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SWem. Mzeiger flr die BeMe Ra-sld. Ealm s. FkkkdMM — Amtsblatt skr den Bezirk Raiald a. MkaNeiz-Stad
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Kurnrnev
Attensteig, Samstag von 3t. Oktober 1S31
I 84. Jahrgang
M kommende RepmalioMonserem
Berlin, 30. Okt. Zu den in der deutschen und ausländischen Presse umlaufenden Nachrichten über die kommende Regelung des Revarationsproblems wird von unterrichteter Seite mitgeteilt, daß der deutsche Botschafter in Paris, von Lösch, nicht den Auftrag erhalten bat, die Einberufung des beratenden Sonderausschusses der BIZ. zu beantragen. Botschafter von Lösch wird beute in Berlin eintreffen und mit dem revarationspolitischen Ausschuß des Reichskabinetts Besprechungen haben.
Im übrigen ist man in politischen Kreisen der Auffassung, daß, wenn tatsächlich der beratende Sonderausschuß zusammenberufen werde, er zu keinerlei anderen Ergebnissen kommen könnre, als die bisherigen Sachverständigengutachten.
So hat z. V. der Bericht der Wiggins-Kommission das Problem, das jetzt erneut zur Diskussion steht, bereits im August klar und deutlich umrissen, indem er von der untrennbaren Verbundenheit der deutschen Wirtschaft mit der Weltwirtschaft ausgeht und eine Sanierung Deutschlands für undurchführbar bezeichnet und zu diesem Zweck den Abbau der äußeren Schuldenlast Deutschlands fordert.
Amerika zur Aeuderung des Reparatiousabkommens
Neuyork, 30. Okt. Ein längerer Washingtoner Bericht der „Lerald Tribüne" betont auf Grund von Informationen aus höchsten Regierungskreisen den dringenden Wunsch der Regierung, daß Deutschland ohne Säumen die Initiative zur Aende- rung des Reparatiousabkommens durch den Voungplanapparat ergreife. Gleichzeitig wird erneur versichert, die Regierung werde die Revision der Kriegsschulden unter Zugrundelegung der Zahlungsfähigkeit anstreben, ungeachtet des Widerstandes aus Kon- sreßkreisen gegen weitere Konzessionen. Als Beispiel dieses Widerstandes bringen die Blätter die gestrige Rede des Kongreßmitgliedes und Vorsitzenden des Bankausschusses, Mc. Fadden, der die Verabredungen zwischen Loover und Laval schar? kritisierte und die Behauptung aufstellte. Frankreich bereite aufgrund der Washingtoner Konferenzen die Unterbringung von 2 Milliarden doungplanobligationen vor, obwohl Amerika europäischer Anleihen überdrüssig sei.
Botschafter von Hoesch in Berlin
Berlin» 30. Okt. Botschafter von Hoesch ist am Freitag abend in Berlin eingetroffen. Er wird voraussichtlich schon am Samstag wieder nach Paris Weiterreisen, damit ei gleich nach der Ankunft Lavals die reparationspolitischer Besprechungen aufnehmen kann, i während seines Aufenthaltes in Berlin vorbereitet werden sollen. Zunächst wird Dr. von Hoesch natürlich den Reichskanzler und der Staatssekretär von Bülow besuchen. An diese Unterhaltungen wird sich dann morgen eine Sitzung des Neparations- ausschusses des Reichskabinetts anschlietzen, in der die Instruktionen sestgelegt werden, die der Botschafter für die diplomatische Fühlungnahme mit der französischen Regierung braucht.
