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den zu verbinden. Hiedurch soll namentlich erzielt werden, daß die Mitglieder zahlreicher als bisher zu den Versammlungen erscheinen.

Für die Landwirtschaftskammerwahl wurde Hirschwirt Kleiner und Gemeindepfleger Kalmbach in Egenhausen in Vorschlag gebracht, auch wurden für das Pachteinigungsamt für die durch Tod und Wegzug ausgeschie­denen Mitglieder Ersatzmänner vorgeschlagen.

Die nächste Generalversammlung soll im Januar 1932 in Nagold abgehalten werden.

Auswanderung nach Kanada. Die kanadische Regierung hat, wie von der HamburgAmerika-Linie mitgeteilt wird, für das Jahr 1932 die Einwanderung von deutschen Land- wirtsfamilien in die Seeprovinzen Kanadas, nämlich Neu- Braunschweig und Neu-Schottland, gestattet. Familien, die außer dem Fahrgeld über 1000 Mark verfügen und zur Auswanderung nach Kanada entschlossen sind, erhalten Auskunft über Abfahrten, Fahrpreise und Einreisepapiere bei der vorgenannten Gesellschaft und deren Vertretern.

Geltungsdauer der Sonntas- und Arbeiterrückfahr­karten an Weihnachten und Neujahr. Mit Rücksicht auf die Lage des Weihnachts- und Neujahrsfestes gelten die Sonn­tagsrückfahrkarten in diesem Jahre zur Hinfahrt vom 23. Dezember, 12 Uhr, bis zum 3. Januar, 9 Uhr. Die Rückfahrt muß am 4. Januar spätestens um 9 Uhr an­getreten und darf nach 9 Uhr vormittags nicht mehr unter­brochen werden. Die Geltungsdauer der in der Zeit vom 19. bis 27. Dezember gelösten Arbeiterrückfahrkarten wird bis zum 1. Januar einschließlich verlängert.

Vergebt die Vögel nicht! Wie sehr die Naturliebe in allen Schichten unseres Volkes Fuß gefaßt hat, ist am besten daraus zu ersehen, daß vor Eintritt des Winters schon von vielen Seiten Vorkehrungen getroffen werden für die Winterfütterung der Vögel. Hierin spricht sich das tier­freundliche Gemüt, hauptsächlich auch der Jugend, aufs deutlichste aus, ebenso auch darin, daß trotz der Geldarmut immer noch so viel Sinn für Pflege ideeller Güter unseres Volkes vorhanden ist, daß ohne Zutun der betreffenden Vogel- und Naturschutzvereine sogar Neuanmeldungen ein- treffen! Nun wird es Zeit, mit der Fütterung unserer Gartenfreunde zu beginnen.

Nagold, 23. November. (Die Jungbauern.) Am Sonn­tag waren hier in derTraube" etwa 120 Jungbauern und Grünhemden mit ihren Fahnen aus Calw und Herrenberg, sowie Stahlhelmer von Sindlingen, um einer Gedenkfeier beizuwohnen, Lei welcher Reichstagsabg. Haag die Ge­dächtnisrede hielt. Der Führer der Jungbauern, Elaser- Wildberg, sprach über die Erünhemden und als Vertreter des Stahlhelms Adlung-Sindlingen über das Erwachen des Volkes. Mit einem Schlußwort von Martin Haag-Unter­jettingen fand die Kundgebung ihren Abschluß.

Zwerenberg, 23. November. (Politische Versammlungen. Totensonntag.) Die Nationalsozialisten hatten hier für Sams­tagabend ins Gasthaus zumOchsen" und für Sonntagabend ins Easthaus zurKrone" in Martinsmoos zu einer Versammlung ungeladen. Als Redner war in beiden Versammlungen Pg. Lorenz aus Stuttgart aufgetreten. Als Schriftsteller verstand er es in seltener Weise, die Zuhörer an sich zu fesseln. Ein be­sonders deutliches Bild zeichnete er von der Kriegs- und Nach­kriegszeit, wie da an unserem Volk und Vaterland gesündigt wurde, und auch warum heute unsere inneren wirtschaftlichen Verhältnisse so im Elend liegen. Jedermann sieht und weiß, daß es so nicht mehr allzulange weitergehen kann und darf. Hilfe sollte geleistet werden durch eine gute Partei und Regie­rung, die in der Mehrheit steht. Möchten doch viele der guten Vorschläge der Nationalsozialisten bald zur Tat werden und zu einem gerechten politischen Endkampf führen. Der Toten­sonntag wurde hier in der Kirche in schöner und würdiger Weise gefeiert. Der Morgengottesdienst wurde eingeleitet durch die zwei MännerchöreDer Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit" undMag auch die Liebe weinen". Unser Seel­sorger ermahnte im Hinblick auf Tod und Ewigkeit, in der Zeit des Hasses und der Verbitterung zur wahren Treue in Glaube und Liebe. Abends fand noch ein liturgischer Gottes­dienst statt, zwischen Schriftlesungen wechselten die Gesänge der beiden Chöre ab. Vor allem war die Feier unseren im Kriege Gefallenen gewidmet. Von ihnen wollen wir lernen in diesen schweren Zeiten. Sie sind uns in hartem Kampf voran- gegagnen. ck-

