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Kummer 202

AUeusteig» Montag den 3 t. August 1931

84. Kahrgang

Mas Zeppelins" Eüdamerikaslug

Friedrichshofen, 29. Ans. Das Luftschiff Graf Zeppelin ist am Samsiag abend um 21.36 Uhr unter Führung von Dr. Eckener ,«r Südamerikafahrt gestartet. An Bord sind außer der Besatzung zwölk Fahrtteilnehmer.

Das Luitichiff befand sich um 22.15 Uhr über Schaffhausen, um 22.25 Uhr über Waldshut und um 22.55 Uhr über Basel.

lleber Frankreich

Paris, 30. Aug. Das Luftschiff Graf Zeppelin hat in der Nacht zum Sonntag Südfrankreich überflogen. 10 Minuten nach Mit- tern passierte es Besancon, 2.10 Uhr Lyon, 3.30 Uhr Orange, 4.31 Uür Arles, 5.13 Uhr St. Moritz de la mer. Um 8.10 Ubr wurde das Luftschiff Uber dem Mittelländischen Meer in Rich> tmis auf die Balearischen Inseln gesichtet..

An der spanischen Küste

An Bord des Luftschiffes Gras Zeppelin, 30. Aug. Das Luft­schiff Graf Zeppelin fährt mit 120 Stundenkilometern bei strah­lender Sonne und völliger Windstille an der spanischen Ostküste entlang. Um 11 Ubr befand sich Graf Zeppelin auf 37 Grad 12 Minuten nördlicher Breite und 30 Minuten westlicher Länge (westsüdwestlich vor Lartbagena) Die Fahrt ist bisher mit größ­ter Gleichmäßigkeit verkaufen.

Graf Zeppelin" über dem Ozean

Friedrichshafen, 30. Aug. Das Luftschiff Graf Zeppe­lin gab Sonntag um 17 Uhr MEZ. eine Standortmeldung, nach der es sich um diese Zeit 35 Grad 42 Minuten Nord und 6 Grad kt Minuten West befand.

Standortmeldung desGraf Zeppelin"

An Bord desGraf Zeppelin", 30. August. 21 Uhr 31 Grad 10 Minuten nördlicher Breite, 11 Grad 10 Minu­ten westlicher Länge. 70 Seemeilen Stundengeschwindig­keit. Kurs auf Kanarische Inseln. Hoffen, sie etwa gegen 3 Uhr morgen früh zu erreichen. Alles in Ordnung.

Eine interessante Neuerung im Luftpostverkehr

An Bord desGraf Zeppelin", 30. August. Im Luft­postverkehr wird eine wichtige Neuerung angekündigt. Das LuftschiffGraf Zeppelin" wird von seiner nächsten Fahrt ab vier Tage in Pernambuco auf Antwortpost warten. Dadurch werden die Eeschäfstleute innerhalb von zwölf Tagen in den Besitz von Antwort aus Südamerika gelangen.

Dir deutsche Delegation für Senf

Berlin, 29. Aus. Wie wir erfahren, wird die deutsche Delega­tion für Genf diesmal umfangreicher sein als bei den gewöhnli­chen Ratstagungen. Das hat seinen Grund natürlich darin, daß es sich jetzt um 4 Tagungen handelt, nämlich um die 12. Bundes­versammlung, die 61. Ratstagung, die vor der Bundesversamm­lung, und die 65. Ratstagung, die nach der Bundesversamm­lung stattfindet. Dazu kommen dann noch die Sitzungen des Europa-Komitees. Während Frankreich zu diesen Tagungen so­gar drei aktive Minister entsendet, wird von den Mitgliedern des Reichskabinetts nur Reichsminister Dr. Curtius nach tsienj fahren. Außer ihm besteht die deutsche Delegation für die Bun­desversammlung noch aus dem Botschafter a. D. Graf Vern- storss und Ministerialdirektor Dr. Gauß. Ersatzdelegierte sind die Gesandten Göppert, von Mutius und Freiherr von Weiz­säcker. Dazu kommen als Sachverständige der Bankier Dr. Mel­chior, der Deutschland bekanntlich bei den Baseler Sachverständi­genverhandlungen vertrat. Dr. Lammers vom Reichsverband der deutschen Industrie. Frau von Lahn-Harnack und Professor Dr. Mendelssohn-Bartholdv. In diesem Zusammenhang muß erwähnt werden, daß bei der Bundesversammlung allein sechs Kommissionen mit Delegierten und Sachverständigen besetzt wer­den müssen. Für die beiden Ratstagungen und die Europataguns reisen folgende Herren nach Genf: Ministerialdirektor Dr. Posse vom Reichswirtschaftsministerium, Ministerialdirektor Dr. Rit­ter, Ministerialdirektor Meyer, sowie Gesandter Freytag und Eeheimrat Noebel vom Auswärtigen Amt als Sachverständiger tür die mit Polen zusammenhängenden Minderheitenfragen, Ministerialrat Becker vom Reichsfinanzministerium. Für die Presseabteilung der Reichsregierung begeben sich Ministerialdrek- tor Dr. Zechlin, Oberregierungsrat Dr. Heide und der Referent Biermann nach Genf. Reichsaußenminister Dr. Eurtius wird von persönlichen Referenten Geheimrat Reinebeck begleitet.

