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AügeM. Anzeiger für die Bezirke Nagold, Calw u. Freudenstadt- Amtsblatt für den Bezirk Nagold rr. Aitenkeiq-Stadt

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Nummer 52

Altensteig, Freitag, den 3. März 1933

5 8. Zahrga»,

Sllssmaßnahmk» kür Nvlslandsgebirke

Berlin, 2. Rtürz. Wie wir erfahren, hat das Kabinett in einer Sitzung am Donnerstag beschlossen, Hilfsmaßnahmen für die ausgesprochenen Notgsbiete einzuleiten, und zwar in der Form, daß der Bevölkerung dieser Gebiete Lebens­mittel umsonst zngefiihrt werden zur Linderung der großen Not. 2n Betracht kommen industrielle Gebiete, vor allem OSerschlesien, Thüringen, Bayerischer Wald, Königsberg, das Ruhrgsbiet, Berlin usw. Sodann hat das Kabinett sich mit der Haltung der Auslandspresse beschäftigt und beschlos­sen, gegen hiesige Vertreter vorzugehen, die in böswilliger Art gegen die Regierung Hetzen. Weiter ist das Verbot über die Beflaggung von Dienstwohnungen aufgehoben worden. Ferner beschäftigte sich das Kabinett noch mit dem Schutz der landwirtschaftlichen Veredelungsproduktion, insbeson­dere mit dem sehr schwierigen und umfassenden Gebiete des Fettmarktes. Darüber fand eine eingehende Diskussion statt. Die erste Sitzung des neugewählten Reichstages soll nach einem Beschluß des Kabinetts indisPotsda- «er Garnison kirche einberufen werden.

6-Stere Reichstagsiagunye» m de» Kroll-RSume«? ^

Berlin, 2. März Wie oas Nachrichtenbüro des V.d.Z. meldet, ! ist man in unterrichteten Kre-sen der Auffassung, dag die spii- ! tereu Rerchstogssttzungen nach Ser ersten Sitzung in der Pots- l »amer Garnisonkirche kaum i« Potsdam stattsinden könnte«, ^ «eil dort geeignete Räumlichkeiten für die praktische Reichstags- j «beit nur schwer zu beschossen sein würden. Cs wird in insor- s mierten Kreisen vermutet, dah der Reichstag späterhin bis zur ! Wiedererrichtung seines eigenen Hanses in den Räumlichkeiten - der früheren Staatlichen Kroll-Oper z« Beel«« tage« wird. !

Das Re'chstagsprästölum würde dabei wahrscheinlich aus der ; Bühne nntergebracht, während die Abgeordneten im Parkett ? ihre Sitze einnehmen könnten Den ersten Rang könnte man - der Presse zur Verfügung stellen, die übrigen Ränge dem Pu- l blikum. Dabei verlautet, daß eine große Zahl der technischen - Funktionen, dis die Reichstagsverwaltung auszuüben hat. sich i sehr bequem im Reichstagsgebäude, das ja in größter Nähe der ! Krollrüume liegt, wahrgenommen werden könnte. Wie das i Nachrichtenbüro des V.L.Z. weiter meldet, ist der Bürodienst im - Reichstagsgebäude nunmehr wieder voll ausgenommen worden. Di« Beamten, Angestellten und Arbeiter des Reichstages haben s ihre Tätigkeit in ihren Dienftränmen wieder übernehmen können. ! Nur ist zur Zeit noch sonstigen Besuchern das Betteten des ; Neichstagsgebäudes nicht gestattet. s

kanzln Wer Im SvertvaW

ReMklltWlmo Im NondrSraMimI

Berlin, 2. März. Zn der Reichsratssitzung. in der Staatssekre« tär Dr. Pfänder den Vorsitz führte und die im Bundesratssaal -es Auswärtigen Amtes in der Wilhelmstraße stattfand, teilte der Vorsitzende zunächst mit, es bestehe die Hoffnung, daß man bereits in wenigen Wochen- also vielleicht schon bei der nächsten Sitzung, wieder in den Reichsratssaal des Reichstages zurück­kehren könne. Er stellte weiter die Einmütigkeit des Reichsrates dahin fest, daß er die Brandstiftung auf das schärfste miß­billigt und seinerseits erwartet, daß dieses Verbrechen mit allen Mitteln geahndet wird. Die sozialdemokratischen Vertreter meh­rerer preußischer Provinzen stellten verschiedene Anfragen an den Staatssekretär. Der Vertreter der Provinz Hessen-Nassau, Land­rat Witte, formulierte diese Anfragen insbesondere dahin, daß er Auskunft verlangte, ob es richtig sei daß Sozialdemokraten an »er Brandstiftung beteiligt seien, ferner verlangte er Auskunft über den Gang der Untersuchung und schließlich Auskunft darüber, ob die Reichsregierung der Meinung sei. daß die Erlaffe des Reichskommiffars für das preußische Innenministerium, Eöring, über die Hilfspolizei usw mit der Reichsverfassung im Einklang ständen.

