«eite 2
Lchw«rz»öl»«r r«sr»M««s „«»< de« L»«««"
Nr. 262
Aus Stadt und Land
Altensteig, den 9. November 1931.
Vertrauen und Zuversicht. Die Beruhigung des Publikums hat erhebliche Fortschritte gemacht. Die Einzahlungen bei den Sparkassen bewegen sich wieder in aussteigender Linie, die Abhebungen haben nachgelassen. Einzahlungsüberschüsse werden immer zahlreicher, und es scheint so, als ob die Hamsterer sich allmählich klar werden über den Unsinn, den sie mit dem Geldhamstern begehen. — Die ständigen einmütigen Betonungen aller amtlichen und Regie- > rungsstellen und der Verbände und Parteien aller Richtungen, .daß sie eine Inflation unter allen Umständen ablehnen, haben das Vertrauen in die deutsche Währung weiter gestärkt. Beachtlich und gleichzeitig durchsichtig ist der Umstand, daß das Jnslationsgerede nur aus Schuldnerkreisen kommt. Ebenso hat auch die Tatsache, daß der Zahlungsverkehr nun schon seit Monaten sich wieder reibungslos vollzieht, die allgemeine Stimmung wesentlich gebessert. — So schwer auch gegenwärtig die wirtschaftliche Not ist, es ist nicht berechtigt, alles nur schwarz in schwarz zu sehen. Im technischen Ausbau unserer Industrie und im Wohnungsbau ist eine gewisse Sättigung erreicht, fodaß der von diesen beiden Seiten bisher sich geltend machende Kapitalbedarf nachläßt. Der Außenhandelsüberschuß erleichtert Deutschland die Abtragung der Last seiner Auslandsschulden. Der Geburtenausfall während des Krieges wirkt sich in den nächsten Jahren in einer Entlastung des Arbeitsmarktes aus. — Die Aussichten sind also nicht so schlecht, wie es vielen scheint. Wenn wir Vertrauen haben — und wir dürfen es haben — und wenn wir wie bisher entschlossen den Weg der Selbsthilfe, wo immer sie möglich ist, gehen, dann werden die Wirtschaftsnöte der Gegenwart, Arbeitslosigkeit und Einkommensrückgang, schneller als viele glauben, gemildert werden.
Wie bleibt das Tafelobst haltbar und schön? Das
Brechobst sollte vorerst nicht in den Keller gebracht, sondern in Körben in frostsicheren Kammern und Speichern bis zum Eintritt größerer Kälte aufbewahrt werden. In mäßigeren Frostzeiten können Teppiche über die Körbe gedeckt werden. Obst erträgt bekanntlich ohne Schaden mehrere Kältegrade. Auf den Bauerndörfern lagert Winterobst lange Wochen in Kammern und Speichern und behält so viel eher seinen feinen Geruch als im Keller, wo es allerlei Düste ungünstig beeinflussen. Räume, in denen Obst gelagert wird, sollten gut gelüftet sein, da sonst das Obst sozusagen im eigenen Duft erstickt. Wer in halboffenen Eartenhütten Obst, besonders Quitten, lagert, erfreut sich wochenlang an dem Geruch seines Obstes, den ihm der Luftzug von weither entgegenweht. Die Lagerräume für Obst dürfen nicht hell sein; das Obst reift sonst zu rasch, was man leicht an der frühen Verfärbung der obenauf liegenden Früchte erkennen kann. Man deckt sie deshalb mit Papier gegen allzustarke Belichtung ab.
