Allliem Anzeiger für die Bezirke Nagold. EM u. Freadenftadt — Amtsblatt fSr den Bezirk Nagold u. M nfteig-Stadl
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Nummer 3 j
Altensteig, Mittwoch den 4 . Januar Lv 66
56 . Hahrgang
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Vorbringen der Iaoaner in Norbchina
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Hamburg, 3. Jan. Der frühere Reichskanzler Geheim- ! rat Cuno, Vorsitzender des Vorstandes der Hamburg- ! Amerika-Linie, ist im 57. Lebensjahre gestorben. j
Zum Ableben von Eeheimrat Cuno teilt die Hapag mit, ! daß Dr. Cuno seit einigen Tagen an Anfällen von Herz- - Neuralgie gelitten habe. Der Arzt hatte ihm am Montag - geraten, schleunigst einen Urlaub anzutreten. Dr. Cuno j war am Dienstag früh im Begriff, sich für eine Urlaubs- : reife, die er mit seiner Gattin unternehmen wollte, zu rüsten, z als ein Schlaganfall seinem Leben ein Ziel setzte. j
Der Name Cuno ist unzertrennlich verknüpft mit der Erinne- f tung an den Ruhrkampf und die Jnflationskata« i strophe des Jahres 1823. Dr. Wilhelm Cuno, der aus Suhl f in Thüringen stammte war während des Krieges Leiter der z Reichsgetreidestelle und übernahm 1916 im Reichsschatzamt das Hauptreferat für kriegswirtschaftliche Fragen. Im Jahre 1817 verließ er den Reichsdienst und trat in den Vorstand der Ham- burg-Amerika-Linie ein deren Generaldirektor er nach dem Tode Ballins im Jahre 181k wurde. Bei den Wassenstillstandsver- handlungen und den zahlreichen folgenden Konferenzen der ersten Nachkriegszeit wirkte Dr. Cuno als Sachverständiger für Schifffahrtsfragen mit.
Sein Kabinett der „diskontfähigen Unterschrift" prägte in der Regierungserklärung den allmählich zum Allgemeingut gewordenen Programmsatz: „Erst Brot, dann Reparationen!" Denkwürdig bleibt Cunos Angebot einer Reparationsanleihe und eines Sicherheitspaktes im Dezember 1922, das freilich dem französisch-belgischen Ruhreinbruch mit seinen katastrophalen Folgen für die deutsche Währung nicht mehr abwenden konnte. Das Kabinett Cuno hatte die schwere Ausgabe, den passiver. Widerstand und die Fürsorge für die zahlreichen Opfer des Rhein- und Ruhrkampfes zu organisieren. Am 12. August, auf dem Höhepunkt der innen- und außenpolitischen Schwierigkeiten, trat das Kabinett Cuno auf Grund einer von der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion beschlossenen Mißtrauensvotums zurück Seine Erbschaft übernahm Gustav Et r e se m a n n.
i Dr. Cuno widmete pch seitdem wieder mit großem Erfolg als Vorstandsmitglied der Hapag der Wiederanknüpfung internationaler Beziehungen der deutschen Schiffahrr, sowie dem Problem dei Reparationssachlieferungen. Er ist 56 Jahre alt geworden.
Schanghai, 3. Jan. Die Kämpfe zwischen Japanern und Chinesen in schanhaikwan sind von neuem entbrannt, nachdem die Japaner Verstärkungen erhalten hatten. Berichten aus Tientsin zufolge haben japanische Flugzeuge über Schanhaikwan 12 Bomben abgeworfen. Die Mauern der Stadt sind von vier Feldgeschützen unter Feuer genommen worden. Javanische und mandschurische Truppen haben den Babnbof von Schanhaikwan besetzt.
Der Oberbefehlshaber der bei Schanhaikwan stationierten chinesischen Truppen hat in einem Schreiben an den Kommandeur der japanischen Truppen gegen den Angriff der Javaner protestiert. den er als völlig unbegründet bezeichnet.
