Nr. 28

Schwarzwälder TageszeitungAus den Tanne«

Seitd >

Reutlingen, 3. Febr. (E r ne böseVerwechslung.) Eine verhängnisvolle Verwechslung stieß am Montag abend dem Bäckermeister und Wirt Ernst Braun in Betzingen zu. Während seiner Arbeit wollte er sich an einem Schluck Wein stärken. Er kam an eine mit Lauge gefülltes Glas, aus -em er trank. Obwohl sofort ärztliche Hilfe zur Stelle war, mußte er in die Klinik nach Tübingen eingelisfert werden. Sein Zustand ist sehr bedenklich.

Gausmannsweiler OA. Welzheim, 3. Febr. (D ie er sten Staren sind da>.) Trotz Reif und Kälte sind die ersten Staren als Vorboten des Frühlings eingetroffen. Auf dem Haufe von Anwalt Hinderer wurden sie flügelklatschend und chr Liedlein singend beobachtet.

Heidenheim, 3. Febr. (Betriebsunfall.) Zn der Kesselschmiede der Maschinenfabrik I. M. Voith waren zwei Arbeiter mit dem Zusammenschweißen einer Saugrohr- teitung beschäftigt. Solange einer der beiden im Innern )er Leitung arbeitete, löste sich die zusammengeschweitzte Stelle an einer Seite, so daß ein Seitenstück mit 14 Zentner nach außen umfiel und den dort beschäftigten 29 Jahre alten Erich Schwarz zudeckte. Schwarz wurde mit schweren äuße­ren und inneren Verletzungen ins Krankenhaus verbracht, wo er nach kurzer Zeit gestorben ist.

Rechenberg OA. Crailsheim, 3. Febr. (DieHandab- gehackt.) Der 71jährige Fr. Bögner war mit Futter- ichneiden beschäftigt. Plötzlich wurde seine Tochter durch einen Schrei ihres Vaters aufgeschreckt. Die Walzen hatten seine rechte Hand erfaßt. Stückchenweise wurde diese bis zum Handgelenk abgeschnitten. Unter großer Mühe gelang rs, den Arm aus den Walzen zu befreien.

Erolzheim OA. Biberach, 3. Febr. (Mißgeburt.) Eine außergewöhnliche Geburt leitete dieser Tage der hie­sige Arzt in einer Nachbargemeinde. Es handelte sich um rin Kind mit einem sog. Froschkopf (ohne Gehirn), das allerdings nur kurze Zeit lebte und in die Klinik nach Tü­bingen eingesandt worden ist.

Emerktngen OA. Ehingen, 3. Febr. (Unfall beim Jutterschneiden.) Dem Bauern Vraig wurde beim Futterschneiden beim Abstreifen des geschnittenen Futters der Vordersuß vom Messer erfaßt und ihm ein Stück des Vordersatzes und vier Zehen abgeschnitten. Er wurde sofort ins Krankenhaus Munderkingen Lbergefübrt.

Dorsmerkrngen OA. Neresheim, 3. Febr. (Brand.) Früh 5 Ähr ist in dem ziemlich neuen Wohn-, Gewerbe- und Landwirtschaftsgebäude des Bäckers Max Schepperte Feuer ausgebrochen, dem das Anwesen fast ganz zum Opfer fiel. Der Gebäudeschaden beträgt etwa 7000 RM. Von der Fahrnis wurde nicht viel gerettet.

