Nr. 282 _

Schlüchtern, bei Heilbronn, 30. November. (Selbstmord.) Der 46 Jahre alte Landwirt und Schweinezüchter Hermann Walter hat in einem Anfall seelischer Depression seinem Leben durch Erhängen ein Ende bereitet.

Zuffenhausen, 30. Nov. (AusdemsahrendenZug gestürzt.) Mittwoch früh sprang ein jüngerer Reisender namens John, der nach Kornwestheim wollte, in Zuffen­hausen aus dem Zug, als sich dieser bereits wieder in Be­wegung gesetzt hatte. Dabei kam John so unglücklich zu Fall, datz ihm von den Rädern des Zuges mehrere Finger der rechten Hand abgefahren wurden.

Neuenhaus OA. Nürtingen, 30. Nov. (Bestätigung verjagt.) Die Wiederwahl des bisherigen Ortsvorste- hrrs Bürgermeister Bäuerle ist von der Aufsichtsbehörde nicht bestätigt worden.

Kirchheim a. Sll. 30. Nov. (7 0. G e b u r ts ta g.) Oberst a. D. August Schott von Pflummern feiert am 4. Dezember aus Schloß Hohenstein den 70. Geburtstag. Er begann jeine militärische Laufbahn beim Grenadier-Regiment König Karl in Ulm, war längere Zeit in Preußen verwendet und später Kommandeur des 3. Bataillons im Grenadier-Regi­ment Königin Olga.

Göppingen, 30. Nov. (Betriebsunfall.) Vormit­tags ereignete sich in einem hiesigen Großbetrieb ein schwe­rer Unglücksfall dadurch, datz ein löjähriger junger Mann, der mit Arbeiten auf dem Dach des Fabrikgebäudes beschäf­tigt war, infolge Unvorsichtigkeit ausglitt und abstürzte. Er fiel dabei durch das Glasdach des Kesselhauses und zog sich so schwere Verletzungen zu, daß er drei Stunden später starb.

Eerslingen a. St 30. Nov. (Zigeunergaune­reien) Die Landjäger haben vier Zigeunerinnen und ei­nen Zigeuner festgenommen und an das Amtsgericht einge­liefert, teils wegen Betrugs, teils wegen Beihilfe. Die Gau­ner haben es verstanden, in drei Fällen durchGesundbe­terei".Eeisteroertreibung" und dergleichen Beträge in Höhe von 160, 226 und 810 RM. herauszulocken. Zwei Schwindeleien verübten sie in Söhnstetten, die dritte in ei­nem andern Ort des Oberamts Heidenheim.

Heidenheim, 30. Nov. (Wieder ermäßigte Fleijchp reise.) Von der Metzger-Innung Heidenheim wurden die Fleischpreise ab 1. Dezember wie folgt herabge­setzt: 1 Pfund Kalbfleisch auf 75 Pfg. (bisher 80), ein Pfund Schweinefleisch 80 Pfg. (bisher 90). Auch die Wurst- ^ preise wurden herabgesetzt.

Bad Wimpfen, 30. Nov. (Durch Strom getötet.) s Der in der hiesigen Saline Ludwigshall an einer Zentrifuge beschäftigte, etwa 30jährige Josef Kühner aus Obergries­heim. verheiratet in Duttenberg, verließ am Montag abend seinen Arbeitsplatz und wurde am selben Tage nicht mehr aufgefunden, obwohl sofort nach ihm geforscht wurde. Am Dienstag früh wurden die Nachforschungen im Salinebe- > trieb fortgesetzt mit dem Erfolg, daß man den Vermißten im Bau Nr. 6 in einer Pfanne liegend tot auffand. Bau Nr. i 6 ist zurzeit außer Betrieb. Todesursache soll ein elektrischer j Schlag sein. Es wird vermutet, daß Kühner, auf dem Pfan­nenrahmen stehend, eine elektrische Lampe abschneiden wollte, wobei er einen elketrischen Schlag erlitt und hierbei in die Pfanne gefallen ist.

