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Nummer 4

56. satzrgang

Brand rinkS franz. Szeanrlefen

Die Besatzung von einem deutschen Dampfer gerettet

Paris, 4. Zan. Vom Leuchtturm von Le Havre wird ge­meldet, daß der 40 OVO Tonnen große französische Ozean­dampferAtlantt s". der ohne Passagiere von Pauillac nach Le Havre unterwegs war, zwischen Cherbourg und Le Havre Feuer fing und von der Besatzung geräumt wurde.

Einzelheiten fehlen, doch scheinr die Tatsache, daß die Mannschaft von Bord gegangen ist, darauf hinzuweisen, daß der Ozeanrieie verloren gegeben werden muß.

Bei der Hamburg-Awerika-Linie ist ein Funkspruch ihres auf der Heimreise nach Hamburg befindlichen Motorschiffes Ruhr" eingegangen, wonach von derRuhr" 8V Mann des brennenden französischen DampfersAtlantis" im Ka­nal aufgenommen worden sind. Die Boote des deutschen Motorschiffes sind noch mit Bergungsarbeiten beschäftigt.

Einzelheiten zum Dampferbrand

Paris. 4. Jan. Der Brand auf dem französischen Ozeandam­pferAtlantique" brach am Mittwoch früh um 6 Uhr aus. An Bord des Schisses, das sich auf dem Wege nach Le Havre befand, um dort avsgebesiert zu werden, befanden sich 260 Mann Besatzung von denen wie gemeldet, 80 durch das deutsche MotorschiffRuhr" gerettet werden konnten. Ein englischer Dampfer befindet sich gleichfalls in der Nähe derAtlantique" Weitere Hilssschiffe sind von Le Havre angefordert worden. Der Brand auf dcm Schiff dauert an.

Ministerpräsident P a u i V on c ou r hat den Minister für die Handelsmarine ersucht, der Mannschaft des DampfersRuhr" seinen Dank für die Bergung von Vesatzungsangehörigen der Atlantique" zu übermitteln.

Der UeberseedampferAtlantique", der den Dienst zwischen Bordeaux und Buenos Aires versah war der zweitgrößte der französischen Handelsflotte. Der Vau derAtlantique" war be­sonders kostspielig gew»sen. da man sie mit allem nur erdenk­lichen Komfort ausgestattet hatte. Als besondere Neuerung galt ein 16 Meter breites und 156 Meter langes Promenadendeck, auf dem sich Verkaussstände der bekanntesten Pariser Modehäuser befanden.

Die Ursache des Brandes derAtlantis"

Paris, 4 Zan. Wie jetzt bekannt wird, sind die ersten SOS.- Ruie wegen des Brandes auf derAtlantique" von dem deut- M'cknWffRuhr" ausgegangen. Die Funkstation der Atlantique" nt nicht in Tätigkeit getreten, so datz angenommen wird, datz der Brand in dem Funkraum ausgebrochen ist.

84 Vermißte derAtlantique"?

Paris, 4. Jan. A» Bord des in Brand geratenen Dampfers ^Atlantique" befanden sich, wie jetzt bekannt wird, nur 178 Mann. Davon f»nd 86 von dem deutschen Dampfer Ruhr ausgenommen worden. Es ist im Augenblick nicht bekannt, ob der Rest der Besatzung gerettet worden ist. Bo» dem Flugplatz Le Bourget find fünf Flugzeuge ausgestiegen, um die Vergungsoperatronen zu verfolgen.

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Besatzung derAtlantloiie" geborgen

Paris, 4. Jan. Wie Havas aus Cherbourg berichtet, war der brennende DampferAtlantique" um 13.36 Uhr von sämtlichen Mitgliedern seiner Besatzung geräumt. Der Teil der Besatzung, der sich nicht an Bord des deutschen DampfersRuhr" befindet, ist aus dem holländischen DampferAchilles" untcrgebracht. Beide Schiffe sind nach Cherbourg unterwegs. Das brennende Schiff liegt bereits 26 Grad nach backbord geneigt. Man steht von auhen keine Flammen, doch kann man starke Rauchwolken aus dem Innern aufsteigen sehen. Die zu Löschungsversuchen ausgelaufenen Schiffe umgeben den brennenden Dampfer, ohne bisher Löschversuche unternehmen zu können.