Ulm a. D.» 3. Febr. (Nach Konstantinopel.) Auf der Schiffswerft Eugen Käßbohrer auf dem bayerischen Donauufer geht demnächst ein neues, nach Art einer Ulmer Schachtel gebautes Donauschiff seiner Vollendung entgegen. Zwölf junge Leute, meist Ulmer und Neu-lllmer, haben sich zusammengefunden, um mit einem von ihnen selbst­gefertigten Schiff ihren Plan, nach der Türkei auszuwan­dern, auszuführen. Das Fahrzeug, das mit Ausnahme des Unterbaues selbst gezimmert wurde, hat eine Länge von 18 Meter und eine Breite von 2.75 Meter. Gegen die Un­bilden der Witterung sind die Donaufahrer durch eine mas­sive Holzüberdachung, die wohnlich eingerichtet und mit primitiver Schlafgelegenheit versehen wird, geschützt. Für sie nötige Fahrgeschwindigkeit sorgt ein eingebauter Mer- redes-Benz-Motor.

Rördlingen, 3. Febr. (Schwerer Unfall.) Im nahen Heroldingen geriet der Landwirt und Zimmermann Friedrich Dobisch beim Holzschneiden mit dem Halstuch in die Kreissäge, wurde mit dem Kopf in die Säge gezogen und lebensgefährlich verletzt.

Mm, 3. Februar. (Ein treuer Hund.) Ein Schreber­gartenpächter hatte tn seinem Garten einen kleinen Unfall, der zu einer Ohnmacht führte. Der Hund, der ihn begleitet hatte, sprang nach Hause. Sein ängstliches Benehmen fiel den Angehörigen auf. Sie folgten dem Hund in den Gar­ten und fanden den inzwischen aus seiner Ohnmacht er­wachten Hausvater.

Rordhausen, 3. Februar. Seltene Jagdbeute machte ein Jagdpächter in der hiesigen Gegend; er erlegte einen weißen Sechsender, bei dem nicht nur die Decke vollkommen weiß, sondern auch die Lichter, Schale und Geweih weiß gefärbt sind.

Vom Bodenjee, 3. Febr. (lleberfall.) Postagent Hal­ler in Wittenhöfen bei Salem ist in der Nacht auf Sonntag einem auf ihn verübten Revolveranschlag knapp entronnen. Kurz nach Mitternacht war er mit einem Nachbarssohn aach Hause zurückgekehrt, als sie einen hochgewachsenen Men­schen in ihrer Nähe bemerkten. Auf den Anruf Hallers: »Wer ist da?" antwortete der Unbekannte sofort mit einem Reoolverschuß, der aber sein Ziel verfehlte. Bei näherem Zusehen entdeckte man vor dem Fenster des Postbüros eine zweite Gestalt. Als Haller aus dem Hausinnern mit dem dort geholten Revolver sich mit Maier wieder auf die Suche nach den Wegelagerern begeben wollte, waren diese be­reits verschwunden. Offenbar ist durch die Rückkehr Hallers ein geplanter Einbruch in die Postagentur vereitelt worden.

Aus Baden

Pforzheim, 3. Febr. (Familientragödie.) Gestern abend wurde die Polizei nach der Erenzstraße 6 gerufen, wo der 54jährige Hilfsarbeiter Fridolin E. seine Frau in den Arm gestochen und seinem 18jährigen Sohn zwei Stiche m den Arm und einen Stich in die Näh« des Schlüsselbeins »ersetzt hatte. E. war angetrunken nach Hause gekommen und hatte zu schreien angefangen. Als er zur Ruhe ermahnt wurde, stach er mit einem «gebrochene« Taschenmesser um sich. Die Verletzungen von Fra« und Sohn sind nicht lebens­gefährlich. Der Täter wurde verhaftet.