Staatssekretär Pfündner erwiderte, er könne eine Antwort Acht erteilen, zumal es sich in der Hauptsache um preußische An­gelegenheiten handle, für die die Reichsregierung nicht zuständig sei. Der Reichsrat überwies die Fragen seinem Verfaffungsaus- schuß. der zunächst einmal die Frage der Zuständigkeit prüfen soll.

Der Vertreter der Provinz Westfalen, Stadtrat Eilfing. er­klärte es zugleich im Namen der Provinzen Rheinland und Grenzmark Posen-Westpreußen für selbstverständlich, daß die Reichsregierung alle möglichen staatlichen Maßnahmen gegen die gemeinen Täter anwende, die die Brandstiftung im Reichstag veranlaßt hätten Bedauerlich sei es aber, wenn Personenkreise, obne irgend einen Rechtsspruch verdächtigt würden.

Bayerischer Gekandter Sperr erinnerte dann an den Beschluß des Reichsrars wonach bis zur Entscheidung des Staatsgerichts­hofes nur dringliche Angelegenheiten zur Beschlußfassung ge­sellt werden sollen Die heutige Tagesordnung trage diesem Be- ! ichluß nicht in allen Teilen Rechnung. Der Reichsrat erledigte sodann ein« Reihe von Personalien.

Berlin, 2. März. Die große Hitlerkundgebung im Sportpalast warf schon am frühen Nachmittag ihre Schat­ten voraus. Bereits um 4 Uhr herrschte in der Potsdamer Straße ein außerordentliches Menschengewühl. Um 5 Uhr war der Sportpalast bereits bis auf den letzten Platz ge­füllt und um halb 6 Uhr mußte er polizeilich gesperrt wer­den. Zum ersten Mal sah man auch eine Reihe von SA.- Leuten mit der Binde der Hilfspolizei.

Als um 8.20 Uhr der Reichskanzler, umgeben von der SS., erschien, wurde er überschüttet von einem Beifall, der zehn Minuten lang kein Ende nehmen wollte. Nach einer kurzen Ansprache Dr. Eöbbels nahm dann Hitler das Wort, um über die Weltgefahr des Kommunismus zu sprechen.

Der Kanzler betonte einleitend, daß zwei Gründe ihn berechtigten, heute als Ankläger auszutreten gegen die Parteien und Männer, die die letzten 14 Jahre hindurch regiert hätten. Einmal sei es der Sinn der von jenen Par­teien dem Volke diktierten Verfassung, daß die Regierungen dem Volke Rechenschaft ablegen müßten, andererseits habe das Volk ein Recht, die Männer zur Verantwortung zu ziehen, die ihm jahrelang versprochen hätten, das deutsche Volk anderen, besseren Zeiten entgegenzuführen und auf­zuräumen mit den bestehenden Ueberständen . Anders ist es geworden, fuhr Hitler fort, das wissen wir. (Heiter­keit.) Es ist aufgeräumt worden, das ist richtig; es ist nämlich aufgeräumt worden mit dem Eigentum, mit den Ersparnissen des Volkes und mit den Arbeitsplätzen. Die Arbeitslosigkeit, die sie als Ursache der Not bezeichnen, ist erst durch diese Männer und Parteien geschaffen worden. Keinem einzigen Stand haben sie geholfen, nicht einmal der Arbeiterklasse, durch die sie emporgehoben wurden. Wir haben dies klägliche Ergebnis schon vor 14 Jahren voraus­gesagt. Wir haben damals das Programm der November­parteien richtiger eingeschätzt als sie selbst. Darum ist ja unsere kleine Bewegung zu einer Millionenbewegung ge­worden, weil wir die Entwicklung immer richtig vvraus- gesagt haben.