— Calw, 8. November. In den letzten Wochen war zwischen dem Reichs- und Landtagsabgecrdneten W. Dingler und dem Stadtrat und Reichsbahninspektor Haile ein Streit entbrannt, der zu unerquicklichen Folgerungen führte. Abg. Dingler hatte in einem Privatgespräch hauptsächlich mit Landwirten sich über die Höhe der Gehälter der Frauenarbeitsschullehrerinnen kritisierend ausgesprochen und die Gehälter als zu hoch bezeichnet, was dem Inspektor Haile zum Anlaß diente, die Ausführungen von W. Dingler auf dem Rathaus zur Sprache zu bringen und sie als Hetze gegen das Beamtentum zurückzuweisen. Abgeordneter Dingler ließ sich das nicht gefallen und stellte seine Aeuße- rungen in mehreren Artikeln richtig. Es entspann sich nun zwischen Bauerntum und Beamtentum ein Zeitungskrieg, der zum Teil sehr scharfe Formen annahm und das Verhältnis zwischen den beiden Verufsständen zu trüben geeignet war. In der letzten Eemeinderatssitzung gab nun Stadtrat Haile eine Erklärung ab, in der er ausfiihrte, daß er in Wahrung berechtigter Jnterepen gehandelt habe und daß nach seiner Ansicht die Behauptung von Dingler gewollt oder ungewollt aufreizend gegen die Beamtenschaft gewirkt habe. Er habe aber nicht verletzen
sondern nur unberechtigte Angriffe gegen die Beamtenschaft zurückweisen wollen, weshalb er die von W. Dingler beanstandeten Worte zuriicknehme. Damit ist dieser Streit, der in gegenwärtiger Zeit unliebsame Gegensätze hervorgerufen hat, gütlich beendet worden.
Obermusbach, 9. November. (Razzia.) Gestern hielten drei Landjäger bei Zigeunern, die sich schon längere Zeit in der Gegend Herumtrieben, eine Razzia ab. Es wurde scheinbar belastendes Material gefunden, denn die zwei männlichen Mitglieder der sauberen Truppe wurden gefesselt nach Freudenstadt ins Amtsgerichtsgefängnis geführt, während ihre Weiblein die Karren hinterher schoben. Vorläufig werden die Zigeuner ein Dach über dem Kopf haben, was ihnen bis jetzt nicht vergönnt war, denn sie hatten statt den üblichen Wohnwagen nur Kinderwagen, in welchen sie ihre Habseligkeiten mitführten.
Rottweil, 6. November. (Todesfall.) Nach nur dreitägigem Kranksein infolge eines Schlaganfalls verschied gestern nachmittag im Alter von erst 52 Jahren Wilhelm Herb, Kaufmann, hier.
Schwenningen, 7. Nov. (Gegen Bürger- und E «. t r än k e st e u e r.) Der Eemeinderat hat einstimmig di« Einführung der Getränkesteuer und eine Erhöhung der Bür» gersteuer auf 300 Prozent des Landessatzes abaelehnt.
Feuerbach, 9. November. (Wieder im Tunnel getötet.) Am Sonntagmittag wurde im Feuerbacher Tunnel ein Mann vom Zugeübersahren. Es wurde ihm dabei der Kopf vom Rumpfe getrennt. Man weiß noch nicht, ob es sich hier, ebenso wie das vor einigen Tagen der Fall war, um einen Unglücksfall handelt.
Vaihingen a. F., 9. November. (Motorradunglllck, ein Toter.) Auf der Straße, die von Vaihingen zum Wildpark führt, machten am Sonntagmittag gegen 1 Uhr die beiden Brüder Thomann aus Vaihingen Uebungsfahrten mit ihren Motorrädern. Am Ortseingang von Vaihingen st.ürzte der ältere der beiden Brüder, der als Rennfahrer bekannte 23jährige Hans Thomann, aus noch nicht geklärter Ursache schwer. Vis der herbeigerufene Arzt an die Unfallstelle kam, war der Verunglückte infolge Schädelbruchs verschieden.
Stuttgart, 7. Nov. (75 Jahre alt.) Der ehemalig« Kommandeur des Wehrkreiskommandos 6, Eeneraleutnanl Freiherr Th. von Matter, beging in Berlin seinen 75. Geburtstag. Im Verlaufe seiner militärischen Laufbahn wurd« er 1905 zum Oberst, 1909 zum Generalmajor und 1912 zu» Generalleutnant befördert. In Karlsbad befehligte er die 55. Jnfanteriehrigade und später in Kolmar die 39. Division. Während des Krieges führte Freiherr von Watt« das württembergische Armeekorps. Sein Name ist mit zahlreichen Schlachten an der Ostfront (1915), an der Somme (1916) und an der Siegfriedstellung verbunden. Nach dem Kriegsschluß übernahm er das Generalkommando des 7. Armeekorps in Münster in Westfalen und wurde spät« dort Befehlshaber des Wehrkreises 6. Im Frühjahr 1920 schlug er den Aufruhr der Roten Armee im Ruhrgebiet nieder.