Generalversammlung des Landwirtschaftlichen Bezirksvereins Lalw

Wie alljährlich fand auch Heuer am Lichtmeßfeiertag die Hauptversammlung des Vereins im Weiß'schen Saale statt. An Stelle des durch Krankheit verhinderten Vorstandes, des Reichstags- und Landtagsabgeordneten W. Dingler, wurde die Versammlung von Landwirtschaftslehrer Pfetsch begrüßt und geleitet. Der Vorsitzende gab einen eingehenden Ueberblick über den Verlauf des letzten Jahres und dessen Aus­wirkung aus die Landwirtschaft im Bezirk. Seit Jahrzehnten habe die Landwirtschaft kein so schlechtes Jahr erlebt wie das vorige. Die erste Hälfte des Jahres sei noch etwas günstig ver­laufen, aber die zweite Hälfte habe sich katastrophal ausgewirkt. Die Erträge der Ernte seien durch die Witterung sehr ungünstig beeinflußt worden; die Druschergebnisse seien besonders beim Wintergetreide gering. Der Haber habe mehr befriedigt, weni­ger aber die Gerste. Die Menge sei gut ausgefallen, nicht aber Sie Qualität. Großen Schaden habe die Landwirtschaft durch Ueberschwemmungen und Hagclschlag erlitten. Die Kartoffeln haben im Ertrag befriedigt, Ertragsminderung sei durch die Krautfäule eingetreten. Die Hopfenernte habe einen großen Ausfall gebracht sowohl in Menge und Güte wie auch im Preise. Der Obstbau habe eine Rekordernte gebracht, nur seien die Preise nieder gewesen; bessere Preise habe das Getreide erzielt. Die Viehpreise seien außerordentlich gesunken und bringen be­sonders den kleinbäuerlichen Betrieben unermeßlichen Schaden. Ochsen seien gegenüber den Vorjahren um 40 Prozent, Farren um 47 Prozent, Jungrinder um 40 Prozent, Kälber um 44 Proz., Schweine um 23 Prozent im Preise zurückgegangen. Die Gründe des Rückgangs liegen in einem Ueberangebot, da die Groß­betriebe sich zur Viehhaltung umgestellt haben. Futtervorräte haben sich erhöht und die Viehhaltung begünstigt. Der Absatz an Fleisch habe sich verringert infolge der Arbeitslosigkeit und geringerer Kaufkraft vieler Bcrufsständc. Die Zukunft werde nicht viel besser aussehcn. Auf dem Buttermarkt seien große Vorräte vorhanden, weshalb die Preise nieder seien. In der Waldwirtschaft seien die Holzpreise um 5060 Prozent zurück- gegangen infolge der großen Holzeinfuhr aus Rußland. Der Landwirtschaft stehe eine große Verschuldung bevor, wenn nicht bald eine Aenderung der Betriebsergebnisse eintrete. Ein Zu­sammenbruch der Landwirtschaft sei unvermeidlich, wenn der Staat nicht entsprechende Maßnahmen ergreife. Aber mit Staatshilfe sei nicht alles getan, der Landwirt müsse zur Selbst­hilfe greifen und alle Mittel anwenden, um die Erträge zu stei­gern. Staatshilfe, Selbsthilfe und auch Naturkraft müssen dazu dienen, der Landwirtschaft lohnende Produkte zu sichern. Den Kassenbericht erstattete der Schriftführer, Kaufmann Knecht. Der Geschäftsgang ist befriedigend, der Umsatz um ein Drittel höher, dagegen lägt die Barzahlung zu wünschen übrig, denn es seien 11900 Mark Ausstände vorhanden. Direktor Schmid in Teinach, der die Kasse geprüft hat, hält die Zahlungsfristen zu kurz und stellt den Antrag, eine Frist von sechs Wochen zins­los zu gewähren; dies lasse sich nach dem Vermögensstand leicht machen Der Ausschuß wird die Anregung in wohlwollende Er­

