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M«««rnrr 189 j Montag den 15. August 1933 _ j 85. Jahrgang
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NalieaWr Seekriegsmanövrr
„Italien hat den Seekrieg im Mittelmeer begonnen". — : Unter dieser ironisch gemeinten Überschrift, deren ernster ^ Hintergrund aber nicht wegzuleugnen ist, bringen die großen ! französischen Informationsblätter die Nachrichten über den ; Auftakt zum großen Seemanöver der italienischen Kriegs- ' flotte. Etwa 100 italienische Kriegsschiffe und 250 Kampf- ! slugzeuge nehmen an dieser Kriegsübung teil. Den Oberbe- ? fehl führt nominell König Viktor Emanuel, und der Duce j ist persönlich anwesend, um sich zu überzeugen, was von sei- s ner stolzesten Schöpfung, der neuen italienischen Kriegsma- s rine, im Ernstfall zu erwarten ist. Mussolini wird begleitet ' von dem Marineminister Admiral Giuseppe Sirianni und ! vom Chef des Admiralstabes, Admiral Eino Ducci. !
Das Seemanöver hat den Zweck festzustellen, inwie- j weit im Falle eines Krieges mit einer benachbarten Macht s — gemeint ist damit natürlich Frankreich — die Seever- i bindung zwischen Italien und seinen nordafrikanischen Ko- ? lonien sich aufrecht erhalten ließe. Es soll die Möglichkeit j geklärt werden, ob während eines Krieges mit Frankreich l Kriegstransporte und Truppenkontingente von Tripolis - nach der italienischen Slldküste befördert werden könnten, - ohne dabei von den feindlichen Seestreitkräften und Bombenflugzeugen vernichtet zu werden. Gleichzeitig soll geprüft werden, ob der Minenschutz und die Befestigungen an der italienischen Küste ausreichen, um einen feindlichen Vorstoß und eine eventuelle Landung feindlicher Truppen zu vereiteln.
Zur Durchführung des Manövers ist die gesamte italie- ^ Nische Kriegsflotte in zwei Geschwader eingeteilt worden, s Das erste Geschwader, Gruppe A. genannt, stützt sich auf den i Hafen von Specia. Ihm ist die Aufgabe gestellt, das Vor- ! dringen des zweiten Geschwaders — Gruppe B. — in der ? Richtung der italienischen Küste zu verhindern. ^
Zweifellos beabsichtigt der italienische Admiralstab mit s diesem großangelegten Manöver sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Die Sicherung der italienischen > Seeverbindung mit dem afrikanischen Kolonialreich ist für s Italiens Politik ein äußerst wichtiges Problem. Im Hinter- ! grund steckt aber ein zweites, womöglich noch wichtigeres und zwar die Frage, ob es der italienischen Kriegsflotte ge- ! lingen könnte, die französischen Truppenkontingente auf ? dem Seeweg aus Marokko, Algier und Tunis nach der Süd- s küste Frankreichs zu zerstören. Frankreich verfügt bekannt- s lich in seinen afrikanischen Kolonien über ein gewaltiges k Reservoir an Menschen, die im Kriegsfälle, nach dem Bei- ! spiel des Weltkrieges, zur Unterstützung der französischen ! Armeen herangezogen werden können. Auch die großen Le- ! bensmittelvorräte des französischen Nordafrika würden für ! die Verpflegung und Ausrüstung der französischen Armeen ! im Kriege eine nicht zu unterschätzende Bedeutung haben. !
Sollte das italienische Seekriegsmanöver den Beweis er- ^ bringen, daß die italienischen See- und Luftstreitkräfte stark l genug sind, um Frankreich von der Seeverbindung mit sei- r nem afrikanischen Kolonialreich abzuschneiden, so würde dies ! für die Eventualität eines italienisch-französischen Krieges k eine sichtbare Entlastung Italiens bedeuten. Man geht da- ! her nicht fehl in der Annahme, daß die Gruppe B. der ita- s lienischen Manöverflotte in den Plänen der italienischen l Marineleitung als französische Mittelmeerflotte betrachtet ! wird, deren Unschädlichmachung und Vernichtung als Hauptziel der ganzen Operation gilt.
