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Nr. 189
Da der Reichspräsident von Hindenburg es ab lehnte, di« «ationalsozialistische Bewegung als stärkste Partei mit der Fiih- I «t«g der Regierung zu betrauen, wurden die Verhandlungen al» ergebnislos abgebrochen. Die nunmehr getrossene« Maßnahmen für die weitere Fortführung des Kampfes der national- z sozialistischen Bewegung werden in einer in der kommenden Woche stattsindenden Führertagung bekanntgegeben werden. !
Adolf Hitler verließ noch am Samstag Berlin. >
Zoos und Bolz nochmals beim Kanzler.
Berlin, 14. Aug. Am späten Abend des Samstag hatte der Reichskanzler die Zentrumsabgeordneten 3oos und Bolz nochmals zu sich gebeten. Er erstattete ihnen über den Verlauf des Tages Bericht und brachte ihnen das von der Reichsregierung ausgegebene, oben wiedergegebene Kommunique zur Kenntnis. Die Zentrumsabgeordneten nahmen die Mitteilung entgegen, enthielten sich aber jeder eigenen Stellungnahme.
Runderlaß zur Bekämpfung des volltWen Terrors
Berlin, 14. Aug. Zur Bekämpfung des politischen Terrors hat der kommissarische preußische Innenminister Dr. Bracht folgenden Runderlaß an alle Polizeibehörden einschließlich Landjägerei gerichtet, in dem es u. a. heißt:
Nachdem die Verordnung des Reichspräsidenten gegen politischen Terror vom 9. August 1932 ergangen ist, haben die Polizeibehörden und Landjägerbeamte alle Kräfte und alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um jeden Fall eines Terroraktes auf dem schnellsten Wege auszuklären.
Die bestehenden landeskriminalpolizeilichen Bestimmungen bieten eine vollkommen ausreichende Grundlage zur Erfüllung dieser Aufgabe, Sie geben dafür Gewähr, daß im gesamten Staatsgebiete, insbesondere auch in kleineren Städten und auf dem flachen Lande, die m>t allen technischen Hilfsmitteln ausgerüsteten großstädtischen Kriminalpolizeien jederzeit eingreifen können.
Die LKP.-Stellen werden angewiesen, falls erforderlich, eine Mordkommission zu entsenden. Sie haben zu diesem Zwecke eine ausreichende Anzahl von Mordkommissionen in ständiger Bereitschaft zu halten.
Zur Unterstützung dieser Mordkommissionen der LKP.-Stellen sind für den Bezirk jeder Landjäger-Inspektion eine oder nach Bedarf mehrere Hilfsmordkommissionen aus den Reihen der dafür vorgebildet-n und besonders geeigneten Landjägerbeamten zu bilden. Die Hilfsmordkommissionen müssen aus mindestens drei Beamten bestehen. Sie sind mit dem gesamten erforderlichen, im Bezirk der Lanjägerinspektionen zur Verfügung stehenden kriminaltechnischen Gerät auszustatten.
Die Hilssmordkommisfionen sind an einem für Las fragliche Gebiet möglichst günstig gelegenen Orte ständig bereitzuhalten und mit einem in ständiger Fahrbereitschaft befindlichen Kraftwagen auszurüsten. Für dauernde Fernsprechverbindung ist zu sorgen. Ausreichende Ablösung ist sicherzustellen.
Die Regierungspräsidenten regeln nach Anhörung der LKP.- Stelle umgehend etwa erforderliche Einzelheiten.
Größere Eemeindepolizei-Verwaltungen haben, soweit noch nicht vorhanden, eigene Mordkommissionen zu bilden.
Bei den anderen Eemeindepolizei-Verwaltungen mit eigenen Kriminalbeamten sind diese Beamten zur Aufklärungsarbeit in vollem Umfange heranzuziehen.
