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Schwarzwälder TageszeitungAus den Tannen"

Nr. 99

Schiele über dieAgrarpolitik der Wen Zahre"

Berlin, 28. Avril. Auf der Deutschen Welle sprach heute abend der Reichsminister sür Ernährung und Landwirtschaft Schiele überDie Agrarpolitik der letzten Jahre". Der Minister führte u. a. aus:

Die Agrarpolitik ist eine Sache der gesamten Nation. Wir müssen die Agrarpolitik bewußt einordnen in die große Linie der Staatspolitik, die zum sozialen und wirtschaftlichen Wieder» «ufbau und Neubau im Innern und zur außenpolitischen Frei­heit der Nation führen soll.

Im zweiten Teil seiner Rede stellte der Minister rückblickend auf die letzten Jahre fest, daß es bis auf den heutigen Tag dem zähen Selbstbehauvtungswillen unseres Landvolks und der Agrarpolitik gelungen sei, das deutsche Volk im wesentlichen selbständig zu ernähren. Unsere Nahrungsmittelversorgung sei in ihren Grundbestandteilen auch dann ausreichend gesichert, wenn wir keine Devisen mehr für den Bezug von ausländischen Lebensmitteln zur Verfügung hätten. Trotz starker Zurückdrän- gung der Auslandseinfuhr in den letzten Jahren, sagte der Mi­nister, geben wir gerade für die Veredelungserzeugnisse im er­sten Vierteljahr 1932 noch immer aus: Für die Einfuhr von Schmalz, Speck, Fleisch usw. 42 Millionen RM., Gartenbaupro­dukte 83 Millionen RM.. Butter und Käse 45 Millionen RM.. Eier. Fische, Wein 57 Millionen RM., Holz und Zellstoff 23 Mil­lionen RM. 3,5 Millionen Arbeitslose haben ihr Schicksal der Arbeitslosigkeit dem Versagen des Binnenmarktes zu verdanken. Der Binnemarkt kann aber nur durch eine konsequente Agrar­politik zur Gesundung gebracht werden.

Srei-Mchte-SKrilt in Kown»

Kowno, 28. April. Die Vertreter Frankreichs, Großbri­tanniens und Italiens setzten heute dem Außenminister die Auffassung ihrer Regierungen hinsichtlich der Wahlen zum Memel-Landtag auseinander und forderten: 1. die Ernen­nung und Tätigkeit der Wahlausschüsse müßten gewährlei­stet werden: 2. das Recht der Abstimmung dürfe nur Perso­nen gewährt werden, die einen festen Wohnsitz im Gebiet von Memel haben; 3. während der Wahlen müßte die Ge­währ für Presse und Versammlungsfreiheit bestehen. Der litauische Außenminister erklärte, daß die litauische Regie« rnng mit dieser Auffassung Lbereinstimme, er habe bereit- alle Maßnahmen zur Durchführung dieser Punkte getrof­fen.

I» Berliner politischen Kreisen hat die Erklärung des litauischen Außenministers Erstaunen hervorgerusen» da bisher nicht beobachtet wurde, daß irgend welche Maßnah­me« getroffen wurden. Die Wahlausschüsse find mit grotz- litanisch eingestellten Leuten besetzt, die Einbürgerung von Litauern im Memelgebiet nimmt täglich zu.

Etnr Wahlrede Kerrlols

Paris, 28. April. Herriot hat heute nachmittag in Bourg eine Wahlrede gehalten, die durch Rundfunk ver­breitet wurde. Er beschäftigte sich mit der wirtschaftlichen Unordnung der jetzigen Zeit und den Heilmitteln, die seine Partei für nötig hält. Herriot erklärte u. a., die Wirt­schaft sei international, selbst wenn die Politik es nicht «ei. Zum Friedensproblem sagte Herriot, wenn es dem Völker­bund noch an Autorität fehle, so deshalb, weil Amerika ihm ferngeblieben sei. Die internationale Ordnung habe offen­bar internationale Zusammenarbeit zur Voraussetzung. Herriot wandte sich schließlich dagegen, daß die Rechtspar­teien der Radikalen Partei das Argument entgegenstellten, ein ans-Ruder-Kommen der Linksparteien würde den Ruin Frankreichs bedeuten. Wenn die Radikalen sich aus dieses tiefe Niveau herablassen wollten, so könnten sie mit glei­chem Recht behaupten, ein Wahlerfolg des Rechtskartells in Frankreich bedeute den Krieg.