Bericht vom MotorschiffRuhr" über die Rettung von

Schiffbrüchigen derAtlantique"

Hamburg, 4 . Jan. Der Kaprtän bes HavagmotorschiffesRuhr" hat der Direktion der Hapag telegraphiert, er habe in den Mor­genstunden des Mittwochs den 40 066 Tonnen großen Dampfer Atlantique" brennend bei Dornsey angetroffen. Eine tele­graphische Verbindung mit derAtlantique" sei nicht Herzu­ckellen gewesen. MotorschiffRuhr" habe sofort auf dieAt° iantique" zugehalten, und als es an der Unfallstelle angekom­men sei, sämtliche Rettungsboote ausgesetzt. Es sei gelungen, die im Dunkeln treibenden vollbesetzten Boote des französischen Dampfers zu bergen und die Schiffbrüchigen an Bord der Ruhr . zu nehmen. Es habe frischer Westwind, grobe See und hohe i Dünung geherrscht. Insgesamt hatten von derRuhr" 86 Mann ! gerettet werden können. Als in den Mittagsstunden keine Schiff- i brüchigen mehr zu entdecken gewesen seien, habe Motorschiff Ruhr als erstes Schiff die Reise nach Lhebourg fortgesetzt, um ! dort die Geretteten derAtlanique" zu landen. s

Reichstag am 24. Saauar

Verlauf der Aeltestenratsfitzung

Berlin, 4. Jan. Ueber den Verlauf der Sitzung des Aeltr- stenrates des Reichstages erfährt das Nachrichtenbüro des VdZ. noch, datz die Kommunisten die Einberufung des Reichstages schon für den 9. Januar zur Beratung der vom Haushaltsausfchutz gefaßten Beschlüße beantragten. Die So­zialdemokraten waren gleichfalls für ein rasches Zusammen­treten des Reichstages und hatten als Termin den 10. Ja­nuar vorgeschlagen Dem wurde jedoch entgegengehalten, daß man den Reichstagsausschüsfen noch Zeit zur Fortsetzung ihrer Arbeiten lassen müsse und das Plenum erst für einen späteren Termin einberufen möchte. Schließlich schlug Abge­ordneter Dr Bell (Z.) den 24. Januar vor. Sein Antrag wurde bei Stimmenthaltung der Nationalsozialisten ange­nommen. Der Vertreter der nationalsozialistischen Fraktion hatte beantragt, den Termin für die nächste Sitzung der Entscheidung des Präsidenten Göring zu überlassen Er batte sich darauf berufen, daß der Präsident vom Plenum bereits ermächtigt worden sei, die nächste Sitzung mit Zu­stimmung des Aeltestenrates festzusetzen.

Für die Tagesordnung beantragte Abg. Dr. Fabri- cius (NS.), die vorliegenden Mißtrauensanträge (Soz. und Korn) schon in der nächsten Sitzung zur Abstimmung zu bringen. Durch Rückfragen der Abgg. Lobe (Soz.) und Leicht (BVp.) wurde klargestellt, daß die Nationalsoziali­sten dadurch nicht etwa eine Regierungserklärung verhin­dern wollten, sondern daß sie ein: Abstimmung über ihren Mißtrauensantrag im Anschluß an die Regierungserklärung oder an eine politische Debatte wünschten. Es wurde schließ­lich festgelegt, daß über die Tagesordnung erst in einer neuen Aeltestenratsfitzung am 20. Januar entschieden wer­den soll. Es sollen insbesondere einige internationale Ab­kommen im Reichstag sofort erledigt werden, die zur Zeit

dem Reichstage noch nicht vorliegen. Es ist aber auch nicht damit zu rechnen, daß die Regierungserklärung schon auf die erste Tagesordnung gesetzt wird. Auf Anfrage erklärte Staatssekretär Planck von der Reichskanzlei, die Reichs­regierung sei bereit, vor dem Reichstage zu erscheinen und Erklärungen über ihr Programm abzugeben. Sie lege dann allerdings auch Wert darauf, daß im Anschluß daran eine Klärung der politischen Lage eintrete.