Der zerstreute Herr Professor

Neuenbürg» 30. Nov. Kürzlich fuhr der Mathematikprofessor einer ausländischen Universität zum erstenmal in seinem viel­gereisten Leben hierher. Er nahm, so berichtet derEnztäler", sich eine Fahrkarte nach Pforzheim und benützte den kurzen Aufenthalt daselbst zum Schreiben einer Ansichtspostkarte. Die Ledertasche mit dem Reisegepäck stellte er in der Bahnhofshalle neben sich auf den Fußboden. Dann löste er eine Fahrkarte nach Neuenbürg, ging, die Ansichtspostkarte in der rechten und die Fahrkarte in der linken Hand, durch die Sperre und auf den Bahnsteig, wo er die Fahrkarte in der linken Hand in den Post- Lriefkasten warf. Dann machte er kehrt, und eilte, indem er sich im Geist immer noch mit anderen Dingen beschäftigte, zum Neuenbürger Zug Als das Zugspersonal, welches sich gewöhn- ! lich am Vahnsteigeingang aufhält, den stattlichen Herrn mit , dem freundlich blonden Alemannengesicht herankommen sah, ! musterte es den Fahrgast mit kritischen Blicken. Da stutzte der ^ Herr Professor, wurde seines Irrtums gewahr, besann sich auf sein Gepäck und rannte, immer die Ansichtskarte hochhaltend, durch die Sperre nach dem Platz, wo er seine Reisetasche nieder­gestellt hatte. Zum Glück war sie noch da, und voller Freude löste er zum zweitenmal eine Fahrkarte nach Neuenbürg, wo er , ohne weitere Gefährdung anlangte. Der Postschaffner in Pforz­heim wird große Augen gemacht haben, als unter den Postsa^en de, Bahnsteigkastens auf einmal eine gültige Fahrkarte nach Neuenbürg herauskam.

Würltembergischer Landtag

Grobe Anfragen im Landtag

Stuttgart, 30. Nov. Der Landtag befaßte sich am Mittwoch zu­nächst mit der Groben komm. Anfrage betr. polizeiliche Maßnah­men im Waldhetm Sillenbuch.

Abg. Köhler lK.) begründete die Anfrage. Der Ueberfall vom ll. Oktober auf das kommunistische Waldheim Sillenbuch war vollkommen ungerechtfertigt. Aber die Polizei kümmert sich den Teufel um Verfassung und Gesetze. Es ist kein Ruhmesblatt für die württembergisch« politische Polizei, wenn sie den Reichstags­abgeordneten Buchmann nach langem Suchen endlich iestnebmen tonnte. Wir verwahren uns gegen die Polizetwillkür.

Staatspräsident Dr. Bolz: Der Zweck der Untersuchung des .Waldheims Sillenbuch war di« Verhaftung des Reichstag abg. Buchmann, gegen den ein Haftbefehl des Reichsgerichts vorlag. Die Polizei fand Buchmann damals zwar nicht, wobt aber einen kommunistischen Unrerrichtskurs, dessen Teilnehmer vorläufig festgenommen wurden. Gegen einen Teil der Teilnehmer wurde Strafanzeige wegen Vorbereitung zum Hochverrat erstattet.

Abg. Köhler (K.) wendet sich tu seinem Schlußwort nochmals gegen den Polizeiterror. '

Die Große komm. Anfrage betr. die Zustände am Landesge- fänynis Ulm begründet der Abg. Haag (K.): Die Zustände am

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Landesgesänsnis Ulm sind zu einem Skandal angewachsen. Ju­stizrat Klaus schikaniert in kleinlichster Weise die politischen Ge­fangenen. Unerhört ist das Besuchsverbot für die komm. Abge­ordneten.

Justizminister Dr. Beyerle: Mit aller Entschicdenbeir weise ich die komm. Angriffe gegen das Landesgesänsnis Ulm und seinen Leiter zurück. Es handelt sich um eine kommunistische Zermür- bungstaktik. Justizrat Klaus ist ein Mann, der mit grober Ee- visfenbaftigkeit seine Pflichten erfüllen will. Trc z der systema­tischen Angriffe, die gegen ihn gerichtet werden, läßt er sich nicht von seiner objektiven Einstellung abbringen. Alle Anklagen ge­gen Iustizrat Klaus find unwahr. Wir wissen genau, daß die Kommunisten auf Anweisung ganz systematisch mir solchen Vor­würfen kommen, um die Bevölkerung gegen die Justiz aufzu­hetzen. Die Besichtigung von Gefängnissen steht den Abgeordne­ten offen, dagegen der Besuch von einzelnen Gefangenen kann nicht ohne weiteres gestattet werden.

