dig, bei jeder politischen Verwicklung sofort seine Lpargelder und Einlagen bei dem Darlehenskassen- oeroin oder einer öffentlichen Sparkasse zu erheben und in „vermeintliche" Sicherheit zu bringen. Dadurch werden die solchenfalls auf dem Geldmarkt entstehenden Schwierigkeiten selbstverständlich noch bedeutend erhöht, denn niemand, der für anfgenomme- nes Geld Zinsen zu bezahlen hat, kann dieses ruhig in seinen Schrank legen, er mutz es vielmehr nutzbringend anlegen und kann eine solche Anlage nicht von heute auf morgen zurückziehen.
Eine verständige Maßnahme Den Bahnhof- roirten ist die Abgabe alkoholischer Getränke an Zivil- und Militärpersonen bis auf weiteres untersagt worden.
Weitere Nachrichten.
Des Königs Abschied von den Cannstatter Dragonern.
Vorgestern nachm, hat der König von seinem Dragonerregiment Abschied genommen. Der Regimentskommandeur Oberstleutnant Wehl, begrüßte den König im Kasernenhof. Das Regiment werde seinen Ehrenschild nicht nur blank erhalten, sondern ihm noch neue Lorbeeren hinzusügen. Die Schwadronen brachen kräftig in das Hurra aus. Sodann ritt der König die Front der Schwadronen ab und nahm in tiefbewegten Worten von seinem Regiment Abschied: Tiefernst sei die Stunde, schwerer als je, die ihn zu seinem Regiment geführt habe. Er wisse, daß jeder mit seinem Blut einstehen werde für Deutschlands und Württembergs Ehre. Er verlasse sich aber fest auf seine schönen Königsdragoner. Unser geliebtes deutsches Vaterland, unser Kaiser, der oberste Kriegsherr, Hurra! Prälat von Blum hielt hieraus einen Feldgottesdienst. Der katholische Geistliche, Stadtpfarrer Keim, sprach ein Gebet, worauf der König jedem einzelnen Offizier des Regiments noch besonders die Hand drückte und von den Hurrarufen der Schwadronen begleitet aus der Kaserne ritt. Die davor ange- sammelte Menschenmenge brachte ihm begeisterte Huldigungen dar.
Ein Gnadenerlaß unseres Königs.
In einer Sonderausgabe des „Stantsanzeigers" wird der folgende Gnadenerlaß veröffentlicht, den der König am 1. August an die Minister des Innern und des Kriegs gerichtet hat: Ich will, soweit das Begnadigungsrecht der württembergischen Krone zusteht, allen Personen des Beurlaubtenstandes des Heeres, der Marine oder der Schutztruppen vom Feldwebel (Wachtmeister) oder Deckoffizier abwärts, die aus Anlaß der gegenwärtigen Mobilmachung emberufen werden und zur Einstellung gelangen, sowie gegebenenfalls auch allen Personen des aktiven Heeres, der aktiven Marine und der Schutztruppe vom gleichen Rang an abwärts und allen unteren Militärbeamten die gegen sie von den Behörden des Departements des Innern verhängten Geld- und Freiheitsstrafen oder den noch nicht vollstreckten Teil derselben in Gnaden Nachlassen. Ausgeschlossen von der Begnadigung ist, 1. wer unter der Wirkung von Ehrenstrafen steht, 2. wer wegen eines mit dem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte bedrohten Verbrechens oder Vergehens gerichtlich zu einer noch nicht verbüßten Strafe verurteilt ist, 3. wer nach Beginn der Strafverbüßung sich schlecht geführt hat.
Kanonendonner.
Oberndorf, 4. Aug. Seit heute früh 3 Uhr drang über den Schwarzwald hinweg von Westen her immer deutlicher vernehmbar der Schall von Kanonendonner, der bis gegen Z48 Uhr zu hören war.
Verhütetes Eisenbahn-Unglück.
Rottweil, 4. Aug. Der in Thalhausen um 1.44 Uhr abgelassene Personenzug traf auf der Strecke nach Rottweil im großen Tunnel mit dem in Rottweil um 11.24 fällig gewesenen D-Zug zusammen. Der D-Zug ging kurz vor 2 Uhr mit 2^stündiger Verspätung hier ein. Nur der zur Zeit in Aktion getretenen intensiven Strecken-Bewachung und der Geistesgegenwart der Lokomotivführer ist die Ver-! Hütung eines Zusammenstoßes zu verdanken. Die! beiden Züge konnten noch im letzten Moment zum Halten gebracht werden. Die Züge haben alsdann auf.der Station Thalhausen gekreuzt.