wägung ziehen. Die Mitgliederzahl ist von 1080 auf 1011 zu­rückgegangen. Der Vorsitzende fordert deshalb zur festen Zusam­mengehörigkeit unter den Landwirten auf. Nachdem dem Rechner Entlastung erteilt worden war, hielt Dr. Erammer von der Wllrtt. Landwirtschfatskammer einen Vortrag über Die wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft." Er führte aus: Die Wirtschastsnot sei keine Zufälligkeit, alle Berufsstände haben darunter zu leiden; im Bauernstand sei die Lage aber besonders ungünstig. Die Ursachen liegen im ver­lorenen Krieg und seinen Folgen, in einer verfehlten deutschen Wirtschaftspolitik und in der geistigen Einstellung mancher Stände gegen den Bauernstand. Die Landwirtschaft selbst zähle nur 200 000 Erwerbslose, die übrigen Millionen gehören andern Erwerbsständen an. Die Wirkungen der wirtschaftlichen Not zeigen hedenkliche Schwächeerscheinungen. Die Verschuldung werde immer tiefgehender, die Lebenshaltung der Bauern sinke mehr und mehr unter die Lebenshaltung der Arbeiter herab, der Bauernjugend werde eine eigene Existenz erschwert. Die Abwehr gegen die Wirtschaftsnot sei nicht einfach, aber auch nicht hoffnungslos. Der Bauernstand müsse wieder seiner ur­sprünglichen Bedeutung zugeführt werden; hiezu bedürfe es aber der Anspannung aller Kräfte. Reich und Land haben schon viel getan; aber auch die Landwirtschaft müsse ihr Teil beitragen und besonders technische Mittel ausnützen. Notwendig sei aber, daß bei den Bedarfsprodukten der Landwirtschaft der Preis ge­senkt werde. Der echte Vauerngeist mit Treue und Redlichkeit müsse wieder aufleben. Wenn der Bauernstand zusammenstehe und sich um seine Führer schare, dann werde die Lebensart des Bauern erhalten werden. Die hervorragenden, klaren und sach­lichen Ausführungen des Redners wurden mit großem Beifall ausgenommen. Den zweiten Vortrag hielt Direktor Eemmrig von der Landwirtschaftlichen Viehverwertungs­gesellschaft Stuttgart überGenossenschaftliche Vieh­verwertung." Der Redner berichtete über die Gründung und Ziele der Gesellschaft und forderte die Bauern auf, schlacht­reifes Vieh abzustoßen und dafür billiges Jungvieh einzukaufen, da keine Aussichten auf bessere Viehpreise beständen. Die Ein­fuhr von auswärtigem Vieh und Fleisch sei nicht bedeutend. Die Landwirte sollen sich zusammenschließen und auf genossenschaft­lichem Wege ihr Vieh absetzen und in Stuttgart zum Verkauf bringen. An diesen ebenfalls beifällig aufgenommenen Vortrag schloß sich die Verteilung der Preisurkunden von der Landes­getreideschau und von den prämierten Gemeindesaatgutäckern an. Die meisten Preise kamen nach Calw, Liebelsberg nick» Deckenpfronn. Bei den Saatgutäckern erhielt Oberhaugstett einen ersten Preis mit 40 Mark und Dachtel einen zweiten mit 30 Mk. Die Eratisverlosung brachte jedem anwesenden Mitglied einen Gewinn. Aus der Mitte der Versammlung wurde dem Vor­stand wärmster Dank für seine großen Verdienste um den Verein ausgesprochen und ihm baldige Wiedergenesung gewünscht. Mit Worten des Dankes und der Aufmunterung schloß der Vorsitzende die äußerst zahlreich besuchte Versammlung.