Bei der Abstimmung werden die komm. Anträge betr. Unter­suchungsausschuß und betr. Besuchererlaubnis für die Abgeord­neten in den Gefängnissen abgelehnr.

Eine weitere komm. Große Anfrage betr Bolksschulsebäude Leinzell OA. Gmünd begründet der Abg. Keim (K.). Am 9. Juni 1932 haben die Eltern den Schulstreik erklärt mit der Begrün­dung. daß sie es nicht mehr verantworten könnten, ihre l er in ein Schulhaus zu schicken, bei dem die Eeiavr des Eiin .es bestehe. Aenderungen wurden in den letzten 109 Jahren nicht mehr durchgefllhrt. Das Haus ist schon lange baufällig. Es wird mit dem Leben von 154 Kindern gespielt.

Kultminister Dr. Bazille: Es ist richtig, daß die Volksschüler in Leinzell ungenügend untergebrachr sind. Die Errichtung einer dritten Lehrerstelle ist für das nächste Schuljahr vorgesehen. Das Schulhaus befindet sich in schlechtem baulichen Zustand. Einsturz­gefahr besteht aber keineswegs. Für Lehrer und Schüler besteht keine Gefahr. Falsch ist, daß die Kinder tuberkulös geworden sind. Die Verantwortung dafür, daß das Gebäude herunterge­kommen ist, trifft die Gemeinde. Heute ist aber die Instand­setzung so teuer wie ein Neubau. Schon im Fahr 1930 bat das Kultministerium kür einen Neubau einen Betrag von 50 Prozent zugesagt. Der Neubau verzögerte sich aber, zum Glück, denn die heurigen Baukosten sind niedriger als im Jabre 1930. Das neue Schulhaus wird im nächsten Frühjahr bezogen werben Die er­forderlichen Mittel sind aufgebracht. Der Staat zahlt 50 Prozent.

Ein Negierungskommrssar für Ravensburg

Ravensburg, 30. Nov. In der Mitgliederversammlung des Handels-, Gewerbe- und Bürgervereins am Montag abend gab Bürgermeister Walzer nähere Auskünfte über die kommunal i Verhältnisse in Ravensburg. Die Stadt sei beute beim St-^. zum Großschuldner geworden und in Stuttgart je> iky wi.-N:- holt erklärt worden, daß die Verhältnisse bei de: Stadt Ravens­burg auch dort große Sorgen bereiten. Die Sieuerausstünde 193t und 1932 betragen zusammen 308 468 RM. Dazu kommen noch die November-Außenstände 1932 mit l2 793 RM.. zusammen 38l 201 RM. Weiter kommen dazu noch eine ganze Menge sonstiger Außenstände und Steuergutbaben aller Art. die etwa 280 000 RM. betragen. Bei einem Betriebskavital von nur 75 000 RM war es unmöglich, daß die Stadt ihren Zablungsveroilichtungen -- den letzten Jabren pünktlich nachkam. Die Stadt ist der «vtaatshauptkaße und dem Bezirk an Ablieferungen mr die Jabre 1931/32 über 899 909 RM. schuldig. Wir werden ber d'ejen Rück­ständen immer wieder, bald täglich, durch Mahnungen und Er­laße und große Verzugszuschläge zur Zahlung gedrängt Es ist mir gegenüber, so betonte der Sladtvoritand, sogar schon bei persönlicher Rücksprache andeutungsweise von einem Kommissar nach preußischem Muster gesprochen worden. Die Situation ist außerordentlich ernst und es muß alles unternommen werden, um uns das Selbstoerwaltungsrecht fernerhin zu erhalten.

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j zur KkMionsfram ln Baden

! Stellv. Innenminister Riickert znriickgetreten

j Karlsruhe, 39 Nov. Der sozialdemokratische Abgeordnete j RLckert hat in einem Schreiben an den Landtag sei» Amt ! alsStaatsrat und stellv. Innenminister niedergelegt: i Damit ist die Sozialdemokratie endgültig aus der Re­gierung ausgeschieden.