Neues vom Tage

Wiederbeteiligung der Nationalsozialisten an den Reichstagsarbeiten

München, 28. Avril. Laut Mitteilung der nationalsozialisti­schen Korrespondenz wird sich die nationalsozialistische Reichs­tagsfraktion an allen Arbeiten des Reichstages, auch an den Aus­schußarbeiten beteiligen.

^ Auszug der Nationalsozialisten aus dem Thüringer

Landtag

Weimar, 28. April. Der Thüringer Landtag nahm mit der ersten Lesung des Haushaltsplanes die Plenarsitzungen wieder auf. Die Nationalsozialisten beantragten vor Eintritt in die Tagesordnung die sofortige Beratung ihres Antrages auf Auf­lösung des Landtages. Der Antrag wurde aber abgelehnt, wo­rauf die nationalsozialistische Fraktion geschlossen den Sitzungs­saal verließ. Die Sitzung verlief im übrigen ruhig.

Reichsminister Schlange-Schöningen beim Reichspräsidenten

Berlin» 28. April. Der Herr Reichspräsident empfing den Reichsminister Schlange-Schöningen zum Vortrag über die Ar­beiten der Osthilfe.

Keine Länderkonserenz

Berlin. 28. Avril. In den Erörterungen über die Neuregelung der Arbeitszeitfrage ist behauptet worden, daß im Reichsarbeits- ministerium eine Länderkonferenz stattfinden werde, in der die­ser ganze Fragenkomplex behandelt werden soll. Von zuständi­ger Stelle wird dazu erklärt, daß weder eine Länderkonserenz beabsichtigt ist, noch irgendwelche abschließenden Verhandlungen unter Vorsitz des Reichsarbeitsministers stattgefunden haben. Die Frage ist lediglich in Referentenbesvrechungen behandelt worden.

Regierungskoalition der Rechtsparteien in Anhalt

Dessau. 28. April. Die Rechtsparteien hielten heute eine Besprechung ab, nachdem sie bei den Wahlen die Mehr­heit errungen haben. Die Vertreter der Nationalsozialisten und der bürgerlichen Fraktionen beschlossen, sich zu einer Regierungskoalition zusammenzuschließen.

Familientragödie in Pankow

Berlin, 28. April. In Pankow erschoß am Donnerstag die 35 Jahre alte Frau Weber im Schlafzimmer ihrer Wohnung ihren 7 Jahre alten Sohn Rudolf, der noch schlafend im Bett lag, öffnete sich dann die Pulsader und erhängte sich an der Türklinke. Frau Weber war kürzlich von ihrem Manne ge­schieden worden. Es ist anzunehmen, daß sie infolge der «rd- gültig ausgesprochenen Scheidung diesen Schritt begangen hat.

Furchtbare Bluttat

Tirschenreuth (Obervfalz). 28. Avril. Der 32 JaSre alte Bäcker­meister Wild aus Tirschenreuth überfiel seine 67jährige Mutter und zertrümmerte ihr den Schädel. Dann ging Wild in das Schlafzimmer, in dem seine Frau und seine vier Kinder schliefen und schlug blindlings mit dem Beil auf sie ein. Nach der Tat wollte der Mörder sich in einem Weiber ertränken. Da das Wasser ihm jedoch nur bis an die Brust ging, ließ er von seinem Vorhaben ab. Die Tat wurde erst vier Stunden später entdeckt. Als die Polizei in das Schlafzimmer eindrang, gaben die Opfer nur noch schwache Lebenszeichen von sich. Zwei Kinder sind ihren Verletzungen bereits erlegen. Die Verletzungen der übrigen sind so schwer, daß mir ihrem Ableben gerechnet werden muß. Bei seiner Verhaftung zeigte sich Wild völlig teilnahmslos. Die Tat soll im Irrsinn geschehen sein; der Tater wird in eine Heilanstalt überführt.

Grubenunglück bei Oberhütte

Hindenburg, 28. April. Der Bergrevierbeamte des Verg- reviers Eleiwitz-Nord teilt amtlich mit, daß am Donnerstag früh eine Schlagwetterexplosion in der Concordia-Erube stattgefunden hat. Hierbei sind acht Mann verletzt worden, davon sechs schwer. Sämtliche Verletzten sind geborgen.

