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Nr. 285
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Bor dem Rkichstagszusammenlritt
Die Präsidentenwahl
Im Reichstagsgebäuve sind die Borbereitungen für den Em- ! psang der neuen Volksvertreter abgeschloffen. Im Plenarsitzungssaal hat man sich diesmal auf ganz wenige Veränderungen beschränkt, um an den Auslängen mehr Raum zu schaf- ! fen. Im übrigen hat man die Zahl der Sitzplätze nicht in dem ^ Maße vermindert, wie sie Zahl der Abgeordneten zuriickgegangen - ist. so daß eine Anzahl von Plätzen in Zukunft frei bleiben wird. !
Im Reichsanzeiger find die Namen der 484 Abgeordneten ? veröffentlicht worden Die Annahmeerklärnngen liegen jetzt sämtlich vor und das Wahlergebnis ist endgültig festgestellt. Da- j m>t ist nicht gesagt, daß sich in den nächsten Tagen nicht noch j kleine Verschiebungen bei den einzelnen Parteien ergeben wer- i den. So liegt jetzt schon eme Mitteilung vor, daß der national- j sozialistische Abgeordnete Kirchheim sein Mandat niederlegt, so ! daß an seine Stelle der frühere Abgeordnete Wolkersdörfer z treten würde. ^
Zum Zusammentritt des Reichstagsplenums am Dienstag ha- s ben jetzt auch die meisten Fraktionen Sitzungen an- s beraumt. Am Montag nachmittag treten bereits das Zentrum, ^ die Sozialdemokraten, die Deutschnationalen und die Deutsche r Volkspartei zusammen. Die Deutschnationalen haben somit ihre i sür Samstag in Aussicht genommene Fraktionssitzung erneut z verschoben. Die übrigen Fraktionen werden am Dienstag vor ! dem Plenum zusammentreten. Vor der Plenarsitzung finden k am Dienstag vormittag auch die beim ersten Reichstagszusam- ? ' mentritt üblichen Gottesdienste für die evangelischen und katholischen Abgeordneten statt.
Die konstituierende Reichstagssitzung leitet der nationalsozialistische Alterspräsident Litzmann. Litzmann hatte sich für die letzte Plenartagung des Preußischen Landtages wegen einer leichten Erkrankung entschuldigt. Er dürfte inzwischen w'eder soweit hergestellt sein, daß er die Alterspräsidentschaft des Reichs- , tages übernehmen kann. Die erste Aufgabe des neuen Reichstages ist die Wahl seines Präsidiums. Die Nationalsozialisten werden den bisherigen Präsidenten Eöring Vorschlägen, 'dessen Wahl, sofern sie nicht schon im ersten Wahlgang erfolgt, zum mindesten im zweiten Wahlgang gesichert ist. Die Sozialdemokraten werden den früheren Präsidenten Löbe in Vorschlag bringen, während die Kommunisten im ersten Wahlgang für den Abgeordneten Torgle r stimmen wollen. Die Kommunisten wollen auch diesmal ihre Bereitwilligkeit erklären, im zweiten Wahlgang für Löbe zu stimmen, um die Wahl eines nationalsozialistischen Präsidenten zu verhindern. Da das Zentrum aber ohne Zweifel sen Posten des Präsidenten der stärksten Fraktion zubilligt, besteht für die Wahl Löbes keine Aussicht. Dagegen steht noch nicht fest, ob auch diesmal wieder ein Präsidium ganz ohne Sozialdemokraten gewählt wird. Vizepräsident würde auch wieder der Zentrumsabgeordnete Esser, während die Wiederwahl des deutschnationalen Vizepräsidenten Graf wesentlich von der Haltung abhängen durste, die die Deutschnationalen bei der Wahl des Präside' - öring einnehmen werden.
Neues vom Lage
Eine „Wiederaufrollung von Lausanne?