Vom Oberamt Freudenstadt, 23. November. (Tanzunterhal­tungen in der Adventszeit.) Das Oberamt macht bekannt: Oeffentliche Tanzunterhaltungen sind an den Sonntagen der Adventszeit (29. 11. bis 24. 12. 1931) und am Christfest ver­boten; werktags können sie aus ganz besonderen Gründen vom Oberamt genehmigt werden. Tanzunterhaltungen geselli­ger Vereine und geschlossener Gesellschaften in Räumen, in denen ein Wirtschaftsbetrieb stattfindet, sind am Christfest verboten; in der Adventszeit nur ausnahmsweise mit Genehmigung des Oberamts zulässig.

Wittlensweiler, 23. November. (Kandiüatenvorftel- lung.) Am letzten Sonntag fand im Gasthof zurLinde" unter dem Vorsitz von Verro.-Aktuar Schuler-Freudenstadt die Vorstellung der Kandidaten zu der am kommenden Samstag, den 28. November stattfindenden Bürger­in e i st e r rv a h l statt. Von den acht Bewerbern stellten sich sieben vor und zwar 1. Verw.-Prakt. Emmerich, Freu­denstadt, zuletzt beim Arbeitsamt Nagold; 2. Verw.-Prakt. Frey, Liebenberg O.A. Hall; 3. Verw.-Prakt. Heinzelmann, Freudenstadt, zuletzt bei Verw.-Aktuar Schüler; 4. Verw.- Prakt. Pfeifle, Jgelsberg, zur Zeit Kassier Leim Arbeits­amt Ludwigsburg; 5. Verw.-Prakt. Rühle, Freudenstadt, zur Zeit Assistent beim Bezirkswohlfahrtsamt Freuden­stadt; sowie die Nichtfachleute Adam Dölker, Gemeinderat und Gemeinderat Eisenbeis, Wittlensweiler. Nachdem die Bewerber ihr Programm bezw. ihre Gründe zur Bewer­bung dargelegt hatten, fand eine vorläufige Abstimmung mit folgendem Ergebnis statt: Pfeifle 74 Stimmen, Hein­zelmann 19 Stimmen, Frey 14 Stimmen, Emmerich 13 St., Dölker 11 Stimmen, Eisenbeis 7 St., Rühle 3 St. Da von den Stimmberechtigten nur etwa ein Drittel anwesend waren, gibt die Probeabstimmung noch kein zutreffendes Bild. Man sieht natürlich mit großem Interesse der Ent­scheidung entgegen, wer Nachfolger des seitherigen Bür­germeisters Schweikle werden wird, der in den Ruhestand tritt.

Herrenberg, 23. November. Der Derkehrsunfall, von dem wir berichteten, forderte ein Todesopfer. Der Landwirt Karl Schmied von Dachtel, Vater von sechs Kindern, ist gestern früh seinen schweren Verletzungen er­legen. Die Verletzungen des Motorradfahrers sind leichterer Natur, als es zuerst den Anschein hatte.

Stuttgart, 23. Nov. (Neuer Landtagsabgeord­nete r.) Als Nachfolger des zurückgetretenen sozialdemo­kratischen Landtagsabgeordneten Geiger rückt auf der Heil- bronner Bezirksliste die bereits auf der Landesliste gewählte Abgeordnete Frau H i l l e r - Heilbronn nach. Da Frau Hiller sich für das Mandat auf der Vezirksliste entscheiden wird, rückt als ihr Nachfolger auf der Landesliste der For­mer Arnold in Schussenried OA. Waldsee in den Land- taa ein.

Kemnat OA. Stuttgart, 23. Nov. (Den Verletzun­gen erlegen.) Polizeiwachtmeister Rapp von hier wurde, wie bereits gemeldet, auf seinem Dienstweg von einem Kraftwagen angefahren und zu Boden geworfen. Er ist inzwischen seinen Verletzungen erlegen. Der Verunglückte stand im 57. Lebensjahre und war 27 Jahre lang bei der Gemeinde tätig.