Während die italienischen Schiffskanonen im Mittelmeer donnern, ertönt in den Spalten der italienischen Regie- s rungspresse eine Begleitmusik, die in ihrer Schärfe und Eindeutigkeit auf der anderen Seite der Alpen kaum mißverstanden werden kann. So schreibt „Giornale d'Jtalia", das Sprachrohr des Duce: „Nach dem kläglichen Mißerfolg der Abrüstungskonferenz muß Italien der Welt beweisen, daß l es auch andere Argumente ins politische Kampffeld zu füll- i ren vermag. Italien kann nur jene Regierungen zu seinen l Freunden zählen, die gewillt sind, auf die lebenswichtigen j Interessen und Bedürfnisse des italienischen Volkes aufrich- ; tig Rücksicht zu nehmen." In diesen-und ähnlichen Aeuße- s rungen findet, neben der Sprache der italienischen Schiffs- ^ kanonen, die Verschärfung und Versteifung der europäischen ; politischen Atmosphäre, und insbesondere die ausfallende j Zuspitzung der italienisch-französischen Beziehungen, ihren - deutlichen Ausdruck. l
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Sindtliburg lehnt Hitlers Verlangen nach absoluter Staatsgewalt ab
Berlin, 14. Aug. Amtlich wird mitgeteilt:
Reichspräsident von Hindenburg empfing am Samstag nachmittag in Gegenwart des Reichskanzlers von Papen den Führer der NSDAP., Adolf Hitler, zu einer Besprechung über die politische Lage und die Frage einer Umbildung der Reichsregierung.
Der Reichspräsident richtete an Hitler die Fra ge, ob er bereit sei, selbst sowie mit anderen geeigneten Persönlichkeiten der NSDAP, in die von dem Reichskanzler von Papen geleitete Regierung einzntreten. Herr Hitler verneinte dies und stellte an den Herrn Reichspräsidenten die Forderung, ihm die Führung der Reichsregierung und die gesamte Staatsgewalt in vollem Umfange zu übertragen.
Reichspräsident von Hindenburg lehnte diese Forderung sehr bestimmt mit der Begründung a b,
daß er es vor seinem Gewissen und seinen Pflichten dem Vaterlande gegenüber nicht verantworten könne, die gesamte Regierungsgewalt ausschließlich der nationalsozialistischen Bewegung zu übertragen, die diese Macht einseitig anzuwenden gewillt sei. Er bedauerte» daß Herr Hitler sich nicht in der Lage sehe, entsprechend seinen vor den Reichstagswahlen gegebenen Erklärungen eine vom Vertrauen des Herrn Reichspräsidenten berufene nationale Regierung zu unterstützen.
Die Aussprache schloß alsdann mit einer sehr ernsten Mahnung des Reichspräsidenten an Hitler, die von ihn angekündigte Opposition der NSDAP, ritterlich zu führen und seiner Verantwortung vor dem Vaterlande und vor dem deutschen Volke bewußt zu bleiben.
