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Altenstsig, Montag den Ä. Nooemder 1831

S4. Jahrgang

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Ueber die Stillhaltefrage

Das letzte Mittel

Zmssenkung und Moratorium als Ausweg aus der Krise

Von Arthur Zmarzly

Die Aktivität der deutschen Handelsbilanz, die für 1931 sehr hoch auf 2,5 bis 3 Milliarden geschätzt wird, kann leicht zu dem Fehlschluß verleiten, daß die Reichsbank bald aus den Schwierigkeiten der Notendeckung heraus sein wird. Sie hat außerdem durch Beschlagnahme der nicht für volks­wirtschaftliche Zwecke benötigten privaten Devisenbestände mindestens 650 Millionen RM. einmalig eingezogen und ferner die amerikanischen Freigabegelder für Hapag und Lloyd in Höhe von rd. 100 Millionen RM. ihrem Devisen- defitz zugeführt. Trotz dessen mußte sie seit dem 7. Septem­ber einen bedenklichen Schwund der Notendeckung feststellen. Die Ursachen des Devijenabflusses liegen hauptsächlich in der Konstruktion des Stillhalte-Abkommens. Außerdem ist die kurzfristige Verschuldung größer als angenommen wurde. Sie wird nunmehr bestimmt mit 12 Milliarden RM. ge­schätzt. Das Abkommen umfaßt nur 5,5 bis 6 Milliarden RM. auf die Reichsbank drücken diese 6 Milliarden, zu denen noch 750 Millionen ausländischer Markschulden in Deutschland hinzukommen, über die das Ausland raten­weise verfügen kann. Ferner ist dem Auslande auch die Möglichkeit zugestanden worden, die Markerlöse, die es aus seinem Verkauf deutscher Effekten erzielt, in Devisen «mzuwandeln. Das Stillhalte-Abkommen läuft am 1. März 1932 ab, und es ist heute noch nicht übersehbar, ob und in welcher Form es durch politische oder wirtschaftliche Ver­handlungen verlängert oder umgestaltet werden wird.

Die Notendeckung stützt sich allein auf den Devisenzufluß aus den Ausfuhrüberschüssen. Wie weit kann die Reichs- dank auf diese Mittel in den nächsten Monaten rechnen? Der Ausfuhrüberschuß dieses Jahres wird zum größten Teil erst im nächsten Jahre im Reichsbankausweis erscheinen. Die Kreditfristen im Außenhandel sind lang. Bei der Aus­fuhr von Produktionsmitteln handelt es sich durchschnittlich um Sechsmonatskredite. Es werden vielfach auch längere Fristen vereinbart. Unsere Ausfuhr nach Sowjetrußland, die im ersten Halbjahr 1931 5,5 v. H. unserer Gesamtaus- fuhr darstellte und deren Anteil voraussichtlich im zweiten Halbjahr steigen wird, bringt überhaupt erst nach durch­schnittlich zwei Jahren Devisen herein. Die Devisenbewirt­schaftung funktionierte bisher sehr mangelhaft. Das Stehen­lassen von Exporterlösen im Auslande war schnell wieder Mode geworden. In nicht unerheblichem Umfange sind Ausfuhrerlöse auch verwendet worden, um im Auslande ausgegebene Obligationen bei niedrigem Kursstände 'u- riickzukaufen, wozu auch der Tiefstand einzelner Währungen reizte. Diese Lücke in der Devisengesetzgebung ist jetzt for­mell geschlossen: über den Erfolg wird erst später ein Urteil zu fällen sein. Auch die Zuteilung von Jmportdevisen läßt sich nicht so regeln, daß Ueberforderungen zu Vorrats­zwecken unmöglich sind.