In der neuen französischen Schuldennote an Amerika heißt es, daß die Wiederaufrollung von Lausanne unübersehbare Folgen haben würde. Der amerikanische Staatssekretär Stimfon ließ durchblicken, daß vorerst keine Antworten an England und Frankreich geplant leien. Herriot wird in Genf mit Macdonald und Norman Davis die Lage besprechen, die aus einer erneuten Ablehnung des französischen und englischen Gesuches um Zahlungsaufschub für die Schuldenrate an Amerika hervorgehen könnte. Herriot werde in Genf Macdonald persönlich die Notwendigkeit darlegen, in die sich Frankreich im Falle einer ablehnenden Haltung der Vereinigten Staaten versetzt sehen würde, den Poungplan wieder in Kraft zu setzen. Dieser Meinungsaustausch zwischen den Ministerpräsidenten beider Länder ist nach Auffas- sting französischer Kreise umso erforderlicher, als Macdonald sofort nach seiner Ankunft in Genf der Auffassung Ausdruck gegeben hat, daß eine Wiederinkraftsetzung des Poungplans ihm unmöglich erscheine.
Der Stand
der deutsch-französischen Hondelsvertragsoerhandlungen
Berlin. 4. Dez. Die seit zwei Wochen in Berlin stattkindenden deutsch-französischen Handelsoertragsverhandlungen haben zu einer gewissen Klärung der beiderseitigen Auffassungen geführt. Einige Mitglieder der französischen Delegation reisten nach Paris, um ihrer Regierung Uber den ersten Abschnitt ihrer Verhandlungen Bericht zu erstatten. Die Besprechungen werden Mitte der Woche in Berlin fortgesetzt.
Reichsbank zahlt vier Millionen Dollar an die BIZ. zurück Restlicher Kredit verlängert
Basel, 3. Dez Die Reichsbank hat die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich benachrichtigt, daß sie auf den ausstehenden Notenbankkredit von 90 Millionen Dollar, welcher am S. Dezember 1932 fällig wird, 4 Millionen zurückzahlen wird. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, die Bank von Frankreich vie Bank von England und die Federal Reserve Bank of Neuvork haben zugestimmt, den ausstehenden Betrag von 86 Millionen Dollar in gleichen Beträgen für einen Zeitraum von drei Monaten zu verlängern.
Aus Stabt und Saab
Altensteig, den 5. Dezember 1932.
Der gestrige Sonntag, der sich als Regentag auszeichnete, lockte trotzdem sehr viele Turn- und Sportfreunde, besonders auch von Ebhausen, auf den hiesigen Sportplatz, wo ein interessantes Handballspiel zwischen den Turnvereinen Altensteig und Ebhausen ausgetragen wurde. — Der Ausschuß und einige Mitglieder des E e w er b e v e r - eins Alten st eig fuhren nach Simmersfeld, um eine Mitgliederversammlung mit den dortigen Mitgliedern ad- zuhalten. — Abends war hier eine sehr gut besuchte Veranstaltung des hiesigen Sportvereins. Im übrigen verlief der Sonntag recht ruhig.
Anhänger nmgestürzt. Am Samstagvormittag stürzte am Stadtgarten unter lautem Krach der Anhänger eines Lastkraftwagens um und wurde leicht beschädigt. Personen kamen dabei glücklicherweise nicht zu Schaden.
Nothilfe. Unter Beteiligung -einer ansehnlichen Zahl von Männern und Frauen aus dem Kreis der Spender hat vor kurzem die Hauptversammlung der hiesigen „Nothilfe" stattgefunden. Der geschäftsführende Vorsitzende trug den Jahresbericht von 1931 vor. Einnahmen waren es 3218 Mk., Ausgaben 2470 Mk. Der Ueber- schuß von 748 Mk. wurde auf neue Rechnung übertragen. Zu den Eeldgaben kam noch eine Menge von Naturalgaben im Wert von etwa 1000 Mark hinzu, darunter 80 Zentner Kartoffeln, 20 Ztr. Kraut und 10 Ztr. Obst aus den umliegenden Ortschaften. Von besonderen Ausgaben sind zu nennen : 285 Mk. für 168 Ztr. Kohlen, 322 Mk. für 88 Ztr. Kartoffeln, 387 Mk. für die Weihnachtsbescherung. Auf mancherlei Weise konnten wir Hilfe bringen, durch Anweisung von Lebensmitteln, namentlich auch von Milch sür notleidende Kinder, durch Beschaffung von Freitischen für eine Reihe von Kindern, durch Verteilung von Kleidern und Schuhen, Holz und Kohlen. Der Aufwand sür Milch ist inzwischen auf 150 Mk. im Monat gestiegen. Schon im vorigen Herbst richteten wir einen wöchentlichen Flick- und Nähmittag im Gemeindehaus ein als Gelegenheit für not- leidende Frauen, den Winter hindurch für sich und ihre Kinder Kleidungsstücke herzustellen. Wir konnten zwar nicht alles, was manche von uns haben wollten, aber doch einiges tun, und wenn man's zusammenrechnet, ist es gar nicht wenig, sondern Grundsatz war, nicht bloß den Arbeitslosen, sondern überhaupt den Bedürftigen in der Gemeinde zu helfen, im allgemeinen nur Verheirateten, in erster Linie den Kinderreichen. Ausschlaggebend war in vielen Fällen die Rücksicht auf die Kinder. Die Hilfeleistung geschah durch Anweisungen. Bares Geld wurde nicht gegeben, weder viel noch wenig. Die Rechnung von 1931 wurde von einem Sachverständigen geprüft und der Hauptversamm-
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52. Fortsetzung
„Er ist sehr reich," sagte die alte Frau unter Tränen lächelnd.
