Nr. 194
Schwarzwälder Tageszeitung „Aus den Tannen"
Seite 3
Aus Stadt und Land
Altensteig» den 20. August 1932.
Schwerer Verkehrsunfall. Gestern abend um V?9 Uhr «»eignete sich am Ankereck ein schwerer Unfall zwischen einem hiesigen Auto und einem Motorradfahrer mit Beisitzer aus Zumweiler. Das Auto bog von der Hohenbergstraße her- kommend in langsamer Fahrt in die Talstraße ein. Dabei fuhr ihm das unbeleuchtete Motorrad, in rasender Fahrt in die Flanke. Der Zusammenprall war derart heftig, daß beide Fahrzeuge schwer zugertchtet wurden. Während die Insassen des Autos unverletzt blieben, erlitten die Motorradfahrer, die Brüder Georg und Paul Waidelich schwere Verletzungen. Bei beiden stellte der herbeigerufene Arzt, Dr. Polster, Schädelbrüche fest, doch der Fahrer selbst trug einen Ober- und Unterkieferbruch und sonstige schwere teils innere Verletzungen davon. Die Verletzten wurden mit dem Krankenauto ins Bezirkskrankenhaus überführt und sind inzwischen außer Lebensgefahr. Das hiesige Polizeikommando war sofort zur Stelle, und nahm den Tatbestand zu Protokoll. Die Schuld an diesem bedauerlichen Unfall wird erst noch geklärt werden müssen, jedoch belastend für die Motorradfahrer ist, daß sie ohne Licht, und diesen Umstand nicht berücksichtigend, in außerordentlich raschem Tempo fuhren.
Vorläufig iu Haft genommen wurde gestern ein hiesiger älterer Mann wegen Verdachts der Blutschande. Er wurde ins Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert.
Evang. Gottesdienst. Der Vormittagsgottesdienst beginnt morgen in der Stadtkirche um 9 Uhr. tl.
Waldfest des Schwarzwaldvereins. Selten gelingt es. alle Mitglieder der Ortsgruppe vereint zu sehen, dem soll nun das kleine Waldfest abhelfen, das in erster Linie auch für die Kinder gedacht ist. Die Etadtkapelle will mit ihren Weisen den Nachmittag verschönern. Unter Dorantritt der Musik wirds hinauf gehen zur großen Tanne. Dort werden Alt und Jung sich an Spiel und Scherz erfreuen, und es fei gleich verraten: Für die Kinder der Mitglieder gibt's allerlei Ueberraschungen. Der Herr Kassierer hat sein Säcklein aufgemacht und für jedes liegt was bereit: Tennisring, Ball, Kette, Messer und ähnliche schöne und nützliche Dinge für die Größeren und auch für die ganz Kleinen sind gesehen worden im großen Geschenksack. Und schließlich fehlt ein Schoklädle nicht. Wer kommt da nicht? Und am Abend, wenn die kleine Ware im Bett liegt, dann treffen sich die ganz Großen im „Grünen Baum" und erholen sich von des Tages Last und Hitze, Und — wer kommt da nicht?!
Simmersfeld, 20. 8. Auf der Fahrt von hier nach Ettmansweiler stürzte gestern der ledige Georg Dolz von Aichelberg vom Motorrad und zog sich leichtere Verletzungen zu. Am gleichen Tage stürzte bei Besenfeld der ledige Karl Eteeb von Simmersfeld mit seinem Motorad und wurde so verletzt, daß er ins Bezirkskrankenhaus Nagold verbracht werden mußte.
Amtliches vom Oberamtsbezirk Calw : Das Oberamt hat mit Beschluß vom heutigen Tage die Sattler und Tapezierzwangsinnung, die Schreinerzwangsinnung sowie die freie Maler- und Gipserinnung für den Bezirk Calw geschloffen.
AorSvSvrg» 19. Aug. (TodinfolgeWassertrin. lens auf Pflaumen.) Ein aus Schramberg hier zu Besuch weilendes fünfjähriges Kind trank nach dem Genuß von Pflaumen Wasser. Rasch stellten sich starke Beschwerden «in; trotz rascher lleberführung in die Klinik nach Tiibin- gen war das junge Leben nicht mehr zu retten. Der Fall möge zu ernster Warnung dienen.