Die Notendeckung der Reichsbank liegt in ständigem Kampfe mit diesen von innen und außen andrängenden Schwierigkeiten. Den größten Unficherheitsfaktor bildet aber die zukünftige Gestaltung der Ausfuhr. Der Aktiv­saldo unserer Handelsbilanz ist mehr das Ergebnis der rückgängigen Einfuhr als das einer steigenden Ausfuhr. Selbst in den Kreisen, die alle Hoffnungen auf den Export setzten, beginnt man einzusehen, daß diese Ausfuhr eine Art Ausverkauf aus einer Konkursmasse darstellt, bei dem es nur darauf ankommt, zu verkaufen, um Geld hereinzubekom­men. Auf dieser Grundlage kann eine Wirtschaft nicht lange produzieren. Die Einfuhr läßt sich vielleicht noch etwas schärfer drosseln, aber auch hier ist die Grenze bald erreicht. Die Schwierigkeiten auf den Auslandsmärkten wachsen für den deutschen Exporteur mit jedem Tage. Auf der Suche nach einem Auswege will man nun an die Kostensenkung Herangehen, die schon vor einem halben Jahre hätte in Angriff genommen werden müssen. Der Zwang zu diesem Schritt war schon gegeben, als England und die anderen Länder noch keine Valutaverschlechterung hatten. Es ist ein Irrtum, daß erst jetzt nach dem Vorgehen Englands die Herabdrückung der nominellen Kostenfaktoren notwendig geworden ist. Darauf muß besonders eindring­lich hingewiesen werden, weil sonst der Eindruck entstehen könnte, daß mit der Kostensenkung alle Hinderniste zu be­seitigen seien. Damit werden vielleicht nur die neuen aus dem Wege geräumt werden können, d. h. der deutsche Ex­port wird den Wettbewerb auf den Auslandsmärkten etwas länger auszuhalten vermögen. Mit der Kosten­senkung allein von der Lohnseite aus ist der deutschen Bin­nenwirtschaft kein starker Auftrieb zu geben. Bei dem deut-

Berlin, 31. Ott. Der Stillhalteausschub des Wirtschaftsbeirates ist am Samstag vormittag in der Reichskanzlei zu seiner ersten Sitzung zusammengetreten. Der Kanzler hat außer dem Reichs-

- bankpräsidenten Dr. Luther Oskar Wassermann von der Deur- ! schon Bank. Dr. Jeidels. Geschäftsinhaber der Berliner Handels- s gesellschaft, Direktor Bachem von der Arbeiterbank, Gustav

Schliever (D.-D-Vank), Franz v. Mandelssobn, Präsident der Berliner Industrie- und Handelskammer, Samuel Ritscher, Vor- ! standsmitglied der Reichskreditgesellschaft. Rudolf Löb (Bank­haus Mendelssohns und Otto Wolff-Köln zugezogen. Weiter ^ nimmt natürlich auch der Reichsfinanzminister an der Sitzung ^ teil. Besonders wichtig dürste auch die Anwesenden des Bor- i Masters v. Hoesch sein, der über die politische Seite des Pr^e- ! lems besonders gul informiert ist. Die Dringlichkeit dieser Still- halteberatungen sviegelr sich deutlich in der Auslandsmesse wie­der. die in erster Lime von dem Thema der kurzfristigen Schul­den beherrscht wird. Das zeigt jedenfalls wie notwendig es ist, einen wohlüberlegten Aktionsplan anszuarbeiten. Er wird im Prinzip darauf hinauslaufen müssen, daß die Kreditabzüge, die über die Stillhaltevereinbarungen binausgehen. wirksam abge- bremst werden. Außerdem wird man die Möglichkeit einer recht­zeitigen Verlängerung des Stillhalteabkommens ins Auge fassen und überlegen müssen, ob nicht ein Teil dieser kurzfristigen Schulden in langfristige Anleihen umgewandelt werden kann. Darüber hinaus wird man auch die grundsätzilchen Fragen nicht übersehen, die die Basis des ganzen Kredit- und Stillbaltevrob- lems bilden, wie sie ja im Laytonbericht mit aller Eindringlich­keit behandelt worden sind.