ReWverbmid der Mustrte zur Lage
Berlin, 30. Okt. Das Präsidium des Verbandes der Deutschen Industrie trat zum erstenmal unter dem Vorsitz des Herrn Krupp von Bohlen und Halbach zu einer Sitzung zusammen. Eine eingehende Aussprache über die gegenwärtige wirtschaftliche Lage wurde durch einen Bericht von Geheimrat Dr. Kastl über die innerdeutschen und internationalen Ereignisse der letzten Zeit eingeleitet. Das Präsidium stellte sich auf den Standpunkt, datz zwischen dem Zwang zu innerdeutschen Konsolidierungsmaßnah- men und der Notwendigkeit, mit größter Energie an der lleber- windung der internationalen Schwierigkeiten mitzuarbeiten, ein unlösbarer Zusammenhang bestünde. Es sei ebenso wichtig, endlich die Grundlagen für eine Anpassung der deutschen Produktionskosten an dem insbesondere durch das Vorgehen Englands verschärften internationalen Wettbewerb zu schaffen, wie zu einer Beseitigung der internationalen Kreditkrise und zu einer Wiederherstellung der internationalen Wiihrnngsstablität zu gelangen. Wenn diese Ptobleme nicht schleunigst durch internationale Zusammenarbeit gelöst würden, dann möge Deutschland unbedingt eine energische Initiative ergreifen. Dies gelte vor allem auch für die Reparationssrage, bei der durch die Verhandlungen zwischen Hoover und Laval Deutschland die Initiative zugeschoben worden sei.
Zn der Wiihrungsfrase halte es das Präsidium nach wie vor für undiskutierbsr, daß Deutschland etwa dem englischen Beispiel folge. Der Weg der Erhaltung der deutschen Währung sei zwar hart,' aber jedes Experiment auf wäbrungsvolitischem Gebiete stelle ein Verbrechen am deutschen Volke dar. Das Präsidium des Reichsverbandes wurde beauftragt, die maßgebenden amtlichen Stellen erneut mit allem Nachdruck auf Sen Ernst der Lage hinzuweisen, der schleunigstes positives Landein erfordere. Daraufhin bat bereits heute vormittag eine Besprechung mit dem Reichswirtschaftsministerium stattgefunden, an der die Herren Krupp von Bohlen, Dr. Silverbers, Frowein, Laus Kraemer, Geheimrat Dr. Kastl und Dr. Herl« teilnahmen.
BeMjglma der AMMelm WirMMbkirat
Beginn der Arbeiten
Berlin» 30. Oktober. Die Eeneralaussprache des Wirtschaftsbeirates wurde heute nachmittag unter Vorsitz des Herrn Reichspräsidenten zu Ende geführt.
Es wurde ein erster Ausschuß eingesetzt, der sich sofort mit den Stillhalteproblemen befassen soll und unter Vorsitz des Reichskanzlers Dr. Brüning morgen früh seine Beratungen aufgrund der Vorschläge der Reichsregierung be-
- ginnen wird. Diesem Ausschuß werden die Mitglieder des ^ Wirtschaftsbeirates Dr. Pferdmenges, Dr. Schmitt» Dr. , Schmitz und Dr. Silverberg angehören, zu denen noch einige s weitere Sachverständige treten werden.
s Die übrigen dem Wirtschaftsbeirat zur Begutachtung
- vorzulegenden Punkte werden in zwei weiteren Ausschüssen
- behandelt, die die Reichsregierung im Laufe der nächsten ! Woche einberufen wird.
' Nach Abschluß der Ausschußarbeiten ist eine Schlußaus- i spräche unter Vorsitz des Herrn Reichspräsidenten in Aus-
- sicht genommen.
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i Der zweite Tag der Wirtschastsverhandlungen
; Die Bedeutung des Ersten Ausschußes
- Berlin, 31. Oktober. Wie wir erfahren, werden die Bera-
> tungen des ersten Ausschusses des Wirtschaftsbeirates, der gestern
> abend eingesetzt wurde, voraussichtlich vier Tage in Anspruch ' nehmen. Unter den Sachverständigen, die nach der amtlichen i Mitteilung noch hinzugezogen werden sollen, ist natürlich in ; erster Linie die Reichsbankleitung zu verstehen; außerdem wer-
- den aber auch noch Fachleute des privaten Bankgewerbes be- ^ fragt werden.