Generalsekretär der Delegation fungiert diesmal der neue Referent für den Völkerbund. Geheimrat von Kamvboevener.

Die deutsche und die österreichische Delegation in Genf eingetroffen

Genf, 30. Aug. Der deutsche Außenminister Dr. Curtius ist M den Mitgliedern der deutschen Völkerbundsdelegation Sonn­sag mittag in Genf eingetroffen. Am Babnbof wurde der Mini­ster von dem Untergeneralsekretär im Völkerbundssekretariat Du- 'our-Feronce, und dem deutschen Generalkonsul in Genf. Dr. Böllers, begrüßt. Zahlreiche Angehörige der deutschen Kolonie, der deutschen Studentenschaft, des Völkerbundssekretariats und

rparzwang llik die Gemeint«!

Die Richtlinie» zur Notverordnung über die Sicherung der Haushalte

Der Reichsfinanzminister hat den Länderregierungen die Richt­linien zu der Notverordnung des Reichspräsidenten zur Sicherung der Hausbalte von Ländern und Gemeinden übersandt. Die Richtlinien geben davon aus, daß die Haushalte der Länder und Gemeinden unbedingt ausgeglichen werden müssen. Auslands­und Inlandsanleihen für die Zwecke der öffentlichen Verwal­tung ständen in absehbarer Zeit nicht zur Verfügung. Der Aus­gleich könne daher in der Hauptsache nur durch Abstriche auf der Ausgabenseite erfolgen. Mit dem Einsatz einer Svaraktion größ­ten Ausmaßes müsse sofort begonnen werden. Auf seiten der Gemeinden hätten die Landesregierungen nunmehr die Mög­lichkeit, im Wege der Uebertragung eigener Befugnisse die Ge­meindevorsteher zu selbständigen Sparmaßnahmen zu ermäch­tigen und Bestrebungen, die der Svarnotwendigkeit entgegen- steben, auszuschalten. In Tarifverträge dürfe nicht eingegrifsen werden. Dem Haushaltsausgleich dienten Vertragsänderungen auch dann, wenn sie dem betreffenden Haushalt nur mittelbar zugute kämen. Wen also Tbearerbetriebe in Gesellschaftsform, Betriebe. Wirtschaftsunternehmungen usw. kommunale Zuschüsse erfordern, dann dürfen auch die Personalverträge dieser Betriebe geändert werden, um die Zuschüsse zu verringern oder die Ge­winne zu erhöben.

So weit die Gehälter der Eemeindebeamten höher seien als die vergleichbaren Gehälter des Reiches und der Länder, könnten lm Wese der Verordnung oder der Aufsicht diese Bezüge den übrigen Gehältern angeglichen werden. Im übrigen kämen als Verwaltungsmabnabmen insbesondere in Betracht Einstellungs- sverre, Beförderungssverre, Stellenwechsel. Entlassungen und Kündigungen von Angestellten und Arbeitern usw. Des weiteren wird entsprechend ein Vorschlag des Städtetages geprüft werden müssen, inwieweit der Behördenavvarat mit Rücksicht auf die künftige Finanzlage noch aufrechterhalten werden könne. Die öffentlichen Mittel für Wohnungsbau und andere Bauausgaben müßten eingeschränkr werden. Die Vorschläge des Städtetages für die Einschränkung der Schullasten müssen von den Länder­regierungen eingehend geprüft werden. Auf dem Gebiete der Justiz seien unter Umständen die Kosten der Rechtspflege durch die Justizreiorm herabzusetzen. Auf dem Gebiete der Wohlfahrts­pflege müßten die vertretbaren Einschränkungen vorgenommen werden. Die Reichsregierung sei bereit, für die Gemeinden