Wie die chinesische Gesandtschaft in London mitteilt, hat die Zentralregierung die chinesischen Behörden Rordchinas aufgefordert, über den Zwischenfall von Schanhaikwan eingehend Bericht zu erstatten und allen Einfällen javanischer Truppen Widerstand entgegenzusetzen
Der Kampf um Schanhaikwan
Peking, 3. Jan (Reuter.) Wie gemeldet wirb, solle» die Japaner bei dem Angriff am Dienstag gegen Schanhaikwan 5Ü6V Mann und Flugzeuge eingesetzt haben. Zugleich wurde die Stadt durch Kriegsschiffe beschossen. Die chinesische Besatzung ist 5800 Mann stark.
Schanghai, 3 Jan. (Reuter.) Nach den neuesten Meldungen find acht japanisch« Kriegsschiffe im Hasen von Tschinwangtau, 16 Kilometer südwestlich Schanhaikwan, eingetroffen.
China unterrichtet den Völkerbund
Nanking, 3. Jan. (Reuter.) Die chinesische Regierung hat dem Völkerbund Mitteilung von den Kämpfen von Schanhaikwan gemacht: sie hat aber keine Protestnote an Japan gerichtet und wird auch in diesem Sinne nichts unternehmen, bevor die Lage geklärt ist Indessen hat sie den Truppen weitere Anweisungen gegeben, jedem Angriff auf die chinesischen Stellungen Widerstand zu leisten.
Peking, 3. Jan. Ein Telegramm des chinesischen Kommandanten im Abschnitt von Schanhaikwan, General Hoschuhuo, meldet,
dag die Japaner von den chinesischen Verteidigungstruppe» ^n- rückgejchtagen wurden, nachdem die sapanijche Artillerie mit Unterstützung von Flugzeugen in einstllndigem Kampfe eine Dresche in die Mauer der Stadt gelegt hatte. Die Japaner haben sich dieser Meldung zufolge zurückgezogen, so daß Sie chinesische Garnison nunmehr in Erwartung eines neuen Angriffes die Verteidigungsstellungen ausbaut.
Tokio, 3 Jan Das Kriegsministerium erklärt in einer Mit- leUung an die Presse daß der Kamps um Schanhaikwan von de» Chinesen heransgesordert morden sei. die auf die Japaner geschossen hätten; das sei eure Auswirkung der bewußten chinesischen Politik, die daraus ausgehe, den Völkerbund zum Handeln zu zwingen.
Der Kampf um Schanghaikwan
Peking, 3. Jan. Meldungen aus zuverlässiger chinesischer Quelle zufolge ist Schanghaikwan von den Japanern eingenommen worden, es bestehe nur noch aus rauchenden Trümmern, unter denen die verkohlten Leichen von 500 Soldaten und Zivilisten lägen. Bon chinesischer Seite wird weiter erklärt, daß die Japaner bei dem Schlußingrff am Dienstag Tanks einsetzten und un'er dem höllischen Feuer der Artillerie und der Kriegsschiffe sei die Stadtmauer niedergelezt worden, so- daß japanische Infanlrie und Kavallerie durch die Breschen eindringen konnten. Es habe sich ein wilder Straßenkawpf entwickelt im Schein der durch die Brandbomben entfachten Feuersbrünste. Die Chinesen mußen stt, in die einign Kilo- meler vor der Stadt gelegene 2. Verteidigungsstellung zu ück- ziehen, wo sie zu neuem W,verstand rüsten. Nach weiteren chinesischen Meldungen sollen noch 3 japanische Kriegrschiffe in Tschingwangta eingetroffen sein. Sie sollen versucht haben, Marineso dalen an Land zu setzen, was jedoch durch chinesische Truppen verhindert worden ist.