Es gebt nicht an, daß die Ausfuhr Deutschlands, die schließlich die Voraussetzung unserer Kreditkraft ist, dadurch geschmälert f wird, daß eine Reihe von Staaten jetzt Sondervorteile handels-

- volitischer Art herauszuschlagen sucht. Der Ausschuß muß aber s auch die Wege zeigen, auf denen die>e Forderungen wirksam ab-

Erste Sitzung des deulsch-ftanzöstschen MrlschastsauWlistes in Paris

Berlin, 31. Okt. In unterrichteten Kreisen nimmt man an, daß der deutsch-französische Wirtschaftsausschuß zwischen dem 10. und 15. November seine erste Sitzung in Paris abhalten wird. Man glaubt ferner, daß nach einer für die praktische Arbeit ziemlich belanglosen Plenarsitzung der Eesamtkom- mission noch am gleichen Tage die vier Unterausschüsse ihre Arbeiten aufnehmen werden, über die sich der französische Generalsekretär Coulondre mit den deutschen Behörden ver­ständigt hat. Diese Ausschüße sollen Verkehrsfragen, Han­delsvertragsprobleme» Finanz- und Kartellsragen und die Frage der öffentlichen Arbeiten behandeln. Es scheint, daß bei den öffentlichen Arbeiten nicht nur eine französische Auf­tragserteilung nach Art der verschiedenen kommunalen und staatlichen Sachlieferungsverträge für Reparationskonto ge­dacht ist, sondern daß der Wunsch besteht, mit Hilfe franzö­sischen Kapitals auch eine Zusammenarbeit außerhalb Frankreichs, etwa in den Kolomalgebieten oder den osteuro­päischen Ländern anzustreben.

Vertreter der deutschen und der französischen Gewerk­schaften, die dem deutsch-französischen Wirtschaftsausschuß angehören, traten in Paris zu einer Besprechung zusammen. Sie einigten sich dahin, gemeinsam eine Haltung einzuneh­men, die durch die Verteidigung der Arbeiterintereffen (Löhne und Arbeitsbedingungen^ bestimmt werde.

SK Watzlen in MrMenbmg Schwrrin

Schwerin, 2. November. Die gestern in Mecklenburg- Schwerin abgehaltenen Amtsvertreterwahlen werden den Amtsversammlungen (Landkreistagen) ein völlig veränder­tes Bild geben. Die Nationalsozialisten haben in allen Aemtern beträchtliche Gewinne zu verzeichnen, die zwischen 20 und mehr als 100 Prozent seit den letzten Reichstags­wahlen betragen. Die Sozialdemokraten haben in einigen Aemtern bis zu 40 Prozent ihrer Stimmen zum Teil an die Kommunisten und, wie es nach den vorjährigen Ergebnissen scheint, insbesondere in den Landbezirken, auch an die Na­tionalsozialisten abgegeben. In einem Amt ist allerdings ein sozialistischer Stimmengewinn von etwa 15 Prozent zu verzeichnen. Die Stimmenzunahme der Kommunisten ist geringer, als man im allgemeinen erwartet hatte. Sie be­trägt in einigen Aemtern zwischen 10 und 25 Prozent. In zwei Aemtern sind nach den vorläufigen Wahlergebnissen geringe Verluste der Kommunisten festzustellen. Die bür­gerlichen Wirtschaftslisten haben diesmal auf die Wähler nicht die von früher gewohnte Anziehungskraft ausgeübt. Die nicht nationalsozialistischen Bürger und Parteien und Wirtschaftsverbände, die durchweg in bürgerlichen Ein­heitslisten zufammengefaßt waren, verloren gegenüber den letzten Reichstagswahlen 20 Prozent ihres Wählerbesitz­standes und zwar überwiegend an die Nationalsozialisten. Man wird bei dieser Gegenüberstellung berücksichtigen müs­sen, daß die Wahlbeteiligung bei diesen Kommunalwahlen im allgemeinen nicht so stark war wie bei der letzten Reichs­tagswahl. Eine sozialistische oder etwa sozialistisch-kommu­nistische Mehrheit ist in keinem Amte erzielt worden. Mit Ausnahme von zwei Aemtern sind, wenn man die Natio­nalsozialisten zu der sogenannten bürgerlichen Mitte rech­net, ziemlich starke bürgerliche Mehrheiten entstanden. So Ist z. B. in einem Amt die Zahl der bürgerlichen Amtsver­treter doppelt so groß wie die der Sozialisten und Kommu­nisten. In zwei Aemtern hat weder das Bürgertum ein­schließlich der Nationalsozialisten noch die sozialistisch-kom­munistische Linke die Mehrheit erlangen könne. In diesen beiden Aemtern ist Stimmengleichheit vorhanden.