durch eine llmschuldnngsaktion, deren Ausm- und Verfahren noch Vorbehalten bleiben müsse, helfend einzugreifen. Länder und Gemeinden würden sich bis dahin rechtzeitig mit ihren Gläu­bigern über die Verlängerung des Kredits zu einigen haben. Die Reichsregierung wird Ländern und Gemeinden nur in den Fällen einer Umschuldungsaktion oder eines Sonderausschusses ,u den Kosten der Woblfabrtserwerbslosenfllrsorge eine finan­zielle Hilfe leisten. Auch auf dem Eebiere der Woblfabrtslasten könne nur dort mit Unterstützungen eingegriffen werden, wo so­wohl im Lande als auch in der betreffenden Gemeinde zum Etatsausgleich Erforderliche getan worden sei.

Eia EnWaldungsvvrWag

Berlin, 29. Aug. ImDeutschen Volkswirt" macht Generaldi­rektor Silverberg einen Vorschlag zur Heilung der öffentlichen Finanzen.

Silverberg iaßt seine Vorschläge in folgende vier Punkie zu­sammen:

1 . sämtliche deutschen Banken und Bankiers werden verpflich­tet, ihre kurz- und mittelfristigen Markiorderungen gegen Län­der und Gemeinden an das Reich (Reichsschuldenoerwaltungl zu übertragen. Diese Forderungen belaufen sich aui etwa zwei Milliarden Mark:

2. das Reich gibt dafür den Banken stebenvrozentige fünf Jahre laufende Reichsschatzanweisungen,

3. die Neichsschuldenverwattnng trifft mit den Ländern und Gemeinden, den neuen Schuldnern des Reichs. Vereinbarungen über Verzinsung und Tilgung der Schulden:

4. zu angemessener Zeit aber möglichst bald, wandelt das Reich seine gesonnen Jnlandsschulden. lenschlietztich der neuen Bervilichlungen aus Schatzanweisungen, um in eine einheitliche l^orozeutige steuerfreie Reichsanleihe, die mit einem halben Prozent getilgt wird. Für den Zinsen- und Tilgungsdienst die­ser Reichsanleibe wird der Reichsschuldenverwaltung die Um­satzsteuer überwiesen.

Wenn die Gemeinden auf diese Weise durch das Reich von ihren drückenden Verbindlichkeiten gelöst sind, soll als Gegenlei­stung die Kreditaufsicht erbeblich verschärft werden.

der Presse bereiteten dem Minister und seiner Begleitung einen herzlichen Emviang. Der Minister begab sich ins Hotel Metro­pole

Gleichzeitig mit Dr. Curtius ist der österreichische Vizekanzler Dr. Schober in Genf eingetroiien. Der österreichischen Delegation gehören außer Dr. Schober der ehemalige Vundesminister für Finanzen. Dr. Juch und Sektionschef Dr. Schüller an.

Eröffnung -es europäischen Minderheiteil-Kongresses

Genf, 29. Aug. Der 7. Europäische Nationalitäten-Kongreß wurde von dnem Vorsitzenden Wilfan eröffnet. Bei der Aufzäh­lung der auf dem Kongreß vertretenen Volksgruppen wurde ins­besondere die stark erschienene Delegation der Katalanen begrüßt. Wilfan lenkte in seiner längeren Rede die Aufmerksamkeit aus die dem Kongreß in Buchform vorliegende Sammlung von Be­richten über die Lage von 10 Nationalitäten, die 14 Völkern und 14 europäischen Staaten angehören. Es bandelt sich hier um den ersten Versuch, die grobe Mehrheit aller europäischen Nationali­täten in einer gemeinsamen Publikation zu Worte kommen zu lasten. Die Veröffentlichung enthält authentisches Material über die ethnographischen, nationalen und soziologischen Ver­hältnisse in vielen Teilen des heutigen Europas. Wilfan er­klärte, diese Veröffentlichung lege den Finger aui die Wunde des Nationalitätenvroblems. Sie zeige die Zerrissenheit de» heutigen Europas. Man sehe daraus, daß die Entwicklung zu ei­ner wirklichen Lösung der Minderbeitsfrage nur langsam vor­wärts gebe.

