Die 8. Nummer des Kur- und Fremdenblatts

wird heute ausgegeben. Sie enthält die Kurlisten der Bäder Liebenzell und Teinach und der Kurorte Calw, Hirsau und Neubulach. Im Textteil finden sich eine Besprechung der Aufführung vonMagdalena" durch das Kurtheater Bad Liebenzell, eine Schilderuna des Aufenthalts des Kirchenchors der Johannis kirche- Stuttgart in Bad Teinach, die ErzählungEine Badebekanntschaft", Gedankenspäne von Wilhelm Raabe und ein GedichtZuversicht" von Tieck.

Telegraphische Postanweisungen. Vom 15. Juli 1914 ab ist dem Auflieferer telegraphischer Postan­weisungen für denselben Empfänger im inneren deut­schen Verkehr gestattet, über Beträge bis zu 3000 -.kl eine einzige Postanweisung auszufertigen^ Für jede Postanweisung über 3000 -kl oder einen Teil davon ist ein besonderes Ileberweisungstelegramm abzusen­den. Die Gebühren für die Postanweisung und die Eilbestellung werden nach wie vor so berechnet, als handle es sich um eine Zahl von Einzelpostanweisun­gen bis zu je 800 -kl.

X Weilderstadt» 10. Juli. Heute abend 9 Uhr fuhr ein Radfahrer auf das Geländer der Spital­brücke und wurde über das Geländer geworfen. Da­bei brach er einen Fuß und mehrere Finger. Er wurde in das daneben liegende Spital gebracht.

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Der Kampf gegen Ulms Bodenpolitik.

Als Vertreter des Grund- und Hausbesitzerver­eins verfaßte der Architekt und Gemeinderat Wörner ein Schreiben, das er jedem Ulmer Kollegialmitglied zuschickte. Dieses Schreiben richtet sich gegen die Grund- und Bodenpolitik der Stadt Ulm, wie sie seit 1891 betrieben wird. Sie habe scharfe und schädigende Eingriffe in das private Erwerbsleben des gesamten Mittelstandes, hauptsächlich gegen Haus- und Grund­besitz verursacht^ der Stadtvertretung wird zum Vor­wurf gemacht, daß sie 700 000 -kl in das alte Gaswerk gesteckt habe, obwohl ein neues ein dringendes Be­dürfnis sei und für 114 Mill. zu bauen gewesen wäre.

Oberbürgermeister Wagner begründete in der letzten Kollegial-Sitzung die seit 1891 ver­änderte Wohnungspolitik der Stadt mit dem Mangel an Kleinwohnungen. Die private Bautätig­keit habe damals versagt, sodaß die Stadt einspringen mußte. An der Hand der Steuerstatistik wies er nach, daß die Entwicklung des Bauunternehmertums nicht gehemmt worden sei. Des weiteren vermochte er nach­zuweisen, daß auch keinerlei Entwertung der Häuser in der Altstadt eingetreten sei und durch die städtische Bodenpolitik auch nicht die Mieten herabgedrllckt würden. Seit 1895 seien die Mieten für Dreizim- merwohungen um 62^L, für Zweizimmerwohnungen um 54A> und für einzelne Zimmer um 7 7 gestiegen. Wenn der Satz von der Ver­armung der Bürger wahr wäre, müßten die Steuer­kataster gefallen sein. Es sei aber das Gegenteil der Fall; seit 1890 sei das Gebäudekataster von 56 auf 150 Mill., das Gewerbekataster von 3 auf 9 Mill., das Kapitalkataster von 3 auf 8,4 Millionen und das steuerpflichtige Einkommen von 33 auf 45 Millionen gestiegen, v. Wagner konnte auch begründen, daß der Einbau des Gaswerks statt eines Neubaues keine falsche Sparsamkeit gewesen sei. Den Hauptgegen- einwand bildete aber die Tatsache, daß Ulm von allen Württemberg ischen Städten die nie der st en Steuern hat, und das dank seiner Boden- und Wohnungspolitik und trotz seiner son­stigen zeitgemäßen Schöpfungen auf allen Gebieten. In der Debatte wurde die stets von den Kollegien einstimmig gutgeheißene Boden- und Wohnungspoli­tik, die überall Lob und Anerkennung finde, und ihre Fortsetzung von allen Seiten gebilligt.

