Allgem. Anzeiger für die Bezirke Nagold. Calw u. Freudenstadt Amtsblatt für den Bezirk Nagold u. Altenstetg-Stadt

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Rümmer 27

Altenfteig, Donnerstag, den 2. Febrnar 1933

5 6. Jahrgang

I« Rkildstlig aufgclöst

Neuwahlen Z. Marz Ein Aufruf an bas beutfOe Volk

Sie wird an Stelle turbulenter Instinkte wieder di« nationale Disziplin zum Regenten unseres Lebens erheben. Sie wird dabei all der Einrichtungen in höchster Sorgfalt gedenken, die die wahren Bürgen der Kraft und Stärke unserer Ration find.

Die Auflösung des Reichstags

Berlin, 1. Febr. Da» Reichsradinett hat in seiner Sitzung am Mittwoch abend beschlossen, de« Reichstag so­fort aufzulösen. Die Auflösungsorder und die Begründung dazu wurde von Reichskanzler Hitler abends 1V Uhr durch den Rundfunk verbreitet, gleichzeitig ein Aufruf an da» deutsche Volk erlaffen.

Berlin, 1. Februar. Die Verordnung des Reichs­präsidenten über die Auflösung des Reichstags lautet:

Nachdem sich die Bildung einer arbeitsfähigen Mehrheit als nicht möglich herausgestellt hat, löse ich aufgrund des Artikels 25 der Reichsverfassung den Reichstag auf, damit das deutsche Volk durch Wahl eines neuen Reichstages zu der Neubildung der Regierung des nationalen Zusammen­schluffes Stellung nimmt.

Berlin, 1. Februar 1933. (Unterschrift.)

Gleichzeitig ist durch eine weitere Verordnung vom heutigen Tage vom Herrn Reichspräsidenten als Wahl­termin der 5. März 1933 bestimmt worden.

Damit bestätigen sich die kurz vorher eingegangeneu Meldungen:

Berlin, 1. Febr. In politischen Kreisen rechnet man da­mit, dag der Reichstag Donnerstag vormittag aufgelöst werden wird. An amtlichen Stellen wird keine Aus­kunft gegeben, doch kann man wohl annehmen, datz das Reichskabinett sich mit der Auflösung befassen wird. Di« Wahrscheinlichkeit spricht dafür» daß dem Reichspräsidenten dann sofort die Auflösungsorder vorgelegt werden wird.

! In politischen Kreisen glaubt man, datz die Neuwah­len dann so schnell wie möglich stattfinden werden. Es ist auch anzunehmen, datz sie mit de« Preutzenwahle« znsammengelegt werden» wenn der preuhische Landtag am Samstag seine Auflösung beschlietzt.

In politischen Kreisen rechnet man damit, datz die Neu­wahl, wenn die Auflösung des Reichstages erfolgt, am 5. März stattfinden wird. Verfassungsmätzig mützt« die Wahl innerhalb von 89 Tagen stattfinden. Die kürzest mögliche Frist wird dnrch die technische« Notwendigkeiten der Wahlvorbereitung bestimmt; Lei einet Festsetzung ans den S. März wur-en immerhin 4 Woche» zur Verfügung stehen» eine Zeit, die technisch vollkommen ansreicht.

Wie sich die Verhältnisse imprentzischenLandtag entwickeln» lätzt sich im Augenblick schwer übersehen. Die Stimmen der Nationalsozialisten und der Deutschnatioaale« reichen für den Auflösungsbeschlutz nicht ans. Er wäre viel­leicht mit Hilfe aller kleinen Gruppe« sicher, wen« auch die Kommunisten für die Auflösung stimmen. Solange über diese Faktoren keine Klarheit herrscht, latzt sich nichts ge­naues sagen. In parlamentarischen Kreisen Sberwiegt aber immerhin der Eindruck, datz die Auflösung auch des Land­tages ziemlich wahrscheinlich ist.