' Bekanntlich hatte man angenommen, Laß am Freitag abend
- bereits alle drei Ausschüsse eingesetzt werden würden; das ist
> aber nicht geschehen. Damit ist natürlich Anlaß zu mancherlei j Kombinationen gegeben. Richtig ist, daß der Kanzler immer
- die Absicht gehabt hat, die Frage der Stillhaltnng bevorzugt zu ! behandeln, damit man nicht eines Tages vor Ueberraschungen s steht, die das deutsche Wirtschaftsleben wieder in eine Situation
z zalEi über dle vvWche Lage
i Warschau, 30. Okt. Außenminister Zaleski gab im Auswärtiger
- Sejmausschuß seinen Rechenschaftsbericht. Zaleski begrüßte di« s negative Haltung des Völkerbundes zum Versuch der Schaffung
- einer deutsch-österreichischen Zollunion, stellte aber auch fest, daß , der Genfer Bund auf keine bedeutenden Ergebnisse bei der Be- s kämpfung der Wirtschaftskrise zurückblicken könne. Der Minister s betonte sodann die vollkommene Uebereinstimmung der volni- ! scheu Anschauungen mit denen der Staatsmänner Frankreichs, s Auf das Verhältnis zu Deutschland übergehend, stellte Zaleski j fest, daß die aufgeklärte öffentliche Meinung Polens volles Verständnis für die Handlungen jener deutschen Kräfte zeige, die sich
E Rechenschaft geben von der Notwendigkeit einer europäischen So-
- lidarität und die Wege suchen zu einer positiven, dauerhaften Zu-
- sammenarbeit mir den Nachbarn. Zaleski stellte die Frage, ob
- Polen in der gleichen Zeit von Seiten des Reiches eine gleiche ! Stellungnahme zuteil geworden sei. oder ob Deutschland nicht i vielmehr sogar die Beziehungen Polens zu anderen Nachbarn in ^ anderem Sinne beeinflußt habe (!)
r Bezüglich des Verhältnisses Polens zu Sowjetrußland erklärte > Zaleski. die polnische Regierung sei nach wie vor bereit, einen ! Nichtangriffspakt zu unterzeichnen.
Die SKweir wartet noch ab
? Basel, 30. Okt. Der schweizerische Vundesrar beschäftigte sich in ; seiner Sitzung am Freitag vormittag eingehend mit den deutsch- ' schweizerischen Handelsvertragsverhandlungen. Am Schluß der s Sitzung wurde eine Mitteilung ausgegeben, in der zunächst die : gegenseitige Ein- und Ausfuhr beziffert und die darauf begrün- j dete schweizerische Forderung nach ZollkontiUgenten erwähnt ! wird. Man habe einen entsprechenden Entwurf eines Vorabkom- s mens aufgestellt, den Deutschland jedoch abgelehnt habe aus der
- grundlegenden Erwägung heraus, daß Deutschland zur Bezab- s lung seiner privaten und politischen Auslandsverpflichtnngen auf ! einen Ausfuhrüberschuß unbedingt angewiesen sei und daher ei- i ner allgemeinen einseitigen Beschränkung der deutschen Ausfuhr i nicht zustimmen könne. Die deutsche Reichsregierung habe sich ! gleichzeitig bereit erklärt, die Verhandlungen über einen Aus-
- gleich des gegenseitigen Warenaustausches auf einer anderen
- Grundlage fortzusetzen, ohne indessen eine solche anzugeben. Es ; beißt dann weiter: „Die Gefahr einer übermäßigen Einfuhr ist s für unser Land in der gegenwärtigen Lage so groß, daß der Bun- > desrat die Verantwortlichkeit für die Fortdauer dieser Berhiilt- ! niste nicht übernehmen kann. Cr wartet noch die Antwort auf s eine an Deutschland gestellte Anfrage ab. «m in seiner nächste» j Sitzung definitiv Beschluß rn fasten."
des ersten Ausschusses
bringen könnten, ähnlich der, wie wir sie im Juli erlebt haben. Dr. Brüning hat unseres Wissens immer daran gedacht, diese Frage schon um den ersten November herum tu Angriff nehmen
- zu lassen. Er dürfte in der Ansicht noch dadurch bestärkt worden sein, daß — worüber ja in den letzten Tagen bereits Andeutungen zu hören waren doch mehr Kredite zurückgezogen worden sind, als eigentlich zu erwarten war. Daneben bestehen natürlich auch Beziehungen zu den außenpolitischen Problemen, die mit der Anwesenheit des deutschen Botschafters von Hösch in Berlin Zusammenhängen. Je stärker die Sicherungen auf dem
^ Gebiet der Stillhaltung sind, umso ruhiger kann die Reichs-
- regierung natürlich den reparationspolitischen Verhandlungen ' entgegensehen.
