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Die Landeskirchen stimmen zu

Berlin, 28. Mar. Die Vertreter der Deutschen Evangeli­schen Landeskirchen haben, wie der Evangelische Pressedienst erfährt, in zweitägiger Beratung die Schritte gebilligt, die von den Bevollmächtigten des Deutschen Evangelischen Kir­chenbundes Dr. D. Kapler, D. Marahrens und D. Hesse, zur Schaffung einer neuen evangelischen Kirche unternom­men wurden. Die Vertreter stimmten den von den drei Be­vollmächtigten in Gemeinschaft mit dem Bevollmächtigten des Reichskanzlers, Wehrkreispfarrer Müller, aufgestellten Srundziigen für die künftige Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche zu. Es bestand Einmütigkeit, daß an der Spitze der künftigen Kirche ein Reichsbischof lutheri­schen Bekenntnisses stehen soll. Unter völliger Wahrung der Grundsätze des reformierten Bekenntnisses in der Bischofs­frage haben sich die Reformierten entschlossen, dem Gesamt« verfassungswerk zuzustimmen.

Durch die Billigung der in der Öffentlichkeit bereits be- kanntgegebenen Entschließung der drei Vertreter der Kir­chen wurde Pastor D. v. Bodelschwingh zum Reichsbischof bestimmt. In feierlicher Sitzung wurde er alsdann am Samstagnachmittag von Präsident Dr. D. Kapler begrüßt. Es machte tiefen Eindruck, als Dr. v. Bodel­schwingh in starker Innerlichkeit betonte, sein Amt in Ge­horsam gegen Gott aufzunehmen und in entschlossenem Ber- antwortungsbewutztsein als Dienst an Kirche, Staat und Volk führen zu wollen.

Das Verfassungswerk der Kirche soll in Fühlung mit dem Bevollmächtigten des Reichskanzlers, Wehrkreispfarrer Müller baldigst zum Abschluß gebracht werden.

In einer Kundgebung an die Evangelische Kirche Deutsch­lands betonte der neue Reichsbischof, daß er dieses Amt für sich nicht begehrt habe, sondern er gehe den Weg des Ge­horsams. Wenn die verantwortlichen Männer der Kirche ihn beauftragt hätten, der er aus einer Arbeit an Armen und Kranken käme, so zeige das den Weg, den er weiter zu ge­hen habe. Es sei der Weg der Diakonie.

Srimdziige der neuen Kirchen- vrrfassimg

Berli», 27. Mai. Die Bevollmächtigten des Deutschen Evange- Irschen Kirchenbundes erlassen, wie der Evang. Pressedienst mit- teilt, eine Kundgebung, die das Ergebnis der Beratun­gen über die kirchliche Neugestaltung zusammenfaßt und in der «e u. a heißt:

Die deutsche evangelische Kirche, vereinigt in einem feier­lichen Bunde gleichberechtigter Bekenntnisse, ist berufen, das im Deutschen evangelischen Kirchenbund erst begonnene Werk der Verfassung des deutschen Gesamtprotestantismus zu Ende zu führen.

Das Bekenntnis ist eine unantastbare Eundlage.

Die räumliche Zersplitterung des deutschen Protestantismus wird sie beseitigen, aber lebenskräftige Landeskirchen sind ihr willkommene Helfer.

Ein Reichsbischof lutherischen Bekenntnisses steht an ihrer Spitze Ihm tritt ein geistliches Ministerium zur Seite; dessen Mitglieder haben in Gemeinschaft mit dem Reichsbischof und, wo die Wahrung und Pflege eines anderen als des von ihm ver­tretenen Bekenntnisses es erfordert, an seiner Stelle die Kirche zu leiten.

Eine solchen Nationalsynode liegt ob die Mitwirkung bei der Gesetzgebung und der Best-llung der Kirchenleitung. Die Sy­node wird durch Wahl und Berufung eines Kreises von Per­sönlichkeiten gebildet, die sich im kirchlichen Leben hervorragend bewährt haben.

Beratende Kammern verbürgen den im deutschen evangelischen Volk lebenden Kräften die freie schöpferische Mitarbeit im Dienst« der Kirche an Volk und Reich

Unter Zustimmung zu diesen Erundzügen der Verfassung der Deutschen Evangelischen Kirche bezeugen die in ihr vereinten IChristen den Eemeinsinn, der sie auf Grund des Wortes Gottes und der reformatorischen Bekenntnisse verbindet.

«Unser ganzes Vertrauen setzen wir auf den allmächtigen Gott, unseren Vater im Himmel. Ihm und seinem Gebot sind wir jeden Augenblick und überall verantwortlich.