Keileid des Reichspräsidenten zum Tode des Reichskanzlers a. D. Dr. Cuno
Berlin, 3. Jan. Der Herr Reichspräsident hat an die Witwe des verstorbenen Reichskanzlers a. D. Cuno das nachstehende Telegramm gerichtet. Zu dem schweren Schicksalsschlag, der Sie. gnädigste Frau, und die Ihren durch das so plötzliche Hinscheiden Ihres Herrn Gemahl betroffen hat. spreche ich Ihnen meine allerherzlichste Teilnahme aus. Die hohen Verdienste, die der Entschlafene sich um das Vaterland und den Wiederaufbau seines Wirtschaftslebens erworben hat. sichern ihm ein bleibendes, ehrendes Angedenken.
lgez.) von Hindenburg, Reichspräsident."
zeMlluWN zu der Erklärung brr Mlirgarinrvrrbandrr
Berlin, 3. Jan. Der Margarineverband veröffentlicht durch halbseitige Inserate in der Mehrzahl der Berliner großen Zeitungen eine Stellungnahme zur Butterbeimischung. Hierzu wird folgendes festgestellt: Der Einwand der technischen Un- durchsührbarkeit der Butierbeimischung kann von der in D utsch- land hoch entwickelten Margarinetndustris nicht erhoben weiden. Angesichts der Tatsache, daß die Preise der Margarinerohstoffe in den letzten Jahren in größerem Ausmaße gefallen sind als die deutschen Margarinepreise, ist die Reichsregierung der Auffassung, daß bei gutem Willen der Beteiligten sich eine Regelung der Butlerbeimifchung finden laßen muß, die eine Verteuerung der für den Konsum der breiten Mafien bestimmten Margarine ausschlieht.
Die Butterpreise sind in der letzten Zeit wesentlich unter die Borkriegspreise gesunken; infolgedessen erlöst der Landwirt in der Regel nicht mehr als 6 Pfennige je Liter für seine Milch. Diese katastrophale Preisentwicklung macht es der Reichsregierung zur Pflicht, kein Mittel unversucht z r lassen, das geeignet sein kann, der deutschen Butterproduklion eiten größeren Anteil an der Deckung des einheimischen Fett- dedarfs zu sichern.
Protest -er GewerWmten gegen NutterbelmWuilg
Berlin, 4. Januar. Wie der Vorwärts berichtet, hatten Vertreter der freien Gewerkschaften eine Unter
redung mit dem Reichslandwirtschaftsminister über die Margarineprojekte der Reichsregierung. Über den Verlauf der Besprechung berichtet das Blatt, daß die Gewerkschaftsführer den bereits telegrafisch mitgeteilten Einspruch gegen die Absicht der Regierung erneuerten und betonten, daß die Notverordnung vom 23. 12. 32. mit dem Artikel 48 der Reichsverfassung nicht begründet werden könne. Die Gewerkschaftsvertreter forderten die Aufhebung der Notverordnung mit dem Ziel, einen Zwang zur Beimischung von Butter zur Margarine zu beseitigen. Der Minister, so sagt das Blatt, habe sich der Schwere der Notlage weitester Kreise der deutschen Bevölkerung nicht verschließen können, andererseits aber sei die Lage der Landwirtschaft, besonders der Veredelungsprodukte erzeugenden Betriebe unhaltbar geworden. Der Rückgang des Verbrauchs an Frischmilch habe eine gesteigerte Erzeugung von Butter zur Folge, die unverkäuflich bleibe. Die Regierung müsse Maßnahmen treffen, die der Landwirtschaft gesteigerten Absatz von Veredelungsprodukten ermögliche, ohne daß deshalb der Fettverbrauch näment- lich der Minderbemittelten und Erwerbslosen beeinträchtigt werde.