Arbeit für r ; nnn Berliner Bauarbeiter?

Berlin, 31. August. Von einem ernsten Projekt, das eine Wiederankurbelung der Wirtschaft verspreche, weiß dieMontagspost" zu berichten. Es soll nämlich die Ber­liner Bauwirtschaft in Gang gebracht werden, wodurch die Einstellung von 75 000 zur Zeit erwerbslosen Bauarbei­tern ermöglicht würde. Das Projekt, das von Stadtbau­rat Martin Wagner stamme und das Oberbürgermeister Sahm einzelnen Magistratsmitgliedern bereits zur Be­gutachtung überreicht habe, sieht dem genannten Blatt zu­folge u. a. folgende Maßnahmen der Stadt vor: Eine der bereits bestehenden städtischen Ballgesellschaften soll

unter der Leitung eines Baukommissars ganz auf die Par­zellierung und Bebauung städtischen Vorstadtbodens um­gestellt werden. Die Gesellschaft arbeitet Kleinwohnhäuser aus, die industriell in Serien hergestellt werden, und bei deren Anfertigung und Aufstellung in erster Linie arbeits­lose Facharbeiter und Hilfsarbeiter beschäftigt werden sol­len. Bei der Städt. Sparkasse wird sofort eine Bauspar­kasse gebildet. Grund und Boden wird an die Siedler so lange billig in Pacht gegeben, bis der Kaufpreis durch Tilgungsraten beglichen ist. Besonderes Augenmerk wen­det das Bauprogramm der Reparaturbedürstigkeit vieler Berliner Häuser zu. Das Programm regt einen Reparatur­zwang an, wodurch allein reichlich 20 000 Bauarbeiter Be­schäftigung finden würden. Das Baukapital für dieses Notstandsprogramm soll nach dem Projekt des Stadtbau­rats folgenden Quellen entnommen werden: Mittel aus der Erwerbslosen- und Wohlfahrtsunterstützung, Kündi­gung von Hauszinssteuerhypotheken bei solchen Haus­besitzern, bei denen die Voraussetzungen einer Bewilligung nicht mehr zutreffen, Erhöhung des Zinssatzes der Haus­zinssteuerhypotheken bei allen Wohnbauten, die auf der Grundlage einer Miete von 9 Mark pro Quadratmeter und darunter finanziert worden sind, bis zu einem Miet­satz von 910 Mark pro Quadratmeter. Dem Eigen­kapital von Baulustigen und dem Eigenkapital von Bau­unternehmern. Das Vauprogramm verlangt Einsetzung eines Baukommissars, der freier, unbürokratisch, schnell und zweckmäßig handeln könne.

Von der Dresdener Bank

Dresden, 29. Aug. In der außerordentlichen Generalversamm­lung der Dresdner Bank wurde der zwischen der Re-chsregierung und der Dresdner Bank abgeschlossene Vertrag, wonach die Reichsregierung 3VV Millionen Reichsmark stebenvrozentige Vor­zugsaktien der Dresdner Bank übernimmt, verlesen. Eine schwa­che Opposition wandte sich gegen die Anträge der Verwaltung. Die Abstimmung ergab die Annahme der Anträge mit 3 621 893 Stimmen gegen 11515 Stimmen bei 12 405 Enthaltungen Der Aktionär. Rechtsanwalt Dr Fricdmann der 1500 Stimmen ver­trat. gab Protest zu Protokoll. Die von dem Verlierer des All­gemeinen Verbandes der Deutschen Bankanstalten eingereichten Anträge werden aui dessen Wunsch dem Auisichtsrai zur Berück­sichtigung und zur Verwertung in der nächsten Generalversamm­lung überwiese-