Vom Blitz erschlagen.

Dornhan OA. Sulz, 10. Juli. Bei dem schweren Gewitter wurde gestern abend die Frau des Wagners Guhl, Mutter von drei Kindern, die im Walde vor dem Unwetter Schutz gesucht hatte, vom Blitz erschla­gen. Ihre Schwester blieb vor dem gleichen Schicksal bewahrt, da sie sich nicht in den Wald getraute, son­dern lieber im Regen und Sturm den Heimweg antrat.

Zwei Mädchen im Schwimmbad ertrunken.

Stuttgart, 10. Juli. Heute abend gegen 1/28 Uhr ereignete sich im hiesigen Damenbad ein bedauerlicher Unglücksfall. Zwei befreundete junge Mädchen im Alter von 13 und 15 Jahren tummelten sich bei Schwimmen und verübten allerhand Neckereien, so­daß man, als die eine plötzlich untersank, nicht sofort nachsah. Erst als auch das andere Mädchen unter­ging und einige Zeit nicht zum Vorschein kam, wurde die Wartefraü aufmerksam. Das eine Mädchen wurde sofort gefunden, doch waren die angestellten Wieder­belebungsversuche erfolglos. Das andere Mädchen wurde erst nach einer halben Stunde geborgen. Die jüngere Schwester des einen ertrunkenen Mädchens war Zeuge des Vorfalls, ohne daß auch sie jemand auf das Üntersinken der beiden Mädchen aufmerksam gemacht hätte.

Balingen, 10. Juli. Aus Ostdorf wird dem Volksfreund geschrieben: Gestern ließ mich ein Nach­bar einen verstohlenen Blick in seinen Briefkasten tun, der am Scheunentor angebracht ist. Der Inhalt war sicherlich kein alltäglicher, wie man ihn sonst in Briefkästen vorfindet. Kaum war der Deckel ge­hoben. da zeigte sich mir ein allerliebstes Bild: Mit viel Geschrei streckte ein Dutzend junger Vögel ihre gelben Schnäbel in die Höhe. In dem Briefkasten hat sich nämlich ein Meifenpaar häuslich niederge­lassen. Das Weibchen legte nicht weniger als 12 Eier und jetzt haben die Alten gerade zu tun, um die alle­zeit hungrigen Schnäbel zu befriedigen. Die Tier­chen sind so zutraulich, daß sie in ihrer eigenartigen Behausung ein- und ausfliegen, solange Menschen dicht dabei stehen; gewiß auch für die Hausbewohner ein schönes Zeugnis von richtigem Verständnis für unsere Vogelwelt.

Stuttgart, 10. Juli. In der Rollschuhbahn waren gestern etwa 4000 Personen der Einladung der Daimler'schen Motorenfabrik zu einem Bierabend ge­folgt, der zugleich eine Feier des Sieges von Lyon be­deuten sollte. Alle Arbeiter, Beamte und Leiter der Fabrik waren zugegen, desgleichen der Präsident der Generaldirektion der Staatseisenbahnen v. Stieler, Oberbürgermeister Lautenschlager und andere Ehren­gäste.

Sontheim a. Br., 10. Juli. Die von Viehhänd­ler Heidelberger von Flehingen bei Breiten hier ver­lorenen 2100 -kl sind von der Magd des Schlltzenwirts Moser auf der Dungstätte der Wirtschaft gefunden worden. Hoffentlich hat die ehrliche Finderin eine angemessene Belohnung erhalten.

A«» wett «nd Zeit.

Unterworfen.

Pfarrer Theodor Wacker, der Führer des bad. Zentrums, dessen Schrift über das Zentrum und die kirchliche Autorität auf den Index gesetzt wurde, er­klärt in derKöln. Volkszeitung", daß er sich schrift­lich und mündlich der vom Papst genehmigten Index- Kongregation unterworfen habe. D. h. er nimmt zurück, was er gegen die kirchliche Autorität in poli­tischen Fragen gesagt und geschrieben hat.