„2 Gott, und ich ... ich bin ja so arm! Wenn ich alles zusammenrechne, ich habe nicht zweitausend Taler , . und Hans ist jo reich. Du lieber Gott, da . . . verlier ich allen Mut, gnädige Frau. Er wird sich gewiß eine Frau aus feinen Kreisen suchen."
Nun faßte die Frau Anita an beiden Händen und sagte bewegt: „Kind, Kind, unser Reichtum besteht nicht immer aus unserem Gelds. Du bist ja soviel reicher als Tausende und Abertausende. Sieh doch in den Spiegel. Er wirft dir ein Bild zurück, so schön, ein Blondhaar so lieblich, zwei Augen so blau, so tief und so rein. Und in den Augen liegt Lein ganzes Herz Du bist so gut, mein Kind. Der Herrgott hat den wahren Reichtum verschwenderisch über dich ausgeschüttet. Warum willst du verzagt sein?"
Anita küßte stürmisch die Hand der Geheimrätin. „Sie sind so gut zu mir! 2, gnädige Frau . . , jetzt. . . jetzt will ich hoffen und glauben, daß auch mich das Glück in meinem Winkel finden wird."
„Es hat dich gefunden!" klang plötzlich eine Helle Männerstimme durch den Raum.
Anita wurde totenblaß. Sä^sü aber wandte sie sich mit einem Jubeiruf um.
Hans, ihr Hans, stand an der Portiere, und hinter ihm lachte das Gesicht des Geheimrats.
Sie wußte nicht, wie ihr gejchah.
Siefand sich nur in seinen Armen wieder und fühlte, wie sein Mund sie küßte. Sie war aufgelöst vor Freude und Seligkeit.
„Mein - . . Hans!" stammelte sie. „Du bist zu deiner . ., Anita gekommen?"
„Ja." saate er weich und strich ibr über da» «nnb»
„Ein Jahr liegt dazwischen, eine lange, lange Zeit. Mun aber soll uns das Leben nicht noch einmal auseinanderreißen. Und zum Erntetanz werden wir unseren Verlobungsreigen tanzen. Erntefest soll unser Verlobungsfest sein."
„Du willst mich . . . mich armes Mädel?"
„Dich reiches Mädel. Sag so. Anita!"
Dichtumschlungen trat das Paar zu der Geheimrätin.
„Mütterchen," sagte Hans Berghoff ernst, „es ist doch di« rechte, nicht wahr?"
Mit Tränen m den Augen sagte die alte Frau: „Es ist die rechte, Hans. Willkommen in der Heimat."
Hans Berghoff küßte seine Tante, die ihm, dem Waisen, sein Leben lang eine gütige Mutter gewesen war.
„Habe Dank, Mütterchen."
Der Geheimrul war nähergetreten.
„Sei mir willkommen, Kindl" sagte er herzlich. „Glück zu auf den Weg!"
Vater Christian kam an dem gleichen Abend in die Stube gestürzt, wo Hermann eben den Lautsprecher angestellt hatte.
„Was gibts, Vater Christian?" fragte Hermann freundlich.
„Die Anita kommt und ... mit ihr ist n junger Mann, den sie egal um den Hals hält ... so sieht's wenigstens aus . . . und der junge Mann sieht aus wie . . . wie Hans!"
Nun hielt es keinen mehr im Hause. Sie eilten alle hinaus und sahen zwischen den Feldern das junge Paar schreiten.
Es waren Hans und Anita.
