

Gesetz gegen Verrat der deutsche« Volkswirtschaft

Berlin, 12. Juni. Staatssekretär Reinhardt vom Reichsfinanr- ministerium. der Schöpfer des Gesetzes gegen Verrat an der deut­schen Volkswirtschaft, hielt über alle deutschen Sender eine« Rundsunkvortrag, in dem er eingehend die einzelnen Bestim­mungen des Gesetzes darlegte und sie durch beispielhafte prakti­sche Fälle erläuterte. Der Staatssekretär wies nachdrücklich auf die strengen Strasbestimmungeu hin und betonte, daß das Gesetz aus dem Gedanken der Wahrung der Belange der Volksgesamt­heit geboren sei. Es werde ohne irgendwelche Rücksicht auf un-s verbesserliche Schädlinge an der deutschen Volkswirtschaft so durchgeführt weiden, wie die Belange des Volksganzen und die Interessen der Nation das bedingen.

Der Staatssekretär ging ferner noch auf die Freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit ei», und erklärte, daß sich an dieser Spende das gesamte deutsche Volk in allen seinen Schichten beteiligen solle. Je gröber die Beteiligung unseres Volkes an der Freiwilligen Spende zur Förderung der nationa­len Arbeit sei. umso größer fei die Summe, die zur Vergebung öffentlicher Aufträge und somit zur Vermehrung der Arbeit, zur Verminderung der Arbeitslosigkeit und zur Behebung der so­zialen, wirtschaftlichen und iinaziellen Not zur Verfügung steht. Auch der kleinste Betrag, der als Freiwillige Spende zur För­derung der nationalen Arbeit gegeben werde, bilde einen Teil der Hilfe zur Gesundung von Wirtschaft und Finanzen.

Für weitere EinMSnkuvn der VerkausslSligkett der Warenhäuser

Berlin, 12. Juni. Wie das VdZ.-Büro meldet, hat der Deutsche Handwerks- und Gewerbekammertag sich auf Veranlassung der Verbände des Nahrungsmittelgewerbes an den Reichswirtschafts- vnnister mit einer Eingabe gewandt, worin die weitere Einschrän­kung der Verkausstiitlgkeit der Warenhäuser erbeten bezw, eine entsprechende Aenderung der Gewerbeordnung gewünscht wird. Die Forderungen des in Frage kommenden Einzelhandels und Gewerbes gehen insbesondere aus den Erlaß eines Verbotes der Lebensmittel- und Eenuhmittelabteilungeu in den Warenhäusern und den verwandten Betrieben hinaus Dabei wird heroorgeho- ben. daß sich diese Abteilungen vielfach als sogenannte Lock­abteilungen des Warenhauses dargestellr hätten. Zu spät erkenne dann der Käufer, daß die ihm als besonders preiswürdig

und erstklassig geschilderten Waren den Ankündigungen nicht ent­sprechen. Weiter wird verlangt ein Verbot des Buchhandels, so­wie des Vertriebes von Buchbinder-, Schreib- und Paplerwaren in Warenhäusern. Auch ein Verbot des Verkauss von Korb­möbeln in Warenhäusern wird erstrebt, sowie ein Verbot der Annahme von Schuhrepararuren Alle diese Maßnahmen sollen dem selbständigen Gewerbe aus den erwähnten Gebieten zunutze j kommen. In unterrichteten Kreisen wird erklärt, daß mit reichs­rechtlichen Eingriffen aus dem Gebiete der Warenhäuser voraus­sichtlich vor dem 1. Oktober d. I. nicht zu rechnen sei, weil bis zu diesem Termin aut Grund eines Vorschlages des Reichskommis- ! sars für die Wirtschaft, Dr Wagener. die beteiligten Wirtschaft;, organisationen den Versuch unternehmen sollen im Wege srei- williger Vereinbarungen eine Entlastung von Einzelhandel und mittelständlerischem Gewerbe auf dem Gebiete der Kaut«««», der Warenhäuser zu erreichen.

Neues vom rage

Telegramm Mussolinis an Eöring Berlin. 12. Juni. Mussolini hat anläßlich der Einführung de» Prinzen Philipp von Hessen, des Schwiegersohnes des italieni­schen Königs, als Oberpräsident kür die Provinz Hessen-Nassau an Ministerpräsident Göring folgendes Telegramm gerichtet:

Die außerordentlich herzlichen Glückwünsche, die Sie mir von Kassel aus an dem sür die deutsch-italienischen Beziehungen so erfreulichen Tag gesandt haben, habe ich mit besonderer Genug, tuung erhalten. Ihre Worte sind mir eine neue Bestätigung des festen Aufbauwillens der deutschen Regierung und des deutschen Volkes Mussolini".