Karlsruhe. 30. Nov. Die beiden Regierungsparteien, Zen­trum und Deutsche Bolkspartei, werden nach dem Rücktritt von Staatsrat Riickert und dem Ausscheiden der Sozialde­mokratie die Koalition fortsetzen. In der Besprechung der Ministerien wird keine Aenderung eintreten. Das freige­wordene Innenministerium wird in kurzer !?it wieder be­setzt werden. Das Staatsministerium wird deshalb zunächst eine Vertretung für das Innenministerium nicht bestellen, es soll im Falle einer Regierungserweiterung im Zusam­menhang mit dieser, sonst aber in unpolitischer Weise besetzt j werden.

! Ibach (Amts Oberkirch), 29. November. (Durch Brand Hab ! und Gut verloren.) Heute morgen brannte auf bisher noch ! ungeklärte Weise der Vrujansenhof, Besitzer Ludwig ! V r au n, bis auf die Grundmauern nieder. Von den Fahr- j nissen konnte so gut wie nichts gerettet werden. Die Besitzerin des Hofes ist nicht versichert. Der Schaden beläuft sich auf unge­fähr 3040 000 Mark. Die Besitzerin, die Hab und Gut verloren hat, ist Mutter von acht Kindern.

St. Georgen i. Schw., 30. November. (Schwerer Sturz.) Die Tochter des Philipp Weisser, Kammerermichel in Stockwald stürzte infolge Bruchs des Treppengeländers vom Gang in das tiefergelegene Erdgeschoß und mußte mit einem komplizier­ten Beckenbruch ins Krankenhaus St. Georgen gebracht werden.

Oberdielbach, 30. November. (Tragisches Geschick.) Die Ehefrau eines hiesigen Landwirts hat zwei Mädchen das Leben geschenkt, die beide erblindet sind. In der Augenklinik in Heidelberg wurde festgestellt, daß die Blindheit bei beiden unheilbar ist.

Walldorf, 28. November. Die Tabakpflanzer erhoben flam­menden Einspruch gegen Pfändung des Tabak­erlöses seitens der Gemeinde es dürfte sich dabei um etwa 60 Schuldner handeln. Der Gemeinderat hielt an sei­nem Beschluß fest, hat aber die einzelnen Anträge und Gesuche nach Lage der Verhältnisse erledigt. Schon in früheren Jahren hat der Eemeinderat zu derartigen Maßnahmen greisen müssen, um seiner Pflicht im Beitreibungsverfahren zu genügen,' auch für die Zukunft wird sich dies wohl kaum vermeiden laßen.

Slrim Nachrichten aar aller MV

Erwerbslosenunruhen in Berlin. In den Wohlfahrtsäm­tern in Berlin. Steglitzer Straße, in der Fennstraße und am Brenzlauer Berg kam es zu Unruhen, da Erwerbslose in die Aemter eindrangen und Kartosfeln und Kohlen for- t' -'Kn. Die Polizei schritt ein und stellte die Ruhe wieder her.

Selbstmord eines Rechtsanwaltes. Der Rechtsanwalt und Notar Maximilian Truetschler v. Falkenstein aus Rasten­burg hat sich am Dienstag in einem Hotel erschossen.

Drei Fischer ertrunken. Nordwestlich von Warnemünde ist ein Fischkutter gesunken, Drei Personen aus Ribnitz haben den Tod in den Wellen gesunden. Zwei von ihnen waren Schisssossiziere der Handelsmarine und seit längerer Zeit ohne Anstellung. Sie hatten sich ein offenes Boot gekauft um.durch^ischerei einigen Verdienst zu juchen.

LS::

Llä ist eine scdöne LigensebsS^ Wenn aber eine Zigarette nux inild ist, ked.1t ilrr das Begeis­ternde. (Ean Kat esjabei den sogenannten nilrotinarinen Zigaretten erledt -inedr und inedr konnnen sie ins Hinten

Noch einmal d-sN-ma-

Alinlicb ist es bei vielen billigen iVi.Lrlc6n-Zigar6tt6n.Wer rauclr^ uin 2 u geniessen, verlangt von einer Zigarette eben Mlde und, Hroina.tlnd ^rorna, das ist es!

Zigaretten

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