Hausen OA. Leonberg, Gestern überfuhr ein Automobil die Ortsgrenze von Hausen. Die Bürgerwache rief den Chauffeur an, der jedoch nicht anhielt, sondern weitersuhr. Er wurde dann von dem Posten in den Kopf geschossen und war sofort tot. Der Erschossene stammt aus Bayern.
Schramberg. 4. Aug. Die Bäcker-Innung hat in ihrer letzten Versammlung beschlossen, an den jetzigen Brot- und Mehlpreisen so lange wie möglich fest zu halten, trotzdem die Mühlen die Preise ganz bedeutend erhöht haben. Da die Stadtverwaltung! an der Brotversorgung der Stadt und den Brotproisen das größte Interesse hat, so wird die Innung, falls sie gezwungen wird, durch die Verhältnisse eine Preisänderung eintveten zu
lassen, das Ersuchen an die Stadtverwaltung richten, solange der Kriegszustand dauert, durch einen Vertreter bei der Preisfestsetzung mitzuwirken, damit der Anschein nicht entsteht, als wollten die hiesigen Bäckermeister diese schwere Zeit zu ihrer Bereicherung ausnützen.
Stuttgart, 4. Aug. Der hiesige französische Konsul Armez ist abgereist.
Stuttgart, 4. August. Die Ausstellung für Gesundheitspflege Stuttgart wird auf Befehl des Generalkommandos in den nächsten Tagen geschlossen, da die Eewerbehalle und die umliegenden Bauten für Lazarettzwecke benötigt werden.
Heilbronn, 4. Aug. Der Eisenhobler Gustav Wurst von Flein, der wegen Mords an seiner Ehefrau vom Schwurgericht zum Tode verurteilt worden war, ist vom König zur lebenslänglichen Zuchthausstrafe, die er im Zuchthaus Ludwigsburg abzubüßen hat, beanadigt worden.
Waldsee, 4. Aug. Der bei der Brücke beim Bahnhof Essendorf als Wachtposten ausgestellte 22 Jahre alte Franz Buck von Winterftettenstvdt erschoß gestern früh aus Unvorsichtigkeit den etwa 50 Jahre alten Taglöhner Josef Schneider ans Winterftetten- stadt. Das Geschoß drang dem Unglücklichen direkt durch den Kopf. Schneider wird als ordentlicher, ruhiger Arbeiter geschildert. Er hinterläßt eine Witwe und 6 Kinder. — Nach einer anderen Meldung soll der Posten mit seinem Dienstrevolver gespielt und sich dabei selbst erschossen haben.
Sigmaringendors» 4. Aug. Ein zweites Opfer hat die Donau innerhalb einer Woche gefordert. Der nicht ganz 79 Jahre alte frühere Postler Norbert Nägele, ein Veteran von 1866, wollte gestern nachmittag Glasscherben in die Donau werfen. Dabei bekam der Alte das Uebergewicht und fiel in die Donau, wo er, da niemand den Vorgang beobachtete, kläglich ertrinken mußte. Erst nach längeren Bemühungen konnte man die Leiche ans Land bringen.
Leipzig, 4. Aug. Auf der Buchgewerbeausstellung haben die Abteilungen von Rußland, Frankreich und England ihre Flaggen eingezogen. Die Pavillons dieser Staaten wurden geschlossen. Das bekannte Cafe Francois hat unter großem Jubel der Bevölkerung das Wort Fvanyais aus seinem Schilde entfernt.
Newyork, 4. Aug. Die deutschen Reservisten haben gestern hier große patriotische Kundgebungen veranstaltet.
vorderste Linie. Mit ihr eilen der Bataillonskommandeur und je nach Sachlage auch höhere Führer nach vorne, um jetzt, nachdem die eigentliche Führertätigkeit ihr Ende gesunden hat, durch das persönliche Beispiel zu wirken. Diesen Gesichtspunkten tragen die Bestimmungen des deutschen Infanterie-Exerzierreglements voll Rechnung. An ihnen müssen wir festhalten trotz aller überklugen Gegenströmungen, denn wir Deutschen wollen siegen, siegen um jeden Preis. Für uns ist einzig maßgebend der rücksichtslose Wille zum Siege, wie er seinen klassischen Ausdruck gefunden hat in den Worten unseres Jnfan- telie-Exerzier-Reglements: „Vorwärts auf den Feind, koste es was es wolle!"
(„Mil.-pol. Korr.")
Die Fahne im Felde.