Die Vorgänge am Samstag
Berlin, 14. Aug. Der Verlauf des Samstags in der Reichs- haupt/adt bildete eine dramatische Aufeinanderfolge wechselnder Situationen. In den frühen Morgenstunden neigten die amtlichen Kreise zu Optimismus, indem sie, was auch in anderen politischen Gruppen geschah, der Wendung vom Freitag abend, durch die die Nationalsozialisten und die Deutschnationalen den Vorstoß des Zentrums abbogen, die Auslegung gaben, daß eine Verständigung zwischen Reichspräsidenten und Reichsregierung auf der einen und der nationalsozialistischen Führung auf der anderen Seite sehr wohl möglich sei. Man wußte ja nicht, ob Hitler selbst sich in vollem Maße der Forderung seiner Unterführer nach dem Kanzleramt für ihn zu eigen gemacht hatte,
Adolf Hitler fand sich gegen 10 Uhr vormittags im Reichswehrministerium beim Rcichswehrminister von Schleicher ein. Die Aussprache bei Schleicher hat etwa eine Stunde gedauert, Amtlich wird über das Ergebnis nichts bekanntgegeben. Es verlautet jedoch, daß vov Schleicher den nationalsozialistischen Führer mit den Plänen Hindenburgs und von Papens bekanntgemacht habe, demgegenüber Hitler, genau wie es in der letzten Zeit in allen nationalsozialistischen Aeußerungen hieß, auf Grund der 14 Millionen Stimmen der NSDAP, das Reichskanzleramk beanspruchen zu müssen erklärte, also „die volle Verantwortung und die volle Macht", andernfalls sehe sich die NSDAP, zur Kampfansage gegen jede andere Regierung gezwungen.
Um 11.30 Uhr begann die Besprechung zwischen Hitler und Reichskanzler von Papen, die etwa zwei Stunden dauerte. Dieser Aussprache wurde um so größere Bedeutung beigemessen, als feststand, daß damit die letzte entscheidende Besprechung, nämlich der Empfang bei Hindenburg, der auf den Nachmittag angesetzt war, immer näher heranrückte. Stundenlang wartete in der Wilhelmstraße das Publikum. Zu irgend welchen Störungen der Ruhe ist es aber nicht gekommen. Je länger die Unterredung in der Reichskanzlei dauerte, je höher stieg in allen politischen Kreisen die Fieberkurve der Erwartung. Wenn man die Stimmung kennzeichnen will, dann kann man nur so formulieren, daß, während die einen aus der Dauer der Unterredung auf eine durchaus vorhandene „Verhandlungsbereitschaft" Hitlers schlossen, die anderen darin vielmehr das Emporwachsen immer neuer Schwierigkeiten erkennen zu können glaubten. In diesem Zusammenhang muß man es sehen, wenn von einer den amtlichen Stellen nahestehenden Nachrichtenagentur gemeldet wurde, daß bereits alle Verhandlungen mit Hitler gescheitert seien. Es war dies eine voreilige Deutung der Lage, da man die letzte Ent- sch. )ung der Begegnung zwischen Hindenburg und Hitler beimessen mußte. Das ist natürlich über allem Zweifel, daß die Reichsregierung nichts unversucht gelassen hat, um, wenn nur irgend möglich, o,e Dinge doch noch zum Besseren zu wenden. Hitler hat sich aber bis zum Schluß unversöhnlich gezeigt.
Es dauerte eine Weile, bis die erste Mitteilung über den Ausgang der Unterredung herausgegeben wurde. Sie lautete nur ganz kurz im Amtsstil, daß unter den Persönlichkeiten eine Beratung stattgefunden hatte. Und es dauerte eine weitere Viertelstunde, bis in den der Reichsregierung nahestehenden Krei sen die Auffassung zum Vorschein kam, daß bei dem noch ausstehenden Empfang die Entscheidung erst fallen könne, denn erst dort würden die letzten Möglichkeiten ausgeschöpst werden.
Nachdem der Führer der NSDAP, die Reichskanzlei verlassen hatte, nahm der Reichskanzler eine kurze Pause in den Beratungen wahr, um dem Reichspräsidenten einen Zwischenbericht zu erstatten. In der fünften Nachmittagsstunde erfolgte sodann die historische Zusammenkunft zwischen dem Reichspräsidenten und Hitler, über deren Ausgang wir die amtliche Verlautbarung bereits oben anführten. Sie endigte mit einer Ablehnung der Forderungen Hitlers auf volle Staatsgewalt seitens des Reichspräsidenten, der erklärte, daß er auf ein solches Verlangen aus Eewissensgründen nicht eingehen könne. Die Konferenz dauerte 18 Minuten, Draußen stand wieder eine große Menge von Neugierigen. Die Nachricht von dem völligen Scheitern der Verhandlungen verbreitete sich mit Windeseile. Das Kabinett Papen bleibt nun im Amt, und über den weiteren Gang der Din>- läßt sich zur Zc-ir noch nichts Bestimmtes sagen.