Tübingen, 18. August. (Ungewöhnliche Bockjagd.) Nach mehreren, leider vergeblichen Pirschgängen ist es heute den Tübinger Fagdpächtern der Markung Ammern gelungen, eines schönen Sechserbockes auf eigenartige Weise habhaft zu werden. Der Bock, der schon wiederholt von Erntearbeitern beobachtet worden war, hielt sich gestern vormittag wieder in einem unmittelbar neben dem Ammerhof gelegenen Maisfeld auf, wo es einem Teilnehmer des dortigen Arbeitslagers gelang ihn am Geweih zu fassen und trotz heftiger Gegenwehr in einer Scheune unterzubringen. Dort wartete das Tier auf seine Schützen, die es zur Strecke brachten.
Sulz a.N., 19. Aug. Gestern nachmittag stürzte Metzger- Meister Karl Breisinger von hier an der Holzhausener Straße, indem ihm die Bremse am Motorrad versagte. Er erlitt schwere Verschürfungen am linken Unterarm.
Tübingen, 19. Aug. (Beim Baden ertrunken). Gestern vormittag halb 12 Uhr ist der 22 jährige Weber Reinhold Leuze von Lustnau im Neckar in der Nähe der Kläranlage ertrunken. Der Neckar ist an dieser Stelle 2,5 bis 3 Meter tief. Leuze konnte nur ungenügend schwimmen, ebenso feine Kameraden, die sein Untergehen wohl bemerkten, jedoch nicht helfen konnten. ^
Frommer» OA. Balingen, 19. Aug. Gestern abend stieß an der berüchtigten Straßenkreuzung am Hohlweg der etwa 20 Fahre alte Loses Merz aus Dotternhausen auf seinem Fahrrad mit einem Autozusammen. Er erlitt starke Derletzunngen, die seine sofortige Ueberführung ins Balinger Krankenhaus notwendig machten. Der Verunglückte ist seinen schweren Verletzungen erlegen.
Biusdorf, OA. Sulz, 18. Aug. Gestern abend ist im Hause des Steinhauers Josef Stehle ein Brand ausgebrochen. Der Dachstuhl des Gebäudes ist abgebrannt. Es ist dies der fünfte Brandfall in diesem Jahre. Durch den Landjäger u. den Stationskommandanten von Sulz wurde ein Verhör vorgenommen und es erfolgte eine Verhaftung wegen Verdachts der Brandstiftung.
Reutlingen, 19. Aug. (Vom Stark st rom getötet.) Heinrich Winkler aus Eningen war als Elektromonteur damit beschäftigt, die Umstellung eines Aufzuges von Gleichstrom in Drehstrom vorzunehmen. Er hatte die neue Anlage bereits fertiggestellt und probierte nur die Leitungen noch aus, die er zu diesem Zweck alle unter Strom setzte. Winkler kam dabei mit dem Ellenbogen des linken Armes einer Drehstromleitung zu nahe. Er wurde erfaßt und sank bewußtlos getroffen, zu Boden. Der Verunglückte ist jedoch auf dem Transport ins Krankenhaus gestorben. Winkler stand im 41. Lebensjahr und hinterläßt eine Frau mit zwei Kindern.
Metzingen OA. Urach, 19. Aug. (Falsche 50 Pfennig-Stücke.) Am hiesigen Platze sind falsche 50 Pfennigstücke im Umlauf, die aber an ihrer mangelhaften Prägung leicht zu erkennen sind.
Stuttgart, 19. Aug. (K r a n k h e i t s f t a ti f ti k.) In der 31. Jahreswoche vom 31. Juli bis 6. August 1932 wurden in Württemberg folgende Fälle von gemeingefährlichen und sonstigen übertragbaren Krankheiten amtlich gemeldet: Diphtherie 23 (tödlich —), Kindbettfieber 1 (—), Lungen- und Kehlkopstuberkulose 16 (21), Scharlach 29 (1) Typhus 3 (—), Paratyphus 5 (—l. Fleischvergiftung 1? (—), Spinale Kinderlähmung 5 (—).
