Gegründet 187/
Eegrünöet 187/
Ärnnen
Aus ötir
»NZ
«KA
Mgem. Anzeiger für die Bezirke Nagold, Calw u. Freudenstadt — Amtsblatt für den Bezirk Naqold u. Altensteig-Stadt
Für teleph. erteilte Aufträge übernehmen wir keine Gewähr. Rabatt nach Tarif, der jedoch bei
acrichtl. Eintreib, od. Konkursen hinfällig wird. Erfüllungsort Altensteig. Gerichtsstand Nagold. Anzeigenpreis: Die einspaltige Zeile oder deren Raum 18 Pfg-, die Reklamezeile 45 Pfg.
Bezugspreis: Monatl. durch Post 1.58 -4t, durch Agent. 1.48 °4t, die Einzelnummer kostet 18 Pfg.
Bei Nichterscheinen der Zeitung infolge höh. Gewalt od. Betriebsstörung besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung/Postscheck-Konto Stuttgart 5788 /Telegr.-Adr.: „Tannenblatt" / Tel. 321.
Nummer 111
Alten steig, Montag, den 15. Mai 1933
I z»h,,>»,
Viz kanzikr v. Baven in MWer
Münster. 14 Mai. Auf einer gemeinsamen Kundgebung der NSDAP, und des Stahlhelms von Westfalen-Nord in der Mün- sterhalle in Münster sprach Vizekanzler von Papen zu einer vieltausendköpfiaen Menge. Er führte etwa aus:
In den Tagen der inneren Erhebung sollten wir doch des alten Soldatengrundsatzes nicht vergessen, unsere Lage kühl und kritisch zu betrachten. Große Siege und Entscheidungen müssen mit dem Einsatz der ganzen Seele und der ganzen Persönlichkeit errungen werden Der geistige Aufbruch, in dem wir stehen und der uns innerlich erfüllt, ist der Umwelt ein vollkommenes Rätsel geblieben. Wir alle wollen daran arbeiten, daß es im deutschen Lande bald nur noch eine Staatsauffassung gibt, die uns alle eint. So gewiß es ist, daß Parteien und parteipolitisch Denkende heute keinen Raum mehr haben, so sicher ist es auch, daß die geistige Uniformierung des deutschen intellektuellen Menschen niemals das Produkt des Zwanges oder Konjunktur sein darf, sondern nur das ehrlicher und aufrichtiger Ueberzeugung.
Es wäre kindlich und der Stunde, in der wir leben, nicht würdig, wenn wir aus Ueberhebung oder aus Schwäche die Augen vor der Gefahr verschließen wollten, die unser nationales Leben zu bedrohen scheint. Am kommenden Mittwoch wird der Reichstag und somit die deutsche Volksvertretung zusammentreten, damit die Umwelt erfahre, wie die Reichsregie- rung und das deutsche Volk über die Lage denken und welchen Weg sie zugeh-n entschlossen sind. Die Welt darf dann aufhorchen und feststellen, daß ein großes Volk und der Träger einer alten Kultur nur für eine kurze Zeitspanne mit materiellen Mitteln der Lebensrechte beraubt werden kann, die ihm nach der göttlichen Ordnung der Dinge genau so zustehen, wie allen anderen Mächten der Welt. Der Kriegsminster einer fremden Macht (England: hat von Sanktionen gesprochen, das Gedächtnis der Welt und dreier Staatsmänner scheint erstaunlich kurz. In Lausanne beglückwünschten sie mich und sich selbst, daß nach vierzehn Jahren die Jrrtümer auf der Siegerseite, daß nun endlich der Wahnsinn der Reparationen beseitigt sei und daß mit dem Ende des T-aumes, Deutschland werde alles bezahlen, nun auch der phantastische Gedanke ein seliges Ende gesunden habe, man könne Zahlungen mit militärischen Sanktionen erpressen.
Gegenüber dieser Lage werden wir fortfahren, nichts zu tun, als unser Recht aus gleiche Sicherheit unter den Nationen zu fordern, d. h. die Abrüstung der anderen gemäß dem Versailler Vertrag, nichts anderes. Wir werden zeigen, daß die Nation von heute mit eisern disziplinierten Nerven jeder Provokation gegenüber nur den Standpunkt des gleichberechtigten Friedens für alle verfechten wird.