Ser Beginn der Rüstunssvause

Genf, 1. Nov. Am 1. November begann die Rüstungs­pause, die die September-Versammlung des Vi Verbundes nach eingehender und bewegter Debatte im Abrüstungsaus­schuß beschlossen hat. Die Regierungen, die an der Ab­rüstungskonferenz teilnehmen werden, sind in Verfolg die­ses Beschlusses vom Völkerbundsrat aufgefordert worden,

scheu System kann eine Verminderung der Arbeitslosigkeit f erst durch eine mehr oder weniger erhebliche Kreditaus- : Weitung mit dem Ziele zusätzlicher Arbeitsbeschaffung her- : beigeführt werden, für die unter Beibehaltung unserer , Goldparität und selbst unter stärkster Herabsetzung der : Notendeckungsgrenzen im günstigsten Falle nur ein mäßi- j ger Spielraum vorhanden ist.

: Aus der nominellen Kostensenkung werden sich selbstver-

i stündlich wirtschaftliche Kräfte auslösen lassen. Gelingt sie i nicht, dann könnte es nicht ausbleiben, daß Deutschland sich i in nicht allzu ferner Zeit vor Entschlüsse gestellt sähe, an ! die man heute noch nicht zu Lenken wagt. Neben den Löh- i nen, die durchschnittlich noch eine zehnprozentige Senkungs- ^ reserve enthalten, neben den Steuern, deren Verringerung i ohne Verwaltungsumbau und Wirtschaftsbelebung nur in ^ begrenztem Umfange möglich ist, neben den Unternehmer- f gewinnen, die zum Teil überhaupt nicht mehr vorhanden, i teilweise auf ein Minimum zusammengeschmolzen sind, spie- i len in der Kostengestaltung der deutschen Wirtschaft die f Schuldzinsen eine große Rolle. Es ist Pflicht, diejenigen auf die Notwendigkeit eines freiwilligen Abbaues hinzuwei- f sen, die bisher allein den Vorteil von der Deflation in f Form erhöhter Realwerte ihrer festen Eoldforderungen ge- s habt haben. Sie können dabei nur gewinnen. Näher als : eine Inflation steht der Konkurs der deutschen Wirtschaft, f Er muß eintreten, wenn entweder die fortgesetzte Deflation ^ im Innern zu immer stärkerer Auflösung seines Wirtschajrs-- f und Arbeitsgefllges führt oder wenn trotz aller Verjchär- s fung der Devisengesetzgebung der Goldwährung die Grund- ! läge enrzogen wird.

: Auf all diese Dinge muß, fern von allem Optimismus

f und Pessimismus, um der Klarheit willen hingewiesen - werden. Endet das Stillhalte-Abkommen ohne tragbare i Neuregelung und werden der Reichsbank die Rediskont- j kredite entzogen, die mit 620 Millionen RM. mehr als : zwei Fünftel ihrer Deckungsunterlagen ausmachen, jo wäre ; das Auslandsmoratorium unvermeidlich. Geht die Ent- i Wicklung weiter ihren alten Lauf, dann wird die Zwangs- : Herabsetzung der Schuldzinsen, der ausländischen wie der i inländischen, für Deutschland einen Weg zur Rettung dar- s stellen.

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