Schiedsspruchsür die Metallindustrie. In der Lohnstreitsache der württ. Metallindustrie wurde von der Schlichtungsstelle folgender Schiedsspruch gefällt: „1. Vom 2. November 1931 ab ermäßigen sich die tariflichen Mindestlöhne in allen Ortsgruppen um 5 Pfennig pro Stunde. Die Akkorde ändern sich in gleichem Verhältnis. Die übrigen Bestimmungen des seitherigen Lohnabkommens bleiben in Kraft; 2. sollten durch Gesetz oder Notverordnung Maßnahmen getroffen werden, welche die Lohnhöhe berühren, so sind die obigen Lohnabzüge sinngemäß anzurechnen: 3. dieses Abkommen kann unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von vier Wochen erstmals auf 15. Februar 1932 gekündigt werden." Die Erklärungsfrist über Annahme oder Ablehnung des Schiedsspruches ist auf 12. November festgesetzt.
Neues vom Tage
Notverordnung über die Neuregelung der Ostbttfe
Berlin, 7. Nov. Im Reichsgesetzblatt wird die „Verordnung des Reichspräsidenten zur Sicherung der Ostbilfe" veröffentlicht.
Die Verordnung besteht aus drei Paragraphen. In Paragraph 1 werden eine Reibe von Bestimmungen des Osthilsegesetzes vom 31. März d. I. gestrichen, und zwar diejenigen, in denen das Kondominium Reich-Preußen besonders verankert war. Damit wird also das Ausscheiden Preußens aus der Osthilfe bestätigt. Immerhin sieht Paragraph 2 der neuen Verordnung vor, daß nicht nur die Reichs-, sondern auch die Landes- und Gemeindebehörden den mit der Durchführung der Osthilfe betrauten Behörden und Stellen jede zur Durchführung ihrer Aufgabe dienliche Verwalrungshilfe unentgeltlich zu leisten haben. Gleichzeitig ist die bisherige Oststelle bei der Reichskanzlei, in der Reichsregierung und preußische Regierung durch je einen Kommissar gleichberechtigt vertreten waren, aufgelöst worden
Kommunisten überfallen ein SA -Heim und zwei Läden in Schönebeck-Elbe
Magdeburg, 8. Nov. In dem benachbarten Schönebeck a. Elbe, in denen es jetzt tagtäglich zu politischen Zusammenstößen zwischen politischen Gegnern kommt, überfielen Samstag abend mehrere hundert Kommunisten, die in der Hauptsache aus Magdeburg gekommen waren, das SA.-Heim. Die Nationalsozialisten, die nur etwa 3V Mann stark waren, wichen der Uebermacht und flüchteten. Die Kommunisten gaben auf sie mehrere Schüsse ab. durch die ein Nationalsozialist schwer, ein anderer leichter verletzt wurde. Darauf stürmten die Kommunisten zwei Geschäfte, deren Besitzer Angehörige der NSDAP, sind, zertrümmerten die Scheiben und raubten den Inhalt der Auslagen. Die Polizei, die mit Gummiknüppeln vorging, stellte bald wieder die Ruhe der und nahm zahlreiche Verhaftungen vor.
Mehrere hundert uniformierte Nationalsozialisten verhaftet Königsberg, 8. Nov. Die NSDAP, veranstaltete heute nachmittag in der Reitbahn des Tattersaal eine Fahnenweihe, an der mehrere hundert uniformierte Nationalsozialisten teilnabmen.
Ein großes Aufgebot an Schutzpolizei verhaftete sämtliche uniformierten Nationalsozialisten. Sie wurden in einer langen Kette von Lastautos in das Polizeigefängnis gebracht. Zu irgendwer- . chen Zusammenstößen ist es nicht gekommen.
8VV verhaftete Nationalsozialisten in Königsberg Königsberg, 8. November. Die Zahl der anläßlich der Fahnenweihe verhafteten uniformierten Nationalsozialisten beläuft sich nach einer späteren Meldung auf 800 Mann. Unter den Verhafteten befinden sich auch der Reichstagsabgeordnete Koch und der ostpreußische S.A.-- Führer Quitzrau. Im Polizeipräsidium wurde sofort die Vernehmung der Verhafteten eingeleitet. Soweit die Personalien einwandfrei festgestellt werden konnten, wurden die Verhafteten wieder freigelassen.
