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NZSW 'Smdgrbiivg im Lastgarten
Berlin, 8. Jan. Trotz des schlechten Wetters wies die Kundgebung der NSDAP, im Lustgarten einen Massenbesuch auf. Zunächst gedachten der Oberführer der Berliner SA. Ernst und der Reichsjugendführer B. v. Schirach des am Nachmittag zu Grabe getragenen Hitlerjungen Waller Magnitz. Dann ergriff der Berliner Gauleiter Dr. Goebbels das Wort. Er rührte aus, dab die vielen Tausende, die am Nachmittag den ermordeten Hitler- junsen wie einen Fürsten zu Grabe getragen hätten, und die Zebntausende, die sich zu dieser Kundgebung im Lustgarten eingefunden Härten, nicht nur den Toten betrauerten, sondern gleichzeitig auch demonstrieren wollten, daß der Kampf gegen das System fortgesetzt werde, gegen ein System, das die nationalsozialistische Bewegung von der Macht und der Verantwortung fernzuhalten versuche. Die Geduld des erwachenden deutschen Volkes sei allmählich erschöpft. Zum Schluß seiner Ansprache erklärte Goebbels, daß bei dem Geschwätz von der Spaltung, Auflösung und Zersetzung der nationalsozialistischen Bewegung der Wunsch der Vater des Gedankens sei. Die Kundgebung schloß mit dem Horst-Wessel-Lied. Der Abmarsch der Teilnehmer vollzog sich reibungslos
Hitler besucht den Reichskanzler?
Berlin, 8. Jan. Dem „Tempo" zufolge soll im Anschluß an den .Besuch des trüberen Reichskanzlers v. Paven beim Reichskanzler auch eine Unteredung des Kanzlers mit Adolf Hitler Ende näch- .lster Woche in Aussicht genommen sein.
Kombinationen über die Beurlaubung des Hauptmanns Rühm und des Grafen Helldorf
Berlin, 8. Jan. Verschiedene Berliner Blätter berichten über «eine Beurlaubung des Stabschefs der SA. Rohm und des SA.- lObergruvpem'übrers für Berlin und Brandenburg. Graf Hell- ^bo r f, und knüpfen an die Tatsache der Beurlaubung Vermutungen über neue Meinungsverschiedenheiten in der NSDAP, an. Von nationalsozialistischer Seite erfahren wir hierzu, daß die Beurlaubung des Stabschefs der SA. Rühm auf eine Lungenentzündung zurückgebt, die er vor einiger Zeit durchgemacht bat «nd von der er sich jetzt in seinem Urlaub ganz auskurieren soll. Der Obergruppenführer Graf Helldorf dagegen ist auf einem kurzen Erholungsurlaub und wird in den nächsten Tagen seinen Posten wieder antreren.
Sraf KalLreuih Wer die 6lellung
zum Kadinett Schleichei
Frankfurt a. v. O., 8. Jan. Auf einer gemeinsamen große: Kundgebung des Kreislandbünde von Lebus. Königsberg (Neu mark). Guben und Weststernberg sowie einiger Kreisverbünde de, preußischen Landgemeindeverbandes sprach heute in Frankfur a. d. O. der Präsident des Reichslandbunües Graf Kalckreutl über die Stellung des Landvolkes zum Kabinett Schleicher. Wem es nicht gelingen sollte, so sagte er. tm Laufe dieses Jahres di Landwirtschaft wieder rentabel zu machen, so siebe die Ernäb rungsbasis unseres Volkes vor einer unabsehbaren Katastrophe Die Landwirtschaft habe acht Fahre lang von der Substanz ge lebt. Sie sei jetzt am Ende auch der Selbsterhaltunssmöslichkeil Nach seiner Meinung könnten selbst bei einer restlosen Auftei lung des Großgrundbesitzes im deutschen Osten höchstens 300 OG Siedlerstellen iür etwa 1000 000 Menschen geschaffen werden. Di Siedlung sei als ein Verbrechen zu bezeichnen, solange nich die Rentabilität der Siedlerstellen gesichert sei. In der Frage des Butterbeimischungszwanges müsse schleunigst etwas geschehen wenn nicht die ganze Veredelungswirtschaft zugrundegerichte werden solle. Die Einstellung des Landbundes rum Kabinet Schleicher werde sich mit der Entscheidung über die Handelsver träge mit Holland, Schweden, Frankreich und Siidslawien erge ben. Wenn es gelingen sollte, die landwirtschaftlichen Interessen die Freiherr v. Braun im Kabinett vertritt, gegenüber den Reichswirtschaftsminister Warmbold durchzusetzen. werde auch di> Landwirtschaft zu hoffen beginnen, daß auch die weiteren Ent scheidungen der Regierung zu wirtschaftlichem Gewinn im Sinn eines warmen heimatpolitischen Fuhlens würden. In diesen Sinne wurden auch Telegramme an den Reichskanzler und de, Reichsernährunssminister gesandt.
