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Mgem. Anzeiger für die Bezirke Nagold, Calw u. Freudenstadt Amtsblatt für den Bezirk Nagold u. Altensteig-Stadt

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Nummer 78

Aitensteig, Freitag, de« S1. Marz 1833

I S8. Jahr,an.

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Mein» über die AdMilngttonkmiiz ^

Berlin» SO. Marz. Vor der Presse äußerte sich der aus Genf ' zurückgekehrte Botschafter Nadolny am Donnerstag über den bisherigen Verlauf der Konferenz und über die Haltung Deutsch­lands Der englische Entwurf fasse alles zusammen, was auf dem Gebiete der Abrüstung in den ganzen letzten Jahren an Frrgen aufgeworfen und geklärt worden sei. Er hat nach Auffassung des Botschafters Nadolny den Vorzug, daß er wirklich an den springenden Punkt der Materie herangeht, indem für die Be­messung der Rüstungen der verschiedenen Staaten feste Zahlen eingesetzt werden. Die deutsche Delegation hat den von den Engländern aufgestellten Konventionsentwurf gleichfalls alsDis- llissionsgrundlage angenommen, sie hat aber keinen Zweifel da­rüber gelassen, so betonte Botschafter Nadolny, dah wir in dem Entwurf bereits eine grundsätzliche Anerkennung unserer vollen Gleichberechtigung bis zu einem gewissen Grade erblicken, daß jedoch hinsichtlich der Zahlen und Einzelangaben nach unserer -Ausfassung noch keine genügende Konkretisierung der vollen Gleichberechtigung für uns in dem Entwurf enthalten ist. Die von uns verlangte allgemeine Abrüstung mutz ebenso weit gehen, s wie die erzwungene Abrüstung Deutschlands und seiner ehemali- f gen Verbündeten. Botschafter Nadolny verlangte infolgedessen s die Gleichberechtigung in der Hinsicht, dah auch allen anderen t verboten wird, was uns verboten ist und daß uns gestattet wird, was den anderen gestattet ist. Die nächste Tagung der Ab­rüstungskonferenz betrachtet Nadolny als die Endphafe. Tr nimmt an. dah sie im Zeichen des Kampfes stehen wird, aber auch im Zeichen unserer festen Haltung und im Zeichen der ! Rückwirkung der gesamtpolitischen Situation auf die Konferenz ? und der Konferenz auf die politische Situation. «

Ausruf für da? Mw. WrrMWÄr ber Mitmimstil

Berlin, 30. März. Reichsminister des Innern, Reichs­kommissar für das preußische Ministerium für Wissenschaft, ! Kunst und Volksbildung und Reichskommissar für den - Freiwilligen Arbeitsdienst rufen alle Abiturienten zur Teilnahme am Werkhalbjahr aus. Der Aufbruch der Nation stellt an die Altersschicht der 1820-Jährigen er­höhte Anforderungen.

Das Freiwillige Mitschasfen an dieser Aufgabe ist r Pionierarbeit für künftige Dienstleistungen der gesamten j deutschen Jungmannschaft. Die Einheit der Nation wird f von der Jungmannschaft im Arbeitsdienst und Gelände- s spart vorgelebt. H

Für die Abiturienten bildet die Teilnahme ein uner- , setzliches Erfahrungs- und Erlebnisgut für ihre berufliche k und charakterliche Vorbildung. Alles wird getan werden, um sie den Mitabiturienten gegenüber nicht zu benachtei­ligen, die den Beginn ihrer Berufsoorbereitung dem ge­meinsamen Weg am Wiederaufbau des Vaterlandes vor­ziehen. ^

Fast überall find bisher die Abiturienten der ersten! Aufforderung gefolgt. Beispielhaft ist heute Ostpreußen.

Reichsminister des Innern, Reichskommissar für das preußische Ministerium sllr Wissenschaft, Kunst und Volks­bildung, und Reichskommissar für den Freiwilligen Ar­beitsdienst erwarten, daß die Abiturienten die besondere Aufgabe und Verpflichtung anerkennen, die ihnen in die- ! ser geschichtlichen Stunde des neuen Aufbaues erwachsen, k Anmeldungen zur Teilnahme am Freiwilligen Werkhalb­jahr werden noch bis znm 5. April einschließlich ange­nommen.

Keine Differenzen zwischen Stahlhelm und RSSM.