Eßlingen, 23. Nov. (Gefallenendenkmal.) Der Entwurf zu dem Gefallenendenkmal stammt von Professor Fehrle-Emünd. Das Denkmal ist in geeigneter Weise mit dem vor dem alten Rathaus stehenden Brunnen verbunden. Den Brunnenstock aus Werkstein krönt ein broncener Adler, das Sinnbild der Stadt Eßlingen. Die vier Seiten der Säule stellen den Ausmarsch, den Kamps, den Tod und die Zukunft dar. Acht auf der Brüstung des Brunnens an­gebrachte Vronceplatten tragen die Namen der 1321 Ge­fallenen aus Eßlingen. Die Gedächtnisrede bei der Denk­malsweihe am Sonntag hielt Oberbürgermeister Dr. Lang von Langen. Dann sprach Dekan Dr. Lempp den Weihe­spruch. Mit dem Niederländischen Dankgebet schloß die Feier.

Kornwestheim, 23. Nov. (Zur Bürgermeister­wahl.) Die mit großer Mehrheit erfolgte Wiederwahl von Dr. Steimle zum Bürgermeister bedeutet an sich noch keine endgültige Entscheidung. Es kommt darauf an, ob die Wahl bestätigt werden wird. Die Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung hat in dieser Hinsicht folgende Erklärung abgegeben: 1. Die Frage der Bestätis gung des früheren Bürgermeisters Dr. Steimle im Falle seiner Wiederwahl in Kornwestheim hängt zusammen mit dem gegen ihn seinerzeit als Ortsvorsteher eingeleiteten gerichtlichen Dienststrafverfahren. Ein Bescheid in dem Sinne, daß seine etwaige Wiederwahl bestätigt werde, ist ihm von keinem Beamten der Ministerialabteilung erteilt worden. 2. Seine vorläufige Dienstenthebung auf Grund des Art. 278 der Gem.O. wäre erfolgt, wenn er nicht seine Entlassung unter Verzicht auf Amtsbezeichnung, Dienst­bezüge usw. nachgesucht hätte (Gem.O. Art. 236).

Backnang, 23. Nov. (VeendigterStreik.) Infolge der Vereinbarungen der Tarifparteien im Ledergewerbe wurde die Arbeit in allen Betrieben wieder ausgenommen.

Erbach OA. Ehingen, 23. Nov. (Vom Schnellzug erfaßt.) Am Montag vormittag fuhr der Lastkraftwagen mit Anhänger des Sägewerks Hermann in Dellmensingen über den Bahnübergang zwischen Erbach und Dellmensin­gen, bei oem die Schranken nicht geschlossen waren. Die Schnellzugslokomotive erfaßte den Anhänger und zertrüm­merte ihn vollständig. Der 32 Jahre alte ledige Begleiter des Anhängers, ein Arbeiter aus Dellmensingen, wurde schwer verletzt. Der Schnellzug erlitt 72 Minuten Ver­spätung. An dem Bahnübergang haben zwei Bahnwärter Dienst, die sich gerade ablösten.

Ehrenstein OA. Ulm, 23. Nov. (10 0 0 RM. gestoh - len.) Ein unerhört frecher Einbruch wurde am Samstag abend im Metzgerladen des Gasthauses zur Bahnhofrestau­ration bei Jos. Huber verübt. Die Ladenkaffe wurde mit­tels Brecheisen gewaltsam erbrochen und die Kaffe ihres gesamten Inhaltes mit ca. 1000 RM. beraubt. Vom Täter fehlt noch jede Spur.

Bergatreute OA. Waldsee, 23. Nov. (Tödlicher Sturz.) Am Samstag abend verunglückte der Elektro­techniker Joseph Steinhäuser von Heggelbach an der Wit­schwender Steige bei Bergatreute durch Sturz vom Fahr­rad. Der Tod trat in kurzer Zeit ein.

Kleine Nachrichten ans dem Lande

Der Waldbesitzerverband für Württemberg und Hobenzollern hält am 12. Dezember in Stuttgart seine 14 Jahresver­sammlung ab.

In Stuttgart wurden Karl Schumacher von Eaisburg und Karl Möck von Eablenberg wegen 45 Diebstählen hinter Schloß und Riegel gesetzt. In einem Sause der Friedrichstratze wurde ein 61 Jahre alter Mann erhängt aufgefunden. In einem Sause der Rotenbergstrabe kam eine 36 Jahre alte Frau durch Ausgleiten zu Fall und brach den rechten Oberschenkel.

In Oschelbronn OA. Waiblingen kann Bürgermeister Oehler auf eine 40jährige Ortsvorsteherschaft zurückblicken.