Bei den großen Gebirgsmanövern in Bosnien führte keines der teilnehmenden Bataillone eine Fahne mit sich. Nach dem Feldzüge 1866 wurden die Bataillonsfahnen abgeschafft und bloß die Infanterie-Regimenter behielten ihre weiße Leibsahne. Ein einziges Kavallerie-Regiment, und zwar das 14., be- hielt die Standarte, weil sich an sie gewisse historische Erinnerungen an Kolin knüpfen. Bon verschiedenen, sogar maßgebenden Persönlichkeiten in Oesterreich- Ungarn wurde vor einigen Jahren für die gänzliche Abschaffung der Fahnen plädiert, die in einem Kriege eherein Hindernis seien, und es wurden dafür kriegsgeschichtliche Beispiele aufgezählt. Im Jahre 1866 spielten sich auf dem Rückzuge verzweifelte Kämpfe um Fahnen ab, die viel unnötige Verluste zur Folge hatten, da die Fahnen zum Zielpunkt feindlicher Schützen wurden. Trotz obiger Argumente erhielten die neuerrichteten Tiroler Jägerregimenter Fahnen. Die bosnischen Regimenter entbehren solcher Feldzeichen. Die ungarischen Landwehrtruppen haben andere Fahnen, als das gemeinsame Heer. Bei letzteren ist das Tuch weiß, ans einere Seite der Doppeladler, auf der zweiten das Bild der Mutter Gottes. Bei der ungarischen Landwehr ist statt des Adlers das Landeswappen angebracht, der Flaggenstock ist rotweißgriin. Nur das zweite und vierte Infanterie-Regiment besitzt — als Erinnerung an ruhmreiche Waffentaten — das Privilegium, eine der ehemaligen gelben Vataillonsfahnen als Regimentsfahne zu führen. Das 50. Infanterie-Regiment trägt zum Lohne für standhaftes Aus harren in der beschworenen Treue, eine große goldene Medaille an der Fahne. — Im deutschen Heere führt jedes Infanterie-Bataillon seine Fahne, jedes Kavallerie- Regiment seine Standarte mit ins Feld. Anders bei den Franzosen, die zwar gleichfalls im Frieden Feldzeichen haben, diese aber nicht mit in den Krieg nehmen wollen. Auch bei uns werden hier und da Stimmen laut, die die Fahne als für unser ./aufgeklärtes" Zeitalter überlebt bezeichnen und ihre Abschaffung befürworten. Zweifellos hat das Mitführen der Fahne ins Gefecht Unbequemlichkeiten, selbst Gefahren im Gefolge, und dürfte im heutigen Schll- tzengesecht nicht von Anfang an in der Feuerlinie sich aufhalten, sie würde dort unfehlbar das feindliche Feuer aus sich und ihre nächste Umgebung ziehen und dadurch unnütze Verluste verursachen. Aber mit der letzt geschlossenen Abteilung, die das Bataillon einsetzt, gehört auch die Fahne, weithin sichtbar, in die
Me ruWe GrenzsW- mche durchbrochen!
Berlin, 5. August. (Telegramm). Kurz, nachdem die bei Soldau befindlichen deutschen Truppen heute morgen angetreten waren, um starke russische Kavallerie abzuwehren, erfolgte der Angriff einer russischen Kavallerie-Brigade. Unter dem Feuer der deutschen Truppen brach der russische Angriff unter schwersten Verlusten zusammen.
Gestern mchmllag griff deutsche Kavallerie Las im Raffe» befehle Marl», ei» a» der Bah» gelegener rassischer PW " nan StallniSne», an. Me Besatzung non Marly »erliest fluchtartig den Sri, der desetzt aiarde. Eine in der RSHe desiudliche rasfische KaiMrle-Misii» sah dcia Kaaqise a«Mg za. Sie feindliche GrenzschntzWche ist samt darchdrochea, ms fiir «»sere AasMmg »a» grStzler Bedeutung ist.
Büchertisch.
Abonnements auf „Große Modenwelt" mit Fächervignette zu 1 Mark vierteljährlich, wofür 6 Nummern geliefert werden, (frei ins Haus 15 F mehr) nehmen sämtliche Buchhandlungen und Postanstalten entgegen. Probenummern durch erstere und den Verlag John Henry Schwerin, G. m. b. H., Berlin 57.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei
Lanäwirllchaftl. öerirksverein
Lalw.
Der X. landwirtschaftliche Gauverband beabsichtigt, im August wieder einen
Farrenaufkauf in der Schweiz
vorzunehmen und die Farren zu den bisherigen Bedingungen unter den Bestellern zu versteigern.
Bestellungen wollen spätestens bis 8. August bei dem Vereinssekretär, Herr Oberamtspfleger Fechter, gemacht werden.
Bemerkt wird, daß die Farrenkäufer aus dem von der Amtskörperschast gesammelten Fonds Beiträge bis zum Gesamtbetrag von 1000 Mark zu erwarten haben.
Calw, den 21. Juli 1914.
Vereinsvorstand: Re-gierungsrat Binder.
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