Was am?
Rach dem Scheitern der Verhandlungen mit Hitler — Das Kabinett Papen bleibt im Amt
Berlin, 14. Aug Das negative Ergebnis, mit dem der Empfang Adolf Hitlers beim Reichspräsidenten abgeschloffen hat, war für die politischen Kreise der Reichshauptstadt keine Ueber- raschung. Daß eine Verständigung nicht gelungen ist, wird in den Kreisen der Reichsregierung außerordentlich bedauert. Man unterstreicht, Laß der Reichskanzler
wirklich die Arme weit aufgemacht habe, um dem Führer
der nationalsozialistischen Bewegung eine aktive und positive
Mitarbeit am nationalen Wiederaufbau zu ermöglichen.
Adolf Hitler hat in dieser entscheidenden Stunde geglaubt, sich versagen zu müssen. Das Bedauern darüber ist in amtlichen Kreisen um so lebhafter, als es die Regierung Papen gewesen ist, die durch die Auflösung des Reichstags, die Aufhebung des SA.- Verbots und die Freigabe des Rundfunks auch für die nationalsozialistische Bewegung sehr viel getan hat, um die Annäherung des Nationalsozialismus an den Staat zu fördern. Diese Linie sollte heute zu einem gewissen Abschluß gebracht werden, indem auch den nationalen Kräften des Nationalsozialismus Gelegenheit zu einer maßgeblichen Beteiligung an der Führung des Reiches geboten wurde. Das war der Sinn der Verhandlungen, die nun gescheitert sind.
In politischen Kreisen beschäftigt man sich nun natürlich mit der Frage, wie die Entwicklung jetzt weitergehen werde. In der Wilhelmstraße wird betont, daß das Reichskabinett in seiner bisherigen ^Zusammensetzung weiter arbeiten werde, um die drängenden nationalen Fragen zu lösen. Es ist selbstverständlich, daß di« Reichsregierung dasiir sorgen wird, daß Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten bleiben.
Der Herr Reichspräsident brachte vor seiner Abreise nach Neudeck gegenüber dem Reichskanzler, der sich von ihm verabschiedete, zum Ausdruck, daß, nachdem nunmehr Klarheit über die voli- tische Lage geschaffen sei. mit der größten Beschleunigung die zur Behebung der Arbeitslosigkeit vordringlichen Arbeiten gefördert werden müßten. Der Herr Reichspräsident erklärte hierbei dem Reichskanzler, daß er seiner tatkräftigen Unterstützung bei der Erledigung dieser Aufgaben gewiß sein könne.
Der Reichspräsident nach Neudeck abgereist
Berlin, 14. Aug. Der Herr Reichspräsident hat am Samstag abend 7.31 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Ostpreußen-Zug Berlin verlassen und sich tür einige Zeit wieder nach Neudeck begeben.
Die Antwort der NSDAP.
Berlin, 14. Aug. Die Pressestelle der Reichsleitung der NS.- DAP. teilt mit: Der Führer wurde heute zu Besprechungen zum Reichskanzler von Papen und im Anschluß daran zum Reichspräsidenten von Hindenburg gebeten. Auf die ihm vorgelegten Fragen, ob er und die Partei bereit seien, in eine Regierung von Papen zur Mitarbeit einzutreten, erklärte der Führer:
Wir sind gewillt und entschlossen, die volle Verantwortung für die deutsche Politik in jeder Beziehung zu übernehmen, wen« man uns dafür die eindeutige Führung der Regierung anvertraut. Ist das nicht der Fall, so kann die nationalsozialistische Bewegung weder a« der Macht noch an der Verantwortung teil» nehmen. Insbesondere kommt ein Eintritt in die Regierung v»u Pape« für die Partei nicht i« Frage.