Es» Ausruf an bas -ruMe Volk

Berlin, 1. Februar. Ueber 14 Jahre find vergangen eit dem unseligen Tage, da von inneren und äutzeren Ver- prechungen verblendet das deutsche Volk der höchsten Güter mserer Vergangenheit des Reiches, seiner Ehre und seiner Freiheit vergast und dabei alles verlor.

Seit diesem Tage des Verrates hat der Allmachng« inserem Volke seinen Segen entzogen.

Zwietracht und Hatz hielten ihren Einzug. In tiefster tzeliimmernis sehen Millionen echter deutscher Männer und grauen aus allen Lebensstiindeu die Einheit der Nation »ahinfiechen und sich auflösen in ein Gewirr politisch- goistischer Meinungen, wirtschaftlicher Interessen und veltanschaulicher Gegensätze.

Wie so oft in unserer Geschichte bietet Deutschland serl »er Revolution das Bild einer herzzerbrechenden Zer-

jssrnhrit

Die zerbrochene Gleichheit und Brüderlichkeit erhielten vir nicht, aber die Freiheit haben wir verloren.

Denn dem Verfall der geistigen und willensmatz,gen Einheit unseres Volkes im Innern folgte der Verfall seiner »olrtischen Stellung in der Welt.

Heitz durchdrungen von der lleberzeugung, datz das deutsche Volk im Jahre 1914 in den grotzen Kampf zog ohne jeden Gedanken an eine eigene Schuld und nur erfüllt von der Last der Sorge, das angegriffene Reich, die Frei­heit und die Existenz des deutschen Menschen verteidigen zu müssen, sehen wir in dem erschütternden Schicksal, was uns seit dem November 1918 verfolgt, nur das Ergebnis unseres inneren Zerfalls. Allein auch die übrige Welt wird seitdem nicht minder von grotzen Krisen durch- gerüttelt.

Das geschichtlich aufgehobene Gleichgewicht der Kräfte, das einst nicht wenig beitrug zum Verständnis für die Not­wendigkeit einer inneren Solidarität der Nationen» mit all den daraus resulterenden glücklichen wirtschaftlichen Fol­gen ist beseitigt. Die Wahnidee vom Sieger und Besiegten zerstört das Vertrauen von Nation zu Nation und damit auch die Wirtschaft der Welt.

Das Elend unseres Volkes aber ist entsetzlich! Dem arbeitslos gewordenen hungernden Millionen-Proletariat der Industrie folgt die Verelendung des gesamten Mittel­und Handwerksstandes. Wenn sich dieser Zerfall auch im deutschen Bauern endgültig vollendet, stehen wir in einer Katastrophe von unübersehbarem Ausmatze.

Denn nicht nur ein Reich zerfällt dann, sondern eine 29Ü9j8hrige Erbmasse an hohen und höchsten Gütern menschlicher Kultur und Zivilisation.

Drohend künden die Erscheinungen um uns den Voll­zug dieses Zerfalls. In einem unerhörten Willens- und Gewaltansturm versucht die kommunistische Methode des Wahnsinns» das in seinem Innersten erschütterte und ent­wurzelte Volk endgültig zu vergiften und zu zersetzen, um es einer Zeit entgegenzutreiben, die sich zu den Versprechun­gen der kommunistischen Wortführer von heute noch schlim­mer verhalten würde, als die Zeit hinter uns zu den Ver­sprechungen derselben Apostel im November 1918, ange­fangen bei der Familie über alle Begriffe von Ehre und Treue, Volk und Vaterland, Kultur und Wirtschaft hinweg bis zum ewigen Fundament unserer Moral und unseres Glaubens bleibt nichts verschont von dieser nur verneinen­den, alles zerstörenden Idee. 14 Jahre Marxismus haben Deutschland ruiniert. Ein Jahr Bolschewismus würde Deutschland vernichten. Die heute reichsten und schönsten Kulturgebiete der Welt würden in ein Chaos und Trüm­merfeld verwandelt. Selbst das Leid der letzten andert­halb Jahrzehnte könnte nicht verglichen werden mit dem Jammer eines Europa, in dessen Herzen die rote Fahne der Vernichtung aufgezogen würde.