Sie jubelten ihnen zu. liefen ihnen entgegen und hatten sie bald erreicht.
„Herzlich willkommen und Glück zur Verlobung!"
Vater Christian hatte es geschafft. Er hatte als erster seinen Glückwunsch ausgesprochen.
Unter großem Jubel wurde das Paar heimgebracht.
In Helgas Herzen war innige Freude darüber, daß jetzt auch die Jüngste, die Schönste das Glück gefunden hatte.
Sie dachte in dieser Stunde voll inniger Dankbarkeit an Mutter Ckstditz „Lie.bes altes Mütterchen," dachte sie, „dich
lung vorgelegt. Nach einer anregenden Aussprache über den Jahresbericht sprach der Vorsitzende allen, die beigetragen und mitgeholfen haben, zuerst den Spendern für ihre Opferwilligkeit, dann aber namentlich auch den Frauen - vom Ausschuß und dem Rechner, aus denen die Hauptlast ! der Arbeit lag, für ihre treue Mitarbeit den schuldigen ! Dank aus. Im laufenden Jahr wurde die Arbeit ununter- ! krochen sortgesührt. Wir vertrauen auch fernerhin ans die ' bewährte Hilfsbereitschaft der Eemeindegenossen, die noch < immer etwas übrig haben. Die Not ist ja, wie alle wissen,
! nicht kleiner, sondern größer geworden. Solche, die sich zu- j rückgehalten oder zurückgezogen haben, werden freundlich ' gebeten, wenigstens in den Wintermonaten mitzutun, da s wir gerade jetzt vor einem größeren Aufwand für Kohlen ! und Kartoffeln sowie sür die Weihnachtsbescherung stehen. Für einmalige oder monatliche Beiträge hat die Nothilfe ein Konto bei der Städtischen Sparkasse Nr. 375, bei der Eewerbebank Nr. 546. Einer trage des andern Last. 8.
Weihnachtsbäume dürfen nach Frankreich. Nach einer am 27. November d. I. veröffentlichten Bekanntmachung des französischen Landwtrtschaftsmtnisteriums ist die Einfuhr von W e i h na chts b ä um e n in der Zeit vom 1. bis 25. Dezember 1932 trotz dem bestehenden pflanzenpolizeilichen Einfuhrverbot ausnahmsweise zugelassen. Nach einer Auskunft des badischen Landwirtschaftsministeriums kann die Einfuhr ohne jeden Erlaubnisschein frei erfolgen.
Brennholz für bedürftige Schwerkriegsbeschädigte, Kriegerhinterbliebene und Altveteranen. Die Forstämter sind ermächtigt, den Bezirksfürsorgebehörden zur Abgabe an bedürftige Schwerkriegsbeschädigte, Kriegcrhinterbliebene u. Altveteranen Brennholz um den Forstpreis zuzuweisen.
Unterhaltungsabend des Sportvereins. Am Sonntagabend hielt der Sportverein Altensteig im Saal des „Grünen Baum" seinen alljährlichen Unterhaltungs abend ab, dem auch diesesmal wieder ein voller Erfolg beschicken war. Die Freunde und Anhänger des Vereins waren in stattlicher Zahl anwesend und füllten den Saal bis auf den letzten Platz. Mit viel Liebe und Aufopferung hatten die Sportvereinsmitglieder ein reichhaltiges Programm zusammengestellt, Las trotz des frühen Beginns den ganzen Abend ausfüllte und die Anwesenden in beste Stimmung brachte. Neben den musikalischen Einlagen. der Stadtkapelle standen zwei Theateraufführungen im Mittelpunkt des Abends, darunter sogar ein fünfaktiges Detektiv-Drama „Der M illionendieb", das gleich nach der Begrüßung durch den Vorstand über die Bretter ging und sich mächtig in die Länge zog, aber das Publikum in umso größere Spannung versetzte. Jedenfalls war alles restlos befriedigt, als nach allen möglichen Verwicklungen der findige Detektiv Fred Parker, übrigens der reinste Verwandlungskünstler, den wirklichen Dieb der nach Millionen geschätzten Diamanten in dem Salonverbrecher Mister Burns entlarvte und die Ehre des so unschuldig im Gefängnis Schmachtenden wieder herstellte. Der Ausgang ist natürlich ein unendlich glücklicher, eine weitere Millionenerbschaft kommt zum Vorschein, die einem armen aber rechtschaffenen Fuhrmann unerwartet in den Schoß fällt. Es wirbelte bloß so von Millionen, schade, daß später aus dem Elückssack nicht auch einige herauskamen. Das Spiel wurde gut und flott durchgeführt und erntete starken Beifall. In der Pause ging nun, wie bereits erwähnt, das Glück hausieren in Gestalt von Elückssäcken, d.h. es enthielt jedes Paket irgend etwas, manchmal was großes manchmal was kleines. Im zweiten Teil des Programms wurde das Lustspiel ,DerneueSportplatz aufgeführt, das außerordentlich lebhaft und auch mit viel Humor gespielt wurde. Dle Hereinlegung des reichen Jtzig gelang ausgezeichnet, fast mußte man ihn bedauern, wie er so um das Geld sür seinen Platz und obendrein noch um seine Tochter betrogen wurde. Auch dieses Stück fand reichen Beifall für die anerkennenswerten Leistungen der Darsteller. Zum Schluß noch ein Musikstück, und aus war dieser wirklich stimmungsvoll verlaufene Unterhaltungsabend des Sportvereins. ttö.