Frankreich kaust 10 Prozent seiner Getreideeinfuhr in Südslawie«
Belgrad, 8. Nov. Der französische Gesandte und Handelsmini- cher Kumanudi Unterzeichnete gestern ein Präferenzabkommen über französische Getreideeinkäufe in Siidjlawien. Frankreich verpflichtet sich darin, 10 Prozent seiner gesamten Getreideeinfuhr in Südslawien zu kaufen, was annähernd 15 000 Waggon entspricht. Die französischen Zollgebühren werden Südslawien zurückerstattet werden.
Raubmord in einem Dorfe
Stendal, 8. Nov. In Dannefeld wurde Samstag abend der Molkereibesitzer Friedrich Schulze, der auf dem Grundstück seines Sohnes im Altenteil wohnte, und als Rendant der Molkereigenossenschaft tätig war, in seiner Wohnung mit furchtbaren Verletzungen tot aufgefunden. Es handelt sich um einen Raubmord, da die Molkereigelder in Höhe von 2000 Mark fehlten. Von den Tätern fehlt jede Spur.
Cypern ruhig. Die Tatsache, daß die unter dem Kommando von Admiral Henly stehende englische Mittelmeerflotte Cypern verlassen hat, wird als Zeichen dafür angesehen, daß die Lage auf Cypern als zufriedenstellend betrachtet werden kann.
Nach Waterloo
Eine Bauerngeschichte aus dem Taunus
von Fritz Ritzel. (12
Dabei schweift sein Mick wie fragend nach dem jungen Schnitter hinüber und wie sin listiges Lächeln ging es über sein Gesicht, als er sah, mit welchem Eifer sich der junge Mann seiner Beschäftigung hingab. Mit weit ausholenden Sensenstrichen fuhr er in die hochstehenden Halme und gönnte sich kaum Rast, um von Zeit zu Zeit mit seinem buntgewürfelten Taschentuche den Schweiß von der Stirne abzutrocknen. Bei einer solchen Gelegenheit begegnete sein Blick dem forschenden Auge des Alten und unwirsch fuhr er diesen an:
„No. was guckst du? Hoft du mich noch nit geseh'n?"
„Warum soll ich nit gucke'? Dis Katz' guckt jo aach de' Kais« cm!" war die in gemächlichem Ton gegebene Antwort. „Gesetze' hätt' ich dich schun oft, awsr so schanze' Hab' ich dich noch nit gesehe'! Mer hawe' jo Zeit! Oder willst du noch emol uff die Grundmühl' e minner, eh' wir haam gehe'?"
„Was babbelst du? Warum dann uff die Grundmühl'? Ich wüßt' nit, was ich do verlöre' hält'!" fragre der Bursche entgegen, wobei « eine gewisse Verlegenheit nicht verbergen konnte.
„Eich glaab', dem Müller sei' Pauline wart' uff dich!" sagte der Alte lauernd. Der Bursche, welcher sich einen Augenblick abgewendet hatte, fuhr erschreckt herum.
„Wer Hot des gesagt, Kaspar?" entfloh es rasch seinen Lippen.
„Wer des gesagt Hot, Hansjörg? Des kann ich dir schun verrate! Wie ich heit' mittag an der Grundmühl' vorbei bin, do Hot mir die Paulus aus dem Fensterche gerufe', ich sollt' emol zu ihr kumn Was sie dann wollt', Hab' ich gefragt! — Ei, ob du heit' nit in die Wiese gingst! — Der Hansjörg is schun dort, Hab' ich gesagt — Vorbei- is er cuver nit, Hot sie do gsmaant! — Weil « de'
Fahrweg nit gange' is, weil er den himmelsteile' klaane' Pod (Pfad) erunner is — der Pod is näher, Hab' ich gesagt! — So, der Pod is näh«, Hot sie do gemaant und is mit ihr'm Scherzezippel iw« die Aage' gefahre, grad' als wollt' sie greine'! Dann is sie in die Stub'. Hot e' Päckelche Tuwack geholt und Hot gefragt, ob ich nit e' Bestellung an dich ausrichte' wollt'! — Warum dann nit? sagt ick und Hab' das Päckelche Tuwack eingesteckt. — Ei — sagt' sie do mit eme ganz ritzerote' Gesicht — sag' dem Hansjörg, wenn er heit' owend nit emol zu mir käm', dann kam' ich uff Sunndag zu ihm «uff uff de' Hof!"