Die Tausende von Verletzten, die unzähligen Toten, die dieser innere Krieg schon heute Deutschland kostet, mögen ein Wetterleuchten sein der Warnung vor dem Sturm.

Zu diesen Stunden der übermächtig hereinbrechenden Sorgen um das Dasein und die Zukunft der deutschen Nation rief uns Männer nationaler Parteien und Ver­bände der greise Führer des Weltkrieges aus, noch einmal, wie einst an den Fronten» nunmehr in der Heimat in Einigkeit und Treue für des Reiches Rettung unter ihm zu kämpfen. Indem der ehrwürdige Herr Reichspräsident uns in diesem grotzherzigen Sinne die Hände zum gemein­samen Bunde schloß, wollen wir als nationale Führer Gott, unserem Gewissen und unserem Volke geloben, die «ns damit übertragene Mission als nationale Regierung entschlossen und beharrlich zu erfüllen.

Das Erbe, das wir übernehmen, ist ein furchtbares.

Die Aufgabe, die wir lösen müssen, ist die schwerste, di« seit Menschengedenkeu deutschen Staatsmännern gestellt wurde. Das Vertrauen in uns allen aber ist unbegrenzt, denn wir glauben au unser Volk und seine unvergäng­lichen Weite. Bauern, Arbeiter und Bürger» sie müssen gemeinsam die Bausteine liefern zum neuen Reich.

So wird es die nationale Regierung als ihre oberste und hehrste Aufgabe ansehen, die geistige und willens- mätzige Einheit unseres Volkes wiederherzustellen. Sie wird die Fundamente wahren und verteidigen, auf denen die Kraft unserer Ration beruht. Sie wird das Christen­tum als Basis unserer gesamten Moral, die Familie als Keimzelle unseres Volks- und Staatskörpers in ihren festen Schutz nehmen. Sie wird über Stände und Klaffen hin­weg unser Volk wieder zum Bewutztsei« seiner volklichen und politischen Einheit und der daraus entstehenden Pflich­ten bringen. Sie will die Ehrfurcht vor unserer grotzen Vergangenheit, den Stolz auf unsere alten Traditionen zur Grundlage machen für die Erziehung der deutsche» Jugend. Sie wird der geistigen, politischen und kulturel­len Nihilifierung einen unbarmherzigen Krieg ansagen. Deutschland darf und wird nicht im anarchistische» Kom­munismus versinken.

Die nationale Regierung will das grotze Werk der Reorganisation unseres Volkes mit zwei grotzen Bier­jahresplänen lösen Rettung des deutschen Arbeiters dnrch einen gewaltigen und umfassenden Angriff gegen die Ar­beitslosigkeit.

In 14 Jahren haben die Novemberparteien den de»t- schen Bauernstand ruiniert.

Zn 14 Jahren haben sie eine Armee von Millionen Arbeitslosen geschaffen.

Die nationale Regierung wird mit eiserner Entschlos­senheit und zähester Ausdauer folgenden Plan verwirk­lichen:

Binnen vier Jahren mutz der deutsche Bauer der Ver­elendung entrissen sein.

Binnen vier Jahren mutz die Arbeitslosigkeit endgültig überwunden sein.

Gleichlaufend damit ergeben sich die Voraussetzungen für das Aufblühen der übrigen Wirtschaft.

Mit dieser gigantischen Aufgabe der Sanierung unsere» Wirtschaft wird die nationale Regierung verbinden die Aufgabe und Durchführung einer Sanierung des Reiches» der Länder und der Kommunen in verwaltungsmätzige» und steuertechnischer Hinsicht.