Vor Ernennung der Treuhänder der Arbeit

Berlin, 12. Juni. In unterrichteten Kreisen hört das VdZ.- Vüro, daß die zuständigen Stellen jetzt alle Vorbereitungen für die Ernennung der Treuhänder der Arbeit getroffen haben. Mau erwartet, daß die Ernennung die der Reichskanzler persönlich vollziehen wird, noch im Laufe dieser Woche erfolgt Es dürfte in jedem der bisherigen Schlichtungsbezirke ein Treuhänder der Arbeit ernannt werden, der dann autoritär alle tarifvernag- uchen und lohntechnischen Entscheidungen in seinem Bezirk zu treffen hätte und der damit in seiner Person das gesamte Schlichtungsweien seines Bezirks ersetzt.

Der Reichskanzler wieder in Berlin Berlin, 12. Juni. Der Reichskanzler ist am Montag vormittag, von München kommend, auf dem Flughafen Tempelhof ein­getroffen.

Reichsminister Dr. Eöbbels in Königsberg Königsberg, 12 Juni. Retchsminister Dr Göbbels traf am Montag vormittag auf dem KLnigsberger Flugplatz Devau ein. Er wurde dort von Oberpräfldent Gauleiter Erich Koch, zahl­reichen weiteren Behördenvertretern sowie der SA. und SS- feierlich empfangen. Anschließend begab er sich sofort nach dem Orag-Haus. wo die feierliche Einführung des neuen Rundsunk- intendanten, Generalmajor a. D Hänecke, vorgenommen wurde.

Politischer Anschlag in Sofia Sofia, 12. Juni. Der Bürodirektor der Nationalbank Baesf wurde von einem jungen Mazedonier durch mehrere Kopfschüsse getötet. Das Attentat spielte sich im belebtesten Stadtzentrum ab und rief unter den zahlreichen Passanten eine Panik hervor. Der Mörder, welcher zu flüchten versuchte, schleuderte gegen die ver­folgenden Polizisten eine Bombe, die jedoch keinen Schaden an­richtete. Erst nach heftiger Gegenwehr wurde er festgenommen. Baefs war Anhänger Protogerows. Die Mordtat ist offenbar ein Racheakt der gegnerischen Michailowisten.

Heuschrecken über Warschau

Warschau, 12. Juni. In der Wojwodschaft Warschau ist ein großer Heuschreckenzug beobachtet worden, der an tropische Aus­maße erinnert. Am Sonntag überflog er eine Warschauer Vor­stadt. Die Wolke der fliegenden Heuschrecken war so dicht, daß für 1 Stunde 20 Minuten der ganze Himmel bedeckt war.

Aus Stadt und Land

Altensteig» den 13. Juni 1933.

Zur Volkszählung

In Spalte 9 der Haushaltungsliste Wird eine genaue Bezeichnung der Religionszugehörigkeit der Haushalts­mitglieder verlangt. Viele Bewohner, besonders des fla­chen Landes, straucheln nun an dieser Frage. Ev.-refor- miert! Was ist das? Luther hat uns die Reformation gebracht; also sind wir wohl auch, da Luther in unserem kirchlichen Leben eine große Rolle spielt, ev.-reformierten Bekenntnisses. Das ist falsch. Der Ausdruck ev.-reforimerr ist anderen Ursprungs. Ulrich Zwingli aus Zürich (161») und Joh. Calvin aus Genf (15091564), beide Schweizer Reformatoren (Umgestalter Neugestalter der Kirche), ähnlich wie Luther in Deutschland, waren die Träger der Reformation in der Schweiz. Ihre Lehre und AussaMnS von Bibel, Ausgestaltung der Kirche und des Gottesdienstes wich von der Lehre Luthers etwas ab. Schon zu Lebzeiten Luthers wurde der Versuch gemacht, die Wittenberger uno Genfer zu einigen. Eine Einigung kam dortmals nicht zu­stande und so gab es eine Spaltung unter den Evangeli­schen. Es entstand die reformierte Kirche neben der luthe­rischen. Elftere fand Eingang in den Niederlanden, m Schottland, Frankreich, Italien und England. Letztere setzte sich fast in ganz Deutschland durch; ebenso in den nordischen Ländern um die Ostsee herum. In Württemberg arbeiteie im nördlichen Teil des Landes Erhard Schnepf aus Hen- bronn im Sinne Luthers. Wir in Württemberg sind, so­weit wir dem evangelischen Bekenntnis angehören, zum ! größten Teil evangelisch-lutherisch.

? Entschließung gegen die Reichsbischofswahl Bodeft ! schwinghs. Die Pfarrerschaft des Bezirks Na-