Es war das ja nicht schwer, denn der Marxismus hatte damals schon eine fünfzigjährige Geschichte hinter sich und wir hatten längst erkannt, daß er aufgebaut war auf einer falschen Grundlage. Der Marxismus stürzt sich auf die Idee der Gleichheit und Gleichwertigkeit aller Lebewesen. Diese Idee ist wissenschaftlich längst überlebt, ebenso wie die Idee von der Gleichwertigkeit aller Rassen. Die auf dieser falschen Grundlage aufgebaute Bewegung muß zwangsläufig zur Heruntersetzung der höheren Werte führen.

Die andere falsche Grundlage des Marxismus ist die Demokratie, bei der die Fähigkeit und Genialität erdrückt, erwürgt wird durch die Zahl und Maste. Die Einzelper­sönlichkeiten sind immer die Führer der Ration gewesen. Zu allen Zeiten hat nicht die Demokratie Werte geschaffen, sondern die Persönlichkeiten sind es gewesen. Die Demo­kratie hat zu allen Zeiten die Werte der Persönlichkeit zer­stört und vernichtet. Das hat sich deutlich gezeigt bei den Vertretern der Demokratie, die in den letzten 14 Jahren regiert haben. Trauriger und jämmerlicher und minder­wertiger ist noch kein System und kein Regiment von sei­nem Platz gegangen als die Vertreter des heutigen Systems gegangen sind. (Lebhafte Zustimmung.) Da gab es einen Sozialdemokraten, vor dem sich auch das Bürgertum ge­neigt hatte, weil es ihn höher einschätzte als die anderen. Zu dem sagte unser Minister Eöring, auch er müsse seinen Posten oerlasten. Er fand sich damit ab, bat aber Eöring: Lasten Sie mich wenigstens bis zum Oktober im Amte, denn dann erreiche ich meine Altersgrenze für die Pension."

Wir sind Kavalier und wollen den Namen jetzt nicht nennen, aber wenn die Sozialdemokraten meine Angaben bezweifeln sollten, dann werde ich diesen Namen nennen. Eöring sagte dem Mann, im Amte könne er nicht bleiben, aber um ihm die Erreichung der Altersgrenze zu ermög­lichen, werde er ihn bis zum Oktober beurlauben. (Hei­terkeit.) Der Mann kam dann noch einmal zurück und sagte:Ich habe dann noch eine Bitte, könnte mir nicht der Umzug ersetzt werden?" (Erneute Heiterkeit.)

So sehen die Vertreter der Demokratie aus. Gegen den marxistischen Wahnsinn, mit dem unser Volk vernichtet werden soll, nehmen wir den Kampf aus, und wir werden ihn durchführen mit rücksichtsloser Entschlossenheit. (Bei­fall.) Ich habe den Kampf vor 14 Jahren ausgenommen, nicht um das Kapital zu schützen, sondern aus Liebe zum Volk, weil ich ein Kind des Volkes bin. (Stürmischer Bei­fall.) Wenn der Marxismus wirklich den Massen Hilfe brächte, dann würde ich es in Kauf nehmen, wenn einige Wenige dabei geschädigt würden. Tatsächlich aber werden durch den Marxismus nur einige Zehntausend gewissenlose Subjekte bereichert. Aber die Massen des Millionenvolkes werden durch ihn zu Elend und Not verurteilt. (Lebhafte Zustimmung.)

Ich habe vor 14 Jahren die furchtbaren Ergebniste der marxistischen Herrschaft vorausgesagt und ich habe mich nicht getäuscht, denn sonst stünde ich heute nicht hier. (Lebhaf­ter Beifall.) Wäre der Marxismus wirklich Die Gewähr für die Rettung des Volkes, dann hätte dieses System von seinen Vertretern doch heldenhaft gegen uns verteidigt wer­den müssen. Ich frage aber: Wo sind heute die Helden? (Lachen und Beifall.) Sie wagen keinen Kampf, sondern sie suchen nur die Masten von uns fernzuhalten. Sie suchen die Meinung dieser Masten zu vergewaltigen. Damit wer» den sie aber unseren Kampf nicht hemmen. Wir haben «i» kostbares Ent zu verwalten, das deutsche Volk.

Dieses deutsche Volk ist durch den Marxismus ins Elend gebracht worden. Heute steht dem Marxismus aber gegen­über eine Organisation des Angriffs, des Fanatismus, der Disziplin, zugleich aber auch des Blutes bis zum äußersten. (Stürmischer Beifall.) Wie wir unsere Bewegung an» kleinen Anfängen aufgerichtet haben, so wird es uns in schwerer Arbeit auch gelingen, das deutsche Volk wieder aufzurichtcn. (Erneuter Beifall.) Ich bitte Sie, mitzuhel­fen am Aufbau der deutschen Volksgemeinschaft. Ich glaube, es gibt kein höheres Symbol für diesen Aufbauwil­len, als daß wir, nachdem mit der Brandfackel das Reichs- tagsgebäude in Asche gelegt wurde, nun hinausziehen in die Stadt, von der Preußens Größe ausging. (Beifall.) Daß wir hinausziehen in die Stadt Potsdam und dort vor den Fahnen des großen unsterblichen Königs in der Earnifon- kirche das neue Werk des deutschen Aufbaues beginnen.