Der Berliner RmAimkjntenrant zurültgelreten
Berlin, 13. Aug Wie die Blätter berichten, ist der Berliner Rundfunkintendant Dr. Flesch, der seinen Urlaub auf Wunsch des Rundfunkkommissars Scholz zurückkehrte, von seinem Posten enthoben worden. Mit der kommissarischen Wahrnehmung der Geschäfte des Intendanten wurde der bisherige Programmleiter der Reichsrundfunkgesellschaft. Dr. Duske, beauftragt,
Verordnung i
Wer die Sicherung der Herdstdungung
Berlin, 14 Aug, Der Herr Reichspräsident hat heute eine : Verordnung zur Sicherung der Herbstdüngung unterzeichnet, wo- - nach der Reichsminister der Finanzen ermächtigt wird, für Forderungen aus Düngemittellieserungen an landwirtschaftliche Be- ! triebe für die Herbstdiingung des laufenden Düngemitteljahres Bürgschaft bis zur Höhe von 14,2 Millionen RM. zu übernehmen, s
Auf Grund dieser Verordnung hat der Reichsminister der Fi- : nanzen den Düngemittelsyndikaten gegenüber eine Bürgschaft in , Höhe von 14,2 Millionen RM. in gleicher Weise, wie es An- s fang dieses Jahres für die Frühjahrsdüngung geschehen ist. über- ! nommen. ;
Die Bedingungen — Vorwegübernahme eines Ausfalls von j 10 Prozent seitens der letzten Verteilungsstelle, Begrenzung der , Garantie auf 25 Prozent des Umsatzes der einzelnen Verteilungsstellen, Uebernahme einer Teilgarantie durch die Düngemittelsyndikate — find die gleichen wie bei der Frühjahrsdüngung. Ein Pfandrecht an den Früchten der Ernte kommt aus dem Grunde nicht in Betracht, weil die Ernte herkömmlich aus den Erträgen der vorhergehenden Ernte abgedeckt wird. -
ArbeilsSeschafflmgsprogramm -
-er Sozialdemokraten ;
Berlin, 14. Aug,, Die neue sozialdemokratische Reichstagsfrak- > tion hat bereits eine Reihe von Gesetzentwürfen vorbereitet, die sie in der nächsten Woche beantragen will. Zu den politischen Anträgen gehört u. a. die Zurückziehung des Neichskommissars in Preußen. Die politischen Anträge gliedern sich in vier Grup- : ven. Die erste Gruppe verlangt die Rückgängigmachung des So- j zialabbaues durch Aushebung der Notverordnung vom 14. Juli ! 1932 Außerdem wird wieder die Gewährung einer Winterhilfe ^ beantragt. Die zweite Gruppe von Anträgen bildet das Kernstück - der sozialdemokratischen Forderungen. Sie verlangt die Soziali- j sierung der Schlüsselindnstrieen, Verstaatlichung der Großbanken, j Enteignung des Großgrundbesitzes und die Besiedlung des da- ! durch freiwerdenden Landes mit Landarbeitern und Kleinbauern, s Die dritte Gruppe der sozialdemokratischen Anträge enthält ein : umfangreiches Arbeitsbeschaffungsprogramm. Ferner soll die Arbeitszeit aus 40 Stunden in der Woche gekürzt und lieber- ! stunden sollen nur in Ausnahmefällen zugelassen werden. Die ! finanziellen Mittel, die sich aus diesen Anträgen ergeben, sollen i u. a. aus dem Erdölmonopol, der Kürzung der hohen Gehälter j und Pensionen und der Streichung von Ostabfindungen auf- ! gebracht werden. -
Neues vom Zage !
Absturz am Matternhorn
Zermatt, 13. Aug. Am Donnerstag wollten zwei Touristen, i der 23 Jahre alte Student Hans Mittach aus Mannheim und ! der etwa gleichaltrige Student der Rechte, Willi Wolf aus Pir- i masens, führerlos die Besteigung des Matterhorns von der als ! gefährlich bekannten Cmutt-Grat-Seite durchführen. Sie hatten etwa ein Drittel des Weges zurückgelegt, als Mittach auf dem i vereisten Gestein ausglrtt und etwa 30 Meter in die Tiefe stürzte, seinen angeseilten Kameraden mit sich reißend. Mittach war aus der Stelle tot, sein Begleiter erlitt einen Rippen- und Beinbruch.
Knecht ersticht seinen Dienstherr« -
Menningen (Amt Meßkirch), 13, Aug. Am Donnerstag abend erstach der frühere Knecht des Landwirts Philipp Huckle, Karl Sickinger, seinen ehemaligen Dienstherrn. Huckle erhielt einen s Herzstich und war sofort tot. Sickinger, der entlasten worden l war. weil ihn sein Dienstherr im Verdacht hatte, vor einiger Zeit den Brand seines Anwesens verursacht zu haben, erschien gegen 8.30 Uhr abends an der Stalltüre, wo er Huckle fand, der das , Vieh fütterte. Auf die Rufe des Knechts trat Huckle in die Türe und erhielt dann von Sickinger den tödlichen Stich. Mit einem letzten Aufschrei, der sofort Leute herbeirief, sank Huckle tot zusammen. Sickinger flüchtete, konnte aber sofort gefaßt und der Gendarmerie übergeben werden.
17 Festnahmen wegen politischer Ausschreitungen. Berlin, 14. August. 3n der Nacht zum Sonntag sind ivegen politischer Ausschreitungen insgesamt 17 Personen fest- qenommen worden. Unter ihnen befanden sich 10 Kommunisten und 3 Nationalsozialisten.