Preußens Wehrbeitrag.

Das Ergebnis des Wehrbeitrags in Preußen ist auf 603 Millionen Mark festgestellt worden. Das entspricht dem von der Finanzverwaltung berechneten Voranschlag.

Um einen Nrichstagssitz.

Coburg, 10. Juli. Bei der heutigen Reichstags­ersatzwahl wurden bisher gezählt: für Amtsgerichts­rat Stoll (Rat.) 3255, Landtagspräsidenten Fabri­kanten Arnold (F. Vp.) 5590, Rechtsanwalt Hoff- mann (S.) 5390 Stimmen. 13 Orte stehen noch aus. Stichwahl zwischen Arnold und Hoffmann scheint ge­sichert. (Der Kreis war bisher nationalliberaler Lohnkampf in der Tuchindustrie.

Kottbus, 10. Juli. Da heute ein erheblicher Teil der in Forst (Lausitz) in den Walkereibeirieben de­ck äftigten Gesellen und Walkereiarbeiter wegen Nichterfüllung ihrer Forderungen auf allgemeine Lohnerhöhung und Festsetzung von Mindestlöhnen in den Ausstand getreten ist, hat der Arbeitgeberverband der Tuchindustrie in Forst, Kottbus, Spremberg, Gu­ben, Luckenwalde, Sommerfeld und Finsterwalde in seiner gestrigen, hier gehaltenen Sitzung beschlossen, am Samstag den 11. Juli sämtlichen Arbeitern und Arbeiterinnen für Samstag den 18. Juli zu kün­digen, bezw. bekannt zu geben, daß die Betriebe am Samstag den 18. Juli abends bis auf weiteres ge­schlossen werden, falls nicht bis dahin die im Streik befindlichen Walkereiarbeiter und -Gesellen sofort in sämtlichen Betrieben die Arbeit unter den bisheri­gen Bedingungen wieder ausgenommen haben. Die bei den Beratungen anwesenden Vertreter des Ar­beitgeberverbands der deutschen Textilindustrie und der Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände Berlin sicherten dem Lausitzer Verband den vollen organisatorischen und finanziellen Schutz in dem ihm aufgezwungenen Kampf zu.

Uebles Geschäftsgebahren.

Hamburg, 10. Juli. Die Altonaer Polizei ver­haftete einen Metzger wegen Verkaufs minderwer­tigen Fleisches, nach dessen Genuß eine Person gestor­ben ist und mehrere andere lebensgefährlich erkrankt sind.

Mutter und Kind verbrannt.

Apenrade, 10. Juli. Bei einem Brand in Ting- leff ist gestern abend eine junge Frau mit ihrem drei Monate alten Kinde verbrannt. Das Feuer war da­durch entstanden, daß die Frau, die eine brennende Lampe trug, einen Krampfanfall erlitt.

Der Kaiser in Norwegen.

Bergen, 10. Juli. Der Kaiser begab sich heute vormittag nach einem kurzen Landspaziergang an Bord derRostock" und nahm die Mittagstafel mit mehreren Herren der Umgebung beim deutschen Kon­sul Mohr. Gegen Mittag traf der Postkurier von Mittwoch abend ein. Es herrscht warmer Sonnen­schein. An Bord ist alles wohl.

Der neue Landtag.

Kopenhagen, 10. Juli. Bei den heutigen Land­stingwahlen wurden 20 Rechtsstehende, 5 Freikonser­vative, A) Linksstehende, 5 Radikale und 4 Sozialisten gewählt. Die Rechte verliert 5 Sitze. Von den 12 vom König ernannten Mitgliedern sind 9 Anhänger der Regierungsvorlage betreffend die Verfassungs­änderung, sodaß der neue Landsting aus 38 Anhän­gern und 28 Gegnern dieser Vorlage bestehen wird. Der alte Landsting zählte 33 Anhänger und 33 Geg­ner dieser Vorlage.

Die irische provisorische Regierung.