Wir bekennen, daß wir vor Gott mit unserer böfeu und ver­kehrten Art verloren find. Zu fester Zuversicht blicken wir aber ank unseren Herrn Jesum Christum, den Sohn Gottes, der für »ns aus Erden gekämpft und gelitten hat, gestorben und aufer- standeu ist. In ihm haben wir Vergebung und Freiheit, Leben »nd Seligkeit. Gottes Heiliger Geist ist der Geist der Wahrheit »ad der Kraft. Er treibt uns als Glieder der Kirche Jesu Christi ln Wort und Wandel allerorten Bekenner «nd Streiter unseres Heilands zu sein, vor allem in Familie und Beruf, in Volk und Vaterland.

Unter den Sorgen und Röten des irdischen Lebens warten wir In Vertrauen und Verantwortung. Christus kommt wieder und bringt eine ewige Vollendung i« Reich« seiner Herrlichkeit!-

Stnstr Arbktlrn

Luftfahrtfragen im Abrüstungsausschuß Genf, 28. Mai. Der Hauptausschutz der Abrüstungskonferenz hat die Beratung des englischen Abrüstungsvlanes bei den Luft, fahrtbestimmungeu fortgesetzt. Der Plan nimmt die vollständige Abschaffung der Militär- und Marineluftfahrt lediglich für die Zukunit in Aussicht, und sieht zunächst für die Großmächte je 500 Flugzeuge, iür Deutschland dagegen auch weiterhin keinerlei Militärflugzeuge vor.

Der deutsche Vertreter Botschafter Nadolnq erklärte, die ! deutsche Regierung betrachte di« totale Abschaffung der Militär-

Schwarzwälder Tageszeitung

luftfahrt verbunden mit einer internationalen Reglementierung und wirksamen Kontrolle der Zivilluftfahrt und weiter ein un­eingeschränktes Bombenabwurfverbot als das beste Mittel, um das Vertrauen der Völker untereinander wieder berzustellen rn ermöglichen.

Der Vertreter Spaniens, de Madariaga, der sich gleich­falls für die Abschaffung der Militärluftfahrt einsetzte, forderte die Jnternationalisierung der Zivilluftfahrt. Der Vertreter Sow- ; jetrußlands, Botschafter Dowgalewski wandte sich gegen die ! Bestimmung des englischen Entwurfes, wonach das Luftbombar- j dement als Polizeimittel in entlegenen Gebieten weiter gestattet werden soll. Der französische Außenminister Paul-Boncour hielt eine längere Rede, in der er abermals sorgfältig vermied, auf die Ziffern Frankreichs einzugehen, im übrigen aber sich mit dem englischen Plan hinsichtlich der Methodik einverstanden er­klärte. Paul-Boncour trat mr die Jnrernationalisierung der Zi­villuftfahrt ein.

Aus den Ausführungen der Vertreter Schwedens, der Schwei, und Polens und der Kleinen Entente ergab sich erneut, daß sie die vollständige Abschaffung der Militär- und Marinelustschisf- fahrt garuicht wollen.

Die Rechte des Saargebietsbeamten

Genf. 28. Mai. Der Rat nahm einen Bericht des italienischen Vertreters über die Rechte der Saargebietsbeamten nach der Abstimmung von 1935 an. Der Rat bestätigt den Grundsatz, daß diese Rechte gewahrt bleiben. Die Modalitäten für die Anwen­dung dieses Grundsatzes, darunter die Festsetzung einer ange­messenen Eeldentschädigung für Beamte, die nicht übernommen werden, sollen später beschlossen werden.

RemMrt drsGral ZkMlin"