Politische Schießerei in Esten.
Esten, 14. Aug. 3n den Nachmittagsstunden des Son- tags entwickelte sich in Essen-Altendorf eine Schlägerei zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten, in deren Verlauf auch Schüsse sielen. Ein 17 jähriger Lehrling, Mitglied des kommunistischen 3ugendoerbandes, feuerte eine Salve Schüsse auf seine Gegner ab. Der EA.-Mcmn Alfred Siegel wurde durch einen Schuß schwer verwundet. Der Vater des Schützen er- litt einen Bruststeckschuß. Der Lehrling wurde festgenommen.
Zwei Bombenanschläge in Dresden
Dresden, 14. Aug. Vor dem kommunistischen Parteibüro explodierte nachts eine Bombe: ein Mann wurde schwer verletzt. Eine zweite Bombe, die vor einem anderen Hause zur Explosion gebracht wurde richtete Sachschaden an.
Verschärfung der Lage in der englischen Vaumwollindustrie
London, 13. Aug. Die Lage im Baumwollindustriegebiet in Lancashire hat sich verschärft. Sowohl Arbeitgeber wie auch Arbeitnehmer verharren schroff auf ihren Standpunkten und es besteht kaum noch Hoffnung, daß ein Streik der Baumwollweber vermieden werden kann. Sollte die Stillegung der Webereien länger als eine Woche dauern, so müßten auch die Spinnereibetriebe eingestellt werden.
Kaas stellt Strafantrag gegen den Chefredakteur des
„Westdeutschen Beobachters"
Köln, 13. Aug. Wie die „Kölnische Volkszeitung" mitteilt, hat Prälat Kaas wegen der Angriffe, die von nationalsozialistischer Seite vor der Reichstagswahl in einem Plakat gegen die Prälaten Kaas und lllitzka gerichtet hat, Strafantrag gegen den Chefredakteur des „Westdeutschen Beobachters", Winkeln- kemper und Genosten, gestellt. In dem Plakat wurde gegen die Prälaten Kaas und lllitzka der Vorwurf erhoben, daß sie eine Trennung der Rheinlands und Schlesiens vom Reich betrieben hätten.
Mißglückter Studentenputsch in Chile Santiago de Chile, 13. Aug. 400 Studenten bemächtigten sich der Universität in Santiago und verkündeten, daß sie eine Bügerrepublik gegründet hätten. Polizei belagerte das Gebäude und bei den Versuchen, die Studenten aus der Universität zu vertreiben, wurde ein Polizeibeamter getötet. Schließlich wurden die Ausrührer verhaftet.
Bolivien will auf ein Schiedsgerichtsverfahren eingehen
Santiago, 13. Aug. In der bolivianischen Antwortnote aus den Schritt der Neutralen nimmt Bolivien die Lösung an, die Schwierigkeiten durch Schiedsverfahren beizulegen. Dagegen lehnt Bolivien es ab, die in Paraguay besetzten Forts zu räumen, llm Reibungen nach Einstellung der Feindseligkeiten zu vermeiden, würde Bolivien der Schaffung einer unparteiischen Körperschaft zustimmen, die sich mit der Regelung etwa auftauchender Schwierigkeiten befassen würde.
Immer neue Verhaftungen in Sevilla
Sevilla, 14. Aug. Fortgesetzt finden neue Verhaftungen von Persönlichkeiten statt, die General Sanjurjo während der Stunden, während seren er Herr der Stadt war, ihre Sympathie zum Ausdruck gebiacht oder ihre Anhänglichkeit an das alte Regime bekundet haben. Die meisten der Verhafteten gehören der Aristokratie an oder sind Offiziere und Beamte des alten Regimes, die verabschiedet worden sind.
Vertrieb: Romanverlaa K Sc H Greiser. G. m. b. H.. Rasta« 92. Fortsetzung
Ter R'messor sprang auf.
„Thereia Renan:?" »
Nun war er selbst erschüttert.
„Hier, mein Vetter, ihr Bruder, hat sie Betrügerin sckbst gesehen. Es würde zu weit führen und Ihre Zeit zu sehr in Anspruch nehmen, wollte ich alles erzählen. Jene Person aber war Theresa Renani."
Georg nickte lebhaft.
„Es war keinesfalls meine Schwester."
„Ich sagte Ihnen schon damals meine Bedenken, meine 7 »rchtbaren Zweifel. Wir kommen in Todesängsten. Lassen Sie uns zu jener, die als Theresa Renani gilt. Mein Vetter wird seine Schwester erkennen, auch wenn sie noch io verändert wäre."