Stürmischer Beifall folgte der Reichskanzlerrede. Mit dem Gesang des Deutschlandliedes und des Horst Wessel- Liedes fand die Kundgebung ihren Abschluß.

Pape» spricht ia München

München, 2. März. Zn einer Wahlknndgebnng der Kamps- krönt Schwarz-Weiß-Rot im überfüllten LLwenbränkeller in München sprach am Mittwoch abend Vizekanzler von Papen. Selten ist einem Staatsmanns mit so viel gewolltem »nd künst­lich erzeugtem Mißverständnis begegnet worden wie mir. Wa» ist eigentlich gegen Bayern geschehen? Z» der Phantasie einer bestimmten politischen Partei in Bayern alles, in Wirklich­keit nichts! Ich habe kein deutsches Land in seiner Existenz be­einträchtigt, aber ich habe die Regierung eines bestimmten Lan­des. Preußens im Einverständnis mit dem Reichspräsidenten beseitigt. Der föderative Gedanke ist aber gerade dadurch wie­der hergestellt worden, daß nunmehr der unselige Dualismus zwischen Reich und Preußen beseitigt ist. Es wurde von München rus versucht, eine Länderfront gegen das Reich zu errichten, auf »er gefährlichen Grundlage von Weimar. Gefährlich deshalb, weil Sie Weimarer Verfassung das ganze Schwergewicht auf de» mitarischen Reichstag legt, der zur Weiterbildung des föderalisti­schen Prinzips einfach »nfähig ist. Früher war Bayern das Land des Protestes gegen die Weimarer Republik. Es wurde von der Rechten die Ördnungs,zelle, von der Linken der Hott der Reaktion genannt. Heute ist die bayerische Regierung zur leiden­schaftlichen Verfechterin jenes Geistes von Weimar geworden. Ich werde meinen Kamps um die nationalen Kräfte im deirt- lchen Katholizismus nicht ausgeben, und ich werde aus die Unterstellung, deswegen kein vollwertiger Katholik zu sein, um so­wenig« antworten, als nur parteipolitische Verblendung zu einer solchen Mißachtung fähig ist. Ich bekenne mich als konservativer Katholik und als deutscher Föderalist und werde dieser Ueber- zcugung. so lange ich atme, treu bleiben. Mir ist auch nicht Angst wegen der Mainlinie. Das bayerische Volk wird niemals dul­den, daß dies Wirklichkeit wird. Ich warne deshalb vor dem Spiel, fick gewissermaßen nur bedingt zum Reiche zu bekenn-

Dr. Brüning in Gffen

Esten, 2. März. Dr Brüning sprach in einer Massen:, gebung der Zentrumspartci. zu der über 1V000 Personen schienen waren Dr. Brüning führte Beispiele für die politisch. - und wirtschaftspolitischen Erfolge seiner Regic ungszeit an und betonte, unter seiner Regierung sei die Zahl der Kommunmen ständig gesunken. Seit seinem Rücktritt seien sie aber stark ge- stiegen Wenn die heutige Regierung gegen die kommunistisch« Gefahr mit allen Mitteln vorgehe, werde sie in diesem Punkt, restlose Unterstützung der Zentrumspartei finden. Aber mit Po- lizei und Gesetz sei der Bolschewismus allein nieu zu überwinden, sondern nur Lurch ein in die Tat umgcietzrcs Christentum. Di« Zentrumsvartei wünsche, daß die Untersuchung übe'- oie Lreig- niffe rn Berlin möglichst schnell vor der ganzen OesientlM'e 1 geführt werde und sie möchte, daß eine restlose Aufklarmn. -ich vor den Wahlen geschaffen werde. Allen Maßnahmen der ietzi- gen Regierung, die geeignet seien, die furchtbare Krise zu mil­dern. werde die Zentrumspartei ihre Unterstützung geben, ab« sie werde auch zu kämpfen wissen, wenn man planen sollte, di» Verfassung im Wege des Umsturzes zu brechen.