Schutz den Kriegsopfern vor ZwangS- vkkileigerung

Mit Hilfe von Staatsdarleben oder Kavitalabfindung haben sich eine erhebliche Anzahl Kriegsbeschädigter und Kriegerbin- rerbliebener Eigenheime verrichtet. Ratenkürzungen und Anrech­nungen der Renten aus der Sozialversicherung auf die Renten nach der Reichsversorgung, die durch Notverordnung angeordnet wurden, haben die Lebenshaltung der gesamten Kriegsopfer­schaft wesentlich herabgesetzt. Die mit Hilfe von Staatsdarleben und Kavitalabfindung zu Hausbesitzern gewordenen Kriegsopfer geraten in die größte Eeiahr, die Zinsen und Lasten kür ihre Eigenheime nicht mehr auibringen zu können. Es droht ihnen in vielen Fällen Zwangsversteigerung. Verlust des Eigentums und damit die Entziehung der Grundlage ihrer wirtschaftlichen Exi­stenz. Die Zahl der Zwangsversteigerungen der mit Hille der Kavitalabfindung erworbenen Grundstücke hat in den letzten Jahren ständig zugenommen. Sie betrug 1926 nur 57. 1928 165, aber schon 1930 stieg die Zahl rapide auf 496 und erreichte dis Ende Oktober 1931 schon die Rekordziffer von 531. Die starke Zu­nahme der Versteigerungen erklärt sich durch die Verschlechterung der Wirtschaftslage und durch die bei der Reichsversorgung und der Sozialversicherung durchgefllhrten Rentenkürzungen im Jahre 1931. Die von den Kriegsopfern unter größter Entbehrung auf­gebrachten Mittel, ihr Eigengeld, ihre Kavitalabfindung, die staatlichen Zuschüsse, wie Staatsdarleben, Darlehen aus dem Reichswobnungssürsorgefond, die alle zu dem Zweck gegeben wur­den, den Kriegsopfern gesunde Eigenheime zu schaffen, sind ver­gebens auigewendet und geben bei der Zwangsversteigerung meist völlig verloren Aus allen diesen Gründen bat der Bundes­vorstand des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten. Kriegsteil­nehmer und Kriegerhinterbliebenen Veranlassung genommen, in einer dem Reichsarbeitsministerium zugestellten Eingabe zu er­suchen. daß diesen Kriegsopfern durch Stundung ihrer fälligen Zahlungen die Erhaltung ihres Eigenheims ermöglicht wird. Josbesonvere wird vom Reichsbund gewünscht, daß die Zustim­mung zur Veräußerung von Grundstücken von den Versorgungs- d<enstfleüen grundsätzlich in diesen schwierigen Zeiten zum Schutze der Erhaltung des Eigentums der Kriegsopfer und des Reichs lKapiialabffndungl versagt und die Schutzfrist von 5 Jahren, in­nerhalb deren Zwangsvollstreckungen nur mit Zustimmung der Versvrgungsdienststellen vorgenommen werden können, soweit sie abgelaufen sein sollte, durch gesetzliche Maßnahmen oder im Verordnungswege im Interesse der notleidenden Kriegsopfer ver­längert werde.

Der Kamps gegen vvliltschr Verrohungen

Polizeipräsident Klaiber gegen Maßlosigkeit in der politischen Presse

Polizeipräsident Klaiber hat nachstehendes Schreiben an die Pressestelle des Württ. Staatsministeriums gerichtet:

»In letzter Zeit macht sich allmählich auch in de» wllrktem- bergischen Tagespreise insbesondere der radikalen Parteien -- «ine Berichterstattung über politische Gewalttaten bemerkbar, die mit einer auch nur einigermaßen sachlichen Polemik nichts inehr zu tun hat und nur noch als grober Mißbrauch der Pressefrei­heit angesehen werden kann. Die außerordentlich bedauerlich« Verrohung im politischen Leben läßt sich durch eine solche Be­richterstattung gewiß am allerwenigsten bekämpfen; Ausdrücke «ierote Mordpest",braune Mordpest",rotes Untermenschen­tum"Hitlerbanditen",asiatischer Blutrausch",organisierter Arbeitermord", die aber nur eine kleine Auslese aus der Flut ähalicher Ausdrücke darstellen, sind vielmehr aeeianek. die ae-

reizte Stimmung zwischen politischen Gegnern nur noch mehr zu steigern, zu weiteren Gewalttätigkeiten anzureizen und damit die öffentliche Sicherheit und Ordnung immer mehr zu gefährden.