B:s wtzt hatte niemand die eine, die wichtigste Frage zu stellen versagt. Nun stand der Professor einen Augenblick regungslos, dann sagte er mit tonloser Stimme:
„Ich kann sie Ihnen nicht zeigen."
„Warum nicht?"
Ir, aufsteigender Angst umklammerte Will die Hände des Professors.
„Sie kennen das Unglück, das uns heute betroffen
„Das soll Sech nicht heißen —?"
„Fassen Sie sich. Reverend! Fassen Sie sich. Mister Thomas. Die Unglückliche gehört zu den wenigen, die bei dem Brande um das Leben gekommen sind."
Linen Augenblick schwiegen sie alle; dann stöhnte Georg:
„Meine arme Schwester!"
Lindswav sagte ernst und mit bewegter Stimm«:
„Vielleicht ist es das beste für sie. Wer weiß, ab sie
nicht in ewiger Umnachtung ein Leben des Todes geführt hätte."
Georg richtete sich aus.
„Führen Sie mich wenigstens zu ihrer Leiche, damit ich Gewißheit habe."
„Auch das kann ich nicht."
Er erzählte mit kurzen Worten, wie Ada vor den Augen der Feuerwehrleute verschwunden war, und weder Will noch Georg schämten sich, daß Tränen über ihr« Wangen liefen. Der Professor suchte sich zu sammeln; denn auch er war ergriffen.
„Ich muß Ihnen gestehen, daß mir in den letzten Tagen selbst Zwecke! kamen. Es mag Ihnen eine Beruhigung sein, daß sie friedlich und ruhig war und von ihrem Unglück nichts ahnte."
"Fre'Uch Sie Qualen der letzten Stunde, die Angst bei dem GewUter. verschwieg der Arzt.
Will stand aus.
„Tann war also unser Wen vergebens. Gestatten Sie, Saß wir in ser Nähe bleiben, daß wir :varten, bis der Schu:: wrgeräuml ist."
„In solchem Brande bleibt kein Rest eines Menscher übrig."
— Lue"öret gingen träurig'hinausl' "
„Nun haben wir zum wenigsten Gewißheit."
Georg uns Will gingen nebeneinander und hatten einander die Arme um die Schultern gelegt. Der Detektiv führte sie wortlos zu dem Wagen zurück.
„Lassen Sie uns nach Chikago fahren!"
Sie fühlten, daß der Monn recht hatte und stiegen ein. Tort — der Aimmende Schutthaufen, das mar das Grab, unter dem die arme, gequälte Ada die letzte Ruhe gesunden, und immer klang es im Innern d« beiden Männer:
„Wir tragen die Schuld!"
Während der selben Nacht aber saß in Chikago. im Poftzeigsbäude. ein Beamter, der ven telephonischen Bericht über sen Brand des Irrenhauses erhalten batte.
Vor ihm lag ein dickes Journal, und er blätterte eine Seite auf:
„Theresa Renani."
Eine kurze Beschreibung ihres Lebens und ihrer Verbrechen stanv sort. Jetzt setzte der Beamte mit fester Schrift darunter:
„Verbrannt im Jrrenhause zu Kenosha."
Er ahnte nicht, daß Theresa Renani zu dieser Stunde wohlbehalten in einer Fischerhütte bei Wellsboro saß und — Vtliortno Alconti erwartete.
Es war schon zehn Uhr abends, als das Auto mit den drei Herren wiever m Chikago anlangte und zunächst am Hause des Misters Mac Clean vorsuhr. Wenn auch die späte Stunde einen Besuch unschicklich erscheinen ließ, so konnte doch Will unmöglich sie Nacht vergehen lassen, ohne seiner Mutter Nachricht zu geben.
Mac Clean hatte fernen Wagen bereits erkannt, als er in den Park einbog, und kam ihnen bis vor die Tür der Villa entgegen.
Will sagte, sich zu einem matten Lächeln zwingend:
„Sie müssen entschuldigen, lieber Freund, wenn ich zu den unglaublichsten Zeiten bei Ihnen eindringe. Des Morgens hole ich Sie aus dem Bett, und am Abend störe ich Ihre Ruhe."
Mac Clean wehrte ab.
„Ich sehe Ihnen leider an, daß Sie keine guten Nachrichten bringen. Haben Sie die Dame gesehen?"
„Wir kamen zu spät. Bei dem Brand des Pennoyer- Sanatoriums —"
Er vermochte nicht weiterzureden, und mit raschem Wick sah Mac Clean, daß Georg mit den Tränen kämpfte.
„Treten Sie bei mir ein! Lasten Sie uns drin sprechen."
Fortsetzung folgt.)