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AUensteig, Samstag den Septemveio

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84« Jahrgang

Große Rede« am Genfer See

Ivo Zote bet einem Zroveasturm

Miami (Florida), 11. Sevt. Die Fluggejellschast Paname- rican Airways erhielt die inoffizielle Nachricht aus Belize in Britisch-Honduros, daß bei einem gestrigen Trovensturm 200 Menschen getötet worden seien.

Der Leiter der hiesigen Station des Panamerican Aiways er­klärte. die Radio-Verbindung mit der Station Belize, die seit gestern mittag unterbrochen war. sei jetzr wieder bergestellt und der Leiter des Flugfeldes Belize habe getunkt, daß Belize durch den Trovensturm zerstört und 200 Menschen umgekommen seien. Der genaue Zeitpunkt, wann der Tropensturm über Belize her­eingebrochen sei, sei noch unbekannt. Inzwischen wurde ein in San Salvador befindliches Flugzeug der Panamerican Airways beauftragt, alle verfügbaren Vorräte und Medikamente nach Belize zu schaffen.

4VV Tote in Belize

Miami, 11. September. Die Zahl der bei dem Tropen­sturm in Belize in Britisch-Honduras Getöteten wird nach den letzten Meldungen auf 400 geschätzt.

Die hier einlaufenden Nachrichten über die Sturmkata­strophe in Mittelamerika verdichten sich allmählich zu einem Bild grauenhafter Verwüstungen. In Belize allein dürf­ten mehrere hundert Verletzte zu beklagen fein. Der Sturm, der über die Stadt raste, hatte eine Geschwindigkeit von 100150 Meilen die Stunde. Begleitet war er von einer Springflut, die die Wassermengen bis zu zwei Meter Höhe lluftürmte und die Straßen überschwemmte. Mehr als ?ü Prozent aller Häuser sind eingestürzt und bergen unter « ihren Trümmern noch zahlreiche Einwohner. Wie es heißt, ? sollen auch mehrere amerikanische Priester unter den Opfern j sein. Die Hilfsmaßnahmen haben beeits eingesetzt.

Sie preußische Notverordnung

Berlin, 11. Sevt. Die Zeitschrift des Deutschen Beamtenbundes ist in der Lage, den authentischen Inhalt der preußischen Notver­ordnung, soweit sie die Personalersparnisse betrifft, zu veröffenr- lichen Aui dem Gebiete der Schule enthält die Preußenverord­nung folgende Maßnahmen: Bei den Volksschulen sollen noch in diesem Jahre 7000 Leürerftellen abgebaut werden. Dies soll n. a erreicht werden durch Heraufsetzung des Landesdurchschnit­tes der Klassenfrequenz von 12 auf 18 Schüler und durch Herab­setzung des Unterrichtsbedarfs. An den höheren Schulen sollen im Laufe des Haushaltsjahres durch Aenderung der Pflichtstun­denzahl der Lehrer und der Wochenstundenzahl der Schüler 3000 Lehrerstellen einsesvart werden. Bei den Berufsschulen ist vor­gesehen die Einschränkung des Unterrichtsbedarfs von acht auf sechs Stunden und die Erhöhung der Klassensrequenz auf 18 Schüler. Allgemein für alle Schularten wird die freie Versetz- barkeit aller Lehrer innerhalb der verschiedenen Schularten und von einer Gemeinde zur anderen eingeführt.

Ferner sind vorgesehen die Zusammenlegung gleichartiger An­stalten und schwacher OLerklassen, die Einschränkung von Hilfs- und Aufbauklassen und die Einschränkung des wahlfreien Unter­richtes. Die Stellenzulagen der Bolksfchullehrer werden ge­kürzt.

Englands Eanlrrimvsplan

London, 11. Sevt. Nach den Beratungen im Unterhaus schätzt Tnowden das Defizit für das kommende Finanzjahr 1932 bis 1833 auf 170 Millionen Pfund. Bei den indirekten Stenern wer­den die Abgaben auf Bier. Tabak und Benzin erhöbt, desgleichen die Lustbarkeitssteuer. Zur Erleichterung der Umwandlung der Kriegsanleihen sollen Maßnahmen getroffen werden. Im kom­menden Finanzjahr soll das veranschlagte Defizit von 170 Millio­nen in folgender Weise ausgeglichen werden: Ersparnisse 70 Millionen, Minderleistungen auf die Schuldendienste 20 Mil­lionen, neue Steuern 81,5 Millionen (darunter Erhöhung der Einkommensteuer, der Bier- und Tabaksteuer), so daß sich ei» Ueberschuß von 1,5 Millionen ergeben würde Der frühere Mini­ster Runciman schlug vor, ebenso wie im Weltkriege ein Ein­fuhrverbot für ausländische Luxuswaren zu erlassen, um di« Handelsbilanz zu verbessern und den Druck auf die britisch« Währung zu verringern. Das Unterhaus billigte schließlich ohne Abstimmung die von Snowdcn «nbeterbreiteten Haushaltsvor­lagen.