In Seilbronn ist ein Polizeiwachtmeister aus dem Seimweg vom Nachtdienst, von einem Mann, den er nachvrüfen wollte, an­geschossen worden.

In Crailsheim brach eine Frau beim Dürrbolzlesen im Wald den Fub- Sie mutzte vier Tage und Nächte liegen bleiben, bis sie von einem Jägersmann zufällig auigesunden wurde.

In Jagst heim OA. Crailsheim brannte das Anwesen des Landwirts Eotthilf Wirth nieder, sämtliches rotes und lebendes Inventar verbrannte.

Im Bezirksrat Spaichingen wurde mitgeteill, datz die Wiederaufnahme des Heubergbahnbaus vorläufig nicht mehr in Betracht komme.

Von dem Landjägerbeamten wurde in Svaichinsen der Diebstahl, bei dem auf dem Bahnhof aus einem plombierten Ei­senbahnwagen S Kisten Cchweizerstumven entwendet wurden, auf- Mklärt und die Gebrüder Leiber sowie der Later festgenommen.

Aus Baden

Pforzheim, 23. November. (Schwindlers Einen gemeinen Streich beging am Samstagvormittag ein Mann auf dem Wo­chenmarkt auf dem Turnplatz. Er ließ sich bei einer hiesigen Händlerin zehn Eier geben und bezahlte die Ware mit einem alten ungültigen Zwanzigmarkschein. Die Händlerin gab dem Käufer das übrige Kleingeld heraus. Erst als der Schwindler weggegangen war, wurde sie von einer andern Frau veranlaßt, die Echtheit des 20-Mark-Scheines nachzuprüfen. Als der Betrug entdeckt wurde, entstand eine Jagd nach dem Täter, der aber schleunigst das Weite gesucht hatte und nicht mehr ein­geholt werden konnte. Wie sich nachher herausstellte, hätte der Gauner kurz vorher schon bei einem Pfälzer Gemüsehändler den Betrug versucht, war aber dort abgewiesen worden.

Pforzheim, 23. November. (Leichenfund.) Heute früh wurde von den Arbeitern, die das Geröll bei der Auerbrllcke wegräu­men, die Leiche des bei dem letzten Hochwasser im August ver­unglückten Goldschmied Stahl aus Brötzingen gefunden. Sie lag wenige Meter von der Auerbrllcke entfernt. Man ist heute früh noch dabei, den Toten von den Gesteinsmassen zu befreien. Man glaubt, Stahl an seinem blau-weiß gestreiften Hemd be­stimmt erkannt zu haben.

Villingen, 23. November. (Brandstifter am Werk.) Nur dem Zufall ist es zu danken, daß der in der Nähe derForelle" im Groppertal stehende Eründlehof des Landwirts Schreiber nicht ein Opfer der Flammen geworden ist. Die Tochter des Besitzers hatte in der Scheuer zu tun. als ihr beim Betreten ein sengender Geruch auffiel. Bei der Nachschau wurde zur Ueberraschung festgestellt, daß der Versuch der Brandstiftung gemacht worden war, am Scheuerntor befindliches Heu in Brand zu stecken. Glücklicherweise fing das Heu nicht Feuer, sondern verkohlte sofort an den angesteckten Halmen.

Baden-Baden, 23. November. (DieBadische Volkszeitung" stellt ihr Erscheinen ein.) Am Samstag, den 21. November ist die letzte Nummer derBadischen Volkszeitung" erschienen, wo­rin zu gleicher Zeit mitgeteilt wurde, daß das Blatt sein Er­scheinen mit diesem Tag einstelle. Die finanziellen Verhältnisse des Verlags gestalteten sich immer ungünstiger und haben jetzt die Volkszeitung zum Erliegen gebracht.

Darmstadt, 23. Nov. (Eigenartiger Unfall.) I« Wixhausen stieg das elfjährige Söhnchen einer Bauernfa- milie auf einen Mauervorsprung, über dem sich ein Haken befand, der beim Schlachten Verwendung findet. Der Junge steckte dort durch einen Strick den Kopf, muß aber dann ausgeglitten sein und hat sich so unfreiwillig erhängt. Das sechsjährige Brüderchen kam bald dazu und redete mit dem Erhängten, ohne zu wissen, was eigentlich vorgefallen war. Wiederbelebungsversuche waren leider erfoglos.