Abgesehen von der Aeltestenratssitzung herrscht in dieser Woche im Reichstag noch Weihnachtsruhe. Erst in der näch­sten Woche setzen die parlamentarischen Arbeiten wieder voll ein. Für Dienstag sind der Haushaltsausschuß und der so­zialpolitische Ausschuß einberusen. Im Haushaltsausschutz soll neben der Beratung der Notverordnungen eine finanz­politische Aussprache stattsinden. Auf der Tagesordnung im sozialpolitischen Ausschuß stehen die Arbeitsbejchasfungspro» gramme der Parteien. Auch mit der Einberufung des han­delspolitischen Ausschusses ist in den nächsten Tagen zu rech­nen.

Kommunisten fordern Einberufung de» Auswärtige« Ausschusses

Berlin, 4 Jan. Die kommunistischen Mitglieder des Auswär­tigen Ausschusses haben die Einberufung des Auswärtigen Aus­schusses für Donnerstag, den 12. Januar, gefordert. In dieser Sitzung soll die Reichsregierung eine Erklärung über ihre Stel­lungnahme zu demräuberischen Ueberfall des japanischen Im­perialismus aus China" abgeben. Außerdem sollen Ostsragen behandelt und schließlich soll Stellung genommen werden zu der Verletzung der Immunität des Mitgliedes des Auswärtigen Ausschusses John Schehr.

WMMreildes Mtnmkn

Zwei Milliarden Wertsteigerung der deutschen Papiere

Die Festigkeit am Rentenmarkt, die das Kennzeichen der Börse zu Ende des Jahres 1932 war, hat dazu geführt, daß die Kurse im Vergleich zu ihrem Tiefstand recht beträchtlich aufholen konnten. Viele halten diese Kurssteigerung für völlig unmotiviert; denn weder gehe es den Staaten, den Städten oder dem Hausbesitz soviel besser, noch könnten die großen Unternehmungen über gesteigerte Einnahmemöglich­keiten berichten, die allein eine Höherbewertung der Papiere rechtfertigen würden.

Anläßlich ihres Tiefstandes belief sich der Wert aller an der Börse gehandelten Papiere auf etwa sünf Milliarden RM., und er ist jetzt auf etwa sieben Milliarden gestiegen. Das bedeutet, daß die kursmäßige Steigerung sich im Durch­schnitt nur auf etwa 40 Prozent seit dem Tiefstand beläuft. So achtunggebietend diese Summe aus den ersten Blick auch scheint, ist sie in Wirklichkeit garnicht so hoch; denn der Kurswert der Papiere liegt jetzt noch um zwei Milliarden niedriger als am 11. Juli 1931. dem Tage, da die Börse in Verbindung mit dem Bankenzusammenbruch zum ersten Mal geschloffen wurde. Dabei muß man bedenken, daß in Vorahnung der kommenden Ereignisse, die Papiere bis zum 11 Juli bereits einen schweren Sturz hinter sich hatten. Noch ein dreiviertel Jahr vorher, am 30. November 1930, nachdem derschwarze Freitag" an der Börse endgültig überwunden schien, belief sich der Kurswert aller an der Börse gehandelten Papiere aus 10 403 000 000. Zwei Jahre später betrug der Kurswert nur noch 6515 Millionen. Die Größe der Verluste wird erst dann in vollem Umfange deut­lich wenn man darauf verweist, daß sich im November 1928 der Gesamtkurswert aller Papiere auf 18130 Milliarden be­lief Innerhalb von vier Jahren ist also eine Dnttelung des Kurswertes aller Papiere eingetreten bzw. betrugen die Berluste der Börse 12 Milliarden. Demgegenüber erscheint natürlich das Anziehen der Kurse, das zu einer Wertsteige- runa der Papiere um etwa zwei Milliarden im Lause eines Jahres geführt hat. nur verhältnismäßig gering.

