Ls bekämpft jede Anwandlung von Furcht und Grauen oder Schwäche als seiner nicht würdig. Es trägt Ungemach und Beschwerden mit Gleichmut. Es bewahrt Ruhe in der Gefahr. Es achtet die Ehre höher, als das Leben. Unser Vaterland ist schwer bedroht. Seine Feinde wollen es nicht nur schwächen, sondern zertrümmern und vernichten. Aber seine tapfere Kriegsmacht wird es retten, zum Siege führen und seinen Ruhm erhöhen, Zungdeutschland hilft dabei mit. Es glaubt fest an Deutschlands Zukunft und ist entschlossen, ihr unter seines Kaisers glorreicher Führung Gut und Leben zu opfern.
Glückauf, deutsche Iungmannschaft! Ans Werk, erfülle Deine Pflicht!
Charlottenburg, 11. August 1911.
Frhr. von der Goltz, Eeneralfeldmarschall,
1. Vorsitzender des Bundes Jungdeutschland.
Nüchterne Kriegsregeln für die» die zu Hause bleiben.
Nicht nur das Schlachtfeld, auch deine vier Wände wollen Helden sehen. Bereichere dich nicht auf Kosten deines Volkes, das ist Landesverrat Zahle deine Rechnungen. Erhalte dich und die deinen gesund, damit ihr niemanden zur Last fällt. Lege dein Geld in die Sparkaffe, damit es Arbeit schaffe. Gebt Gelegenheit zum Verdienen, wo ihr könnt. Vergiß die Kranken nicht. Halte das Deine in Ordnung, damit du jederzeit Opfer bringen kannst. Ueberlege dir, was du kannst und verlast dich nicht auf andere. Rechne nicht mit lauter Siegen und setze deinen Kopf doppelt steif in den Nacken, wenn einmal eine Schlappe kommen sollte. Jeder kann jeden Tag Gutes tun und wäre es nur ein freundlicher Händedruck. Kopflosigkeit im Jnnland ist schlimmer als eine verlorene Schlacht im Felde. Latz deine Kinder diese hohe Stunden miterleben und führe keinen Hauskrieg. Denke jeden Tag, datz du ein Deutscher bist. Sei stolz auf diese unvergleichliche Schicksalsstunde deines Volkes. Wir haben Großes begonnen. Aber die Probe kommt erst: sie darf keinen Kleinen unter uns finden. Dann werden wir der Unsrigen im Felde wert. Ein Volk, ein Schicksal! Gott walt's!
Traub, Abgeordneter.
Was Kosaken sind?
Wilde Reiterscharen brausen dahin! Vorwärts, immer vorwärts in rücksichtsloser Jagd! Wehrlose Frauen u. Kinder werden überritten. Brandstätten und Blutströme bezeichnen
ihren Weg. Das ist so unsere landläufige Vorstellung von den Kosaken. So ist sie uns überliefert aus der Zeit des siebenjährigen Krieges, da die Russen bei uns gehaust haben. Es ist etwas Wahres an dieser Vorstellung. Wild und roh waren die Kosaken von je her, bedeutet doch ihr Name „Kosak", der türkisch-tartartschen Ursprungs ist, im Türkischen nichts anderes als „Straßenränder". Schon zu Ende des 14. Jahrhunderts ist von einem Kosakenstamm die Rede. Diese- Urkosaken bestanden aus landflüchtigen Russen und wurden nach und nach ziemlich stark mongolisiert. In den Steppen Südrußlands lebend, in gleichem Maße von Polen, Russen und Tataren bedrängt, bildete sich ihre kriegerische Tätigkeit immer mehr aus. Die an den Ufern des Don lebenden Kosaken waren von allen wegen ihrer großen Zahl und ihrer erfolgreichen Räubereien die am meisten Gefürchteten. Man bekam Achtung vor ihrer Macht, und Zar Iwan der Schreckliche stattete sn deshalb im Jahre 1570 mit einem Schutzbrief aus. Bon der Zeit an erschienen die Kosaken — zunächst noch freiwillig — im Heere der Zaren. Von der Wolga aus gingen sie in der Folgezeit bis nach Sibirien vor und nahmen auch von den Grenzgebieten am Ural Besitz. So entstanden die sibirischen und die Uralheere, die noch heute denselben Namen führen. Unbotmäßig im höchsten Grade, auf ihre Freiheit mit der ganzen Zähigkeit unkulti- vierter Bolksstämme pochend, machten die Kosakenheere den' russischen Herrschern sehr viel zu schaffen. Erst Peter der Große bereitete diesem unhaltbaren Zustande durch Anwendung grausamer Härte ein jähes Ende. Nach blutigem Ringen entgültig niedergeworfen, wurden die Kosaken von da ab zur Sicherung der Grenze verwendet. Im Ansang des 19. Jahrhunderts waren sie bereits auf 90000 Reiter angewachsen. Heute beträgt ihre Zahl etwa 200000, Wo immer es galt, erbarmungslos Henkerarbeit zu verrichten, Em- pörungen, der unter der russischen Knute leidenden Völker in einem Blutbade zu ersticken, da rief seither die Regierung die Kosaken herbei, die, durch keinerlei moralische Bedenken gehemmt, nach Herzenslust mordeten und plünderten und mit der Peitsche, die sie zum Antreiben der Pferde gebrauch- ten, in der Hand, das von „Väterchen" befohlene Strafgericht vollzogen. Der äußere Anblick eines Kosakenregiments läßt nach europäischen Begriffen viel zu wünschen übrig. Da sich die Leute