Zwangsräumung eines schleswig-holsteinischen Bauernhofes

Husum, 28. April. Der Hof Eroß-Bremsburg wurde gestern zwangsweise geräumt. Die Räumung war durch bäuerlich« Kundgebungen vor einiger Zeit verhindert worden. Für den Abtransport war vorsichtshalber ein großes Polizeiaufgebot er­schienen. Im Laufe des Tages wurden trotzdem wieder größer« Kundgebungen veranstaltet. Der Hauptweg war durch Eraben- ziehung und durch einen niederqelegten Baum versperrt. Die Polizei mußte mehrfach vom Gummiknüppel Gebrauch machen. Es hatten sich an 300 Bauern eingefunden, die die Arbeit der Beamten mit Schmährufen begleiteten.

Krawalle bei einer Wohnungsräumung in Halle

Halle, 28. April Bei der Exmitierung eines Mieters aus seiner Wohnung am Stadtgutweg kam es zu schweren Zusam­menstößen zwischen der Bevölkerung und der Polizei» auf die aus mehreren Häusern etwa acht scharse Schüsse abgegeben wur­den. Die Polizei erwiderte das Feuer mit Schreckschüssen und räumte unter Anwendung des Gummiknüppels die anliegenden Straßen, wobei 27 Personen verhaftet wurden, darunter der kommunistische Stadtverordnete Wabbel, sowie eine Frau, die sich als Rädelsführerin beteiligt hatte.

Für 120 000 Zloty Goldbarren gestohlen

Neubentschen, 28. April. In der Nacht zum Donnerstag wurde auz dem polnischen Grenzbahnhof Deutschen aus dem Abserti- gungsraum des Zollamtes eine Kiste mit Goldbarren im Wert« von 12Ü0V0 Zloty gestohlen, die aus Holland kamen und sür die Polnische Staatsbank in Warschau bestimmt waren. Als der Tat verdächtig wurden ein polnischer Zollbeamter und ein pol­nischer Eisenbahnarbeiter von der polnischen Grenzpolizei fest« genommen. Trotz Untersuchung des gesamten Vahnhofsgelände» ist es bisher nicht gelungen, die Goldkiste wieder aufzufinden.

Verbrechen an einem Missionar

Bulawajo, 28. April. Vor etwa fünf Monaten war ein Mis­sionar in Begleitung eines Eingeborenen nach Francistown auf­gebrochen, hat aber niemals das Ziel seiner Reise erreicht. Süd­lich der Viktoria-Fälle hat man jetzt in der Wüste Teile eines menschlichen Skeletts gefunden. Es konnte festgestellt werden, daß es sich um Ueberreste des Vermißten handelt. Man ver­mutet, daß der Missionar und seine Begleiter auf der Reise einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Ein Eingeborener, der wahr­scheinlich die Tat begangen hati, ist sestgenommen worden.

Mai-Aufruf der Sozialdemokratischen Partei

Berlin, 28. April. Der sozialdemokratische Parteivorstand be­schäftigte sich am Mittwoch mit dem Ergebnis der Wahlen zum Reichspräsidenten und zu verschiedenen Länderparlamenten. Er faßte seine Anschauung gleichzeitig in einem Aufruf an die Partei zum 1. Mai zusammen, der mit dem Satz beginnt:Im Kampfe feiern wir den 1. Mai." Der Parteivorstand weist da­rauf hin, daß der bürgerliche Liberalismus als politische Or­ganisation aufgehört habe, und zieht daraus den Schluß:Auf­gabe der Sozialdemokratie allein bleibt es, die geistige Freiheit der Nation gegen die Apostel einer stumpfen Gewaltherrschaft zu verteidigen." Als Parole für den 1. Mai wird aufgestellt: Faschismus ist Krieg; wir demonstrieren für den Frieden! Fa­schismus ist Knechtschaft: wir demonstrieren für die Freiheit! Faschismus ist Diktatur des Kapitals: wir demonstrieren für den Sozialismus!"