Bor DemWo» des nnnSnttchen Kabinetts?
Bukarest, 8. Ina. Die latente Kabinettsfrage hält die rumänische Oeffentlichkeit in sichtbarer Spannung. Die Zeitungen betonen fast einstimmig die tiefe Einwirkung, die ein Konflikt zwischen Krone und Regierung unter den besonder»- Umständen ballen könnte. Ministerpräsident Man tu der sich allen anderen Mitgliedern des Kabinetts mit Innenminister nalake solidarisch erklärt hat. verweigerte jedwede Erklärung ,n Erwartung des Außenministers Titulescu und des Justirministers Povulitsch. die am Montag hier eintreffen werden. Der für Montag einberu- fene Ministerrat wird, wie mit Bestimmtheit angenommen werde, dann die Demission des Eesamtkabinetts beschließen.
SurchMrungsbestimmmMN zur Arbeitsbeschaffung
! Berlin. 8. Jan. Die Durchführungsbestimmungen zur Förde- «mg der Arbeitsbeschaffung und der ländlichen Siedlung sind j veröffentlicht worden. In den Richtlinien wird best-mmt, dab für Arbeiten im Rahmen des Arbensbeschasiungsvrogramms den Trägern der Arbeit auf Antrag von der Deutschen Gesellschaft für öffentliche Arbeiten oder der Deutschen Rentenbank-Kreditanstalt ein Darlehen gewährt werden kann. Die Arbeiten müssen für die Volkswirtschaft wertvoll sein, möglichst im Laufe des Jahres 1933 beendet werden, sich vorwiegend auf Instandsetzung, Verbesserung und Vollendung vorhandener Anlagen oder auf die Förderung der Bodenkultur erstrecken, die die durch den Kapitalaufwand enrstehenden Zukunftslasten rechtfertigen. Es muß festgestellt werden, daß der Träger der Arbeit nicht aus eigener finanzieller Leistungsfähigkeit in der Lage ist. die Arbeiten zu finanzieren. Ist er hierzu teilweise im Stande, so kann ihm für den Rest ein entsprechendes Darlehen gewährt werden.
Die Gewährung des Darlehens erfolgt unter folgenden Voraussetzungen: Der Träger muß in der Lage sein, die ans der Darlehensaufnahme und der Ausführung der Arbeit entstehende « zukünftige Belastung zu tragen. Die Vergebung der Arbeiten an Unternehmer ist der Ausführung in eigener Regie grundsätzlich vorzuziehen. Die Arbeiten sollen möglichst nicht freihändig vergeben werden. Bei der Vergebung der Aufträge find die mittleren und kleineren Betriebe ausreichend zu berücksichtigen. Generalunternehmer sind grundsätzlich auszuschalten, soweit das nicht möglich ist, sind auch sie zu verpflichten, die Auf-
> tragssumme auf möglichst viel mittlere und kleinere Betriebe zu verteilen. Der Gewinn des Unternehmers ist auf ein möglichst geringes Mab zu beschränken. Alle Arbeiten sind, soweit dadurch keine wesentliche Verteuerung eintritt, durch menschliche Arbeitskraft auszuführen. Auberdeutsche Baustoffe dürfen nur dann verwendet werden, nenn geeignete inländische Baustoffe nicht vorhanden sind. Bei der Ausführung der Arbeiten müssen in weitestem Umfange Arbeitslose einge-
, stellt werden, vornehmlich sind langfristig Erwerbslose, vor allem Kinderreiche und Familienernäbrer, zu berücksichtigen. Die ! Arbeitnehmer sind bei den Arbeiten unter den Bedingungen des freien Arbeitsverirages zu beschäftigen; die Arbeitszeit soll 40 Stunden wöchentlich nicht überschreiten.
lleber die Darlehensbedingungen im einzelnen wird bestimmt. , daß die Laufzeit eines Darlehens der voraussichtlichen Dauer der ^ Arbeit angepaßt werden, jedoch 25 Jahre nicht überschreiten soll, i Die Laufzeit beginnt für den Darlehensnehmer am 1. Juli 1935.