Friedrichshafe», 28. Mai. Das LuftschiffGraf Zeppelin" wird am Montag der italienischen Hauptstadt seinen ersten offiziellen Besuch machen Während das Luftschiff während einer Mittel- meerfahrk bereits einmal über der ewigen Stadt erschienen ist, aber keinen Aufenthalt genommen hat, wird diesmal eine Lan­dungsfahrt dorthin unternommen. Die Anregung dazu geht von der italienischen Unione Philatelistica aus. Das Luftschiff ist in der Nacht auf Montag in Friedrichshafen aufgestiegen und wird durch das Rhonetal, über die Riviera und entlang der italienischen Küste nach Rom sichrer, wo am Montag nachmittag etwa um 5 Ube au> einem F>ugie!d in der Nähe der Haupt­stadt dir Landung stattfinden wird. Zur Begrüßung des Zep­pelins und seiner Besatzung werden sich auf dem Landungsplatz Vertreter der italienischen Regierung und des Vatikans ein- l finden. Im Anschluß an den Empfang findet eine einstündige ^ Rundfahrt des Zeppelins über Rom statt, an der sich auf Ein- i ladung der Schiffsleitung auch einige Herren der italienischen Regierung beteiligen werden. Nach einer nochmaligen Landung in Rom tritt das Luftschiff wieder den Rückflug an, wobei es zunächst Kurs aus Neapel nehmen wird. Dann kehrt es wieder entlang der italienischen Küste, über die Riviera, das Rhonetal und schließlich die Schweiz nach Friedrichshafen zurück, wo es im Lause des Dienstag nachmittag rintresfen wird. Wie oer- lauter. wird während der Romreise des Luftschisses auch ähn­lich wie während der Deutschlandfahrt am Tage der nationalen Arbeit wieder eine Funkreportage von Bord des Zeppelins über den Verlauf der Fahrt durchgeführt werden, die der Chef vom Dienst des WTV. übernimmt.

Aus Stabt und Land

Altensteig, den 29. Mai 1933.

Amtliches. Im Bereich der Oberpostdirektion Stutt­gart ist der zum Postmeister in Bad Liebenzell er­nannte Postinspektor Ott in Ulm (Donau) auf Ansuchen auf seiner bisherigen Stelle belassen worden.

Stiftung für die Opfer der Arbeit. Die Zentralleitung für Wohltätigkeit in Württemberg ist Hauptsammelstelle für die Stiftung, an die sämtliche Gaben aus Württemberg geleitet werden sollen. Für den Oberamtsbezirk Nagold nimmt der Kassier des Bezirkswohltätigkeitsvereins Rech­nungsrat Rieger in Nagold, Herrenbergerstraße, Gaben entgegen, die auf sein Girokonto Nr. 73 bei der Oberamts­sparkasse einbezahlt werden wollen.

Grünen Vaum"-Lichtspiele. Am Samstag und Sonn­tag lief in denGrünen Baum"-Lichtspielen der vaterlän­dische TonfilmDie elf Schill'schen Offiziere". Dieser Film nimmt unter den historischen Filmen einen der ersten Plätze ein. Man braucht nicht viel darüber schreiben, jeder sollte ihn ansehen. Heute abend ^/-9 Uhr nochmals.

Vom KrastfahrklubNagoldtal" A.D.A.C. Die am Sams­tagabend in derTraube" in Altensteig unter dem Vorsitz von Hauptlehrer N o t h w a n g - Wörnersberg stattgefundene Mit- , gliedcroersammlung erfreute sich eines sehr zahlreichen Besuches. I Der Vortrag des Rechtsanwalts Renz-Nagold über das neue s Kraftfohrrecht war außerordentlich interessant und für die Mit­glieder des Vereins und für die anwesenden Gäste sehr wert­voll. Der Vorsitzende selbst schilderte noch in anschaulicher Weise die Zuverlässigkeitsfahrt des A.D.A.C., die kürzlich stattgefun­den hat und bei welcher der KraftfahrklubNagoldtal" so gut abgeschnitten hat. Die Mitgliederversammlung verlief sehr an- s regend und ließ den Wert des Zusammenschlusses für die Mit- s glieder deutlich in Erscheinung treten. s

Lagerfest des Freiw. Arbeitslagers Berneck. Das erste s Lagerfest des Freiw. Arbeitsdienstes gestern nachmittag s war ein voller Erfolg. Waren dazu doch außer dem ganzen > Lager Altensteig auch Abordnungen von Wildberg und ! Nagold erschienen. Auch viele Eltern und Geschwister der ; Freiwilligen wollten beim ersten Lagerfest mit dabei sein. ? Gegen V-3 Uhr nachmittags zog ein prächtiger Zug Feld- ! grauer unter Vorantritt einer Abteilung der Stadtkapelle ! Altensteig durchs untere Städtchen auf den Festplatz, der s wegen eines Trauerfalles in das Schwimmbad verlegt ! wurde. Hintendrein fast die gesamte Bevölkerung Vernecks. ' Auf dem Festplatz war bald ein bewegtes Leben und das ' sehr reichliche Programm wurde neben Ansprachen von i Lagerleiter Schaible und dem Leiter des Stammlagers ! Wildberg Bücher glatt abgewickelt. Ein anschließender ! Tanz und sonstige Volksbelustigungen, wie Saustechen usw. j

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bildete den Abschluß auf dem Festplatz. Die Krönung des Tages war dann hauptsächlich für die jüngere Generation der Tanzabend in den Easthöfen Bernecks. Der Freiw. Arbeitsdienst Verneck kann auf alle Fälle mit Stolz auf sein erstes Lagersest zurückblicken.