Geheimnisvoller Selbstmord

Am letzten Donnerstag erschoß sich der Engländer Baxter, ehe­maliger Kammerdiener des belgischen Finanzmanns Löwen­stein, der im Jahre 1928 aus geheimnisvolle Weise aus dem Flugzeug stürzte und dessen Leiche etwas später im Aermelkanal gefunden wurde. Baxter hatte nach dem Tode des Bankiers bei dessen Sohn Stellung genommen. Er hatte den Bankier bei seiner letzten Luftreise begleitet und als erster das Verschwin­den seines Herrn bemerkt. Der Selbstmord Baxters der viel­leicht auf den Tod Löwensteins ein neues Licht werfen wird soll nach einem zuriickgelassenen Briefe auf einen Verlust ook 5VV Franken zurückzuführen sein, die er seinem jetzigen Herrn nicht zurückzahlen könne. Man glaubt jedoch nicht an diese? Grund, der in Anbetracht der ganzen Umstände sehr unwahr scheinlich ist. Die Pariser Polizei ist bemüht, die geheimnisvoll« Angelegenheit aufzuklären. Nach einer Meldung unseres Pariser Berichterstatters soll der Kammerdiener Aufzeichnungen hinter- lasten haben, wie es z« Löwenstein« Sturz ans dem Flugzeug kam. Löwensteins Witwe wird in Part, «noartet.

Aus Stabt und Land

Altensteig, den 29. April 1932.

Rentenzahlungen. Die Auszahlung der Invaliden- und Unsallrenten sür den Monat Mai erfolgt am Samstag, den 39. April von 9 Uhr ab durch die Postamtskasse.

Selbsttötung. Ein hiesiger Geschäftsmann hat sich gestern mittag kurz vor 12 Uhr in seinem Gartenhäus­chen im Helle das Leben genommen. Wirtschaftliche Sorgen dürften wohl das Motiv der Tat sein.

Solide Bausparkassen. Die Bereinigung des deutschen Bau­sparwesens macht dank des energischen Durchgreifens seitens des Reichsaufsichtsamtes einen sehr erfreulichen Fortschritt. Es wäre allerdings zu befürchten gewesen, daß in Anbetracht der zahl­reichen Verbote von Bausparkassen eine Vertrauenskrise im Bau­sparwesen im allgemeinen hervorgerufen würde. Die Entwick­lung der soliden Unternehmen zeigt aber auch im Jahre 1932, daß sie von dieser Vertrauenskrise nicht berührt worden sind.

Das erklärt sich in der Hauptsache daraus, daß die bisher ver­botenen Bausparkassen meistens kleinere Unternehmungen dar- stcllen, die über die Anfangserfolge nicht hinausgekommen waren. Nach einer statistischen Feststellung vereinigen die fünf­zehn Eroß-Bausparkassen auf sich 80 Prozent sämtlicher Bau- spärer mit 90 Prozent der gesamten Einlagen. In Mitteldeutsch­land tritt insbesondere durch stetig anhaltenden Aufstieg die D. B. G., Bausparkasse Deutsche Bau-Gemein­schaft, Aktiengesellschaft, Leipzig, hervor. Die D.V.G. hat in den ersten drei Monaten des Jahres 1932 788 Bausparer mit rund 6^> Millionen R.M. Antragsumme neu werben können.

Die Spargelder-Eingänge weisen in der gleichen Zeit die beacht­liche Hohe von 1,2 Millionen R.M. ans. Die Darlehenszutei­lungen für das erste Vierteljahr 1932 betragen über eine Mil­lion R.M., während die reinen Darlehensauszahlungen bereits 927 000 R.M. ausmachen, obwohl die Bauperiode erst beginnt. Bekanntlich finden die Darlehenszuteilungen bei der D.B.G. monatlich statt, um die eingelaufenen Spargelder dem einheimi­schen Bauhandwerk in der heutigen kreditarmen Zeit schnellstens wieder zuführen und für die anvertrauten Gelder die höchste / Sicherheit bieten zu können. Postschaffner Pfeifle, der un­längst seine Zuteilung erhielt, konnte nun schon mit seinem Ban > beginnen. Die Mitglieder der hiesigen Ortsgruppe haben sich/ dabei bereit erklärt, die Grabarbeiten in ihrer Freizeit unent­geltlich auszuführen.

Eemeinschaftsfahrten Jugendlicher. Bei der Deutsche«»