Belfast, 10. Juli. Die erste von Sir Edward Larson einberufene Versammlung der provisorischen Ulsterregierung ist heute zusammengetreten. Die Versammlungen sind geheim und werden in der Ulsterhalle abgehalten, die von 400 bewaffneten Frei­willigen bewacht wird. In der Versammlung befin­det sich der Herzog von Abercorn und unionistische Parlamentsmitglieder von Ulster.

Frederikstad, 10. Juli. In der vergangenen Nacht wurde das Dorf Selbak von einer großen Feuersbrunst heimgesucht. 60 Häuser sind abgebrannt, darunter die Apotheke, das Polizeigebäude, 6 Ge­schäftshäuser und zwei Schlächtereien. Menschen sind nicht ums Leben gekommen. Tausend Personen sind obdachlos. Der Schaden wird auf eine Million Kro­nen geschätzt.

Sonnenuntergang.

Träumend zu der Sonne Scheiden sieht das Auge abendwärts, alle Freuden, alle Leiden kommen wieder in mein Herz.

Scheint auch zwischen heut und gestern nur ein einz'ger Stundenschlag, schlinget doch ein Chor von Schwestern,

Stund um Stunde, sich zum Tag.

Aber die sich jetzt umschlingen, treibt ein allgewalt'ger Zug, mächtig sausen ihre Schwingen, und zum Abend geht ihr Flug.

Große Sonne, dich beneiden,

Ewige, wir um dein Los,

groß im Kommen, groß im Scheiden,

und in alter Treue groß.

Martin Greif.

(Aus:Gedichte". C. F. Amelang, Leipzig.)

Landwirtschaft «nd Märkte.

Stuttgart. 9. Juli. Schlachtviehmarkt. Zuge­trieben: 169 St. Großvieh, Unverkauft (19); 567 Käl­ber; 1088 Schweine (219). Ochsen 1 . Kl. 9095 -kl. Bullen 1 . Kl. 7678 -kl. 2. Kl. 7275 -kl. Stiere 1 Kl. 9294 -kt. Jungrinder 2. Kl. 8991 -kt, 3. Kl. 8688 -kt. Kälber 1. Kl. 9091 -kt, 2. Kl. 8690 -kt, 3. Kl. 7883 -kt. Schweine 1. Kl. 57 bis 95 -kl. 2. Kl. 5356 -kt, 3. Kl. 4850 -kl. Verlauf des Marktes: mäßig belebt.

Konkurse. Biberach: Nachlaß des Fidel Kneisle, Söldner und Witwers in Altheim, OA. Biberach a. Riß; Marbach: Evangelischer Hilfsverein G. m. b. H. in Gronau.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerrt.

R«kl»«netrN.

Die Meinung eines asthmakranken Arztes über Apotheker Neumeier's Asthma-Pulver und Asthma-Ciga­rillos. Derselbe schreibt wörtlich:

Ich kann nicht genug danken für die gefällige Sendung det Asthma-Pulvers, das gerade zu einer Zeit eintraf, als ich schwer an Asthma zu leiden hatte. Die Wirkung war ek« vorzügliche." Dr. Kirschner, Arzt, Polzin, Pommern. Erhält!, nur in Apoth., Dose Pulver M. 1.50 od. Karts» Cigarillos M. 1.50. Apotheker Neumeier, Frankfurt a. M-

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Saftiges Rindfleisch

und doch eine vorzügliche Fleischbrühe er­halten Sie,wenn Sie das Fleisch in kochendem Wasser anseßen und die Suppe dann beim Anrichten mit Maggis Würze verbessern.

Jetzt ist die richtige Zeit, Säuglingen stait der im Sommer gefahrbringenden Kuhmilch das erprobte und seit 50 Jahren stets bewährte Nestle'sche Kinder­mehl zu reichen. Dasselbe hat den Vorzug, niemals Verdauungsstörungen zu verursachen, dagegen aber bereits bestehende Magenbeschwerden sofort zu besei­tigen. Die von einem berühmten Kinderärzte ver­faßte Broschüre über die Ernährung und Pflege des Kindes versendet auf Wunsch gratis und franko Nestle's Kindermehl G. m. b. H., Berlin 67.