Fahrpreisermäßigung für Schulfahrten und für Fahrten zur Jugendpflege. Die Tarifbestimmungen über die Fahrpreisermäßi­gung für Schulfahrten und für Jugendfahrten sind dahin er- weitert worden, daß auf je 5 Studierende, Schüler oder Jugend­liche 1 Lehrer (1 Führer) oder eine andere Begleitperson in die Fahrpreisermäßigung einbezogen wird. Darüber hinaus kann der Abgangsbahnhof eine größere Zahl von Lehrern oder an­deren Begleitpersonen bis zu der Zahl der teilnehmenden Stu­dierenden, Schüler oder Jugendlichen auf schriftlichen Antrag zulassen. Für die Tariferweiterung hat hauptsächlich der Eedanft der Verkehrsbelebung und der Verhütung einer Abwanderung der gemeinsamen Fahrten auf den Kraftwagen gesprochen.

Vollversammlung des Milchwkrtschastlichen Zusammenschluss« nördlicher wiirttembergifcher Schwarzwald

Am 22. Mai 1933, vormittags 10 Uhr, fand imBadischen Hof" in Calw die erste Vollversammlung des Milch­wirtschaftlichen Zusammenschlusses nördlicher württ. Schwarz­wald statt. Der Vorsitzende des vorläufigen Verwaltungsrats, Eemeindepfleger K a l m b a ch - Egenhausen, eröffnete die Ver­sammlung und begrüßte die 500 Vertreter der örtlichen Milch­erzeugervereinigungen, insbesondere Oberrevisor Erimminger als Vertreter des Staatskommissars für Landwirtschaft und als Vertreter des Landesverbandes Landw. Genossenschaften, Ee- richtsassessor Dr. Deyhle als Vertreter der Aufsichtsbehörde, Kommissar Wurster-Calw als Vertreter der NSDAP., Oeko- nomierat Häcker-Nagold, Landwirtschaftslehrer Pfetsch-Calw, sowie die vielen ihm persönlich nicht bekannten Gäste. Ge­meindepfleger Kalmbach betonte, daß die Landwirtschaft heute geschlossen hinter unserem Volkskanzler Adolf Hitler stehe und ihm Treue gelobe. Durch die bisherigen Maßnahmen für die Landwirtschaft dürfe jeder einzelne Bauer wieder neuen Mut und neue Hoffnung haben auf eine erträglichere Zukunft. Räch Verlesen der Tagesordnung wurde festgestellt, daß die Bekannt­machung rechtzeitig am 22. April erfolgt sei.

Hierauf erteilte der Vorsitzende dem Geschäftsführer Schirm das Wort zur Erstattung des Geschäftsberichts. Diesem war zu entnehmen, daß der Verwaltungsrat sieben Sitzungen und der Preisausschuß zwei Sitzungen abgehalten Hai. Es wurden zwei Teile unterschieden: die Regelung der Lieferung nach Pforzheim und die Regelung der Lieferung in die eigenen Verbrauchergebiete. Nachdem in allen Gemeinden mit Aus­nahme einer, örtliche Milcherzeugervereinigungen gegründet waren, war es möglich, Einsparungen an den Unkosten für Sam­meln und Transport vorzunehmen. Diese Einsparungen kamen restlos den Erzeugern zugute. Die Handelsspanne wurde auf 3,75 Pfennig festgesetzt bei gleichbleibendem Verkaufspreis; mit den Milchhändlern und Fuhrleuten wurden in allen Fällen Milchlieferungsverträge abgeschlossen, in drei Fällen mußte die Frischmilchlieferung in die Verbrauchergebiete eingeteilt werden. Die ganzen Maßnahmen hatten den großen Vorteil, daß trotz der vorhandenen großen Milchmengen der Milchpreis gehalten werden konnte. Im Allgemeinen darf gesagt werden, daß durch die Regelung der Absatzverhältnisse eine Besserung auf milch­wirtschaftlichem Gebiet eingetreten ist. Anfänglich waren sehr starke Gerüchte über die Errichtung eines Milchwerkes in Calw in Umlauf. Bei den Nachforschungen stellte es sich heraus, daß schon Errechnungen über ein solches Milchwerk vorhanden waren. Der Verwaltungsrat stelle sich jedoch auf den Standpunkt, -aK ein solches Milchwerk vollständig überflüssig sei, solange die im Gebiet des Zusammenschlusses vorhandenen Molkereien nicht vollständig ausgenützt sind. Die Errichtung dieses Milchwerks wäre der Untergang der Molkereien. Bis jetzt scheiterte das Milchwerk an der Beschaffung der hiezu erforderlichen Geld­mittel, und das wird auch der springende Punkt für die Zukunft bleiben. Da im Gebiet des Zusammenschlusses sehr viel Milch vorhanden ist, mußten die Milchlieferungen von außerhalb ge­kündigt werden. In den Liefergemeinden für die eigenen Ver- brauchergebiete war es möglich, den Milchpreis zu heben. Für die nach Pforzheim liefernden Gemeinden galt jeweils der durch den dortigen Zusammenschluß festgesetzte Durchschnittspreis. Der milchwirtschaftliche Zusammenschluß hatte jedoch den großen Vorteil, daß der Milchpreis in Pforzheim nicht noch weiter ge­sunken ist, denn sonst hätten die Bauern für ihre Milch nichts mehr bekommen. Die stetig ansteigenden Milchlieferungen sind der beste Beweis dafür, daß die Bauern das Milchgeld äußerst notwendig brauchen, um ihren Verpflichtungen hauptsächlich in steuerlicher Hinsicht überhaupt Nachkommen zu können. Die Er­höhung des Milchpreises in ganz Deutschland um nur einen Pfennig macht für die ganze Landwirtschaft eine Mehreinnahme von etwa 250 Millionen Mark im Jahr aus. Daran ist die große Bedeutung der Landwirtschaft sehr deutlich erkennbar.