General »o« Epp bereinigt die Mißverständnisse i« der Rheinpsalz

Berlin, 30. März. Zu den Vorgängen, die sich zwischen Stahl­helm und Nationalsozialisten in einigen Orten der Rheiu- Pfalz ereignet haben, wird dem Nachrichtenbüro des B.d.Z. von zuständiger Stahlhelmseite mitgeteilt, daß in der Rheinpfalz im Laufe des Mittwochs sämtliche Stahlhelmarbeitsräume von SA. besetzt worden seien. Eine große Zahl von Stahlhelmführern sei verhaftet und teilweise in nationalsozialistische Arbeitslager über- geführt worden. Durch eine in der Nacht erfolgte Anordnung der Reichsregierung seien sämtliche Verhaftungen von Stahl­helm«« in der Pfalz mit sofortiger Wirkung wieder ausgehsbe» worden. Ergänzend hört das Nachrichtenbüro des V.d.Z. in unterrichteten Kreisen, daß der Reichskommissar für Bayern, General von Epv, sich in die Rheinpfalz begeben hat. um dort im Namen der Reichsregierung die entstandenen Mißverständ­nisse zu bereinigen. Von seiten des Stahlhelms wird noch be­merkt, daß gerade in der Pfalz die Ausnahme von ganzenmar- ristischen Gruppen" in oen Stahlhelm in keinem einzigen Falle erfolgt sei, daß vielmehr lediglich Einzelanmeldungen neuer Mit­glieder in der Pfalz Vorgelegen hätten. Die Reise geht nach « Speyer. Ludwigshasen, Neustadt a. d. Hardt und Kaiserslautern, k

Grgm Ml md Brrlelimdimg

Keine MWebung dsr Abwehrmaßnahmen

München, 30 März. Die Abwehrkampagne der NSDAP, gegen die Greuel- und Hetzpropaganda im Auslaude wird, wie wir oou unterrichteter Seite erfahre«, unter keinen Umständen verschoben. Es bleibt dabei, daß die Aüwehraktion schlagartig am kommen­de« Samstag um 10 Uhr vormittags einsetzt.

Die Anordnungen des Zentralkomitees

München, 30. März. Das Zentralkomitee zur Abwehr der jüdi­schen Greuel- und Boykotthetze hat «ine Anordnung erlaßen, die «. a. besagt:

Als Leiter des Eaukomitees empfiehlt es sich, die Eauführsr des Kampfbundes des gewerblichen Mittelstandes zu ernennen. Die Aktionskomitees (deren Mitglieder keinerlei Bindung mit Juden haben dürfen) stellen sofort fest, welche Geschäfte, Waren­häuser, Kanzleien usw. sich in Judenhänden befinden. Es handelt sich bei dieser Feststellung selbstverständlich um Geschäfte, die sich in den Händen von Angehörigen der jüdischen Rasse befin­den. Die Religion spielt keine Rolle. Katholisch oder protestan­tisch getaufte Geschäftsleute oder Dissidenten jüdischer Rasse find im Sinne dieser Anordnung ebenfalls Juden.

Firmen, bei denen Juden nur finanziell beteiligt find, fallen unter eine noch zu treffende Regelung. Ist der Ehegatte einer nichtjüdischen Eeschäftsinhaberin Jude, so gilt das Geschäft als jüdisch. Das gleiche ist der Fall, wenn die Inhaberin Jüdin, der Ehegatte aber nicht Jude ist.

Einheitspreisgeschäfte. Warenhäuser, Großfilialbetriebe, die sich in deutschen Händen befinde», falle« nicht unter diese Boy- kottaktiou. Ebenso fallen nicht darunter dieWoolworth"-Ein- heitsvreisgeschäfte. Die sogenanntenWoolwerth"-Einheitspreis- geschäfte dagegen sind jüdisch und daher zu boykottieren. Die Aktionskomitees überreichen die Listen der festgestellten jüdischen Geschäfte der SA. und SS., damit diese am Samstag, den 1. April 1933, vormittags punkt 10 Uhr, die Wachen ausstellen können. Die Wachen haben die Aufgabe, dem Publikum bekannt­zugeben, daß das von ihnen überwachte Geschäft jüdisch ist. Tät­lich vorzugehen, ist ihnen verboten. Verboten ist auch, die Ge­schäfte zu schließen. Zur Kenntlichmachung jüdischer Geschäfte find an deren Eingangstüren Plakate oder Tafeln mit gelben Lettern auf schwarzem Grunde anzubringen.