Wildschweinjagd. Am Mittwoch wurde unter Leitung des Forstamts Böblingen eine umfassende Treibjagd auf Wildschweine in den ausgedehnten Jagdgebieten Böblingen Stadtwald, Staatswald Hohenwart und Eemeinde- wald Schönaich veranstaltet. Zur Strecke kam ein Stück.
Ludwigsburg, 19. Aug. (An Typhus gestorben.) Vor einigen Wochen ist ein junges Mädchen an Typhus er» krankt und in den letzten Tagen im Vezirkskrankenhaus hier gestorben. Die einer Weiterverbreitung der Krankheit vorbeugenden Maßnahmen sind seinerzeit sofort getroffen worden und da ein weiterer Krankheitsfall seither nicht auftrat. liegt kein Grund zu Beunruhigung vor.
Waiblingen, 19. Aug. (Ertrunken.) Der 20jährige bei Metzgermeister Unger beschäftigte Lehrling Friedrich Traub aus Frankenberg OA. Gaildorf sank abends in der Rems unter und konnte erst nach längerem Suchen geborgen werden Die Wiederbelebungsversuche waren leider erfolglos.
Eroßtissen OA. Saulgau, 19. Aug.'(Tödlicher lln- glücksfall.) Der 78 Jahre alte Pfründner Thomas Stöhr, der den Seinigen bei der Ernte geholfen, wollte mit einem Earbenwagen nach Hause fahren. Vermutlich ist Stöhr beim Zusperren unter die Räder gekommen, und als die Seinigen zum Unglücksort kamen, fanden sie den Ver« unglückten tot vor.
Brenz OA. Heidenheim, 19. Aug. (Zwei Erntewagen brennen.) Zündelnde Knaben verursachten in einem Hof mitten im Dorf den Brand von zwei vollbeladenen Erntewagen. Die Wagen konnten noch auf den Marktplatz gebracht werden, ehe das Feuer weiter um sich griff. Mächtige Wasserstrahlen aus den Hydranten löschten dann rasch das Feeuer.
Unterrot OA. Gaildorf, 19. Aug. (Vran d.) In Unterrot war im Scheunenanwesen des Landwirts Kronmüller Feuer ausgebrochen. Die Ortsfeuerwehr war bei der großen Hitze machtlos. Als die Eaildorfer Motorspritze anlangte, hatte das Feuer bereits das Wohnhaus ergriffen und war nicht mehr zu retten. Plötzlich fingen durch Flugfeuer einige weiter entfernt stehende Anwesen zu brennen an. Der am Drandplatz anwesende Oberamtsvorstand forderte noch die Haller und die Oberroter Motorspritze an. Bei deren Eintreffen war die Hauptgefahr beseitigt.
Binswangen OA. Neckarsulm, 19. Aug. (Erstickt.) In einer Konservenfabrik in Heilbronn war ein hiesiger 21 Jahre alter Mann damit beschäftigt, beim Einfüllen von Einmachgurken in ein großes Faß dem Gleiten der Gurken nachzuhelfen. Er war zu diesem Zwecke in das Faß gestiegen. Bei der Hitze waren die Gurken bereits ins Gären geraten und entwickelten giftige Dämpfe, die den Bedauernswerten betäubten und ihn den Erstickungstod finden ließen. Ein zweiter Arbeiter entging mit knapper Not dem gleichen Schicksal.
Göppingen» 19. Aug. (Vom Herzschlag getroffen.) Am Donnerstag abend wurde der 10 Jahre alte Schüler Riedlinger im Freibad im niederen Bassin von spielenden Jungen unter dem Wasser leblos aufgefunden. Sofort angestellte Wiederbelebungsversuche waren erfolglos. Aerztliche Untersuchung ergab, daß der Junge einem Herzschlag erlegen ist.
Oebrdettingen OA. Biberach, 19. Aug. (Brand.) In Dem Wohn- und Oekonomiegebäude des Landwirts Johann Ebenhoch brach in der Nacht auf Freitag ein Schadenfeuer aus, dem das gesamte Anwesen zum Opfer fiel. Gleichzeitig brannte ein Schuppen etwa 30 Meter vom Wohnhaus entfernt nieder. Es ist mit Brandstiftung zu rechnen. Die Landjägermannschaft nahm Verhaftungen vor.