! Ausnahmsweise kann der Ausschuß der Reichsregierung den Besinn der Laufzeit noch um ein weiteres Jahr hinausschieben. Die Zahlungen find von den Darlehensnehmern im gleichen
> Halbjabresraten (Renten) nachträglich zu leisten. Bei einer Til- i gungszeit von 29 Jahren sind 6 Prozent des ursprünglichen Dar- ^ lehensbetrages für das Jahr als Rente zu zahlen. Bei längerer
oder kürzerer Tilgungszeit tritt eine entsprechende Verminderung oder Erhöhung der Rente ein. Die übrigen Lasten ans der Darlebensgewäbrung trägt das Reich.
Für Anlagen, die Nutzungen in wirtschaftlich angemessener Höbe ermöglichen, hat der Darlehensnehmer an Stelle der obengenannten Rente die vollen Zins- und Tilgungslasten zu tragen. Die Laufzeit des Darlehens beginnt in diesem Falle iür den Dar-
Diein Cherbourg
Die Brandkatastrophe, oer am Mittwoch im Aermelkanal der französische Riesendampfer „Atlantique" zum Opfer gefallen ist. hat, wie sich inzwischen herausgestellt hat, 18 Menschenleben gekostet. Das Schis! selbst, von dem man zuerst glaubte, daß es völlig verloren sei und demnächst untergehen werde ist von den zu Hilfe entsandten Hochseeschleppern nach Cherbourg gebracht worden und dort am Donnerstag eingetrofsen. Das Feuer an Bord des Ozeanriesen hat immer nochnichtgelöscht werden können Sowohl am Heck wie am Bug steigen nach wie vor schwarze Rauchwolken empor, die darauf hindeuten, daß die Flammen im Innern des Schiffes ihr Vernichtungswerk fortsetzen.
In der französischen Presse war die Behauptung aufgestellt , worden, daß der Brand der „Atlantique" auf Sabotage zuriick- geführt werden müsse, und e>n Abendblatt war sogar so weit gegangen, in versteckter Weise Deutschland zu verdächtigen. Gegen diese Lefchuldigung wendet sich aufs schärfste Herve in seiner „Virtoire" Er erklärt, man müsse die Annahme einer böswilligen Handlung ausschalten, um dem an sich schon erregten Publikum keinen Verfolgungswahn einzuimpfen, Die „Atlantique" sei ebenso wie der im Roten Meer vernichtete „Georges Philippar" von derselben Werft erbaut »nd von derselben Gesellschaft ausgerüstet worden. Bereits im vorigen Jahr habe ein bekannter Architekt von Bord der „Atlantique" seiner Familie geichrieben, daß eigentlich nur der Schiffsrumpf und die Maschii, n als einwandfrei gelten könnte'- während die gesamte'Inn nausstattung beweise, daß die Ingenieure und Ar- kten Lanoratren seien Bei der Einrichtung sei autzmorvent- tu viel Holz verwendet worden, um dem Ganzen einen vor- ' »nehmen Anstrich zu geben, wodurch die Feuersgefahr sehr ge
lebensnehmer mit Ferngstellung der Anlage, spätestens »m l. Avril 1934.
Die Darlebensanträge sind von den Trägern der Arbeit an den Reichskommissar für Arbeitsbeschaffung zu richten, der die Anträge der Deutschen Gesellschaft für öffentliche Arbeiten oder der Deutschen Rentenbank Kreditanstalt zu- leitet. Sie entscheiden über die Zuteilung der Darlehen. Dem Reichskommissar für Arbeitsbeschaffung steht gegen ablehnende Entscheidungen das Einspruchsrecht zu. Macht er hiervon Gebrauch, so kann er die Entscheidung des Ausschusses der Reichs- regierung berbeiführen.
Noch eine Erläuterung
Die allgemeinen Grundsätze enthalten gegenüber den ursprünglichen Plänen keine wesentlichen Aenderunsen, Heroorgeboben muß werden, daß die Darlehen nur für die Arbeiten verwendet werden dürfen, für die sie bewilligt wurden. Das bedeutet, daß eine Gemeinde, die ein Darlehen aufnebmen will, dieses nicht zum Ausgleich eines Etatsdesjzits verwenden darf.