Es ist kein Zufall, daß in erster Linie Rentenwerte ge- ftieaen sind, während Jndustriepapiere teilweise ganz unbe­achtet waren und es nur dort zu ansehnlichen Steigerungen kam wo die Börse durch die tatsächlich ^ etene Entwick­lung angenehm überrascht wurde. Das se an Renten­

werten ist Beweis für ein steigendes A - Bedürfnis des Publikums bzw. für das zunehmende Ve.. en Die No- ^nbortuna die in Verbindung mit dem Bankkrach vom Juli 1931 lange Zeit der deutschen Wirtschaft beträchtliche Mittel entzog, ist beendet. Ein Teil Gelder kehrte zu den Sparkaffen zurück; denn anders wäre es bei der Not der

Bevölkerung nicht verständlich, daß in den ietzien 'Monaten die Sparkassen über mehr Einzahlungen als Auszahlungen berichten konnten. Ein anderer Teil der Gelder hat auch an der Börse Anlage gesucht und gefunden. Eine starke Hausse wäre jedoch erst dann zu erwarten, wenn es zu einer echten Wirtschaftsbelebung kommt.

Das Vertrauen zur deutschen Wirtschaft zeigt sich nicht nur im Inland, sondern ebenso im Ausland. Seitdem England den Goldstandard aufgegeben hat und Amerika von Zeit zu Zeit durch Nachrichten über eine Dollarinslation beunruhigt wird, beurteilt man heute die Mark und das Schicksal der Mark ganz anders als vor zehn, fünf und drei Jahren. Vor allem hat im Ausland das unbedingte Festhalten an der Währungsstabilität imponiert. Typisch für die völlig ver­änderte Lage ist die Tatsache, daß deutsche Anleihen überall im Ausland gestiegen sind und in Neuyork ihren Kursstand seit dem Tiefpunkt verdoppelt, ja sogar verdreifacht haben. Auch hier darf man die inzwischen eingetretene Entwicklung nicht überschätzen: denn auch die Kurssteigerung der im Aus­land gehandelten deutschen Werte ging von einem sehr nied­rigen Niveau aus. Aber andererseits soll man auch Symp­tome, die ein Spiegelbild des wiederkehrenden Vertrauens find, erkennen.

Sozialdemokraten

gegen preußische Verwaltmigsreform

Berlin, 4. Jon Wie das Nachrichtenbüro des V.d.Z. meldet, fand am Mittwoch im Preußischen Landtag eine Sitzung des Fraktionsvorstandes der Sozialdemokraten statt, an der auch zahlreiche Vertreter des Parteivorstandes teilnahmen. Wie offi­ziös verlautet, beschäftigte sich der Vorstand mit derfortdauern­den Diskriminierung der Sozialdemokraten in der preußische» Verwaltung, namentlich neuerdings in der Schulverwaltung". Kultusminister Grimme erstattete Bericht. Beschlüsse wurden nicht gefaßt. Ergänzend hört das Nachrichtenbüro, daß der mehr­stündigen Sitzung auch der preußische Ministerpräsident Dr. Braun sowie Innenminister Severing beiwohnten. Für den Paneivorstand bezw die Reichstagsfraktion waren Reichs­lagsvizepräsident L ö bsowie die Abgeordneten Hilferding «nd Cri spien u. a. erschienen Es kam zum Ausdruck, daß die Beschwerden der Partei gegen die Entlastungen sozialdemo­kratischer Beamter noch an maßgebender Stelle zur Geltung ge­bracht werden sollen, zumal die Partei der Meinung sei. daß das Vorgehen gegen diese Beamten sachlich keine Grundlage hat. Man kann daher annehmen daß der Ministerpräsident bei sei­nen bevorstehenden Unterhaltungen mit dem Reichskanzler von Schleicher vor allem auch auf die Personalpolitik der Reichs­kommissare zu sprechen kommen wird.