die Uniform selbst beschaffen müssen, so kann natürlich von einer gleichmäßigen Kleidung nicht die Rede sein. Gewöhnlich besteht die Uniform aus einem bis zu den Knien herabreichenden Kastanähnlichen Rock von dunkelblauer oder grüner Farbe, gleichfarbigen Hosen, hohen Stiefeln und einer Feld- oder Pelzmütze. — — Nun wird diese wilde Horde aus unser Volk losgelaffen. Da mag uns die Tatsache ein Trost sein, daß die Kosaken im russisch-japanischen Kriege den hohen Erwartungen, die man in sie setzte, keines- wegs entsprochen haben. Wie bei allen auf niedriger Kulturstufe stehenden Völkern ist auch bei den Kosaken die Führung die Hauptsache. Und große Reitermafsen einheitlich und zielbewußt zu wirksamem Ausklärungsdienst und zweckmäßigem Angriff anzusühren, das ist eine Ausgabe, der sich die Russen bislang noch nicht gewachsen gezeigt haben. Durch ihre zu
nehmende Seßhaftigkeit und den damit verbundenen Mangel an steter militärischer Uebung ist die hohe Wehrhaftigkeit und der alte kriegerische Sinn der Kosaken mehr und mehr im Schwinden begriffen. Auch ist die Pferdezucht, die früher bei den Kosaken in höchster Blüte stand, merklich zurückge. gangen, was ebenfalls ihre Kriegstüchtigkeit sehr vermindert hat. So sagte bereits Kaiser Nikolaus I. bei einer am Don abgehaltenen Truppenschau: „Die Kosakenpferde sind nur noch für Bauern brauchbar". Und seitdem ist es nicht besser geworden, sondern schlechter. Es find kleine, häßliche, struppige Tiere, Pferde, die man in der deutschen oder österreichisch, ungarischen Armee niemals einstellen würde. Das Gefecht bei Soldau, bei dem eine ganze russische Kavalleriedivision unter schweren Verlusten zurückgeschlagen worden ist, hat ge- zeigt, daß auch die Russen nicht imstande sind, mit Ihrer Reiterei heute noch gegen das Feuer modern geführter In- fanterie erfolgreich anzukämpsen. Damit verliert aber das Schreckgespenst der kosakischen Reiteischaren bei näherer Be- trachtung viel von seiner Fürchterlichkeit, und es wird sich, so dürfen wir wohl hoffen, als eitel Blendwerk erweisen, das vor den Reihen unserer Infanterie zusammenbricht.
(Psorzheimer Anzeiger.)
Landwirtschaft und Märkte.
Lalw, 12. Aug. Aus dem heute stattgefundenen Vieh, und Schweinemarkt waren zugeführt: 30 Stück Ochsen und Stiere, 25 Kühe, 29 Kalbinnen und Jungvieh, 4 Kälber. 88 Stück. Der Handel war flau, bezahlt wurde für 1 Paar Ochsen 1170—1235 Mk., für Sliere 370—380 Mk. pro Stück, für 1 Kuh mit Kalb 505 Mk., ohne Kalb 300—435 Mk., für 1 Rind 240 Mk. Feltvieh wurde begehrt. Um 10 Uhr war der Diehmarkt beendet. — Aus dem Schweinemarkt wurden verkauft 2 Paar Läufer zu 56 und 80 Mk. pro Paar, ca. 80 Stück Milchschweine verkauft 12—24 Mk. pro Paar. Der Handel war ganz flau, es fehlte an Käufern.
Stnttgart, 11. Aug. Auf dem heutigen Großmarkt herrschte regere Kauflust als auf den letzten Märkten. Es kosteten Johannisbeeren 9—11, Stachelbeeren 6—7, Pflaumen 5—7, Pfirsiche 20—25, Zwetschgen 8—12, Aepfel 6—12, Birnen 10—20 Psg. per Pfund.
Für die Schrift!, verantwortlich: I. V. Dr. P. Nadig. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei
Säuglinge und magenkranke Kinder schützt man am besten gegen die im Sommer so leicht auftretenden Brechdurchfälle und Darmkatarrhe, wenn man die Gefahr bringende Milch eine Zeitlang fortläßt und dafür das altbewährte Nestle'sche Kindermehl verwendet, welches als eine stets gleichbleibende, vollendete Nahrung nur mit Wasser gekocht werden braucht, niemals Verdauungsstörungen verursacht, bestehende aber beseitigt.
Roter Kreuz Eil«.
Den Herren Ortsvorstehern und Geistlichen sind heute Sammelbüchsen, Aufrufe, Listen etc. zum Zweck der Geldsammlung für das Rote Kreuz zugegangen.
Ich ersuche erg. um gefl. Belehrung und Aufklärung der Einwohner an der Hand der beigeschloffenen Schriften.
Beträge etwa von 2 Mark an, wollen in den Listen vermerkt werden; auch die kleinsten Beiträge werden mit Dank angenommen.
Die Listen bitte ich vorläufig bis zum 20. ds. Mts. ab- zuschliehen und hieher einzusenden.
Liebesgaben für Truppen- und Berwundeten-Transporte (Limonade, Pfeffermünzpastillen, Chocoladetafeln, Cigarren eic.) auch Säfte, Feldfrüchte, Obst für unsere Lazarette und die in Calw auf dem Bahnhof zu errichtende Erfrischungs- ftation wollen an das Depot unter der Adresse des Herrn Direktor Weber, alte^Handelsschule in Calw gesandt werden.
Nur gute und Dauerware erbeten.
Calw, den 11. August 1914.
Der Bezirksoertreter d. Landesvereins o. Roten Kreuz:
Amtmann Rippmann.
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