— Calw, 3. Dezember. Im Gemeinderat teilte der Vorsitzende mit, daß die Erhebung der B ü r g e rst e u e r für das Jahr 1933 im fünffachen Betrage des Landessatzes vom Innenministerium genehmigt worden sei. Dabei wurde die Stadtverwaltung ersucht, beim Städtetag anzuregen, daß Vorstellungen im Finanzministerium über die Höhe des Steuermindestsatzes gemacht werden, da dieser für Arbeiter und Wenigbemittelte untragbar hoch sei. Der Vorsitzende sagte einen solchen Antrag an den Württ. Städtetag zu und bemerkte hiebei, er habe bereits in einem Schreiben an das Innenministerium Bedenken wegen der Höhe des Mindestsatzes geltend gemacht und darauf hingewiesen, daß es wohl unmöglich wäre, diesen Satz (30 Mark) einzuhalten. ° O ffensichtlich habe der Gesetzgeber niemals an eine Erhebung der
hat der Herrgott wirklich dazu bestimmt. Vorsehung zu spielen."
Bis in die Nacht hinein ging das Erzählen, und immer fröhlicher ging es auf dem Drei-Eichen-Hofe zu.
Die stillste war Anita. Sie hatte das große Glück so stumm gemacht, daß sie nur hin und wieder einmal ein Wort sagen konnte.
Als sich Hans verabschiedete, um zu seinen Pflegeeltern zurückzukehren, gab ihm Anita noch ein Stück das Geleit,
Hans erzählte ihr, warum er nach Südamerika gereist war.
Er hatte sich vor zwei Jahren mit einer südamenkanffchen Aristokratin verlobt. In der Trennungszeit war ihm immer klarer geworden, daß er, der Deutsche und die Südländerin doch nicht zusammenpaßten.
Als ehrlicher Mann war er über das Meer gefahren, um das Verlöbnis zu lösen, und die Lösung war in beiderseitigem Einvernehmen leicht vonstatten gegangen.
Solange er aber an Dolores gebunden war, hatte er nicht vermocht, um Anita zu werben. Jetzt war er frei und konnte Anita heimholen
Dankbar war das Mädchen dem Geliebten, daß er als ehrlicher, aufrechter Mann gehandelt hatte.
Zum Abschied küßte er sie innig, und sie trennten sich-
Wie eine Träumende schritt das Mädchen zurück nach dem Drei-Eichen-Hof.
Helga wartete auf sie.
Sie umarmte Anita und küßte sie auf die Wange,
„Alles Glück verdanken wir Mutter Colditz. die uns hier als Erben einsetzte. An deinem Berlobungstage wollen wir früh zu ihrem Grabe gehen und ihr im Herzen danken,"
„Ja, das wollen wir," sagte Anita aus dem Herzen heraus. „Ich bin ja so glücklich! Daß es soviel Seligkeit auf der Wett geben kann."
Leise, eindringlich jagte Helga: i,Es gibt noch mehr Seligkeit, Anita. Komm, wir wollen an die Wiege meines Jungen gehen."
Als sie das schlafende Kind sah, begriff Anita, was Helga gememt hatte.
(Fortsetzung folgt.)