Ministerpräsident Macdonald beantragte am Freitag die An­nahme des Finanzgesetzentwurfes in zweiter Lesung. Er erklärte, seine Aufgabe sei heute nicht weniger unangenehm, als gestern diejenige Snowdens. Die Krise sei beseitigt, es bliebe aber noch viel zu tun. Das Gleichgewicht des Haushalts allein köne di« Ursachen der Ungewißheit nicht beseitigen. Die ganze Finanzlage müsse gesund sein. Er, Macdonald, würde solche Maßnahmen nie­mals vorgeschlagen haben, wenn es nicht eine nationale Not­wendigkeit wäre. Der Ministerpräsident betonte dann, die Be- I mgnis des Ministerrats, Verordnungen zu erlassen, sei unum- S oanglich nötig, um der Lage Herr zu werden. Macdonald betonte, j va» die 5proze«tigen automatischen Herabsetzungen der Staats- I vramtengehälter unter den Lebenshaltungskostenplan schon von i vvr letzten Regierung beschlossen worden waren. ' '

Briand spricht vor dem Völkerbund

Genf, 11. Sevt. In der Völkerbundsversammlung nahm Frei­tag gegen 10.30 Uhr der französische Außenminister Briand das Wort zu seiner angekündigten Rede. Nach ernteilenden Worten kam Briand auf die Weltwirtschaftskrise zu sprechen. Wenn es wahr ist. so führte er aus, daß die Völker eine Krise durchmachen o wäre es ungerecht, den Völkerbund dafür verantwortlich zu machen. Die Krise ist zuerst eine Folge des Krieges; andere Ur­sachen. die ich nicht anfzählen kann, haben mitgewirkt. Nach dem Kriege wurden die Völker von einer frenetischen Arbeitslust be­fallen. Sie haben produziert, ohne Methode, ohne Geist der Zusammenarbeit. Plötzlich ist man vor einer anarchistischen Lage, die Länder können die Waren nicht mehr absetzen. Man sucht nach Mitteln, man denkt an den Völkerbund, der einsvringen sollte. Der Völkerbund kann aber nicht Wunder wirken. Der Völ­kerbund kann nicht eine wirtschaftliche Selbstschöpiung vorneh­men. Man gibt beute überall zu, daß der Mangel an Solidarität die Krise verursacht hat. In solchen Augenblicken des Nieder­ganges denken die Gegner des Völkerbundes, daß die Stunde günstig sei, um gegen ihn vorzngeben. Die Gründer des Völker­bundes haben unter viel schlimmeren Verhältnissen gearbeitet, sie haben gegen Zweitel und Ironie kämmen müssen. Der Völ­kerbund hat sich aber nach und nach Vertrauen erworben Er ist jetzt iest genug, um den Kampf aufzunebmen. Wenn der Völker­bund unter Mißtrauen iallen sollte, so würde dre Geschichte der Menschheit eine schwarze Seite aufweisen. Die Völker wissen, daß der Völkerbund daran arbeitet, die Kriegsgefahren zu vermin­dern. Wenn man die jährlichen Berichte siebt, müßte man un­gerecht sein, wollte man dem Völkerbund vorwerfen, er habe seine Aufgabe nicht erfüllt. Letztes Jahr bat der Völkerbund grobe Probleme erledigt. Unter seinen Auspizien gab es Zu­sammenkünfte von Staatsmännern, wie gestern in Italien, in England, morgen in Deutschland. Dank des Völkerbundes haben diese Zusammenkünfte stattfinden können. Es wäre nicht gut. wollten gewisse Nationen sich isolieren, um gewisse Probleme zu behandeln, die den ganzen Völkerbund angeben.