Entlastungen von nichtjüdischen Angestellten und Arbeitern dürfen von den boykottierten jüdischen Geschäften nicht vor- geuommen, Kündigungen nicht ausgesprochen werden.

Ein Aufruf des Zentralkomitees zur Abwehr der jüdischen Greuel- und Boykotthetze

München, 31. März. Das Zentralkomitee zur Abwehr der jüdischen Greuel- und Boykotthetze weist in einem Auf­ruf darauf hin, daß der Boykott nur gegen einwandfrei als Juden feststehende Personen und Geschäfte vorzuberei­ten ist. In Zweifelsfällen ist gegen den Boykott zu ent­scheiden.

Alle bekanntgegebenen Anordnungen treten erst ab Samstag 10 Uhr Vormittag in Kraft und dürfen nicht vorher zur Anwendung kommen.

Jeder Deutsche, so heißt es in dem Aufruf weiter, muß seine Ehre daran fetzen, daß gemäß der Anordnung der Reichsleitung der NSDAP, keinerlei Gewalttätigkeiten unterlaufen. Gewalttätigkeiten werden umso schwerer be­straft als anzunehmen ist, daß sie von Spitzeln, die der gerechten Sache Schaden zusügen wollen, ausgehen.

Zweit« Anordnung des Zentralkomitees zur Abwehr der jüdischen Greuel- und Boykotthetze

München. 30. März. Das Zentralkomitee zur Abwehr der jüdischen Greuel- und Boykotthetze erläßt folgende Anordnung (Nummer 2):

Die örtlichen Aktionskomitees haben dafür Sorge zu tragen, daß die Anordnungen des Zentralkomitees zur Ab­wehr der jüdischen Greuel- und Boykotthetze von der ge­samten Presse in entsprechender Aufmachung zum Abdruck gebracht werden.

Die Durchführung des Boykotts in Berlin

Berlin, 30. März. Von dem Berliner Aktionskomitee für den Boykott gegen die Juden sind, wie wir erfahren, Maßnahmen getroffen worden, daß am Samstag nach An­bruch der Boykottaktion Photographen und Filmoperateure die Straßen durchfahren und Personen photographisch sest- halten. die noch in jüdischen Geschäften zu kaufen beabsich­tigen. Es besteht die Möglichkeit, daß diese Aufnahmen in Kinos der Bevölkerung laufend gezeigt werden.

Aus Chemnitz wird gemeldet, daß dort die gleichen Maßnahmen geplant sind und daß dort die Namen der Käufer in boykottierten Geschäften von den Zeitungen ver­öffentlicht werden sollen.

^ Die württ. Boykottbewegung vorbereitet

, Stuttgart, 30. März. Zu der Bekanntmachung der national» j sozialistischen Reichsleitung über das Vorgehen gegen jüdische . Geschäfte am kommenden Samstag hat die württ. Gauleitung noch besondere Anordnungen getroffen. Darnach find in den r Ortsgruppen Aktionskomitees zu bilden. Die Aktion soll, wo : irgend möglich, mit den Gewerbeoereiue« (Rabattsparvereine» ! usw.) zusammen veranstaltet werden. Aktionen, die nicht auf i Anweisung des Aktionskomitees erfolgen, sind untersagt. Partei- ! genossen die trotzdem örtliche Aktionen durchführen, werden we» : gen Disziplinlosigkeit aus der Partei entfernt. Aktionen dürfe« s vor Samstag vormittag 10 Uhr nicht eingeleitet werden. Nieder» ! lassungen und ausländischen Unternehmungen darf der Boykott j nicht erklärt werden. Der Boykott muß sich auch in solchen Orten ! auswirken, wo keine offizielle Parteiorganisation besteht. Am > 1. April müsse, im ganzen Lande Massenversammlungen oder ! öffentliche Kundgebungen gegen die Hetze des internationalen k Judentums jtattfinden. Der Aktionsausschuß bittet um Nennung k solcher Firmen, die unter irgend einem harmlosen Namen ihr i Geschäft betreiben, deren Inhaber aber Juden find. Die Inhaber