Mm» 19. Aug. (Opfer der Donau.) Abends ist im Kanal unterhalb des Kraftwerks Wiblingen beim Baden ein Soldat der 6. Vatt. des Artillerie-Regiment, ertrunken. Die Leiche ist noch nicht aufgefunden.
Ende des Prozesses Wolf-Kienle?
Stuttgart, IS. Aug. Vor einiger Zeit wurde berichtet, daß vie Frau Dr. Kienle, bekannt geworden durch den immer noch in ber Schwebe befindlichen Prozeß um den Paragraph 218, aus Frankfurt nach Frankreich sich begeben hat. Wie das „Stu:t- garter Neue Tagblatt" berichtet, hat Frau Dr. Kienle nun einen Amerikaner kennengelernt, mit dem sie sich zu verherraten gedenkt, um hernach wahrscheinlich Europa den Rücken zu kehren und nach Amerika auszuwandern. Da wegen der von Frau Dr. Kienle begangenen strafbaren Handlungen Auslieferung nicht erfolgt, könnte, nach dem genannten Blatt, der Fall eintreten, daß die Flucht der Frau Dr. Kienle aus Deutschland das End« des Prozesses bedeutet.
Neuregelung des Wandererwesens geplant
Stuttgart» 19. Aug. Zn der Wandererfürsorge, deren Grundlage die Wanderarbeitsstätte ist, steht eine wichtige Neuregelung bevor. Wie das „Deutsche Volksblatt" berichtet, strebt man neuerdings an, die Aufenthaltsdauer in den Wanderarbeitsstätte« bis zu zwei Wochen zu verlängern, da bei nur vorübergehendem Aufenthalt ein praktischer Arbeitserfolg, ein einigermaßen wirtschaftlicher Betrieb, eine eingehende Prüfung und Beratung des Wanderers und eine Erziehung des Arbeitswillens nicht möglich sind. Der entscheidende Vorzug dieser Verlängerung der Aufenthaltsdauer besteht in der Möglichkeit, ein« klare Scheidung der arbeitswilligen Wanderer, die arbeitsuchend umherziehen, von den arbeitsscheuen Personen zu treffen, die sich ziel- und planlos auf den Landstraßen umhertreiben. Alle, welche di« Voraussetzung eines geordneten und berechtigten, d. h. der Arbeitssuche dienenden Manderns nicht erfüllen, werden aus der Wanderbewegung ausgeschieden. Unreife Jugendliche werden an den Abwanderungsort zurllckgeschafft. Arbeitsunfähige und schwer erwerbsbeschränkte Wanderer werden einer Versorgung in Krankenhäusern, Heimen oder Arbeiterkolonien zugeführt. Wanderer, die verwahrlost sind oder zu verwahrlosen drohen, werden in die Bewahrung, asoziale und kriminelle Persone« i« die Sicherungsverwahrung übergeleitet. So erfüllt die Wandererfürsorge die Aufgabe, den großen Strom der Wanderer zu klären und die einzelnen Wanderer den ihnen zustehenden Plätzen zuzuleiten
Aus Baden
Eckartsweier bei Kebl, 17. Aug. (Blmiges Ende einer Feind- sckiaft.) Donnerstag abend gerieten der etwa 37 Jahre alte Schuhmacher Karl Strebel und der 33 Jahre alte Kirchendiener Georg Göpper, die schon längere Zeit in Feindschaft miteinander lebten, abermals vor der Wohnung des Göpper in eine heftige Auseinandersetzung, in deren Verlauf Strebel sein Messer zog und dem Göpper mehrere furchtbare Stiche in Hals und Brust beibrachte, die besten Tod infolge Verblutens in kürzester Frist t> rbciführtcn. Der Mörder, der ledig ist, konnte alsbald verdöstet und ins Amtsgefängnis nach Kehl eingeliefert werden.
Kleine NachMlen nur aller Well
Waffensuche im Kreise Schmalkalden. Im Kreise Schmalkalden wurden bei Mitgliedern des Reichsbanners, der Eisernen Front und der SPD. Haussuchungen nach Waffen vorgenommen. Es wurden Gewehre, Revolver und Munition gefunden. Die Besitzer der Waffen wurden verhaftet.