Erschreckt ließ Hansjörg den Sensenstiel fallen und fuhr sich mit beiden Händen nach dem Krauskopf.
„Des tät' mir fehle', des gäb' en' schöne Krawall! Do muß ich gleich hin zu ihr! Kaspar, mäh' fertig un' kumm nooch! Un Kaspar! Halt's Maul driw«, es soll dein Schade' nit sein!"
Mit pfiffigem Lächeln hatte ihn der Alte beobachtet. Dann spuckte « in weitem Bogen den Tabakssaft von sich und sagte treuherzig:
„Uff mich därfst du dich verloste'. Hansjörg! Ich Hab' mein« Lebetag noch nix weitergebabbelr, was ich nit Hab' babbele solle'! Geh' nur hin, ich oerrot' dich nit!"
Mit diesen Worten schob « ein neues Priemchen zwischen die Zähne, griff wied« nach seiner Sense und fuhr, als wäre nichts geschehen, bedächtig in seiner Arbeit fort.
Hansjörg stand noch einige Augenblicke unentschlossen, dann nahm er die Sense üb« die Schulter und ging dem Stege zu, welcher unterhalb der Wisse über den breiten Bach führte. Einem grasbewachsenen Weg talabwärts folgend, mußte « noch mehr«« Male den Bach überspringen, bis er nach ein« halben Stunde in den weiten, von Felsen rings umschlossenen Talkessel gelangte, in welchem di« Grundmühle lag. Ein Bild des Friedens und der Ruhe, hob sich das weißgetünchte Haus von dem Hellen Grün der mit nieder«« Buchenwald bewachsenen Berglehne ab. In einem von grüngestrichenem Zaune umgebenen Gärtchen nickten zwischen den Gemüsebeeten Rosen, Leokvyen, Gold
lack und andere Kinder des Frühsommers freundlich herüber; hint« den blitzblank geputzten Fensterscheiben schimmerten blütweiße Borhänge — man sah es dem kleinen Besitztum an, daß ordnende Hände daselbst walteten.
Einen Augenblick blieb Hansjörg stehen und ließ seinen Blick auf dem reizenden Bilde ruhen. Ein trautes Heimgefühl überschlich ihn bei dem gedämpft yeriiberklingende» Klappern und Stampfen des Mühlwerks, dem Plätschern der von dem Mühlrade herabfließenden Wasser und fast konnte er sich selbst nicht begreifen, daß er heute mittag den an der Mühle vorbeiführenden Fahrweg vermieden hatte, wenn er daran dachte, daß an einem der kleinen Fensterchrn gewiß ein blühendes Mädchenantlitz, umrahmt von schwarzen Flechten, nach ihm Ausschau gehalten hatte. Ja die Pauline! Sobald « in ihre Nähe kam, zog es ihn, wie dis Motte zum Licht! Was sollte daraus werden, wenn seine strenge Mutter in Erfahrung brachte, daß er mit einem so geringen Mädchen ging — die Mutter, welche ihn täglich bestürmte, doch endlich an das Heiraten, und zwar mit einer gediegenen Bauerntochter, zu denken! Dachte er an seine Mutt«, so überfiel ihn eine beklemmende Angst, denn trotz - sein« 23 Jahre erschien ihm ein selbständiges Handeln und Denken, welches dem Willen der energischen Frau zn.viöer- lief, als eine unerhörte Verwegenheit, zu welch« ihm gänzlich d« Mut fehlte. j
Ein Klirren an einem der Fensterchen unterbrach seine« ! Gedankengang und die Helle Stimme der Pauline rief - herüber:
„No, Hansjörg, lebst du dann noch? Willst du nit e' ' bihche' «einkomme'?"
Nm Nu waren alle Bedenken des ,ungen Burschen verflogen. Seine Sense an das Gartengeländer lehnend, ging « mit raschen Schritten die nach der niedrigen Haustüre führenden Steinstufen hinab und zog das ihm entgegenkommende Mädchen herzlich an sich, während « einen herzhaften Kuß auf dessen blühende Lippen drückte.
(Fortsetzung folgt.j '