Der Vizekanzler streifte dann die Frage, was die politische Lage von jedem einzelnen verlange und betonte, daß der Kampf gegen den Pazifismus niemals gleichzustellen sei mit dem Willen zum Krieg. Aus dem Pazifismus sei eine unkämpferische Le- bensanschauung erwachsen. Der Geist von Langemarck und der Geist der nationalen Revolution sind ein und dasselbe. Ihr Träger sind die soldatischen Menschen, die in der Seele und im Körper kämpferisch bleiben.
Nur ein Volk ist seiner geschichtlichen Mission gewachsen, das versteht, die inneren Reibungen auf ein Mindestmaß herabzusetzen und die ganze Nation auf die außenpolitischen Bedürfnisse einzustellen. Dafür bedürfe es aber der Selbstdisziplin und der inneren Zucht. Ein erhebender Gedanke sei es. den unseligen Schrei zwischen Kapital und Arbeit und zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer aus der Welt zu schaffen, den Arbeiter zu einem vollberechtigten : tglied der neuen Volksgemeinschaft zu machen. Wenn jemals in der Geschichte, dann müsse jetzt der Geist über die Materie siegen. Die Ausführungen des Vizekanzlers wurden mit stürmischem Beifall ausgenommen. Das Deutschlandlied beschloß die Veranstaltung.
Dr. Küchenthal zur NSDAP. Lbergetreten
Braunschweig, 14. Mai. Der ehemalige deutschnatio- nale Vorsitzende des braunschweigischen Staatsministeriums, Dr. Küchenthal, der vor kurzem als Minister zurückgetreten und zum Präsidenten der Braunschweigischen Staatsbank ernannt worden war, hat seinen Uebertritt zur NSDAP, erklärt.
Bebrütung m Kanzler-Erklümng inMeMtag
Abrüstungskonferenz auf Donnerstag verschoben
Berlin, 14. Mai. Die für den nächsten Mittwoch angesetzte Reichstagssitzung zur Entgegennahme einer außenpolitischen Erklärung des Reichskanzlers ist eine zwangsläufige Folge der letzten außenpolitischen Entwicklungen, die Deutschland dazu zwingen, vor aller Welt eindeutig und klar seinen Standpunkt zu den großen Problemen der Außenpolitik noch einmal zum Ausdruck zu bringen. Der Reichskanzler wird nicht nur die letzte Phase der Genfer Abrüstungskonferenz und die Entwicklung der Dinge in den letzten Tagen erörtern, sondern wird das Abrüstungsproblem in seiner Gesamtheit behandeln.
Eine Klärung der außenpolitischen Situation ist vor allem im Hinblick auf die für den Juni in Aussicht genommene 'Weltwirtschaftskonferenz notwendig. Jede Unsicherheit muß bis zum Beginn dieser Konferenz behoben werben, wenn sie auch nur den geringsten Erfolg haben soll. In erster Linie ist es dabei selbstverständlich notwendig, daß die Abrüstungskonferenz mit einem sichtbaren Erfolg endigt.
Neben dieser kritischen Entwicklung in Gens wird der Reichskanzler auch Stellung nehmen zu den Reden des englischen Kriegsministers Hailsham und des französischen Außenministers Paul Boncour, die beide nichts anderes bedeuten, als daß man jetzt Deutschland unter einen politischen Druck stellen will. Aus eine einfache Formel gebracht. besagen diese Reden, daß die Starken stark und die Schwachen schwach bleiben sollen. Der Reichskanzler wird mit aller Deutlichkeit betonen, daß derartige Methoden am End« zu einem Scheitern der Konferenz führen müssen. Wenn man Deutschland mit ultimativen Forderungen kommen will, so kann man sicher sein, daß Deutschland sich keinem Ultimatum beugen wird. Aber auch die Welt dürfte es ablehnen, wieder zu den alten Methoden des ultimativen Druckes zurllckzukehren. Wenn Paul Boncour glaubt, mit feinem „Dossier" Eindruck zu erwecken, so kann demgegenüber nur betont werden, daß derartiges nicht den Methoden eines verantwortlichen Außenministers entspricht. Es ist keine ernsthafte Politik, wenn Paul Boncour erklärt, -r habe mit diesen Beweisstücken in der Tasche so lange gewartet, um im günstigen Moment zuzuschlagen. Alles, was alt in diesem „Dossier" ist, ist bekannt, und alles Neue ist falsch. Es ist keur Material vorhanden, auf Grund dessen
wir bezichtigt werden können, den Frieden stören zu wolleul und zum Kriege zu treiben.