Die moralische Seite des Problems ist von großer Bedeutung. Das ideologische Element bat cnt größerer Wichtigkeit als das materialistische. Wenn die Völker sich bekämpfen, so leidet die ganze Welt an einem llebel, das sich auf Handel und Wandel ausdehnt. Neulich hat man in Genf etwas in moralischem Sinne geschaffen: ein Manifest der Genfer Staatsmänner, in dem diese das Vertrauen in den Frieden ausgesprochen haben. Dieses Ma­nifest hat eine große wirtschaftliche Besserung verursacht. Wenn zwei Völker wie das deutsche und das französische seit fünf Jah­ren die Verständigung und Annäherung gesucht haben, so war dies nur möglich in der Atmosphäre des Völkerbundes. Ich rechne es mir zur groben Ehre an. an dieser Annäherung mitgearbeitet zu haben. Auch Großbritannien bat nie aufgebört, an diesem Ver­such der Annäherung der beiden Völker mirznarbeiten. Was an Annäherung erzielt worden ist. ist dank des Völkerbundes erzielt worden. In dieser Periode der Bemühungen um die Annäherung habe ich oft gegen Widerstände in den beiden Ländern kämpfen müssen. Ich habe einige Rückschläge erfahren. Doch dies darr nicht Staatsmänner in ihren Bemühungen hindern. Morgen werden die französischen Staatsmänner nach Deutschland gehen. Ich hoffe, daß diese Zusammenkunft glückliche Folgen haben wird. (Starker Beifall.) Man muß aber alles vermeiden, was das Vertrauen trüben könnte Wenn zwischen den Völkern Vertrauen herrscht, wenn man weiß, daß man ein Interesse daran hat, in internationalem Geiste zu handeln, so wird ein großer Fort­schritt erzielt werden.

Jetzt muß ich auf den Gegenstand eingehen, der Sie alle am meisten beschäftigt. Ich soll von der Konferenz über die Be­schränkung und Herabsetzung der Rüstungen sprechen. Frankreich denkt nicht daran, diese Konferenz zu vertagen. (Beifall.) Frank­reich wird nichts in diesem Sinne unternehmen. Wenn die Kon­ferenz nicht zustande kommen sollte, hätte der Völkerbund Kon­kurs angemeldet- Der Gedanke der Abrüstung hat große Fort­schritte in der Welt gemacht. Frankreich bat alles getan, um seine Rüstungen zu vermindern (!!). Der Abrüstungsgedanke bat gegen große Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Jedesmal bat aber Frankreich das seinige getan, um die Konferenz zu retten. Fetzt ist der Termin festgestellt: Man muß dort sein. Was die Urheber des Völkerbundes wollen, war der Friede, der sicher« Friede. Wenn der Friede gesichert sein wird, dann werden die Rüstungsausgaben unnötig sein. Die Völker werden dann durch Schiedsgerichtsbarkeit, nicht durch Waffengewalr ihre Gegensätze austragen. Es ist nicht zu leugnen. Laß Fortschritte in diesem Sinne erzielt wurden. Die Völker wollen den Frieden. Sie wol­len den Frieden, weil sie in Ruhe arbeiten wollen. Man kanr hoffen, daß die Abrüstungs-Konferenz zu konkreten Ergebnisser kommen wird. Frankreich hat an der Formel eines allgemeiner Schiedsgerichtsabkommens mitgearbeitet und bat dieses Abkonn. men unterzeichnet. Die Sicherheit ist ein Wort, um das man ge­stritten hat, man sagt, daß die Leute, die es gebrauchen. Lies tun, um nichts zu tun. Dieses Wort ist aber im Völkerbundssta­tut zu finden. Ich habe alles getan, um die Sicherheit zu erhö­hen. Da der Krieg fast als ein Verbrechen gebrandmarkt worden ist, vorher war er etwas normales ist ein grober Fort-

Kein Verständnis für die Wirtschaftsnot

schritr erreicht: es bleiben aber Fälle, wo der Krieg doch statt­finden kann. Dies ist eine Tatsache. Der Völkerbund bat ver- ^ sucht, diese Ungewißheit zu beseitigen Wenn das Genfer Proto- ; koll verwirklicht worden wäre, würde das Problem der bevor- < stehenden Abrüstungskonferenz sehr erleichtert werden. Was aber s versäumt worden ist kann vielleicht auf andere Weise zustande s gebracht werden. Wenn am 2. Februar 1932 alle Nationen bier f versammelt sein werden, um das doppelte Problem der Be- i schränkung der Rüstungen zu behandeln, so wird eine Schick- j salsstunde geschlagen haben. Sie müssen dann das starke Wort I aussvrechen: Kein Krieg mehr, in keinem Falle darf der Krieg ! dieses Verbrechen, möglich sein! Wir sind bereit, alles zu tun, « um die notwendigen Bedingungen der Sicherheit zu scharfen, i Dann werden die Völker sich freuen können, illuminieren kön­nen. Die Lage wird nicht mehr durch das Risiko eines Krieges verfinstert werden.