Im Anschluß daran erhielt Oberrevisor Erimminger das Wort. Er übermittelte die besten Grüße des Staatskom­missars Arnold und daß er von ihm beauftragt sei, über den Verlauf der Verhandlungen Bericht zu erstatten. Ebenso über­mittelte er Grüße des Vorstands des Verbandes Landw. Genos­senschaften, Freiherrn v. Stauffenberg; der Landesverband habe ein Interesse an den Zusammenschlüssen, daß durch best­möglichste genossenschaftliche Verwertung der Milch durch die Erzeugung von Qualitätsware dem Erzeuger ein guter Milch­preis gesichert werde.

An der Aussprache über den Geschäftsbericht beteiligte sich Direktor Zügel von der Neuen Höheren Handelsschule Calw. Er bemängelte insbesondere, daß noch in vielen Bauernhäusern Palmin, Margarine und sonstige ausländischen Fette verwendet werden und die Bauern mit ihren guten eigenen Erzeignissen um billiges Geld den Markt überschwemmen. Hanselmann- Liebelsberg nahm Stellung für den Bauern und zu der Rege­lung der Fettwirtschaft. Die Absatzregelung auf dem Weg über die Milchwerke sei nicht immer das richtige. Einen großen Teil der Aussprache nahm die Regelung der Milchlieferung nach Pforzheim in Anspruch. Man wurde sich darüber klar, daß nur noch ein gewisser Teil als Frischmilch, der Rest jedoch in Form von Rahm geliefert werden solle, um eine bessere Verwertung der Magermilch zu erhalten, da sie das billigste Kraftfuttermit- tel darstelle.

Nun wurde zur Wahl der elf Mitglieder des Verwaltungs­rates geschritten, davon müssen neun Vertreter der Erzeuger und zwei Vertreter der Betriebe sein. Gewählt wurden vom Oberamt Nagold Eemeindepfleger K a l m b a ch - Egenhausen, Hofbesitzer Kaiser- Talhof bei Nagold, vom Oberamt Herren­berg Fritz Haag, Landwirt in Unterjettingen, vom Oberamt Calw Karl Hanselmann, Landwirt in Liebelsberg, Land­wirt und Bürgermeister P f r o m m e r - Rötenbach, vom Ober­amt Neuenbürg E. Weiß, Landwirt in Ottenhausen, vom Ober­amt Vaihingen a. Enz Landesökonomierat Dr. Schlecht, vom Oberamt Maulbronnt Ehr. Schelling, vom Oberamt Leon­berg Freiherr v. G a i s b e r g - Obermönsheim als Vertreter der Molkereien. Dann wurde je noch ein Stellvertreter ge­wählt. Die Aufstellung des Haushaltsplanes wurde genehmigt. Sehr viel Zeit nahm die Erledigung der verschiedensten Wünsche Und Anträge in Anspruch. Die meisten wurden durch neun