MerlaMtM am öoaatao
Ein gutes Mahnwort Hindenburgs
Wiederholt hat Hindenburg in der klaren unverbildeten Plastik seiner Gedanken treffsichere Formulierungen gefun- ,en die in den deutschen Sprachschatz übergegangen sind. So st z B. seine Charakterisierung der Treue als des Markes der tzhre zum geflügelten Wort geworden. Nun hat uns Hin- >enburg zum Jahreswechsel eine neue Prägung beschert, die -s wahrlich verdient, über den Lärm des Tages hinaus >ehört und beherzigt zu werden. In einer Unterredung hat hindenburg der ethischen Forderung für VaterlandslieO- die Kräauna verliehen: „Man muh das Vaterland mr >loh o am Sonntag lieben!" Wahrlich, ein gutes Wort u zur echten Zeit gesprochen. Der nationale Aufschwung, per m- er Volk in den letzten Jahren genommen hat, ist unverkenn- >ar Aber ebensowenig darf man die Augen davor ver- chließen, daß man mit nationalen Dingen vielfach bedenk- ichen Unfug getrieben hat. des den Namen des Vaterlan
des unnutzltch im Munde geführt uno nationale wepnnun- gen und Gefühle mißbraucht hat zu höchst egoistischen Privatunternehmungen. Für den Deutschen, der sein Vaterland liebt, sollte dieses Wort nicht der Gegenstand einer langweiligen Festrede oder einer radauerfüllten Versammlung sein, an deren Schluß es womöglich „im Namen des Vaterlandes" Tote und Verletzte gibt. Wahrhaftigen Dienst am Vaterland vollbringt nur der, der ohne viel Aufhebens davon zu machen täglich und stündlich sich seiner Verantwortung bewußt ist, die er als Glied seines Volkes, als Träger des Namens Deutscher und als Angehöriger des Staates, der sein Vaterland ist, trägt.
Hindenburgs mahnende Worte stehen aber ganz besonders zu recht, am Beginn eines Monats, der für die deutsche Innenpolitik aller Voraussicht nach schwerwiegende Entscheidungen bringen wird. Die Weihnachtsruhe ist vorüber Auch der politische Vurgsriede, der noch ein Anhängsel der letzte» Reichstagswahlen war, ist abgelausen. Die Fronten stehen zum Kamps gerüstet, das Vorfeldgeplänkel hat bereits begonnen. Bei dem traditionellen Neujahrsempfang beim Reichspräsidenten klang aus allen Reden der Ernst der Lage, in der wir uns befinden, heraus. Trotz dreier Krisen und Notwinter ist es noch vielen unserer Volksgenossen offenbar nicht zum Bewußtsein gekommen, daß wir alle uns in einer Zwangsnotgemeinschast befinden, aus der es für den Einzelnen kein Entrinnen gibt. Die Zeiten, in denen man ungestraft die eigenen Interessen mit denen des Vaterlandes gleichzujetzen wagte, sind endgültig vorüber. Heute ist der Einzelne nichts mehr, das Vaterland als höchster Begriff der Volkszusammengehörigkeit alles! „Nicht bloß so am Sonntag lieben" ist daher eine Mahnung, die alle und jeden angeht, in erster Linie alle jene, in deren Hände nunmehr die Entscheidung gelegt ist, wie die Auseinandersetzung zwischen Reichstag und Reichsregierung enden soll. Der Reichskanzler hat in einer Ansprache an den Reichspräsidenten erneut betont, daß das Ziel seiner Regierung die Herbeiführung des sozialen Ausgleichs ist, wahrlich ein Ziel, das in dieser Zeit höchster sozialer Spannungen des Schweißes aller Edler wert und würdig ist. Aber dazu genügt nicht eine einmalige Anstrengung, sondern ein Aufgehen im Dienste des Vaterlandes, nicht bloß so am Sonntag, sondern Tag für Tag. Mo::at für Monat. Jahr für Jahr!
Das ist in Wahrheit und richtig verstanden der Sinn des Hindenburgwortes. Es soll uns Leitmotiv und Wahlspruch sein für das Jahr 1933. Um des Reiches und um des Vaterlandes willen.