Deshalb ist es Pflicht der Behörden, denen von derselben Presse in bezug auf politische Gewaltakte immer wieder der Vor­wurf der Untätigkeit gemacht wird, gerade auch diesen Ver­hetzungen durch die Presse im Sinne der Notverordnung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln energisch entgegenzutre­ten. Während ich mich bisher darauf beschränkt habe, wenigstens Plakate und Flugblätter von den gröbsten Auswüchsen solch ver­hetzenden Inhalts freizuhalten, sehe ich mich deshalb gezwungen, künftig auch bei der Tagespreise einen strengeren Maßstab an­zulegen und die weitere gewissenlose Auspeitschung politischer Leidenschaften durch Ausdrücke wie die obengenannten zu ver­hindern.

Ich bitte die Pressestelle des Staatsministeriums, die Stutt­garter Presse in geeigneter Weise hiervon in Kenntnis zu setzen, wobei ich zugleich der lleberzeugung Ausdruck gebe, daß der­jenige Teil der Presse, dem es nicht um Verhetzung, sondern wirklich um eine Befriedung der politischen Leidenschaften zu tun ist, dieses mein Vorgehen nicht nur verstehen, sondern auch begrüßen wird."

Gut abgelaufeue Lirbestrasödie

Orendelsall OA. Oebringen, 2. Febr. Eine Liebestragödie. die allerdings einen glücklicheren Ausgang nahm, als wohl beab­sichtigt war, spielte sich Sonntag nacht in Orendelsall ab. Ein früherer Knecht des Bürgermeisters, von Tiefensall gebürtig, der mit seinen Heiratsabsichten von der Tochter abgewiesen war. suchte sich dafür zu rächen. Er stieg, mit einem Revolver verse­hen. nachdem er die Hausrüre mit Stricken versperrt batte, ins Haus ein, wurde aber bemerkt und verscheucht. Er kehrte aber bald wieder. Indessen war aber auch der Hausherr und ein Knecht aufmerksam geworden und gingen der Sache nach. Der Eindringling hatte inzwischen schon das Schlafzimmer der Toch­ter erreicht und nach dem Mädchen zwei Schüsse abgegeben, die aber glücklicherweise fehl gingen. Der Vater war unterdessen herangekommen, und konnte den rabiaten Liebhaber faßen und ihm die Waffe, die noch mit 4 Patronen geladen war, entreißen. Herr und Knecht verabreichten dem Revolverhelden eine gehörige Tracht Prügel, ließen ihn aber dann merkwürdigerweise laufen, sodab er aus dem Haus gelangen konnte und seither nicht mehr aufzufinden war.

Eleim Nachrichten aus Mer WM

Sieben Flugzeuge vermißt. Im Gebiet der Bereinigten Staaten werden sieben Flugzeuge mit mehr als 20 Perso­nen an Bord infolge Nebels und Sturmes vermißt. Luft­patrouillen, Militärflugzeuge, Automobile und Motorboote sind zur Suche ausgesandt worden. In den Bergen Kali­forniens entdeckte man die verbrannten Reste eines ab­gekürzten Flugzeuges. Von den übrigen sechs Flugzeugen hat man bisher noch. nichts,gefunden.

Rach Unterschlagung pon 3800 RM. flüchtig. Der 31jäh- rige Postschaffner Adam Lang vom Postamt Fürth im Oden­wald ist am Dienstag nach Unterschlagung von 3800 RM flüchtig gegangen

Weitere 350 000 NM. unterschlagen. Die Unterschlagung m der Postageittur Wasserburg, wo, wie gemeldet, die Post­agentin Anna Steubl 200 000 RM. unterschlagen hat, wächst sich zu einem noch größeren Skandal aus. Es kommt nämlich noch ein weiterer Betrag von 280 000 RM. hinzv, der unter Mithilfe der Anna Steübl im Postamt Weqscheid bei ihrem dortigen Helfer, einem verheirateten Postmeister, ver­schwunden ist.