Eorgulofs gegen seinen Hauptdelastungszeugen. Der Verteidiger Eorguloffs hat gegen den Hauptbelastungszeuge» Lazaruff Klage wegen Meineids angestrengt.
yarrpemwAk m Kupferberg (Oberfranken) wuroen vre o«- den Arbeiter Schicker und Zahl bei der Arbeit von abstÜr- senden Eestemsmassen erschlagen.
Autokarosseriefabrik niedergebrannt. In der Autokarosse- uefabrrk Zrehm GmbH, in Liblar bei Köln, brach nacht» 6us, das die Gebäude bis auf die Grundmauern ein- rfcherte. Eme neben der Fabrik liegende Schule wurde i« Mitleidenschaft gezogen.
Unfall des Skimeisters Hannes Schneide«, Beim Bra»d eines Touristenheimes im St. Anton am Arlberg zog sich der bekannte Skimeister Hannes Schneider, der an den Ret- tungsarbeiten teilnahm, eine schwere Rauchvergiftung zu.
Weitere Todesopfer der spinalen Kinderlähmung in Ungarn. Die Erkrankungen an spinaler Kinderlähmung in Szegedin, über die bereits berichtet wurde, nehmen weiter zu. Bis jetzt sind 5 Todesopfer zu verzeichnen. Die Zahl der erkrankten Kinder hat sich auf 27 erhöht.
Ein Leipziger Staatsanwalt in der Oder ertrunken. Am 3. August wurde aus der Oder in der Nähe von Stettin ein unbekannter Toter geborgen. Der Tote wurde als der seit dem 29. Juli vermißte Staatsanwalt Dr. Zieschang aus Leipzig identiffiziert. An der Leiche wurden keinerlei Merkmale vorgefunden, die auf ein Verbrechen schließen lasten.
300 000 RM. nach Berlin und nach dem Rheinlands gefallen. In der Preußisch-Süddeutschen Staatslotterie ist auch auf das Los Nummer 244 975 ein Gewinn von 300 000 RM. gefallen, das in der ersten Abteilung in Achtellosen in Berlin und in der zweiten Abteilung ebenfalls in Achtellosen im Rheinland gespielt wird.
Sur dem SrrtSMaai
Ein Darlehenskassenrechner vor Gericht
Mm, 19. Aug. Der 15 Jahre alte verheiratete Landwirt I. D. aus Altsteußlingen OA. Münsingen hatte sich wegen Urkundenfälschung zu verantworten. Seit 1923 war er nebenberuflich Rechner des Darlehenskaflenvereins. Nach und nach entnahm er der Kasse höhere Beträge, die schließlich zusammen über 8999 RM. erreichten. Von diesem Betrag hat er zugegebenerweis« 3354 RM. für eigene Zwecke verbraucht zum Ankauf von Maschinen, Pferden usw. lieber den Restbetrag will er keine Auskunft geben können und behauptet, daß er durch Schlampereien in der Buchführung entstanden sein müsse. Aus Gutmütigkeit hat er Kreditüberziehungen von Mitgliedern zugelassen und den Verein dadurch um weitere 8990 RM. geschädigt. Um dir Unregelmäßigkeiten zu vertuschen, hat er sodann Li, Bücher gefälscht. Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen erschwerter Urkundenfälschung, Unterschlagung und Untreue zu drei Monaten und einer Woche Gefängnis.
Der Ohlauer Aufruhrprozeß
Vrieg, 19. Aug. Am Donnerstag wurden im Lauf« der Beweisaufnahme einige Angeklagte a»s der Haft entlasten. Es wurden einige Entlastungszeugen für den Angeklagten Stadtrat Manche gehört. Durch weitere Zeugenvernehmungen wurden der Angeklagte Vanin und der Ortsgruppenführer des Reichsbanners, Blech, neu belastet als diejenigen, die mit Latten auf die Nationalsozialisten eingeschlagen hätten. Stadtrat Manche erlitt während einer Zeugenaussage über ihn einen Rervenznsamoien» brnch.
Die Beweisaufnahme im Ohlauer Aufruhrprozeß geht nunmehr ihrem Ende entgegen. Am Freitag vormittag wurden in der Hauptsache Entlastungszeuge« gehört. Durch drei von ihnen wurde der Angeklagte Fritz Liste wesentlich entlastet. Günstig stehen die Aussagen ferner für den Angeklagten Meier, von dem