Im Ganzen gesehen wird es die Aufgabe der Rede des! Reichskanzlers sein, in den Genfer Methoden Wandel zu! schaffen. Der Reichskanzler wird dabei vor allem zwei Gesichtspunkte hervorheben: Einmal Protest einzulegen gegen! die Nichtabriistung der anderen und zum zweiten einzutrete« für die deutschen WehrverLiinde, die unter völlig falschem Blickwinkel gesehen werden. Wenn es gelingt, den notwendigen Wandel zu schaffen, dann kann die Abrüstungskonferenz einen Erfolg haben. Wenn diese Absicht aber scheitern sollte, dann ist die Konferenz heute schon tot.
WnMtigskonferknz auf Donnerstag verschoben
Senf, 14. Mai. Der Präsident der Abrüstungskonferenz, He»»' derson. hat angeordnet, daß die für Montag vorgesehene Sitzung des Hauptausschusses der Abrüstungskonferenz auf den nächste« Donnerstag verschoben wird.
Henderson veröffentlicht hierzu eine Erklärung, worin er darauf hinweist, daß Botschafter Nadolny ihn aufgesucht habe, um ihm mitzuteilen, daß er sich dienstlich nach Berlin begebe,' während seiner Abwesenheit werde er durch Freiherrn von Rhein« baben vertreten. Verschiedene Delegierte hätten ihm, Henderson, inzwischen mitgeteilt, daß sie in der vorgesehenen allgemeine» Aussprache zunächst nicht endgültig zu den zur Debatte stehenden Fragen Stellung nehmen könnten angesichts der Tatsache, daß die deutsche Regierung den Reichstag zu einer Sitzung einberufe» habe, um dort eine wichtige Erklärung über die Abrüstungskonferenz abzugebev. Unter diesen Umständen, erklärte Henderson weiter, sei er nach reiflicher lleberlegung und nach Befragung des Vizepräsidenten Politis sowie des Eeneralbericht- erstatters Venesch zu dem Schluß gekommen, daß die für Montag vorgesehene Sitzung des Hauptausschusses zwecklos sei. Er berufe nunmehr den Hauptausschuß für Donnerstag nachmittag ein.
Aus der von Henderson veröffentlichten Erklärung geht deutlich hervor, daß die Vertagung nicht auf Wunsch der deutschen, sondern anderer Delegationen stattfindet. Botschafter Nadolny hat Henderson ausdrücklich erklärt, daß die deutsche Delegation zu der Debatte am Montag bereit sei, und er gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Konferenz während seiner kurzen Abwesenheit von Genf ihre Arbeit fortsetzen werde. Henderson war mit Nadolny derselben Meinung. Die für die Vertagung nunmehr angegebenen Gründe zeigen welch große Bedeutung man auf der Abrüstungskonferenz der angekündigten außenpolitischen Erklärung des Reichskanzlers beimißt. Tatsächlich nimmt die Einberufung des Reichstages schon jetzt das Interesse der Konferenz! völlig gefangen. Das Rätselraten über den mutmaßlichen Inhalt ist groß. Noch nie sah man hier in Genf einer deutschen Regierungserklärung mit so großer Spannung entgegen wie jetzt. Botschafter Nadolny ist am Samstag abend nach Berlin abgerejs
SeuWr Minister in Wien s
Begeisterter Empfang der Minister Kerrl und Frank durch die Wiener Bevölkerung s
Men, 14. Mai. Der Empfang der Minister Kerrl und Frank s mit ihrer Begleitung auf dem Flugfeld Aspern durch die außer« > halb des Flugplatzes nach Tausenden angesammelten Partei- ! genossen und Freunde gestaltete sich überaus herzlich. Nachdem < die Vorstände völkischer Vereine und Verbände, unter ihnen Ge« ? neral Bardolff für den Deutschen Volksrat und namens der Ver- ! einigung der Berichterstatter der reichsdeutschen Presse, der Ob- s mann Dr. Hartmeyer, die Minister begrüßt hatten, ließ sich der s Polizeivizepräsident Skubl dem Reichsjustizkommissar Dr. j Frank vorstellen. Er teilte ihm namens der Bundesregierung ; mit, daß die Regierung seinen Besuch mit Rücksicht auf die noch nicht ausgetragene Angelegenheit zwischen Minister Frank und der Bundesregierung als nicht erwllnschtbetrachte, s dessen ungeachtet aber alle Vorkehrungen zur Sicherheit seiner s Person und seiner Begleitung getroffen habe. Um dies zuver- i lässig durchführen zu können, bitte er um Bekanntgabe der Dis« ^ Positionen für seinen Aufenthalt. Dr. Frank dankte und erklärte, er sei außerordentlich erfreut über die „Liebenswürdigkeit", mit i der er hier empfangen werde. !