Aushebung von mm wM. Finanzämtern

Stuttgart, 23. Nov. In einer Pressebesvrechung gab Präsident Prüfer vom württ. Landesfinanzamt Mitteilungen über die Aufhebung von neun württ. Finanzämtern zum 1. Avril 1S3L, Es werden durch eine Verfügung des Reichsfinanzministers und des Landesfinanzamtes, die in den nächsten Tagen erscheint auf­gehoben. die Finanzämter Blaubeuren, Gaildorf, Großbottwar, Güglingen. Kapfenburg, Lorch, Roth a. S.. Spaichingen und Sulz. In der Begründung dieser Maßnahme wurde von Präsident Peif- ier u. a. ausgefllhrt: Die Gesetzgebung des Reiches wirkte sich steuerlich besonders in den Bezirken, in denen die kleineren Fi­nanzämter liegen, aus. Dadurch, datz die Vermögenssteuer bis 20 000 Mark, bei Landwirten die Einkommensteuer bis 6000 Mark und die Umsatzsteuer bis 5000 Mark innerhalb der Frei­grenze liegt, ist die Zahl der Reichssteuerpflichtigen stark zurück« gegangen. Die kleinen Landwirte scheiden bei dem in Württem­berg stark parzellierten Besitz aus für die Reichssteuer, nicht aber für die Landessteuer. In den rein ländlichen Bezirken ist deshalb die Zahl der Steuerpflichtigen um 50 Prozent zurückgegangen, bei gemischtem Besitz (Landwirtschaft und Industrie) um mindesten» 25 Prozent. Darum werden bei der Aufhebung überwiegend die ländlichen Bezirke betroffen.

Im Reich unterscheidet man grobe, mittlere und kleine Finanz­ämter, mit einer Durchschnittszahl von 65 000 Einwohnern. Die kleinen Finanzämter sollen 30 000 Einwohner nicht unterschrei­ten, die großen 120 000 nicht überschreiten. In Württemberg gibt es nur ein Finanzamt (Stuttgart-Ost) mit 130 060 Einwohnern. Die Durchschnittszahl in Württemberg beträgt 40 800 Einwoh­ner. Unter den 65 Finanzämtern (61 in den Oberämtern und 4 in Stuttgart) sind 27 Finanzämter, die die niederste Grenzzahl von 30 000 nicht erreichen. Nach der Aufhebung der 9 Finanz­ämter stellt sich der Durchschnitt auf 47 000 Einwohner, auch nach­her wird es noch 14 Finanzämter geben mit unter 30 000 Einwoh­nern. Präsident Peiffer betonte sodann, datz bei jeder Sparsam­leitsaktion Opfer gebracht werden müssen und datz deshalb auch mit den betreffenden Gemeinden verhandelt wurde, weil diese durch den Wegzug von etwa 20 Beamtenfamilien, die ein Fi­nanzamt umfaßt, benachteiligt würden. Den Gemeinden wurde die Einrichtung von Sprechtagen zugesagl, die in allen Orten, die bisher Finanzämter batten, periodisch abgehalten werden. Am Sitz der bisherigen Finanzämter sollen Hilfskassen eingerich­tet werden, eine Erleichterung für die Bevölkerung der Umge­bung und ein Ausgleich für die betroffenen Städte.

Die Ersparnisse durch die Aufhebung der neun Finanzämter werden laufend jährlich mit 158 910 Mark errechnet. Es werden eingefpark 9 Finanzamtsvorsteher, die teilweise schon im Ruhe­stand sind, teilweise noch darein versetzt werden eingesvart wer­den ferner 9 mal die Stelle des Kassenvorstebers und des Steuer­wachtmeisters. Durch die Aufhebung entstehen allerdings ein­malige Ausgaben im Betrag von 336 OVO Mark, nämlich Erwei­terungskosten für Bauten 148 000 Mark, für Wohnungsbeschaf­fung Darlehen im Betrag von 110 000 Mark, Umzugskosten des Personals 41 400, llmzugskosten der Aemter 21600 Mark, Tren­nungsentschädigungen 15 000 Mark. Doch ist anzunehmen, datz diese Summen nicht erreicht werden. Die Grenzziehung der künf­tigen Finanzamtsbezirke soll sich mit dem der Amtsgerichrsbe- rirke decken.

Kampfansage de» Württ. Bauernbundes?

Ulm, 23. Nov. Auf einer am Samstag nachmittag hier vom Württ. Bauern- und Weingärtnerbund veranstaltetengroßen Bauernkundgebung" hielten die Reichstagsabgeordneten Frei­herr Dr. von StauffenbergRißtissen und Haag-Heilbronn scharfe Abrechnung mit demSystem Brüning". Besonders bemerkens­wert sind die Andeutungen, die von Stauffenberg bezüglich der württembergischen Landespolitik machte. Er bezeichnet« es als die Aufgabe des Württ, Bauernbundes, sich von der Herrschaft