- deutscher Geschäfte werden ersucht, künftighin keine Ware mehr i von Juden zu beziehen und wenn möglich etwa getätigte Auf- ! träge rückgängig zu machen.

i Die jüdischen Frontsoldaten gegen die Grenelpropagasd«

c Stuttgart. 30. März. Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten^ k Landesverband Württemberg, veröffentlicht folgende Erklärung^

-Wir jüdischen Frontsoldaten lesen mit Abscheu von der Greueln ! Propaganda, die in ausländischen Zeitungen verbreitet wird, z Wir stellen feierlich fest: Diese Lügenmeldungen find unwahr, k Mit ihren Verbreitern haben wir nichts zu tun. Wir setze» ? alles daran, diese Lügen zu beseitigen. Wir treten ihnen mip j Entschiedenheit und Erbitterung entgegen. In dem Aufruf dev s nationalsozialistischen Patteileitung heißt es, in der Hand der j deutschen Juden läge es, die Gegner in der anderen Welt zu» ? rechtzuweisea. Wir waren und find in diesem Sinne tätig. Wir

- tun alles, was in unserer Macht liegt, um die gegen unser Vater- i land gerichteten unerhörten Angriffe abzuwehren. Aus unsere«, z Reihen wurde dem Ausland durch Briefe. Telegramme, Tele» s phonate usw. mitgeteilt, daß in Deutschland dank der starke«

? Autorität der nationalen Regierung und Ordnung herrscht und j keine llebergrifse geduldet werden. Wir werden auch weiterhin j mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln und mit un- j serer ganzen Kraft in diesem Sinne tätig sei». Wir haben im s Krieg unsere selbstverständliche Pflicht getan und setzen uns auch! » heute mit unserer ganzen Person für unser Vaterland ein."

H Das englische Echo des Boykotts Nene Terrormeldung««

z London, 30. März. Der bereits als begonnen gemeldeteun- ) offizielle Boykott gegen die Juden in Deutschland" wird von der i Presse in großer Aufmachung angekündigt. Die Blätter ver- i öffentlichen Meldungen über angebliche Terrorakte, z. B. müßte» ^ Juden sich von klebersällen durch Geldsummen loskaufen, so durch die Zahlung von 1000 RM. an Nazibezirksführer. Nur wenig« Blätter, wieEvening Standard" betonen, daß die Lage in großem Ausmaße durch die übertriebenen Berichte über angeb­lichen Greneltaten geschaffen worden sei. Die Nationalsozialisten hätten es in ihrer Macht, den Juden in Deutschland weit größere Leiden zuzufügen, als der jüdische Boykott deutscher Waren de» Nazis zusügen könne. Bezeichnend für die politische Ausschlach- ) tung der Terrorpropaganda ist eine Rede des liberalen Unter» i Hausmitgliedes Nathan, der meinte, die Mächte müßten an- ? gestchts der vorgefallenen Ereignisse von Deutschland Versiche- ! rungen verlangen, daß Rasten- und Religionsverfolgungen inner» r halb seiner Grenzen nicht geduldet werden. Deutschlandbe- r leidige das Weltgewiffen" und könne daher bis auf weiteres kein i Entgegenkommen mehr erwarten. Von anderer Seite wird in ! gewundener Beweisführung gellend zu machen versucht, daß di« k Position der ausländischen Gläubiger Deutschlands durch eine Le» ? einträchtigung der wirtschaftlichen Interessen des Judentums gv»

; schädigt werden könnten.

Negierung »nd Kongreß der Bereinigten Staate» rücke» von der Sreuelhetze ad

Reuyork, 30. März. Im Einwanderungsausschuß -es Reprä­sentantenhauses in Washington war von dem Abgeordneten Sa­muel Dickstein beantragt worden, die Einwanderungsbestim» mn. g.'.r im Hinblick auf diereligiöse und politische Verfolgung i r l vtschland" zu mildern. Unterstaatssekretär Carr wandte sich ent-gych gegen diesen Antrag. Er erklärte, das große Publikum würde die Annahm > der Resolution als einen Versuch des Kon­gresses anfsassen müssen, Leute zuzulassen, die in Deutschland an­geblich einer Verfolg»»" lusgesetzt seien Auch H. Brown-Ben- ton. der Vertreter der oa.erländ, scheu Verbände Amerika», legt» »egen eine Annahme s« Antrages Verwahrung «in.