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Der Eindruck der Briand-Reds

Genf, 11. Sevt. Die Rede Briands war wieder ein Hobes Lied auf den Völkerbund, weniger auf die Europa-Union, die in ihrer jetzigen Form eines Völkerbundsausschusses, der sich mit sehr nüchternen Dingen, wie z. B. Hypotbekarkrediten befaßt, den bochfliegenden Plänen nicht gerecht wird, die Briand noch im vorigen Jahre verfolgt hat. Seine Bemerkungen über die deutsch­französischen Beziehungen und sein nochmaliges Eintreten für die deutsch-französische Zusammenarbeit wurden von der Versamm­lung wiederholt mit Beifall ausgenommen, besonders die Stelle, wo er seine eigene Rolle im Dienste der deutsch-französischen Ver­ständigung kennzeichnete, und dieses Werk als die Krönung sei­ner politischen Lebensaufgabe hinstellte. Den Berliner Besuch erwähnte er zweimal und ließ erkennen, daß diese Zusammen­kunft als sicher anzuseben sei. Briand hat sich, abgesehen von ei­ner kleinen Anspielung auf die deutsch-österreichische Zollunions- irage bemüht, die Vergangenheit ruhen zu lassen.

Annahme des deutschen Minderheitsautrages in Genf

Genf, 11. Sevt. Zu Beginn der heutigen Vormittagssitzung der Völkerbundsversammlung wurde der deutsche Antrag, die Frage« des Minderbettenschutzes dem sechsten Ausschuß zu überweise«, ruf Vorschlag des Präsidenten, ohne Aussprache angenommen. Zn gleicher Weise wurde mit dem norwegischen Antrag auf Pru­nns der Mandatsfragen verfahren.

Mexiko tritt dem Völkerbund bei

Genf, 11. Sem. Zum Schluß der Völkerbundssttzung am Frei­tag, teilte der Präsident mit. daß ei« Telegramm der mexikani­schen Regierung eingegangen sei, wonach diese die Einladung zum Eintritt in den Völkerbund annehme. Der Präsident kündigte an. daß über die formelle Behandlung dieser Antwort in den nächsten Tagen vom Völkerbunde ein Beschluß gefaßt werde.

»Ist das Abrüstung?"

Berlin. 11. Sevt. DieGermania" nennt die Ausführungen Briands in der Völkerbundsversammlung eineenttäuschende Rede". Was der französische Außenminister über den Völkerbund gesagt habe, habe mehr nach Verteidigung als nach positiven Er­wartungen geklungen. Die Außenpolitik Frankeichs werde heute sehr stark von Persönlichkeiten wie Laval, Flandin und Fran­cois Poncet mitbestiinmt. Das mag Briand bedrückt haben und die Zurückhaltung erklären, die er sich bisher in Genf auferlegt habe. Dennoch wäre es falsch. Briands gegenwärtigen Einfluß zu unterschätzen. Es erscheine ebenso wichtig was er gesagt, als was er verschwiegen habe. Kern Wort über den Vorschlag Eran- dis. der in den Ausführungen von Lord Cecil eine so große Rolle spielte. Kein Wort von der Reparations- »nd Schulden­frage. welche für alle Länder außerhalb Frankreichs das Kern­problem der gegenwärtigen Krise darstellt. Während Europa ans den Fugen gehe, während man in Deutschland, England, Italien der Frage nachsinne, wie man Uber den kommenden Winter hinwegkomme, grabe Briand den schönen Leichnam de- Genfer Protokolls wieder aus, den man vor 7 Jahren glücklich begraben habe. Nichts gelernt und nichts vergessen! Die Abrü­stungsarbeit werde durch Briands neuen Vorstoß mit einer wei­teren Hypothek belastet.

Am SamStag Lurtius-Rede M Gens

Genf 11. Sevt. Di« Völkerbundsversammlung bot Freitag nachmittag das Bild ziemlich großer Jnteressenlosigkeit. Die Tri­bünen waren fast leer; die Plätze der Delegierten wiesen grobe Lücken auf. Es gelang nur dem ersten Redner, dem spanische« Delegierten und Botschafter in Washington, Maderiaga, mit ei­nigen geistvollen Ausführungen über den Völkerbundsgedank«« die Aufmerksamkeit der erschienenen Zuhörer eine reitlang «mf sich zu lenken. Maderiaga sprach sich in ziemlich positiver Weise