Reichsbahn besteht die Bestimmung, daß der Fahrpreis bet gemeinschaftlichen Fahrten Jugendlicher unter A Jahren zu Zwecken der Jugendpflege mit sachverständigen Führern auf die H äl fte ermä ßigt wird. Bisher wurde diese Vergünstigung nur gewährt bei Lösung von Fahrkar­ten für mindestens 10 Personen. Jetzt hat sich die Deutsche Reichsbahn dazu entschlossen, diese Ermäßigung bereits bei Lösung von mindestens sechs Fahrkarten eintreten zu las­sen. Diese Bestimmung ist am 20. April in Kraft getreten und soll zunächst einmal versuchsweise bis zum 31. Dezem­ber Gültigkeit haben. Es ist zu erwarten, daß sie zu einer ständigen Einrichtung wird. Wie der Reichsverband für Deut­sche Jugendherbergen als führender Verband für Jugend­wandern mitteilt, ist in den Kreisen der wandernden Ju­gend noch nicht genügend bekannt, daß die Vergünstigung auch dann gewährt wird, wenn weniger als sechs Teilneh­mer vorhanden sind. Es lohnt sich, sie noch bei vier Teil­nehmern in Anspruch zu nehmen. Die Ermäßigung beträgt dann aber sür den einzelnen immerhin noch bei fünf Teil­nehmern 40 v. H., bei vier Teilnehmern 23 v. H. Auf fünf bis neun Jugendliche entfällt ein Führer, der die gleiche Ermäßigung genießt, auf je weitere neun Jugendliche, auch wenn diese Zahl nicht voll erreicht ist, noch ein Führer. Das bedeutet, daß von zehn Jugendlichen an zwei Führer, von 19 Jugendlichen an drei Führer usw. zulässig sind.

Freudenstadt, 26. April. (Ein Wandertreffen.) Der Reichsverband Deutscher Eebirgs- und Wandervereine, dem in Südwestdeutschland der Schwäbische Albverein, der Badische Schwarzwaldverein und der Württember- gische Schwarzwaldverein angehören, hält in ganz Deutschland in der Zeit vom 1. bis 8. Mai 1932 eine Werbewoche für das deutsche Wandern ab. Im Rahmen dieser Werbewoche veranstalten die drei genannten Ver­eine am Himmelfahrtstag, 5. Mai, ein Wandertref- fen in Fre ud enstadt. Die einzelnen Ortsgruppen dieser Vereine fetzen für diesen Tag Wanderungen an, die in Freuden st ad t endigen. Dort findet um 3 Uhr auf dem Marktplatz eine Kundgebung für das deutsche Wandern statt. Nach der Begrüßung folgt eine Ansprache von Studienrat Zürn-Freudenstadt. Dann schließen sich weitere Ansprachen und Vorträge der Kur­musik an. Zuletzt erfolgt der Abmarsch im geschlossenen Zuge mit Musik zur Turnhalle.

Herrenberg» 28. April. (Haushaltvoranschlag und Walderträgnis.) Der Haushaltvoranschlag der Stadt für 1932 schließt ab mit 130 300 Mark Einnahmen und < 307 398 Mark Ausgaben. Zur Deckung des Abmangels von 177 098 Mark soll eine Umlage von 20 Prozent erhoben werden. Schwerwiegend ist für den Voranschlag der Ausfall an Waldeinnahmen. Der Rückgang der Holzerlöse beträgt rund 25 000 Mark. Dabei muß jedoch beachtet werden, daß es angesichts der geradezu beängstigenden Preisverhältnisse auf dem Holzmarkt erstmals nicht möglich geworden ist, das etatsmätzige Nutzungssoll mit 3500 Festm. restlos in Anspruch zu nehmen, es blieben vielmehr rund 800 Festm. im Walde stehen. Wenn auch dadurch der Stadt kein wirtschaftlicher Schaden entsteht, so er­hält eben andererseits die Stadtkasse nicht die dringend notwen­digen Mittel für die laufenden Ausgaben, was sich recht mißlich auswirkt. Der Stadtwald, mit Recht der Stolz der ganzen Stadt, hat durch die besagte Preisentwicklung seine überragende Stelle im Haushalt unserer Stadt verloren. Der Rückgang der Walderträgnisse in einer verhältnismäßig kurzen Zeit ist so augenfällig, daß es angebracht ist, sich immer wieder die Ent­wicklung der Dinge vor Augen zu halten. Es waren eingestellt in den Haushaltplänen der Stadt als Reinertrag des Stadt­waldes: 1928: 82 770 Mark, 1929: 73 985 Mark. 1930 : 58 618 Mark. 1931: 40180 Mark, 1932 : 21 525 Mark. Gegenüber 1928 stehen sonach Heuer allein aus dem Stadtwald über 6V0Ü6 Mark weniger zur Verfügung, oder mit anderen Worten: die Waldeinnahmen, immer schon die Grundlage des Haushalts der Stadtgemeinde, sind in vier Jahren auf rund ein Viertel, also um 75 Prozent zurückaeganaen.