: Man weiß, daß der Kanzler für alle großen Entschließungen
' die ruhige Ueberlegung voreiligen und überhasteten Entschei-
- düngen vorzieht. Offenbar hat er deshalb die Stillhaltefrage in den Vordergrund geschoben und die Einsetzung der beiden
- großen Ausschüsse zeitlich zurücktreten lassen. Diese Ausschüße
- werden voraussichtlich Mitte der nächsten Woche gebildet werden und dann am Donnerstag praktisch in die Erscheinung treten.
' In der Zusammensetzung kommt übrigens zum Ausdruck, daß : Dr. Brüning, wie wir bereits gestern unterstrichen, die Führung
- auch im Wirtschaftsbeirat für die Reichsregierung in Anspruch ! nimmt. Die Ausschüsse werden zwar selbstverständlich im Ein- : vernehmen mit den Beteiligten gebildet, es ist aber nicht so, daß ' der Wirtschaftsbeirat als solcher sie znsammenstellt, vielmehr
scheint es, daß der Kanzler sich die letzte Entscheidung in dieser Beziehung Vorbehalten hat. Die zeitlich optimistische Beurtei- : lang, die am Donnerstag vorherrschte und dahin ging, daß die , Ausschüße bereits im Laufe der nächsten Woche ihre Berichte er- ' statten würden, ist damit allerdings hinfällig geworden. Man ; mutz damit rechneu, Laß die Beratungen des Wirtschaftsbeirates . immerhin bis mindestens Mitte November dauern werden, was j man vor dem Zusammentritt dieser Körperschaft ja auch erwar- ! tet hatte. Im ganzen überwog die sachlich günstige Beurteilung des Verlaufes der Verhandlungen auch gestern abend. Man wird nun die praktische Arbeit abwarten müssen, die mit der Einsetzung des ersten Ausschusses bereits in einen engeren Kreis verlegt worden ist.
M ein SWimMlerilchr
London, 3V. Okt. Wie Reuter aus Washington meldet, ist die offizielle Erklärung, daß die Vereinigten Staate» dem Völkerbundsplan einer einjährigen Riistüngspause zr>- stimmen, nach Genf telegraphiert worden.
Kopenhagen, 30. Okt. Der Minister des Neustem hat dem Sekretariat des Völkerbundes telegraphisch mitgeteilt,
daß die dänische Negierung dem Vorschlag des Völkerbundes über einen einjährigen Rüstungsstillstand ab 1. November d. Z. ohne Vorbehalt ihre Zustimmung gibt.
Stockholm, 30. Oktoher. Das Außenministerium hat dem Eeneralsekretariat des Völkerbundes mitgeteilt, daß Schweden den Vorschlag auf Abhaltung eines Rüstungsfeierjahres zustimmt.
Rom, 30. Oktober. Nach einer Meldung der „Aganzia Stefani" hat die italienische Regierung dem Generalsekretär des Völkerbundes mitgeteilt, daß Italien den Vorschlag des Rüstungsfeierjahres annimmt, wie er von der Völkerbundsversammlung am 29. September beschlossen worden ist, und datz Italien sich verpflichtet, diese Entschließung auf ein Jahr bei seinen Rüstungen zu berücksichtigen. Am Schlüsse der Mitteilung an den Generalsekretär in Genf heißt es, bei dem Zugeständnis Italiens werde vorausgesetzt, daß die anderen Staaten sich in der gleichen Weise verpflichten.
Neues vom Tage
Die Arbeiten der Reichstagsausschüste
Berlin, 30 Okt. Die Ausschußarbeiten im Reichstag, die in Ser nächsten Woche beginnen, werden sich über den ganzen 'November verteilen und auch im Dezember noch fortgesetzt werden. Insbesondere wird der Haushaltsausschub. dessen Einberufung für Mitte November erwarter wird, für seine Arbeiten längere Zeit benötigen und noch über den November hinaus tagen. Ebenso ist der Kriegsbeschädigtenausschuß erst für den 30 November einberufen worden, um dann in eine gröbere Aussprach« über die Kriegsbeschädigtenversorgung, soweit sie durch die letzt« Notverordnung betroffen worden ist, einzutreten und auf Grund der vorliegenden Anträge eventuelle Abänderungswünsche zu äußern. Inzwischen bat auch der Verkebrsausschub eine Tagung anberaumt, und zwar für den 16. November. Es werden der Schenker-Verrrag und die Anträge Uber die Eisenbahnarbeiter löhne zur Beratung kommen.