Die reichsdeutschen Gäste der NSDAP., gefolgt von Hunderten ^ von Automobilen und von dem zu Tausenden nebenherströmen- ! den Publikum, fuhren zu dem Kriegerdenkmal, dem bekannten ^ Löwen von Aspern. Hier begrüßte noch einmal der Eaufllhrer : von Wien, Frauenfeld, die Minister. Reichsjustizkommissar Dr. ! Frank legte einen Lorbeerkranz nieder, der mit Hakenkreuz« > schleifen geschmückt war. f
Dann fuhren die Minister über die Reichsbrücke durch ein dich- i tes Spalier der ihnen unter Winken mit Hakenkreuzfähnchen zu« !
jubelnden Menge Hier und da erschollen auch Gegenkundgebun» gen in diesen vielfach noch von Sozialdemokraten stark bewohntes Stadtvierteln. Die Polizei war in außerordentlich großer Stärk« aufgeboten Am Praterstern ereigneten sich dann Zusammenstöße! zwischen nationalsozialistischen Anhängern und Gegnern, die da» Einschreiten der Polizei zu Fuß und zu Pferde notwendig machten
Die Wiener NSDAP.-Kundgebung
Wien, 14. Mai. Wohl selten hat in der Engelmann-Arena ein» solche Begeisterung geherrscht wie bei der Kundgebung der NSDAP. Wien, bei der Gauleiter Frauenfeld die Minister Kerrl, Frank, den Ministerialdirektor Freister und den deutschen! Gesandten Dr. Rieth begrüßte. Als erster Redner ergriff Freiherr von Liebenberg das Wort, ein unmittelbarer Nachkomme de» Bürgermeisters L-ebenberg, der vor 258 Jahren zusammen mit! Fürst Starhemberg Wien gegen die Türken verteidigte. Dan» sprach Reichsjustizkommissar Dr. Frank. In witziger Rede, di« wiederholt laute Heiterkeit ouslöste, betonte er bei Beginn und an politisch kritischen Stellen seiner Rede daß er die Aufgabe erhalten hätte, nur über oie Befreiung Wiens von den Türken vor 250 Jahren zu sprechen, und er hoffe, nicht mißverstanden za werden, wenn er sage, daß er sich heute schon darauf freue, wieder einmal an einer schönen Befreiungsfeier in Wien teilnehmen zu können. Der Führer Adolf Hitler habe ihn beauftragt, den Versammelten die herzlichsten Grüße zu bringen und zu sagen- daß er jetzt im Geiste bei ihnen sei in Wien. Hitler beabsichtig« auch in kurzer Zeit Oesterreich einen Besuch abzustatten. Hitler werde es wohl erlaubt sein, das Grab seiner Eltern zu besuchen.
Justizminister Kerrl wieder in Berlin
Berlin, 14. Mai. Auf dem Flugplatz Tempelhof ist heute um 20.40 Uhr der preußische Justizminister Kerrl von Wien kommend gelandet.