Bei der Festsetzung der Darlehensbedinsungeu im einzelnen ist man von der Auffassung ausgegangen, daß im wesentlichen zwei Arten von Arbeiten in Frage kommen werden, Arbeiten, die keinerlei Rente abwerfen werden und Arbeiten für sogenannt« „werbende Betriebe", für die naturgemäß andere Bedingungen durchaus gerechtfertigt sind.
Die Bersahrensvorschrifte« bezwecken, den Jnstanzenzug für di« Kredithergabe so kurz wie möglich zu gestalten. An zuständiger Stelle betont man den Grundsatz, daß ein Antrag innerhalb 14 Tagen erledigt sein muß. Im einzelnen sollen die Verfahrens- Vorschriften noch im Rahmen näherer Ausiübrun.'.sbeitimmunge« Anfang der Woche bekanntgegeben werden. Es ist nicht beabsichtigt, die zur Verfügung stehenden Summen kontingentweise auf die einzelnen Länder zu verteilen, sondern die Verteilung soll ausschließlich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolge«. Selbstverständlich wird dabei innerhalb der Verwaltung dafür Sorge getragen werden, daß kein Land ganz ausfällt. Interessant ist die Tatsache, daß die bisherigen unverbindlichen Anmeldungen auf Kredite bereits weit über die zur Verfügung siebenden Mittel hinausgehen.
Württemberg zum Gereke-Plan
Stuttgart, 8. Jan. Zurzeit bemübt sich die württembergifch« Regierung eifrig, bei dem Aibeitsbeschanungsvrogramm den Wünschen des Landes Berücksichtigung zu verschaffen. Seit einigen Tagen sind Beamte des Wirtschaftsministeriums bei den Verhandlungen über die Gestaltung des Beschaffungsprogramms in Berlin. Samstag sriib ist auch Wirtjchaitsminister Dr. Maier dort eingerroffen. Er hatte eingehende Besprechungen mit dem Reichskommissar für Arbeitsbeschaffung. Dr, Gereke, mit dem Arbeitsminister Dr. Syruv. dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Gesellschaft für öffentliche Arbeiten. Exzellenz Dr. Dernburg und mit der Hauptverwaltung der Reichsbabnsesellschaft. Das Hauptgewicht wird von Seiten Württembergs auf Wasserversorgungen und Bahnelektrisierung und sonstige Bahnbauien, ferner auf landwirtschaftliche Meliorationen und Straßenbauten gelegt.
stiegen sei. Darauf Hütten dann auch die großen Versicherungsgesellschaften hingewiesen und es abgelehnt, das volle Risiko z» übernehmen Auch die langen, durch keine Schotten unterbrochenen Verkaufsstraßen wurden als besonders feuergefährlich angesehen.
Wettrennen um das brennende Schiff
Paris, 7. Jan. Havas und auch die Sonderberichterstatter einiger Blätter sprechen von einem zähen Kampf, der zwischen Schleppern verschiedener Nationen um den Besitz des brennenden- Schiffsrumpfes der „Atlantique" auf hoher See geführt worden sei. Nach dem Seerecht fällt nämlich ein Wrack demjenigen Schiff als Prise zu, das zuerst ein Tau am Wrack festmacht. Ein regel-" rechtes Wettrennen um die „Atlantique" habe deshalb eingesetzt, das von einem französischen Schlepper nicht ohne heftigen Widerstand anderer Dampfer gewonnen worden sei. Erst nach längeren Bemühungen war es den französischen Schleppern möglich, das Wiuck abzuschleppen. Es scheint nach einem Bericht des „Matin" daß der Kampf um Las Wrack, namentlich mit den Holländern, ziemlich heftig gewesen sein muß.
Die „Atlantique" am Kai von Cherbourg
Cüerbours, 8. Jan. Das Wrack des Dampfers „Atlantique" ist am Samstag ins riefe Wasser zu einer nach der See bin geschützten Stelle am Kai überführt worden. Diese Maßnahme wurde ergriffen, da das Schiff au seinem bisherigen Laseort nur durch einen Anker gehalten wurde und man für die kommende Nacht Sturm befürchtet.
Die Feuerwehrleute haben an Bord der „Atlantique" fünf Leichen bergen können, von denen nur zwei identifiziert werden konnten.