Damit erst wird der Gedanke der förderativeu Erhal­tung des Reiches blut- und lebensvolle Wirklichkeit.

Zu den Grundpfeilern dieses Programms gehört der Gedanke der Arbeitsdienstpflicht und der Siedlungspolitik.

Die Sorge für das tägliche Brot wird aber ebenso di« Sorge sein wie die Erfüllung der sozialen Pflichten bei Krankheit und Alter.

In der Sparsamkeit ihrer Verwaltung, der Forderung der Arbeit, der Erhaltung unseres Bauerntums» sowie de» Nutzbarmachung der Initiative des einzelnen, liegt zu­gleich die beste Gewähr für das Vermeiden jeden Experi­mentes der Gefährdung unserer Währung.

Außenpolitisch wird die nationale Regierung ihr« höchste Mission in der Wahrung der Lebensrechte und da­mit der Wiedererringung der Freiheit unseres Volke« sehen. Indem sie entschlossen ist, den chaotischen Zustände« in Deutschland ein Ende zu bereiten, wird sie mithelfen, i» die Gemeinschaft der übrigen Nationen einen Staat glei­chen Wertes und damit allerdings auch gleicher Rechte «in- zufügen.

Sie ist dabei erfüllt von der Grütze der Pflicht, mit die­sem freien, gleichberechtigten Volk für die Erhaltung und Festigung des Friedens einzutreten, dessen die Welt heut« mehr bedarf als je zuvor. Möge auch das Verständnis all der anderen mithelfen, datz dieser unser aufrichtigster Wunsch zum Wohle Europas, ja der Welt sich erfüllt.

So grotz unsere Liebe zu unserem Heere als Träge» unserer Waffe und Symbol unserer grotzen Vergangenheit ist, so wären wir doch beglückt, wenn die Welt durch eine Beschränkung ihrer Rüstungen eine Vermehrung unserer eigenen Waffen niemals mehr erforderlich machen würde.

Soll aber Deutschland diesen politischen und wirtschaft­lichen Wiederaufstieg erleben und seine Verpflichtung«» den anderen Nationen gegenüber gewissenhaft erfüllen» dann setzt dies eine entscheidende Tat voraus: die Ueber» Windung der kommunistischen Zersetzung Deutschlands.

Wir Männer dieser Regierung fühlen «ns vor der deutschen Geschichte verantwortlich für die Wiederherstel­lung eines geordneten Bolkskörpers und damit für die endgültige lleberwindung des Klassenwahnfinns und Klaf- senkampfes. Nicht einen Stand sehe» wir, sondern das deutsche Volk, die Millionen seiner Bauern, Bürger und Arbeiter, die entweder gemeinsam die Sorgen dieser Zeit überwinden werden oder ihnen sonst gemeinsam erliege».

Entschlossen und getreu unserem Eide wollen wir dan« angesichts der Unfähigkeit des derzeitigen Reichstage», diese Arbeit zu unterstützen, dem deutschen Volke selbst die Aufgabe stellen, wen wir vertreten.

Der Reichspräsident, Generalfeldmarschall o. Hinden- bürg hat uns berufen mit dem Befehl, durch unsere Ein­mütigkeit der Nation die Möglichkeit des Wiederaufstieg» zu bringen.

Wir appellieren deshalb nun au das deutsche Volk, dies? Akt der Versöhnung selbst nicht zu Hintertreiben.

2 i- Reo' :. ng der nationalen Erhebung will arbeite« und -l», beiten.

Sre h ti t 14 Jahre lang die deutsche Nation z» Grunde geritz . sondern will sie wieder nach oben führen.

Sie ist entflossen, in vier Jahren die Schuld vo» 14 Jahren wieder gut zu mach?». Allein sie kann nicht die Arbeit des Wiederaufbaues der Genehmigung derer unter­stellen, die den Zusammenbruch verschuldeten.